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Fünfzehntes Capitel.


Breite des Packeises. – Spiegelung. – Schwere Deining im Packeis. – Wir erblicken und erreichen das offene Meer. – Wir dringen nach Süden vor. – Windstille. – Der grosse Eisberg vom vorigen Jahre. – Heftige Kälte. – Der grosse Eiswall. – Höchste südliche Breite 78° 10'. – Untersuchung des Eiswalles. – Rückkehr nach den Falklands-Inseln. – Südpolarlicht.


Während wir südwestlich trieben, sahen wir, wie das Packeis allmälig loser wurde; der Wind wurde zu einer starken nördlichen Kühlte, schien aber die Deining nicht zu vermehren. Wir zogen das Schönfahrsegel ein und arbeiteten uns mit den Marssegeln vor dem Winde leidlich schnell durch das dünnerwerdende Eis. Das Wetter war neblig, mit häufigem Schneegestöber, so dass wir nur eine kurze Strecke weit sehen konnten; zuweilen gestatteten uns kurze Zwischenräume helleren Wetters eine weitere Aussicht, wo wir dann die am meisten versprechenden Canäle aussuchen und die Eisberge vermeiden konnten; letztere waren zum Glück weniger zahlreich und viel kleiner als früher. Gegen Mittag erreichten wir einige Lachen, die unsere Hoffnung, das offene Meer in nicht zu grosser Entfernung im Süden zu finden, bestärkten; da der günstige Wind sehr schwach geworden war, setzten wir abermals auf beiden Schiffen alle Segel bei. Wir machten jedoch den Rest des Tages weiter keine besondern Fortschritte; nur durch Bugsiren halfen wir uns bei günstiger Gelegenheit fort.

Den 27. Jan. sprang der Wind nach Südwesten um und wurde bedeutend stärker, so dass wir rascher durch das Packeis vordringen konnten, das weniger dicht war und von einer starken Deining aus Westen bewegt wurde. Mittags hatten wir die zweideutige Genugthuung, uns ein paar Meilen weiter südlich zu befinden, als unsere Vorgänger auf diesem Meridian, Cook und Bellinghausen, nämlich unter 67° 28' südl. Br. und 156° 28' westl. L.

Nachmittags legte sich der Wind abermals und wir setzten alle Segel bei, immer noch an dem Stück Eis festhaltend, auf welchem wir ankerten. Als wir jedoch um 9½ Uhr Abends in offeneres Wasser kamen, entledigten wir uns desselben und steuerten südöstlich; kaum aber hatten wir einige Meilen hinter uns, so wurde das Packeis wieder zu dicht, um weiteres Vordringen zu gestatten; gegen Mitternacht hatte die Deining so zugenommen, dass die Schiffe, während sie sich durch einen Gürtel von schweren Eisschollen, der uns von einer grossen Strecke offenen Wassers schied, arbeiteten, heftige Stösse erleiden mussten. Als wir diesen Eisgürtel hinter uns hatten, legte sich der Wind fast ganz, aber wir liessen uns von den Booten bugsiren und drangen noch 10 bis 12 Meilen weiter nach Südost vor bis zu einer dichten Eismasse, in die wir mit so leichtem Winde nicht eindringen konnten. Das Barometer stand den ganzen Tag auf 28,8 und schwere Wolken hingen drohend am ganzen Horizont, dessen Aussehen schlecht mit der spiegelglatten Oberfläche des klaren blauen Meeres übereinstimmte; der Schaum flog rasch an der Sonnenscheibe vorüber, die nur zuweilen undeutlich in einer Lücke der Wolken erschien, und die unvollständigen Krystalle des Schnees zeigten, dass er aus einer unruhig bewegten Region in eine fast vollkommen stille herabkam. Unsere Ruder waren jetzt gehörig geprüft worden und hatten sich gut erwiesen, so dass wir uns mit unsern Schiffen ohne Besorgniss in das offene Meer wagen konnten.

Nach unsrer Mittagsbeobachtung befanden wir uns erst unter 67° 39' südlich, während wir nach unsrer Rechnung fast den 68. Grad erreicht hatten. Unsere Länge war 155° 59' westlich und die Inclination 80º 34', wir waren daher 450 Meilen von der Stelle entfernt, wo wir in das Packeis eingefahren waren; rechnen wir für die tägliche Abdrift 10 Meilen südlich, wie sich der Durchschnitt vom 18. Dec. an auswies, so konnte die Breite des Eisgürtels nicht weniger als 800 Meilen sein, und dennoch waren wir nicht mehr als einen halben Grad weiter als Cook gekommen, der nie in das Packeis eingedrungen war: so gross ist der Unterschied, der durch die Verhältnisse der Jahreszeit in der Beschiffung der Eismeere besteht. Wir benutzten den jetzigen Aufenthalt, um die Temperatur des Meeres in verschiedenen Tiefen zu untersuchen, und liessen durch die Schiffszimmerleute die Kupferplatten ersetzen, welche der Sturm am 20. vom Schiffsboden losgerissen hatte.

Abends erhob sich ein Südwind, der die drohenden Wolken vertrieb und uns wieder einmal klaren Himmel erblicken liess; die Sonne zeigte in der Nähe des Horizontes die flachgedrückte Gestalt, die ich schon früher beschrieben habe. Der Horizontaldurchmesser war 32' 35" und der Verticaldurchmesser nur 27' 35", was einen Unterschied der Refraction zwischen dem obern und untern Rande von 5 Minuten ergiebt.

