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8. Besuch auf dem toten Schiff

Wir hörten mit dem Rudern auf und hielten Umschau auf der weiten Meeresfläche rundumher.

Überall waren Dampfer zu sehen, aber sie fuhren alle so schnell, daß es uns nicht möglich gewesen wäre, an ihrer Seite anzulegen. Wir mußten daher unbedingt ein Segelschiff aufsuchen, keinen Dampfer.

Unglücklicherweise herrschte jedoch vollständige Windstille, da lagen die Segler still auf dem Meere. Wir konnten also nicht hoffen, daß einer in unsere Nähe kommen werde. Und gerade zwischen uns und der schwedischen Küste war überhaupt kein Segelschiff zu erblicken. Dagegen befanden sich links und rechts eine ganze Anzahl, freilich alle ziemlich weit entfernt.

So blieb uns nichts anderes übrig, als unsern Kurs zu verlassen und dorthin zu rudern, wo der nächste Segler war.

Valdemar mit seinen scharfen Augen hatte bald einen entdeckt. Mit der Hand gegen Norden zeigend, sagte er zu mir:

»Schau, Nonni, dort liegt ein großes Barkschiff, ein gewaltiger Dreimaster. Er hat alle Segel ausgespannt. Das ist sicher das Schiff, das uns jetzt am nächsten ist.«

»Gut, dann rudern wir gleich hin, Valdemar.«

Wir drehten den Steven der »Laura« nordwärts und ruderten auf das große Barkschiff zu. Dabei machten wir uns allerlei Gedanken, wie die Matrosen uns wohl empfangen würden. Ich sagte zu Valdemar:

»Das hängt davon ab, aus welchem Lande sie sind. Wenn es Dänen sind, dann werden sie uns sicher freundlich behandeln, denn dann können wir ja gut mit ihnen sprechen. Wenn es aber Fremde sind, dann werden sie uns nicht verstehen, und dann weiß ich nicht, wie es uns gehen wird.«

»O, wenn es nur ein dänisches Schiff wäre!« sagte Valdemar.

Nach einer kleinen halben Stunde angestrengten Ruderns erreichten wir das Schiff. Es war gewaltig groß, noch viel größer, als wir gedacht hatten. Im Vergleich zu unserm kleinen Boot sah es wie ein Berg aus. Und es war nicht nur ein Segler, sondern zugleich auch ein Dampfer. Es hatte einen Schornstein und ein paar kleine Dampfschiffsräder. Es war offenbar ein Segelschiff, das man später mit einer kleinen Dampfmaschine ausgerüstet hatte. Auch sonst sahen wir in seinem Bau mehrere Einzelheiten, die ganz anders waren, als es auf Segelschiffen zu sein pflegt.

Um zu erfahren, woher es sei, ruderten wir um das Schiff herum. Dabei lasen wir hinten am Heck, in großen goldenen Buchstaben geschrieben, das Wort KIEL.

»Das Schiff ist aus Kiel, Nonni! flüsterte Valdemar mir zu. »Die Leute sind also Holsteiner. Die sprechen aber Deutsch.«

»Kannst du Deutsch sprechen, Valdemar?«

»Nein, leider nicht, Nonni. Ich kann nur ein paar Worte.«

»O wie schade! Ich kann auch kein Deutsch. Was sollen wir da machen? Sollen wir es wagen, an Bord zu gehen?'

»Ich glaube schon, Nonni. Vielleicht werden sie uns durch Zeichen verstehen.«

»Also gut, wir wollen es versuchen.«

Das Schiff lag wegen der Windstille unbeweglich da. Oben auf dem Deck schien augenblicklich niemand zu sein. Wir ruderten längs der Schiffseite bis zu der Stelle, wo die Fallreeptreppe war: das heißt, es war keine eigentliche Treppe da, sondern nur eine Strickleiter, die von dem Geländer oben bis ans Wasser herunterhing.

Wir banden unser Boot an ein Tau der Leiter fest. Dann warteten wir ein wenig und schauten an dem riesigen Leib des Schiffes empor.

