Fritz Reuter
Hanne Nüte un de lütte Pudel
Fritz Reuter

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27.

    »Wohen? wohen?« – »»Kumm mit! kumm mit!
Dit ward mal 'ne Häg', 'ne Lust ward dit!
Wat sittst Du hir, wat lurst Du hir?
Bi Sparlings is wedder mal Kindelbir.«« –
»Ne, ne! Ik gah nich in de Stadt;
'Ne trurige, knägliche Lust is dat:
An'n irsten Mai, wenn Allens gräun,
Mag de Kukuk in steinerne Muren tein!« –
»»Du narsche Kiwitt, Du dumme Gast!
Sei wahnen jo wedder in ehren Knast,
In ehre Wid, dicht an den Dik,
Wo Hanner drömte von sin lütt Fik.««
»Na, denn man tau! – Hei Nachtigal! –
Hei Draußel! – Un ji Annern all!
Heran! Heran mit alle Mann!
Wer danzen un wer singen kann,
De sall up gräune Maien
An uns're Köst sik freuen!« –
Un all de lütten flinken Gäst,
De trecken nah dat Sparlingsnest,
Un Kindelbirsvadding steit stolz vör de Dör,
Hett reine Vadermürder vör;
Sin brune Snipel sitt so glatt,
As hadd de Bull em lickt,
Un orndlich vörnehm lett em dat,
Wenn mit den Kopp hei nickt:
»»Willkommen, ihr Freund, willkommen! – Indeß
Wird heut mir die Einrichtung schwer!
Wo nehm' ich woll all die Gevattern her?
Denn ditmal sünd't wedder mal söß.«« –
Un Allens lacht, un Allens singt,
Un Allens danzt, un Allens springt;
De oll Herr sülwst, de Aderbor,
Steit hüt nich up den einen Bein,
Vergett sin Würd hüt ganz un gor
Un stellt sik lustig in de Reih'n
Un danzt henup un danzt henäwer,
En Schottschen dörch den gräunen Klewer.
Uns' Herrgott kickt ut't Finster rut
Un lacht un seggt: »Nu kik doch mal!
Hüt süht't up Irden lustig ut,
De Philosophen danzen all;
Un is't ok man up knickrig Bein,
Is't doch plesirlich antausein.«
Un as sei All ut Pust un Athen,
Ward Jochen eine Red' loslaten,
Hei pust sik up un seggt: »Geliebten Gäste,
Ihr meint, Ihr seid auf Kindelbir?
Nein, dieses nicht! – Heut seid Ihr hier
Auf einem Volks- und Jubelfeste.
Ja, Freunde, es ist uns gelungen,
Wir ha'n die Beiden durchgebrungen
Durch alle Fährlichkeit und Noth!
Doch Einer ist in uns'rer Mitten« –
Hir höll hei an, hir würd hei rod –
»Der hat am meisten für das Paar gelitten,
Am meisten hat er sich geplagt –«
Un Allens kickt sik üm un fragt:
»»De Aderbor? de Nachtigal?«« –
Un Jochen sleit de Ogen dal
Un grifflacht vör sik hen bescheiden:
