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Während des Dreißigjährigen Kriegs.

Im Mittelalter waren die Nationen zwar schon geschieden, allein die Ritter und Fürsten der einzelnen Nationen taten sich sehr oft zusammen, um gemeinsam gegen irgendwelchen Feind, vorzugsweise gegen Heiden und Mohammedaner zu kämpfen. So begaben sich ganz gewohnheitsmäßig englische und schottische Barone nach dem Lande des deutschen Ordens, um dort im Kampfe gegen Litauer und Finnen gemeinsam mit den Ordensrittern das Christentum zu verbreiten. Die Sitte ist bei den Türkenkriegen wieder aufgelebt. Standen schon bei Nikopolis unter Sigmund englische und französische Ritter zu den deutschen und ungarischen, so sind auch noch im 16. und 17. Jahrhundert spanische und französische Adlige, die der Durst nach Abenteuern in die Ferne trieb, wie der Herzog von Bassompierre, der in seinen lebendigen Memoiren das selbst erzählt, nach Ungarn gezogen, um dort den Sultan zu dämpfen. Umgekehrt war es nichts Seltenes, daß deutsche Herren und Landsknechte sich fremden Königen und Fürsten zur Verfügung stellten. So ist Graf Mannsfeld, als das lange, aber vergebliche Ringen mit Tilly und Wallenstein ihn ermüdete, zeitweilig in den Dienst der Niederländer getreten und wollte, da alles aus war, unter Bethlen Gabor von Siebenbürgen gegen die Türken fechten. Als er jedoch ankam, war bereits Waffenstillstand abgeschlossen, und er konnte dort seinen Degen nicht verwerten. Da beschloß er, seinen Degen der Republik Venedig anzubieten. Allein auf der Reise dorthin, bei Serajewo, in Bosnien, ereilte ihn der Tod. Wie er ihn kommen fühlte, da erhob er sich vom Krankenlager und ließ sich wappnen, um nach altgermanischer Sitte stehend zu sterben.

In den 1630 er Jahren gründete Oxenstierna, der schwedische Kanzler, der diplomatische Kopf Gustav Adolfs und nach dessen Hinscheiden der Leiter der schwedischen Politik, eine Kolonie in Delaware, zwischen den holländischen und englischen Niederlassungen an der Ostküste Nordamerikas. Er berief dazu Scharen von deutschen Siedlern. Diese waren so zahlreich und gewannen solchen Einfluß, daß zeitweilig in dem Gebiete von Neu-Amsterdam, dem späteren Neuyork, deutsch die Verkehrssprache wurde. Später wurden alle diese Siedler yankeesiert.

