Paul Schreckenbach
Um die Wartburg
Paul Schreckenbach

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XIII.

In der uralten Kaiserpfalz zu Frankfurt am Main, die von Karls des Großen Sohn, Ludwig dem Frommen, erbaut war, hatte König Albrecht sein Hoflager aufgeschlagen. Er war bis in die Mitte des Februar in Wien aufgehalten worden, denn das neue Jahr 1307 hatte große Kälte und ungeheure Schneefälle gebracht. Alle Wege waren verschneit und verweht und zum Teil unpassierbar; kein Mensch konnte an Kriegführen denken. So war dem Könige nichts übrig geblieben, als sich in Geduld zu fassen und in seiner guten Stadt Wien zu warten, bis der Schnee schmolz und lindere Lüfte wehten. Dann aber war er mit der gewohnten Raschheit aufgebrochen und nach Frankfurt geeilt, um dort die Vorbereitung zum neuen Feldzuge wider die Wettiner zu beginnen.

Mehrere Fürsten und Große hatten sich um ihn versammelt, der Abt von Hersfeld, der Fürstabt von Fulda, der streitbare Bischof von Bamberg. Auch der kluge Erzkanzler des Reichs, der neue Erzbischof von Mainz, war mit großem Gefolge eingezogen und vom Könige sehr gnädig empfangen worden. Er wußte die stolze, herrische Seele des Habsburgers durch geheuchelte Unterwürfigkeit so für sich einzunehmen, daß der König den Argwohn, den er von früher her gegen ihn hegte, ganz und gar fahren ließ und ihn bald seiner höchsten Gunst würdigte. Er galt schon nach wenigen Tagen als des Herrschers vertrauter Rat, und er war es auch insofern, als der König ihn häufig um seine Meinung befragte und zuweilen sein eigenes schnelles und scharfes Urteil über Dinge und Menschen durch die klugen Reden des Erzbischofs beeinflussen ließ. Seltsamerweise übertrug sich dieses königliche Vertrauen auch auf den Bruder des Mainzer Oberhirten, den Domherrn von Aspelt, der von Erfurt aus kurz nach dem Einzuge des Königs in Frankfurt eingetroffen war. Es hieß bald in der ganzen Stadt, die beiden Brüder hätten des Königs Ohr wie sonst kaum jemand in der ganzen Umgebung.

Dabei tat aber Albrecht gar manches, was den hochmütigen, auf seine geistliche Würde überaus eingebildeten Prälaten im tiefsten Herzen verletzen mußte. Rücksichten zu nehmen, war dieses Königs Art niemals gewesen, und nun, da er auf dem Gipfel seines Glückes stand, behandelte er auch die Mächtigsten mit vollkommener Rücksichtslosigkeit. Fürsten ließ er in seinen Vorzimmern warten und fragte nichts nach dem heimlichen Groll der stolzen geistlichen und weltlichen Würdenträger. Selbst der hochwürdige Herr von Mainz mußte sich das gefallen lassen, denn als er am Tage des heiligen Zwölfboten Matthias auf zehn Uhr vormittags mit seinem Bruder zum Könige befohlen war, ward ihm zu seiner maßlosen Überraschung von einem königlichen Diener der Bescheid gegeben, er möge mit dem Herrn Domherrn im Vorzimmer harren, bis des Königs Hoheit ihn rufen lassen werde.

Kaum vermochte er es, seinen Ärger vor dem Diener und einem andern, der in dem Gemache war, zu verbergen. Dieser andere war ein junger Mann von etwa zwanzig Jahren, der auf der Fensterbank saß und mit finsterer Miene in den Hof hinabblickte. Er drehte sich mürrisch nach den Eintretenden um, aber als er den Erzbischof gewahrte, erhellten sich sogleich seine Züge, und sowie der Diener das Gemach verlassen hatte, schritt er auf die Brüder zu und begrüßte sie mit anscheinend großer Freude. Dann fragte er rasch und unvermittelt: »Ist es Euch gelungen, hochwürdigster Herr, meinen Ohm zu bewegen, daß er mich anhört?«