»Ja, leiwen Frün'n, ik was't, ik was't
Ik drog de allerswönnste Last,
Un ik verfrig denn ok de Beiden.« –
Uns' Herrgott lacht: »Je, du Hans Quast!
Na, freu' di man in dine Wichtigkeit!
De Minschen maken't noch vel slimmer:
Wenn so en Narr taufällig Gaudes deit,
Denn prahlt hei drist, denn glöwt hei ümmer,
Dat hei dat ut sik sülwen hett,
Un hadd 'k em mit de Näs upstött.« –
As Spatz dat Wurt nu wedder nimmt,
Kümmt Wepstart an: »Sei kümmt! sei kümmt!« –
Un Fiken kümmt den Weg hendal
Un trett herute ut den Holt,
Un up ehr föllt en Sünnenstrahl
Un lücht üm ehr as luter Gold.
Ehr brunes Og, dat kickt so wacht
Un doch so sinnig un bedacht,
Ehr weike Back is rod un frisch,
As dunn, as sei spelte up gräune Wisch,
Un, rank un slank de vullen Glider,
Geit sei mit frohen Harten wider.
Un as sei kümmt an unse Wid,
Set't sei sik in den Schatten dal
Un äwerdenkt vergah'ne Tid.
Verwun'n is all de Angst un Qual,
Vöräwergahn dat Ach un Wei. –
Sei folgt de Hän'n up ehre Knei
Un kickt in't schöne Land herin. –
Ach, wenn doch Ein ehr seggen künn,
Dat all dat, wat s' in düstern Stun'n
In stillen Harten heimlich spun'n,
Mal kem so herrlich an de Sünn,
As dese klore Frühjohrsdag,
De golden vör ehr Ogen lag!
So sitt s' un sinnt vergah'ne Ding'n,
Un Hoffnung spinnt den Faden wider,
Un üm ehr rümmer is't en Kling'n,
En Jubeln is't von Vagellider;
Un ut den Holt, dor klingt 'ne Fläut,
De Draußel is't, sei singt so säut:
»Hir geit 'e hen, hir kümmt 'e an!
Hei güng as Burs, hei kümmt as Mann,
Hei höll in Leiw tru tau di ut,
Nu is hei din, du leiwe Brut.«
Un ut den Holt kümmt stramm un strack
En Mann herut mit brune Back,
De kickt sik üm so klor un wiß;
Un as hei't Og herümmer sleit,
Dunn seggt hei: »'T is noch so as süs.«
Un as hei'n Beten wider geit,
Dunn seggt hei irnst: »Hir is dat Flag,
Hir heww ik swuren an kennen Dag.
Höll ik min Wurt?«
Deip in Gedanken geit hei furt.
So kümmt hei an de olle Wid,
Un as hei dor tau Höchten süht,
Dunn süht hei sitten en Mäten dor,
De Sünnenstrahl spelt in dat kruse Hor,
Ehr Hän'n sünd folgt up ehre Knei,
Wid kickt sei in't gräune Land herin;
Dunn ward't em in'n Harten so woll un so wei:
Dat is sei! dat is sei! Dat möt sei sin!
»Lütt Fiken, lütt Pudel! Ik bün't, ik bün't!«
Un hell tau Höchten flüggt dat Kind –

