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Die Liebe

Betrachtungen und Gedanken grosser Männer.

Liebe

Liebe
gibt und nimmt
mit unberechnender Einfalt;

Liebe
lebt in der Lust, zu erfreuen
erfreuende Liebe;

Liebe
liebt das Geringste, getan
mit herzlicher
Liebe!

J. C. Lavater

In der Jugend ist die Liebe stürmischer, aber nicht so stark, so allmächtig wie später. Auch ist sie in der Jugend nicht so dauernd, denn der Leib liebt mit, lechzt nach leiblichen Offenbarungen in der Liebe, und leiht der Seele alles Ungestüm seines Blutes, die Überfülle seiner Sehnenkraft.

Später, wo diese aufhört, wo das Blut langsamer in den Adern sintert, wo der Leib nicht mehr verliebt ist, liebt die Seele ganz allein, die unsterbliche Seele, und da ihr die Ewigkeit zu Gebote steht, da sie nicht so gebrechlich ist wie der Leib, nimmt sie sich Zeit, und liebt nicht mehr so stürmisch, aber dauernder, noch abgrundtiefer, noch übermenschlicher.

Heinrich Heine.

Es gibt zwei Arten von Beständigkeit in der Liebe: die eine entspringt daher, daß man immerfort neue Gegenstände an der geliebten Person findet; die andere daher, daß man Ehre darin sucht, beständig zu sein.

Rochefoucault.

Der liebt nicht, der die Fehler des Geliebten nicht für Tugenden hält.

Goethe.

Die Liebe ist der Grundbestandteil des Menschen; diese ist da, so wie der Mensch da ist, ganz und vollendet, und es kann ihr nichts hinzugefügt werden; denn diese liegt hinaus über die fortwachsende Erscheinung des sinnlichen Lebens und ist unabhängig von ihm.

Fichte.

In jedem Frauenherzen ruht ein Schatz von Tugend und Liebe und Frömmigkeit und in ihren Augen brennt die Zauberflamme über diesem Schatz; aber nur wenige Männer besitzen den Zauberstab, diesen Schatz zu heben, und nur zu oft sinkt dieser Schatz durch die Entheiligung der Hebeformel für ewig zurück, und das Herz bricht darüber entzwei.

Saphir.

Daß Liebhaber und Geliebte nie Langeweile haben, wenn sie beieinander sind, kommt daher, daß sie beständig von sich selbst sprechen.

Rochefoucault.

Bei der Erklärung der Liebe muß ein physikalisches Phänomen, oder ein historisches Faktum angenommen werden. Ist es Sympathie, wie der dumme Magnet das rohe Eisen anzieht? Oder ist eine Vorgeschichte vorhanden, deren dunkles Bewußtsein uns blieb und in unerklärlicher Anziehung und Abstoßung sich ausspricht?

Heinrich Heine.

Mit der wahren Liebe ist es wie mit Gespenstererscheinungen: alle Welt weiß davon zu erzählen, aber wenig Leute haben sie gesehen.

Rochefoucault.

Treue, echte Liebe freut sich in der Stille des seligen Genusses, prahlt nicht nur nie mit Gunstbezeigungen, sondern gesteht sich's sogar selbst kaum, wie froh sie ist. Die glücklichsten Augenblicke in der Liebe sind da, wo man sich noch nicht gegeneinander mit Worten erklärt hat, und doch jede Miene, jeden Blick versteht. Die wonnevollsten Freuden sind die, welche man mitteilt und empfängt, ohne dem Verstande davon Rechenschaft zu geben.

Knigge.

Die Liebe kann, wie das Feuer, nicht ohne ewiges Anfachen bestehen, und sie stirbt, sobald sie zu fürchten oder zu hoffen aufhört.

Rochefoucault.

O Liebe! Liebe! Heiliger Feuerbusch, der stets flammt, und sich nie verzehrt; Amme der Tugend! Erzieherin der heitern Künste! Süße Gespielin der Muse! Du lebst im Säuseln der Weste und im eichenknickenden Sturme; in Philomelens flötender Klage und im leisen Geschwirre des Käfers, in der Aeolsharfe Schauerbeben und in des Haberrohrs lispelndem Hauche; du wölbst des Mädchens jungfräulichen Busen und den schwellenden Becher der Hyazinthe; du funkelst in der Sterne diamantnen Chiffern und in des Kolibri farbigen Tinten; du bezähmst der Wölfin Leidenschaft, und kühlest den Samum der Gierde; du ebnest die Wogen der Zwietracht, und dämpfest der Regungen Tosen. Du, Liebe! Liebe! bist der allerzeugende Schoß, aus dem Friede und Ruhe gesprungen, und das letzte und liebste deiner Kinder ist die Poesie, die im traulichen Arme dir liegt.

Saphir.

Liebe ist gleich der Flamme des Blitzes: vorüberrauschend und blendend, Freundschaft glimmt oft unter der Asche, und wird mit der Zeit erst zu einer stillen anhaltenden Glut.

Aus dem Französischen.

Es gibt nur ein Original von der Liebe, aber tausend verschiedene Kopien.

Rochefoucault.


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