Hermann Wissmann
Unter deutscher Flagge quer durch Afrika von West nach Ost
Hermann Wissmann

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Kalanda-Bach.

Sechstes Kapitel.
Bis zum Lubilasch.

Am 3. December hatten sich Kalamba's Leute angesammelt und ging es weiter über ebenes Terrain mit vielen Oelpalmen und durch sanft eingeschnittene Bäche; überall waren mächtige Granitblöcke verstreut, und auch in den Betten der Bäche stand dieses Gestein an. Am Bache Kalanda trafen wir einen prächtigen Wasserfall, 30 bis 40 Fuß hoch. Hier stürzte ich beim Baden derart auf einer Gneisplatte ausgleitend nieder, daß ich für mehrere Minuten die Besinnung verlor.

Bald werden die Schluchten tiefer und bewaldet; Meerkatzen, Nashornvögel und graue Papageien beleben die dichten Waldgallerien, aus denen bei eintretender Dämmerung Hunderttausende von Flugfüchsen aufgehen, um in nächtlicher Jagd ihren Unterhalt zu suchen. Mutenge hielt in jedem Dorfe an und wünschte überall Ruhetage, um in genügender Muße seinen Mulambo zu erpressen. An einem kalten regnerischen Tage traf ich den Kalamba unterwegs, 105 wie er nach einstündigem Marsche schon in einem Dorfe Halt machen wollte. Ich hatte etwas Fieber und war so empört über die unglaubliche Gleichgiltigkeit gegen unsere Ermahnungen und Bitten, nicht allzulangen Aufenthalt zu machen, daß ich auf ihn zuritt, ihm die Peitsche vor das Gesicht hielt und befahl, weiter zu marschiren.

Ich hatte noch nicht zur Genüge gelernt, die Folgen meiner 10jährigen Erziehung in der preußischen Armee in Beurtheilung der hiesigen Verhältnisse niederzukämpfen. Pünktlichkeit und Disciplin sind in's Afrikanische zu übersetzen, und dem Neger gegenüber ist Geduld am Platze. Auch der Ausspruch »Zeit ist Geld« paßt nicht hierher, und so nahm ich im Bewußtsein meines übereilten Handelns die Vorwürfe entgegen, die mir Pogge, der besonders in der ruhigen Behandlung des Wilden als Muster eines Reisenden gelten konnte, machte. So manches Mißlingen geplanter Reisen in Afrika ist der Ungeduld, nach europäischen Begriffen geregeltem Vorgehen und Principienreiterei zuzuschreiben. Wie kann der Reisende, der abhängig ist von seinen Leuten oder von den Eingeborenen, ganz den Sitten und Gewohnheiten derselben entgegen handelnd, auf Erfolg rechnen? Er soll, wenn es die Umstände erfordern, lieber einmal mit den Wölfen heulen, als durch ein seinen Leuten unverständliches Vorgehen sich dieselben entfremden. Hierzu gehört vor Allem das Studium der psychischen Stellung der in Frage stehenden Rasse und die daraus resultirende Erkenntniß der Art und Weise der Behandlung. Sicher ist die beste Gewährleistung für die Tüchtigkeit eines Reisenden seine diplomatische Begabung.

Glücklicher Weise hatte diesmal meine Unbesonnenheit keine üblen Folgen, aber lange noch war Kalamba mißtrauisch gegen mich.

Am 5. trafen wir in Baqua-Mamba ein; am nächsten Tage sollte feierlich Einzug in das große Dorf gehalten werden, und bat Kalamba uns, ihm hierzu unsere Träger zur Verfügung zu stellen. Pogge und ich gingen nach dem Dorfe. Rings um die in langen Reihen angemachten Feuer saßen sämmtliche männlichen Einwohner, Hanf rauchend, in banger Erwartung der Forderungen Mukenge's. Seitwärts tanzten einige, aber nur alte und häßliche Weiber, die jungen waren aus dem Dorfe verschwunden. Nun erschien Mukenge's Fahnenträger, mit mächtigen Sprüngen die Fahne schwenkend und mit Geschrei die Ankunft des großen Herrschers meldend. Darauf brachen unsere Träger und einige 106 Baschilange im Scheingefechte in das Dorf, und dann kam Mukenge, auf den Schultern eines gewaltigen Negers reitend, im schwarzen Kattunrock, über dem eine Messingkette hing, grauem Filzhut, Unterhosen und bunten Strümpfen. Schuhe waren wegen der unheimlichen Größe der Füße nicht aufzutreiben gewesen. Umgeben von 20 Bewaffneten, die im Schweiße ihres Angesichts die mächtigen Trommeln bearbeiteten, zog er ein. Kakoba, sein Minister, folgte ihm im rothen Rock, Halfana, Mukenge's Sohn, im Frack und aus Sackleinwand genähten Strümpfen, dann 3 Häuptlinge, ähnlich costümirt, jeder mit einem bunten Regenschirm. Zweimal bewegte sich der Zug mit langsamen, gemessenen Schritten um die Kiota. Darauf erschien auch Sangula-Meta im rothen Unterrock, schwarzseidener Mantille, ein Taschentuch um den Kopf gewunden, mit hoheitsvoller Grazie in jeder Hand ein Büschel Riamba schwingend, gefolgt von 40 Weibern, die die Baschilangemelodie absangen. Zur Linken Kalamba's gruppirte sich Sangula mit ihrem Anhange. Jetzt schwieg der Lärm der Trommeln und Gesänge. Halb kriechend näherte sich der Häuptling der Baqua-Mamba, Ndemba4 Jahre später ertrank dieser Häuptling bei meiner Expedition in den Stromschnellen des Lulua. und legte Mukenge 3 Kupferkreuze und einen kleinen Elefantenzahn zu Füßen. Kakoba und die Mukenge umstehenden Häuptlinge bespöttelten den armseligen Mulambo. Ndemba zog darauf eine junge Sklavin herbei, die sich ruhig zu Kalamba's Füßen niederließ. Dann erhielt Meta 2 Kupferkreuze und einen Korb mit Gummi. Wieder spöttisches Gelächter der Umgebung, und Meta selbst stieß einige entrüstete Worte hervor. Kalamba hatte sich niedergesetzt, zum Zeichen, daß er befriedigt sei: Meta stand wie versteinert. Der arme Ndemba gab nun sein Weib zum Pfande und lief zu den Seinen zu weiterer Berathung. Jeder der ihn Umstehenden schlug die Tochter oder Frau eines Anderen vor; Niemand wollte geben. Ein Weib stand mit ihrem kleinen Kinde in der Nähe an einer Hütte. Ndemba wollte sie herbeiziehen, um sie der Sangula zu schenken. Das kräftige Weib jedoch machte sich los und verschwand lachend abwinkend in ihrem Hause. Noch mehrere Versuche blieben erfolglos, und die höchst unzufriedene Meta mußte sich wohl oder übel bescheiden und gab das Pfand zurück. Als die hohen Herrschaften einsahen. daß Nichts 107 mehr zu erpressen sei, erhoben sie sich unter dem lauten Jubel alles Volkes und wanderten ganz ohne die vorher beobachtete ceremonielle Ordnung ihrem Lager zu. Nichts von gewaltsamer Erpressung, Nichts von Brutalität sahen wir bei diesem Vorgange.

Noch 5 Tage mußten wir Mukenge zu Gefallen liegen bleiben, da von allen Seiten Tribut erwartet wurde. Hunderte von Baschilange, von überall herbeigeströmt, drängten sich neugierig im Lager; Massen von Lebensmitteln aller Art wurden billig angeboten, die Träger lebten aus dem Vollen und hatten fortwährend wegen intimen Verkehrs mit den Weibern im Dorfe gegen die gutmüthigen, leichtgläubigen Bena-Mamba schnell beseitigte Milongos. Wir kauften viel Tabak ein, der gestampft, mit etwas Honig untermischt, in kleinen Kugelformen angeboten wurde. Wir wässerten denselben mehrmals, trockneten und rauchten ihn dann aus unseren großen deutschen Pfeifen; hat er auch am wenigsten den Geschmack nach dem, was wir in Europa Tabak nennen, so erinnert doch der Qualm an jenen längst schon nicht mehr gehabten Genuß. Unser Tabak und Cigarren, sowie sämmtliche europäische Conserven waren schon seit einem Monat ausgegangen; nur etwas Thee blieb uns noch von den heimischen Genüssen.

Unsere Karawane war durch Nachzügler jetzt vollständig, denn hier war das letzte Dorf der Bena-Riamba. Der nächste Marsch brachte uns zu den wilden Tschipulumba. Wir hatten 40 Menschen mit 15 Steinschloßgewehren und 6 Chassepotkarabinern, Mukenge 80 Männer, 70 Weiber und mehrere Kinder mit sich mit höchstens 20 Musketen als Bewaffnung. All unser Reden und Bitten, die Weiber heim zu lassen, hatte Nichts gefruchtet, und so mußten wir wohl oder übel mit dieser für eine Reise in wilde Gebiete lächerlichen Karawane abmarschiren.

Am 12. ging es weiter über flache, sandige Savanne nach Nordosten; wir passirten den großen Bach Lubi, der zum Lulua geht, machten dann einen Umweg von fast 2 Stunden, da der Führer uns durch sein Dorf hatte leiten wollen, damit auch seine Freunde den Weißen und den Reitstier bewundern könnten.