Der Südwind nahm zu, aber das Eis war noch zu dicht, um durchzudringen; wir lavirten daher in der offenen Stelle, die bald zu klein wurde, und wir sahen uns gezwungen uns an der grössten Eisscholle, die wir finden konnten, fest zu ankern. Nachdem wir diese zwischen beiden Schiffen gehörig befestigt hatten, zogen wir alle Segel ein und wurden mit dem Packeis nordwärts geführt, ausser Stande, einen Versuch zur Behauptung unsers Platzes zu machen. Nachmittags hatten wir Nebel und Schnee; der Wind war zu einem Sturm geworden, mit heftigen Böen aus Süden, aber in dem Eise war keine Deining und ausser der Verdriesslichkeit, von dem Punkte, den wir mit so grosser Mühe und Anstrengung erreicht hatten, wieder zurückgetrieben zu werden, hatten wir keine Unannehmlichkeit oder Besorgniss.

Um 1 Uhr früh (30. Jan.) nahm der Sturm ab, der Wind lief nach Osten um, begleitet von hellerem Wetter, und wir hatten die Genugthuung, das Packeis viel leichter und mit grösseren Zwischenräumen zu finden; die westliche Deining war ebenfalls sehr stark geworden und unsere Schiffe erhielten viele harte Stösse, indem sie gegen die schwere Scholle, an der sie befestigt waren, rannten oder von andern gleich schweren getroffen wurden. Wir hatten uns glücklich zu schätzen, während des Nebels und Schnees schadlos an den zahlreichen Eisbergen vorübergekommen zu sein, die wir jetzt auf allen Seiten erblickten. Wie die Deining immer noch zunahm, wurden die Stösse häufiger und heftiger, so dass wir gleich nach unserm gewöhnlichen Sonntagsgottesdienst unter diesen besorglichen Umständen unsere Scholle verliessen und unter Segel gingen, in der Absicht, mit den Schiffen westwärts vorzudringen, da in jener Richtung das offene Meer nicht weit entlegen sein konnte. Während des übrigen Tages und die Nacht hindurch machten wir ziemliche Fortschritte, indem wir uns bald, wo wir offene Stellen fanden, mit Hülfe der Segel weiter arbeiteten, bald, wo die Eismassen zu dicht waren, von den Booten bugsiren liessen. Aber am nächsten Vormittag legte sich der Wind ganz und machte jedes weitere Fortkommen unmöglich, denn die See ging jetzt so hoch, dass es zwar unbedingt nothwendig, aber höchst gefährlich war, die Schiffe von den Booten an den grösseren Eismassen vorbeibugsiren zu lassen. Trotz unsrer Vorsicht wurde der Erebus gegen eine derselben geworfen, kam aber zum Glück mit zerbrochenem Bugspriet und starkbeschädigtem Tauwerk wieder ab.

Auf ähnliche Weise verging der ganze übrige Tag. Die vollkommene Windstille und die schwere Deining machten uns fast hülflos, während die See mit solcher Gewalt gegen die grossen blauen, von den Wellen zerrissenen Massen brandete, dass unsere Lage ausserordentlich kritisch wurde und die Offiziere und Mannschaft mit dem Bemühen, die Schiffe fern von denselben zu halten, beständig und auf das anstrengendste beschäftigt waren. Zum Glück waren die Eismassen, unter denen wir uns jetzt befanden, von der besondern Beschaffenheit, wie man sie immer an den äussern Rändern des Packeises findet; diese sichere Aussicht auf eine baldige Befreiung ermuthigte uns und schien uns zu neuen Anstrengungen in nicht geringem Grade anzuspornen.

