Sagen aus Schlesien
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Der Berggeist der oberschlesischen Gruben

Der Skarbnik (»Schatzmeister oder -bewahrer«), so heißt er dort, erscheint in allerlei Gestalten, bald als feurige Kugel oder Rädchen, die vor den Füßen hinrollen, bald als Steiger – und das ist seine gewöhnliche Gestalt – dann wieder als Flamme, als Tier. Naht er als Bergmann, so kann man ihn an den roten Augen erkennen, wie etwa den Wassermann an den grünen. Vor seinem Erscheinen summt eine Fliege im Schacht. Er soll ein Bergmeister gewesen sein, der solche Freude am Bergbau hatte, daß er Gott bat, ihm statt der seligen Ruhe im Himmel lieber doch die Erlaubnis zu geben, bis auf den jüngsten Tag in Gruben und Schächten herumzufahren.

Als Bergleute einmal Kohle losschlugen, hörten sie's auf der anderen Seite ebenfalls schlagen. Da schwiegen sie und horchten, aber das Geräusch ließ nicht nach. Das nahmen sie als Warnungszeichen. Ebenso rief es einem Bergmann, welcher vor Ort schlief, dreimal: »Jacek stan!«(Jakob, steh auf!) Er holte den Schlepper und kam zurück, da war die Stelle, wo er gelegen hatte, verschüttet. Einem anderen erschien das eigene Kind am Stollen und rief »Vater, komm heim«. Dann verschwand das Kind sogleich. In aller Hast lief er nach Hause und fand das Kind schlafend in der Wiege. Zur selben Stunde ist aber der alte Stollen eingestürzt.

 


 


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