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3.

Der lange erwartete Ballabend war da! Ganz Tannenrode stand auf dem Kopfe. Einen Tanzstundenball gibt es zwar jeden Winter, aber einen so glänzenden wie dieses Jahr, den ein leibhaftiger Prinz verschönte, hatten die Tannenroder lange nicht gesehen. Alles war von fieberhafter Erwartung. Ernst Heinrich, Fürst von Büsingen, zeigte mal wieder glänzend, wie ihm das Interesse und Wohl seiner Landeskinder am Herzen lag. Zweimal im Jahre zog überhaupt eine Glanzzeit für Tannenrode herauf, das war, wenn der Hof die Zelte in der Residenz abbrach, um zu kurzem Aufenthalte nach Tannenrode zu kommen. Dann strahlte die ganze alte kleine Stadt in festlichem Glanze, und wenn der kurze Traum verflogen, dann lag es wieder still und verschlafen in endloser Stille und Einsamkeit, als wäre nie eine Hofequipage durch die langen Gassen gebraust, als hätten sich in seinen Straßen und Anlagen nie stolze Reiter im Sattel gewiegt, denn die blauen Husaren, der Schmuck von Tannenrode, scheuten das holprige Pflaster und ihr Ritt beschränkte sich gewöhnlich auf die Umgebung des Städtchens. Durch die Straßen wandelten sie gewöhnlich in den hohen Reiterstiefeln zu Fuß und guckten den jungen Mädchen von Tannenrode lachend in die keusch verhangenen Fenster.

Und nun hatte dies Jahr die Gnadensonne fürstlicher Huld ganz unerhört Tannenrode geleuchtet. Der zweite Sohn des Fürsten Ernst Heinrich von Büsingen sollte, bevor er bei den blauen Husaren von Tannenrode als Offizier zum aktiven Dienst eintrat, ein Jahr das Gymnasium des Städtchens besuchen, um mehr Fühlung mit den Tannenrodern zu gewinnen. Burg Tannenrode war dereinst Dolf Dietram als Erbe bestimmt, da war es gut, wenn der junge Prinz beizeiten lernte, mit den Tannenrodern umzugehen. Zudem konnte man ihn hier leichter unter Aufsicht haben als in der Großstadt, wo Dolf Dietrams Extravaganzen leicht noch begünstigt werden konnten. Der letzte Aufenthalt in der Residenz hatte da viele unliebsame Dinge zutage gefördert und der Erzieher des Prinzen war mit den Zeichen allerhöchster Ungnade verabschiedet worden.

Es stellte sich bald heraus, daß man eine sehr glückliche Wahl getroffen, als man Baron von Rammelsburg mit dem sehr verantwortungsreichen Posten eines Prinzenerziehers betraut hatte. Baron von Rammelsburg hatte schon dem älteren Bruder des Prinzen als militärischer Begleiter zur Seite gestanden, er hatte mit Prinz Emmerich weite Reisen gemacht und er war dann nach der Vermählung des Erbprinzen auf eigenen Wunsch wieder in sein altes Regiment zurückversetzt worden, bis nun hier in Tannenrode ihm wieder die ehrende Aufgabe zuteil wurde, Prinz Dolf Dietram als Mentor zu dienen.

Die zähe Energie des Rittmeisters hatte schon oft zu kleinen Reibungen mit dem jungen Prinzen geführt, aber an dem unbeugsamen Willen des Barons war noch immer des Prinzen Eigensinn gescheitert.

Baron Rammelsburg hatte schon früher einmal, als Prinz Dolf Dietram noch die erste militärische Ausbildung genoß, für kurze Zeit seine Erziehung geleitet. Schon damals war er der einzige gewesen, der den störrischen Knaben zu leiten verstand.

Eine heftige Erkrankung des jungen Prinzen, die ihn zwang, für längere Zeit nach dem Süden zu gehen, hatte damals das Verhältnis gelöst. Was lag nicht alles zwischen jetzt und den sonnigen Jugendtagen! Baron Rammelsburg aber hatte stets das unbedingte Vertrauen des Fürsten besessen. Er stand fest in der fürstlichen Huld und die Art, wie er es verstand, die unbeherrschten Leidenschaften des jungen Prinzen im Zaume zu halten, hatten ihm schon manche Anerkennung der fürstlichen Herrschaften eingebracht.

Heute, am Ballabend, war der Rittmeister aber mehr als je verzweifelt, seinen halsstarrigen Zögling zur Ordnung zu bringen.

Der Prinz hatte ihm lachend erklärt, dem kleinen Scheusal, der kleinen Rainer, wolle er ihre völlige Ueberflüssigkeit und Bedeutungslosigkeit heute auf dem Balle fühlen lassen. Die unbescheidene Person solle doch endlich einsehen, daß sie es nicht mit ihresgleichen zu tun hatte. Er wollte sie schneiden, so auffallend schneiden, daß die ganze Tannenroder Jugend das Gleiche täte. Da konnte sie dann sehen, wie sie ihren Platz an der Wand als Mauerblümchen würdig aushielt.