Am 1. Februar wurde der Südwind wieder so stark, dass wir nach Südwesten laviren konnten, wo eine dunkle Nebelwolke uns das Vorhandensein offenen Wassers anzeigte. Mittags zeigten unsere Beobachtungen, dass wir trotz unsrer Anstrengungen mit dem Packeis sehr weit nördlich getrieben worden waren und uns jetzt in 67° 18' südl. Br. und 158° 12' westl. L. befanden. Gegen Abend lief der Wind erst nach Nordwest, dann nach Norden. Vor Dunkelwerden erblickten wir das offene Meer, und als wir uns dem Rande des Packeises näherten, schlingerten unsere Schiffe heftig von den langen Wellen der westlichen Deining; der Saum des Packeises, aus grossen unterwaschenen Massen bestehend, wurde jetzt durch die zunehmende Dunkelheit sichtbar, begrenzt von einer schreckenerregenden schäumenden Brandung. Ein Sturm oder eine Windstille wäre uns in einer solchen Lage gleich gefährlich geworden und trotz der Dunkelheit mussten wir es wagen, um jeden Preis nach dem offenen Wasser durchzudringen, denn jede Witterungsveränderung konnte, wenn wir es bis zum Tageslicht verschoben, das Erreichen desselben unmöglich machen. Die sämmtliche Mannschaft stand auf ihren Posten, als wir von einem starken Winde vorwärtsgetrieben dahinfuhren, und unterstützt von dem hellen Scheine, welchen die Brandung verursachte, strengte sich das Auge vergebens an eine Stelle zu suchen, wo sich das offene Meer leichter erreichen liess; aber auch nicht die kleinste Lücke liess sich entdecken, während die Nothwendigkeit, sich mit den Schiffen einen Weg hindurch zu bahnen, jeden Augenblick dringender wurde, da der Wind zu einem Sturm zu werden drohte und uns nöthigte, alle Segel ausser den doppeltgerefften Mars- und den Hauptsegeln einzuziehen. Bald nach Mitternacht fuhr der Erebus in den breiten Gürtel von Eisstücken und Schaum ein und gelangte um 2 Uhr früh (2. Febr.) in das offene Meer, begleitet vom Terror, der dicht hinter ihm folgte, und obgleich ein Theil unseres Vordersteven gebrochen und das Schiff durch die heftigen Erschütterungen und Stösse, denen es ausgesetzt gewesen, viel gelitten hatte, so waren wir doch froh, dass es mit einer so geringen Beschädigung davongekommen war. Wir waren unter 67° 29' südl. Br. und 159° 1' westl. L.; die Freude, das Packeis, in welchem wir 56 Tage eingeschlossen gewesen, hinter uns zu haben, lässt sich nicht beschreiben, und sie wurde noch einigermaassen erhöht durch den Umstand, dass, gleich nachdem wir das offene Wasser erreicht hatten, ein westlicher Wind mit Nebel sich einstellte, was unsere Gefangenschaft jedenfalls noch um einige Tage verlängert hätte, wenn es uns nicht gelungen wäre, vor dieser Witterungsveränderung unser Ziel zu erreichen. Wir waren jedoch immer noch nicht frei von Besorgniss; der Wind war sehr heftig und wehte in der Richtung des Packeises, was uns zwang, alle Segel beizusetzen, damit wir nicht noch einmal in dasselbe getrieben würden. Da der dichtfallende Schnee unsere Aussicht sehr beschränkte, konnten wir mehrere Stunden lang nicht erfahren, in wie weit es uns gelungen sei; aber sowie sich das Wetter aufhellte, sahen wir uns zu unserer Freude in vollkommen offenem Meere und erblickten nur einige Eisschollen und 2 bis 3 kleine Eisberge.

Mittags befanden wir uns unter 67° 57' südl. Br. und 160° 3' westl. L., und da der Wind sich etwas gelegt und nach Südwesten gewendet hatte, so steuerten wir südöstlich, bis wir um 6 Uhr Abends den Saum des Packeises erblickten, worauf wir uns wieder westlich wendeten. Die Nacht war hell und wir sahen zum ersten Male einige Sterne, ein Anzeichen, dass die zur Beschiffung dieser Meere geeignete Jahreszeit bald zu Ende sei.

Mittags den 3. Februar unter 68° 23' südl. Br. und 159° 52' westl. L. zeigte sich eine Kette von langen, niedrigen, obenabgeplatteten Eisbergen, die sich, so weit das Auge von der Mastspitze reichte, nach Süden erstreckte. Da sie wenigstens 12 Meilen weit zu gehen schien, so wendeten wir uns wieder seewärts bis Mitternacht, wo wir wieder eine südliche Richtung einschlugen.

Um 6 Uhr früh bekamen wir abermals das Packeis zu Gesicht und fuhren 3 oder 4 Stunden lang an seinem Rande hin, bis er sich plötzlich nach Westen wendete und eine tiefe Bucht bildete, in der wir uns jetzt befanden. Wir machten sogleich Anstalt, so schnell, als der schwache Nordwestwind nur gestattete, wieder herauszulaviren; denn nichts war gefährlicher, als wenn uns in dieser Lage ein Sturm überfiel. Mittags befanden wir uns unter 68° 50' südl. Br. und 160° 20' westl. L.; die Inclination war auf 81° 37' und die Variation auf 29° 41' östlich gestiegen. Nachmittags kam Commandeur Crozier an Bord und sagte mir, dass am letzten Sonntag, während unsere Schiffe in einer sehr gefährlichen Lage im Packeise gewesen waren, es zwei Stunden auf dem Terror gebrannt habe. Einige Holzblöcke, die man dem warmen Luftofen zu nahe gelassen, hatten sich entzündet und der aus dem Raum hervorbrechende Qualm hatte die Gefahr sogleich verrathen; durch die Besonnenheit und die Anstrengung der Offiziere und der Mannschaft war jedoch das Feuer bewältigt worden, ohne uns zu Hülfe zu rufen. Sonst hatte Commandeur Crozier keine Unfälle zu berichten, und hauptsächlich freute es mich, zu erfahren, dass der Terror bei der Durchfahrt durch das Packeis noch weniger gelitten hatte als wir.

Diesen und den nächstfolgenden Tag konnten wir blos in westlicher Richtung an dem Rande des Packeises hinfahren; erst um 8½ Uhr Abends den 5. Februar sahen wir uns in Stand gesetzt, wieder nach Süden vorzudringen. Der Wind wehte wieder sehr heftig aus Norden mit Nebel und Schnee, und da das Packeis sich südlich wendete, fuhren wir unter mässigen Segeln gerade vor dem Winde; denn so gefährlich auch diese Maassregel scheinen mag und auch wirklich ist, so mussten wir doch bei den wenigen Tagen, die uns noch übrig blieben, uns gefallen lassen etwas mehr Gefahr zu laufen, wenn wir etwas Nennenswerthes ausrichten wollten.