Sollten wir wie kleine Seeräuber einfach hinaufsteigen, ohne jemand um Erlaubnis zu fragen? – Das schien uns etwas keck zu sein. Auch war es unheimlich hier. Wir hatten ja noch gar niemand gesehen!

Valdemar schlug vor, wir sollten zuerst einmal hinaufrufen, dann werde vielleicht jemand kommen.

»Ja, das wird wohl das beste sein«, erwiderte ich.

Von unserm Kahn aus riefen wir also hinauf: »Hallo!«

Niemand gab Antwort.

»Hallo! Hallo!« riefen wir wiederholt.

Alles umsonst, kein Mensch zeigte sich.

»Das ist aber merkwürdig!« sagte Valdemar.

»Wahrscheinlich schlafen die Leute jetzt, oder sie sitzen gerade unten in den Kajüten beim Essen«, bemerkte ich.

»Meinst du? Dann glaube ich aber, wir können es wagen, hinaufzusteigen.«

»Ich glaube es auch, Valdemar.«

Wir ließen nun alle Furcht beiseite und kletterten die lange Schiffsleiter empor. Ich stieg voraus, Valdemar folgte unmittelbar hinter mir. Als ich oben das Geländer erreichte, streckte ich vorsichtig den Kopf über den Rand des großen fremden Schiffes und warf forschende Blicke über das weite Verdeck.

Da war alles in schönster Ordnung, fein und sauber; aber merkwürdig: kein Mensch war zu sehen.

Ich wandte mich um und sagte zu meinem kleinen Begleiter: »Es ist kein Mensch da, Valdemar. Wir gehen aber doch hinauf, komm nur mit.«

Ich setzte rittlings über das hohe Schiffsgeländer hinweg und half dann auch Valdemar hinüber.

So standen wir unangemeldet wie zwei kleine Einbrecher auf dem Verdeck des großen, anscheinend ausgestorbenen fremden Schiffes.

Aber diese unheimliche Stille überall!

»Was sollen wir jetzt tun?« begann ich wieder.

»Ich meine, wir gehen auf die Kommandobrücke hinauf«, versetzte Valdemar. »Dort muß ja die Wache sein.«

»Du hast recht«, stimmte ich bei. »Vorher wollen wir aber noch hier unten schauen, ob wir niemand finden.«

Wir gingen das ganze Geländer entlang von hinten nach vorn und von vorn nach hinten an beiden Seiten des Schiffes, doch wir trafen keinen Menschen an.

Von den unteren Schiffsräumen war ebenfalls kein Laut zu hören. Es kam uns vor, als befänden wir uns auf einem toten Schiff.

Mit einem seltsamen bangen Gefühl sagte ich zu Valdemar: »Jetzt müssen wir doch auf die Kommandobrücke gehen.«

Diese lag nicht sehr hoch oben, wie es sonst auf den großen Schiffen gewöhnlich der Fall ist. Eine kleine Treppe führte hinauf. Don unten her konnten wir niemand droben sehen. Aber ein kleines Häuschen war dort an den Mast gelehnt. Darin mußte ohne Zweifel die Schiffswache sein.

»Vielleicht ist der wachthabende Matrose eingeschlafen«, bemerkte Valdemar, indem wir leise die Treppe hinanstiegen.

Droben näherten wir uns ganz still und behutsam dem kleinen Häuschen am Mast. Bevor wir an die Tür gingen, schaute Valdemar durch ein rundes Fensterchen an der Seitenwand hinein. Dann wandte er sich um und flüsterte mir zu:

»Er sitzt drin, Nonni! Ich glaube, er schläft!«

Jetzt schaute auch ich durch das Fensterchen hinein und sah einen kräftigen Matrosen an der hinteren Wand des kleinen Raumes auf einem Stuhle sitzen.

Wir gingen nun vorsichtig vom Fenster weg zur Türe hin. Sie stand offen. Hier sahen wir den Mann von vorne. Er saß da mit gesenkten Augen, unbeweglich wie eine Statue. Ob er schlief oder nur in Gedanken versunken war, konnten wir nicht unterscheiden.

