Hermann Wissmann
Unter deutscher Flagge quer durch Afrika von West nach Ost
Hermann Wissmann

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Drittes Kapitel.
Aufenthalt in Lubuku.

(Zusammengestellt vom Herrn Dr. Freiherrn von Danckelmann.)

Die Lage Pogge's war Mitte Juli 1883, nachdem ein ganzes Jahr ihm in angenehmer Weise vergangen war, so daß er in seinem Tagebuch Ende des Jahres 1882 noch schreiben konnte: »Ich lebe hier so schön, so nett, so still, so ruhig; freundliche, prächtige Menschen, was will ich mehr; das ist die Monotonie, die ich liebe!« nachgerade eine äußerst peinliche geworden. Mit banger Ungeduld erwartete er die Rückkehr Germano's. Zehn Monate anstatt sieben, wie er gehofft hatte, waren verflossen und Nichts oder ganz unbestimmte Nachrichten über sein Kommen waren zu hören. Er hatte nur noch zwei Stück Fasenda für seinen Lebensunterhalt. »Schlechter, als der zerlumpteste Bettler in Europa laufe ich hier herum,« klagt er in seinem Tagebuch, und am 17. Juli 1883 schreibt er: »Ich fühle mich jetzt immer sehr übel, – schlechte Nahrung, ohne Tomaten, stets nur in Wasser gekochte elende Hühner; vor dem in Wasser gekochten Maniokmehl habe ich einen Eckel bekommen, schlechtes, bitteres Salz, keine Kleider. Es ist ein nahezu hoffnungsloser Zustand! Ob Germano wohl noch kommen wird, ehe mein letztes Stück Fasenda zu Ende ist?«

Bald hieß es, sechs Weiße kämen mit fünfzehn Ochsen, die sich schließlich nur als Ambaquisten entpuppten, bald sollte Germano schon ganz nahe sein, jeder Tag brachte neue Gerüchte, aber 359 Alles, Alles erwies sich als Lüge. Am 22. kamen zwei Briefe; hoch erfreut nahm sie Pogge in Empfang, aber seine Enttäuschung war groß, denn die Aufschrift war anstatt an den »Illustr. Senhor Dr. Pogge« an einen zufällig in Mukenge anwesenden schwarzen Händler, den Ambaquisten Gaspari Jose gerichtet. Die 15 Ochsen und die Kuh, welche unterwegs ein Kalb geboren haben sollte, Alles erwies sich als Ausgeburt der aufgeregten Negerphantasie. Während so die Stimmung Pogge's äußerst trübe war, herrschte in Mukenge eitel Lust und Freude. Erwartete man doch, daß Germano viele werthgeschätzte Dinge von Malanʒe mitbringen würde und daß die von ihm geführte Karawane Anlaß zu einem lebhaften gewinnbringenden Handel geben würde. Das ganze Dorf wurde daher von den Frauen unter lautem Gesang, Riambarauchen und Trommelschlagen gereinigt, und Kalamba beeilte sich, sein Haus, das er nach dem Muster der in Nyangwe gesehenen begonnen hatte, endlich fertig zu bringen, zu welchem Zwecke 100 Frauen mit Lehmtragen beschäftigt waren und 40 bis 50 Männer bei der Anfertigung des Daches, welches aus Bündeln von Campinengras hergestellt wurde. Die Lehm für das Haus herbeischleppenden Frauen waren auf der Brust und Stirn mit Strichen von »Pemba« gemalt, was bei dieser Arbeit Sitte ist. Am 6. Juli kehrten endlich einige von Pogge's Trägern, die er Germano entgegen geschickt hatte, mit Salz, einem Stück Zeug und einem Brief Germano's zurück und berichteten, daß sie denselben am Luebo getroffen hätten. Sie sagten auch aus, daß sie gehört hätten, Wissmann sei glücklich in Europa angekommen.

So reducirt war Pogge in seinen Mitteln, daß er für jene Träger, um sie nicht unbewaffnet Germano entgegen zu senden, einige Gewehre von Kalamba hatte borgen müssen! Letzterer ließ an diesem Tage zu Ehren seines Fetisches, von dem er glaubte, daß er die Macht habe, alle Händler anzuziehen, einen Hammel schlachten. Zu dieser Feierlichkeit versammelte sich eine große Volksmenge vor dem neuen Hause Kalamba's, auf der einen Seite die Männer, auf der anderen die Frauen mit Säuglingen und Kindern. Das Fleisch wurde in Kalabassen und auf europäischen Tellern an kleine Gruppen gegeben, welche es wieder unter sich vertheilten, und dann nach und nach den Platz verließen.

Am 10. Juli war Germano mit einer großen Karawane unter großem Jubel und Geschrei der Bevölkerung angekommen. Er 360 hatte zwei junge Kühe und einen stattlichen Ochsen und außerdem noch 16 gewöhnliche Ochsen mitgebracht. Nachdem die erste Freude des Wiedersehens vorbei war, überlieferte Germano das lange ersehnte Packet mit den Briefen und Zeitungen. »Wer kann meine Gefühle empfinden,« schreibt Pogge an diesem Tage in seinem Tagebuch, »als ich diese Briefe las, sie erweckten in mir die Erinnerungen an meine Jugend und an die Zeit, in der ich noch zur Schule ging!« Sie enthielten alle günstige, angenehme Nachrichten, und nur der letzte, den er öffnete, brachte ihm niederschmetternde Trauernachrichten aus seiner Familie. Freude und Leid hatten ihn so aufgeregt, daß er die ganze Nacht nicht schlafen konnte.

Am nächsten Tage ließ er Kalamba und dessen Schwester Meta kommen, um ihnen die Geschenke zu überreichen, auf die sie schon lange warteten. Zuerst die zwei jungen Kühe, dann 8 Stück Zeug à 8 Yards, 4 Faß Pulver und 4 Machetas, für Meta 2 Stück Zeug und 2 Machetas. Durch Kaschawalla, den Dolmetscher, ließ er sich entschuldigen, daß es nicht mehr sei, aber er könne keine größeren Geschenke machen. Nach einigen Minuten antwortete Kalamba, daß es allerdings sehr wenig sei, und daß er glaube, daß das eigentlich die Geschenke sein sollten, die Kaschawalla ihm geben wolle und nicht Pogge selbst!

Um ihm deutlich zu machen, daß er wirklich nicht mehr geben könne, ergriff Pogge das um die Schultern Kalamba's hängende Tuch und sagte ihm: »Siehe, wenn dieses Tuch naß ist und ich ringe es aus, so kommt Wasser heraus und ich thue ihm keinen Schaden; wenn dasselbe aber trocken ist, so kommt kein Wasser heraus und ich beschädige es; Mona-Putu weiß, daß ich die Wahrheit rede, wenn ich Dir sage, daß ich wie jenes trockene Tuch bin, und Du wirst mir Schaden thun, wenn Du mehr von mir verlangst.«

Das wirkte, Kalamba gab sich zufrieden; jedoch wollte er den neu gekommenen Trägern Pogge's verbieten, über den Lulua zu gehen, um dort Handel zu treiben. Hiergegen mußte Pogge auf das energischste protestiren, indem er darauf hinwies, daß die Leute seine Träger seien, denen nur er zu befehlen hätte und die ebenso frei, wie er selbst, im Lande sich bewegen dürften. Es seien keine Bangala oder Kioque, denen er befehlen könne, und durch solche Maßregeln würde er nur bewirken, daß die Inglesches in Malanʒe keine Träger mehr nach hier bekommen könnten. Auch das 361 Ansinnen Kalamba's an Pogge, die Träger zu zwingen, nur mit ihm Handel zu treiben, wies der Reisende kurz von der Hand. Unter den von Germano überbrachten Sachen befand sich Genever, Kaffee, Cigarren; allein diese ungewohnten Genüsse regten Pogge so auf, daß er abermals nicht schlafen konnte und Chinin nehmen mußte.

Die neu gekommenen Träger glichen wandernden Kaufläden; sie trugen ihre besten Sachen, Röcke und Hüte, um sie zu zeigen, die Begierde danach zu erregen und dann die Sachen zu möglichst hohem Preise loszuschlagen.

Germano war auf dem Marsche nach der Küste bei der Fähre über den Kassai in Kikassa mehrerer Sachen beraubt worden, und auf der Rückreise hatte er sehr hohen Zoll dort bezahlen müssen.

Wenige Tage nach Germano's Ankunft kam auch ein Unterchef von Kassanʒe, ein großer »Jaga«, Namens Bansa-Muffi, oder, wie er mit seinem Händlernamen genannt wird, Ngoo-Bansa, bei Kalamba an, begleitet von einer großen Karawane und in einer Tipoja getragen. Er brachte die Nachricht, daß die Könige Kissenge und Mukanjanga vom Kassai Kalamba mit Krieg überziehen würden, sobald Pogge Mukenge verlassen haben würde.

Vom 18. bis zum 27. August war Pogge von Mukenge abwesend, um in Begleitung von Meta, welche die Gelegenheit benutzen wollte, um in dieser Gegend Geschenke und Tribut, Mulambo, zu erbetteln oder zu erpressen, die Wasserfälle von Katende zu besuchen. Sein Weg führte ihn über Tschingenge's Residenz, wo er diesen aber eben so wenig wie bei einer früheren Gelegenheit anwesend traf. Es erschien ihm, als ob Tschingenge, um der Nothwendigkeit, bei solcher Gelegenheit Geschenke geben zu müssen, und jedenfalls namentlich, um der unersättlichen Bettelsucht der Schwester Kalamba's zu entgehen, bei der Nachricht von solchen herannahenden Besuchen es vorzöge, schleunigst unter irgend einem Vorwande aus seiner Residenz zu verschwinden. Pogge erfuhr, daß der eigentliche Name Tschingenge's Guakunima Mudschipai sei, seine Kinder hießen allerdings jetzt Tenente Tschingenge, er selbst aber Tenente Guakunima. (Tenente Wissmann.)