                       En Ogenblick – un weik un warm
Liggt sei in seinen starken Arm,
Un weik un warm fött hei sei rund
Un küßt sei up den roden Mund,
Un weik un warm singt Nachtigal
Dat Brutled räwer von den Dik.
Uns' Herrgott kickt von baben dal:
»»Kumm Hanner rup, kumm rup lütt Fik!
Un is de Ird ok noch so gräun,
Un schint de Sünn ok noch so klor,
För so'ne Lust, för so en Freu'n
Is't düster doch! Kamt in den Hewen,
Ik will jug sülwst de Hochtid gewen.«« – –

 

    Un as Jehannsdag kamen was,
Dunn würd up Irden de Hochtid hollen;
Hell klüngen Vigelin un Baß,
Un Klarenett is rinne follen.
Vör Snuten Hus' geit't lustig her,
De Gören drängen sik an de Dör;
Oll Smidtsch ehr Nägen alltausamen,
De springen herümmer mit Jöching Frahmen
Un Schulten-Gusten. »Kikt!« röppt lütt Luten,
»Kikt, Gören, kikt! hüt heww wi Stuten!«
Un höllt en Stuten hoch in En'n
Un höllt em wiß mit beide Hän'n.
Un Hinning röppt: »»Nu kamen s' rut!
Hurrah! Uns' Pudel is hüt Brut!«« –
Un as de Tog tau Kirchen geit,
Dunn spelen Klarenett un Fläut,
Un Allens drängt sik mit herin,
Un still un stiller ward dat sin.
Lütt Fiken steit wedder an den Altor;
De Sünnenstrahl spelt in ehr kruses Hor,
Liggt golden up ehren Ihren-Kranz
In schint in dat Hart mit den seligsten Glanz;
Un vör ehr steit so irnst un wiß,
Wat nu ehr Ein un Allens is,
Un drückt de Hand ehr tru un fast:
Ik drag' för Di de Lewenslast.
Un de Herr Paster spreckt den Segen,
Un vör em sitt oll Mutter Snutsch
Un weint in ehren Blaumenstrutz,
Un Smidtsch möt ok ehr Ogen drögen;
Un Vader Smidt un Meister Snut,
De sein so wiß un isern ut,
Un Meister Snut seggt: »Vadder Smidt,
Kumm mit! Ik gah in mine Smäd,
Ik weit nich, wat hüt in mi sitt;
Is dat den Preister sine Red,
Is dat dat Glück von uns're Kinner;
Kumm mit mi in de Smäd herinner!« –
Un as de schöne Tru is ut,
Un as de Por kümmt rut nah buten,
Dunn kümmt de Köster ran: »Herr Snut,
Un Sie auch, werthste Madame Snuten,
Gott segne Ihnen alle Zeit!
Ich hab' mir hellschen heut gefreut,
Daß sie tauletzt sich doch gekriggt.«
Un kickt sik üm nah Schulten-Gusten:
»Das merke Dir, Du Bösewicht!
Worum kriggt Hanne sik un Fiken?
Dorum, weil sie Ihr ümmer wußten.
Bestrebe Dir darnach, sie drin zu gliken!«
Un wen'nt sik argerlich von em: »Doch Du!
Du kriggst meindag' kein ordnlich Fru!« –
As nu de Köst in vullen Gang'n,
Sitt Jochen up den Schostein baben:
»»Frau,«« seggt hei, »»mich soll doch verlang'n,
Ob Alle uns vergessen haben.
Es riecht hier ganz famos nach Kuchen.
Sie könnten uns für uns're Müh'
Ein bischen zu belohnen suchen.
Wir haben's wohl verdient um sie.««
Doch Lott, de seggt: »»Wat hir, wat dor!
Jehann un Fiken sünd en Por;
Un wat wi wullen is geschein,
Nu will'n w' uns recht von Harten freu'n.
Nu Olling, ran! Drag Halm un Fedder!
Wi bugen en niges Nest uns wedder.
Hir will'n wi wahnen, un sallst mal sein,
Hir ward uns Keiner dat Nest utdrei'n;
In desen Hus' litt Keiner Nod,
Hir fin'nt en Jeder sin däglich Brod;
Un föllt de Winter hart uns sihr,
Denn heww'n wi jo Krischäning hir;
Hir will'n wi lewen in Fred un Rauh.
Nu, Jochen! nu drag flitig tau.«« –
Un as de Köst tau En'n is gahn,
Steit still an den Heben de vulle Man
Un gütt sin Licht up Barg un Dal,
Dunn singt in den Goren de Nachtigal;
Sei singt von de twei Beiden,
Von nümmer, nümmer Scheiden,
Von Leiw un Tru un Seligkeit,
Von't Glück an'n eig'nen Hird:
Wat Jeder ahnt un Keiner weit,
Dorvon giwwt Nachtigal Bescheid;
En schönes Singen wir't! –
Un as de Treckeltid is dor,
Un as dat Kurn tau Fack,
Dunn stellt sik uns' Fründ Aderbor
Bi Snuten up dat Dack.
Wat will de knickerbeinig Gast?
Wat stellt hei sik dorhen?
Worüm up Snuten sine Fast?
Seggt mal, wat will hei denn?
Hei stellt sik up den einen Bein,
Kickt in den Schostein raf,
Up de Ort kann hei beter sein,
Ob't dor wat Niges gaw.
Un as hei sein, wat dor passirt,
Dunn seggt hei: »So is dit!
Adjüs! Wenn't Frühjohr wedder kihrt,
Denn bring' ik Jug wat mit.
Paßt up! Dat sall vör Allen
Großmutter Snutsch gefallen!«


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