Rammelsburg hatte mit tiefstem Unwillen den sich fast überstürzenden Worten seines jungen Gebieters gelauscht. Sie standen in der großen weiten Halle von Burg Tannenrode mit den mächtigen Geweihen und dem blitzenden Waffenschmuck an den Wänden, in deren blinkendem Stahl sich die lodernden Flammen des Kamins brachen.

Die reckenhafte Gestalt des Rittmeisters in der lichtblauen Uniform stand hochaufgerichtet vor der kleineren, schmächtigen des jungen Prinzen, der in dem schwarzen Frackanzuge, eine weiße Kamelie im Knopfloch, in nachlässiger Eleganz seinem zürnenden Lehrer entgegensah.

»Es hilft nichts, lieber Rammelsburg,« sagte der Prinz mit hochmütigen Augen. »Ihr Schützling, ich begreife nicht, wie Sie sich überhaupt für die kleine Kratzbürste interessieren können, muß gestraft werden.«

Zornig blitzten Rammelsburgs dunkle Augen über den Prinzen hin. »Von interessieren kann gar nicht die Rede sein, Durchlaucht. Meine Aufgabe ist es, zu verhindern, daß Durchlaucht Unvorsichtigkeiten begehen, die eines Prinzen unwürdig sind. Wenn Durchlaucht nicht auf meine ernst gemeinten Vorstellungen hören wollen und einen Eklat im Ballsaal beabsichtigen, so wird mir weiter nichts übrig bleiben, als zu verhindern, daß Durchlaucht den Ballsaal betreten.«

Der Prinz lachte nervös auf und ein böser Blick traf den Rittmeister. »Sie sind wirklich heiter, lieber Rammelsburg. Ich möchte mal wissen, wie Sie das verhindern wollten!«

»Durch strikten Befehl! Sie wissen, Durchlaucht, daß mir unbeschränkte Vollmacht in dieser Beziehung gegeben ist. Das nahe Abiturienten-Examen legt überhaupt Durchlaucht die Pflicht auf, sich von allen Vergnügungen, welche die Arbeitskraft von Durchlaucht zersplittern, fernzuhalten. Ich würde dieses Machtwort unnachsichtlich sprechen, wenn Durchlaucht wirklich darauf beharren, hier eine Dame der Gesellschaft zu insultieren.«

Das Antlitz des Prinzen war kreidebleich geworden. »Weiß Gott, Rammelsburg, Sie sind kühn! Wollen Sie vielleicht andeuten, daß diese Kaffern hier in Tannenrode mich durchs Examen plumpsen lassen? Na, das würde weniger mich, als Sie treffen!«

»Ganz recht, Durchlaucht, da ich das weiß, werde ich darauf bestehen, daß Durchlaucht keine Minute der kostbaren Arbeitszeit verlieren!«

Jetzt lachte der Prinz ganz laut. »Und das soll ich Ihnen glauben, Herr Baron? Sie wollen mich nur schrecken, aber ich will Ihnen den Willen tun und diese kleine Rainer heute sehr anständig behandeln, höchst anständig sogar. Sind Sie nun zufrieden?«

»Ich erwarte, daß Durchlaucht sich der hohen Stellung, die Durchlaucht einnehmen, würdig zeigen werden.«

Der Prinz kniff die schmalen Lippen fest zusammen. Dieser Rittmeister war wirklich unleidlich. Na, vergessen würde er ihm das nicht. – – –

* * *

Und dann stand er im Ballsaal und sah Aniane Rainers große graue erschreckte Augen. Beinahe hätte der Prinz laut gelacht bei Anianens Anblick.

Steifgestärkt umbauschte das weiße gestickte Batistkleid Anianens schlanke Gestalt. Auf den blonden zurückgestrichenen Haaren lag ein Kranz von roten Astern.

»Greulich,« murmelte der Prinz. Aber eingedenk seines Versprechens, das er Rammelsburg gegeben, sprach er Aniane mit einer tiefen Verbeugung an:

»Darf ein reuiger Sünder um den ersten Tanz bitten, gnädiges Fräulein?«

Aniane sah ihn unschlüssig an. Eine heiße Blutwelle flog über ihr Antlitz.

»Wollen Sie mir Ihre Tanzkarte erlauben?« Unwillkürlich hielt das junge Mädchen die Tanzkarte abwehrend fest.

»Sie ist ganz leer, Durchlaucht,« kam es dann stockend von den zuckenden Lippen.

Und da passierte dem Prinzen etwas Merkwürdiges. Es überkam ihn plötzlich ein so heißes und tiefes Gefühl aufrichtiger Reue, er hatte die Empfindung, als müsse er niederknien und Abbitte leisten, daß er es war, der diesen Kinderaugen Tränen erpreßte.