Wir fuhren dicht an mehreren kleinen Eisbergen vorbei und gewiss blieben uns viele andere durch die Dunkelheit und den starken Nebel verborgen, aber wir trafen keine Streifen Eisschollen mehr und bald nach Mitternacht legte sich der Sturm mit Zurücklassung einer hochgehenden See aus Norden, vor der wir mit massigem Winde südwestlich steuerten, ausser Stande, weiter als eine Viertelmeile zu sehen, und natürlich ungewiss, welche Ereignisse die nächste Stunde bringen würde, bis endlich der Wind so schwach wurde, dass unsere Schiffe dem Steuer nicht mehr gehorchten und wir alle Gewalt über dieselben verloren. Sie wurden vor den langen Wogen der nördlichen Deining her getrieben, heftig schlingernd und stampfend. In dieser hülflosen, besorglichen Lage blieben wir bis Mitternacht, wo sich ein leichter Südwind erhob und den Nebel zerstreute. Jetzt sahen wir, dass, wenn der Nordwind nur noch eine Stunde länger gedauert hätte, wir unter eine dichte Masse Packeis und eine grosse Anzahl Eisberge getrieben worden wären, denn sie lagen blos noch 4 – 5 Meilen südlich vor uns.

Gegen 6 Uhr früh war der Wind allmälig zu einem Sturm geworden; da wir uns aber jetzt auf der Leeseite des Packeises befanden, so legte sich die uns so beschwerliche Deining bald und wir setzten alle Segel bei, um unsern Platz zu behaupten. Wir fuhren dicht am Rande des Packeises, das sich westwärts wendete, in ruhigem Wasser, und obgleich der Himmel bedeckt war und die Luft neblig, so war sie doch hell genug, uns eine Umsicht von einigen Meilen zu gestatten, so dass wir die Nacht hindurch ohne Gefährde weiter fahren konnten. Den nächsten Morgen setzte der Wind allmälig nach Nordwesten um, wie gewöhnlich begleitet von Nebel und Schnee. Um keine Gelegenheit, ein paar Meilen weiter südlich zu kommen, zu verlieren, setzten wir alle Segel bei und führten heute zum ersten Male, seitdem wir das Packeis verlassen, sämmtliche Leesegel. Unsere Freude war jedoch von kurzer Dauer, und als der Nebel sich um 4 Uhr Nachmittags zum Theil aufhellte, erblickten wir das Packeis gerade vor uns; der nach Westen umlaufende Wind nöthigte uns zu gleicher Zeit uns nach Norden zu wenden, um unsere Entfernung von dem auf unserer Leeseite liegenden Eise zu vergrössern und von den grossen schwimmenden Schollen, die uns umgaben, loszukommen.

An diesem Tage begegneten wir einem Eisberg, dessen Durchmesser fast 4 Meilen war; es war jedenfalls derselbe, den wir am 13. Februar vorigen Jahres unter 76° 11' südl. Br. und 172° 7' westl. Länge sahen und mit dem er in allen seinen Dimensionen übereinstimmte. Wir fanden ihn heute unter 70° 30' südl. Br. und 173° 10' westl. Länge, woraus sich schliessen lässt, dass er im Durchschnitte eine Meile täglich nach Süden getrieben ist.

Mit einer starken Brise aus Nordwesten früh und aus Westen Abends (9. Februar) lavirten wir am Saume des Packeises hin, ohne jedoch wegen der schweren Deining grosse Fortschritte zu machen, bis Nachmittags, wo das Wetter schön wurde und der Wind sich etwas legte.

Wir benutzten das günstige Wetter, um Versuche über die Temperatur des Meeres anzustellen, und fanden in 600 Faden 37,6, in 450 Faden 35,8, in 300 Faden 35, in 150 Faden 32,1, und auf der Oberfläche 28 Grad; die specifische Schwere war bei einer Temperatur von 30 Grad 1,0273. Um 6 Uhr Abends umsegelten wir die westliche Spitze des Packeises, das sich von da an südwestlich wendete und eine tiefe Bucht bildete; wir segelten an der Mündung derselben vorbei bis zur nächsten westlichen Spitze, wo wir, da wir sie vor Mitternacht nicht umschiffen konnten, wendeten, um auf seiner Leeseite in ruhigem Wasser zu bleiben.

Den nächsten Tag hatten wir merkwürdig schönes Wetter, aber die westliche Deining hemmte uns sehr; unsere Fortschritte an diesem und an dem folgenden Tage, wo wir viel Nebel und Schnee hatten, waren nur gering und unsere Beschwerden und Besorgniss beträchtlich.

Bei hellerem Wetter steuerten wir am Morgen des 12. abermals südlich und befanden uns zu Mittag unter 71° 2' südl. Br. und 179° 13' westl. Länge. Der Wind lief jetzt nach Norden um, wie gewöhnlich von häufigen Schneegestöbern, aber mit grossen Zwischenräumen von hellem Wetter, begleitet; gerade vor dem Winde segelnd setzten wir wieder alle Leesegel bei und sahen nur zuweilen den Rand der Hauptmasse des Packeises im Westen. Gegen Abend hatte es sich doch so weit von uns entfernt, dass wir seine Lage nur noch an dem hellen Schein am Himmel erkennen konnten; in der Ueberzeugung, dass wir seine westliche Spitze umfahren hatten, blieben wir die Nacht unter allen Segeln und befanden uns den 13. Februar Mittags unter 72° 27' südl. Br. und 178° 40' westl. Länge. Nachmittags stellte sich ein dichter Nebel ein und der Wind nahm allmälig ab, bis Mitternacht, wo er sich ganz gelegt hatte.

