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Frühlingsstrophen

I.

Die Pappeln spinnen Nestern weiße Wolle,
Das erste Veilchen reckt die kleine Hand.
Feuchtwarmer Atem dampft aus brauner Scholle;
Ein weißer Kirschbaum flackert über Land.
Scharf blitzt der Tag. Durchsichtge Lämmerwölkchen
verlaufen sich im blauen Weidemeer.
Ein Schwalbenzug flitzt wie ein Hirtenvölkchen
Um die zerrinnend zarten Vliese her.

II.

Der Bergschnee grämelt: Was er denn noch solle?
Im Grase funkle schon ein großer Stern. –
Lenzlust sinkt weich auf alles Dornenvolle;
Blättchen um Blättchen strahlt um goldnen Kern.
Die Tulpe sprengt ihr enges Knospenleibchen,
In Zier steht jeder Gartenstreif des Tals; –
Zart zirpt ein lenzgetrautes Amselweibchen
Ins klare Flötensolo des Gemahls.

III.

Leis schwankt der Zweig, auf dem die Drossel sitzt.
Im Saatenmeer ertrank die Ackerfläche;
Der Blütenstaub der Weiden überspritzt
Den wilden Bach und seine kleinen Bäche.
Veilchen gedrängt, in grüner Herzen Hut; –
Im Brombeerstrauche huschendes Gefieder.
Ein Dotterblumennest voll Knospenbrut
Im krausen Kraut am Bachrand hin und wieder.


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