»Sie müssen sehr gut und sehr nachsichtig sein, gnädiges Fräulein,« sagte er langsam, »daß Sie es doch mit mir versuchen wollen, jetzt aber erlauben Sie.«

Er schritt geradeswegs, Anianes Tanzkarte in der Hand, hinein in die Reihen der Jünglinge. Aniane stockte fast der Herzschlag. Er wollte gut machen, Mitleid zwang ihn, seine Absicht, Aniane zu schneiden und nach Kräften verächtlich zu machen, aufzugeben; er wollte sie davor bewahren, zu den Sitzengebliebenen zu zählen.

Aber war denn die innerliche Schmach nicht noch größer? Litt sie nicht noch mehr unter dem Mitleid des Prinzen?

Aniane sah gar nicht, daß Rammelsburg sich ihr grüßend nahte. Ihr Auge hing nur angstvoll an der Gestalt Dolf Dietrams und an den Zügen der Tänzer, denen er ihre Tanzkarte reichte. Oft meinte sie starres Entsetzen, oft Spott und Hohn in den Gesichtern der jungen Männer zu lesen, aber wohlerzogen neigen sie alle ihre Häupter und kritzelten auf höchsten Wunsch in Anianens Tanzkarte.

Und jetzt schritt Dolf Dietram wie ein Sieger auf Aniane zu, ihr die Tanzkarte zurückreichend. »Darf ich bitten, gnädiges Fräulein?«

Sie nahm stumm seinen Arm. War es denn wirklich möglich? Geschah das Ungeheuerliche? Prinz Dolf Dietram eröffnete mit Aniane Rainer den Ball?

Witta von Monbert sah es an Wigbert von Pflugs Seite mit sprühenden Augen. Dieses kleine dumme Ding mit dem schrecklichen Asternkranze also hatte ihr den Tänzer, auf den sie allein ein Recht zu haben vermeinte, genommen?

Der Prinz mußte ja ganz von Sinnen sein.

Durch die Reihen der Mütter ging ein Tuscheln und Flüstern. Unglaublich, diese Auszeichnung!

Tante Malchen fühlte sich jetzt. Sie puffte ihren Alten, der ganz schüchtern an ihrer Seite saß, energisch in die Seite. »Siehst du,« flüsterte sie dem Major zu, »daß deine Angst wegen der »Kledage« ganz nutzlos war? Dich habe ich doch auch damals in dem Kleide bezaubert, warum soll denn die Aniane nicht auch gefallen? – Sie sieht reizend aus, das Kind!«

Und hochbefriedigt lehnte sich Tante Malchen auf dem unbequemen Stuhl weit zurück und sah triumphierend um sich.

»Daß dich der Deibel kriegt,« brummte der Major. »Und um das mit anzusehen, wird man hierher geschleppt. Ich gehe ins Rauchzimmer, Alte. Mir wird schlecht bei dem ganzen Zauber!«

Sie nickte gönnerhaft. Mochte er doch gehen, den größten Triumph hatte er doch gesehen, Aniane war Ballkönigin, wirkliche Ballkönigin!

Die Majorin lächelte über alle Tanzstundenmütter hinweg. Nun konnte sie nichts mehr kümmern. Selbst Witta von Monberts rosa Tüllkleid mit den blitzenden Tautropfen verblaßte vor den jüngsten Begebenheiten. Aniane sah »reizend« aus! Dieses Kind, es war gewiß noch zu Großem berufen? Und die Majorin Buttler spann phantastische Träume, während die Jugend beim Klange der Polonaise freudeglühend vorüberzog.

»Keine Schwalbe bringt, keine Schwalbe bringt
Dir zurück, wonach du weinst«,

intonierte die Musik und hoch hoben sich die Arme der jungen Paare, duftige Blumen in den Händen, als wollten sie das Glück haschen und festhalten, das ihnen so goldig lachte.

Doch die Schwalbe singt, doch die Schwalbe singt
Im Dorf wie einst«,

summten die Mütter leise mit, und mancher goldene, längst verwehte Jugendtraum zog in ihren Erinnerungen auf. – –

* * *

Eines der letzten Paare war Rammelsburg und Rahel von Wolfhardt. Matt leuchtend, wie Perlmutter, schimmerten Rahels weiße Schultern aus dem duftigen Tüllkleide hervor. In dem rotgoldenen Gelock Rahels lag wie ein Stern eine große weiße Tuberosenblüte. Und Tuberosen schmückten die junge Brust und es ging wie ein Rausch von den weißen Blüten aus, der auch Rammelsburg wider Willen gefangen nahm.

