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Kapitel XII

Ich höre zum erstenmal vom »Rotfuchs«

Ehe wir mit dem Säubern der Kajüte fertig waren, erhob sich von Nordosten her eine leichte Brise. Sie verjagte den Regen und die Sonne kam heraus.

Die erste Hälfte des Tages, ehe die Flut kam, war sehr angenehm. Wir segelten im hellen Sonnenschein und sahen von allen Seiten viele bergige Inseln. Wir saßen in der Kajüte, Alan und ich, hatten beide Türen weit offen (da der Wind nur im Hinterteil des Schiffes zu spüren war) und rauchten ein oder zwei Pfeifen von des Kapitäns feinstem Tabak. Damals erzählten wir einander gegenseitig unsere Lebensgeschichte, was für mich um so wichtiger war, als ich einiges über dieses wilde Hochland erfuhr, an dessen Küste ich nun so bald landen sollte. In jenen Tagen – so kurz nach dem großen Aufstand – war es notwendig, daß ein Mann Bescheid wußte, wenn er über die »Heide« ging.

Ich war es, der anfing. Ich erzählte ihm mein ganzes Mißgeschick und er hörte mir mit großer Teilnahme zu. Nur als ich meines guten Freundes, Herrn Campbells, unseres Geistlichen erwähnte, wurde Alan ganz wild und rief, daß er alle hasse, die diesen Namen trügen.

»Warum,« rief ich, »er ist ein Mann, dessen Hand zu drücken Ihr stolz sein könntet.«

»Ich wüßte nichts, was ich einem Campbell wünschen würde,« sagte er, »außer eine Kugel in den Leib. Ich möchte alle, die diesen Namen tragen, wie Birkhühner jagen. Läge ich im Sterben, so würde ich noch auf den Knien zum Fenster kriechen, gälte es einen von ihnen zu erschießen.«

»Ja, Alan,« rief ich, »was habt Ihr denn gegen die Campbells?«

»Du weißt sehr gut,« sagte er, »daß ich ein Appin Stewart bin, und die Campbells haben die Leute meines Namens lange gejagt und geplündert und uns Land abgenommen, aber immer nur durch Verrat, nie durch das Schwert«, schrie er laut und schlug mit der Faust auf den Tisch. Aber ich maß dem wenig Bedeutung zu, denn ich wußte, daß gewöhnlich diejenigen, die unterlegen waren, solche Dinge zu sagen pflegten. »Sie haben noch mehr getan,« fuhr er fort, »und alles zum gleichen Zweck; haben ihr Wort gebrochen, sich falscher Papiere bedient, Hausierertricks übelster Art, und stets den Anschein gewahrt, als wäre alles gesetzlich, um einen nur noch wütender zu machen.«

»Ihr, der Ihr so freigebig seid mit Euren Knöpfen, Alan,« sagte ich, »ich kann mir schwerlich vorstellen, daß Ihr ein guter Geschäftsmann seid.«

»Ah,« sagte er und lächelte gleich wieder, »meine Freigebigkeit stammt von demselben Mann, von dem die Knöpfe stammen: und das ist mein Vater, Duncan Stewart, Gott hab' ihn selig! Er war der beste Mann aus seiner ganzen Familie und der beste Kämpfer des Hochlandes, David, und daß heißt so viel, wie der ganzen Welt. Ich muß es wissen, denn er war es, der mich unterwies. Er war bei der schwarzen Garde, als sie zum erstenmal gemustert wurde. Nun, und als der König einmal sehen wollte, wie Krieger des Hochlandes das Schwert zu führen verstünden, da wurden er und drei andere ausgewählt und in die Stadt London geschickt, um dem Könige das Beste dieser Art zu zeigen. So brachte man sie an den Ort und sie zeigten zwei Stunden lang ohne Unterbrechung alle ihre Fechtkünste vor König Georg und Königin Karoline und vielen anderen, deren Namen ich vergessen habe. Und als sie fertig waren, redete sie der König freundlich an und gab jedem Mann drei Guineen in die Hand. Als sie nun aus dem Palast gingen, mußten sie an einer Portierloge vorbei. Da fiel es meinem Vater ein, da er vielleicht der erste Edelmann des Hochlandes sei, der diese Türschwelle überschreite, daß es gut wäre, diesem armen Türsteher einen richtigen Begriff ihres Standes zu geben. So legte er des Königs drei Guineen-Stücke in die Hand des Mannes, als wäre dies so seine Gewohnheit. Die drei, die nach ihm kamen, taten das Gleiche und so standen sie auf der Straße, nicht um einen Pfennig reicher trotz aller Mühe. Der eine sagte, dieser wäre der erste gewesen, der des Königs Türsteher entlohnt hätte, der andere wieder, es wäre jener gewesen. Aber die Wahrheit ist, daß es Duncan Stewart war, was ich jederzeit mit dem Schwert oder der Pistole zu beweisen bereit bin. Und das war mein Vater, Friede seiner Asche!«

