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[V]

Vorwort.


Diese Erzählung, so einfach sie ist – und gerade ihre Einfachheit zeugt für ihren Ursprung – ward aus einer wirklichen Begebenheit unserer Tage geschöpft. Es lag dem Autor daran, ein getreues Bild der Zustände, wie sie eben erlebt worden, zu geben, deshalb hat er den kecken Schritt gethan, ein Thema, das unmittelbar der allernächsten Vergangenheit angehört, zu behandeln. Diese Nähe, wenn sie künstlerisch hindernd ist, bleibt für die Thatsachen, um deren Feststellung es sich hier handelt, vortheilhaft. Der Lärm der Parteien hat [VI] sich noch keineswegs gelegt, allein aus diesem Lärm hervor kann man immer und immer wieder die berichtigende Stimme so deutlich hören, wie man sie vielleicht später nicht mehr. hören wird. Es liegt Alles daran, den Gang der Begebenheiten festzustellen, und dies kann man am besten, wenn man unmittelbar das Erlebte niederschreibt. Dies ist hier geschehen. Es macht den Werth der Schilderung aus. Nicht ein Wort von dem, was hier als Thatsache hingestellt ist, wurde ohne die sorgfältigste Prüfung und ohne unmittelbaren Bericht der Augenzeugen niedergeschrieben. Es war dies ein unverbrüchliches Gesetz, das der Autor sich auferlegte. Er selbst steht frei da von jeglicher Beziehung zu den einzelnen Parteien; seine Stellung ist eine völlig isolirte und von keiner Seite her abhängig, es müßte denn sein, daß man ihm das als Parteigrund vorwürfe, daß [VII] er für Preußens Größe und Ruhm – obgleich selbst kein Preuße – mit Wärme eingenommen ist, was er offen bekennt. Allein dies kann nicht den Grund hergeben, sein Urtheil zu verdächtigen, wo dieses sich tadelnd gegen aufgezwungene, moderne Theorieen und Institutionen ausspricht, die nicht Preußen allein, die dem ganzen modernen Europa angehören. Je eifriger und mit je vervielfältigtern Organen eine gewisse Partei sich müht, die Thatsachen zu entstellen, und die bekundeten, ihr mißfälligen Gesinnungen zu verschleiern oder anders auszudeuten, um so mehr kann eine offene, freie, unparteiische, in einem dichterischen Gewande auftretende Darstellung hoffen, mit Theilnahme entgegengenommen zu werden. Es hat übrigens für keine dieser hier auftretenden Gruppen – die ernsten wie die heitern – der Griffel des willkürlich componirenden Zeichners in Bewegung [VIII] gesetzt werden dürfen, sondern sie sind – und dies sei für eine spätere »ruhigere« Zeit bemerkt – getreue Abbilder eben lebender Personen und eben waltender Zustände. Vieles ist gemildert, nirgends aber die Farbe stärker aufgetragen, als sie in der Natur sich fand.

Berlin, im September 1848.


[1]


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