Am 21. August verließ Pogge mit einer Karawane von 23 Mann, hauptsächlich Kindern, und einigen Trägern, mit Flinten bewaffnet, und mit einem Führer, der den Weg nach Katende zeigen sollte, Tschingenge's Residenz, um den Marsch südwärts anzutreten. 362 Meta bildete den Schluß des Zuges mit einer weißen Kalabasse voll Pemba und einem Hanfzweig in der Hand. Nach fünfstündigem Marsche, während dessen nur ein kleines Dorf, Baqua Tumba, passirt wurde, erreichte man das Dorf Kamoschi, wo die Karawane mit lautem Freudengeschrei empfangen wurde. Pogge nahm daselbst sogleich eine hübsch gebaute neue Strohhütte für sich in Beschlag. Der Eingang war freilich so eng, daß er sich ein Stück aus der Wand herausschneiden lassen mußte, um den Zugang bequemer zu haben. Die Bevölkerung war sehr zuthulich, namentlich die Frauen und Kinder, welche sich beständig um die Thür der Hütte drängten, so daß es ihm in derselben zu dunkel wurde und er die allzu Neugierigen durch Bespritzen mit Wasser von der Thür verscheuchen mußte.

Der Soba brachte für Meta ein Mädchen mit einem kleinen Kind als Geschenk, obwohl deren Verwandte sich widersetzten. Meta spielte aber trotzdem die Unzufriedene, sie wies dies Geschenk unter der Behauptung, daß das Mädchen zu häßlich sei, zurück und drohte dem Soba, daß Kalamba mit bewaffneter Macht kommen würde, wenn er ihr nicht mehr geben würde. Am Abend kam dieser zu Pogge, um ihn zu bitten, länger hier im Dorf zu bleiben und ein Flußpferd zu schießen, und suchte ihn zu bewegen, nach einem anderen Dorf zu gehen, wo Verwandte von ihm wohnten. Darüber erzürnte sich natürlich der Führer aus Katende sehr, und Pogge versprach, auf der Rückkehr den Wunsch des Soba zu erfüllen, um Beide zu befriedigen. Die Gegend erschien schwach bevölkert, der Reisende sah auf dem Wege bis hierher kein weiteres Dorf, der Boden bestand aus dem gewöhnlichen roth-gelben Laterit.

Am nächsten Tage wurde nach kurzem Marsch das Dorf Katambila, zu dem Stamme der Bena-Katende gehörig, erreicht. Nach kurzem Aufenthalt und einem Marsch von einer halben Stunde wurde das Ziel, der Wasserfall des Lulua, erreicht, von dem Pogge sagt, daß er ein wunderbar schönes, paradiesähnliches Panorama bietet, der es vollauf werth ist, von einem geschickten Maler und Darsteller landschaftlicher Schönheiten besucht und beschrieben zu werden. Der durch verschiedene Inseln und Granitfelsen getheilte Fluß stürzt sich hier in verschiedenen Cascaden etwa 10 m tief herab. Die Fälle müssen namentlich in der Regenzeit, wenn der Fluß voll Wasser ist, wahrhaft imposant sein.

363 Die Strombreite betrug etwa 400 m, und was dem Bild seinen besonderen Reiz gibt, ist die prächtige Urwaldvegetation, welche die im Strome liegenden Inseln bedeckt.

Meta fing auch hier mit Fischern, die an den Fällen einige Fische gefangen hatten, Streit an, indem sie ihnen die Fische als Mulambo wegnehmen wollte, was ihr auch gelungen sein mußte, denn sie sandte Pogge später einen sehr schönen Fisch. Sie selbst bekam vom Soba zwei Knaben und zwei Hühner als Mulambo, und bat Pogge, den folgenden Tag noch zu verweilen, damit der Soba Zeit bekäme, die Knaben gegen Mädchen einzutauschen. Nach Kamoschi zurückgekehrt, machte Meta und ihr Gefolge in der Nacht so viel Lärm mit den Trommeln und mit Gesang, daß es selbst dem Soba zu viel wurde, der sie bitten ließ, endlich still zu sein, damit seine Leute schlafen könnten! Sie ließ ihm aber antworten, daß dies die Strafe dafür sei, daß er keinen ordentlichen Tribut zahlen wolle, und lärmte und tobte mit ihren Leuten die ganze Nacht hindurch bis zum Morgen. Auch Pogge hatte einerseits triftigen Grund, mit dem Soba unzufrieden zu sein, da dieser ihm nicht das geringste Geschenk schickte, nicht einmal ein Huhn oder etwas Maniokmehl; da für eine Ziege 6 Yards Stoff gefordert wurden, so daß er Nichts kaufen konnte, weigerte er sich nun auch, Flußpferde zu schießen, zumal er voraussah, daß, wenn er selbst sich etwas von dem Fleische nehmen würde, Meta ohne Zweifel das Uebrige für sich verlangen und dadurch viel Lärm und ernstlicher Streit entstehen würde.

Am Morgen des nächsten Tages hielt Meta abermals eine große Rede vor ihrem Haus, und zwar in vollständigem Evacostüm, und drohte, daß, wenn die beiden Knaben nicht gegen einen Elfenbeinzahn umgetauscht werden würden, das ganze Dorf zur Strafe krank werden solle. Doch auch das half gegen den hartnäckigen Soba Nichts, der zwar betheuerte, daß es ihm eine große Ehre gewesen sei, den weißen Mann in seinem Dorf gehabt zu haben und ihn und den Ochsen seinen Frauen und Kindern, die so etwas noch nie gesehen hätten, haben zeigen zu können, allein trotzdem Nichts weiter hergab.

In Baqua Tumba wiederholten sich dieselben Scenen: Meta, in der Kiota stehend und stolze, befehlende Blicke um sich werfend, wollte sich auch hier mit einem kleinen Mädchen von 7–8 Jahren, das als Mulambo herbeigeschleppt wurde, nicht begnügen, so daß 364 Pogge des Wartens müde wurde und allein nach Tschingenge's Residenz und am nächsten Tag, dem 27. August, nach der Station zurückkehrte.

Mit den Fährleuten der Flüsse in der Umgebung von Mukenge hatte Pogge bei seinen Jagdausflügen große Noth; häufig waren sie nicht am Platz und dann in keiner Weise aufzutreiben, oder auf dem jenseitigen Ufer und weigerten sich alsdann herüber zu kommen, so daß sich Pogge zuweilen genöthigt sah, zu energischen Mitteln zu greifen und durch hinüber gesandte Kugeln die Fährleute daran zu erinnern, daß sie im Bereich seines Gewehres sich befänden. Zuweilen, namentlich wenn es sich darum handelte, ein verwundetes Flußpferd aufzusuchen, dessen Standort die Fährleute kannten und nicht angeben wollten, um das Thier für sich zu behalten, gab es sehr erregte Scenen, wobei es auch an Prügeln nicht fehlte, die von Seiten der auf das Fleisch begierigen Bewohner Mukenge's und der Träger Pogge's reichlich ausgetheilt wurden. In solchen Fällen war dann nichts Anderes zu machen, als die Fährleute arretiren und vor Kalamba bringen zu lassen. Sie wurden dann angeklagt, Fetischeros zu sein: denn wenn ein Mann einem Anderen, der es nöthig hat, Nichts zu essen oder zu trinken geben will, so ist er ein Fetischero. Nun wollen die habgierigen Fährleute den Platz, wo das verwundete Flußpferd ist, nicht verrathen: folglich sind sie Fetischeros – das ist Negerlogik. Im friedlichen, civilisirten Reiche der Bena-Riamba wird mit derartigen Leuten nicht zu übel verfahren; sie müssen Riamba (Hanf) rauchen, damit ist die Sache abgemacht, und das größte Uebel, das ihnen widerfahren ist, sind die Püffe und Schläge, die sie auf dem Transport erhalten haben. Der erhoffte Flußpferdbraten aber bleibt aus.

Von Kalamba Mukenge, der auch den Namen Nika oder Danika, d. h. der »Erschütterer«, hat, gibt Pogge mehrfach Beschreibungen und Schilderungen seines Charakters. Er ist nach Pogge einer der stattlichsten und bestaussehenden Neger, die er je kennen lernte. Unter einer hohen Stirn blicken zwei klug und sogar schlau, aber doch gutmüthig aussehende Augen hervor. Der Mund, obwohl etwas groß, hat doch keine wulstigen, aufgeworfenen Lippen. Die Gestalt ist groß, und die Füße setzt er beim Gehen auswärts. Sein Charakter ist gutmüthig, wenn auch etwas habsüchtig; er ist eigentlich der Spielball seiner Rathgeber, besonders 365 seiner Schwester Meta. Er hat nicht den Muth, energisch durchzugreifen und seine Unterthanen zu zwingen, genau nach seinem Willen zu handeln. Letztere beklagten sich häufig, daß er seine Macht und Autorität nicht zu wahren wisse und daß er sich scheue, Leute, die seinem Ansehen zu nahe treten, zu züchtigen und die schwächeren seiner Unterthanen vor den Uebergriffen der mächtigeren zu schützen. Pogge erlebte es öfter, daß Kalamba bei solchen Gelegenheiten sich hinter ihm versteckte und die Bestrafung Schuldiger unter dem Vorwand, Pogge wolle keinen Krieg, unterließ, so daß Letzterer sich wiederholt genöthigt sah, Kalamba ernstlich zu ermahnen, seine Autorität im Lande besser zu wahren und nicht den ganzen Tag auf dem Bette hingestreckt zu verbringen. Unter Umständen scheute sich Pogge auch nicht im mindesten, sehr energisch gegen Kalamba aufzutreten und ihm zu drohen, die Station und auch das von Kalamba nach dem Muster der Nyangwehütten gebaute Haus zu verbrennen und nach Tschingenge's Residenz überzusiedeln, oder in anderen Fällen ihm, wenn er gegen die gute Sitte verstieß und z. B. Pogge bei Gelegenheiten nur ein Huhn als Geschenk schickte, dasselbe mit der Bemerkung zurückzuschicken, daß er, der Kassongo Munene, kein gewöhnlicher Träger sei, dem man so ärmliche Geschenke machen dürfe.