»Ich glaube, er war nicht der Mann, Euch Reichtümer zu hinterlassen«, sagte ich.

»Das ist wahr«, sagte Alan. »Er hinterließ mir meine Hosen um meine Blößen damit zu bedecken, aber wenig mehr. Und so geschah es, daß ich mich anwerben ließ – ein schwarzer Fleck auf meiner Ehre – und, fiele ich in die Hände der Rotröcke, noch heute eine üble Geschichte für mich.«

»Wie,« rief ich, »Ihr wart in der englischen Armee?«

»Jawohl«, sagte Alan. »Aber ich ging noch rechtzeitig auf die andere Seite über – und das tröstet mich einigermaßen.«

Ich konnte seine Ansicht nicht teilen, denn ich hielt das Desertieren aus dem Heere für ein unverzeihliches, entehrendes Verbrechen. Aber ich war klug genug, so jung ich auch war, das, was ich mir dachte, nicht laut zu sagen. »Du meine Güte,« sagte ich, »darauf steht die Todesstrafe.«

»Ja,« sagte er, »bekämen sie mich zu fassen – es gäbe eine kurze Beichte und einen langen Strick für Alan! Aber ich trage den Befehl des Königs von Frankreich in meiner Tasche und das wäre doch ein gewisser Schutz.«

»Das bezweifle ich sehr«, sagte ich.

»Ich zweifle selbst daran«, sagte Alan trocken.

»Ja, um Himmelswillen, Mensch,« rief ich, »ein verurteilter Rebell, ein Deserteur und einer der Leute des französischen Königs wie Ihr – was führt Euch in dieses Land zurück? Das heißt das Schicksal versuchen.«

»Pah!« sagte Alan, »ich war seit sechsundvierzig jedes Jahr wieder da!«

»Und was führt Euch her?« rief ich.

»Ja, siehst du, ich sehne mich nach meinen Freunden und nach meiner Heimat«, sagte er. »Frankreich ist sicherlich ein vortreffliches Land, aber ich sehne mich nach der Heide und dem Wild. Und dann hab' ich auch eine kleine Aufgabe hier. Ich sammle ein paar Burschen für den Dienst des Königs von Frankreich, Rekruten, weißt du, und das bedeutet ein wenig Geld. Aber die Hauptsache ist die Angelegenheit meines Hauptmannes Ardshiel!«

»Ich habe geglaubt, Euer Hauptmann hieße Appin«, sagte ich.

»Ja, aber Ardshiel ist das Oberhaupt des Clans«, was mich nicht sehr aufklärte. »Siehst du, David, er, der all sein Leben lang ein so großer Mann gewesen ist, vom Blute der Könige stammt und ihren Namen trägt, ist nun gezwungen, in einer französischen Stadt wie ein armer, bürgerlicher Mensch zu leben. Er, der über vierhundert Schwerter verfügte – ich sah ihn mit diesen meinen Augen Butter auf dem Marktplatz kaufen und sie in einem Kohlblatt heimtragen. Dies ist für uns, die wir seines Blutes und seines Clans sind, nicht nur ein Schmerz, sondern auch eine Schande. Da sind auch die Kinder, die Hoffnung Appins, die in jenem Lande unterrichtet werden müssen, in der Wissenschaft und in der Kunst, ein Schwert zu führen. Nun müssen die Pächter Appins dem König Georg Abgaben zahlen. Aber sie sind standhaft und ihrem Hauptmann treu. Und mit Liebe und unter geringem Druck, vielleicht auch hin und wieder unter einer kleinen Drohung kratzen die armen Leute noch eine zweite Abgabe für Ardshiel zusammen. Nun siehst du, David, ich bin die Hand, die das befördert.« Und er schlug auf seinen Gürtel, den er um die Mitte trug, so daß die Goldstücke klirrten.

