Sagen aus Schlesien
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Der Vampir

In Milkendorf hatte der Schuster-Thes sich dem Leibhaftigen verschrieben. Im Walde riß er die Bäume samt den Wurzeln aus, während er sprach: Hans zieh! Vor seinem Tode bat er sein Weib, sie möge ihm die Nase abschneiden, sonst müsse er umgehen. Aber sie wollte ihn nicht verunstalten und unterließ es, seinen Willen zu erfüllen. An seinem Begräbnistage saß er auf einer Linde vor seinem Hause und geigte. Auch später trieb er sein Wesen. Oft sah man des Morgens Hunde auf dem Dachgiebel hängen, welche mit ihren Schwänzen zusammengebunden waren. Das bewog die Leute, einen Scharfrichter aus Wien kommen zu lassen, der den Leichnam ausgraben ließ. Man fand den ganzen Körper mit Federkielen bewachsen; wenn daraus Federn geworden wären, wäre Schuster-Thes auf und davon geflogen. Man hat den Körper auf dreier Dörfe Grenze verbrannt und als aus dem Feuer eine schwarze Kugel hervorrollte, zerhieb der Scharfrichter sie kreuzweise mit seinem Schwert. Danach war Ruhe in Milkendorf.

 


 


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