Peter von Aspelt machte eine verneinende Bewegung, und in seinem Antlitz prägte sich mit einem Male der Ausdruck tiefsten Mitgefühles aus. »Seid versichert, Herzog Johann, ich habe getan, was in meinen Kräften stand, aber der Herr König will nicht,« sagte er teilnehmend und fügte dann in noch wärmerem Tone hinzu: »Ich habe ihn gebeten, Euch wenigstens Kyburg einstweilen zu geben, das Euer Muttererbe ist, und Schwaben, Euer Vatererbe, übers Jahr, wenn er Euch jetzt noch für zu jung hält. Aber er wollte nicht und hat mir verboten, fürderhin für Euch zu sprechen. Die Zeit wollte er selbst bestimmen, sagte er, da Euer Erbe sollte an Euch fallen. Jetzt wäret Ihr noch zu jung, viel zu jung und solltet lieber Euch an Spiel und Tanz erfreuen. Er läßt Euch auch jetzt nicht vor sein Angesicht, denn er will durch Eure Bitten und Klagen nicht unnütz beschwert werden. Es ist mir bitter leid, Herzog Johann, daß ich Euch keine bessere Kunde bringen kann, bitter leid, seid dessen versichert.«

Das Antlitz des jungen Mannes hatte sich während der Rede des Erzbischofs in erschreckender Weise verändert. Die Züge waren geradezu verzerrt, die Augen sprühten Zornesflammen, und auf der Stirn trat eine dicke blauschwarze Ader hervor.

»Verflucht!« knirschte er, »ich sehe, er will mein Erbe behalten, und ich soll landlos sein bis an seinen Tod!«

»Da sei Gott vor,« gab Peter von Aspelt zur Antwort. »Da könntet Ihr wohl noch lange harren, edler Herr. Denn König Albrecht ist wohl siebenundfünfzig Jahre, und bei seiner mäßigen Weise zu leben kann er zu den höchsten Jahren kommen. – Es sei denn,« fuhr er langsam fort, »daß ihm einer den Lebensfaden mit Gewalt durchschnitte, und das könnte immerhin geschehen, denn er hat unzählige Feinde und Hasser.«

Der Jüngling starrte ihn eine Weile sprachlos an. »Wer wollte das wagen? Sein Grimm ist furchtbar!« stieß er endlich hervor.

»Jeder Tote hat aufgehört, furchtbar zu sein,« erwiderte der Erzbischof. »Eines Leichnams Hände sind machtlos. Aber was reden wir, und wie kommen wir auf solche Gedanken? Sie sind töricht, da ja doch keiner einen so hohen Mut haben wird, und sie sind gefährlich. Wo gedenkt Ihr Euch jetzt hinzuwenden, Herr Herzog von Schwaben?«

Der Jüngling zuckte zusammen. »Wollt Ihr mich höhnen? Herzog von Schwaben? Ja, ich wär's, wenn der dort nicht wäre!« Er warf einen Blick wahnwitzigen Hasses nach der Richtung, wo des Königs Gemächer lagen. »Lebt wohl, hochwürdigster Herr!« schrie er dann überlaut und stürmte wie ein Besessener aus dem Gemache.

Der Domherr hatte der Unterhaltung schweigend und unbeweglich zugehört. Nun blickte er seinen Bruder halb scheu und halb verschmitzt von der Seite an und sagte: »Mich dünkt, du hast die Zeit wohl angewendet, die dich König Albrecht in seinem Vorgemache warten ließ.«

»Man muß ausnutzen, was einem der Zufall bringt,« erwiderte der Erzbischof mit einem bösen Lächeln. »Ich gedenke ihm heute auch sonst noch einen schlimmen Rat zu geben, wenn über den thüringischen Handel beraten werden sollte, um ihm seinen Hochmut heimzuzahlen. Stoße du nur immer in mein Horn, was ich auch sagen möge.«

Ehe der Domherr eine Antwort geben konnte, öffnete sich die Tür, die zu des Königs Gemächern führte, und zwei Männer in der Tracht reicher Bürger, gefolgt von einem Diener, traten heraus. Sie ließen sich sogleich auf die Knie nieder und erbaten den bischöflichen Segen, den der Kirchenfürst mit freundlicher Würde spendete. »Die Herren von Eisenach?« fragte er leutselig.