»Sie zahlen beides?« rief ich.

»Ja, David, beides«, sagte er.

»Wie? zwei Renten?« wiederholte ich.

»Ja, David«, sagte er. »Diesem Kapitän da hab' ich die Geschichte anders erzählt, aber dies ist die Wahrheit. Und es ist wunderbar, wie wenig es des Druckes bedarf. Aber das ist die Sache eines Verwandten und Freundes meines Vaters, James von Glens, James Stewart, das ist Ardshiels Halbbruder. Er ist es, der das Geld einsammelt und verwaltet.«

Dies war das erstemal, daß ich James Stewarts Namen nennen hörte, der nachher, zur Zeit, da er gehängt wurde, so berühmt geworden ist. Aber im Augenblick gab ich nicht sehr acht, denn ich war ganz erfüllt von dem Edelmut jener armen Hochlandsbewohner.

»Das nenne ich großmütig«, rief ich. »Ich bin ein Whig oder nicht viel mehr, aber das nenne ich großmütig.«

»Ja,« sagte er, »du bist ein Whig, aber du bist ein Edelmann und das macht es aus. Wärst du aber einer von dieser verfluchten Rasse der Campbells, würdest du mit den Zähnen knirschen, hörtest du davon sprechen. Wärst du der Rotfuchs...« Bei diesen Worten biß er die Zähne zusammen und schwieg. Ich habe manch grimmiges Gesicht gesehen, aber niemals eines wie Alans, als er des Rotfuchses erwähnte.

»Und wer ist der Rotfuchs?« fragte ich erschrocken, aber doch neugierig.

»Wer er ist?« rief Alan. »Warte, das will ich dir sagen. Als die Clansmänner bei Culloden geschlagen worden waren und mit ihnen zugleich auch die gute Sache fiel und die Pferde bis über die Fesseln im besten Blute des Nordens wateten, da mußte Ardshiel über die Berge fliehen wie ein gehetztes Wild – er und die Herrin und die Kinder. Es war eine harte Arbeit für uns, ehe wir sie eingeschifft hatten. Und als er noch in der Heide lag, da griffen die englischen Schurken, die seines Lebens nicht habhaft werden konnten, seine Rechte an. Sie beraubten ihn seiner Macht, sie beraubten ihn seines Landes, sie nahmen seinen Clansmännern die Waffen ab – die seit dreizehn Jahrhunderten Waffen getragen hatten – ja, sie rissen ihnen die Kleider von den Schultern, so daß es jetzt eine Sünde geworden ist, einen karierten Plaid zu haben und jeder eingesperrt werden kann, der einen schottischen Rock um die Lenden trägt. Eines konnten sie nicht töten: das war die Liebe, die der Clansmann seinem Hauptmann bewahrt hat. Diese Goldstücke sind der Beweis dafür. Da kommt plötzlich ein Mann daher, ein Campbell, der rothaarige Colin von Glenure ...«

»Ist das der, den Ihr den Rotfuchs nennt?« sagte ich.

»Willst du mir seine Bürste bringen«, schreit Alan wild. »Ja, das ist der Mann. Er kommt daher, verschafft sich Papiere von König Georg, daß er sogenannter Bevollmächtigter des Königs über die Länder Appins sei. Zuerst tut er schön und macht sich schnell vertraut mit Sheamus – das ist James von Glens, der Vertrauensmann meines Hauptmannes. Aber nach und nach kam ihm das, was ich dir eben erzählte, zu Ohren, wie die armen Leute, Bauern und Pächter und Landarbeiter von Appin, tatsächlich ihre Plaids auswinden, um eine zweite Abgabe aufzutreiben und diese über See schickten für Ardshiel und seine armen Kinder. Wie hast du das genannt, als ich dir davon erzählte?«

»Ich habe es großmütig genannt, Alan«, sagte ich.