Der Empfang in einem kleinen Dorfe, wo wir lagerten, war ein unfreundlicher. Die Weiber waren mit Hab und Gut geflohen, die Männer, bewaffnet mit langen hölzernen Speeren, Bogen und vergifteten Holzpfeilen, mit Keulen und mannshohen, 108 aus Palmenzweigen hergestellten Schildern, erwarteten uns mißtrauisch und mürrisch vor dem Dorfe und ließen uns erst, als ich mein rothes Taschentuch zeigte und ihnen einige Perlen zuwarf, des Weges ziehen.

Schon jetzt begannen die Erzählungen von vor uns wohnenden Kannibalen, die besonders auf unsere Küstenträger sichtbaren Eindruck machten. Am nächsten Tage ging es durch einige Dörfer, deren Einwohner vor uns geflohen waren. Unsere Baschilange richteten überall eine greuliche Verwüstung an, was mir Kalamba, im Lager angekommen, scharf verwiesen. Bei einigen tief moorigen Bächen mußten wir Knüppeldämme legen, die wegen der Passage der Reitstiere solide hergestellt werden mußten und uns lange aufhielten. Die Gegend wird sehr bevölkert, und der Typus der hiesigen Baschilange hat sich geändert. Die Männer sind wild aussehende starke Leute, unstät und roh, mit vielen Hörnchen, Zähnen und Figuren behängt. Perlen sieht man nur noch selten, europäische Stoffe gar nicht mehr. Die Bewohner scheinen hier schon viel mehr Mulubablut zu haben, oder weniger mit den früheren Einwohnern vermischt zu sein, als die südlichen Baschilange.

Am 14. besuchten zwei interessante Individuen das Lager: das eine war ein auffallend schönes Mädchen von hohem Wuchse, schlankem, elegantem Bau und liebenswürdigem, kindlichem Gesichtsausdruck. So allgemein ward der hellbraunen stolzen Schönheit Bewunderung gezollt, daß die mißtrauischen Verwandten sie sichtlich gegen ihren Willen aus dem Lager brachten und nicht mehr wiederkommen ließen. Das andere, die Aufmerksamkeit auf sich ziehende Wesen war ein alter Sonderling mit roth gefärbtem Haar und Bart. Er war Bauchredner, Grimassenschneider und rauchte auch aus einer kleinen Pfeife durch die Nase, indem er ein Nasenloch schloß und mit dem anderen die Oeffnung der Pfeife deckte. Man sieht, auch diese Wilden haben ihre Clowns.

Weiter ging es über sanft gewellte, übersichtliche Prairie, nur von vereinzelten Bäumen oder kleinen Palmengruppen unterbrochen. Wir lernten hier ein sehr schönes Gemüse, Ʒimboa, kennen, ein Fuchsschwanz, dessen Blätter gegessen werden. Auch gibt es wieder Palmwein, da nur die Anhänger des Riamba-Cultus ihn nicht trinken dürfen. Die Eingeborenen nähern im Aeußeren sich immer mehr den reinen Balubas. Nur selten sieht man noch eine 109 Tätowirung, wogegen man sich mit schönen schwarzen, rothen, weißen und gelben Farben bemalt.

Am 16. passirten mir den Moansangomma, ein 6 m breites und 1,5 m tiefes Flüßchen, das sich in den Lubudi, einen Nebenfluß des Lubilasch ergießt. Die Hütten nehmen eine andere Form an; sie sind unordentlich gebaut und liegen zu je 4 bis 6 zusammen in weit verstreuten Weilern. Das Gras hatte schon eine derartige Höhe erreicht, daß wir, bevor wir unser Lager bauten, dasselbe der Vorsicht halber abbrannten. Mehrere Stunden später noch sahen wir die Feuerlinie des Brandes immer weiter ziehen. Das bis 3 m hohe, trockene, filzartig dichte Gras wird jährlich in bewohnten Gegenden abgebrannt. Die Brände sind ganz ungefährlich: ich sah oft, wie Leute, dem Feuer entgegengehend, dasselbe mit Zweigen ausschlugen, selbst bei starkem Winde, und kann mir daher kaum eine Vorstellung von den gefürchteten Prairiebränden in Amerika machen.

Endlich war der berühmte Munkamba-See erreicht. Waren unsere Erwartungen schon durch immer zweifelhafter werdende Gerüchte herabgestimmt, so beschreibt doch Nichts unsere Enttäuschung, als wir eine Terrainwelle passirend vor uns einen Kessel liegen sahen, in dessen Grunde ein schmaler, dunkelblauer Wasserstreifen sichtbar ward, der uns als der Munkamba vorgestellt wurde. Die früher gehörten Uebertreibungen, die auch andere Reisende mit heim brachten, sind nur dadurch zu erklären, daß Seebildungen in diesem Theile Afrika's nicht vorkommen, und dieser kleine Weiher, weil breiter als die meisten Flüsse, zu Ausgeburten der Negerphantasie veranlaßte. Nach den Erkundigungen von Schütt und Buchner ist es durchaus nicht ausgeschlossen, daß dieser Tümpel Grund zu den Fabeln des mächtigen Sankorra-Sees, der hierher versetzt wurde, gegeben hat.

Am 18. machte ich mich auf, um das fabelhafte Wasser zu umreiten, was mir in 7 Stunden auch gelang. Inmitten dieser ununterbrochen welligen Grasprairie füllt der Munkamba die Sohle eines langgestreckten Kessels aus. Seine Länge beträgt 5 km, die größte Breite 2 km; die grasigen Ufer fallen flach zum Wasserspiegel ab und enden in einem breiten Binsengürtel. Das blaugrüne Wasser ist, obwohl sehr weich, doch trinkbar. Es ist nicht salzig, muß also unterirdischen Abzug haben, wahrscheinlich in einer südlich gelegenen starken Quelle eines Baches. Zwei nur 110 5 m lange Quellriesel münden in den See, auch sickert ihm aus benachbarten Sümpfen Wasser zu. Der Grund besteht aus weißem Sand; die Tiefe konnte ich nicht messen, da kein Kanoe vorhanden war. Der Wanderer kann dieses Hinderniß leicht umgehen. Der See birgt kleine Welse als einzige Fischart, denen man in Fischkörben nachstellt. Schwarze Wasserhühner und Enten brüten in den Binsen. Strandläufer sind sehr häufig, auch der schwarz und weiße Geier, Gipohierax angolensis, ist vertreten. Verschiedene Bussarde, der Schildrabe und Purpurreiher, ein schwarzer Storch mit weißen Flügeln beleben die kahlen Ufer.

Der See liegt auf 5° 45' südlicher Breite, 23° 14' östlicher Länge und 700 m Höhe.

Vom Ritt zurückkehrend überraschte ich einige unserer Träger, als sie ein kleines Dorf ausplünderten und damit beschäftigt waren, die sich sträubenden Eingeborenen mit Stöcken zu prügeln. Ich nahm die Partei der Eingeborenen und brachte mit dem Stock die Leute aus dem Dorf heraus. Ein junger Träger Namens Simon, dem ich mich von hinten näherte, stieß mich aus Versehen im Handgemenge mit einem Stocke vor die Brust und entfloh, sobald er mich erkannte. Zerbrochene Töpfe, aus den Häusern gerissenes Geräth und sonstige Verwüstungen zeigten die Wildheit unserer Leute; daher verfolgte ich sie, ergriff Simon und ließ ihn eine gute Weile meine Empörung fühlen. Er rief, er habe mich ja nicht gesehen, als er mich mit dem Stocke gestoßen habe, und ich gab ihm die Erklärung, daß, wenn dies der Fall gewesen wäre, ich ihn erschossen haben würde, die Prügel seien nur für Plündern und Mißhandeln der Eingeborenen. Als ich bald darauf mit Pogge in dessen Hütte bei Tisch saß, hörte ich, daß mehrere Leute sich näherten. Simon steckte, den Finger am Abzug, das geladene Gewehr zur Thür der Hütte herein, hielt es auf mich gerichtet und lallte, es sei besser, zuerst zu schießen, als sich vielleicht von mir erschießen zu lassen. Wir sprangen auf und traten aus der Hütte. Vor uns standen ein Dutzend betrunkener, mit Gewehren bewaffneter Träger. Ich schickte, den besonders wilden Simon ruhig fixirend, meinen kleinen Diener, um Peitsche und Revolver herzuholen. Kein Gewehr erhob sich, unentschlossen und murrend standen die Meuterer vor uns. Pogge hielt ihnen jetzt ihre Frechheit vor, und ältere Träger warfen sich dazwischen. Humba war mit fertigem Gewehr neben mich getreten. Ich drang darauf, daß 111 die Meuterer sofort gebunden würden, um ihre Strafe zu erhalten. Pogge wollte davon nichts wissen, und so nahmen wir den jetzt über ihr Gebahren Erschreckten Munition und Waffen ab.

Noch an demselben Abend lehrte ein anderer Fall, daß es nöthig war, mit größerer Strenge unseren Leuten entgegenzutreten. Kabinda, derselbe Mann, der im Lande der Kioque so muthig sich sein Weib zurückerobert hatte, hieb beim Handel einen Eingeborenen derartig auf den Kopf, daß er für todt davongetragen wurde. Alle Eingeborenen verschwanden mit der Drohung bald zum Kriege zurückzukommen, um den Tod ihres Genossen zu rächen. Unsere Leute bewaffneten sich; als aber bis zum Einbruch der Nacht Nichts erfolgte, hörten mir, daß der Geschlagene nur ohnmächtig gewesen wäre, und zwangen Kabinda zur Strafezahlung an demselben. Auch Kalamba's Leute wurden von dem bösen Beispiel angesteckt. Sie hatten einen Eingeborenen gefangen und blutig geschlagen wegen eines kleinen Vergehens. Wir zwangen sie zur Rückgabe und Zahlung eines Schmerzensgeldes an den Mißhandelten.

