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Die Birke

(1910.)

Hoch am Himmelsrand, am Felsgezacke
Überm Tale hängen meine Blicke
Immer, immer. – – Eines früh'ren Waldes
Letzte Birke hält sich dort am Rande,
Zierlich, zart und stark im Gleichgewichte.

Sie ist alt, – doch wie nur eben Birken
Leicht und licht bis in ihr hohes Alter.
Wie ein Bräutchen strahlt sie oft von ferne.
Jedes Wandrers Blick liebkost die Feine,
Möcht' sie hütend halten dort am Abgrund,
Klar gezeichnet gegen blauen Himmel,
Letzte einer Sippe, die ein Bergsturz
In die Tiefe riß. – Des ganzen Tales
Stolz und Schönheit ist die tapfre Birke.
Ängstlich sieht man's, wenn ein Wind sie rüttelt.

Aber doppelt ängstlich, fiebernd zärtlich
Sorgend, kosend, bang und heimlich streichelnd
Bannend folgt ihr jeder meiner Blicke!
Halte, halte dich! – Die lichte Birke
Dort am hohen Rand ist meine Mutter.