Den nächsten Vormittag begann ein heftiger Sturm, begleitet von Nebel und dichtfallendem Schnee; dennoch machten wir unter dichtgerefften Marssegeln und Sturmstagsegeln einige Fortschritte nach Südosten, wobei wir nur wenige Trümmer von Eisbergen antrafen. Den ganzen folgenden Tag wehte der Sturm mit unverminderter Heftigkeit fort und die Deining hatte bedeutend zugenommen, ein sicheres Zeichen, dass das Packeis im Westen sehr entfernt von uns war; wir trafen nur auf wenige kleine Eisberge und einige schwere Schollen, als wir mit allen Segeln, welche die Schiffe tragen konnten, nach Süden fuhren; unsere Hauptsorge war, bei einander zu bleiben, was der unaufhörliche Schnee und Nebel sehr erschwerte. Am 16. Februar hatte sich der Sturm allmälig in eine frische Brise verwandelt und Mittags hatten wir fast Windstille mit klarem Wetter. Unsere Breite war 75° 6' südl., unsere Länge 187° 4' westl., die Inclination 87° 11' und die Declination 77° 17' östl. Die Umsicht, als sich der Nebel aufklärte, war sehr erfreulich; kein Stückchen Eis, mit Ausnahme von zwei kleinen Eisbergen, war von der Mastspitze zu erblicken; und obgleich wir noch nicht vergessen konnten, dass wir im vorigen Jahre 13 Tage früher als heute gezwungen waren, wegen des Zufrierens der See umzukehren, so gab uns doch die Temperatur, die wir bis jetzt gehabt, Grund zu dem Glauben, dass der vorige Winter früher und mit grösserer Kälte als gewöhnlich begonnen habe; daher hofften wir immer noch, diesmal etwas mehr zu erreichen. Unsere Mannschaften waren beschäftigt, das Eis loszuhacken, welches sich an dem Rumpfe und der Takelage durch das Frieren der Wellen und des Schaumes während des letzten Sturmes angesetzt hatte. Die Captaube und der weisse Sturmvogel zeigten sich in grossen Schaaren; letzterer flog Abends westlich nach der Franklin-Insel, auf deren scheitelrechten Klippen wir voriges Jahr seine Nester entdeckt hatten. Ein paar Wallfische und Finnfische kamen uns ebenfalls zu Gesicht. Die leichte Brise, welche bis Mitternacht aus Südost wehte, lief alsdann nach Nordnordost um und wurde stärker, so dass wir mit allen Segeln südlich steuern konnten. Nachmittags (17. Februar) sahen wir mehrere Eisschollen, stiessen aber weder auf Berge, noch auf Packeis und setzten unsern Weg fort, erfüllt von der frohen Hoffnung, noch vor dem Beginn des Winters eine hohe Breite zu erreichen.

Mittags, den 18. Februar, befanden wir uns unter 76° 52' südl. Breite und 178° westl. Länge, und da der Wind nach Süden umlief, sahen wir uns genöthigt, die Schiffe ostwärts zu wenden; spät Abends hörte das Schneegestöber auf und wir konnten in grosser Entfernung vor uns den Eisschimmer erblicken; auch die grosse Zahl weisser Sturmvögel, die wir am nächsten Morgen trafen, kündigte uns die Nähe des Packeises an. Um 2 Uhr Nachmittags fanden wir in 250 Faden Grund von grünem Schlamm; obgleich wir dem gestern Abend bemerkten Eisschimmer 70 Meilen in gerader Richtung entgegengefahren waren, so war doch bei Dunkelwerden kein Packeis zu erblicken, aber die Temperatur der Luft sank um Mitternacht auf 16°, und wir fuhren die Nacht hindurch mit mässigen Segeln.

Am nächsten Morgen hatten wir Sturm mit hohlgehender See. Da er gerade von dem grossen südlichen Eiswall kam, war er schneidend kalt und das Thermometer stand zu Mittag auf 19°. Dennoch war ausser einzelnen Trümmern von Bergen kein Eis zu erblicken, obgleich wir uns nur 30 Meilen östlich von der Stelle befanden, wo wir letztes Jahr hatten umkehren müssen; damals war sie mit dichtem Packeis bedeckt und das junge Eis bildete sich bei einer Temperatur von 12° so schnell, dass wir nur mit Mühe die Schiffe herausarbeiten konnten, ein neuer Beweis von der Milde dieses Jahres im Vergleich mit dem vorigen.

Den ganzen nächsten Tag über wehte der Sturm aus Süden mit unvermindeter Heftigkeit fort und bei einer Temperatur von 19° froren die über den Schiffen sich brechenden Wellen, sowie sie auf das Verdeck oder das Tauwerk fielen. Das Weghacken dieser Eismassen beschäftigte unsere Mannschaft beständig und mehrere unsrer Leute hatten von der Kälte viel zu dulden. Während dieses Sturmes trug sich am Bord des Terror ein merkwürdiger Vorfall zu, der von der Intensität der Kälte einen bessern Begriff geben wird, als ein Hinweisen auf den Stand des Thermometers. Während die Matrosen von dem Bug die dicke Hülle von Eis loshackten, die sich dort durch das Anfrieren eines Theiles jeder Woge gebildet hatte, welche das Schiff zertheilte, fanden sie in der Eismasse einen kleinen Fisch; er musste gegen das Schiff geworfen worden und augenblicklich festgefroren sein. Er wurde sorgfältig abgelöst, eine Skizze von ihm entworfen und er von Dr. Robertson gemessen. Unglücklicherweise frass ihn eine Katze, so dass er nicht näher bestimmt werden konnte, da auch die Zeichnung zu diesem Zwecke nicht detaillirt genug ist.

