Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
Sämtliche Sirenen der Metallstadt bliesen den Tag an – 6 Uhr. Es war ein Geheul, als wenn eine ganze Schlachtflotte sich im Dak verloren hat und sich mit Nebelhörnern sucht.
Ja, die Fabriksirenen suchten auch. Sie suchten ihre Mannschaft.
Sie brüllten heran an die Öfen!
Heran an die Maschinen!
Der Tag ist hell!
Heran an die Arbeit!
Dann schwiegen sie fünf Minuten.
Da brüllten sie noch einmal.
Diesmal brüllen sie den Torwächter an.
Schweigend klappen zweihundert Tore zu.
Wer noch vor dem Tore, war von der Arbeit bis zum Frühstück ausgeschlossen.
Neveling fuhr beim ersten Trompetenstoß auf.
Er stand sofort ohne Hast auf, wusch sich und kleidete sich an. Das dauerte zwölf Minuten, nicht eine Sekunde länger.
So war es jeden Morgen.
Früher hatte er sich sodann rasiert, das kostete 15 weitere Minuten und er rechnete weiter: mal 365 Tage gleich 5475 Minuten, mal 40 Jahre gleich 219 000 Minuten, gleich 3650 Arbeitsstunden im Leben.
Unmöglich. Ganz ausgeschlossen.
Er ließ sich also den schwarzen Bart wachsen, der alle drei Wochen geschnitten wurde, in seinem Büro, während man ihm Depeschen vorlas.
6 Uhr 13 Minuten saß er in seinem Zimmer und las die Depeschen und wichtige Telephonate, die während der Nacht eingelaufen und ihm zugeschickt waren.
7 Uhr frühstückte er mit Frau und Kindern, 7 Uhr 20 fuhr er ins Büro.
7 Uhr 30 begann dort der Dienst.
Er begann mit der Handelsabteilung. Trotz allem, trotzdem er von der Technik herkam und trotzdem seine ganze Wucht in den Werken lag, sein Liebling war die Handelsabteilung. Sie zerfiel in zwei Gruppen, in A: Kohle, welche 50 Filialen über die ganze Erde hatte, und B: Metalle.
Neveling hatte auch hier klar den Kern der Volkswirtschaft erfaßt. Er hatte noch Großes vor, allein wenn auch sein Ehrgeiz schließlich nur an den Grenzen der Erde haltgemacht hätte und am liebsten noch auf den Mond geklettert wäre, um zu untersuchen, ob die Mondkrater nicht etwa Erze enthalten – er sah doch ein, daß er doch vielleicht nicht alle Fabriken an sich reißen könne – aus Mangel an Zeit. Doch er bemerkte, daß der Handel für die Produktion das ist, was der Darm für den Menschen. Alles, was erzeugt wird, muß durch diesen langen Schlauch, der bald weit, bald dünn ist, und wem's glückt, sich an eine dünne Stelle das Schlauches zu setzen, und dann feste zupackt, der drosselt die ganze Gütererzeugung eines Standes, eines Berufes, eines Landes; die ganze Arbeit von Millionen Menschen läßt man so durch die Finger gehen und kann sie regulieren, massieren, beschleunigen und abdrosseln.
Das Handelsbüro war merkwürdig klein. Ein Haus mit drei Stockwerken, etwa achtzig Beamten, ein Knirps gegen die Werke selbst und doch Beherrscher von vielen Werken.
Neveling ließ sich über den Absatz der Kohle und Metalle berichten, den letzten Tag der Statistik der Woche zufügen und verglich die Ziffern, er konstatierte wieder einen Rückgang im Stillen Ozean seit fünf Wochen, aber eine steigende Abnahme in Südamerika, welches aufnahmefähiger wurde.
8 Uhr 15 Minuten saß er wieder in seinem Kabinett.
Die beiden Privatsekretäre standen wie automatische Arbeitselefanten bereit.
Zunächst werden die Berichte der Direktionen von fünf Werken verlesen, deren Aufsichtsratsvorsitzender Neveling schon war – Neveling notierte dabei auf fünf Blocks den Inhalt seiner Gedanken.