Ich klopfte zaghaft an den einen Türpfosten, nahm die Mütze ab und sagte auf dänisch:

»Guten Tag! Entschuldigen Sie, mein Herr …«

Weiter kam ich nicht. Denn jetzt öffnete der Mann die Augen, sprang hastig auf und redete in überstürzten kurzen Sätzen auf uns ein, indem er uns fortwährend scharf anschaute. Wir verstanden aber kein Wort.

Ich versuchte ihm auf dänisch zu erklären, daß wir von Kopenhagen her auf dem Wege nach Schweden seien und gern um ein wenig Wasser bitten möchten.

Der Mann erholte sich bald von seiner ersten Überraschung und wurde ruhiger. Er trat aus dem Wachhäuschen heraus, ging an das Geländer der Kommandobrücke und warf einen Blick hinunter über das noch immer leere Verdeck. Dann begab er sich an die Öffnung eines langen Sprachrohres, das nach den unteren Schiffsräumen führte, und sprach einige uns unverständliche Worte hinein.

Wir hörten, daß er von unten Antwort bekam. Die Stimme aber, die durch das Rohr von unten ertönte, klang sehr seltsam. Es war wie ein tiefes, dumpfes Brummen, so hohl, als käme es von einem Gespenst aus dem Grabe.

Als das Gespräch zu Ende war, wandte der Mann sich wieder zu uns. Er schaute uns immer fest an, aber er sagte nichts mehr.

Das waren peinliche, bange Augenblicke für uns, denn wir wußten nicht, wie das alles enden würde.

»Was hat er wohl in das Rohr hineingesagt?« fragte ich Valdemar leise.

»Ich glaube, er hat einen Mann gerufen, der Dänisch kann. Und ich glaube auch, es ärgert ihn, weil wir an Bord gekommen sind, ohne daß er es gemerkt hat.«

»Dann ist es vielleicht besser, Valdemar, wir gehen gleich wieder fort.«

Ich faßte meinen kleinen Begleiter bei der Hand und wollte mit ihm die Treppe hlnuntergehen. Aber der Mann legte schnell seine Hand auf meine Schulter und hielt mich zurück.

»Der behandelt uns ja wie Gefangene!« sagte ich etwas unwillig zu Valdemar, »und wir haben doch gar nichts gemacht!«

»Ich glaube, er tut es nur, well er sich ärgert, Nonni. Komm, wir wollen bleiben, bis der andere da ist.«

Wir brauchten nicht lange zu warten. Denn gleich darauf hörten wir Schritte unten auf dem Verdeck.

Ich sprang zum Geländer der Kommandobrücke und schaute hinunter. Da sah ich einen Mann, noch jung von Jahren, die Kajütentreppe heraufkommen. Er trug eine blaue Jacke und schien einen höheren Rang auf dem Schiff zu bekleiden. Ganz gewiß war er kein gewöhnlicher Matrose.

Er schritt auf die Kommandobrücke daher und schaute verwundert zu uns herauf.

Ich ging jetzt von dem Geländer weg und stellte mich wieder an Valdemars Seite. Im nächsten Augenblick war auch schon der junge Herr bei uns oben.

Der wachthabende Matrose zeigte nun mit der Hand auf uns zwei Knaben und erzählte dem Herrn allerlei Dinge, die wir zwar nicht verstanden, die aber sicher nur uns betrafen.

Ich sagte leise zu Valdemar: »Wie kann doch der Mann so viel über uns erzählen? Er weiß ja gar nichts von uns!«

Bei diesen Worten lächelte der junge Herr mir zu. Das war für mich ein Zeichen, daß er Dänisch verstand.

Als der Matrose mit seinem Bericht fertig war, sagte der junge Herr noch etwas zu ihm, dann nahm er mich und Valdemar mit sich die Treppe hinunter. Unten fragte er uns auf dänisch:

»Nun, ihr zwei Kleine, wer seid ihr denn eigentlich?«

»Wir sind aus Kopenhagen«, antwortete ich. »Wir machen einen Ausflug nach Schweden und möchten bitten, ob wir nicht hier auf dem Schiff etwas Trinkwasser bekommen könnten.«

»Fahrt ihr ganz allein nach Schweden?«

»Ja, mein Herr, wir zwei sind allein.«

»Das ist aber eine lange Reise für euch! Wo ist denn euer Fahrzeug?«

Ich lief an die Reling, und indem ich über das Schiff hinunterzeigte, sagte ich zu ihm:

»Da unten haben wir es angebunden.«

Er kam nun ebenfalls und schaute hinunter.