Am 21., als Pogge Rationen vertheilen wollte, weigerten sich die Küstenträger, dieselben anzunehmen, und forderten Einlösung des erst nach der Reise fälligen Bons, ja erklärten endlich, überhaupt nicht weiter zu gehen, da vor uns wilde Völker, Menschenfresser wohnten, und wir sie um ihre Zahlung betrügen würden. Wir nahmen ihnen sogleich die Lasten und die Gewehre ab und schickten die Leute aus dem Lager bis auf 5, die bei uns aushalten zu wollen erklärten. Zuerst vertheilten wir die Gewehre und einige Lasten unter Mutenge's Leute, nahmen dann nach und nach 15 der besten der Verjagten auf ihre Bitten und Kaschawalla's Wirken wieder an, wiesen jedoch die andern 21 Leute ab, denn wir waren uns bewußt, daß über kurz oder lang die wilde Bande, zum größten Theile Kimbunduleute, unserer Reise verhängnißvoll werden würde. Am anderen Morgen erwachte ich, als Pogge abermals mit dem Revolver das Lager säuberte.

5 Tage voller Verdruß und Gefahren für den Erfolg unserer Reise hatten wir jetzt am Munkamba-See gelegen, und immer noch waren des Morgens Kalamba's Leute zum Theil abwesend, da sie in der Nachbarschaft gegen unsere Vorstellungen Gewehre für je 2, ja 3 Weiber verkauften. Von doppeltem Nachtheil war dies für unser Unternehmen. Die Karawane wurde an Macht 112 geschwächt und durch das Hinzukommen der vielen Weiber immer schwerfälliger, und waren dies die Gründe, die wir Kalamba vorhielten, um dem Einhalt zu thun. Ueber das Unrecht der Sklaverei überhaupt zu sprechen, war noch nicht an der Zeit; vorläufig hielt man noch unseren Abscheu gegen diesen Handel für eine Schrulle, die man sich nicht erklären konnte.

So reisten wir jetzt nur noch mit 19 Trägern und Mukenge's über die Hälfte aus Weibern bestehender Begleitung.

In meinem Tagebuche finde ich nach den vielen Sorgen, die uns durch unsere Küstenträger erwachsen waren, einige Worte, die ich im Eindruck der überstandenen letzten Schwierigkeiten niederschrieb und wörtlich wiedergeben will:

»In welch' prächtiger Gesellschaft befinden wir uns hier inmitten von Millionen mißtrauischer Eingeborenen, Hunderte von Meilen von jeder Anlehnung an die Civilisation, angewiesen auf uns selbst. Unsere Träger sind eine Rotte lärmender, zankender, unzuverlässiger, feiger und elend denkender Neger. Täglich Schwierigkeiten mit dem Gesindel, das nur auf den eigenen Vortheil bedacht, ohne irgend welche höhere Regung, kein Mittel scheut, um seinen Patron zu übervortheilen, sei es durch Diebstahl, Bettelei, falsche Forderungen oder Erpressung. Jedes freundliche Wort, das man ihnen gönnt, wird benutzt, um eine Bettelei anzubringen, jedes Lächeln als ein geeignetes Zeichen angesehen, etwas zu erlangen zu suchen, jede Schwierigkeit veranlaßt zu Mehrforderungen. Nie sind sie zufrieden mit dem Zugetheilten, jeder anstrengende Marsch erzeugt Murren, jede besondere Arbeit unendliches Sträuben, Reden und Zeitverlieren. Jedes Wort, das für das Ohr des Patrons berechnet ist, ist Hunger, jedes Geschenk, das sie erhalten, eine Veranlassung zur Forderung nach mehr. Nie Zufriedenheit, nie Arbeitslust, wohl aber Trunk- und Streitsucht und dazu eine phänomenale Feigheit den Eingeborenen gegenüber, sobald sich dieselben nicht wie Lämmer behandeln lassen, was letzteres dann wieder mit aller möglichen Brutalität ausgenutzt wird. Das sind unsere lieben Untergebenen!

»Strenge ruft Flucht, Nachsicht Frechheit und Meuterei hervor. So ist es ein ewiges Laviren, Reden, Mühen und Sorgen von früh bis spät, denn der Erfolg ist durch diese Helden bedingt!

»Das sind vor Allem die Westafrikaner und in höchster Potenz die Angolaleute, Ʒingas und Kimbundus. Wie sehr viel besser 113 reist es sich dagegen mit Leuten von der Ostküste. Wangwana, aus Zanzibar oder von der Suaheliküste, und Waniamwesi waren mir die liebsten Begleiter. Hauptsächlich wegen dieser Umstände sind bisher von der Westküste nie die gehofften Erfolge erzielt worden und nie die Erwartungen der Reisenden in Erfüllung gegangen; nicht die Lundasperre hätte eine Karawane von hundert Ostküstenleuten aufgehalten. Die großen Durchquerungen Afrika's vom Osten aus sind mit denselben Mannschaften ausgeführt, mit denen sie begonnen waren. Der Chef lernt seine Leute kennen, jeden Einzelnen nach seiner Eigenart behandeln; bald spricht er ihre Sprache, ein immenser Vortheil, tritt ihnen dadurch näher und gewinnt als höher stehendes Wesen bald eine außerordentliche Gewalt über sie. Dazu kommt der nicht zu unterschätzende Einfluß der kriegerischen Erziehung durch die Araber und die mit jenen schon seit lange ausgeführten weiten Reisen in das Innere. Ich habe dagegen auf der Reise von Loanda bis nach Zanzibar 7mal meine Begleitung vollständig ändern müssen.«

Ein Fall, wie ihn der Reisende Thomson in seinem Werke über Ostafrika erzählt, er habe seinen Leuten, die Wangwana waren, vorgestellt, daß er noch ein halbes Kind sei, daß sie väterliche Nachsicht mit ihm haben müßten, und Anderes mehr, klingt einem Reisenden, der den Westen kennt, geradezu fabelhaft, und noch mehr, daß sich die Leute erweichen ließen. Mit Westleuten hätte ein solches Vorgehen das unabwendbare Ende der Reise, wahrscheinlich die völlige Ausplünderung des Reisenden und obenbei Hohn und Spott herbeigeführt. Ich weiß, daß die Erforscher, die den Westen und den Osten des dunklen Continents kennen, mir rücksichtslos beipflichten werden. Ich nehme keinen Anstand, die Wahrscheinlichkeit auszusprechen, daß auch Pogge und ich in unseren Plänen getäuscht wären, wenn nicht die Baschilange von uns im geeigneten Zeitpunkt gefunden, richtig erkannt und behandelt worden wären, denn nur durch sie ward es uns möglich, so weit nach Osten vorzudringen, bis wir bei den Arabern Beistand zu weiterer Unternehmung fanden.

Sorge und Kummer, endloses Plänemachen und Laviren, ein Vorwärtswürgen, möchte ich fast sagen, von Tag zu Tag und ganz besonders mit unsern kleinen Mitteln, die denen aller bisherigen größeren Reisen entgegengehalten ganz unzureichend scheinen, hielten unsere ganze geistige Kraft in fortwährender Spannung.

114 Bei alledem konnten auch wir doch unseren bösen Kindern Nichts lange nachtragen. Der Neger ist nun einmal ein Kind, und wer ihn kennt und studirt hat, wird mir beipflichten, daß man herausfühlt, daß alles Schlimme natürlichen Trieben entspringt, nicht ruhig überlegt und raffinirt ist, und der gerechte Zorn schmilzt bald dahin, ja man ist erstaunt, daß man sich so erregt hat. Der schlagendste Beweis für diese Auffassung ist der Umstand, daß auch der Neger selbst nicht nachträgt; Rache oder Wiedervergeltung nach Beruhigung der ersten Aufwallung kennt er nicht. Er vergißt Böses ebenso wie Gutes schnell.

Wir betraten, unsere Schritte weiter nach Nordosten lenkend, unabsehbare, wellige Grasprairien, die dem bisher durch die Savannenbäume stets dicht begrenzten Blicke eine erquickende Weitsicht bieten, und gelangten in das bevölkerte Bereich der Baqua-Ngamba mit weit verstreuten Dörfern und Gehöften. Zuerst herrschte dort große Furcht: die Weiber waren bereit zur Flucht, die Männer standen mißtrauisch und bewaffnet seitwärts der Wege; bald aber, als man von unserer Friedfertigkeit überzeugt war, wurde man dreist, ja frech. Hunderte von bis an die Zähne Bewaffneten strömten im Lager aus und ein, und daß auch der ruhige Kalamba über das wilde Benehmen derselben stutzig geworden war, zeugte das erste Trommelconcert, das er anordnete, und dessen Wirkung er gut zu kennen schien. Vier Mann machten auf harmonisch abgestimmten, mächtigen Trommeln Alles im weiten Kreise aufhorchen, lauschen und sich fragen, was das zu bedeuten habe, vielleicht Krieg, denn dies ist stets der erste Gedanke, der dem Wilden kommt. Einige Schüsse, die ersten, die in diesen weiten Ebenen wiederhallten, vermehrten diese Wirkung, und in der darauf eintretenden erwartungsvollen Stille rief unser dicker, inmitten des Lagers löwenmuthiger Kaschawalla in die Nacht hinaus, daß morgen Niemand in unserem Lager bewaffnet erscheinen dürfe. Während des nächsten Tages glich unser Lager einem Jahrmarkt, in dem sich schaulustige Massen drängen. Besonders unsere Hütten waren der Gefahr ausgesetzt, eingedrückt zu werden, und unsere Reitstiere so umlagert und gestört, daß sie nicht einmal recht zum Fressen kamen. Als Morgens schon trotz des Verbotes Leute mit Waffen erschienen, begann ich mit Humba eine Razzia. Wir zerbrachen einige Speere und warfen Keulen und Lanzen aus dem Lagerkreise. Dies bewirkte, daß die Menschenmassen etwas 115 eingeschüchtert wurden. Kaschawalla war bei diesem Vorgehen vor Furcht ganz grau geworden. Wenn ich mit einem unserer letzten Streichhölzchen meine Pfeife anzündete, drängte Alles scheu aus meiner Nähe; als gar plötzlich ein Gewehrschuß fiel, entstand ein so panischer Schrecken und sinnlose Flucht, daß unsere Träger und die Baschilange sich etwas von dem drückenden Gefühl vor der gewaltigen Uebermacht erholten. Wasser und Holz mußte von weit her geholt oder von den Eingeborenen gekauft werden, und unsere Leute konnten sich nur aus Gras Windschirme machen, da Laub und Stämme in dieser Grassavanne nicht aufzutreiben sind, und es war höchst angenehm, daß wir gerade heute von dem sonst regelmäßig fallenden Gewitterregen verschont blieben.