Die Blocks werden abgerissen, verteilt und erläutert: »Legen Sie mir die fünf Briefe an die Gesellschaften in einer Stunde vor.« Die Briefe mußten auch nur kurz, in Blockform, ohne Anrede und Brieffloskeln abgefaßt sein.
Dann folgten Privatbriefe:
Der Arbeitgeberverband ersucht, Lohnerhöhung abzulehnen. »Unsinn Klaren, wird selbst abgelehnt, d. h. nichts versprochen. Die Hochkonjunktur dauert noch drei bis fünf Monate, solange darf kein Streik kommen, nachher werden die Löhne abgebaut.«
Justizrat Liebing ersucht um Beitrag für nationale Zwecke: »National? Das ist ein Schlagwort, das nichts einbringt. Darauf fällt man hier nicht herein.«
Antrag der Stadt um Beihilfe, um eine Gemäldegalerie zu sichern, die sonst ins Ausland geht: »Wahnsinn, man soll sie ruhig verkaufen und mit dem Geld Fabriken bauen. Unser Öl ist nötig für Hausanstrich. Wenn wir reich sind, kaufen wir alle Gemälde der Welt, wenn es uns beliebt. Amerika malt auch nicht.«
9 Uhr, Prüfung der Bücher. Jede beherrschte Gesellschaft und jede private Eigenfirma Nevelings hatte eine Art amerikanischen Journals hier, gleichsam ein verkleinertes Spiegelbild der großen Hauptbühne, zugleich Kontokorrent und Statistik. Der zweite Buchhalter erläuterte.
Neveling las schweigend die Endzahlen.
»Die Schuld ist bedeutend«, wagte der Buchhalter ein ängstliches Wort. »Die kurzfristigen Bankschulden betragen bei der eigenen Firma 19 Millionen, bei den kontrollierten Werken 86 Millionen.«
»Der Fall Kraforst zeigt die Gefahren solcher Abhängigkeit.«
»Kraforst ist ein Esel,« sagte Neveling, »ich hätte dem kleinen Köter, dem Grilecher, einen Tritt gegeben, daß er nie mehr gebellt hätte. Er mußte rechtzeitig bei vielen Banken leihen und so viel, daß sie ihn nicht fallen lassen konnten – aber er knausert, er läßt die Banken nichts verdienen. Umsonst ist der Tod.«
9 Uhr 30 Minuten. Neveling springt in ein Auto und saust zu einer Nachbarstadt. Im Hotel Reichshof ist Generalversammlung der Schnellbohrgesellschaft. Sie hat begonnen, während Neveling sein Aktienpaket dem Sekretär für die Stimmabgabe vorlegt; der Sekretär gerät außer Fassung, notiert und flüstert dem Direktor einige Worte zu. Die Formalien werden, wie üblich, vom Notar heruntergeleiert. Es sind nur sieben Personen da.
Neveling erhebt sich und teilt mit, daß er 60 % der Aktien besitze und den Vorsitz und die Mehrheit des Aufsichtsrates beanspruche.
Die Herren sehen sich verdutzt an.
Mit der Mehrheit hat Neveling den Besitz von vier Kohlenfeldern und drei Kalifeldern, die von der Gesellschaft schon erbohrt sind, an mehreren Stellen muß die Bohrung in den nächsten Tagen fündig werden.
Neveling läßt abstimmen und setzt alle Ansprüche durch.
Die Versammlung ist zu Ende. Man ißt etwas. Der Direktor der Schnellbohr-Gesellschaft ist bei seinem aufregenden Handwerk seit Jahren schon so nervös, daß er selbst die Suppe nur essen kann, indem er im Zimmer auf und ab geht. Neveling trinkt eine Tasse Fleischbrühe und ißt ein trockenes Brötchen, geht dann zu dem Direktor und sagt freundlich: »Es wäre mir angenehm, wenn Sie drei Minuten Ihren Teller auf den Tisch stellten und mir zuhörten.«
Der Direktor gehorcht.
»Ich habe zwei Wünsche, Herr Direktor: Alles Eisen, dessen Sie benötigen, beziehen Sie von meiner Handelsgesellschaft und, wenn Sie fündig werden, drahten Sie mir, mir allein als Ihrem Vorsitzenden.«
Der Direktor gehorcht, Neveling geht und fährt zurück.