»Wir gehören eigentlich heute beide gar nicht unter die Tanzenden,« bemerkte Rahel, schalkhaft zu dem Rittmeister aufsehend, »darum haben wir uns auch wohl zusammengefunden?«

Er sah sie prüfend an. »Es war mir ein Bedürfnis, Rahel,« flüsterte er, »endlich einmal nach so langer Zeit aus Ihrem Munde zu hören, daß es Ihnen gut geht, daß Ihnen die Jahre, die Sie fern waren, Freundliches gebracht, was ich Ihnen so sehr gewünscht.«

Ein finsterer Blick aus den halbgeschlossenen Augen Rahels traf den Rittmeister. Die roten Lippen preßten sich fest aufeinander. Rahel schwieg lange; die viel verschlungenen Touren der Polonaise erforderten augenscheinlich ihre ganze Aufmerksamkeit.

»Es war mir leider bisher nicht gut möglich, einmal in Ihre Nähe zu kommen, gnädiges Fräulein,« nahm der Rittmeister die Unterhaltung wieder auf.

Rahel lächelte höhnisch. Der sonnige schalkhafte Zug von vorhin war vollständig verflogen.

»Ich lerne Sie von einer ganz neuen Seite kennen, Baron,« erwiderte sie endlich. »Es war sonst nicht Ihre Sache, nichtssagende Redensarten zu machen.«

Eine helle Röte stieg in Rammelsburgs Antlitz.

»Ich glaube, gnädiges Fräulein, die Vergangenheit gäbe mir ein Recht, mich Ihnen als Freund zu nähern.«

Jetzt war es Rahel, der das Blut siedendheiß ins Gesicht stieg.

»Die Vergangenheit, Baron von Rammelsburg, soll ausgelöscht sein. Hören Sie? Ganz ausgelöscht. Ich will nicht, daß man mich daran erinnert. Es ist taktlos von Ihnen. Ich war ein unbedachtsames Kind und – –«

»Rahel, Rahel,« begütigte der Rittmeister seine Dame, da sich eben die Polonaise in einen Walzer auflöste, zum Ausgange des Saales führend, »noch immer die alte Leidenschaft, die mit dem Kopfe durch die Wand will? Ich glaube Ihnen bewiesen zu haben, daß Sie keinen treueren Freund haben, als mich, und vergessen, Rahel, das können Sie mir glauben, habe ich Sie auch nicht. Und jetzt kommen Sie, jetzt wollen wir tanzen und die alten Geschichten begraben.«

Und das schöne Mädchen wiegte sich im Tanze an seiner Brust und die Duftwellen der Tuberosen fluteten über ihn hin und nahmen ihm fast den Atem. Wie weich und warm sich der junge Frauenkörper an ihn schmiegte! Sie war doch schön, diese Rahel, sündhaft schön, aber er liebte sie nicht und er hatte sie nie geliebt. – –

* * *

Aniane hatte diesen Tanz wie im Traume getanzt. Durch ihre Seele ging es wie ein Klingen. Die Zartheit in des Prinzen Ton, wenn er leise und gütevoll zu ihr herniedersprach, der warme Klang in seiner Stimme weckte ein Rauschgefühl in ihrer Brust, wie sie es bisher nie gekannt. Was taten ihr da Witta von Monberts höhnische Blicke und die halbunterdrückten spöttischen Bemerkungen, die während der einzelnen Touren verworren an ihr Ohr klangen. Nein, Witta konnte sie heute nicht kränken! Alles, was ihr Prinz Dolf Dietram angetan, war ausgelöscht in dem Augenblicke, da er heute sie, die Verschmähte und Verachtete, in den Mittelpunkt des Festes stellte.

Aniane schloß die Augen, es war ihr, als flöge sie, von des Prinzen Arm umschlungen, stracks in den Himmel hinein. Dieser Tanz gehörte ihr, der einzige, der vielleicht nicht gezwungen war – und den wollte sie auskosten und dann – wie dunkel war es, was dann kam!

Der Walzer, der sich an die Polonaise anschloß, war zu Ende, Dolf Dietram stand, sich verneigend, vor Aniane.

»Sie zürnen mir nicht mehr, gnädiges Fräulein?«

Sie lächelte voll herzzerreißenden Wehes zu ihm auf. »Nein, Durchlaucht,« sagte sie, auf ihre gefüllte Tanzkarte zeigend, »aber ich muß Durchlaucht schon bitten, die Engagements, die ja nicht mir, sondern den Wünschen Eurer Durchlaucht gelten, rückgängig zu machen. Ich werde diese Tänze nicht tanzen.«

Dolf Dietrams Augen blitzten zornig über Aniane hin. Es hätte nicht viel gefehlt, so hätte er ärgerlich mit dem Fuße gestampft. Was fiel denn dem dummen Mädchen ein?