Immer weiter geht es durch Prairie. Ab und zu trifft man einige im Aeußeren unserem Apfelbaume gleichende Bäume im Grunde kleiner Kessel, welche letztere in der vollen Regenzeit Teiche bilden. Man beginnt als Tauschartikel hauptsächlich die Kaurimuschel zu fordern.

Am 26. marschirten wir durch die, so weit das Auge reicht, mit Gehöften besäete Gegend der Bena-Tschia zu dem Dorfe des Marimbo, des Oberhäuptlings der Baqua-Lukalla. Mindestens 1000 Krieger im vollen Schmuck gaben mir an der Tête das Geleit.

Brüllend und die Waffen schwingend, im Sprunge mit der Keule den Boden schlagend, stürzen sie im Scheingefecht vorwärts, um bald wieder in grotesker Stellung, vor Erstaunen und Vergnügen singend, mich zu erwarten. Das in wilder Ungebundenheit rauh ausgestoßene »Ooooh« beweist den Eindruck, den die Verbindung eines unheimlich weißen Menschen mit einem nur dem wilden Büffel gleichenden Thiere hervorruft. »Kajau, Kajau, Tambo, Mukelenge, Munene!« d. i. »Er kommt, er kommt, der Löwe, der große Häuptling!« ertönte vorweg, bis ich im Lager ankam und abstieg, wobei jede meiner Bewegungen mit Gebrüll des Staunens begleitet wurde. Pogge mit Kaschawalla, welcher Letztere auch auf einem Stier ritt, trafen mit wohl über 2000 unterwegs angesammelten, neugierigen Eingeborenen ein. Unsere Leute standen starr, und nur unser sicheres Auftreten verschaffte ihnen Muth und etwas Raum inmitten dieser Tausende, um einigermaßen ein Lager aufzuschlagen. Nur schreiend konnte man sich unterhalten. Jede schnelle Bewegung von Pogge und mir bewirkte ein Zurückprallen, Stoßen und Schieben, und ein 116 abgegebener Schuß zauberte uns ein Bild, gegen welches das wohlbekannte: »Der Löwe kommt« nur einen schwachen Eindruck macht. Marimbo erschien, und mit Hilfe seiner Söhne und Häuptlinge, die rücksichtslos mit dem Stock in die Menschenmasse hieben, erhielten wir etwas Luft und Raum. Die Männer waren von kräftigem, muskulösem Aussehen, mit Speer oder Keule bewaffnet, selten mit Bogen. Das Gesicht war in Hälften oder Viertheilen mit lebhaften Farben schwarz, roth, gelb oder weiß bemalt. Lange Tätowirungsstriche auf der Brust und rings um den roth gefärbten Nabel zeigten den völlig von dem der bisherigen Baschilange verschiedenen Geschmack. Federn des Helmvogels, Papageies oder Hahnes schmückten die bemalten Häupter der schönen Wilden; die Haare waren in pilzartigen Wulsten oder Puffen zusammengefaßt, die Zähne vielfach spitz gefeilt. Eisenringe schmückten Arm- und Fußgelenke, und kleine Stückchen Mabelezeuges, die nur so lang als durchaus nöthig waren, hingen, mit ausgezupften Fransen und roth gefärbten Kaurimuscheln geschmückt, aus dem Gürtel herab. Einige Speere waren bis 8 Fuß lang und die Holzpfeile vergiftet; die Sehne des Bogens bestand aus der vom Rotang abgeschälten Rinde, und trugen alle Bogenschützen 3–4 Reservesehnen um den Hals. Die Keulen waren aus hartem, rothem Holz und sehr schwer; auch eine neue Waffe bemerkten wir hier zuerst, die einer lang gestreckten Hacke glich. –

Die Weiber bereiten das Mehl von Mais und Hirse nicht mehr in Mörsern, sondern reiben es auf einem flachen Sandstein. Palmen und Bananen beschatten die Gehöfte, und viel Zuckerrohr wächst in den Gärten.

Am nächsten Ruhetage waren unsere Leute, obwohl die Menschenmasse noch gewaltiger, schon etwas sicherer, und das Schlagen mit einem Stock gegen eine Strohmatte, das ein schußartiges Geräusch und stets gleichzeitig sinnloses Flüchten und Ueberrennen zur Folge hatte, mußten wir zuletzt verbieten, da bei solcher Gelegenheit auch wir öfter in Gefahr geriethen, niedergerannt oder unter unseren Hütten begraben zu werden.

Schon seit einigen Tagen begleitet uns im Osten ein auffallender Höhenzug mit bewaldeten Schluchten, der uns vom Lubi trennt. Am 28. stiegen wir in die nördliche Verlängerung dieser Berge, die, mit dichtem Savannen oder Urwald bedeckt, ein schroff zerrissenes kleines Waldgebirge darstellt.

117 Eines Abends brannten wir, um unsere Baschilange zu ergötzen, ein kleines Feuerwerk ab. Dies hatte jedoch zur Folge, daß einige benachbarte Dörfer verlassen wurden und die Eingeborenen, die Kriegstrommel schlagend, in die Wälder flohen. Kaschawalla mußte seine ganze Beredsamkeit und Kraft der Stimme aufbieten, um die Furchtsamen zur Rückkehr zu bewegen.

Da unser nächstes Lager im stillen Walde war, genossen wir mit großem Wohlbehagen die tiefe Ruhe, die uns nach dem tobenden Gedränge unserer letzten Lager um so angenehmer erschien. Wir folgten dem hohen Rande des Lubithales in dichtem Urwald, stiegen dann zum Fluß hinab und wanderten in hellgrünen Uferwiesen, die den Lauf des Lubi begleiten, nach Norden, bis wir am 3. Januar eine breite Fährstelle erreichten und hier lagerten. Der Lubi ist ein Fluß von 60 m Breite; auf beiden Seiten gleich zu 1,7 m Tiefe abfallend, erreicht er in der Mitte fast 3 m, hat eine lebhafte Strömung und hellgelbes Wasser. Er mündet in den Lubilasch und soll 4 Tage oberhalb unserer Fähre die ersten Fälle haben. Vom Lubilasch aus, heißt es, kommen große Kanoes mit Händlern, die Kupfer gegen Salz austauschen. Die hellen Grasmatten der Niederung werden nur an Stellen einmündender Bäche von Galleriewaldungen unterbrochen. Zu beiden Seiten steigen bald die steilen Hänge 60 m hoch zu dem Plateau hinauf, dessen dunkle Ränder zeigen, daß es mit dichtem Urwalde bedeckt ist.