Abends legte sich der Wind etwas und sprang nach Norden um, wodurch wir in Stand gesetzt wurden, mehr Segel zu führen und uns wieder südlich zu wenden; in der Frühe des nächsten Morgens stiessen wir auf zahlreiche und ansehnliche Eisschollen und dann auf mehr oder minder compacte Streifen, die wir durchbrechen mussten. Auch mehrere grosse Eisberge mit tafelförmigem Gipfel bekamen wir zu Gesicht.

Mittags befanden wir uns unter 76° 42' südl. Breite und 165° 50' westl. Länge; die Inclination war 85° 40' und die Declination 82° 46' westlich. Auf einer Eisscholle bemerkten wir einen Felsblock von etwa 6 Fuss im Durchmesser; um 6 Uhr legten wir bei und fanden in 190 Faden Grund von grünem Schlamm und schwarzen Steinchen; daraus schlossen wir, dass die zahlreichen grossen Eisberge, welche uns umringten, auf dieser Bank, nachdem sie sich von ihrem Entstehungsorte losgerissen, auf den Grund gefahren waren. Den grossen Eiswall sahen wir kurz vor Mitternacht von der Mastspitze bei schönem Wetter und mässigem Nordwind; aber da er gerade auf den Wall zu wehte, konnten wir uns diesem nur mit Vorsicht nähern, denn eine gefährlichere Leeküste lässt sich nicht denken. Sobald wir uns daher den senkrechten Klippen bis auf 5 oder 6 Meilen genähert hatten, wendeten wir, um ihre Untersuchung fortzusetzen, ostwärts, in der Hoffnung, ihre Ostspitze umfahren und alsdann eine viel höhere Breite erreichen zu können. Das junge Eis, das bei der strengen Kälte sehr rasch zunahm, wurde jedoch bald so dick, dass wir kaum durchdringen konnten und uns zuletzt gezwungen sahen, wieder nach Nordwesten zu steuern und besseres Wetter abzuwarten.

Mittags, den 23. Febr., befanden wir uns unter 77° 49' südl. Breite und 162° 36' westl. Länge. Da der Wind wieder aus Osten wehte, wendeten wir um 2½ Uhr Nachmittags und segelten nach dem Eiswall, denn mit halbem Winde konnten wir uns demselben, so weit es das lose Eis an seinem Rande erlaubte, ohne Gefahr nähern. Einige Eisberge und grosse Schollen, mit vielen Steinen und Erdklumpen bedeckt, liessen uns hoffen bald das Land zu erblicken; aber um 7 Uhr Abends, als wir noch 1½ Meilen von dem Walle entfernt waren, machte der Gürtel von Eisstücken an seinem Fusse, der von neugebildetem Eise zu einer Masse vereinigt war, alle weitern Fortschritte unmöglich. Da der Terror noch einige Meilen weiter nördlich war, drehten wir bei, bis er uns einholte, und warfen unterdessen das Senkblei aus; wir fanden mit 290 Faden Grund mit grünem Schlamm und kleinen vulcanischen Steinchen. Diese nicht unbedeutende Tiefe scheint zu beweisen, dass der äussere Rand des Eiswalles nicht auf dem Meeresboden ruht, denn nach verschiedenen Messungen seiner höchsten Stelle erhob er sich nur 107 Fuss über das Meer; von da an nahm er auf eine Strecke von ungefähr 10 Meilen nach Osten allmälig ab und konnte dort nur 80 Fuss hoch sein, weiterhin aber nahm er wieder an Höhe zu.

Wir hatten uns ihm genähert auf der Ostseite einer Bucht von 8 bis 9 Meilen Tiefe, so mit Eis angefüllt, dass wir nicht weiter hineindringen konnten; seine Umrisse waren viel unregelmässiger, als wir sie voriges Jahr weiter nach Westen gefunden hatten, und die senkrechten Klippen waren hier kaum halb so hoch, als am Cap Crozier.

Die Temperatur des Meeres nicht weit vom Grunde war 30° 8', oder ungefähr 2° kälter als sich in dieser Tiefe bei gehöriger Entfernung von dem Eiswall erwarten liess; so unbedeutend war die Einwirkung dieser Eismasse, die, wie man hätte meinen sollen, hinreichend hätte sein müssen, selbst in einer Entfernung von 1½ Meilen die Temperatur des Meeres auf den Gefrierpunkt herabzubringen.

