Fritz Reuter
Hanne Nüte un de lütte Pudel
Fritz Reuter

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12.

    »Je,« seggt oll Smidtsch, »min leiwes Kind,
Süh, wat uns' beiden lütten sünd,
De kann nu Dürten ok all wohren,
Uns' Krischan helpt mi in den Goren,
Uns' Fritz, de hödd de Schap bi'n Buren,
Nu darwst Du länger ok nich luren,
Du möst nu ok hen Deinen tein.« –
»»Ja,«« süfzt lütt Fiken, »»'t is woll Tid,
Doch, Mutting, schick mi nich tau wid,
Nich alltauwid von Jug vonein.«« –
»Ne, nah de Stadt. De Bäcker was
Jo gistern hir un wull Di meiden
Un redt utdrücklich mit uns Beiden,
Un Vader säd, em wir't tau Paß,
Un makt dat mit den Bäcker af.
Un hir 's Meidsgeld, wat hei gaww.« –
»»Ach, Mutting, Mutting, nich nah den'n –
Ik dau jo All'ns, wat Du verlangst –
Wo stört't hei rin hir in de Angst,
Wo bäwert hei an Fäut un Hän'n,
Wo kek hei sik so gruglich üm,
Wo heisch un braken was sin Stimm!
Weitst, wat uns' oll Herr Paster seggt?
Wer so'ne Angst in'n Harten dröggt,
De is nich recht.
Ik künn't nich ansein; ik müßt gahn.
Un in den Drom de ganze Nacht
Hett mi sin Angst vör Ogen stahn.««
Un bidd't s säut un strakt so sacht:
»»Ach, Mutting, Mutting, nich nah den'n!««
»Na,« seggt oll Schmidtsch, »büst nu tau En'n?
Wat is dat för en görig Wesen!
Wenn Einer ut de Pust sik lopen,
Denn sackt hei nahsten woll tauhopen;
Wenn dicht bi Di de Blitz inslög',
Wo Du Di denn dorbi woll haddst? –
Ih, wat! lat sin, gah weg! gah weg! –
De oll Geschicht blot föllt Di in,
As Du dor bi Din Gösseln sattst
Un hei Di in de Hor hett reten.
Wat? Du willst nu verstännig sin,
Un kannst so'n Ümstand nich vergeten?« – –

    Lütt Pudel weint, ehr Mutter schellt,
Un doch hett s' up de ganze Welt
Nicks Leiwers as ehr lüttes Fiken. –
Wat helpt dat All? De Armen möten
Ehr Kinner in de Welt rin stöten.
Ach, wull'n doch mal eins sein de Riken,
Wo männig Mutterhart hett blödd,
Wenn't so dat Leiwste von sik stött!
Sei würd'n so'n arm, lütt frömde Dirn
Up gauden Wegen wider führ'n,
Tau jeder Stun'n dat warden wiß,
Dat so'n frömd Kind Gottskind ok is. –
De Sünndag kümmt, lütt Fiken steit
Vör ehren Oll'n, tau gahn bereit.
En lüttes Bündel olle Plün'n,
De Mutter künn tausamen fin'n,
Von hir un dor tausamen stückt,
Doch Allens sauber wascht un flickt,
Dat s' lichting in de Hand deit hollen;
Dat is de Utstü'r von de Ollen.
Oll Smidt sitt buten vör de Dör
Un raut sik in de warme Sünn,
Un Mutter wirthschaft't hen un her.
»Süh,« seggt oll Smidt, »min Kind, ik bün
Ok so mal von min Öllern gahn;
Von Lad' was dunn ok nich de Red'.
Min Ollen hadden 't Mäglichst dahn
Un hadden mi nah Kräften kled't;
Un as de Afschidsstun'n kamm neger,
Un ik süll rinne in de Frömd,
Gaww Mutter mi en reines Hemd
Un Vader desen Hosendräger.« –
Hei knöpt en af un treckt en dörch de Hand –
»Kik, Kind, de Reim is noch bewandt
Un is noch ümmer düchtig dor;
Ik bruk en nu all männig Johr,
Wenn mi wat fehlt, tau allerhand.
Wenn mi mal ritt min Karrensälen,
Ward mi en Strick taum Binnen fehlen,
Drag ik 'ne unbequeme Last,
Is in den Hus' mal wat nich fast,
Kriggt Fritz mal sine trotz'gen Nücken,
Un wenn de Lütten sik nich schicken,
Denn binn ik mi den Dräger af,
Mak de Verlegenheit en End
Un holl en richtig Regiment
Un segen den'n, de em mi gaw.
Di kann 'k den Reim nu doch nich schenken,
Doch gah ik einmal ut de Welt,
Un wenn de Dräger denn noch hölt,
Denn kriggt en Fritz taum Angedenken,
Wil hei de Negste dortau is.
Di heww ik nu nicks mit tau geben,
As desen letzten, gauden Rad;
Un den, min Döchting, den holl wiß!
Un dau nah em Din ganzes Leben,
Drag' em in'n Harten früh un lat;
Tag as en Reimen möt hei hollen,
As dese Gaw von minen Ollen;
Möt Di tau allen Dingen dägen,
Ut alle Swerlichkeit Di trecken,
Un büst Du mal up slichten Wegen,
Denn sall hei Di't Gewissen wecken.
Süh, ritt Di mal Din Karrensälen,
Hest mal wat dahn, wat nich sall sin,
Leig nich! Gestah dat ihrlich in!
Wer leigen deit, de ward ok stehlen.
Murr nich un mak kein sur Gesichter!
Schint ok Din Last Di mal tau hart,
Fat drist man tau, bet't beter ward;
Dörch Murren ward kein Arbeit lichter.
Snack nich, is in den Hus' wat los,
Un sühst Du't ok un denkst Din Deil!
Dörch Snacken ward kein Schaden heil,
Hei ward man gröter, slimmer blos.
Un nu seggt ik Di noch dat Ein –
Du weitst, min Döchting, wat ik mein' –«
Un irnsthaft in ehr Ogen seg 'e
Un treckt sinen Hosendräger
So grimmig dörch de harte Hand,
»Makst Du Din Moder mal de Schand...« –
Dunn stunn hei up un güng herin.
Un uns' lütt Pudel stünn un weint,