Am rechten Ufer wohnen die Bassonge, und diese sind es, die uns noch 2 Tage hinhalten mit allerlei Ausreden, bis sie, von unserer friedlichen Absicht überzeugt und begierig auf unsere schönen Sachen am 5. bereit sind, uns überzusetzen. In 10 bis 14 m langen, 0,75 m breiten und 0,5 m hohen, schlanken Kanoes, denen man ansieht, daß sie auch zu weiteren Touren bestimmt sind, und die mit großer Gewandtheit und Sicherheit getrieben werden, wurde schnell die Passage vollzogen. Dicht am rechten Ufer schlugen wir unser Lager auf. Froh, ein neues Hinderniß überwunden zu haben, und in einem neuen Volke, das weit nach Osten reichen sollte, keine finsteren Kannibalen oder mißtrauische, leicht erregte Wilde, sondern scheinbar lustige, aufgeweckte Leute zu finden, sprachen wir alle dem massenhaft erscheinenden süßen Palmweine so zu, daß am Abend die ganze Karawane sich in einer mehr als gehobenen Stimmung befand, und selbst Pogge und ich durch den ausnahmsweise starken Wein in eine lange 118 nicht verspürte Heiterkeit versetzt wurden. Auch des Hanfes nüchterne Söhne sündigten heute gegen das Verbot, dies Getränk zu berühren. Da unsere Leute bald in den Eingeborenen Gesinnungsgenossen fanden, bahnten sich schnell Verbrüderungen und Freundschaften an, die in bis zum Morgen dauernden Tänzen und Lärmen befestigt wurden. Die Bassonge sind mittelgroße, wohlgebaute Leute mit heller Hautfarbe, die gleichmäßiger ist, als bei den Baschilange, und wohl auf eine rein erhaltene Rasse hinweist. Frei und aufgeweckt werden sie schnell etwas dreist, sind jedoch viel weniger roh und wild in Ton und Manieren, als ihre westlichen Nachbarn. In Kunstfertigkeit, Geschmack und Ordnungssinn stehen sie bei Weitem am höchsten von allen mir bekannten Stämmen. Die Stellung des Weibes ist eine höhere; dasselbe verrichtet nur die häusliche Arbeit, während der Mann der Feldarbeit obliegt. Die große Sorgfalt, die auf Anfertigung der Waffen verwandt wird, zeigt, daß sie auch bis zu einem gewissen Grade kriegerisch sind. Auffallend ist der Unterschied des geselligen und Familienverkehres zwischen ihnen und den Baschilange des 119 Nordens. Während man bei diesen oft mürrischen oder gleichgiltigen Verkehr beobachtet, oft Streit und Zank hört, scheinen unsere neuen Freunde ein glücklicheres Temperament zu besitzen, und Lachen und Gesang ertönt von überall. Aber ihre großen Fehler, die wir erst später kennen lernten, die ich jedoch schon jetzt erwähnen will, sind Treulosigkeit, Diebsgelüste und Verstellung. Die Kleidung besteht in dem bekannten Mabelestoff, der hier meist mit Takula (Rothholz) gefärbt wird. Die Haare sind bis auf das Hinterhaupt rasirt und dann chignonartig zusammengebunden. Vermittelst eiserner Nadeln werden kleine, mit Kaurimuscheln besetzte Zeugstücke oder Federbüsche aufgesteckt. Den Weibern werden im Kindesalter die beiden Schneidezähne des Oberkiefers ausgeschlagen, indem ein Holzmeißel aufgesetzt und mit einem Hammerschlag die Operation ausgeführt wird. Sehr verschieden ist die Art des Lastentragens, bei den Weibern anders als bei den Männern. Haupthandelsartikel sind hier Palmenstoffe, Kupferkreuze und Salz. Von uns wurden Kauri und große, weiße Perlen verlangt. Die Männer bearbeiten den Boden mit einer breiten Hacke, welche an einem 1 m langen Stiel befestigt ist. Sie verrichten also die Arbeit stehend, was von der Küste bis hierher nicht der Fall ist. Die Felder werden in rechteckige Schläge mit der Schnur abgemessen und getheilt und in einer unseren Spargelbeeten ähnlichen Weise aufgeworfen. Maniok ist noch Hauptnahrung, Mais und wenig Hirse wird cultivirt. Süße Kartoffeln, Yams, Erdnüsse und kleine Bohnen werden auch auf den Feldern angepflanzt, Zuckerrohr, Bananen, Oel- und Mabondopalmen, Ananas und Pfeffer in den Gärten dicht am Hause. An Vieh werden Ziegen, Schweine, Hühner und Hunde gehalten. Schafe sind selten, Tauben gar nicht vorhanden. Die Form der Töpfe, sowie die Verzierung auf denselben ist geschmackvoll. Korbflechterei steht auf einer hohen Stufe. Die Waffen sind vielfach mit durchbrochener Arbeit und eingelegtem Kupfer hergestellt. Hörner mit arabeskenartiger Verzierung, Axtstiele und Klöppel zum Stampfen des Manioks von Elfenbein zeigen, daß hier der Werth desselben noch nicht recht bekannt ist. Musikinstrumente der verschiedensten Art werden hergestellt.

Die Häuser sind hoch und geräumig, sorgfältig gebaut und rein gehalten, mit einem Vorbau an der Thür versehen, und stehen alle auf einem Unterbau von Lehm, so daß der estrichartige Fußboden stets trocken ist. Die Thüren sind über manneshoch. Man 120 betritt zunächst einen Raum mit Feuerstelle und dann den Schlafraum mit aus Palmenzweigen gefertigten breiten Betten. Ein hängendes Gestell unter dem Dache dient als Vorrathsraum für Netze und Geräthschaften.

Die Dörfer bestehen aus zwei Reihen von Häusern, die in mit Gärten ausgefüllten Zwischenräumen zu beiden Seiten einer 20 m breiten geraden Straße liegen. Reinlichkeit und Ordnung herrscht überall. Die Leute baden oft und halten die Haut durch ein leichtes Einölen in glänzend braunem Zustande. Unsere neuen Freunde waren höchst erstaunt, als sie bei den Baschilange Männer und Weiber zu gleicher Zeit baden sahen. Ich beobachtete einmal, daß ein Bassonge entrüstet aufsprang und davonging, als ein Muschilange ausspie. Die Bassonge sind eingefleischte Händler, betrügen aber, wo sie können.

Von hier, der westlichsten Grenze dieses Volkes, erstrecken sie sich bis über den Lomani hinaus, ja bis zum Lualaba, stoßen also südlich stets an die Baluba. Wie weit sie nach dem Norden reichen, ist schwer zu bestimmen; wenn, was erst festzustellen ist, die Völker, die sich Bassonga nennen, zu ihnen gehören, was mir wahrscheinlich ist, so reichen sie weit nordwestlich am Kassai abwärts und im Osten bis zum Mutu-a-Nsige-See. Fraglos ist dieses Volk das aufgeweckteste und arbeitsamste aller Stämme Afrika's zwischen dem 2. und 11.° südl. Breite.

Am 6. besuchten wir das Dorf der Bena-Ndui. Von einem von zwei kräftigen Weiberstimmen harmonisch gesungenen Liede angezogen, traten wir in eine dichte schattige Halde, die von niedrigen, engstehenden Oelpalmen gebildet wurde. Zwei Weiber begleiteten mit ihrem Liede im Takt das Reiben der Hirse. Die Arbeit wurde nicht einen Augenblick durch unser Erscheinen unterbrochen. Man bot uns freundlich den Gruß »Moio Fumo« (»Fumo« = Häuptling) und fuhr in der Beschäftigung fort. Die Eifrigen malten sicher sich schon aus, welch' schöne Perlen ihre Arbeit ihnen eintragen würde. Der Anblick des symmetrischen und geschmackvoll geordneten Dorfes that den Augen wohl. Mit Freuden constatirten wir, daß wir hier, wohin noch nicht einmal die Kenntniß von der Existenz des weißen Mannes gedrungen war, ein Volk gefunden hatten, dessen Culturstufe so viel höher stand, als die aller Negerstämme, von denen wir bisher gehört oder gelesen hatten.

Auffallend ist, wie unser vielgewandter Kaschawalla schon 121 ausgespürt hatte, und was sich bald bestätigte, daß die hochstehenden Bassonge Kannibalen sind.

Am Abend beklagte sich Kalamba, daß unsere Leute durch Gewährung jeder Forderung den seinen, die viel weniger Rationen erhielten, den Handel verdürben. Von nun an machten wir die Preise, da die Völker vor uns die Artikel, die wir mit uns brachten nicht mehr kannten.

Dem schmalen, sehr bevölkerten und reichen Thale des Lubi folgend, in dem Dickichte von Oelpalmen mit Bananenhainen wechseln, wo derartig dichte Bestände von Ananas die Wege einfaßten, daß man sich zu einer reifen Frucht mühsam mit dem Messer durcharbeiten mußte, lagerten wir am 7. beim Fumo-Muteba. Am Nachmittage schlenderte ich vom Lager zu dem 20 Minuten entfernten Ufer des Lubi. Als ich mich dem Flusse näherte, hörte ich das Lärmen vieler Stimmen, und, an der Landungsstelle einer Fähre angekommen, sah ich mich plötzlich von ca. 30 Bewaffneten, die roth bemalt waren und Schilder trugen, umringt und erstaunt angestarrt. Zwei Kanoes, mit Kriegern angefüllt, waren noch im Flusse, und ca. 100 Bewaffnete standen in dichten Haufen am jenseitigen Ufer, des Uebersetzens harrend. Drüben ertönte ein wüstes Geschrei bei meinem Erscheinen. Die beiden Kanoes wußten nicht, ob sie umkehren oder hier anlegen sollten, und meine Umgebung stand unschlüssig. Jetzt fiel mir ein, daß ich vorher einige Weiber unseres Lagers hatte schreiend vom Flusse zurücklaufen sehen, und daß die Bassonge mit den Baqua-Putt im Kriege seien. Ich glaubte nun auf einen Trupp gestoßen zu sein, der den Bassonge einen feindlichen Besuch abstatten wollte. Unaufgehalten ging ich bis an die bewachsene Uferhöhe und beobachtete von hier aus das weitere Benehmen der Krieger. Ich hatte meine Doppelbüchse bei mir. Eines der Kanoes legte an, und trat ein Mann aus diesem gegen mich vor, indem er mir freundlich »Mona-Kalunga«, d. i. Sohn des Geistes, wie uns die Bassonge nannten, zurief. Ich erkannte jetzt den Mann, den ich gestern schon im Lager gesehen hatte, und es klärte sich nun auf, daß dieser Trupp, von einem kurzen Kriege gegen den Baqua-Putt siegreich zurückkehrend, Bassonge waren, welche uns noch nicht gesehen hatten. Die Kriegsbeute bestand in einem Hunde, einer Ziege und einigen Bananen. Die Schlacht wird also wohl nicht allzu blutig gewesen sein; verwundet war Niemand, und Verluste hatte man nicht gehabt. 122 Nun ging ich wieder hinab und kam gerade an, als das zweite Kanoe mit dem Führer, dem Fumo-Muteba selbst, einem alten, grimmig ausschauenden Kerl, landete. Er war mit Klingeln, Federn und Amuletten behangen und trug eine schön gearbeitete Kappe von Kaurimuscheln, welche mit einem Büschel rother Papageienfedern verziert war. Der siegreiche Fürst bettelte sofort um ein Taschentuch, erhielt es jedoch nicht.