11,30 Uhr Generalversammlung von vier Kohlengewerkschaften, deren Vorsitzender Neveling ist.
Die zwei Direktoren wollen den Bericht vorlesen.
Neveling: »Der Bericht ist gedruckt in Ihren Händen, meine Herren, ich nehme an, daß auf die Verlesung verzichtet wird. Das ist der Fall. Zu Punkt 2 beantragt der Grubenvorstand die Verteilung bei den vier Zechen von 80 Mark, 120 Mark, 100 Mark und 130 Mark pro Kux. Der Antrag ist ohne Widerspruch, also angenommen. Wünscht einer der Herren noch irgendeine Aufklärung?«
»Ja,« kommt es irgendwoher schüchtern, »die Aussichten?«
Der kaufmännische Direktor erhebt sich: »Die ersten drei Monate des neuen Jahres zeigen steigende Überschüsse. Die Aussichten sind für die nächste Zeit noch befriedigend. Die Zechen sind gut ausgebaut, für etwaige schlimme Zeiten sind wir also gerüstet.«
Der Direktor setzt sich wieder.
Neveling: »Es meldet sich niemand zum Wort. Die Generalversammlungen sind geschlossen. Unten im Saal, meine Herren, ist ein kaltes Büfett aufgestellt.«
Die vier Versammlungen haben 20 Minuten gedauert.
Die Gesichter der Kuxenbesitzer zeigen Enttäuschung; früher gaben gerade diese vier Gewerkschaften ein reiches Schlemmermahl, das bis tief in die Nacht währte. Neveling liebt so etwas nicht, er duldet kein überflüssiges Einschlagen eines Nagels, Essen ist überhaupt für ihn eine Belastung des Lebens, wie für einen richtigen Kapitän die Festländer eine Erschwerung der Schiffahrt.
Die Kuxenbesitzer umdrängen das Büfett.
Immerhin – die Speisen sind gut, die Weine Kreszenzen, die Zigarren erster Klasse.
Die Direktoren wollen sich anschließen. »Einen Augenblick, meine Herren«, sagt Neveling und ladet sie wieder an den Vorstandstisch.
Dort sitzt er mit ihnen, geht ihre Berichte durch, bespricht Aufschlüsse, Vorkommen, Querschläge, Schachtzimmerung, Einkäufe, Koksöfen, Nebenprodukte, Möglichkeiten, alles unermüdlich, ausdauernd, pausenlos, gleichmäßig, eingehend, scharf Wichtiges anpackend, ohne jede Rücksicht auf die unten tafelnde Gesellschaft, die er ab und zu mit einem Blick mustert, welcher zu sagen schien: »Freßt und sauft, das ist das einzige, was ich euch erlaube, Ich kommandiere.«
Ein bekannter Freßkuxenbesitzer, der Agent Wiehé kam mit seinem weinroten Gesicht, ein Weinglas in der Hand herauf zu dem Arbeitstisch und wollte sich anbiedern, um vielleicht mit einem Scherzwort in ein Gespräch und von da aus in einen Auftrag zu kommen.
Einer der Direktoren hob schon den Kopf, um zu hören.
»Herr Wiehé,« sagte Neveling kalt und grämstrig, »Sie sehen, hier wird gearbeitet.«
Wiehé zog sich zurück und goß Wein auf seinen Kummer.
1 Uhr. Die Direktoren dürfen aufstehen. Die Speisen sind verschwunden, die Zigarren aufgeraucht oder eingesteckt. Ein Glas Wein ist alles, was noch zu erhoffen ist. Neveling geht eilig vorbei an den Gewerken, sie kaum grüßend, springt in sein Auto und saust ab.
1½–2 Uhr Mittagessen in der Familie.
2 Uhr. Neveling liest die führenden Zeitungen. Er fängt hinten an mit dem Handelsteil und streicht hier und da mit dem Blaustift an. Dann kommen die kommunalen Nachrichten an die Reihe. Schließlich die Politik.
