Fritz Reuter
Hanne Nüte un de lütte Pudel
Fritz Reuter

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18.

                      De Harwst, de Treckeltid, is dor.
De Nachtigal, de hett den Aderbor
Von Krischan sinen Fund vertellt.
De Aderbor, de äwerall
För einen Philosophen gellt,
Hett desen ganz besondern Fall
Mit all sin Handwarkstüg dörchsunnen
Un doch den Grund nich rute funnen;
Bet em un ok de Nachtigal
Inföllt, den Kiwitt tau befragen:
Wat woll de Kiwitt dorvon weit.
Sei fleigen also in de negsten Dagen
Nah de Galliner Wisch hendal,
Wo noch de Kiwitt wahnen deit,
Dicht an den Holt, as vörrigmal.
»Gu'n Morgen, Vadder,« seggt de Aderbor,
»Wi sünd wat in Verlegenheit.
Du wahnst hir doch all männig Johr
Un weitst mit Allens hir Bescheid,
Nu segg uns mal...« – un hei vertellt de Saken,
De lütt Krischäning tau em spraken. –
Den Kiwitt schuddert't dörch de Knaken,
As hei dran dacht, wat hir geschein;
Mit einen Schri flüggt hei tau Höcht:
»Ik heww dat sein, ik heww dat sein,
Ik was dorbi, ik seg't, ik seg't,
Wo s' em dor in de Eck dodslogen,
Em nahsten Rock un West uttogen,
Un dunn em unn're Wrausen leggt.
Hir bi de Wid, hir bi de Wid, hir bi de Wid is't west.
Brun was de Rock un bunt sin West;
De Bäcker hett s' tausamen bun'n;
Sin Tüg, sin Tüg hett Krischan fun'n.«
»»Ja,«« röppt de Nachtigal, »»dat is't!
Dat't grad uns' Päding finnen müßt!««
»Still!« seggt de Aderbor, »still! Kinnings, still!«
Un stellt sik up den einen Bein,
Denn wenn hei recht wat grüweln will,
Kann't up des' Ort allein geschein.
»Un lat't mi 'n beten nu allein!«
So steit hei lang' up sinen Bein,
Doch endlich, as taum Sluß hei kamen,
Dunn hett hei sinen Aftritt namen
Un geit, vullständig mit sik klor,
An'n Dik. – De Poggenkanter satt
Mal wedder up sin Mümmelbladd.
»Gu'n Morgen,« seggt de Aderbor,
»Kumm doch en beten neger ranne!«
»»Ik ward mi häuden,«« seggt de Anner,
»»Süh, wat Du mi tau seggen hest,
Dorvon kann mi kein Word gefallen.«« –
»Ik bün Di gaud jo ümmer west,
Ik bün Din beste Fründ von allen.« –
»»Je,«« seggt de Kanter, »»in de Bibel steit,
Kein sall sin besten Frün'n verführen.
Red Du man drist, ik kann Di hüren.«« –
»Wo klauk de Racker wesen deit!
Un wat hei fett is äwer Johr!«
Seggt still för sik de Aderbor
Un set't dunn lud hendau: »För minentwegen
Sitt Du dor up Din Flag man wiß;
Ik wull man fragen, ob Ji hir nich segen,
Wo woll de Mus'buck blewen is.« –
»»Ih, de waht baben in de Koppel
Un aust't dor mang de Klewerstoppel.«« –
»Na, denn is't gaud, min leiw, oll Sähn,
Un wider wull ik nicks von Di.
För dit Johr segg 'k Di nu: adjü!
Un hill Di ok recht fett un schön!
Dat negste Johr krig ik Di doch,
Wat möst Du för en Happen sin!« –
»»Du olle Swinhund!«« röppt de Pogg
Un plumpt von't Bladd in't Water rin. – –
Un Aderbor geit an den Barg henup
Un söcht wik dor den Mus'buck up;
Un wohrt nich lang', dunn grippt hei'n sik:
»Süh nu, Karnallg', heww ik Di nu?
Du stelst hir rüm, Du Slüngel, Du?
Un frettst in frömdes Gaud Di dick?
Un driwwst hir unmoralisch Wesen?