Welch' ein prachtvolles Bild hatte sich vor mir entwickelt! Die wild geschmückten und bemalten Krieger drüben in einer tief grünen Nische des Urwaldes, die schlanken Kanoes, die unter kräftigen Ruderschlägen der gewandten Führer durch das von der untergehenden Sonne dunkel leuchtende Wasser dahinzogen, besetzt mit den siegreichen Wilden; über die Ränder der nach außen gewandten Schilde blickten die bemalten Köpfe mit buntem Federschmuck und den Speerspitzen hervor. An unserem Ufer wurde das Eintreffen der Kanoes mit Geschrei, Trommellärm und Schlagen des Gong-Gong begrüßt, und von drüben antworteten die langgezogenen Töne des Elfenbeinhorns. Die letzten Strahlen der in rother Gluth hinter dem Urwalde verschwindenden Sonne beleuchteten in dem Bilde entsprechenden Farben diese afrikanische Scene. Ich bedauerte, das bunte Bild nicht malen zu können, damit auch Andere sich daran erfreuen möchten.

Siegreich zurückkehrende Bassonge-Krieger.

Nach einem Ruhetage betraten wir am 9. abermals ein sehr bevölkertes Gebiet. Schroff zum Lubi abfallende, von tief eingeschnittenen Bächen zerrissene Höhen senken sich zum Lubi herab. Der sprachgewandte Kaschawalla theilte uns mit, daß wir hier ein neues Volk vor uns hätten, dessen Sprache ihm ganz fremd und nicht mit der der Bassonge verwandt sei, und wirklich waren auch die Bena-Ngongo, wie sie selbst behaupteten, vom Nordwesten aus hierher gekommen, und lebten an der Westgrenze der Bassonge. Hatten diese Leute äußerlich Alles von den Nachbarn angenommen, so war ihr Benehmen doch grundverschieden. Die Lebhaftigkeit und stolze Freiheit in den Bewegungen war ihnen nicht eigen. Kriechend freundlich und unstät, bald feige und bald frech, machen sie einen unangenehmen Eindruck. Ueberall im Lager wurden bald Diebstähle bemerkt, die auf die raffinirteste Weise eingefädelt wurden. Z. B. entstand einmal im Lager das Geschrei »Nióka, nióka!« (Schlange, Schlange), ein Ruf, auf den jeder Neger einen Stock ergreift und herbeieilt, um das Gewürm zu tödten. Man 123 fand die Schlange nicht, aber gleich darauf nahm man Verluste wahr. Die schlauen Diebe hatten durch den Ruf die Aufmerksamkeit der Leute ablenken wollen, um ungestört stehlen zu können.

Einige unserer Leute waren auf die Jagd gegangen und bei Anbruch der Dunkelheit noch nicht zurückgekehrt, so daß wir einige Schüsse abfeuerten, um den vielleicht Verirrten ein Zeichen zu geben; auch ließ Kalamba sein weit schallendes Trommelquartett erklingen. Es erfolgte Anruf von den Höhen. Die Bena-Ngongo fragten, warum wir Kriegslärm machten, die Weiber seien schon geflohen, und möchten wir sie wissen lassen, weshalb wir erzürnt seien. Es sprach das böse Gewissen aus ihnen. Kaschawalla, durch gewaltige Massen Palmweins zum Löwen umgewandelt, rief ihnen in der Bassonge-Sprache zu: »Wer macht wohl Krieg bei Nacht? Aber morgen in aller Frühe wollen wir bei euch nach den Sachen fragen, die uns fehlen, und die tödten, die es gewagt haben, aus dem Becher der Bena-Kalunga zu trinken.« (Es fehlten uns einige Tassen.) Abermals furchtbarer Paukenlärm, Schießen und Kriegsgeschrei der Baschilange gab dieser Rede Nachdruck. Unsere Jäger, die von den Eingeborenen falsch geführt waren, kamen um Mitternacht, durch den Lärm geleitet, im Lager an. Beim Aufbruch am nächsten Morgen dachte schon fast Niemand mehr an den Vorgang von gestern, als der Fumo mit einer Masse gestohlener Sachen erschien, dieselben abgab und ergeben wartete, was nun geschehen würde. Ganz gegen Landessitte und daher nicht angebracht erklärten wir uns zufrieden, ohne Strafezahlung für den Diebstahl, die schon in Bereitschaft gehalten wurde, zu fordern, und bewirkten damit, daß die Ngongo nun doch glaubten, wir fürchteten uns, sie zur Zahlung zu zwingen. Es folgten Pogge und Kaschawalla, die die Karawane schlossen, viele Unverschämte, welche so drohend wurden, daß Pogge mehrfach im Begriff war, auf sie zu feuernFünf Monate später überfiel dieser Stamm Pogge auf der Rückreise und wurde 1885 von mir dafür gezüchtigt.. Von 6 Uhr Morgens bis 3 Uhr Nachmittags marschirten wir nach Osten abbiegend durch ununterbrochenen Urwald, die Heimath des Elefanten und des Wildschweines, und machten auf der ersten Waldwiese Lager. Wir fanden hier verlassene Hütten, die die Eingeborenen in der Zeit bewohnen, in welcher eine bestimmte Art Raupen auskriecht. Man 124 bleibt dann 8 bis 10 Tage hier, sammelt Millionen dieser Thiere, dörrt sie über dem Feuer und verpackt sie in Bananenblätter, um für lange Zeit eine leckere Fleischspeise zu haben. Am nächsten Tage beschlossen wir einen Ruhetag, da Alles auf Elefantenjagd gehen wollte. Ich ging um 5 Uhr Morgens mit einem Träger und einem Muschilange aus; bis 11 Uhr folgten wir einer frischen Elefantenspur, dann einer anderen, die uns noch jünger erschien, und kamen dabei so aus der Richtung, daß wir um 2 Uhr Nachmittags völlig verirrt waren. Ich versuchte nach dem Gedächtniß unseren Weg auf Papier niederzulegen, um die Richtung des Lagers zu erhalten, kam jedoch zu einem der Ansicht meiner Begleiter entgegenstehenden Resultat. Ich entsann mich des guten Rathes eines alten Jägers in der Wildniß, mehr dem Instinct und Ortssinn des Wilden, als dem Compaß zu vertrauen, und folgte ihm. Als wir auch in der von meinem Führer angegebenen Richtung das Lager nicht erreichten, begann bald ein Rennen nach allen Himmelsgegenden, und um 4 Uhr trafen wir an einer Waldwiese ein, die der unseres Lagers täuschend ähnlich sah. Mein Muschilangebegleiter hatte die Ruhe ganz verloren, sprang plötzlich auf und rannte in der von ihm angegebenen Richtung davon; den Träger, der ihm folgen wollte, hielt ich fest und nahm ihm Alles ab, um zu verhindern, daß er mich allein ließe. Wer sich schon im civilisirten Europa einmal verirrt hat, kann das Gefühl beurtheilen, das mich in dieser weiten Waldwildniß beschlich. Schüsse verhallen unter diesen mächtigen Halden schon auf kurze Distanz, der Rauch eines Feuers von feuchtem Holz bleibt in den Zweigen hängen und würde auch von dem von Wald umgebenen Lager nicht zu sehen gewesen sein. Zu essen hatten wir Nichts. Ich war fest überzeugt, daß ich unter diesen Verhältnissen morgen ein Fieber haben würde, daß mein Begleiter, der noch nicht so erschöpft war, wie ich, nicht bei mir bleiben würde, und befand mich so in einer recht unbehaglichen Lage. Rings nichts als Urwald, der nur von Tausenden von Elefantenwechseln die Kreuz und Quer durchzogen war, und sollte auch der Wald irgendwo aufhören, so würden wilde Eingeborene, wie die Bena-Ngongo, sich die Schwäche des Weißen wohl zu Nutze gemacht haben.

Im Urwald verirrt.

In trüber Stimmung saß ich, überlegend, was hier zu thun sei, als plötzlich ein Pfiff erklang, der von verschiedenen Seiten beantwortet wurde. Waren es Eingeborene, oder Leute aus unserem 125 Lager? Wir versteckten uns im Dickicht, um zu lauern, damit nicht etwa friedliche Eingeborene durch das plötzliche Erscheinen eines weißen Menschen in dieser Wildniß zur Flucht veranlaßt würden. Näher kamen Stimmen von verschiedenen Seiten, und plötzlich trat die Hühnengestalt des alten Mukenge aus dem Walde auf die Wiese und rechts und links von ihm unsere Baschilange in weit geöffneter Linie, um so das Wild treibend zu jagen. Wir athmeten tief auf, und mein Begleiter erhielt seine natürliche Farbe wieder. Welch' wunderbarer Zufall hatte Kalamba beim Jagen in diesen Theil der Wildniß geführt? Welch' glückliches Zusammentreffen hatte unseren entfliehenden Begleiter die Jäger finden und zu uns führen lassen? Nie habe ich dem alten Häuptling so herzlich die Hand geschüttelt; aller Groll über Reiseverzögerung war vergessen. Er hatte mir, wenn auch ohne besonderen Verdienst, durch Zufall meine Heftigkeit gegen ihn von damals wunderbar vergolten.