Folgende zwei Briefe von Kalamba, in denen nicht ein einziges Wort ihm in den Mund gelegt ist, will ich hier wiedergeben.

 

Briefe des Kalamba Mukenge an den Beherrscher der Weißen und an einen neuen deutschen Reisenden.

 

Muene kum maji Kallungo kabatu bosso (d. i.: Großer aus dem Wasser, Beherrscher aller Völker).

Schicke mir hierher ein Mittel, damit meine Leute nicht sterben, und viele Waffen mit zwei Rohren und von hinten zu laden, Pistolen und Revolver. Darauf bin ich bereit, Deine Söhne zu begleiten, wohin sie wollen. Auch eine Figur von der Größe eines Mannes und einen Anzug, einen Helm mit Federbusch, einen Wedel, eine große Musikdose, einen großen Spiegel und Alles, was schön ist und noch nie in mein Land kam, damit alle meine Kilolo in meine Stadt kommen, um die Sachen zu sehen. Auch eine Uniform sende mir. Bereit bin ich, Deine Söhne zu begleiten auf jeder Reise, die sie wünschen, wie ich schon mit Kassongo und 366 Kabassu Babu die erste bis zum Lualaba gemacht habe. Ich bin Dein großer Diener und wünsche große Freundschaft fortzusetzen. Schicke mir große Raketen.

Kalamba Mukenge.

 

Kinglesch.

Bringe Pulver und viel Gewehre, schöne Zeuge. Auch Deine Weiber bringe mit, um hier ganz zu bleiben, Deine Begleiter (Söhne), da wir sie alle lieben. Und glaube mir auch, daß das Gehöft Kassongo's gesichert ist. Es soll nicht verändert werden. Wenn Du reisen willst mit mir, bin ich bereit, Dich zu begleiten. Wenn Du nicht reisen willst, bleiben wir hier. Ich will Dich gut behandeln mit Deinen Söhnen, die Du mitbringst.

Kalamba Mukenge.

 

Den Baschilange im Allgemeinen stellt der Reisende das Zeugniß aus, daß sie im Ganzen ein unbesonnener, nachlässiger, unordentlicher, fauler und auch schmutziger Menschenschlag sind, wenn man allein schon den in den Dörfern herrschenden Schmutz, die Kleidung und die geringe Sorgfalt, die sie auf Zubereitung der Nahrung verwenden, in's Auge faßt. Jedoch sind sie auf der anderen Seite von einem gewissen Stolz beseelt, gutmüthig und, was die Hauptsache ist, viel mehr bereit, Etwas zu lernen, als alle benachbarten Stämme.

Im Allgemeinen herrschte eine beträchtliche Unzufriedenheit gegen Kalamba unter dessen Unterthanen, so daß bei der Rückkehr desselben von Nyangwe viele außer Land flohen. Pogge führt drei Gründe für diese Unzufriedenheit an, die er gesprächsweise erfuhr. Erstens belästigen die Verwandten Kalamba's die Frauen. Ehemals hätten die Verführer von Frauen Strafe zahlen müssen, und im Weigerungsfalle wäre bald Krieg aus solchen Ursachen entstanden und die Uebelthäter wären gefangen worden. Aber Kalamba verhindere jetzt die Bestrafung, da dies gegen die friedliebenden Gesetze des Riambacultus verstoße. Zweitens seien ehemals die der Zauberei verdächtigen Personen gezwungen worden, den Gifttrank zu trinken, aber Kalamba habe diese gute Sitte verboten, da sie Anlaß zum Tode vieler Menschen gebe, und lasse nur Riamba rauchen. Drittens war es früher Gebrauch, daß nur die Vornehmen, Kilolo, oder die älteren Leute Fasenda tragen durften, jetzt aber könne jeder junge Bursche Baumwollenstoffe 367 tragen, und dann sei überhaupt Kalamba zu schwach und zwinge seine Vasallen, besonders Tschingenge, nicht, Tribut nach Mukenge zu bringen, so daß damit keine Reichthümer in das Land kämen.

Im Jahre 1876 brach ein heftiger Aufruhr gegen Kalamba und seine Familie aus. Man beschuldigte ihn sowie seinen jüngeren Bruder Dibue Tussele und seine Schwester Meta, den Tod eines Mannes durch Fetischzauber herbeigeführt zu haben, und zwang die beiden Letzteren, Riamba zu rauchen. Da Beide hiernach betäubt zu Boden stürzten, fiel man mit Messern über sie her, um sie zu tödten, und ging dann auch gegen Kalamba vor, da er zu alt für einen Soba wäre. Zufällig waren viele Bangala-Leute im Dorfe, welche zu Gunsten Kalamba's intervenirten und ihn retteten. Die Aufrührer flohen auf die andere Seite des Lulua, kehrten aber nach einiger Zeit zurück, ohne bestraft zu werden. Die Schwester Kalamba's, Meta, war dem Tode dadurch entgangen, daß sie, als sie für todt liegen gelassen, aus der Ohnmacht erwachte, sich zu dem benachbarten Häuptling Kineme rettete. In Folge dieses Umstandes erhielt sie den Namen Sangula, da ein Todkranker, der unerwarteter Weise wieder gesund wird, ku sangula genannt wird, oder auch ausführlicher »Sangula baka musangula kudi Baschangi«, d. h. »die wieder zum Leben Erstandene wurde wieder belebt durch die Baschangi«. (Baschangi sind Geister.)

Der Anblick der großen Niederlassung Nyangwe hatte Kalamba auf den Gedanken gebracht, seinerseits auch eine solche große Stadt zu gründen und seiner Residenz einen ähnlichen Umfang zu geben. Deshalb fing er bald nach seiner Rückkehr mit Pogge an, die umwohnenden kleinen Dorfhäuptlinge zu nöthigen, ihre Wohnsitze aufzugeben und mit der ganzen Bewohnerschaft nach Mukenge zu ziehen. Sein Nebenbuhler Tschingenge ahmte dieses Vorgehen Kalamba's alsbald nach. Pogge fand bei einem Besuche der Residenz Tschingenge's im Juni 1883 alle benachbarten kleinen Dörfer verlassen.

Daß von Seiten anderer Negerstämme Versuche gemacht wurden, Kalamba von seiner Politik gegen die Weißen abzubringen, erfuhr Pogge zu wiederholten Malen. So schickten besonders die Mukanjanga-Leute (Kioque) eine Botschaft an Kalamba, um ihn aufzufordern, keine Weißen mehr in seinem Lande zu dulden, denn es würden schließlich deren mehr kommen und würden von demselben Besitz ergreifen. Später drohten sie ihm, sie würden, wenn 368 er ihrem Rathe nicht folge, den Kassai sperren. Kalamba antwortete ihnen, daß die Weißen ihm keinen Schaden thäten, und wenn die Mukanjanga-Leute die Fähre sperrten, so würden sie sich nur selbst schaden und dadurch arm werden, da der Handel aufhören würde.

Bezüglich seines allgemeinen Urtheiles über den Negercharakter betont Pogge seine Uebereinstimmung mit den Ansichten des bekannten südwestafrikanischen Reisenden Monteiro (Angola and the river Congo). »Der Neger ist nicht schlecht von Grund aus, denn die großen Verbrechen, wie Raubmord, kommen selten vor, Selbstmord ist unbekannt –, aber er ist gänzlich ohne Ehr- und Pflichtgefühl, ohne Tugenden und kein Mann von Wort,« sagt er an einer Stelle, als er über die Faulheit der Männer, die Sittenlosigkeit der Frauen lebhafte Klage zu führen hatte. »Ich behaupte,« sagt er an einem anderen Ort, »daß es nicht angebracht ist, einen Neger gut zu behandeln. Denn je besser man mit ihm umgeht, desto unverschämter wird er, und wenn man ihm Etwas gibt, will er alsbald mehr haben.«

Pogge glaubt, daß die Neger die Sklaverei durch die Europäer und Araber kennen gelernt haben. Die Beneki und Bambue, die Bewohner der langgestreckten Dörfer am Lukassi, übten weder den Kauf, noch den Verkauf von Menschen, als die Expedition jene Gegend passirte, denn sie waren weder mit den Kioque, noch mit den Arabern in Berührung getreten; aber schon der Häuptling Katschitsch am Lubilasch verkaufte solche, da er bereits früher mit Kioque in Berührung gekommen war.