»Aber, mein gnädiges Fräulein, ich kann doch die Herren nicht veranlassen, ihre Ansprüche aufzugeben.«

Jetzt waren es Anianens Augen, die ihm zornig entgegenflammten. »Ich habe Sie in keiner Weise ermächtigt, Durchlaucht, meine Tanzkarte durch Ihre Freunde besetzen zu lassen. Ich verzichte ein- für allemal auf die Ehre, auf »allerhöchsten Befehl« zum Tanze begehrt zu werden. Sagen Sie das bitte Ihren Freunden, oder sagen Sie es ihnen nicht, ganz wie Sie wünschen.«

Des Prinzen Augen sprühten, aber sie hingen doch voll Interesse an dem jetzt ganz erblaßten Mädchengesicht, das sich stolz und bestimmt zu ihm emporhob. –

Merkwürdig, der schreckliche Asternkranz entstellte sie gar nicht so. Ihm war einen Augenblick, als sähe er wie in einem holden Traume ein zartes Blumengesicht, das ihm unsagbar süß erschien.

»Gnädiges Fräulein haben übersehen, daß auch ich noch auf Ihrer Tanzkarte vertreten bin.«

Er sagte es stolz mit einem kleinen dünkelhaften Hochmut, der ihn zuweilen, trotz aller Leutseligkeit, deren er sich im Umgange mit den Tannenroder Bürgern befleißigte, überkam.

»So werden Durchlaucht das Schicksal Ihrer Freunde teilen und ich glaube, es wird nicht allzu schwer sein«, entgegnete Aniane mit zuckenden Lippen.

Der Prinz sah sie fassungslos an. Was war denn das? Warum hatte er plötzlich die Empfindung, als dürfte er dieses Mädchen nicht lassen? Was ging sie ihn schließlich an?

Ueber Anianens Antlitz flog eine fahle Blässe. Fast war es, als schwankte sie.

»Sind Sie krank, gnädiges Fräulein,« fragte er erschreckt. Wieder klang der weiche, warme Herzenston in seiner Stimme.

Aniane lächelte matt. »Wenn Durchlaucht die große Güte haben wollen und meine Tante verständigen lassen könnten, daß mir nicht wohl ist und daß ich bitten möchte, mit mir nach Hause zu fahren.«

Der Prinz verneigte sich stumm und reichte Aniane den Arm, um sie bis zum Ausgange des Saales zu führen. Rings umher hatte sich schon ein Kreis gebildet und Witta von Monbert, die ganz in der Nähe stand, hatte gewiß jedes Wort gehört.

»Ich bedaure ungemein,« sagte er leise, fast unbewußt den schlanken Mädchenarm näher an sich ziehend.

»Lassen Sie doch das Mitleid, Durchlaucht,« gab Aniane zurück, während es wieder wie Zorn in ihren Augen glühte. »Aus Mitleid tanzten Sie mit mir, aus Mitleid mit dem armen zurückgesetzten, schlecht angezogenen Mädchen verschafften Sie mir Tänzer, die sonst nicht gekommen wären und Sie glauben nun, ich müßte vor Dankbarkeit stolz und gehoben durch den Saal fliegen und jauchzend das unerhoffte Glück genießen! Ich habe aber gar keine Anlage zur Dankbarkeit, und Mitleid, Durchlaucht, auch das Ihre, will ich nicht. Und nun lassen Sie mich Abschied nehmen, Prinz, denn ich habe die Absicht, mit dem heutigen Tage aus der Gesellschaft auszuscheiden, die mich doch immer nur als Eindringling betrachtet hat. Unsere Wege werden sich kaum noch kreuzen.«

Sie reichte ihm an der Tür des Saales frei und offen die Hand. Die zarte Gestalt richtete sich stolz empor und die großen grauen Augen sahen wie eine leidvolle Welt in die seinen.

Und er konnte nicht anders. Er neigte sich tief auf die kleine zitternde Mädchenhand und küßte sie mit zuckenden Lippen.

»Ich hoffe, daß wir uns recht bald wiedersehen, gnädiges Fräulein,« sagte er warm. »Ihre Frau Tante werde ich verständigen. Gute Besserung und auf Wiedersehen in der nächsten Tanzstunde!«

Der Prinz trat zurück. Aniane neigte den Kopf tief auf die Brust. Ihre Lippen preßten sich fest aufeinander. Sie sah wieder nicht, daß Baron Rammelsburg am Eingange zur Garderobe auf sie zutrat. Sie hörte auch nicht, was er zu ihr sprach, sie blickte nur starr vor sich hin mit weit geöffneten Augen.

»Wollen Sie fort, gnädiges Fräulein?« fragte er erstaunt. »Der Ball hat doch erst begonnen. Wohin wollen Sie denn?«

»Durch graue Gassen,« gab sie tonlos zurück, »durch endlos graue Gassen.«

»Sie sind krank!« rief er erschreckt. »Ich gehe, Ihre Frau Tante zu holen.« – –

* * *

Wie Aniane heimgekommen, wußte sie nicht. Sie hatte nur eine unklare Empfindung, als hätte sich plötzlich ein schweres Ungewitter über ihrem Haupte entladen. Was ihre Tante alles in der Erregung während der Heimfahrt herausgepoltert – Aniane wußte es nicht. Nur des Onkels begütigende Stimme hatte sie zuweilen wie aus der Ferne vernommen.