Jetzt ging's mit Riesenschritten heim, und zwar genau in der Richtung, die ich vorher auf meiner Zeichnung angegeben hatte. Durch einige Amomumfrüchte, die einzige Beute des großen Jagdzuges der Baschilange, erfrischt, erreichte ich bei völliger Dunkelheit das Lager, wo auch nur einige am Feuer geröstete Kartoffeln, Alles, was heute aufzutreiben war, meiner harrten.

Trotz des recht fühlbaren Mangels an Lebensmitteln wollte Kalamba nicht von hier fort, ohne einen Elefanten erlegt zu haben, und setzte noch einen Ruhetag in dieser Wildniß durch. Des Morgens wurde Hanf geraucht, um den herauszubekommen, dessen Fetisch das Jagdunglück verursache, und rannte dann Alles in den Wald, um etwas zu erlegen. Nur ich schoß ein graues Eichhörnchen, wogegen ich 3 Maniokwurzeln, unsere heutige Nahrung, eintauschte. Der Wald war auffallend todt, nicht die Stimme eines Vogels störte die unheimliche Ruhe, und nur des Nachts erklang weit tönend das schrille Geschrei des Nachtaffen.

Beim ersten Morgengrauen ging es weiter, denn wir mußten heute Lebensmittel finden. Gegen Mittag wurde ein Trupp kleiner, wild ausschauender Jäger von uns überrascht. Im Moment waren die wunderbaren Gestalten nach allen Seiten in dem Walde verschwunden, und einige vom Fleische entblößte Knochen des Wildschweins zeigten, daß sie glücklicher gewesen waren, als wir. Die kleinen Wildlinge waren Batua, Leute der dem Buschmanne des 126 Südens ähnelnden Urbevölkerung dieser Breiten. Mehrfach irrten wir auf kurze Strecken vom Fußsteig ab, indem wir in Elefantenwechsel geriethen. Endlich, um 2 Uhr Nachmittags, öffnete sich der Wald, und ein weites Thal dehnte sich vor unseren Blicken aus. Im halben Laufe ging es hinab; bald sahen wir Dörfer, erreichten dieselben und fanden die Eingeborenen, schon von unserer Annäherung unterrichtet, freundlich. Vor einem ganz besonders schön gebauten, großen Hause saß von einigen alten Männern umgeben ein blinder Greis mit schneeweißem Haar, Mona-Katschitsch, der Fürst des Landes Koto, von dem wir schon seit längerer Zeit hatten sprechen hören. Nach kurzer Begrüßung wurde mit dem Lagerbau begonnen, und noch vor Dunkelwerden hatten wir uns eingerichtet. Erst um 6 Uhr trafen unsere letzten Nachzügler, von den stets von uns in Bäumen eingehauenen Zeichen geführt, im Lager ein.

Katschitsch, dem auch die Bassonge am Lubi tributpflichtig sind, ist der Häuptling des Landes, von dem schon Stanley in Nyangwe sprechen hörte. Er trug es als Quin-Koto auf der Karte ein. »Kun-Koto«, nicht Quin-Koto, heißt: »in Koto«, und ist letzteres Wort der Name des Reiches von Katschitsch, das, aus verschiedenen Stämmen bestehend, von einem Vorfahren dieses Häuptlings gegründet war, seitdem aber unter dem Andrängen der Araber von Osten zusammengebrochen ist. Die kleinen Dörfer in dem Thale sind hübsch und reinlich. Das Gehöft Katschitsch's besteht aus 8 Meter hohen Häusern, die alle 3 Räume, Küche, Bettraum und Entree enthalten und sogar 2 Thüren haben.

Der vor uns liegende dichte Wald entzog unseren Augen den Lubilasch, nächst dem Lualaba der bedeutendste Fluß des centralen Afrika. Nur Doctor Buchner hatte im Lundareiche den Namen nennen hören und Lieutenant Cameron seine Quellflüsse überschritten.

Der blinde Häuptling besuchte uns am 15., erhielt 4 Ellen rothen Flanell und 2 Ellen Kattun und war, nachdem ihm seine Begleiter die Schönheit der Stoffe beschrieben hatten, sehr zufrieden, ja bedankte sich, eine Sitte, die wir seit Verlassen von Angola nur bei den Kalunda kennen gelernt hatten; der Ausdruck des Dankes bestand im Schlagen des Bodens mit beiden Fäusten.

Als wir dem Alten unsere Absicht, weiter nach Osten zu gehen, mittheilten, und die Erwartung aussprachen, er würde uns 127 über den Lubilasch setzen, prägte sich Staunen und Mißbilligung in seinen Zügen aus. Er sagte uns, hier könne kaum Jemand bis zum Ufer des großen Flusses gehen, da fortwährend Kanoes mit wilden Bakuba von flußabwärts zu Sklavenjagden erschienen. Er würde uns nicht beistehen, denn wenn nur Alle von drüben wohnenden Kannibalen todt geschlagen und aufgefressen würden, würde man ihm die Schuld hiervon beimessen; auch seine Leute würden uns nicht führen, selbst nicht für sehr hohen Lohn, denn sie liebten alle das Leben mehr als Reichthum. Der Lomani, nach dem wir fragten, sei noch 20 Monate entfernt. Dorthin kämen Leute mit langen, weißen Hemden und Tüchern um den Kopf, die Gewehre hätten, wie wir. Diese Leute raubten Menschen und sengten alle Dörfer nieder; sie hießen Bakalanga, ein Name, den die Araber westlich des Lualaba führen.

Man kann sich vorstellen, welchen Eindruck diese mit entsetzlicher Genauigkeit ausgemalten Geschichten auf unsere Begleitung machten. Kaschawalla war fast starr. »Si« sagte er, »la vamos morer toudos.« (»Ja, dort werden wir Alle sterben!«) Die Furcht vor den Bakuba war großartig. Niemand wollte mich an den Fluß begleiten, der durch einen breiten Gürtel fast undurchdringlichen Urwaldes von uns getrennt war. Zu den nahegelegenen Wasserstellen gehen die Weiber nur in Begleitung Bewaffneter. Als ich an einem der nächsten Tage einmal auf Jagd war, zwang ich meinen Führer durch Drohungen, mich an den Fluß zu leiten. In fürchterlichem Zickzack, zur Hälfte kriechend, erreichten wir endlich nach einstündiger Arbeit das Ufer des Lubilasch. Ich hatte mit dem Jagdmesser, wie, um den Weg zu reinigen, für später mir denselben gezeichnet. An einer schmalen Blöße traten wir aus dem dichten Lianengewirr heraus.

Zu unseren Füßen lag der breite, schöne Fluß, der mir damals an Mächtigkeit dem Kassai zu gleichen schien. Dicht unter uns am Ufer sonnte sich eine Flußpferdheerde, die, durch uns gestört, nach einem vergeblichen Versuche, eines derselben zu Fall zu bringen, in schwerfälligen Sprüngen dem Wasser zueilte und in demselben verschwand. Der erste Schuß am Ufer dieses dunklen Flusses, den noch keines Weißen Auge gesehen hatte, verhallte in hundertfachem Echo!

Der Lubilasch ist hier 200 m breit. Seine braunen Fluthen gleiten majestätisch ruhig nach Nordosten, wohin, das sollte mir 128 erst später aufzufinden vergönnt sein. Einige blendend weiße Sandbänke begleiteten oberhalb die Ufer. Abwärts theilte sich der Fluß, von zwei dicht bewaldeten Inseln getrennt, in drei Arme. Beide Ufer sind von 1 km breiten dichten Urwalddschungeln, in denen das Waldamomum und der Rotang viel vertreten ist, eingeschlossen. Das rechte Ufer steigt steil gegen 60 m zu einem reine Prairie zeigenden Plateau an; am linken Ufer bedecken einige krüppelhafte Bäume die sanften Hänge, welche oben an den Rand des großen Urwaldes stoßen, den wir soeben in zwei Tagemärschen durcheilt hatten. Viele Spuren von Elefanten und Büffeln zeigen allnächtlichen Wechsel von dem großen Urwald zu den Dschungeln des Flusses, die von Wildschweinen überall durchwühlt sind.

Bassonge-Waffen.

Zufällig hörte ich einen Eingeborenen den Namen Sankurru erwähnen. Zu schnell war ich mit einer Frage bei der Hand. Der Mann zog sich mißtrauisch zurück, und war Nichts aus ihm herauszuholen. Also es mußte doch einen Sankurru geben! Der Name der auf allen alten Karten fabelt, hatte doch Begründung! War es ein See oder ein Fluß? Die Eingeborenen hatten sich sicher verabredet, uns weiter keinen Aufschluß mehr zu 129 gewähren; sie widersprachen sich und tischten uns ein unentwirrbares Lügengewebe auf.

Der jagdeifrige Kalamba ging zu einem mehrtägigen Ausflug in den großen Urwald zurück.

Unsere Leute wurden immer mehr von den Eingeborenen in Furcht versetzt. Ueberall sah man sie im Kreise um einen Mussonge sitzen, mit weit aufgerissenen Augen den entsetzlichen Geschichten über die Kannibalen von drüben folgend. Die Lage fing an, für uns bedenklich zu werden. Pogge und ich machten oft Ausflüge und erreichten an mehreren Stellen das Ufer, fanden aber nirgends Kanoes.

