Fritz Reuter
Hanne Nüte un de lütte Pudel
Fritz Reuter

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10.

    Un Hanne Nüte treckt sin Strat
Un kümmt in'n Manschin Abends lat
'Rin in de grote Stadt Stemhagen
Un ward dor nah de Harbarg fragen.
Un as em Ein taurecht ward wisen,
Trett, up de linke Schuller sin Fellisen,
Hei rinne in de Stuw', stellt sik taurecht,
Den Haut up sinen Kopp, un fröggt:
»Mit Gunst, ist Schmiede-Herberg hier?
Mit Gunst, ist der Herr Vater nicht zu Hause?
Mit Gunst, ist die Frau Mutter nicht zu Hause?
Mit Gunst, ist der Herr Bruder nicht zu Hause?
Mit Gunst, ist Jungfer Schwester nicht zu Hause?«
Un as em Keiner Antwurt giwwt,
Seggt hei, wil dat hei stahen bliwwt:
Mit Gunst, dann sprech' ich Tisch und Bänke an,
Daß sie mir selbst heut Abend neben
Dem Bündel hier die Herberg mögen geben,
Daß ich mit Gott und Ehren weiter kommen kann.
Un geit an Disch un Bänk heran
Un smitt den Bündel unnr'e Bänk
Mit einen Wurf un so geschickt,
Dat kein Dragreimen, kein Gehänk
Taufällig sidwarts rute kickt,
Un stellt sik wedder an de Dör
Un bringt sin Fragen wedder vör:
»Mit Gunst, sind fremde Schmiede hier?«
Dunn rögt sik achter'n Disch en Gast
Un schüwwt taurügg sin Sluck un Bir –
So'n rechten ollen Fi'rburs was't –
Un kräpelt achter'n Disch hervör:
»»Mit Gunst, mein Schmidt, wo kommst Du her?««
Un fröggt nu 'rümme krüz un quer,
Wo Hanne hadd in Arbeit stahn,
Mit Gunst, wenn hei von Hus wir gahn,
Mit Gunst, wat hei för'n Landsmann wir.
Un Hanne antwurt't ganz gedüllig:
»Mit Gunst, mein Schmidt, bün dicht von hir
Un bün en richt'ger Mecklenbürger.«
Un bliwwt em keine Antwurt schüllig.
Dunn fröggt de Kirl in seinen halben Rausch:
»»Mit Gunst, mein Schmidt, büst Du ein Tausch?««
Dunn seggt Jehann: »Wat fröggst dornah? –
Mit Gunst, mein Schmidt, ich bün es! – Ja! –
Doch heww 'k min Handwark richtig lihrt,
Bi minen eig'nen Vader wir't.
Un wenn hir Ein von Jug süll denken,
De würd mi wat an Lihrtid schenken,
Un dat hei blöd mi wesen is,
Denn sitt hei sihr in Bisterniß.
Un wenn sik Ein doräwer noch monkirt,
Denn kann hei glik man rute treden,
Ik wis' hir up de Städ en Jeden,
Wat för en Slag de Oll mi lihrt.« –
Den ollen Fi'rburs kek verdwas
Ut't Og' dat Bir- un Brandwinglas,
Hei sprüt't de Tobackshauch tau Ird
Un güng em an mit spitze Würd'. –
Na, Hanne was em ok nich blöd;
Em was tau Maud, as wir hei sid hüt morren
An Krasch un Johren öller worden.
Un as de Fi'rburs wat von Muttern säd
Un up den Ollen spitzen ded,
Dunn ward em Hanne up de Näs' eins geben,
Dat all de Stirn an'n hogen Heben
Vör sine Ogen an tau danzen füngen,
Un all de Klocken in sin Uhren klüngen;
Doch höllt hei sik nich up de Fäut,
Un as hei sülwst nu wedder sleit,
Springt Allens up un slütt en Kreis üm ehr:
»Mit Gunst, ihr Schmiede, regulär!« –
»»Ganz regulär!«« röppt Hanne wild dortwischen,
Un ward den Kirl noch einen wischen.
»»Ganz regulär! Ahn Hinnerlistigkeiten!««
Un lett den Kirl Kopphester scheiten.