 

Ueber die cultivirten oder wild wachsenden Cerealien, Knollengewächse, Früchte und Gemüse berichtet Pogge Folgendes:

Am meisten wird die Kolbenhirse (Penicillaria) angebaut. Sie heißt »Ponde«, in Kioko »Katonde«. Sie braucht zu ihrer vollständigen Entwickelung 3–3½ Monate. Reicheren Ertrag liefert die Büschelhirse (Sorghum), »Kambumba« genannt, doch wird sie von den Baschilange weniger häufig angebaut, dies geschieht erst vom Lomani an ostwärts. Die Einheimsung der Ernte geschieht durch Abschneiden der Kolben. Das Korn wird in Mörsern abgestoßen und die Spreu mit der Hand oder durch Schütteln in flachen, tellerartigen Körben und durch Pusten mit dem Mund 369 abgesondert. Das Mehl wird mit heißem Wasser zu einem Brei angerührt, der viel gegessen wird und »Musabo« genannt wird. Außerdem dient es zur Bereitung des Hirsebieres, »Garapa«.

Mais wird ebenfalls viel angebaut und zwar zu Anfang der Regenzeit, im September und October. Er wächst rasch und gibt enorme Erträge, einzelne Kolben erreichen ein Gewicht von über 1 kg. Da er mit Vorliebe in der Nähe der Wohnungen gebaut wird, so gleichen die Dörfer zu gewissen Zeiten einem einzigen großen Maisfelde. Gesät wird er in 0,3–0,6 m Abstand. Die Ernte geschieht einfach durch Abbrechen der Kolben. Letztere werden viel in frischem Zustande geröstet gegessen oder reif zu Mehl verarbeitet und wie Ponde genossen. Bier wird in Mukenge nicht daraus bereitet.

Die kleine Bohne, »Makunde« oder »Kunde« reift in 3–3½ Monaten. Die Erntezeit dauert etwa 3–4 Wochen, da die ausgewachsenen grünen Schoten successive abgepflückt werden.

Eine andere Bohnenart, »Kunde au Baschangi«, die Bohne der Geister der Verstorbenen, wird wenig angebaut. Ihr Stengel ist holzig und fingerdick.

Die Erdnuß, »Tumbela«, wird vielfach angepflanzt, und zwar im September bis October und Januar bis Anfang Februar. Sie wächst schnell, in 3–3½ Monat. Sie dient roh, geröstet, gekocht oder in der Sonne gedörrt den Eingeborenen gleichsam als Fleischsurrogat.

»Nimu«, ebenfalls eine Erdnuß, wird weniger häufig angebaut. Sie wird gekocht gegessen und enthält viel Stärkemehl, aber kein Oel, und hat einen mehligen, sehr angenehmen Geschmack. Das Einheimsen geschieht durch Ausziehen der Stauden und Ausgraben der Nüsse mit Hacken und Händen. Beide Arten werden wie der Mais gelegt.

Maniok, »Tschiombe«, gedeiht sehr gut. Pogge sah Wurzeln von 0,6–1 m Länge und von der Dicke eines Unterschenkels, die einem starken Elefantenzahn täuschend ähnlich sahen. Die Präparation der Wurzeln ist dieselbe wie an der Küste, nur mit dem Unterschiede, daß dieselben in Mukenge erst geschält und nicht mit der Rinde in's Wasser gelegt werden. Die etwas in Fäulniß übergegangene Wurzel wird auch mehr in den Häusern, als auf den Dächern derselben oder auf Holzgerüsten, wie an der Küste 370 und in Lunda, getrocknet, so daß die trockene Wurzel, der »Bombo« und das Maniokmehl, portugiesisch fuba, hier sehr selten feucht sind und daher sehr gut schmecken. Maniok ist das Hauptnahrungsmittel des Volkes, obwohl er von Kalamba und Meta als ein Essen der »Mupongo«, der Fetischeure, nicht genossen wird. Es gibt drei Arten Maniok. Maniokmehl heißt »Bukula au Tschiombe«, die Maniokpolenta »Bidia«.

Bataten, »Bizenge«, in Malanʒe »Gimbonso« genannt, werden wenig cultivirt. Sie werden mit Stecklingen gepflanzt, die rasch Wurzel schlagen und den Boden dicht und weit beranken. Je nach der Bodenqualität liefern sie in 5–7 Monaten ausgewachsene Knollen. Es gibt zwei Arten, von denen die eine mit dreimal gespaltenem Blatte und mit röthlichem Stengel eine Knolle mit röthlicher Haut liefert, während die andere Art eine weißliche Knolle gibt. Gekocht sind beide Arten weiß. Eine Batatenpflanzung dauert mehrere Jahre.

Yam, »Kimena«, wird wenig gebaut. Man findet diese Pflanze meistens am Fuße eines Baumes angepflanzt, an dem sie sich emporrankt. Sie wird mit der Knolle gepflanzt, die Augen können ausgeschnitten werden, wie bei der Kartoffel. Eine Yampflanzung dauert mehrere Jahre und braucht 6–8 Monate Entwickelungszeit, liefert aber erst im zweiten Jahre volle Erträge.

»Meu«, »Meiu« in Malanʒe, ist eine Staude mit kleinen Lippenblumen, die 5–7 cm lange, daumdicke Knollen von bräunlicher Farbe liefert, welche aus einem weißen, festen, angenehm schmeckenden Mark bestehen und gekocht genossen werden. Sie braucht 5–6 Monate Entwickelungszeit.

»Buze«, »Uze« in Malanʒe, ist eine Malvenart mit schönen gelben Blumen, sie wächst als 0,6–1 m hohe Staude. Die Blätter werden gekocht gegessen.

»Kipangula«, »Kingombo« in Malanʒe, ebenfalls eine 1,2 bis 1,8 m hoch wachsende Malve, deren Blätter und unreife, ausgewachsene Samenkapseln gekocht gegessen werden.

»Mutete«, eine Solanum-Art, deren Blätter ebenfalls gekocht verzehrt werden.

»Ugilo«, eine größere Mutete, deren Samenkapseln gekocht benutzt werden.

Die Tomaten, »Mata-Mata«, durch Händler eingeführt, wuchsen spontan.

371 Vom Pfeffer, »Lungo«, in Malanʒe »Ndungo«, Plur. »Gindungo« gibt es zwei Arten.

Eine Reihe von anderen unkrautartigen Pflanzen, »Niamsolo, Mupulo« (»Musambe« in Malanʒe, eine Brassica-Art), zwei Fuchsschwanzarten »Kiteko« (in Malanʒe »Gimbua«) liefern ebenfalls eßbare Blätter, doch liebt Kalamba diese halbwilden Pflanzen in Mukenge nicht, da sie den Fetischeuren, den Nichthanfrauchern, zur Nahrung dienen.

Der Erbsenbaum, »Kisonge« in Malanʒe (Cajanus indicus), scheint von Nyangwe importirt zu sein, da ihn Pogge früher nicht in Mukenge sah.

Zwei Arten von Kürbissen, »Kasakku«, eine kleine runde Art von der Größe einer Eierpflaume und eine größere, etwas längliche, etwa faustgroß, wurde bemerkt. Beide haben Stacheln.

»Bobra«, vom portugiesischen abora, »Diniangwa« in der Bundasprache, oder auch »Dibischi au Bondo« genannt, wird wenig gebaut.

Der Kalabassenkürbiß, »Kiloa«, wuchert allenthalben in den Dörfern; er braucht 3–4 Monate zu seiner Entwickelung und ist nicht eßbar.

Die Banane, »Babote«, und der Pisang, »Makonde«, wurden erst auf Pogge's Wunsch wieder eingeführt, da sie Kalamba hatte ausrotten lassen.

Die getrockneten Samen des Ricinus, »Mukula-Kula«, werden in Mörsern zu Mehl zerstoßen, letzteres mit Wasser so lange gekocht, bis das Wasser verdampft ist. Hierauf wird kaltes Wasser auf die Masse gegossen, dieselbe umgerührt und das oben schwimmende Oel mit den Händen abgeschöpft. Dasselbe wird zum Einsalben des Körpers verwendet.

»Boanda«, Baumwolle, wird wenig angepflanzt, gedeiht aber gut. Es werden auf dieselbe Weise wie an der Küste Fäden aus ihr gedreht.

»Dienge«, Zuckerrohr, wird als Leckerei hier und da angebaut.

Der Tabak gedeiht gut. Die Blätter werden wie in Malanʒe halbtrocken in Mörsern zerstoßen, in kleine eiförmige Klumpen mit den Händen geballt und in der Sonne getrocknet. Pogge verarbeitete die getrockneten Blätter mit Erfolg zu Cigarren.

Von der Hanfpflanze, »Riamba«, gibt es förmliche waldähnliche Pflanzungen. Sie wächst 1,8–2,4 m hoch, und der Stengel wird 2–3 Finger dick. Der Riambacultus existirt seit 10 Jahren und 372 hat unter den Baschilange schon viele brustschwache Menschen erzeugt. Die Hauptkrankheiten der Begleiter Kalamba's auf der Reise nach Nyangwe und zurück waren Lungenentzündungen.

Die Palmen in der Nähe des Dorfes haben ihre bestimmten Eigenthümer und vererben sich vom Vater auf den Sohn, während die frei in der Campine wachsenden ebenso wie Grund und Boden und dessen übrige wilde Producte als herrenlose Sachen dem Occupanten gehören.

Die Palmschäfte werden in Mukenge nur wenig zum Häuserbau verwendet, dazu nimmt man lieber junge, schlanke Bäumchen aus dem Walde.

Die feuchten Untergrund liebende Bordãio-Palme heißt »Dikadi«, Plur. »Makadi«.

Die zwei Arten der Calamus-Palme, die häufig an Flußufern wächst, werden zum Flechten von Körben, zu Bogensehnen, Bindfaden, ferner als Baumaterial benutzt.

