Hermann Wissmann
Unter deutscher Flagge quer durch Afrika von West nach Ost
Hermann Wissmann

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Vorwort.

»Unter deutscher Flagge quer durch Afrika von West nach Ost« habe ich nachfolgende Schilderung der von Dr. Pogge und mir in den Jahren 1880–1883 in Afrika ausgeführten Reisen benannt. Ist es doch die erste deutsche Durchquerung Afrika's in äquatorialen Breiten, und die erste überhaupt von West nach Ost.

Es war allmählich dahin gekommen, daß man alles Vertrauen zu Unternehmungen von der Westküste aus verloren hatte, da die Hoffnungen der von Westen ausgehenden Reisenden nie erfüllt wurden. Aber alle diese Unternehmungen hatten uns vorgearbeitet, und gestützt auf sie und auf die Idee des Ehrenpräsidenten der Geographischen Gesellschaft zu Berlin, Herrn Geheimen Raths Professor Bastian, mit Hilfe Eingeborener die bisherige Sperre nach dem Innern zu überwinden, war es uns vorbehalten, auch von Westen aus den Weg zum unbekannten Innern Afrika's zu öffnen und so die interessanten, selbst von Arabern noch unberührten Gebiete zu erschließen.

Erst jetzt, 5 Jahre nach Beendigung der vorliegenden Reise, komme ich dazu, unsere Erlebnisse und Beobachtungen zu veröffentlichen. Im Jahre 1883 nach Deutschland zurückgekehrt, übernahm ich nach ganz kurzem Aufenthalte in der Heimath die aus vielen Gründen dringend gewordene Erforschung des südlichen Kongobeckens für Seine Majestät, den König der Belgier (1883–1885), und, nachdem ich darauf einen kurzen Aufenthalt auf Madeira zu meiner Erholung genommen, ging ich 1886 abermals nach Afrika, um nicht durch längeres Fernsein große Vortheile zu verlieren, und führte die zweite Durchquerung von der Mündung des Kongo zu der des Zambesi aus (1886–1887).

Als ich zu dieser meiner dritten Reise aufbrach, waren meine Begleiter auf der zweiten, zur Erforschung des südlichen Kongobeckens unternommenen Reise nach Deutschland zurückgekehrt und sofort zur Bearbeitung unserer gemeinsam gemachten Erfahrungen geschritten. So entstand nach meiner Heimkehr (1887) bald das Werk »Im Innern Afrika's« – so bitte ich es zu erklären, daß dasselbe weder der Zeit, noch der Sachlage entsprechend vor der Herausgabe dieses Buches erschien; so bitte ich schließlich zu entschuldigen, wenn hier Beobachtungen sich wiederholen, welche in dem erschienenen Werke bereits gegeben sind – sind doch auch viele Früchte meiner ersten Reise mir und meinen Kameraden auf der zweiten zu gute gekommen.

Ein besonderer Sporn war es für mich, das vorliegende Werk, sobald es meine Zeit erlaubte, in Angriff zu nehmen, um in demselben, soviel es in meinen Kräften steht, der aufopfernden Thätigkeit eines der größten deutschen Forscher, Dr. Pogge, der dieselbe mit seinem Tode besiegelt hat, ein verdientes Denkmal zu setzen, ein Denkmal seiner Thaten und einen Denkstein dankbarer Erinnerung an Alles, was ich ihm und seiner großen Erfahrung schulde.

Die Erzählung der weiteren Erlebnisse Pogge's, von unserer Trennung im Centrum des Continents bis zu seinem Tode, hat, um den Gang meiner Erlebnisse nicht zu unterbrechen, im zweiten Theile stattgefunden – warum dieselben weniger ausführlich sind, als man wünschen muß, wird in dem Vorwort des zweiten Theils erklärt. –

Den Manen Dr. Nachtigal's, derzeitigem Vorsitzenden der Afrikanischen Gesellschaft in Berlin, in deren Auftrage wir reisten, gebührt mein erster Dank. Denselben tiefgefühlten Dank spreche ich an dieser Stelle im Namen meines verstorbenen Freundes und in meinem Namen den Herren Dr. von Danckelmann, Dr. Kersten, Dr. Kiepert, Dr. Dewitz und Dr. von Martens aus für das Interesse, mit dem sie sich unserer Beobachtungen angenommen haben – dem inzwischen verstorbenen Herrn Professor Zöppritz, der dasselbe gethan, kann ich nur ein dankbares Andenken bewahren.

Ich habe mich bemüht, sämmtliche Namen in deutschen Lettern auszudrücken, und ist mir dies bis auf einen Fall gelungen: unsere Sprache hat kein Zeichen für ein weiches sch, wie es in den romanischen Sprachen existirt, und habe ich mir dadurch zu helfen gesucht, daß ich ein lateinisches g [hier als ʒ bzw. Ʒ dargestellt] an die Stelle dieses Buchstabens gesetzt habe.

Um jeden Irrthum zu vermeiden, sei erklärt, daß der Begriff »äquatorial« stets die Breitenausdehnung bezeichnet, während unter dem Ausdruck »central« die Längenrichtung zu verstehen ist.

Möge den Farben »schwarzweißroth«, die wir zum ersten Male durch Afrika führen durften, daselbst eine segenbringende Zukunft beschieden sein!

Funchal, Madeira, im Mai 1888.

Hermann Wissmann.

 


 


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