»Du, der du nicht viel mehr als ein gewöhnlicher Whig bist!« rief Alan. »Aber als Colin Roy davon erfuhr, da stieg ihm das schwarze Blut der Campbells zu Kopfe. Er knirschte mit den Zähnen bei seiner Flasche Wein. Wie! Ein Stewart sollte ein Stück Brot bekommen und er wäre nicht imstande dies zu verhindern? Ah! Rotfuchs, bekomm ich dich einmal vor meine Flinte, dann mag dir Gott gnädig sein!« (Alan hielt inne, um seinen Zorn hinunterzuschlucken.) »Also, David, was tut er? Er erklärt, daß er alle Bauernhöfe verpachte und denkt in seiner schwarzen Seele: ich werde bald andere Pächter finden, die diese Stewarts und Maccolls und Macrobs (alles Namen meines Clans, David) überbieten und dann, denkt er, kann Ardshiel seinen Hut an einer Straßenecke Frankreichs aufhalten.«

»Nun,« sagte ich, »was geschah?«

Alan legte seine Pfeife, die er schon längst hatte ausgehen lassen nieder und stützte beide Hände auf das Knie.

»Ja,« sagte er, »das errätst du nie! Denn diese selben Stewarts und Maccolls und Macrobs (die bereits zwei Abgaben zahlten, eine dem König Georg gezwungenermaßen und eine Ardshiel aus eigener Herzensgüte) boten ihm einen besseren Preis als irgend ein Campbell im ganzen großen Schottland. Und er schickte weit herum und ließ sie suchen – bis nach Clyde und Edinburgh – suchte und flehte und bat er, daß sie doch kämen, wo immer ein Stewart war, der ausgehungert werden sollte oder ein rothaariger Hund von einem Campbell, dem er einen Gefallen erweisen könnte!«

»Ja, Alan,« sagte ich, »das ist eine seltsame und schöne Geschichte. Und obgleich ein Whig, so bin ich doch froh, daß der Mann geschlagen wurde.«

»Der geschlagen?« wiederholte Alan. »Du kennst die Campbells schlecht und am wenigsten den Rotfuchs. Der geschlagen? Nein, und wird es auch niemals sein, ehe sein Blut nicht den Boden tränkt. Aber sollte der Tag kommen, David, da ich Zeit und Muße finde, ein wenig Jagd zu machen, da wächst in ganz Schottland nicht Heidekraut genug, ihn vor meiner Rache zu verbergen!«

»Alan, Mensch,« rief ich, »Ihr handelt weder sehr klug noch sehr christlich daran, so viele Worte des Zornes auszustoßen. Die werden dem Mann, den Ihr den Fuchs nennt, wenig schaden und Euch wenig nützen. Erzählt mir Eure Geschichte klar und einfach. Was tat er dann?«

»Richtig bemerkt, David,« sagte Alan. »Wahrlich und fürwahr, sie werden ihm nicht schaden, leider! Und außer was das Christentum anbelangt (worüber ich ganz anderer Meinung bin, sonst wäre ich kein Christ) bin ich ganz deiner Ansicht.«

»Meinung hin, Meinung her«, sagte ich, »es ist doch eine allbekannte Tatsache, daß das Christentum die Rache verbietet.«

»Ja,« sagte er, »man merkt, daß dich ein Campbell lehrte! Das wäre eine bequeme Welt für sie und ihresgleichen, wenn es nichts dergleichen gäbe, wie einen Burschen und eine Büchse hinter einem Heidestrauch! Aber das gehört nicht hieher. Er tat also folgendes:«

»Ja,« sagte ich, »erzählet!«

»Gut, David,« sagte er, »da er also die ehrlichen Bauern durch anständige Mittel nicht loswerden konnte, schwur er, sie durch unanständige los zu werden. Ardshiel mußte ausgehungert werden; das war das Ziel, das er anstrebte. Und da die, die ihn in der Verbannung ernährten, nicht ausgekauft werden konnten – durch Recht oder Unrecht – wollte er sie vertreiben. So ließ er sich Rechtsgelehrte und Urkunden und Rotröcke kommen, daß er den Rücken gedeckt hätte. Und all die braven Leute dieses Landes mußten ihre Bündel schnüren und wandern – jeder Sohn vom Hause seines Vaters und von dem Orte, da er aufgewachsen war und seine Kindheit verbracht hatte. Und wer waren die, die nachkommen sollten? Barfüßige Bettler! König Georg kann sich seine Abgaben suchen, kann auch ohne sie auskommen; muß sich die Butter dünner streichen: Was schert sich Rotfuchs darum? Wenn er nur Ardshiel wehe tun kann, ist er zufrieden! Wenn er das Essen von meines Hauptmanns Tisch stehlen kann und das bißchen Spielzeug aus dessen Kinder Hände – wird er singend heimkehren!«