    »»Ganz regulär! – Hund, willst Du kuschen?
Hallunk, sall 'k Di noch wider nuschen?
Willst noch wat up min Öllern reden?«« –
Dunn röppt de Anner: »Freden, Freden!«
Un as Jehann tau Höcht em lett,
Un jeder sinen Haut up hett,
Dunn kümmt de Anner nah em 'ran:
»Mit Gunst, mein Schmidt, liegt Dir daran,
Mit mir Dich wieder zu vertragen?« –
»»Mit Gunst, mein Schmidt,«« seggt uns' Jehann,
»»Wenn Alles zugeht regulär.«« –
Dunn kickt de Anner üm sik her:
»Mit Gunst, Ihr, meine lieben Brüder,
Daß ich mag Jeden darnach fragen,
Hat Einer hier etwas dawider,
Wenn ich mich wieder will vertragen?«
Un Alltausamen stimmen s' in:
»»Nein, Keiner hat etwas dawider,
Vertrag muß sin!«« –
Un de Gesell seggt noch tau Hannern:
»Mit Gunst, mein Bruder, treffen wir einander
Heut' oder morgen auf 'ner andern Stellen,
Daß wir uns keine Vorwürf' machen!«
Un Hanner seggt tau den Gesellen:
»»Mit Gunsten, nein! Ein Hundsvott thut es!«« –
»Mit Gunst, hast Du noch etwas gegen mich?« –
»»Mit Gunsten, ncihts als Lieb' und Gutes.«« –
Un geben beid sik dunn de Hän'n.
Un as de Slägeri tau En'n,
Dann sall't denn an den Bramwin gahn,
Doch Hanne seggt: »»den drink ik nich,
Un üm de Zech heww 'k mi nich slahn,««
Un schüwwt de Bramwinsbuddel t'rügg.
»»Frau Mutter, mi en lütt Glas Bir!«« –
Un de Frau Mutter kickt em an,
As ob hei ehr bekannt all wir:
»Min Sähn, sünd Sei nich ut Gallin,
Sünd Sei nich Meister Snuten sin?« –
»»Dat is min Vader,«« seggt Jehann. –
»Denn sünd Sei ihrlich Lüd ehr Kind;
Ehr Vader was en gauden Fründ
Von minen leiwen, sel'gen Mann.
Un ok, wat Ehr leiw Mutting is,
Mit de kamm ik vör Johren süs
In Fründschaft oft un vel tausamen.«
Un heit em fründlich mit ehr kamen.
Un as sei in ehr Stüwken sünd,
Dunn stellt s' sik irnsthaft vör em hen:
»Wo kümmt dit denn? Wat heit dit denn?
Wat? Sei sünd ihrlich Lüd' ehr Kind,
Un slahn sik hir mit so'n Gesellen,
Den alle Minschen Spitzbauw schellen?
So'n Kirl, den blot sin Brauders Geld
Vör Arbeitshus un Tuchthus höllt?
Pfui, junge Burs, pfui! schämen S' sik!« –
»»Je,«« seggt Jehann, »»Frau Mutter, ik
Kann wiß un wohrlich dor nich vör.
Knapp was ik rinne in de Dör
Un hadd den Handwarks-Gruß utspraken,
Dunn würd de Kirl sik an mi maken
Un fung mit slichte Würd' un Witzen
Up mine Ollen an tau spitzen,
Un wenn hei ok blot Lägen säd,
Was't doch, as wenn hei s' kennen ded.
Dat wull 'k nich liden
Un ik slog tau,
Un kamm em 'n beten up de Siden.
Verflucht will 'k sin, wenn 'k't liden tau.«« –
»Wenn't so is, hür'n em ok de Släg',«
Seggt die Frau Mutter, »doch ik rad',
Gahn Sei den Kirl hübsch ut den Weg,
Gahn S' nich mit em de sülwig Trad'.
Hei un sin Brauder, de sünd slicht,
Sei sünd bekannt dörch Land un Sand,
Un sünd bekannt ok vör Gericht.
De Lüd', de munkeln allerhand
Von eine Undaht, de geschein,
De Kein' as uns' leiw Herrgott sein.
Doch wat weit ik? Ik red hir vel.
Doch ein Deil weit ik ganz gewiß:
Glik nah dit heimlich, düster Wark
Würd' des' hir 'ne verlurne Sel;
Un wat sin öllste Brauder is,
De Bäcker rechtsch hir in den Mark,
De würd' en statschen, riken Mann.« –
»»Dat is sin Brauder?«« röppt Jehann.
»»Denn wull de Kirl sik an mi räken
Un ded den Strid von'n Tun blot breken,
Wil ik bi 'ne Gelegenheit
Den Bäcker hadd mal in de Mak.««
Un hei vertellt nu de Sak.
»Na,« seggt de Ollsch, »denn weit 'k Bescheid.
Nu äwerst, Sähning lat Di raden:
Gah dese Ort wid ut de Kihr,
Sei bring'n Di süs in groten Schaden,
In Larm un Strid un wat noch mihr. –
Un nu kumm mit, kumm mit, min Sähn!«
Un geit vöran rup nah den Bähn,
Un wis't em dor en sauber Bedd:
»Hir kannst Du Di herinne leggen,
Denn dat, min Sähn, sall Keiner seggen,
Dat Snuten-Sähn up Streu hir legen hett.
Un nu, min Sähn, un nu gu'n Nacht!
Un nimm Di vör de Kirls in Acht!«
Sei geit, un Hanner leggt sik dal
Un äwerdenkt den Dag noch mal. –

