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Übersetzungen aus François Villon.

1431-1461 (?)

I.

Wo sind die schönen Junker, wo,
Die Freunde meiner Jugendzeit?
So zungenschnell, so sangesfroh,
Die Muster kecker Fröhlichkeit?

*

II.

Ach, meines Lebens Jugendzeit,
Du toller Tanz, du wilder Schaum!
Wie liegst auf einmal du so weit
Und scheinst mir bald nur wie ein Traum.
Du fliehst mich, und ich ahnt' es kaum –
Zu Fuss, zu Ross nicht – oh, mein Glück,
Du eilst auf Flügeln durch den Raum
Und lässt so elend mich zurück.

*

Du bist dahin, ich bin geblieben,
An Weisheit arm und an Verstand,
Krank, hässlich, wenig zum Verlieben
Und ohne Habe, Geld und Land.

*

Hätt' ich dich besser wahrgenommen,
Dich, meine tolle Jugendzeit,
Ich wär' zu Hab' und Gut gekommen,
Wie andre in der Christenheit.
Doch ich in Trotz und Eitelkeit,
Ich trachtete nach Narrendingen,
Und wie mein Kiel die Worte schreibt,
Da will vor Schmerz das Herz mir springen.

*

III.

Ach, wäre nicht des Herrn Gebot,
Manch armer Schelm verging' sich schwer;
Er wählte lieber sich den Tod –
Und seine Bürde drückt' nicht mehr.

*

IV.

Der dieses Bild euch hat entrollt,
Trank einen Schluck von rotem Wein,
Als er die Welt verlassen wollt'
– Das sollte seine Stärkung sein.


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