Der Pandanus, »Dikāka«, Plur. »Makāka«, in Malanʒe »Mavalla« genannt, bildet an Flußufern häufig undurchdringliche Dickichte. Die Blätter werden zu Matten und ähnlichen Dingen gebraucht. Die Feldfrüchte werden in bescheidenem Maaße in Speichern aufbewahrt. Diese bestehen aus Cylindern von Strohgeflecht, die auf Holzgerüsten stehen und mit einem beweglichen Dache zum Abnehmen versehen sind. Sie sind 0,6–1,2 m hoch und ca. 0,6 m im Durchmesser haltend.

Der zur Aussaat reservirte Theil der Bohnen wird in Blättern einer Aroidee, »Tunkasakassa« genannt, zu einem Packet eingewickelt. Die anderen zur Aussaat reservirt bleibenden Samenarten werden in großen, thönernen Gefäßen, »Mulondo«, deren Oeffnung mit Lehm verschmiert wird, aufbewahrt. Da Kalamba diese Thongefäße als Fetisch verboten hat, so geschieht die Aufbewahrung vielfach auch in Kalabassen.

Die Bestellung des Bodens ist Sache der Frauen, welche den Boden mit einer kurzgestielten Hacke, wie in Angola, Lunda &c., bearbeiten. Oestlich vom Lubifluß fand Pogge jedoch, daß die Männer den Boden bearbeiteten, und zwar mit Hacken, die einen Stiel von 1–1,2 m Länge haben.

Die in den Campinen lebenden Ratten sind ein beliebtes Nahrungsmittel. Sie werden gefangen, indem vorn 0,4 m im Durchmesser haltende, 1–1,2 m lange, konisch zulaufende, aus 373 gespaltenen Blattstielen der Mapanda-Palme geflochtene, fischreusenartige Fallen in die Wege, welche die Ratten in dem hohen Gras sich bereitet haben, gelegt werden. Dann wird unter großem Lärm das mit Fallen belegte Gebiet abgetrieben und das hohe Gras mit Stöcken geschlagen, so daß die erschreckten Ratten, welche auf den von ihnen ausgetretenen Pfaden in ihre Löcher flüchten wollen, sich dann in diesen Fallen fangen. Dieselben heißen »Mukinda«, in Malanʒe »Gingua''. Auch die Grashüpfer werden gegessen. Zuweilen werden die Ratten mit kleinen Pfeilen und Bogen gejagt und hierbei zuweilen auch Hunde zu Hilfe genommen, denen aber das Halsband nicht um den Hals, sondern um den Hinterleib befestigt war. Dasselbe wird »Tschimbo« genannt und gleicht dem, welches im Gebiet des Lubilasch gebraucht wird. Die Hunde sind von einer kleinen Rasse, meist gelb und weiß, jedoch kommen alle Farben vor. Man liebt, ihnen die Hälfte des Schwanzes abzustutzen. Gejagt wird gern in Gesellschaft von drei oder vier oder mehr Personen. In seinem Gebiet selbst duldet Kalamba das Jagen mit Hunden nicht, da er letztere nicht leiden kann.

Neben den Ratten bilden auch die Raupen ein beliebtes Nahrungsmittel, die in großen Mengen zur geeigneten Zeit(Februar-März) gefangen, gekocht und dann getrocknet werden.

Ein gesundes und viel benutztes, leider aber in seinem Vorkommen nur an die Monate September bis November gebundenes Nahrungsmittel, von dem auch Pogge ausgiebigen Gebrauch machte, waren die Pilze, vorzüglich ein größerer und ein kleiner weißer, letzterer »Mutonda« genannt; zuweilen werden aber auch Riesenpilze auf den Markt gebracht, ein solcher hatte z. B. über 0,6 m im Durchmesser, der Stiel war 18 cm lang, das ganze Gewächs wog 2 kg.

Affen werden von den Baschilange nicht getödtet, wie Pogge meint, aus der unbestimmten Annahme, daß vielleicht die Seele eines Verwandten in dem Thiere sich aufhalten könne.

Honig gab es viel im October, doch scheint die afrikanische Biene ein sehr schmutziges Thier zu sein; der Reisende beobachtete, daß sie an allerhand Schmutz, Excremente, Urin &c. geht.

Ein besonderes Volksnahrungsmittel bilden die weißen Ameisen. Es gibt deren in dem ganzen Gebiet von der Küste an drei Arten, zwei große und eine kleine. Die ersteren bauen die bekannten Lehmhügel, die kleine Art baut ihre Wohnungen unterirdisch. Die 374 Hauptfangzeit ist am Anfang der Regenzeit und im April. Die kleinere Art wird beim Schwärmen gefangen. Ein kleines hohles Flechtwerk von Zweigen wird mit Blättern und Erde bedeckt und über der Stelle, wo das unterirdische Nest der Ameisen sich befindet, aufgestellt. Die schwärmenden Ameisen kriechen heraus und können die aufgestellte Falle nur durch ein kleines Loch verlassen, das an der Spitze des korbartigen Flechtwerkes gelassen ist. Bei dem Versuch, hier durchzukriechen, streifen sie sich die Flügel ab, fallen herunter in ein Loch, das in die Erde gemacht ist, und werden dort gesammelt. Man sieht diese Ameisenfallen sehr häufig, und Pogge beobachtete oft, wie Kinder diese Ameisen lebendig aßen.

Die Bewohner der großen Termitenbauten werden durch den Rauch eines Feuers, das um dieselben angezündet wird, betäubt, und da sie sich dann auf eine centrale Stelle des Baues zurückziehen, durch Ausbrechen desselben gefangen.

Die Beschaffung der Nahrungsmittel machte Pogge nicht selten viele Sorge, namentlich die ihm so nöthigen Hühner waren sehr hoch im Preise; zuweilen sah er sich genöthigt, Kalamba damit zu drohen, daß er sich wegen Lebensmittel an Tschingenge wenden werde, um dadurch Kalamba's Eifersucht zu erregen und ihn zu bewegen, ihm Lebensmittel zu schicken. Der Preis derselben war ein sehr wechselnder. In Tschingenge kaufte der Reisende von Kalamba, dem Bruder Tschingenge's, einst ein fettes Warzenschwein für 4 Yards Baumwollenstoff. Andererseits forderte derselbe für eine Ziege 6 Yards.

Die in Pogge's früheren Berichten von ihm gerühmte große Gastfreundschaft der Baschilange scheint sich ihm gegenüber nach seiner Rückkehr von Nyangwe also recht vermindert zu haben. Es kam sogar zweimal bald nach seiner Rückkunft der Fall vor, daß ihm gehörige Ziegen heimlich getödtet wurden, weil die Bena-Riamba von diesen Thieren nichts mehr wissen wollten, seitdem sie durch Kalamba nach Einführung des Riambacultus ausgerottet worden waren. Es bedurfte des energischen Auftretens des Reisenden, um diesen Attentaten auf seinen Viehbestand Einhalt zu thun.

Die Kanoes auf dem Lulua werden aus ausgehöhlten Baumstämmen gemacht, die beiden Enden derselben sind etwas nach aufwärts gebogen. Zum Bearbeiten des Holzes bedient man sich eiserner, an einem langen, mit zwei Händen faßbaren Stiele 375 befestigter Stemmeisen, die 5 cm lang und 4 cm breit sind. Die Leute rudern sitzend, die Ruder selbst sind concav und aus einem sehr leichten, weichen Holz gemacht. Das schwerere Ende des Bootes geht voran. An den beiden Enden befinden sich Querstäbe, welche als Sitze und als Stützen für die Kniee dienen. Die Böte sind von verschiedener Länge, 2,4–6 m lang und 0,3–0,6 m breit. Im Allgemeinen sind die Baschilange keine geschickten Bootsleute. Dagegen sind sie nicht so schlechte Jäger, und die Erlegung eines wilden Schweines oder eines Büffels kam gar nicht so selten vor.

Die Fische werden an den Stromschnellen mit kleinen Haken ohne Widerhaken geangelt. Hat einer angebissen, so schwenken die Fischer ihn so lange im Kreise herum, bis sie ihn sammt der Angel in einer günstigen Richtung auf das Land werfen können. Fische, die in einem abgeschlossenen Wassertümpel sich befinden, werden mittelst Fischgiftes gefangen. Die zerstoßenen Blätter eines akazienartigen Strauches, der von den Baschilange »Buba«, in Malanʒe »Kafota« genannt wird, werden des Abends in die betreffenden Tümpel geworfen, und am nächsten Morgen zieht man die betäubten Fische heraus.

Die Wurzeln desselben Strauches geben mit Wasser zerstampft einen seifenartigen Schaum; ein derartiger Absud kann auch als Ersatz für Seife zum Waschen von Kleidungsstücken gebraucht werden.

Zur Holzkohlenbereitung bedient man sich gewisser Sorten Hölzer ohne die Rinde. Man bildet aus denselben Haufen, setzt dieselben in Feuer und zieht dann zur geeigneten Zeit die einzelnen Stücke heraus, und bedeckt dieselben mit Erde, um das Feuer zu löschen.

Das Palmöl wird bereitet, indem die reife Nuß gekocht und in einem Mörser gestampft wird. Die Kerne werden herausgelesen und weggeworfen, und die übrige Masse mit den Händen ausgepreßt, so daß das Oel in einen Topf läuft.

Das Erdnußöl wird gewonnen, indem die Erdnüsse getrocknet und zerstampft werden und dann ein wenig heißes Wasser zugegeben wird. Das obenauf schwimmende Oel wird dann mit einem Löffel abgeschöpft. Jedoch wird dieses Oel in Malanʒe immer nur bei Neumond bereitet. Die Baschilange kannten ursprünglich die Gewinnung dieses feinen und sehr brauchbaren 376 Oeles nicht, sondern lernten dieselbe erst von den Trägern aus Malanʒe kennen.