Die beiden bejahten, und der ältere sprach immer noch kniend: »Der Herr König will Euren Rat hören, hochwürdigster Herr, ob er uns jetzt schon Hilfe schicken soll oder warten, bis sein ganzes Heer beisammen ist. Ich bitt' Euch, ratet zu eiliger Hilfe, denn Friedrich, der sich jetzt Landgraf von Thüringen nennt, bedrängt uns hart.«

»Seid sicher, Freund, daß ich dem Herrn König das Beste raten werde,« erwiderte Peter von Aspelt mit einem huldvollen Lächeln, und beide Brüder folgten dann dem Diener, der sie zum Könige entbot.

Der Herrscher saß in einem kleinen Saale auf einem erhöhten Thronsessel. Das Haupt war unbedeckt, aber um die Schultern hatte er den roten Königsmantel geschlagen. Rechts von ihm hatte vor einem niedrigen Tische sein Geheimschreiber Platz genommen, zu seiner Linken stand Graf Heinrich von Weilnau.

Der König begrüßte die beiden Brüder, indem er sich etwas erhob und das Haupt gegen sie neigte, auch flog eine Art von Lächeln über sein finsteres Gesicht. Mit der Rechten deutete er auf einige Sessel, die neben seinem Thron, aber mehrere Stufen tiefer standen. Aus dieser Bewegung mochten sie die Aufforderung entnehmen, sich zu setzen.

Dann begann er mit seiner scharfen Stimme zu reden, indem er immer einige Worte zusammen abgehackt hervorstieß, als ob er einem Heerhaufen kommandiere: »Es ist ein schneller Rat zu finden, deshalb habe ich die Klügsten zu mir entboten, die ich um mich habe. Der Abt von Fulda ist durch Krankheit entschuldigt. Ihr Herren! Die von Eisenach haben Hilfe von mir erfleht gegen Friedrich von Wettin, der sich jetzt Landgraf von Thüringen nennt und in seinem frechen Trotze wider mich beharrt. Nun hat sich ein wunderlich Ding begeben: Zu gleicher Zeit sendet besagter Friedrich einen Boten an mich ab. Wie dünkt Euch: Soll ich des Achters Botschaft annehmen? Vereint sich's mit meiner Würde, mit einem zu verhandeln, der aus des Reiches Frieden ausgestoßen ist?«

Er blickte die drei fragend an, und sein Blick blieb zuletzt auf dem Kirchenfürsten haften. Der verneigte sich und erwiderte: »Des Herrn Königs erhabene Hoheit wird am besten tun – so mir zu raten vergönnt ist –, wenn sie die Briefe des Achters sich aushändigen läßt, den Boten aber sich fern hält.«

»Er hat keine Briefe, nur einen mündlichen Auftrag für mich,« versetzte der König.

Der Erzbischof machte ein erstauntes Gesicht. Das war in der Tat eine ganz ungewöhnliche Art, mit dem Könige zu verhandeln.

»Ihr wundert Euch?« fragte Albrecht mit einem mißtönenden Lachen. »Nun bei Gott, ich wundere mich noch mehr.«

»Ist dem Herrn König der Name des Boten bekannt?«

»Es ist ein Edler aus Thüringen, Dietrich von Werthern.«

»Ah!« entfuhr es dem Erzbischof, »ein Lehnsmann des Mainzer Stuhles.«

Der König horchte auf. »Wie kommt es dann, daß er jenem Friedrich dient?«

»Er trägt auch von ihm Güter zur Lehn und ist mit ihm befreundet und ihm zugetan von Jugend auf,« bemerkte der Domherr. »Erlaubt mir des Herrn Königs Gnade ein Wort,« fuhr er fort, »so möchte ich sagen: Es ist doch möglich, daß der Vertraute dieses Friedrich dem Herrn Könige die Unterwerfung des Wettiners zu künden hat. Wie ich in Erfurt vernahm, ist er in großer Bedrängnis, denn es mangelt ihm an Geld.«

Der Erzbischof tauschte mit seinem Bruder einen schnellen Blick, und seine schmalen Lippen umspielte ein Lächeln. Da er aber wünschte, daß des Landgrafen Botschaft vom Könige gehört werde, so nickte er eifrig und sagte: »Sehr wohl möglich wäre es, erhabener Herr, daß er das Unsinnige seines Widerstandes einsieht. Denn einem Herrn wie Euch widersteht schwerlich jemand in der Christenheit auf die Dauer.«

