Fritz Reuter
Hanne Nüte un de lütte Pudel
Fritz Reuter

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2.

    Uns' Hanne Nüte was dat einzigst Kind
Von oll Smid Snuten tau Gallin,
Un wo denn nu de Lüd so sünd,
Irst säden s' tau den Jungen Snüte
Un nahsten säden s' Hanne Nüte.
Un desen Nam müßt hei behollen.
Dat argert irst de beiden Ollen,
Vör All'n was Mutter nich taufreden,
Wenn s' tau den Jungen »Nüte« säden.
In't Irst rep s' oft ut't Finster rut:
»Hei heit nich »Nüte«, hei heit »Snut«!«
»»Na,«« säd de Oll denn, »»lat man wesen!
Wenn hei man schriwen kann un lesen
Un denn sin Handwark gand versteit
Un nahsten denn up Wannern geit,
Denn is't egal, denn kümmt't up Eins herut,
Sei seggen »Nüte« oder »Snut«.«« –

    Ok uns' lütt Pudel was tau den Namen,
As Hanne Nüte, unschüllig kamen,
Denn döfft was sei up Fiken Smidten.
Nu wiren in't Dörp drei Fiken Smidten,
De ein, de kunn nich richtig snacken,
De nennten sei denn Stamer – Fiken;
De anner hadd wat lange Hacken,
De nennten s' dornah Piphack – Fiken,
Un uns' lütt Fiken würd Pudel heiten,
Von wegen ehr kruses, brunes Hor.
Na, frilich müßt't ehr irst verdreiten
Un oftmals ded't ehr herzlich wei,
Denn säd ehr Mutting: »Dirn, so rohr!
So'n Nam, dat is jo einerlei!
Wenn du man blot kein Pudel büst,
Un dorför will'k Di denn woll wohren, –
Nu kumm man her un lat dat Rohren.«
Un treckt sei up den Schot un küßt
Sei fründlich up de witte Stirn:
»Süh, Fiken, büst min öllste Dirn;
Wenn Du mi ut de Ort nich sleist
Un'n ihrbor Mäten warden deist,
Denn folgen nahst uns' annern Nägen
As Hamel nah up gauden Wegen;
Doch, Dirn, wardst Du Di nich gaud schicken
Un kümmst mi mal tau Hus sülwt twei,
Denn slag'k de Knaken Di entwei. –
Nu nimm den Korf un gah hen plücken.«

    So wuß uns' Pudel denn tau Hög,
Un ok tauglik de annern Nägen,
Un wenn ok Mutter dornah seg,
Sei müßt tau oft up Arbeit gahn,
Uns' Fiken müßt den ganzen Segen
Von Gören räuken, wohren, fäuden,
Un hadd uns' Mutter ok dat Slahn
Un höll all Abends streng' Gericht,
Lütt Fiken müßt doch möten, häuden,
Dat Dürten sik nicks föll taunicht,
Dat Fritz nich mit de Aex ded spelen,
Dat Korl un Ludwig sik nich slogen,
Un Jöching sik nich wörgt vör sichtlich Ogen
Mit Vaden sinen Karrensälen,
Dat Krischan sik nich wull balbiren,
Un dat lütt Riking lep nich rinne
In't kaknig Water, un lütt Hinne
Nich up de Sodkist güng spaziren. –