Salz wird aus einer an den Ufern des Lulua wachsenden Rohrart, »Muschiba ao Luebo« (Plur. »Mischiba«) genannt, bereitet. Dieselbe wird verbrannt und die Asche in einem Trichter aus Flechtwerk durch kaltes Wasser ausgelaugt. Dieses Wasser ist gewöhnlich an sich schon Salzwasser, das aus salzhaltigen Bodenvertiefungen an den Ufern des Lulua geschöpft wird. Die Lauge wird alsdann in Töpfen oder viereckigen Pfannen aus Baumrinde gesotten und so das Salz gewonnen. Namentlich in der Umgebung der Residenz Tschingenge's findet sich diese Bereitungsweise.

Der Palmwein wird mit einem Instrument, welches einem Stemmeisen gleicht und ca. 15 cm. lang und ca. 1 cm breit ist, gewonnen, indem dasselbe in dem Stamme an der Krone zwischen zwei Blattständen eingetrieben wird. Jede Palme liefert einen Monat hindurch täglich 6–12 Liter Wein. Der von einer jungen Palme ist am stärksten und wird immer von der Mapanda-Palme gewonnen, obwohl er viel bitterer als der der eigentlichen Oelpalme ist. Zum Ersteigen der Palme wird nicht der sonst in Afrika so gewöhnliche Reif gebraucht, sondern dasselbe geschieht ohne alle Beihilfe oder auch mittelst um den Baum gelegter zahlreicher Ringe von Schlingpflanzenranken. Den in der Nähe des Kassai wohnenden Baschilange sind dagegen die Reife wohl bekannt.

Die Hütten in Mukenge haben oft Decken aus Palmenschäften angefertigt, der Fußboden ist in und um die Hütte aus Lehm tennenartig festgetreten. Die Thür ist gewöhnlich 0,6 m breit und 1 m hoch. Die Wände sind meistens 1,8 m und das Dach 1 m hoch.

Männer und Frauen theilen sich bei dem Bau eines Hauses derart in die Arbeit, daß erstere das Holz dazu fällen und für die Zwecke des Baues bearbeiten, und schließlich auch das Dach aufsetzen, während die Frauen den Lehm zum Bau herbeitragen, womit die aus Schilf bestehenden Wände innen und außen beworfen werden.

Die Betten bestehen aus einem mit Flechtwerk überzogenen Holzrahmen und sind 0,5 m hoch. Eine Art Stühle sind auch in Gebrauch, aber nur bei den Versammlungen in der Kiota.

Die Topfwaaren werden nur von den Frauen angefertigt, und zwar aus freier Hand mit einem Messer oder einem Stück Holz. Die fertig geformten Töpfe werden Tags über in der Sonne und 377 Nachts in den Hütten getrocknet und dann in einem offenen Feuer gebrannt, bis sie rothglühend sind. Um denselben ihre gleichmäßig schwarze Farbe zu geben, werden sie mit Wasser gewaschen, das mittelst einer gewissen Wurzel schwarz gefärbt ist.

Die Kalabassen werden in der Weise angefertigt, daß man die reife Kürbißfrucht am Stiel abschneidet, sie einige Minuten über ein lebhaftes Holzfeuer hält und dann dieselbe 4–5 Tage in die Erde eingräbt, bis das Mark faul geworden ist und sich herausnehmen läßt. Um sie recht fest zu machen, werden sie darauf einige Tage in Wasser gelegt und alsdann an einer geeigneten Stelle der Hütte, wo der Rauch des Feuers recht einwirken kann, aufgehängt. Die Verzierung der Kalabasse geschieht an dem bereits geräucherten Gefäß mit einem glühenden Messer, das die Formen einbrennt. In Malanʒe, Kioque &c. dagegen werden die Verzierungen mit einem scharfen Messer eingeschnitten und dann mit Kohle und Fett gefärbt, ohne Anwendung eines glühenden Messers.

Zum Tragen von Gegenständen bedient man sich einerseits halber Kalabassen, die mit einem Flechtwerk aus den Blattrippen der Mapanda-Palme umgeben und so mit einem Henkel versehen sind; es werden auch Säcke aus demselben Material geflochten, die an einem Strick aus dem nämlichen Stoffe über einer Schulter getragen werden. Die Frauen tragen Lasten in einem Korbe, der aus dem gleichen Palmenblättermaterial hergestellt ist und mit einem Brett als Unterlage, das aus dem gespaltenen Schaft der Palme hergestellt ist, fest verbunden ist.

Feuerzangen aus starkem Draht, mit denen die Kohle zum Anzünden der Pfeifen angefaßt wird, sieht man häufig in Gebrauch.

Von den unvermeidlichen Trommeln, die bei jeder Gelegenheit geschlagen werden, gibt es zwei Formen: eine lange, cylinderförmige, die zwischen die Beine genommen und mittelst einer um die Hüften gehenden Schnur gehalten wird, und eine kleinere, kürzere Sorte, die in der Höhe des Magens an einer um den Hals gelegten Schnur hängt. Beide werden mit den Fäusten geschlagen und sind am unteren Ende offen. Die erstere heißt »Engomma«, die letztere »Pataka«. In Kioque heißt die letztere »Kuambischi« (Plur. »Tuiambischi«).

Zum Schwarzfärben von Stoffen, Töpfen &c. bedient man sich der Rinde eines Baumes, die zusammen mit dem zu färbenden Gegenstand 12–24 Stunden in ein Gefäß mit Wasser gethan 378 wird. Dann bringt man denselben ebenso lange in den nassen Schlamm eines Flusses, worauf das betreffende Object mit einem sehr hübschen, glänzenden Dunkelschwarz gefärbt ist. Pogge ließ sich auf diese Weise ein Stück Zeug zur Herstellung einer deutschen Fahne färben.

 

Schlangen waren in der Nähe von Mukenge sehr häufig; große 4–5 m lange Exemplare erwiesen sich als arge Hühnerdiebe. Kleinere Arten fanden sich sogar im Stationsgebäude selbst ein, wo Pogge, auf dem Bett liegend, eines Tages sogar sah, wie eine solche unbekümmert um ihn eine Eidechse verfolgte. Die Wirkung der Schlangenbisse war verschieden. Es wurde dem Reisenden einmal ein Mann gebracht, dessen Fuß in Folge eines Schlangenbisses stark angeschwollen war, so daß der Mann arge Schmerzen hatte. Eine Einreibung mit Ammoniak half. Ein anderes Mal wurde jedoch ein Bote, der eilig seines Weges ging, gebissen und starb alsbald; ähnliche Fälle kamen noch öfter während Pogge's Anwesenheit vor, und von Krokodilen wurden drei Menschen während dieser Zeit gefressen.

Vor den Flußpferden haben die Anwohner des Lulua im Ganzen großen Respect und fahren nicht in der Mitte des Flusses, wenn sie solche sehen, sondern immer dicht am Ufer. Von Unglücksfällen erlebte Pogge die Tödtung eines Mannes durch den Blitz und die einen tödtlichen Ausgang nehmende schwere Verbrennung eines Mannes, der an epileptischen Anfällen litt und während eines solchen in das vor ihm befindliche offene Feuer fiel.

Syphilitische Krankheiten waren sehr verbreitet und gaben wiederholt Ursache zu Processen wegen Ansteckung. Kalamba litt schwer und wiederholt an solchen.

Die sprichwörtliche Schönheit der Zähne der Neger fand Pogge nicht immer zutreffend. Die Schwester Kalamba's litt unter Anderem viel an Zahnschmerzen.

Ueber die religiösen Vorstellungen der Menschen, unter denen er lebte, hat Pogge manche Nachforschungen angestellt, ohne, wie das ja so häufig gerade in diesen Dingen geschieht, über die mit einem Weißen offen zu sprechen die Neger eine große Scheu haben, zu einer abschließenden, genaueren Kenntniß gelangt zu sein, wie dies die sich widersprechenden und corrigirenden Notirungen in den Tagebüchern beweisen.

379 Die alte Ansicht vor Einführung des Riambadienstes war, daß es ein großes Wesen gebe, welches die Menschen und Alles, was ist, geschaffen habe. Dieses Wesen wurde »Fidi mukulu« genannt. Daneben gibt es Idole und Zaubermittel, »Lupingo fidi«, »Mukulo«, »Lupingo mupongo«, »Bischimbā«. Aber nicht Jedermann besitzt derartige Dinge. Ob ein Gegenstand ein solches Idol oder Zaubermittel ist, kann Niemand vorher bestimmt sagen, das hängt von der Einbildung eines Jeden ab, und die Idole sind nicht für Alle die nämlichen, obwohl denselben öffentliche Feste und Tänze gegeben werden.

Die »Bischimba« oder »Biamanga« bestehen aus sehr verschiedenen Sachen, Gebeinen von Thieren, Köpfen und Häuten von Schlangen u. s. w. und werden meist in einem großen Gefäß aufbewahrt.

Der Besitzer der Zaubermittel wird »Muene lubuku« genannt. Wenn der Zauberer eine Handlung vornimmt, so spricht und unterredet er sich mit den der Handlung Beiwohnenden, und seine Worte werden von denselben wiederholt. Diese Ceremonie heißt »Kutempa ku lubuku«. Die Bena-Riamba haben den Gebrauch dieser Zaubermittel verworfen, sie rauchen dafür nur Hanf, aber der auch hierbei gebräuchliche Chor ist eine Reminiscenz an jene ältere Sitte. Kalamba hat den Gebrauch der Zaubermittel verboten und bezeichnet sich selbst als den »Fidi mukulu«.

