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Theodor Körner

1791-1813

Theodor Körner

wurde am 23. September 1791 zu Dresden geboren. Ging nach Absolvierung der Kreuzschule nach Freiberg, um sich dem Bergfache zu widmen. Angeregt durch den Verkehr bedeutender Männer in dem Elternhause, begann er frühzeitig seine lyrische Produktion und gab bereits 1810 seine erste Gedichtsammlung »Knospen« heraus. Wurde nach dem glänzenden Erfolg des »Zriny« als Theaterdichter am Burgtheater in Wien angestellt. Als Preußen sich zum Freiheitskriege rüstete, eilte er nach Breslau und trat als Freiwilliger in das Lützowsche Korps ein. Seine Kriegslieder sind das Beste, was er geschaffen hat. Wurde in einem Gefecht verwundet und zur Heilung nach Karlsbad gebracht. Kaum genesen, stürzte er sich wieder ins Gefecht. Während eines Streifzuges in der Nacht am 25. August traf ihn die tödliche Kugel. In Wöbbelin in Mecklenburg fand er seine letzte Ruhestätte.

Liebeständelei

Süßes Liebchen, komm zu mir!
Tausend Küsse geb' ich dir.
     Sieh mich, hier zu deinen Füßen.
Mädchen, deiner Lippen Glut
Gibt mir Kraft und Lebensmut.
     Laß dich küssen!

Mädchen, werde doch nicht rot!
Wenn's die Mutter auch verbot –
     Sollst du alle Freuden missen?
Nur an des Geliebten Brust
Blüht des Lebens schönste Lust –
     Laß dich küssen!

Liebchen, warum zierst du dich?
Höre doch und küsse mich!
     Willst du nichts von Liebe wissen?
Wogt dir nicht dein kleines Herz
Bald in Freuden, bald in Schmerz?
     Laß dich küssen!

Sieh, dein Sträuben hilft dir nicht!
Schon hab' ich nach Sängers Pflicht
     Dir den ersten Kuß entrissen. –
Und nun sinkst du liebewarm
Willig selbst in meinen Arm,
     Laß dich küssen!

Liebesrausch

Dir, Mädchen, schlägt mit leisem Beben
     Mein Herz voll Treu' und Liebe zu.
In dir, in dir versinkt mein Streben,
     Mein schönstes Ziel bist du!
Dein Name nur in heil'gen Tönen
     Hat meine kühne Brust gefüllt,
Im Glanz des Guten und des Schönen
     Strahlt mir dein holdes Bild.

Die Liebe sproßt aus zarten Keimen,
     Und ihre Blüten welken nie.
Du, Mädchen, lebst in meinen Träumen
     Mit süßer Harmonie.
Begeist'rung rauscht auf mich hernieder,
     Kühn greif ich in die Saiten ein,
Und alle meine schönsten Lieder,
     Sie nennen dich allein.

Mein Himmel glüht in deinen Blicken,
     An deiner Brust mein Paradies,
Ach, alle Reize, die dich schmücken,
     Sie sind so hold, so süß.
Es wogt die Brust in Freud' und Schmerzen,
     Nur eine Sehnsucht lebt in mir,
Nur ein Gedanke hier im Herzen:
     Der ew'ge Drang nach dir!

Bitte

Du hast es mir in einer schönen Stunde
     Halb zugesagt;
Und war die Bitte auch zu kühn gewagt,
     Im Munde
Bescheid'ner Liebe ist kein Wort verwegen;
     Und wenn der Morgen noch so zeitig tagt,
Die Sonne lächelt doch dem Freund entgegen!

Um eine Locke hab' ich dich gebeten –
     Kannst du dem Fleh'n
Der treu'sten Liebe grausam widerstehn?
     Die Fäden
Des Menschenlebens winden Zauberhände;
     Nur wo der Liebe stille Blüten wehn,
Da hat des Erdgeists finst'res Reich ein Ende.

Gib mir die Locke! Auf dem treuen Herzen
     Bewahr' ich sie,
Ein Talisman für Sturm und Phantasie.
     Verschmerzen
Will ich die Perlen in den trüben Blicken,
     Den rauhen Eingriff in die Harmonie,
Kann ich sie seh'n und an die Lippen drücken.

Es ist so schön, die Menschen glücklich machen –
     Du kannst es jetzt.
O, nicht den schönen Augenblick verletzt!
     Es wachen
Viel gute Geister über unsere Schmerzen,
     Und ob man Augen trocknet oder netzt,
Das schreiben sie in ihre klaren Herzen.


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