»Eine blöde Gesellschaft, diese Zeitungsverleger,« sagt er zu seiner Frau, »statt die wirtschaftlichen Fragen voran zu stellen, pfropfen sie sie hinten herein, als ob man sich ihrer schämte. Dafür stehen dann an erster Stelle sechs Spalten Reichstag und Landtag mit Plattheiten, die für eine Belegschaftsversammlung noch zu schlecht sind. Sobald ich die Hände frei habe, werde ich eine Zeitung gründen. Man sollte alle Zeitungen kaufen oder alle verbieten.«
Er schickte die angestrichenen Stellen in sein Büro.
3 Uhr. Neveling geht in den Arbeitgeberverband der Metallindustrie, welche schon seit dem frühen Morgen über die neuen Forderungen der Arbeiter tagte; 3 Uhr 20 Minuten kam er zum Wort. Er wandte sich gegen den Antrag der Belegschaften auf Festlohn, stellte aber fest, daß die geschäftliche Lage die Durchführung des reinen Akkordlohnes unmöglich mache. Er machte einen Vermittelungsvorschlag: Festlöhne, die das Lebensminimum decken und starke Zuschläge auf die Produktion. »Wir müssen«, bemerkte er, »immer auf die Erhöhung der Produktion losarbeiten. Noch ist voll zu tun. Ein Streik ist zu vermeiden. Bewilligen wir auf drei Monate einen starken Gedingezuschlag. Kommen keine neuen Aufträge, so setzen wir automatisch nach drei Monaten den Zuschlag herunter. Er bleibt dauernd eine gleitende Skala.«
Nachdem er langsam und fast in stockender Rede seine Gedanken niedergelegt hatte, empfahl er den Direktoren seiner Werke warm und hartnäckig, diese Gedanken weiter einzuhämmern, und ging zu Fuß nach seinem Hause.
4 Uhr. In seinem Büro warteten seine Frau und seine zwei ersten Prokuristen.
»Wir müssen die schwebenden Anträge heute entscheiden, es liegen gute Angebote vor auf zwei Erzgruben, die Holzhandel-Gesellschaft und auf zwei Zementwerke.«
Die vier Personen gingen die Angebote und die eingeholten Gutachten aufmerksam durch.
»Man kann noch drücken,« bemerkte der erste Prokurist, »aber im ganzen sind die Preise billig.«
»Aber was sollen wir damit,« warf der zweite Prokurist ein, »außer mit den Erzgruben?«
»Was wir damit sollen? Wir müssen in die Breite, lieber Herr Klaren, d. h. nicht wir zwei, aber der Konzern: Kohlen und Kohlenhandel, Erz und Erzhandel, Eisenwerke und Metallhandel, das haben wir. Die Bergwerke gliedern sich den Grubenholzhandel an, die Zementwerke liefern das Material für unsere eigenen Bauten.«
»Zuerst bedürfen wir aber dann einer Baufirma, welche das Material aufnimmt.«
» Ganz richtig, das wäre das nächste, eine Baufirma, welche kontraktlich alle Bauten auf Zechen und Werken erhält zu Konkurrenzpreis weniger 5 % und welche aus unseren Kalkgruben, Zementwerken und Holzhandlungen abnehmen muß.«
»Baufirmen sind zu kaufen wie Kartoffeln im Oktober«, sagte der erste Prokurist.
»Und wer kauft?« fragte die Frau.
»Die Erzgruben hat die Rheinisch-Lothringische Aktien-Gesellschaft zu kaufen. Die vier Gewerkschaften, welche unserer Familie nahestehen, kaufen die Zement- und Kalkwerke.«
Man sprach den Plan nochmals durch. Die kaufmännischen Direktoren der ankaufenden Werke wurden für übermorgen hergerufen, um nach einem nochmaligen Preisdruck den Ankauf vorzunehmen.