    Wat was de Dag ut Rand un Band!
Wat was de Dag vull Freud' un Led!
As Mutters Leiw un Vaders Hand
Ut ehren Schutz em trecken let,
Dunn packt em rechtsch un linksch de Welt
As Bülgen up de wille See,
Ball deip in Grund, ball hoch tau Höh;
Kein Moders Leiw is, de em höllt,
Kein Vaders Hand hei faten kann.
'Ne anner Leiw, de hett em küßt,
Von de hei süs noch nicks hett wüßt,
Un Haß, de föll em giftig an.
De Welt, de sung em in de Uhren:
»Wat hen – is hen! Verluren is – verluren!
Din Kinnertiden sünd vergahn!
Ik bün en grot verwünschtes Sloß;
Den ik den Rigel apendahn,
Den holl ik wiß, lat ik nich los;
Wer mal an mine Dör hett klinkt,
Un wer den Willkam mit mi drinkt,
Den holl ik wiß in minen Bann.
Du drünkst den säuten Drunk, Jehann,
Du büst nu bannt, du büst nu bun'n;
Nu ängst di man, nu quäl di man,
Bet du dat Zauberwurd hest fun'n,
Dat di den Rigel apen slütt.« –
Em is, as wenn de Mort em ridd,
Un ümmer greller warden sin Gedanken,
Dat ward en Winken un ward en Wanken,
Dat ward en Susen un ward en Klingen,
De Poggen grälen un de Vägel singen.
'Ne wille Angst, de föllt em an,
Ob hei den Bann woll lösen kann,
Ob hei dat Zauberwurd woll finn't. –
Slap in, Jehann, Weck hewwen't fun'n!
»Slap woll, Jehann, slap woll, min Kind!«
So flustert't üm de sülw'ge Stun'n
As en Gebett ut Mutters Mun'n,
Un tau em dröggt't de Abendwind.

    Jehann slep in.


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