Mit furchtbarer Kraft brannte die Sonne in dieses Thal herab auf unser schattenloses Lager. Mehrere Träger hatten Fieber, ich selbst litt an schmerzhaften Furunkeln. Von Tag zu Tag drückte unsere Begleitung deutlicher ihre Abneigung aus, die entsetzlichen Ufer von drüben zu betreten. Immer unumwundener ließen sie ihren Willen merken, umzukehren, immer stießen sie bei uns auf denselben Widerstand. Wir nahmen ihnen Lasten und Gewehre ab und erklärten, sie möchten unbewaffnet gehen, wir blieben.

Kalamba kehrte erfolglos von der Jagd zurück, und auch er gab uns zu verstehen, daß Weitergehen Wahnsinn sei. Nur eine einzige Person, der wir niemals dieses Wort vergaßen, Sangula, Mukenge's Schwester, sagte: »Ich bleibe bei Kassongo und Kabassu, mögen unsere Söhne daheim sagen, unsere Männer sind Memmen, sie haben die Baschangi ihrer Brüder verlassen, mich sollen sie nicht beschimpfen.« Welch' ein Weib, eine Negerin, woher der Muth, woher diese hohen Worte?!

Nun wurden allerlei Auswege vorgeschlagen. Pogge wollte nach Norden, aber die Furcht vor den Bakuba schien noch größer zu sein, als die vor den Kannibalen drüben. Katschitsch sagte uns, zehn Tagereisen von hier nach Süden sei ein See im Fluß, wohl eine Stromerweiterung; dort wohnten Leute von Kanjika, dort sei eine Straße, und sollten wir versuchen, sie zu passiren. Die Baschilange wollten zurück ins Marimbo, von da aus gäbe es einen Weg in südöstlicher Richtung nach dem Lubilanschi, und die Eingeborenen seien verwandte Baluba. Dort könnten wir bei ihren Stammesgenossen sicherer versuchen durchzudringen, als hier. Ich war der Meinung, noch zu warten und Katschitsch zu drohen 130 oder ihn zu zwingen. Mit besseren Leuten hätte man, ohne den Häuptling nur zu fragen, Kanoes gebaut und den Fluß passirt: aber es zeigte sich, daß ein Unternehmen gegen den Willen des alten, blinden Häuptlings vielleicht sinnlose Flucht hervorgerufen hätte, denn der Greis stand im Rufe eines furchtbaren Fetischeros. So wollten wir nun versuchen, den Häuptling einzuschüchtern, und erst dann an eines der anderen Mittel denken. Vor Allem war ich durchaus gegen den Weg über Marimbo, denn, einmal auf dem Rückweg, war kaum zu erhoffen, die schon ermüdeten Leute bei einem Volke, dessen Sprache sie sprechen, und nicht allzuweit von ihrer Heimath, nochmals nach Osten zu zwingen, und wo sollten wir die Waaren hernehmen, die jetzt schon in für unsere Aussichten bedenklicher Weise geschwunden waren?

Am 20. warf ich einen Mussonge zum Lager hinaus, als er wieder einmal unseren Leuten das Herz erbeben machte mit Kannibalenfabeln. Oefters begegnete ich Leuten mit Rudern, die jedenfalls von drüben waren, was sie aber leugneten. Ich beschenkte sie, in dem Gedanken, ob sie nicht bald selber wünschen würden, den freigebigen Weißen mit den schönen Sachen bei sich sehen zu wollen. Am 21. meldete uns ein athemlos herbeieilender Mussonge, daß soeben 4 Weiber aus einem oberhalb liegenden Dorfe von den in Kanoes erschienenen Bakuba geraubt und ein Mann getödtet sei. Die Räuber seien sofort wieder in ihre Kanoes gestiegen und kämen stromabwärts. Kalamba machte sich sofort mit 10 Mann auf, um an geeigneter Stelle den passirenden Räubern aufzulauern. Ich folgte ihm in der Hoffnung, bei dieser Gelegenheit Kanoes zu erhalten. Pogge hielt das Ganze für eine Lüge, die nur zum Zwecke habe, unsere Leute einzuschüchtern, und blieb im Lager. Umsonst blieben wie bis zum Abend am Flusse bis unsere Führer meinten, die Bakuba hätten Wind bekommen, würden den Tag über im Urwald liegen und erst Nachts hinabgehen. Wahrscheinlich aber hatte Pogge recht.

Seit dem Kassai sahen wir hier zum ersten Male einen männlichen Sklaven zum Kauf anbieten.

Da unser Drängen in Katschitsch größer wurde, versprach er, ein großes Diviniare anzustellen, um herauszubekommen, ob er uns herüberlassen dürfte oder nicht. Zum abermaligen Schrecken unserer Leute fiel das Resultat des schlauen Alten gegen unseren Weitermarsch aus. Wir müßten zurück, hatte er gesagt, oder, 131 wenn wir Katschitsch einen erlegten Elefanten schenken könnten, dürften wir nach Süden. Der alte Fuchs hielt uns so lange als irgend angängig fest, damit ein möglichst großer Perlenvorrath für Ankauf von Lebensmitteln in seinen Händen bliebe. Nun gingen wir zu ihm in sein Haus und zwangen den vor der Zauberkraft des Alten zitternden Kaschawalla, ihm zu sagen, wir hielten ihn für einen Lügner, er solle sich vor dem Fetisch der Weißen hüten. Pogge sei der größte Fetischero aller Weißen und wolle ihn noch einmal warnen. Nachts, als Alles schon in tiefer Ruhe lag, begannen wir ein Schnellfeuer aus Chassepotgewehren mit 20 Patronen nach dem Walde zu. Der Donner der Schüsse rief einen tausendfachen Widerhall von den Hängen des Thales hervor und brachte alle Dörfer rings umher auf die Beine. Als wir sicher waren, daß man ringsum ängstlich gespannt lausche, brannten wir ein rothes bengalisches Licht ab und ließen in weitem Bogen einige Raketen über Katschitsch's Dorf hinweg gegen Osten, nach dem Flusse zu, steigen. Die bunten Leuchtkugeln verschwanden hinter den Dschungeln der Ufer. Lautlose, erwartungsvolle Stille war ringsum, und ein Kanonenschlag beendigte das gewaltige Phänomen. Beim ersten Morgengrauen näherten sich Leute vorsichtig unserem Lager, wurden jedoch freundlich aufgenommen. Pogge und ich waren übermäßig heiter, so daß sich die Verwandten Katschitsch's nach dem Grunde unserer Stimmung und nach dem nächtlichen Schrecken erkundigten. Kassongo (Pogge), der mit seinem bis über die Brust reichenden Barte den Leuten unheimlich erschien, hieß es, hat mit seinem Sambi gesprochen und wegen der Weiterreise angefragt. Sambi hat ihm den Weg gezeigt mit seinen Sternen, er solle in der von ihnen gezeigten Richtung gehen, und Nichts könne ihn aufhalten. Jetzt war die Rolle der Eingeschüchterten umgetauscht, und obwohl die feigsten unserer Küstenleute, wie wir später erfuhren, Katschitsch mittheilten, dies Alles sei nur Humbug, wir hätten schon oft ein solches Feuer gemacht und habe es Nichts zu sagen, war doch der Eindruck ein so überwältigender, daß Katschitsch uns Führer anbot zur nächsten Fähre, die ein wenig südlich liegen sollte. Ein kleines Geschenk an unsere Leute, Vertheilen von Pulver an Alle gegen die entsetzlichen Kannibalen von drüben wurde vorgenommen, und vorwärts ging's am 28. nach Südosten im Thale des Flusses aufwärts. In zwei Tagen, hatte man uns gesagt, sollten wir die 132 Fähre erreichen; aber wie groß war mein Erstaunen, als der Führer schon um 10 Uhr nach links abbiegend auf den Fluß zu marschirte, an einer schönen Fährstelle hielt und mit Jodeln nach den Fährleuten von drüben rief. Als Pogge ankam, drückten wir uns in stiller Freude die Hand. Da kam ein Kanoe zögernd, aber endlich doch bis an's Ufer. Mit der Fahne in der Hand sprang ich hinab, so daß der erschrockene Fährmann fast über Bord fiel. Einige Perlen beruhigten ihn, und hinüber ging es über den Rand des Plateaus, der ihre Strahlen auf uns herabsendenden Sonne entgegen.

Nach dem Namen fragend, zeigte ich auf den Fluß, um zu wissen, wie unsere neuen Freunde denselben nannten. »Sankurru« erklang es deutlich von den Lippen, und fast hätte ich einen Luftsprung im schwanken Kanoe ausgeführt. Der Führer sah mich ganz ängstlich an, er mochte meinen, ich sei meiner Sinne nicht recht mächtig. Also endlich der Sankurru, endlich das Object so vieler Fabeln, Annahmen und Voraussetzungen! Sankurru und Lubilasch waren identisch! Hier nannte man am rechten Ufer den Fluß, wie er an der Einmündung des Lubi bis zum Kassai heißt, Sankurru, während den Bewohnern des linken Ufers und von hier ab südlich der Name Lubilasch gebräuchlich istIm Jahre 1886 erforschte ich die drei Quellflüsse des Lubilasch, den Buschimani, Luilu und Lubilanschi..

20 m noch vor dem rechten Ufer nahm ich Humba die deutsche Flagge, die an einem schönen Wurfspeer wehte, aus der Hand. Hoch durch die Luft sauste der Speer hinüber und bohrte sich tief in den Ufersand. Bald hatten wir ihn erreicht, und hinüber zu Pogge schwenkte ich mit unserem Schwarz-Weiß-Roth einen Gruß, den er mit Winken des Hutes beantwortete. 133

 


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