Bernhard von Weimar war der jüngste von acht Herzogssöhnen und verlor schon im ersten Lebensjahr seinen Vater und einige Zeit darauf seine Mutter. Er studierte in Jena und griff beim Ausbruche des 30jährigen Krieges nebst drei Brüdern zu den Waffen, für die Protestanten gegen den Kaiser. Er kämpfte bei Wimpfen unter dem Markgrafen von Baden, unter Christian von Braunschweig bei Stadtlohe, nahm dann holländische und hierauf dänische Kriegsdienste, ging mit Mannsfeld bis Ungarn und vereinigte sich nach dessen plötzlichen Tode wieder mit den Dänen, die der Markgraf von Baden-Durlach befehligte. Kurze Zeit nach Weimar zurückgekehrt, reist er nach Herzogenbusch, um der berühmten Belagerung dieser Festung, die der Prinz von Oranien leitete, beizuwohnen. Dann wendet er sich Gustav Adolf zu, und begleitet ihn bis Lützen. Oxenstierna übertrug ihm das Kommando über die Hälfte des schwedischen Heeres und dazu das Herzogtum Franken als schwedisches Lehen. Mit 24 000 Mann zieht Bernhard aus dem Meuterlager von Donauwörth gegen Altringer und nimmt Regensburg. Nach verschiedenen Enttäuschungen gibt er Anträgen Frankreichs Gehör. Er bekommt von ihm 1634 vier Millionen Livres jährliche Hilfsgelder für die Verpflichtung, 12 000 deutsche Fußgänger und 6000 Reiter nebst der nötigen Artillerie zu unterhalten, jedoch unter französischer Hoheit. Er kriegt außerdem ein riesiges Jahresgehalt auf Lebenszeit. Als endgültige Belohnung stellt man ihm das Elsaß, das aber erst zu erobern war, in Aussicht. Der Weimarer begibt sich selbst nach Paris. Er verlegt sein Heer nach der noch unverwüsteten Grafschaft Burgund. Er erobert hierauf einen Teil des Elsasses und den (auch im Weltkrieg oft genannten) Ort Blamont und treibt Gallas, der mit 40 000 Mann heranstürmte, bei Dijon zurück. Dann besiegte er die Kaiserlichen unter Karl von Lothringen und drang über den Rhein. Der schneidige Reitergeneral Johann von Werth, der später den Franzosen noch so scharf zusetzen und fast bis Paris vordringen sollte, ward sein Gefangener. Zusammen mit Turenne schlug er den General von Götz. Schon war sein Ruhm und seine Macht so sehr gewachsen, daß Richelieu besorgt wurde. Der Kardinal suchte zunächst des Weimarers Offiziere zu bestechen und lud ihn dann ein, abermals nach Paris zu kommen. Dort bot er ihm die Hand seiner Nichte an, der Herzogin von Aiguillon, entzog ihm aber die Hilfsgelder. Bernhard verwahrte seine Festungen möglichst, besetzte sie mit deutschen Soldaten und schien jetzt eine Vermählung mit der verwitweten Landgräfin Amalie von Hessen zu beabsichtigen. Durch sie hätte er noch ein Fürstentum erlangt und hätte ein Zwischenreich am Rheine, zwischen dem habsburgischen und französischen Besitz, gegründet, ein Reich, das sich von Hochburgund bis nach Kassel ausgedehnt hätte. Auch trat er mit dem Schweden Banér, der in Österreich einfiel, in Verbindung. Inmitten solch großartiger Pläne ereilte ihn der Tod. Nach seiner eigenen und anderer Meinung erlag er einer Vergiftung durch eine Pomeranze oder eine Fleischbrühe, vielleicht durch seinen Arzt Blandini, der von Frankreich bestochen. Auf dem Sterbebett ordnete der große Feldherr noch an, daß die von ihm eroberten Länder beim Deutschen Reiche bleiben sollten. Er drückte den Wunsch aus, seine Brüder möchten sie, und zwar unter schwedischem Schutze, übernehmen. Wenn jedoch keiner sich dazu verstehe, so erwarte er, daß Frankreich mit eigenen und des Herzogs Truppen die Länder bewahre und nach dem allgemeinen Frieden an das Deutsche Reich herausgebe. Richelieu dachte jedoch nicht daran, auf einen Entschluß der herzoglichen Brüder zu warten; er gewann die Anführer und Kommandanten mit Geld und mit ihnen die Truppen und Festungen. Die große Mühe, die sich Herzog Wilhelm gab, den Willen seines verschiedenen Bruders zu erfüllen, war umsonst.

Mit den Oraniern, die aus Dillenburg in Nassau stammten, zogen, nachdem sie die Herren der Niederlande geworden, viele Anverwandte nach den niederländischen Besitzungen in Europa und Übersee, um in Flandern oder Brasilien hohe Stellungen anzunehmen. Zu ihnen gehörte Ernst Kasimir Graf von Nassau, Katzenellenbogen, Vianden und Diez, Sohn des Grafen Johann und der Elisabeth von Leuchtenberg (von einem Geschlechte, dessen Namen jetzt ein Napoleonide und Nachfahre einer bayerischen Prinzessin sowie einer Zarentochter zu Schloß Seeon am Thiemsee trägt), der Stifter der Diezer Linie. Er wurde niederländischer Offizier, geriet aber sofort in spanische Gefangenschaft. Durch ein Lösegeld von 10 000 brabantischen Gulden befreit, unterstützte er tapfer den Grafen Moritz von Nassau gegen die Spanier, namentlich bei Nieuport. Er ward niederländischer Feldmarschall und 1620 Statthalter von Westfriesland, hierauf von Gröningen und Drenthe. Er entriß den Spaniern Bergen op Zoom und schützte Emden, das damals den Niederländern gehörte, gegen Tilly. Er fiel 1632 vor Rörmonde. Sein ältester Sohn, Heinrich Kasimir, folgte ihm in der Statthalterschaft von Friesland und Gröningen.

Der Sieg von Berg op Zoom wurde hoch gefeiert. Er gab den Anlaß zu einem fröhlichen Landsknechtsliede, das in der Gegenwart wiederum von unseren Wandervögeln gern und oft gesungen wird. Es lautet:

Der Trommler schlägt Parade,
Die seidnen Fahnen wehn,
Jetzt heißts auf Glück und Gnade
Ins Feld marschieren gehn!

Das Korn reift auf den Feldern,
Es schnappt der Hecht im Strom,
Der Wind streicht heiß durch Geldern
Hinab gen Berg op Zoom.

Wir ziehn dahin und wandern,
Uns hängt der Säckel hohl,
Der Kaiser schluckt ganz Flandern
Bekomms ihm ewig wohl!

Er denkt beim Länderschmausen,
Wie er die Welt erwürb,
Mir wohnt ein Lieb zu Hause,
Das weint wohl, wenn ich stürb'.


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