Neben diesen »Lupingo« gibt es noch »Mahamba«, worunter nicht die Seelen Verstorbener, sondern eine Art Nebengottheiten oder Schutzgeister verstanden werden; es gibt deren für die Jagd, den Krieg, für den Schutz der Felder, ferner solche, um Schwangerschaft hervorzurufen &c. Derartige Geister werden in Malanʒe »Mahamba«, im Lundareich »Mutanda«, bei den Baschilange auch »Kilumbua« oder »Bilumbua« genannt.

Die in den Dörfern oft zu erblickenden, in der Erde stehenden Holzstücke, deren oberes Ende zu einem menschlichen Kopf zurechtgeschnitzt ist, heißen auch »Lupingo«, in Lunda »Akisch«, in Kassanʒe »Kiteka«, in Kioque »Kaponja«.

Zaubermittel, die eine tödtliche Wirkung ausüben, heißen »Kuembe«.

Pogge glaubt sich zu der Annahme berechtigt, daß bei Einzelnen der Glaube vorhanden sei, die menschliche Seele könne in einen Hund übergehen. Diejenigen Baschilange, welche Hundefleisch essen, heißen »Baschilamboa«. Ob eine Art Verehrung des Hundes, 380 »Umbua« genannt, stattfindet, wagt er nicht zu behaupten. Kalamba ließ alle Hunde tödten, weil sie Zauberwesen seien.

Bei seinen Jagdauszügen nach dem Lulua sah Pogge Fetische, die er in der näheren Umgebung von Mukenge nie bemerkt hatte. Es waren dies Stücke von Ameisenhügeln, die in einen Haufen zusammengelegt und mit »Fuba« oder weißer »Pemba« bestreut waren. Jedes der Stücke bedeutete ein erlegtes Wild und stellt eine Art Weihgeschenk der betreffenden Jäger dar. Sie heißen »Kilunda Nianga« und werden von Zeit zu Zeit unter großen Festlichkeiten von Neuem mit Pemba und Fuba bestreut.

»Mukischi« ist der Name gewerbsmäßiger Tänzer, die Nichts mit dem Fetischwesen zu thun haben, sondern vorzüglich dazu da sind, das Volk zu amüsiren, und die für ihre Leistungen bezahlt werden. Der Mukisch trägt Masken und aus Baumfasern gefertigte Gewänder. Es gibt Meister und Lehrlinge in dieser Genossenschaft. In Kioque werden die Masken »Mutue ua mukuschi«, Kopf des Mukisch, genannt, »Muschimba ua mukisch« heißt der Körper des Mukisch.

Mukischtänze finden, wie es scheint, überall da statt, wo die Beschneidung mit Feierlichkeiten verbunden ist. Wo dies nicht der Fall ist, wie bei den Bena-Riamba, findet man auch keine solchen Tänze.

Neben den Tänzen, die bloß zur Belustigung des Volkes dienen, scheint die Institution der Mukischi, wie Pogge bei weiterer Nachforschung erfuhr, aber doch noch eine tiefere Bedeutung zu haben und direct mit der Sitte der Beschneidung in engstem Connex zu stehen.

Der Meister und Führer der Mukischi ist der »Kakongo«; er übt die Beschneidung aus, und die Lehre dieser Kunst wird »Kajanga« genannt. Die Lehrlinge und die Assistenten heißen Mukisch, aus ihnen geht der Kakongo hervor. Von dem Kakongo ist wohl zu unterscheiden der Medicinmann, der»Kimbunda«, der die Medicin in Krankheitsfällen gibt. Derselbe hat keine besondere Tracht, er beschmiert sich höchstens mit rother oder weißer Pemba, wenn er Curen ausführt. Er fertigt für die Kranken auch die Fetischfiguren, »Kitoka« an. Die kleinen Fetischsachen, Antilopenhörner &c. heißen »Binga«. Der Medicinmann kann ein Weib sein, der Mukisch nie.

Die Begrüßungsceremonien gegenüber Vornehmen sind bei den Bena-Riamba für beide Geschlechter verschiedener Natur. Die Frauen knieen nieder und berühren mit den Handgelenken 381 wiederholt die Erde, während die Männer ebenfalls niederknieen und Erde auf Brust und Oberarme streuen. Diese letztere Sitte wird »Kulaba bulobo«, wörtlich »gib Erde«, genannt. Das darauf folgende Händeklappen heißt »Kukuma kassa«.

Während die Begrüßungsformel der hanfrauchenden Baschilange, »Mojo«, »Leben«, eine eigene neue Erfindung ist, heißt diejenige der nicht hanfrauchenden, der Tschipulumba, »Ambadiga mua gulala«, »Wie schliefst Du?«

In Kioque, wo das Sichbestreuen mit Erde als Zeichen der Ergebenheit ebenfalls Sitte ist, heißt diese Ceremonie »Kudiundu«.

Die Sitte der Blutsfreundschaft ist bei den Baschilange ebenso wie bei den Kioque bekannt, nicht aber bei den Lundavölkern. Sie heißt bei ersteren »Kijila«, in Kioque »Kassondo«. Sie dient zur festen Begründung freundschaftlicher Beziehungen. Wenn einer der Contrahenten oder dessen Söhne einen Teller oder eine Flasche zerbrechen, die dem anderen Contrahenten gehört, oder wenn die Ziegen des Einen in die Pflanzung des Anderen einbrechen, so wird in allen diesen Fällen kein Schadenersatz verlangt.

Bezüglich der väterlichen Gewalt gilt, daß der Sohn stets in dem Dorfe, das der Vater bewohnt, wohnen bleiben muß und daß er letzterem stets von seiner Jagdbeute oder seinem Handelsgewinn Etwas abzugeben genöthigt ist. Dafür, daß die Bevölkerung eines Dorfes oder Districtes stets von einer Familie ausgegangen ist, spricht der Umstand, daß sich die Bewohner eines solchen stets Söhne, »Bena«, nennen, also »Bena-Katende«, die Söhne Katende's.

Für das Patriarchalische der Zustände spricht, daß Herr und Sklave oft aus einer und derselben Pfeife rauchen und daß Pogge sah, wie Kalamba einem seiner Sklaven eigenhändig das Haupthaar schor, was mit einem dreieckigen, mit einem Stiele versehenen Eisen geschieht, nachdem die Haare mit Wasser naß gemacht sind.

Das Essen nimmt Kalamba häufig in conspectu omnium vor seinem Hause ein und reicht dabei manchmal gastfrei seinen Topf mit Hirsebrei dem Einen oder Anderen seiner Umgebung.

Ist Jemand des Diebstahls angeklagt, so muß er Riamba rauchen und nachher die Versammlung, welche der Verhandlung beiwohnte und ebenfalls mit rauchte, entschädigen. Falls er keine Ziege hat, muß er mit Salz bezahlen, das unter die Versammlung vertheilt wird. Der Bestohlene selbst aber bekommt Nichts, denn er provocirte das Riambarauchen. Diese Strafzahlung heißt 382 »Kiponge«, sie erfolgt nur für Raub und Diebstahl. Bei Ehebruchsklagen fällt sie weg, dann muß der Beschuldigte nur Riamba rauchen. Diese Ceremonie geht dann so vor sich: Der Beschuldigte raucht allein, und ein Mann der Versammlung stopft die Pfeife, während aus einer anderen Pfeife je vier oder fünf der Anwesenden gemeinschaftlich rauchen. Kalamba oder sonst ein Mann, welcher die Ceremonie dirigirt, bestimmt, wie viel Pfeifen der Angeschuldigte rauchen muß. Wenn das Vergehen von Bedeutung war, so läßt man ihn so lange rauchen, bis er bewußtlos wird und umfällt. Dann wird dem betreffenden Individuum regelmäßig übel mitgespielt. Man zieht ihm den »Panno« ab, thut Pfeffer in die Augen oder führt ein schmales Band durch die Nasenscheidewand &c., bis die Verwandten herbeikommen und ihn wegbringen. Kann der Betreffende gar keine Kiponge leisten, so haften die Verwandten oder das Dorf dafür, und können die Betreffenden, wenn sie nicht zahlen wollen, Krieg beginnen. Kriege waren früher häufig die Folgen von Diebstahl, aber jetzt, wo ein mächtiger Fürst, wie Kalamba, herrscht, der Waffen hat und Riamba rauchen läßt, sind Kriege selten.

Nach Beendigung der Kiponge-Ceremonie gibt der Bestohlene zum Zeichen, daß der Streit vergessen und die Schuld vergeben ist, dem Dieb »Pemba« auf die Stirn und Brust.

Immer haftet der Herr für den Sklaven, der Vater für den Sohn, der Mann für seine Frauen.

Ein Mörder wird auch bei den Bena-Riamba verbrannt. Er wird mit Händen und Füßen auf ein niedriges Holzgerüst gebunden und dann durch Anzünden eines Feuers auf allen vier Seiten vom Leben zum Tode befördert. Doch unterscheiden die Baschilange sehr wohl zwischen Mord und Todtschlag. Ein Individuum, das einen Todtschlag im Affect beging, wird nicht verbrannt, sondern muß eine Strafe im Werthe eines Sklaven an die Verwandten des Getödteten bezahlen. Bei Unvermögen hierzu haftet auch in diesem Falle seine Verwandtschaft. Die Strafe, den gequetschten und mit etwas Wasser angemachten Samen von Capsicum indicum in die Augen eines für schuldig Befundenen zu thun, wird ohne jedwede Ceremonie vollzogen und ist eine Erfindung von Meta, der Schwester Kalamba's. Der Betreffende hat nicht nur den Schmerz zu erdulden, sondern auch noch die Verspottung von Seiten der versammelten Zuschauer der Execution.