In einer halben Stunde kam der Terror heran und wir tauschten Signale aus. Die Breite des Erebus war nach den zu Mittag angestellten Beobachtungen 78° 8' südlich, die des Terror 78° 11' südlich; das Mittel 78° 9' 30" nahmen wir als unsere Breite an, wonach sich der Rand des Eiswalles unter 78° 11' südl. Breite und 161° 27' westl. Länge befinden würde. Von diesem Punkte an nimmt er eine nordöstliche Richtung, so dass jede Hoffnung, für dieses Jahr eine höhere Breite zu erreichen, zu nichte wurde; und obgleich wir diesmal nur 6 Meilen weiter südlich gekommen waren als voriges Jahr, so mussten wir uns doch eingestehen, dass ohne den Erfolg, den unsere Bemühungen auf der letzten Reise gehabt hatten, die Ergebnisse unsrer heurigen Operationen besser gewürdigt worden wären, und dass wir es schon als eine besondere Gunst des Schicksals betrachten mussten, dass wir zum zweiten Mal weiter südlich als unsere Vorgänger hatten vordringen können.

 

Nachdem wir ein Fass mit einem kurzen Bericht über unsere Beobachtungen über Bord geworfen, wodurch, wenn es später gefunden werden sollte, einiges Licht über die in diesen Regionen herrschenden Winde und Strömungen verbreitet werden kann, segelten wir in östlicher Richtung an dem Eiswall weiter; wie wir den niedrigem Theil desselben erreichten, sahen wir von der Mastspitze, dass er sich gegen Süden allmälig erhob und das Aussehen sehr hoher, ganz mit Schnee bedeckter Berge annahm, aber mit abwechselnden und wellenförmigen Umrissen, welche der Wall nicht zeigen konnte; aber derartige Schauspiele täuschen, aus beträchtlicher Entfernung, gesehen so leicht, dass ich mich, obgleich ich mit fast allen meinen Begleitern überzeugt bin, dass das Vorhandensein von Land in jener Gegend fast eine Gewissheit ist, dennoch nicht der Möglichkeit aussetzen möchte, über einen Punkt von so grossem Interesse mich zu irren, oder von einem spätern Seefahrer unter glücklichern Umständen überführt zu werden, dass ich mich durch Nebelberge habe täuschen lassen. Das Erscheinen von hügelartigen Rücken und verschiedenen Schattirungen, wie eine unregelmässige weisse Oberfläche sie darbietet, und die grosse Höhe der Spitzen veranlasste uns zu dem Glauben, es sei Land; aber auch nicht das kleinste Felsstück durchbrach die einförmige weisse Fläche trotz ihrer grossen Ausdehnung von ungefähr 30°. Ich habe sie daher auf der Karte nur als zweifelhaftes Land bezeichnet.

 

Während wir weiter nach Nordosten segelten, wurde das junge Eis durch die strenge Kälte so stark, dass wir nur sehr schwer mit den Schiffen hindurchdringen konnten; und um 7 Uhr am nächsten Morgen war die Hauptmasse des Packeises so nahe an den Wall herangerückt, dass wir in dieser Richtung nicht weiter konnten. Nicht nur wegen dieses Hindernisses, sondern auch weil das Meer durch die strenge Kälte, so weit das Auge sehen konnte, zu einer ununterbrochenen Eisfläche geworden war, und die Schiffe für den Winter in einer höchst gefährlichen Lage einzuschliessen drohte, aus der uns nur eine starke Brise befreien konnte. Zum Glück erhob sich gerade ein frischer Wind aus Südosten und setzte uns in Stand, mit allen Segeln in nordwestlicher Richtung durch das junge Eis zu brechen, und nachdem wir ungefähr 30 Meilen gerade vor dem Winde gesegelt waren, befanden wir uns wieder im offenen Meere.

Das Eintreten des Winters nöthigte uns jetzt, unsere Operationen in den höheren südlichen Breiten zum Schluss zu bringen und ein milderes Klima für den Winter aufzusuchen. Und obgleich unsere Hoffnungen auf grössere Entdeckungen während der guten Jahreszeit durch unsere lange Gefangenschaft in dem Packeise vereitelt und die Beschwerden, eine Eismasse von mehr als 1000 Meilen zu durchdringen, von der Ausdauer und den Anstrengungen meiner Gefährten überwunden worden waren, so liess uns doch die viele Zeit, welche der Versuch in Anspruch genommen hatte, nur noch wenige Tage der schlechtesten Periode des Jahres zur Verfolgung unseres Zweckes übrig. Wir hatten jedoch während dieser kurzen Zeit eine etwas höhere Breite als voriges Jahr erreicht; wir hatten den Eiswall 10 Längengrade weiter östlich verfolgt und unsere Untersuchungen über einen grossen Theil der bis jetzt noch undurchforschten Theile dieser Gegenden ausgedehnt; Erfolge, die wir während des mühevollen Verweilens im Packeise kaum hatten hoffen können und die nur die aufopfernden und ausdauernden Anstrengungen der Offiziere und der Mannschaft beider Schiffe möglich gemacht hatten.