»Wie! Ihr fahrt allein auf einem so kleinen Boot über den Sund?«

»Ja, mein Herr!«

»Was würdet ihr aber tun, wenn ein Sturm käme?«

»Davor haben wir keine Angst: wir können gut segeln.«

»So, das lobe ich mir. – Wann seid ihr von Kopenhagen abgefahren?«

»Heute morgen vor Sonnenaufgang.«

»So früh schon! Und du sagst, ihr habt kein Trinkwasser mitgenommen?«

»Ja, das haben wir leider vergessen.«

Freundlich lächelnd erwiderte er darauf: »Das darf aber ein Seemann nicht, mein Lieber! – übrigens, wie seid ihr denn eigentlich auf die Kommandobrücke hinaufgekommen, ohne daß euch jemand bemerkt hat?«

»Wir haben unten an der Fallreepleiter gerufen, aber niemand hat uns Antwort gegeben. Dann sind wir die Leiter heraufgestiegen, und weil auf dem Verdeck niemand war, sind wir zu dem wachthabenden Matrosen auf die Kommandobrücke gegangen.«

»Aber wie kam es, daß er euch nicht gesehen hat?«

»Er ist oben in dem kleinen Zimmer gesessen.«

»Hat er geschlafen, als ihr zu ihm kamt?«

»Nein, ich glaube nicht. – Ich glaube, – er war nur in Gedanken versunken.«

Ich gab diese Antwort absichtlich, um dem armen Matrosen nicht zu schaden, denn ich wußte, wie streng es einer Schiffswache verboten ist, zu schlafen. Ich war auch nicht ganz sicher, ob er geschlafen hatte.

Der junge Herr schien meine Absicht zu erraten. Er schaute mich ein wenig schmunzelnd an, fragte mich aber nicht weiter über die Sache aus. Dann fuhr er fort:

»Also ihr wollt Wasser haben? – Daran soll es nicht fehlen. Habt ihr eine Flasche bei euch?«

»Nein, wir möchten eine bei Ihnen kaufen.«

»Gut«, sagte er freundlich, »eine Flasche könnt ihr auch bekommen. Zuerst aber sollt ihr euren Durst stillen. Kommt mal mit.«

Er führte uns zur Wassertonne vorn am Schiff, füllte einen großen zinnernen Becher mit frischem Wasser und reichte ihn uns dar. Wir tranken beide nach Herzenslust, bis der ganze Becher leer war. Drauf sagte der liebenswürdige junge Herr:

»Nun geht mit mir in meine Kabine. Ich will sehen, ob ich euch noch etwas anderes anbieten kann.«

Wir folgten ihm eine Treppe hinunter und traten dort mit ihm in eine kleine Kabine hinein. Sogleich bat uns der Herr, Platz zu nehmen. »Hier, setzt euch an den Tisch«, sagte er, »und tut ganz, wie wenn ihr zu Hause wäret.« Dann ging er hinaus mit dem Bemerken, er komme bald wieder.

Valdemar und ich fühlten uns über die Maßen glücklich. Wir hätten nie gedacht, daß wir so freundlich empfangen und so aufmerksam behandelt würden.

Eine Weile nun saßen wir allein in dem netten Zimmerchen und betrachteten, still miteinander plaudernd, seine Einrichtung. In einem Gestell an der Wand standen Bücher, deutsche und dänische, wie wir an den Titeln sehen konnten. Sie handelten über Geographie, über Schiffahrt und dergleichen. Auch Erzählungen waren darunter, zum Beispiel die Geschichte des großen dänischen Königs Valdemar des Siegreichen, überall an den Wänden hingen Seekarten und kostbare Instrumente, von denen mir am meisten ein prachtvoller Sextant gefiel. In einer Ecke lag ein großes Senkblei und eine Lotleine zum Messen der Meerestiefe.