Und nun stand sie der Tante im Wohnzimmer gegenüber. Noch lag der zerdrückte Asternkranz auf ihrem Haare und das zerknitterte steifgestärkte Batistkleid hing um ihre schlanken Glieder. Der Onkel saß an dem großen Tische, auf dem die Lampe brannte, gemächlich bei einem Glase dampfenden Punsches, den ihm die Magd gebracht, und schaute mehr amüsiert als geärgert auf seine händeringende Frau.

»Ich frage dich nun um alles in der Welt,« herrschte sie Aniane an, »was soll denn daraus werden? Morgen ist die ganze Stadt voll von dem Skandal, den du uns eingebrockt hast. Eine solche Arroganz ist mir denn doch noch nicht vorgekommen. Den Ball im Stiche lassen, wo man die ganze Tanzkarte besetzt hat und zweimal von einem Prinzen, einem wirklichen Prinzen engagiert ist! Hast du denn gar keinen Begriff von der Ehre, der unverdienten Ehre, die dir widerfahren ist, du dummes Ding?«

»Ehre!« Aniane lachte hart auf. »Eine schöne Ehre, wenn ein Prinz mal aus Mitleid, oder weil er sich schämt, daß er sich früher taktlos benommen hat, mit mir tanzt und seine Freunde bittet oder ihnen befiehlt: »Tanzt mal mit dem armen kleinen Mädel da, das kriegt sonst keinen Tänzer, denn es sieht so greulich aus, daß alle vor ihr davonlaufen.« Nein, Tante, ich danke für eine solche Ehre. Es war heute mein erster und letzter Ball, Tante Malchen, ich werde nie mehr einen Ballsaal betreten.«

Sie nahm gelassen den Asternkranz aus dem blonden Haar und legte ihn auf den Tisch unter die Lampe.

»Bist du denn hirnverbrannt, Mädel, was soll denn das heißen?« schrie die Majorin empört. »Was sitzt du denn so stumm da,« unterbrach sie sich hastig, ihren Mann unsanft an der Schulter schüttelnd. »Hast du denn überhaupt gehört, was Aniane für Blödsinn redet? Anstatt ihr den Kopf zurecht zu setzen, lachst du noch und trinkst unentwegt Punsch. Wo bleibt da die Autorität?«

»Malchen, Malchen,« wehrte der Major toternst. »Laß doch das Kind. Sie ist vernünftiger als wir alle zusammen. Ich kann dir sagen, daß ich mich noch nie in meinem Leben so gemopst habe, wie auf diesem Tanzstundenballe und Aniane hat, wie sie ja selbst sagt, auch keine Seide dabei gesponnen. Laß doch also das Kind seine eigenen Wege gehen.«

»Ja, das will ich auch,« gab Aniane mit blassem Gesichte zurück. »Ich will weder das Mitleid des Prinzen, noch das eure und das der ganzen Tannenroder Gesellschaft, ich will meine eigenen Wege gehen.«

»Na, wo willst du denn hin, Kleines,« lachte der Major amüsiert, einen großen Schluck nehmend, während die Majorin Aniane anstarrte, als fürchte sie für ihren Verstand.

»Ich will auf eigenen Füßen stehen, ich will nicht euer Gnadenbrot essen, ich will nicht nur geduldet sein. Auch ich habe ein Anrecht auf einen vollzähligen Platz in der Welt. Ich will nicht hier in der alten grauen Gasse verkommen, ich will hinaus, ich will fort von hier, soweit mich meine Füße tragen.

Die Majorin war sprachlos bei den leidenschaftlich hervorgestoßenen Worten ihrer Nichte, der Major aber war plötzlich ganz ernst geworden. Er schob das Punschglas weit von sich und sagte voll Güte:

»Mein liebes Kind, die alte graue Gasse hier, die dir so erbärmlich erscheint, hat doch etwas Gutes; sie war eine treue Hut für deine Kindheit, sie beschützte deine Jugend. Das Leben da draußen, nach dem du drängst, das du fiebernd begehrst, ist auch nichts anderes als eine endlose graue Gasse voller Leiden, voll Weh und Ungemach. Jeder muß, der eine kürzer, der andere länger, diese graue Gasse durchwandern, aber nicht jeder ist gerüstet für diesen Lebensweg. Fühlst du dich stark genug, den Kampf mit dem Leben aufzunehmen, glaubst du, die grauen Gassen da draußen siegreich zu durchmessen, so will ich dich nicht hindern. Der Weg ist frei!«