 

Sobald wir wieder im offenen Meere waren, signalisirte ich dem Commandeur Crozier meine Absicht, in nördlicher Richtung am Rande des Packeises hinzusegeln, um eine Oeffnung zu suchen, die uns auf dem möglichst geraden Wege nach den Falklands-Inseln brächte, wo ich zu überwintern und die Schiffe auszubessern gedachte, ehe ich einen dritten Versuch machte, auf dem 35sten westlichen Meridian, wo unser Landsmann James Weddell ohne grosse Beschwerde bis zum 74sten Breitengrade gelangt war, eine höhere Breite zu erreichen. Gegen Mittag wuchs die frische Brise zu einem Sturme an und wir lenssten vor ihm unter dreifachgerefftem Top- und Focksegel, wobei wir an zahlreichen Trümmern von zerfallenen Eisbergen, halb verhüllt von dem beständig fallenden Schnee, der uns nur eine kleine Strecke sehen liess, vorbei kamen; trotzdem mussten wir unsere Fahrt fortsetzen, so lange der Sturm dauerte, denn wir mussten fürchten, wenn der Wind sich legte, nicht mehr durch die Streifen junges Eis brechen zu können. Die ganze Nacht hindurch und den folgenden Tag (25. Febr.) wehte der Wind stark aus Osten, und da wir zugleich klares Wetter und ruhiges Wasser hatten, legten wir eine gute Strecke Weges nach Nordwesten zurück. Wir kamen durch mehrere Streifen schwerer Eisschollen, so wie durch dicke, halbgefrorene Flächen, welche von Infusorien, die in ihrer Masse eingefroren waren, Farbe angenommen hatten. Mittags befanden wir uns unter 74° 50' südl. Breite und 166° 15' westl. Länge. Das Packeis schien eine mehr nördliche Richtung zu nehmen, aber als wir seinen Saum eine Weile verfolgt hatten, fanden wir bald, dass wir in eine tiefe Bucht eingelaufen waren; deshalb mussten wir schnell die Segel einziehen und wieder umkehren, erreichten aber die nördliche Spitze der Bucht erst nach Mitternacht.

Die allgemeine Richtung der Hauptmasse des Packeises führte uns viel weiter nach Westen als wir wünschten; aber es war so dicht und aus so schweren Massen zusammengesetzt, dass wir uns nicht hineinwagen durften. Mehr als ein Mal standen wir auf dem Punkte, in dem neugebildeten Eise und an seinem Rande stecken zu bleiben; aber von einer guten Brise aus Südwesten begünstigt, setzten wir unsere Reise nach Norden fort und befanden uns Mittags (26. Febr.) unter 72° 46' südl. Breite und 170° 1' westl. Länge. Des Abends fanden wir, dass wir bei unserm Streben, dem Rande des Packeises so nahe als möglich zu bleiben, uns abermals in einen tiefen Einschnitt desselben verloren hatten. Die ganze Nacht schwebten wir in Besorgniss, auf die Leeseite des Packeises geworfen zu werden, aber zu unsrer Freude erblickten wir bei Tagesanbruch nur 2 oder 3 Meilen vor uns das offene Wasser, welches wir auch um 9 Uhr erreichten.

Es war ein herrlicher Nachmittag und die durch die Wolken brechende Sonne verbreitete über unsere ganze Umgebung ein Leben und eine Heiterkeit, die wir seit langer Zeit entbehrt hatten. Mit einem sehr beständigen Südostwind setzten wir unsern Weg unter allen Segeln fort mit der wohlbegründeten Hoffnung, an dem Packeis, das wieder weit mehr nach Norden lief, kein Hinderniss mehr zu finden.

Abends gab mir Commandeur Crozier durch Signal seinen Wunsch zu erkennen mit uns zu sprechen und ich hatte das Vergnügen, seine und seiner Offiziere Glückwünsche über den guten Ausgang unserer Arbeiten trotz des wenig versprechenden Beginns derselben zu empfangen. Zu meiner Freude erfuhr ich auch, dass die Offiziere und die Mannschaft des Terror sich einer eben so guten Gesundheit erfreuten wie die unsrigen, dass die wenigen Fälle von Frostschäden und Quetschungen vollkommen geheilt waren und dass auf beiden Schiffen kein einziges Individuum krank war.

In einer Entfernung von 3 bis 4 Meilen von dem Rande des Packeises setzten wir unsern nördlichen Curs fort und befanden uns den 28. Febr. Mittags unter 70° 54' südl. Br. und 175° 36' westl. Länge. Während der letzten Tage liess sich der weisse und der graue Sturmvogel in grossen Schaaren blicken. Die Captaube, der russschwarze Albatros und der Riesensturmvogel waren weniger zahlreich; einige Pinguine kamen uns hier und da zu Gesicht und häufiger hörten wir ihr Geschrei. Robben waren verhältnissmässig nicht zahlreich, aber der kleine Finnfisch und der gefleckte Wallfisch zeigten sich häufig an dem Saume des Packeises.

Nachmittags 4 Uhr zeigte sich eine grosse Kette von Eisbergen so dicht an einander gedrängt, dass wir keinen Durchgang entdecken konnten und uns deshalb südwestlich wenden mussten; erst kurz vor Mitternacht, nachdem wir 30 bis 40 Meilen an der Kette hingefahren waren, konnten wir ihre westliche Spitze umsegeln und unsern vorigen Curs wieder einschlagen. Drei dieser Berge führten Felsstücke und Erdklumpen mit sich und mehrere von den tafelförmigen mussten, nach den gewaltigen Trümmern auf ihren Gipfeln, mit andern in heftige Collision gerathen sein. Die Nacht war sehr klar, die Sterne schienen und der Mond verbreitete ein starkes Licht. Das Südpolarlicht zeigte sich in concentrischen Bogen im Zenith und ungefähr 10° auf jeder Seite desselben auf dem östlichen und dem westlichen Punkte des Horizontes ruhend; es bewegte sich zuweilen flackernd, zeigte aber keine Farben.


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