                  Dunn kamm ehr Mutting: »»Lat man sin
Uns' Vader hett dat so nich meint,
Hett Di mit Fründlichkeit jo tagen.
Un hett Di jo sindag' nich slagen,
Doch schickst Di nich – dat segg ik Di –
Un kümmst mi mal tau Hus mit Klagen,
Denn sallst mal fein, denn is't vörbi!
Na, lat man sin, wardst Di woll schicken«« –
Un ward sei fründlich an sik drücken.
»»Wo hest Din Meidsgeld? In de Tasch?
Wis' her, dat künn Di rute slackern;
Ik will't Di in den Halsdauk knöpen.
Un hür! deist Du dat Geld verklackern
Un wardst dorför nicks Orndlichs köpen,
Denn sallst mal sein! Un wis' den Dahler
Nich Jedwereinen up de Strat;
De Slichtigkeit is glik parat;
De Stähner hett wat, nich de Prahler.
Un grüß Fik Schulten ok von mi,
Sei segg'n tau ehr jo nu »Zaphie«.
Du lettst Di äwer »Fiken« nennen
Un nich »Zaphie«, dat segg ik Di!
Un kannst Du dat so drein un wennen,
Dat Du tau Pingsten hir kannst sin,
Un wenn de Bäcker nicks dorgegen,
Denn kumm, min Kind; wi bliwen in;
Un denn bring för uns' annern Nägen
En Stuten mit för Jedwerein,
Dat sei doch, wenn s' Di weddersein,
Sik tau ehr grote Swester freu'n.
Hir sünd zwei Gröschen, nimm sei mit;
Acht Stuten sünd't, dat stimmt genau,
Un nägen Gör'n, denn för dat Lütt
Dor giwwt hei Di woll einen tau.
Un nu adjüs! un bliw gesund«« –
Un drückt en Kuß ehr up den Mund –
»»Un holl dat Dinig gaud tau Rad.
Micheli köp ik Di 'ne Lad',
Wenn't jichtens mit de Gäus' deit glücken.
Dat segg 'k Di äwerst: möst Di schicken.
Un nu, min Döchting, gah, nu gah!«« –
Un Fiken geit, sei kickt ehr nah,
Un Vader ward ut't Finster kiken:
»Adjüs, adjüs! min leiw lütt Fiken!« – –
Un Fiken geit un weint so sacht,
Ehr is't, as güng s' in düstre Nacht,
As wenn de Sünn un Man un Stirn
Versackt, vergahn an'n Heben wir'n.
Un üm ehr rüm is luter Licht,
Dat lewt un wewt un singt un lücht't,
As wir de Welt hüt jung irst word'n,
As wir't de irste Sündagmorrn,
As den'n uns' leiwe Herrgott säd,
Dat Allens prächtig wesen ded.
Un sei, sei geit in Blaum un Gras
In Sünnenschin un Vagelsang
So rein un schön as Eva was,
Un in den Harten doch so krank,
As wir sei för ehr ganzes Lewen
Ut't Paradies herute drewen.
Un is't ok krank mit ehr bestellt,
In jungen Harten flütt en Born,
Von den is Männig heil all word'n,
De Born, worin de Hoffnung quellt.
De wallt tau Höcht ut düstre Nacht,
So deip, so deip, un doch so sacht,
Bald wellt hei up, bald wellt hei dal,
Bet hei tau Dag' kümmt frisch un hell,
Un Heben blag un Sünnenstral
Sik speigeln un sin klore Well.
Un wenn sin Flauthen wider tein
Dörch frisches Wisch- un Waldesgräun,
Denn kiken de Blaumen ut ehren Verstek
Un speigeln sik bunt in de klore Bäk,
Denn ward dat en Flimmern un Lüchten un Gläun,
En Danzen un Springen un Küseln un Drein;
Un Welt und Heben, de danzen mit,
Wenn vull in Flauthen de Strom hen flütt,
Un in den Harten, dor ward dat en Freu'n;
De Hoffnungsstrom, de heilt un käuhlt,
Bet't kranke Hart gesund sik fäuhlt. –
Si was't denn ik mit uns' lütt Fiken,
De swarten Schatten von ehr wiken,
Un wat ehr ahnt un wat ehr swant,
Dat schüchert furt de Sommerdag,
So wankt sei furt bet an dat Flag,
Wo Jochen mit sin Lotting wahnt,
Un set't sik hen, wo Hanner lag.

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