Dem Könige schien der Gedanke einzuleuchten. Er überlegte noch eine kurze Weile, dann gebot er: »So führe ihn herein, Weilnau!«

Gleich darauf betrat Dietrich von Werthern den Saal. Er war ein großer, breitschultriger Mann, ganz in Eisen gekleidet, nur Helm und Schwert hatte er draußen abgelegt. Eine gewaltige Nase stand in dem braunroten Antlitz, und die kleinen funkelnden Augen gaben dem ganzen Gesichte einen Ausdruck von Kühnheit, gepaart mit List und Verschlagenheit.

Er beugte vor dem König ein Knie und stand schnell wieder auf, indem er ihm furchtlos in das strenge Angesicht blickte.

»Sage, was du mir zu künden hast!« erklang es scharf und gebieterisch vom Throne her.

»Der Herr König lasse es den Boten nicht entgelten, wenn ihm etwa die Botschaft mißfällig ist. Dies läßt mein Herr, der Landgraf von Thüringen, dem Herrn Könige sagen: In wenigen Wochen soll sich der Streit erneuern um die Länder, die er von seinen Eltern geerbt hat. Wieder soll manch guten Mannes Blut fließen und der Brand von Dörfern und Städten gen Himmel leuchten. Da hat mein Herr lange darüber gesonnen, wie das zu vermeiden wäre. Und er dachte daran, wie in alten Schriften erzählt wird von Herrn Heinrich dem Schwarzen, der deutscher König und römischer Kaiser war lange vor unsern Tagen. Als er zu Ivois zusammenkam mit dem Könige von Frankreich, und sie nicht einig werden konnten, wem Lothringen gehören sollte, da hat er ein Urteil gefordert vom höchsten Herrn der Welt. Er selber wollte mit dem welschen Könige kämpfen um das deutsche Land, und wer Sieger blieb, der sollte es behalten.«

Ein gellendes Hohngelächter vom Throne her unterbrach ihn. Das ohnehin finstere und harte Gesicht des einäugigen Königs zeigte einen geradezu abschreckenden Ausdruck von Wut und Verachtung. »Ist der kluge Wettiner ein Narr geworden?« rief er fast kreischend. »Ich soll mit ihm in die Schranken reiten? Ich, der König? Ist er« – die Stimme schnappte ihm ab, und er fiel hustend und schnaufend in seinen Stuhl zurück.

»Wenn der Herr König nicht will, weil er die Krone trägt, so sei es einer aus des Herrn Königs Geschlecht oder sonst ein Mann von fürstlichem Blute,« fuhr der tapfere Thüringer unerschrocken fort.

»Packe dich!« schrie der König. »Mache dich fort! Auf der Stelle!«

Ritter Dietrich von Werthern beugte wieder ein Knie und schritt dann hocherhobenen Hauptes, ohne um sich zu blicken, zur Türe hinaus.

Albrecht faßte sich mühsam. »Ward je solch eine Frechheit erhört?« fragte er noch heiser vor Erregung. »Ihr habt mir übel geraten, Herr Erzbischof,« wandte er sich an Peter von Aspelt, der sich fast die Unterlippe wund gebissen und nur mit Mühe ein lautes Lachen unterdrückt hatte. Der Vorgang hatte ihn ungemein ergötzt, denn er gönnte dem verhaßten Träger der Krone den grimmigen Ärger von ganzem Herzen. Aber er war ein Meister in der Kunst, seine Miene zu verstellen, und als er jetzt den Blick zu dem Könige emporhob, war von Lachlust nichts mehr wahrzunehmen. Sein Antlitz drückte die tiefste Entrüstung aus, und seine Stimme bebte in heiligem Zorne, als er entgegnete: »Meines Herrn Königs Hoheit hat recht geredet. Unerhört ist die freche Anmaßung dieses Menschen, und niemand konnte denken, daß er sich wagen würde, solch eine Botschaft zu senden. Aber habe ich darin nicht wohl geraten, so rate ich Euch jetzt um so besser: Machet ein Ende mit dem Wettiner, es steht in Eurer Macht. Er weilt jetzt auf der Wartburg und bedrängt von dort aus Eisenach. Schickt den Bürgern die zweitausend Knechte, die Ihr zusammenhabt, zu Hilfe und macht zum Feldhauptmann den Herrn Grafen von Weilnau, und tut das alles schnell, eilig, unverzüglich. Kommt so schnell über ihn, daß er nicht mehr entwischen kann. Schließt ihn ein und räuchert ihn aus, damit endlich der Handel ein Ende hat.«