383 Bei Streitigkeiten unter denjenigen Baschilange, welche nicht Riambaraucher sind, wählen beide Parteien ihnen genehme Richter. Ist der Verurtheilte nicht mit dem Schiedsspruch zufrieden, so kann er beantragen, daß »Bambu«, der Abguß einer Baumrinde, getrunken wird. Der »Kimbanda« bereitet den Trank in Gegenwart der Richter, doch darf keine ertrunkene Fliege in dem Wasser herumschwimmen, und in dem Haus, wo der Trank bereitet wurde, darf nie vorher eine menstruirende Frau gewesen sein; im Uebrigen geschieht die Bereitung ohne weitere Ceremonien.

Neben dem Bambu gibt es noch einen stärkeren Gifttrank, »Kipapa« genannt, in Katschitsch »Muavi«, in Kambamba »Kianda«. In letzterer Landschaft sah Pogge die Leichen dreier Fetischeure, »Mupongo«, in Malanʒe »Mulosch« genannt, die an diesem Trank gestorben waren. Die Leichen waren eingewickelt an eine Stange gehängt, welche zwischen den Aesten zweier Bäume hing; Kipapa erzeugt heftige Convulsionen; man läßt die Mupongo ruhig sterben, ohne sie mit Gewalt zu tödten; die Unschuldigen erbrechen nach dem Volksglauben den Gifttrank.

Bei Handelsabschlüssen ist es Sitte, eine Zugabe zu machen, die »Mutullu« genannt wird.

Wenn eine angesehene Person stirbt, hat deren ganze Familie Riamba zu rauchen, und zwar in der Kiota, dem Versammlungsplatz des Dorfes, in Gegenwart von Kalamba. Die Hütte, in der Jemand starb, wird verbrannt oder niedergerissen, und die übrigen Häuser gehen, falls der Vater starb, auf die Söhne über. Wenn Jemand stirbt, ist stets ein Fetisch daran Schuld, es sei denn, daß der Betreffende sehr alt und schwach war, und wird deshalb ein großes Riambarauchfest der Männer abgehalten.

Die Leichen werden, in ein Tuch gewickelt, in der Campine 5–800 Schritte vom Dorf ohne Ceremonien verscharrt, und zwar nur einen halben bis einen Fuß tief; zuweilen geschieht die Bestattung in noch größerer Nähe der Wohnungen. Die Leiche wird an eine Stange gebunden und an dieser zum Begräbnißplatz gebracht. In Folge der geringen Tiefe der Gräber scharren die Hunde &c. die Leichen häufig wieder aus und fressen dieselben auf; deshalb findet man in der Campine auch viele menschliche Knochen verstreut. Die Beerdigung findet womöglich noch an demselben Tage, an dem die betreffende Person starb, statt. Pogge erlebte den Fall, daß Sklaven, die bei dem Zuge nach Nyangwe im 384 Gebiete des Lupangu gekauft worden waren, in Mukenge die Leiche einer Frau heimlich ausgruben, das Fleisch im Walde kochten und verzehrten. Sie wurden später wieder gefangen und bekamen ganz gehörige Prügel.

Pogge erkundigte sich später bei diesen Bassange-Leuten und erfuhr, daß in ihrer Heimath das Menschenfressen nicht aus Hunger, sondern in der Ausübung gewisser Ceremonien geschehe. Die Körper der im Kriege Erschlagenen werden eine Nacht in's Wasser gelegt, und am nächsten Tage werden die Unterschenkel und Hände abgeschnitten und auf Ameisenhaufen gelegt. Nach einigen Stunden wird wieder nachgesehen, und wenn die Ameisen von dem Fleische essen, so ist es gut. Die betreffenden Körper werden alsdann zerlegt und von bestimmten Männern mit dem Fleische der im Kriege erbeuteten Ziegen zusammen gekocht und dann vor das Haus des Soba gebracht, welcher davon genießt und das Fleisch an die Krieger vertheilt, worauf dann Tänze und Gesänge stattfinden. Die Frauen aber kochen weder das Fleisch, noch essen sie davon. Zuweilen würden auch die Leichen von Sklaven aufgegessen, doch sei es nicht üblich, bestattete Leichen wieder für diesen Zweck auszugraben.

Wenn bei einem Mädchen zum erstenmal die Menstruation eintritt, wird dasselbe 4–6 Tage in eine Hütte eingeschlossen. An dem Tage, an dem sie wieder herausgelassen wird, wird der ganze Körper mit gepulvertem Tukulaholz und Ricinusöl eingerieben und auch das Gesicht roth angemalt. Sie erhält ein kleines Fell außer ihrer gewöhnlichen Bekleidung, und um den Hals wird ein Stück Zeug gehängt, das aus dem Bast des Lukanda-Baumes bereitet ist, und auch der Kopf wird auf dieselbe Art geschmückt. Dann wird sie auf den Schultern eines Mannes durch das Dorf getragen, und ihr Vater gibt ein großes Fest. Da die meisten Mädchen schon vorher von ihren Vätern vergeben sind, so wird meist an demselben Tage auch zur Heirath geschritten, so daß dann beide Festlichkeiten vereinigt stattfinden, aber die eben beschriebene Ceremonie besteht ganz selbständig für sich. Dieselbe wird »Hetta« genannt, das betreffende Mädchen »Muhetta«. Nicht ganz im Einklang hiermit steht, wenn Pogge an einer späteren Stelle seines Tagebuches sagt, daß die Baschilange bereits kurze Zeit vor Eintritt der ersten Periode in geschlechtlichen Verkehr treten: doch bezieht 385 sich dies vielleicht hauptsächlich auf Sklaven und die Töchter des niedrigen Volkes.

Vor Einführung des Riambacultus mußte der Bräutigam seine zukünftige Frau von deren Eltern für 10–20 Ziegen und Hühner kaufen. Kalamba hat diese Sitte verboten, und jetzt geschieht die Heirath ohne jede Bezahlung von Seiten einer der betheiligten Parteien. Hauptsächlich um diesen seinen Willen durchzusetzen, ließ Kalamba seiner Zeit alle Ziegen abschaffen; der Bräutigam gibt jetzt nur ganz geringe Geschenke.

In Malanʒe, Kassanʒe und Songo ist bei der Hochzeit folgende Sitte in Gebrauch: Der Mann wirbt um die Frau beim Vater resp. Onkel. Wenn der Tag der Hochzeit herannaht, läßt der Mann die Braut durch ein oder zwei Männer und ein oder zwei Frauen holen. Diese begeben sich zum Vater, zeigen ihm eine Waffe, meist einen kleinen Pfeil und Bogen, vor. Die Braut wird von ihren Eltern mit einem neuen Panno bekleidet und geht nun mit den zur Abholung Geschickten weg, und ihre Verwandten geben ihr auch noch einen Begleiter mit. Reiche lassen die Braut in einer Tipoja tragen, oder es reitet dieselbe auf den Schultern einer Frau. Bei jedem Bache, der passirt wird, haben die Abholenden an die Begleiter von Seiten der Verwandten der Braut eine Kleinigkeit zu zahlen, in Malanʒe einige Kupfermünzen. Im Hause des Bräutigams ist meist die Verwandtschaft des Mannes versammelt. Die Braut verbringt den Tag in Gesellschaft der Familie und der Eingeladenen und begibt sich des Abends in das Fundo des Bräutigams.

Schönheit der Frau achten die Baschilange viel weniger als Jugend, und Pogge erlebte es, daß im Kriege gefangene alte Frauen auf Kalamba's Befehl getödtet wurden.

Betreffs der Spiele der Kinder beobachtete Pogge, daß die männliche Jugend eine Art Ballspiel kennt, das darin besteht, daß eine Kautschuckkugel in die Höhe geworfen wird. Derjenige, auf den dieselbe zufällt, muß dieselbe fangen, oder sie mit der Hand wieder in die Höhe schlagen. Wer dieselbe verfehlt, wird mit großem Geschrei ausgelacht.

Ein anderes Spiel bestand darin, daß zwei Knaben einen dritten, der auf einer von ihnen getragenen Stange sitzt, herumtragen. Auch Kriegsspiele, bei denen das Kriegsgeschrei der Baschilange, »ho-ho, ho-ho«, nachgeahmt wurde, und wobei auch 386 Federbüsche, wie bei den Erwachsenen im Ernstfalle üblich, getragen wurden, waren beliebt, ebenso wie ein Spiel mit Palmkernen, das ganz demjenigen gleicht, welches in Deutschland von der Jugend mit kleinen Kugeln von Steingut auf den Straßen gespielt wird.

Aus dem hohen Matutagras der Campine machen sich die Knaben ein Musikinstrument, das »Kissanʒe« in Malanʒe »Bansa« genannt wird.

Der Palmwein wird entweder mit einem Löffel in den Mund geführt oder auch aus einem Becher getrunken.

Die Baschilange nehmen gewöhnlich zwei Mahlzeiten täglich zu sich, die eine des Morgens zwischen 8 und 10 Uhr und die andere des Abends. Die Frau bereitet das Essen für den Mann, derselbe sitzt gewöhnlich vor demselben, das in Kalabassen auf dem Boden dasteht. In Wasser gekochtes Maniokmehl, »Bidia« genannt, wird mit der Hand gegessen »Musabo«, der Hirsebrei wird mit einem Löffel aus Holz zum Munde geführt oder auch getrunken. Als Beithat dienen Erdnüsse, eine Campinenratte &c.

Die Art zu essen schien Pogge sehr abstoßend; kein Familienglied bekümmert sich um das andere bei der Mahlzeit; während die Einen essen, kommen oder gehen die Andern, wie es ihnen gerade paßt, doch essen die Frauen meist mit den kleineren Kindern gemeinschaftlich. 387

 


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