Zuletzt sprachen wir auch wieder von dem jungen Herrn. Ich sagte zu Valdemar:

»Ich glaube, er ist der Steuermann des Schiffes. Oder sollte er vielleicht der Kapitän sein?«

»Ich weiß nicht, Nonni: er ist so jung.«

»Aber er sieht aus wie ein gebildeter Herr. Ich glaube sicher, daß er zum mindesten Steuermann ist.«

Indessen ging plötzlich die Tür auf, und ein netter kleiner Schiffsjunge brachte Kaffee und Kuchen herein.

Als er die Sachen auf den Tisch gestellt hatte, gaben wir ihm beide die Hand und grüßten ihn. Er erwiderte mit Artigkeit unsern Gruß, aber wir konnten ihn nicht verstehen, denn er sprach nicht Dänisch. Er mag wohl auch ein Holsteiner gewesen sein.

Gleich nach der Begrüßung schenkte er uns die Tassen mit dampfendem Kaffee voll, forderte uns durch Zeichen auf, wir sollten zugreifen, und entfernte sich dann.

Den fremden Jungen hatte ich sofort liebgewonnen; er erinnerte mich lebhaft an meinen Freund den kleinen Schiffskoch Owe auf dem »Valdemar von Rönne«.

Seiner Aufforderung kamen wir gerne nach. Valdemar und ich waren jetzt beide ganz vergnügt und erquickten uns ohne Scheu an dem Kaffee und den süßen Kuchen.

Noch waren wir aber nicht fertig, da ging von neuem die Tür auf, und der junge Steuermann trat wieder herein. Er trug eine große, gefüllte Wasserflasche in der einen Hand und ein Paketchen in der andern.

Wir erhoben uns und dankten ihm mit herzlichen Worten für den überaus freundlichen Empfang, den er uns bereitet hatte.

»Nichts zu danken, meine kleinen Freunde«, sagte er in der liebenswürdigsten Weise. »Auf dem Meere muß man immer gastfreundlich gegen – Standesgenossen sein.«

Das Wort »Standesgenossen« betonte er mit einem besonderen Lächeln. Dann fuhr er fort:

»Trinkt nur euern Kaffee weiter und eßt auch alle die Brötchen dazu. – Und hier ist dann die Flasche Wasser. Ich hoffe, sie wird euch bis nach Schweden reichen. Vergeßt aber nicht, dort vor der Abfahrt die Flasche wieder zu füllen.«

Sodann schob er uns das Paketchen hin mit den Worten: »Das nehmt ihr mit auf die Reise als kleine Erinnerung. Es freut mich sehr, daß ich euch zwei kleine Seefahrer kennengelernt habe.«

Wir wurden beide ganz verlegen, denn wir wußten nicht, wie wir dem Steuermann für eine so große Güte danken sollten. Er aber fing gleich wieder ein anderes Gespräch mit uns an.

Jetzt fragten wir ihn auch, warum vorher kein Mensch auf dem Verdeck gewesen sei, und wo die Besatzung sich aufhalte.

»Die Leute haben sich unten in ihren Kojen zur Ruhe gelegt«, sagte er. »Wir kommen nämlich von England. Im Skagerrak und im Kattegatt haben wir Sturm und schwere See gehabt. Hier im Öresund können wir nun prächtig ausruhen.«

»Dann haben wir Sie aber in Ihrer Ruhe gestört«, entschuldigte ich uns.

»O nicht im geringsten, kleiner Freund! Es war mir im Gegenteil eine Freude, daß ich euch auf eurer Reise habe helfen können.«

Um den guten Steuermann nicht länger aufzuhalten, sagten wir zu ihm, wir wollten jetzt wieder gehen.

Er begleitete uns bis zur Fallreepleiter. Dort schüttelte er uns herzlich die Hand zum Abschied und wünschte uns Glück auf die Reise.

Wir bedankten uns nochmals bei ihm. Dann kletterten wir mit der Flasche und dem Paketchen die lange steile Strickleiter hinunter in unser Boot, banden es vom Fallreep los und stießen von dem großen Schiffe ab.

Der Steuermann sah uns eine ganze Weile nach. Wir schwenkten die Mützen und winkten ihm einen letzten Gruß hinauf.


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