5 Uhr. Sitzung der Knappschaft. Neveling hört aufmerksam zu, ohne zu sprechen.
6 Uhr. Der Generaldirektor der Rheinisch-Lothringischen Aktien-Gesellschaft erscheint, um die geplanten technischen Neuerungen und Ausbauten zu besprechen. Das Werk Büdingen beansprucht 6 Millionen, das Saarbrücker Eisenwerk 1 Million, die Zechen sind alle auf zwei Schächte ausgebaut. Neveling drängt nochmals, immer mehr die Produktion auf Stabeisen zu legen. Nachdem der Ausbau der deutschen Eisenbahnen nahezu vollendet war, hatte der Schienenmarkt seine ehedem beherrschende Stellung verloren; jetzt rückt auch der Trägermarkt an die zweite Stelle; Deutschland bat jährlich 900 000 Einwohner mehr, welche wohnen wollen, der Hausbau schiebt sich vor, und der Hausbau, besonders der Großbau geht von Trägern ab und immer mehr auf Stabeisen. Die Statistiken der Verbraucher und der Eisenwerke des Konzerns im besonderen werden geprüft.
»Wir haben jetzt 11 % der Stabeisenproduktion, in drei Jahren müssen wir 20 % haben«, schloß Neveling.
Dann geht das Gespräch über auf den Ankauf der Erzgruben.
7 Uhr. Es kommen Bestätigungsdepeschen der hergerufenen kaufmännischen Direktoren, auch die bevollmächtigten Vertreter der anzukaufenden Objekte melden sich für übermorgen an.
8 Uhr Abendessen, zu dem der Generaldirektor der Rheinisch-Lothringischen Aktien-Gesellschaft geladen ist. Das Gespräch dreht sich nur um industrielle Fragen. Neveling sagt beiläufig: »Heute abend muß ich nach Berlin, liebe Frau.«
9 Uhr. Neveling diktiert Privatbriefe, bis der zweite Sekretär ihn zum drittenmal auf den Schnellzug aufmerksam macht; er durchfährt die Stadt 10 Uhr 15 Minuten.
10 Uhr 5 Minuten hört Neveling auf zu diktieren: »Es ist eine unverzeihliche Bummelei unsrer Ingenieure, daß wir noch nicht fliegen können, ich verliere in meinem Leben mehrere Jahre im Zuge.« Er ergreift den bereitstehenden kleinen Koffer, verabschiedet sich auf der Treppe von seiner Frau und springt in das Auto, der Privatsekretär dahinter.
Der Zug hält schon auf dem Bahnsteig.
Neveling drängt sich ohne Fahrkarte durch die Sperre, der Sekretär springt dahinter.
Der Bahnvorstand hat die hocherhobene Laterne noch in der Hand, der Zug rollt, die Schaffner und Bahnbeamten schreien: »Halt! Nicht einsteigen!«
Vor den beiden steht gerade der Speisewagen.
Der Koch steht in der Türe und wehrt die Eindringlinge ab.
Neveling gibt dem Koch einen Stoß, daß er hintenüber fällt, und setzt hinein, der Sekretär dahinter.
10,25 Uhr. Der Zug hält. Der Direktor der Rheinischen-Elektrizitäts-Gesellschaft steigt ein, und Neveling konferiert mit ihm ruhig, überlegend, sachlich, eingehend. Der Zug läuft in die Nacht.
11 Uhr. Der Zug hält. Der Direktor der Eisenhütte Union kommt an den Zug, hat mehrere aufstenographierte Telephonate in der Hand, welche Neveling nachgesandt sind, und besteigt den Zug zur Konferenz. Der Direktor der Elektrizitäts-Gesellschaft steigt aus und fährt zurück.
Der Direktor der Union bespricht sich zwei Stunden mit Neveling, der sich in die kleinsten Details einbohrt, er fährt mit bis Bielefeld und verabschiedet sich.
Der Sekretär kommt und meldet, daß der Koch behaupte, das Rückgrat verletzt zu haben, und mit einer Klage drohe.
»Ich kann ihn nicht abhalten, den Rechtsweg zu begehen, aber sagen Sie ihm, daß ich alle Prozesse bis zum Reichsgericht durchfechte.«
1 Uhr. Neveling geht in den Schlafwagen.
Er läßt sich einen Schluck Wasser von dem Führer des Schlafwagens geben.
Dann zieht er sich langsam aus.
Er streckt sich behaglich aus, zieht die Decke herüber, gähnt etwas und sagt laut:
»Ich glaube, die erste Treppe bin ich herauf.«