»Laßt mich ein Wort nur sagen«, erwiderte ich. »Ihr mögt sicher sein, wenn sie weniger Abgaben nehmen, hat die Regierung ihre Hände mit im Spiel. Es ist nicht die Schuld dieses Campbells, es ist sein Befehl. Und würdet Ihr den Collin morgen tot schlagen, was könnte Euch das nützen? Ein anderer Bevollmächtigter träte in seine Fußstapfen, so schnell ihn nur ein Roß herbeitragen könnte.«

»Du bist ein braver Bursche im Kampf,« sagte Alan, »aber Mensch, du hast das Blut eines Whigs!«

Er sprach ziemlich freundlich, aber es lag soviel Ärger in seiner Verachtung, daß ich es für klug erachtete, die Unterhaltung zu wechseln. Ich sprach meine Verwunderung darüber aus, wie ein Mann in seiner Lage, ohne angehalten zu werden, durchkommen konnte, da doch das ganze Hochland von Truppen besetzt sei und bewacht werde wie eine belagerte Stadt.

»Es ist leichter, als du glaubst«, sagte Alan. Ein kahler Hügel (siehst du) ist wie eine einzige Straße: steht an einer Stelle eine Schildwache, so gehst du über eine andere. Und dann ist die Heide ein großer Behelf. Und überall findet man eines Freundes Haus oder Stall oder Heuschober. Und außerdem, wenn die Leute von einem Lande reden, das ganz mit Truppen besetzt ist, so ist das bestenfalls nur eine Redensart. Ein Soldat bedeckt nicht mehr Boden als seine Schuhsohlen. Ich habe in einem Bach gefischt, auf dessen gegenüberliegendem Ufer eine Schildwache stand, und eine schöne Forelle gefangen; und ich bin in einem Heidebusch gesessen, sechs Fuß weit von einem anderen Posten, und hab' ein wirklich hübsches Liedchen, das er pfiff, von ihm gelernt. So ging es«, sagte er und pfiff die Melodie.

»Und dann außerdem«, fuhr er fort, »ist es jetzt nicht mehr so schlimm, wie es um sechsundvierzig war. Das Hochland hat sich, wie sie es nennen, beruhigt. Kein Wunder, wenn sie kein Gewehr dort duldeten von Cantyre bis Kap Wrath, außer was vorsichtige Leute in ihrem Stroh versteckt haben! Aber was ich gern wissen möchte, David, ist: wie lange noch? Nicht sehr lange, sollte man meinen, mit Leuten wie Ardshiel im Exil und solchen wie Rotfuchs daheim beim Weine, der die Armen bedrückt. Aber es ist eine kitzliche Sache zu entscheiden, was Leute sich gefallen lassen und was nicht. Oder wie könnte Rot-Collin auf seinem Pferd mein weites, armes Land durchstreifen, ohne daß ein junger Bursche ihm eine Kugel in den Leib jagte?«

Und darüber fiel Alan in Gedanken und saß eine lange Zeit traurig und schweigend da.

Ich will hinzufügen, was ich über meinen Freund noch zu sagen habe: Er verstand sich auf jede Art von Musik, insbesondere auf das Geigenspielen; er war ein ausgezeichneter Dichter in seiner Sprache; hatte die verschiedensten Bücher gelesen, sowohl französische als auch englische; schoß mit tödlicher Sicherheit; war ein guter Angler und ein vorzüglicher Fechter, sowohl mit dem Schwert als auch mit seiner eigenen, besonderen Waffe. Was seine Fehler anbelangte, so standen sie auf seinem Gesicht geschrieben und ich kannte sie bereits alle. Aber den schlimmsten, seinen kindischen Hang, sich beleidigt zu fühlen und Streit zu suchen – den ließ er mir gegenüber bei Seite, mit Rücksicht auf den Kampf in der Kajüte. Aber ob es darum geschah, weil ich mich selbst gut bewährt hatte oder darum, weil ich Zeuge gewesen war seiner eigenen, weit größeren Tapferkeit – das ist mehr als ich sagen kann. Denn obwohl er viel Schätzung für anderer Leute Tapferkeit besaß, bewunderte er diese doch am meisten an Alan Breck.


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