»Bist du denn ganz von Sinnen, Alter,« schalt die Majorin dazwischen. »Was soll denn das dumme Ding da draußen in der Welt anfangen?«

»Arbeiten, Tante!«

»Arbeiten! So, meinst du, daß das so leicht ist? Willst du vielleicht scheuern und waschen gehen? Hast du irgend welche Talente, die du ausbilden kannst, oder willst du unnütze Kinder erziehen oder dich als Stütze der Hausfrau durch die Welt schlagen?«

Aniane schüttelte den Kopf. »Nein,« sagte sie fest, »ich will Sängerin werden.«

»Daß dich der Deibel kriegt,« rief der Major, nun doch ein bißchen aus der Fassung gebracht, während Tante Malchen laut aufweinte: »Du bist wohl nicht bei Troste?«

»Selbständig werden, nennst du das, Mädel? Hast du denn einen Begriff, was das heißt: Theater? Sklaverei ist nichts dagegen, sage ich dir. Na, und dann das Theater überhaupt. Mir wird ganz schlecht, wenn ich an so 'ne Theaterprinzessin überhaupt denke. Du wärst mir gerade die Rechte dazu. Wir sagen uns natürlich von dir los, denn es ist ganz selbstverständlich, daß kein Mitglied unserer Familie eine solche Laufbahn einschlagen darf.«

Die Tante hatte mit hochrotem Gesichte gesprochen und dabei immer abwechselnd ihren schwarzen Kopfputz abgenommen und wieder auf den grauen Scheitel gesetzt. Jetzt verstummte sie vor den ernsten grauen Augen Anianens.

»Deine Entrüstung über meinen Entschluß, der eure geheiligten Familientraditionen so wenig berücksichtigt, finde ich begreiflich, Tante Malchen. Und wenn ihr mich hinausstoßt, weil ich meinen Lebensweg auf eigenen Füßen zurücklegen möchte, so kann ich es nicht hindern, so schmerzlich es mir auch sein würde. Ich habe aber nicht geglaubt, daß eure Liebe zu mir so oberflächlich ist, daß der Stand, in den ich trete, sie so plötzlich vernichten könne.«

Tante Malchen rückte ungeduldig an ihrem Kopfputz. Das Mädchen war gräßlich in seiner Ernsthaftigkeit und ihr Alter war der reine Stock. Kein Wort sagte er dazu, anstatt dem dummen Dinge ordentlich den Standpunkt klar zu machen.

»Woher willst du denn das Geld für deine Gesangsstudien nehmen?« fragte sie plötzlich, der Sache von der praktischen Seite zu Leibe gehend.

»Du hast mir selbst gesagt, Tante Malchen, daß der Onkel meiner Mutter mir eine kleine Rente aussetzte. Ich hoffe, daß sie für die Studienjahre genügt.«

»Und was dann?« fragte der Major ernst, sich in das Gespräch mischend.

»Dann werde ich soviel verdienen, um davon leben zu können.« Wie stolz das klang!

Die Majorin lachte. »Na, es ist nur gut, daß der Onkel Buttler dein Vormund ist, und daß ohne den nichts geschehen kann. Wir müßten ja geradezu den Verstand verloren haben, wenn wir das zugäben. Du wirst von morgen ab ordentlich in der Wirtschaft helfen, da werden dir schon die überspannten Gedanken vergehen.«

Dunkel glühten Anianens Augen auf. »Ich kann euch ja nicht zwingen,« nahm sie das Wort, »mir zu erlauben, was für mich allein ein Ausweg aus diesem schrecklichen Dasein hier sein würde, ich kann euch nur bitten, nur anflehen, mich ziehen zu lassen. Ich ertrage dieses ziellose Zeitvergnügen nicht, ich ersticke hier. Ein Weg bleibt mir ja noch immer, ein einziger Weg, den einst Vater und Mutter gingen – ein – –«

Ein heißes Schluchzen erstickte ihre Stimme. Bestürzt sahen der Major und seine Gattin auf die sonst so stille Aniane, die sie gar nicht wiedererkannten. Was hatte das sonst so fügsame Kind nur aus allen Fugen gebracht? Ein warnender Blick des Majors flog zu seiner Frau.

Tante Malchen erschrak davon bis ins innerste Herz hinein. Du lieber Gott, wenn das Kind sich auch ein Leid antat! Es war ja gar nicht auszudenken. Aber freilich, wenn die eigenen Eltern ein solches Beispiel geben, da konnte ja wer weiß was passieren.

