Sagen aus Schlesien
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Breslauer Spuk

Auch Breslau hat seine Heimlichkeiten. So vernahmen in jedem Jahre zur Adventszeit die Bewohner des uralten Hauses zum grünen Rautenkranz auf der Nicoleistraße einen wunderbaren tausendstimmigen Gesang, der aus der Tiefe tönte. Dann wagte sich niemand in die Kellerräume hinab, die unter dem Hause in hohen Wölbungen hinzogen; es ging die Rede, das Haus sei vor viel hundert Jahren einmal ein Kloster gewesen und das seien die Stimmen von all den längst Verstorbenen, die einst im Kloster gelebt, welche jetzt aus dem Keller drängen. Die Nonnen hielten ihren jährlichen Umzug und sängen dabei die alten Lieder, die sie zu Lebzeiten bei solchen Gelegenheiten gesungen. – Ein anderes uraltes Haus in der Altbüßergasse hinter Maria-Magdalenen heißt heute noch: Zur stillen Musik. Auch hier vernahmen früher die Leute zu manchen Zeiten eine eigentümliche, geisterhafte Musik, die aus den Kellern zu kommen schien. Stieg man hinab, dann klang sie aus größerer, unergründlicher Tiefe herauf, bis sie von selbst aufhörte.

 


 


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