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Ludwig Achim von Arnim

1781-1831

Achim von Arnim

der Sprosse einer alten Adelsfamilie, wurde am 26. Januar 1781 in Berlin geboren. Studierte in Halle, Göttingen und Heidelberg, wo er mit Clemens Brentano bekannt wurde, und heiratete 1811 dessen Schwester Bettina. Sammelte mit Brentano die Lieder des Wunderhorns. Siedelte 1814 auf sein Gut über und starb daselbst am 21. Januar 1831.

Die Uhr der Liebe

     Wie die Stunden rennen
Mir an ihrer Seit',
Auf der Zunge brennen
Lieb' und Heimlichkeit; –
Soll ich ihr bekennen,
Was im Herzchen brennt,
Und wie soll ich's nennen,
Was sie noch nicht kennt?

Herz! sei doch zufrieden,
Sie still anzusehn,
Würden wir geschieden,
Müßtest du vergehn.
Schweige noch, hienieden
Ward es nicht so schön,
Daß in sel'gem Frieden
Zweie sich ansehn.

Warnung und Ermunterung

Siehst du in den hohen Spiegel,
Deine Locken gleich zu ringeln,
Scheint ein Bübchen, das hat Flügel,
Dich mit Blumen zu umzingeln:
     Dann erscheinen in dem Spiegel
     Noch der holden Mädchen drei,
     Binden dieses Knaben Flügel,
     Anmut bindet Lieb' und Treu.

Willst du freundlich gern sie sehen,
Bleiben freundlich sie ergeben,
Willst du dich nur spiegelnd sehen,
Mögen sie wohl frei vorschweben!
     Klage nicht, daß Schönheit fliehet,
     Schneller flieht das Irrlicht dann,
     Bind es nicht durch Kunst, es glühet,
     Was uns wärmt, auch brennen kann.

Sonnenstrahl wie warm und helle,
Kannst die Wange bald versengen!
Ei, wer sieht's im Tanz so schnelle,
Alle Farben da sich drängen:
     Amor schwingt die Fackel helle,
     Sieht so listig auf den Grund,
     Sieht so leicht die falsche Stelle,
     Schminke küsset nicht sein Mund.

Wer sich Amor kann verstecken,
Kann auch nimmer selig lieben,
Wer ihn aus dem Schlaf kann wecken,
Kann das Kindlein hart betrüben:
     Sei auch Lieb' durch Schönheit flüchtig,
     Wir entfliehen ja mit ihr,
     Blühe Wein und trage tüchtig,
     Schönre Kinder bleiben hier.

Statt des einen Amor viele,
Viele Amors ohne Flügel
Kränzen Grazien im Spiele,
Und du siehst dich ohne Spiegel:
     Siehst du deine Schönheit wieder
     In den Kindern, die einst dein,
     Schlage nicht die Augen nieder:
     Ach wie schön, so schön zu sein.

Kalte Hände, warmes Herz

Kälte Hände, warmes Herz,
Hab' ich wohl empfunden,
Nahe Tränen, fernen Schmerz,
In des Abschieds Stunden;
In der Hände letztem Druck
Froren sie zusammen;
Doch das Herz war heiß genug,
Löste sie in Flammen.

Kalt, so fühl' ich deine Hand
Noch in meiner liegen,
Und des Herzens heißen Brand
An mein Herz sich schmiegen:
Kalte Hände, warmes Herz
Mußt du mir erhalten,
Keinem drück' die Hand zum Scherz,
Daß nicht Herzen kalten.

Sie gab, was mich verarmet

Sie gab, was mich verarmet,
Mir scheidend ihren Mund,
Sie hat sich mein erbarmet,
Ach Gott, wem tu' ich's kund!
Ich kann's nicht in mir lassen,
Es sprenget meine Brust,
Es kann's die Welt nicht fassen,
Was mir allein bewußt.

Wie mir der Abend rötet,
Noch niemand wissen muß;
Ach, hätt sie mich getötet
Im ersten, ersten Kuß!
Von Schmerzen könnt' ich ruhen.


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