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Marschall von Frankreich.

Moritz Graf von Sachsen war der Sohn Augusts des Starken und der Aurora von Königsmark. Zu Goslar 1696 geboren, kämpfte er schon 1709 in Flandern unter Eugen und Malbourough. Er war ausschweifend wie sein Vater und zeigte dessen feurigen Geist und märchenhafte Kraft. Zur Arbeit hatte er keine Lust, nur zum Vergnügen und liebte beständigen Wechsel; doch erlernte er mit Eifer die Kriegskunst, worin er seinen Vater übertreffen sollte. Als 1711 August der Starke Stralsund belagerte, durchschwamm der Sohn im Angesichte des Feindes die Meerenge Gellen. Seine Ehe mit der reichen und liebenswürdigen Gräfin Löben, die ihm seine Mutter vermittelte, war nicht glücklich; die Schuld lag an ihm. Unter Prinz Eugen erstürmte er Belgrad. Danach finden wir ihn in Frankreich, wo er ein Regiment nach eigener Methode ausbildete. Die Methode hatte er sich schon in seinem |6. Lebensjahr ausgedacht. Im Jahre 1726 wählten ihn die Stände Kurlands zu ihrem Oberhaupt und die verwitwete Herzogin Anna, Tochter des Zaren Iwan Alexiewitsch machte ihm Hoffnung auf ihre Hand. Menschikoff aber, der seinerseits das Herzogtum ergattern wollte, schickte 800 Russen nach Mitau, die dort Moritz in seinem Palaste belagerten. Mit nur 60 Leuten verteidigte sich der kühne Mann so nachdrücklich, daß die Russen wieder abzogen. Nun ersuchte er Frankreich um Unterstützung. Durch seine Geliebte, die Schauspielerin Adrienne Lecouvreur, die alle ihre Kostbarkeiten versetzte, erhielt er 40 000 Livres. Er wurde französischer Feldmarschall, und als ihm August III. den Oberbefehl über die sächsischen Truppen anbot (1733), da lehnte er ab, da er den Dienst in Frankreich vorzog. Er gewann die Schlacht von Ettlingen, belagerte Philippsburg, immer für Frankreich gegen Deutschland, und erstürmte im Österreichischen Erbfolgekriege Prag. Im Anschluß hieran führte er die Armee von Broglie an den Rhein zurück. Er stieg zu den höchsten Ehren auf, obwohl er in seiner katholischen Umgebung immer Protestant blieb. Zuletzt, 1745, siegte er gegen die verbündeten Österreicher, Engländer und Niederländer bei Contenay und nahm Brüssel. Er wurde Oberbefehlshaber aller französischen Armeen und der Niederlande. Sogar von Friedrich dem Großen wurde er ehrenvoll aufgenommen und mit Auszeichnung behandelt. Auf seinem Schlosse Chambord, wo er mit Künstlern, Gelehrten und Philosophen verkehrte, starb er 1750 an einem Blutsturz und wurde mit großer Pracht in Straßburg beigesetzt. Für seinen unruhigen, fahrigen Geist sind verschiedene Abenteuer bezeichnend. Er wollte die Juden wieder zu einem Volke vereinigen, wollte sich zum König von Korsika machen und wollte ein Königreich in Brasilien gründen.


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