»Na, schlaf man erst aus, Ane,« begütigte sie zärtlich, den Kosenamen aus der Kinderstube gebrauchend, mit ihrer dicken Hand liebreich über das blonde Haar der Nichte fahrend, »morgen reden wir weiter. Man braucht doch nicht gleich zu sterben, wenn man nicht erreicht, was man gerne möchte!«

»Du hast ganz recht, Tante, es gibt aber viele Menschen, die überhaupt keine Freude am Leben haben.«

»Du willst hoffentlich nicht sagen, daß du zu ihnen gehörst,« unterbrach sie der Major streng. »Was das alles für ungesunde, überspannte Ideen sind!« fuhr er fort, die Nichte aufmerksam betrachtend, die mit seltsam verschlossenem Ausdruck vor ihm stand.

»Du willst mir nicht helfen, Onkel?«

Dem Major wurde doch recht ungemütlich unter diesen großen klaren Mädchenaugen, die bis in das Innerste seiner Seele drangen.

»Natürlich,« stotterte er, »warum sollte ich denn nicht. Ich will es mir mal überlegen, Aniane, und wenn du dich beruhigt, will ich auch mal mit Professor Senkbley reden. Ist es so recht, Kleines? Glaubst du nun, daß dein alter Onkel dich lieb hat?«

Aniane sah dankbar zu ihm auf und preßte leise ihren Mund auf seine Hand.

»Ich danke dir, Onkel, o, ich danke dir aus tiefster Seele.«

»Alter, du wirst doch nicht,« warnte die Tante. Da lächelte aber Aniane der Tante ins Gesicht und legte ihre mageren Arme um den Hals der armen Frau.

»Hilf auch du mir,« schluchzte sie, »aus Barmherzigkeit, hilf mir doch.«

Da nickte Tante Malchen wortlos und dann schob sie Aniane aus dem Zimmer.

Der rote Asternkranz lag achtlos unter der Lampe auf dem weißen Tischtuche. Wie rote Blutstropfen, dachte die Tante, und ein Schauer kroch ihr über den rundlichen Rücken.

* * *

Diese Nacht schlief niemand in dem altmodischen Hause in der grauen Gasse zu Tannenrode.

Onkel und Tante zankten sich. Einer warf dem anderen allzu große Nachgiebigkeit vor und Tante Malchen prophezeite den Boykott der Gesellschaft nicht nur für Aniane, sondern auch für sich. Mit der Hofdamen-Existenz wäre es dann endgültig aus, worauf der Major fluchend erwiderte, daß die Ausbildung einer Stimme doch wahrhaftig noch keine Schande wäre und auch keiner Hofdame schaden könne, was Tante Malchen veranlaßte, in ihre Bettdecke zu schluchzen:

»Das Theater, Alter, bedenke doch, das Theater!«

»Was weißt du vom Theater, sie denkt ja überhaupt nicht ans Theater, wenn du sie nicht erst darauf bringst. Das Mädel paßt doch nun einmal nicht für Tannenrode und es ist ganz verkehrt, jemand in eine Form pressen zu wollen, in die er nicht hineingehört.«

Die Majorin schluchzte noch immer. »Meines armen Bruders einziges Kind willst du aus dem Hause weisen.«

»Quatsche doch nicht solchen grenzenlosen Blödsinn,« grollte der Major, sich auf die andere Seite legend. »Bei dir reicht es auch nicht weiter als bis zum Flickenkorb.«

Tante Malchen schwieg. Es war das erste Mal in ihrer langjährigen Ehe, daß sie das Schlußwort verpaßte, aber eine solche Behandlung war ihr auch noch nie widerfahren. Sie zog die Bettdecke über den Kopf und ihre Tränen flossen wie Wasserbäche.

Aniane aber lag mit großen, weit offenen Augen in ihrem schmalen Bette in der Giebelstube und starrte über die schneebedeckten Dächer der Nachbarhäuser, auf die der Mond schien. Sie dachte an ferne Wunderländer, durch welche sie die Kunst führen sollte und sie lächelte verklärt vor sich hin. Und dann sah sie plötzlich, wie ein Paar stahlharte graue Augen weich wurden und in leidenschaftlichem Feuer erglühten und tief in ihre Seele drangen. Und dann war es ihr, als schwebe sie, von Dolf Dietrams Arm umfangen, bei Walzerklängen durch einen unermeßlich weiten, leuchtenden Saal und ihre Seele war voll jubelnder Lust. Aber allgemach wurde es dunkler um sie her. Der Kerzenglanz erlosch, die Walzerklänge verstummten und aus ganz weiter Ferne klang immer und immer wieder eine einzige Melodie:

»Aus der Jugendzeit –«

Da schloß Aniane die Augen. Aber sie schlief nicht, die ganze Nacht hindurch blieb sie wach, eine beklemmende Angst auf der Seele und beherrscht von dem Gedanken: »Ich muß fort. Draußen wohnt das Glück. Es liegt auf allen Plätzen und Gassen wie leuchtendes Sonnengold.«

Und in dieser Sehnsucht starb Anianens Frühlingstraum, mit dem ihre freudlose Kindheit abschloß. Nun sollte sie hinausziehen in die Welt, die sie nicht kannte. –


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