Der König blickte nachdenklich vor sich hin. »Ich wollte eigentlich erst die ganze Macht beisammen haben, ehe ich auf ihn stieße, wollte mit solcher Übermacht über ihn kommen, daß jeder Widerstand lächerlich erscheinen müßte.«

»Aber des Herrn Königs Hoheit wolle bedenken,« fiel der Erzbischof ein, »wenn er inzwischen etwa Eisenach gewänne, so wäre das ein erschrecklicher Schlag.«

»Was meinst du dazu, Weilnau?« fragte der König kurz.

»Herr, ich meine, der Hochwürdige von Mainz rät gut. Wir haben hier achtzehnhundert Knechte und mehr als hundert Helme. Stoßen die Eisenacher dazu, so schließen wir die Burg ein, daß keine Katze heraus kann. Und keine Feste ist unbezwingbar.«

Wieder dachte König Albrecht längere Zeit nach. Dann entschied er: »Es wird das Beste sein, und so geschehe es. Weilnau, du rückst übermorgen aus! Ich sehe die Herren nachher bei der Tafel. Bis dahin Gott befohlen!« Er machte das Zeichen der Entlassung.

»Wolle mir mein erhabener Herr noch ein Wort erlauben,« sagte der Erzbischof. »Der Ritter, der vorhin des Wettiners Botschaft überbrachte, ist mein Lehnsmann. Ich will ihn, gefällt es dem Herrn Könige, zu mir fordern, falls er noch in der Stadt ist, und ihm bedeuten, daß er seine Güter verliert, wenn er es weiterhin mit des Königs Feinden hält.«

»Tut das,« sagte Albrecht gnädig.

»Er ist im roten Greifen abgestiegen,« bemerkte Weilnau.

»Dann will ich eiligst zu ihm senden,« erwiderte der Erzbischof, verneigte sich tief vor dem Könige und schritt, von seinem Bruder gefolgt, aus dem Saale.

Draußen rieb er sich die Hände. »Alles wohl gelungen!« frohlockte er leise. »Der Habsburger teilt seine Macht, das ist die erste Dummheit. Sie rennen wieder gegen die Wartburg an, das ist die zweite Dummheit. Denn mag vielleicht eine spätere Zeit Ballisten und Schleudern erfinden, die ihr Gefahr bringen können, – in unsern Tagen ist sie nicht zu nehmen, es sei denn durch Hunger. Aber dagegen wird Friedrich vorgesorgt haben, denn er ist schlau und umsichtig.«

»Hoffentlich ist er's noch,« versetzte der Domherr. »Als ich vorhin seine Botschaft hörte, dacht' ich, er habe seinen Verstand verloren!«

»Nein!« rief Peter von Aspelt. »Ein Fuchs ist er. Schwerlich hat er gemeint, der König werde tun, was er von ihm begehrte. Aber wenn's nun überall im Lande heißt: der edle Landgraf wollte sein eigenes Leben einsetzen, auf daß seiner Untertanen Blut gespart werde – ha, das wirkt auf alle Gemüter, das gewinnt ihm Tausende von Herzen. Aber nun gehe selber nach dem Greifen und hole mir den Edlen von Werthern. Er soll schnelle Botschaft tragen an seinen Herrn, daß der die Wartburg wohl verwahre, selbst aber daraus entweiche. Er kann ihr viel mehr nützen, wenn er draußen ist, als wenn er drinnen bleibt. Doch das brauchen wir Herrn Friedrich nicht erst zu sagen. Er ist ein schlauer Fuchs, und wenn er später fest im Sattel sitzt, werden wir uns vor ihm vorsehen müssen. Aber er hat meine Achtung.«


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