Sagen aus Schlesien
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Die sieben Riesen im Spitzberge zu Schwiebus

Das Haus eines reichen Ratsherrn zu Schwiebus wurde einst vom Blitz getroffen; seine ganze Habe fiel dem ausbrechenden Brand zum Opfer, so daß er nun als armer Mann dastand. Wohl borgten ihm die Schwiebuser Geld zum Bau eines neuen Hauses, aber ein Unglück kommt selten allein; er verdiente fortan so wenig, daß er nicht einmal die Zinsen des geborgten Geldes aufbringen konnte.

Verzweifelt wanderte der Ratsherr eines Abends nach den Spitzbergen hinaus, wo er sein trauriges Leben beweinte.

Aber während er mit düsterer Miene unter den dunklen Bäumen dahinschritt, gebot ihm plötzlich eine mächtige Stimme halt, zugleich umlohte ein Feuerschein den Platz, wo er stand. Erschrocken sah sich der Unglückliche nach allen Seiten um. Wie erstaunte er aber, als er im Berg ein mächtiges Tor erblickte und eine wohl sechs Meter hohe Gestalt ihm winkte hineinzukommen. Er tat es. Drinnen fand er alles wohnlich und schön eingerichtet; zuletzt traf er in einem weiten Saal sechs ebenso große Gestalten, wie sein Führer war. Sie luden ihn freundlich ein, Platz zu nehmen, und als sie seine Erlebnisse gehört hatten, beschenkten sie ihn mit einem großen Sack voll Goldstücke, wohl an die vierhundert Taler.

Von nun an glückte dem Ratsherrn wieder alles, was er unternahm; er besuchte noch oft seine Wohltäter, die ihn immer freundlich aufnahmen und nur zum Stillschweigen verpflichteten. Das hielt er denn auch; erst auf seinem Totenbette offenbarte er seinem Sohn, wie er zu seinem Reichtum gekommen war. Dieser aber war leichtsinnig und plauderte beim Leichenschmaus das Geheimnis aus. Sofort fühlte er von unsichtbarer Hand einen Schlag gegen seinen Kopf und sank tot zu Boden.

Am nächsten Morgen aber erzählten die Bauern, sie hätten auf der Straße nach Norden sieben ungeheuer große gespenstige Männer gesehen, die schwer beladen klagend und jammernd fremdes Gut fortschafften.

 


 


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