    So wuß sei denn in Arbeit up
Roth as 'ne Ros', rank as 'ne Pupp,
Den Kopp all tidig vill von Sorgen,
Dat Hart so rein as Frühjohrsmorgen,
De Hand woll hart, doch weik de Sinn,
An Kledung arm, an Dugend rik,
So was de Pudel, was lütt Fik,
As sei vür Gott an't Altor stünn. –
Herr Paster hett sei baben stellt,
Em dünkt, dat hüt an so'n Urt
Kein Rang un Stand un Rikdaum gelt,
Wil dat lütt Fik in Gotteswurt
Von All'n am besten weit Bescheid.
Un as sei dor in Rock un Mütz
Demäudig-arm un rendlich steit,
Dunn hewt sik Allens von den Sitz
Un fröggt: »Wer mag de Öbberst sin?«
Dunn geiht en Flustern dörch de Reihn:
»»De Pudel is't, oll Smidten sin.«« –
»Na, hett de Düwel so wat seihn!«
Seggt oll rik Boldt. »Nu kik mal!« seggt 'e
»So'n Snurrers mihr as Burendöchter!« –
Un as sei ut de Kirch rut gahn,
Dunn pust en olles Burenwiw:
««Dat hett kein Hemd up sinen Liw,
Un dat möt hüt as Öbberst stahn!«« –
»Ja,« seggt Smidt Snut, »un dat mit Recht.
Wenn Einer so sin Lex upseggt,
In'n Katekism weit Bescheid,
Denn hürt sik, dat hei baben steit.
Ji, mit Jug' ollen dummen Dirns!
Grad as up't dämlich Mul slahn wiren s'!
Ji denkt man ümmer an Jug' Geld;
Geld ward vör Gott nich baben stellt.«
»»Ja, Vadder,«« seggt de Wewer Fram,
»»Dorin stimm ik mit Di tausam.«« –
Un oll Stathöller Möller seggt:
»Ja, Meister Snut, Sei hewwen Recht,
Wat is't sör'n oll lütt, klaukes Mäten!« –
»Ja,« seggt Radmaker Windelband,
»Un hett meindag' nich müssig seten
Un ümmer hett s' wat in de Hand,
Un denn so ihrlich un so tru,
Un denn so'n klores, smuck Gesicht,
Wer de mal eins taum Deinen kriggt,
Un wer de mal eins kriggt as Fru,
De ward wohrhaftig nich bedragen.
Dor kümmt de Köster ran,
Den känt Ji fragen.«
Un Köster Sur kümmt ran: ««Ja, Vadder Snut,
Die wär' gelehrsamer, as Din Jehann.
Ich sag' natürlich nicks nich gegen Hannern.
Un zworst worum? – Der Jung' wär gut,
Er wüßt Sein besser, as die Annern;
Indessen doch, Natur der Wissenschaft
Und das Verhältniß der Behaltungskraft,
Das fehlt ihm mehr un is mit Smidten-Fiken,
Die vor gewöhnlich man den Pudel heißt,
In Hinsicht diesen gor nich zu vergliken,
Die hätt' einen himmelanwogenden Geist.«« –
»Na,« seggt oll Snut, »man nich tau hoch!
Indessen freu't mi't, dat oll Smidt,
De mit de velen Gören sitt,
Hüt för sin Öllst de irste Nummer tog.« –

    Smidt Snut geit nu nah Hus, entlang de Del,
Un denkt nich an sin Middageten,
Geit nah en Flag, dor hadd hei vel
Un oftmals in Gedanken seten;
Denn up dit Flag hadd hei tau allen Stun'n
För sin Gedanken Utkunft fun'n.
Hei set't de Ellbag'n up de Knei
Un led de Hand sik an de Backen
Un simmelirt un denn kunn hei
De allerswön'nsten Nät upknacken. –

    So hüt denn ok; un kümmt herin un seggt:
»So, Mutter, heww't mi äwerleggt,
Un Du hest säker nicks dorwedder,«
Un strakt ehr äwer dat Gesicht –
De Ollsch, de hadd en dägtes Ledder,
Doch so'ne Smädhand, wenn sei't Straken kriggt,
De 's grad so sacht un fin un zort,
As wenn 'ne Raspel dräwer fohrt;
De Ollsch, de zupft denn ok en Beten –
»Na, Mutter, hür mal, wat ik mein;
De Smidten-Dirn, dat is en Mäten,
Dat is en Stolz för de Gemein,
Doch mit de Oll'n is dat man swack.
Wat meinst Du tau en Schepel Tüften?
Süh, uns' Jehann, de nimmt den Sack
Un lad't em up de Karr un schüwwt en
Herun; Du giwwst en Büdel Mehl,
Ik för den Oll'n en Pund Tobak,
Jehann, de makt en schön Empfehl –«
»»Holt,«« seggt de Ollsch, »»so geit't nich, Snut
Mit Kumpelmenten kümmst nich t'recht.
Wenn so de Jung', as Du willst, seggt,
Denn kümmt 't man ganz erbärmlich rut.
Ne, 't is man armes Volk de Smidten,
Doch arm un rik, dat's ganz egal,
En Kumpelment möt allemal
Stramm sneden ward'n un stramm ok sitten. –
Jung', knöp den Rock Di tau un hal Din Mütz
Un nimm de Karr un karr nah Smidt's:
Empfehlung von de Snuten-Lüd'
An Smidten un an Smidtschen,
Un't freut uns sihr un't freut uns hüt,
Un schickten hir en Bitschen
Un nemen Beid' uns hüt de Jhr –
Un nich vör ungaud derentwegen,
Un dat dat man so wenig wir,
Un för lütt Fiken Gottes Segen.
Nu segg't mal her, hest't nu behollen?««

    Jehann, de weit't, lad't up un karrt
De Strat hendal; de beiden Ollen
De kiken glücklich achter her,
Un Snut, de seggt: »De Jung', de ward.
Hei sleit mi all ganz nüdlich vör
Un is as en rechten strew'gen Hund,
Un bliwwt de Slüngel man gesund,
Denn lihrt hei echter Johr all ut,
Un is't so wid, denn sall hei wannern.« –
»»Na,«« seggt de Ollsch, »»na, Gott sei Dank!
Denn heit hei endlich Jehann Snut;
Dit »Nüteseggen« und dit »Hannern«
Dit wohrt mi ok all vel tau lang.««


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