Täuw, ik ward Di Moral mal lesen! –
Holl't Mul! Un deist Di blot noch mucken,
Denn ward 'k tau Straf Di äwerslucken.« –
Un Mus'buck bedt un bidd't so knäglich:
»»Ja, Herr, ik bün en groten Sünner;
Doch sein S', tau Hus min Fru un Kinner,
Dat sitt un rohrt un quält mi däglich,
Mi ward wohrhaftig angst un bang'n,
Worüm sall ik denn tau nich lang'n,
Wenn't just vör mine Husdör liggt?
Ik weit recht gaud, ik dau nich recht,
Un Sei sünd Herr un ik bün Knecht;
Gahn S' gnedig mit mi in't Gericht!«« –
»Na, ditmal will 'k mal gnedig sin,
Wil 'k just in gnedig Stimmung bün,
Doch möst Du daun, wat ik Di segg:
Du treckst hir ut de Koppel weg
Un treckst mit Fru un alle Din Kinner
In't Bäckerhus an'n Mark herinner,
Wo Fiken un wo Krischan wahnen,
Un mellst Di dor bi lütt Krischanen
Un büst in Allen em tau Will,
Wat hei tau dann Di heiten süll.
Süh, achter'n Aben is 'ne Eck,
Un in de Eck, dor is en Lock,
Un in dat Lock, dor is en Rock,
Dorinne bugst Du Dine Heck,
Un at denn wider sall geschein,
Dat ward wi negsten Sommer sein.
Un folg' mi ganz genau in Allen
Un lat't Di nich meindag infallen,
Krischanen un dat Lock tau driwen,
Hei sall dor bi Di wahnen bliwen.
Un kümmt't Di, Racker, mal in'n Sinn,
Dat Du lütt Fiken mi verfirst,
Un krüppst mal in ehr Bedd herin
Un up Din Ort dor rüm handtirst,
Denn ward ik lewig, sallst mal sein,
Dat Fell Di äwr'e Uhren tein.
Un nu holl Tuck, Du Rackerwohr!«
Un nimmt sik up un flüggt tau Höcht,
Un Mus'buck folgt sin Hän'n un seggt:
»»Wer kann gegen Gott un den Aderbor?
Dit Flag, dat kunn mi woll gefallen,
Hir hadd 'k den Winter wahnen künnt,
Nu möt 'k den Bündel wedder snallen
Un wandern furt mit Fru un Kind.
Denn helpt dat nich! En Bäckerhus
Is noch dat legst nich för 'ne Mus.««
Hei pipt sin Volk tausamen all
Un seggt her, wat gescheien sall,
Un as s' den Fautstig lanker gahn,
Dunn sein sei dor lütt Fiken stahn,
De Thranen in dat helle Og',
So kickt sei nah den Heben rup,
Wo fri de Aderbar hentog. –
An desen Dag hadd Fiken jüst
Mal nah Gallin herute müst,
Sei wull mal mit ehr Öllen spreken.
'T was Sünndag, un ehr Vader was
En Beten äwer Feld mal gahn,
Wull mit den Herren sik mal bereken,
Bi den'n hei hadd in Arbeit stahn;
Doch Muttern kamm sei gaud tau Paß.
Dor würd denn irst en Radslag hollen
Von dit un dat, von hin'n un vören,
Von Kauh un Swin, von Gaus un Gören,
Doch Fiken künn't nich länger hollen,
Sei müßt un müßt dat endlich wagen,
Ehr Mutting ehre Noth tau klagen.
Doch dormit kamm sei nüdlich an.
Ehr Mutter säd: sei wull nicks weiten,
Dat wiren blote Dämlichkeiten,
Dat wiren Kinnerien man.
Sei wir en oll vertagen Gör,
So wat kem alle Näs' lang vör;
Sei brukt jo nich up em tau hüren,
Wenn sine Würd' nich sauber wiren;
Un wat dat Küssen anbedröp,
Denn süll sei man de Fingern bruken,
Wenn ehr de Gall mal äwerlep.
»Min Döchting, ne, wi möt uns duken,
Wi möt uns bücken dörch de Welt.
Uthollen möst in Dinen Deinst!
Un wenn hei Di ok nich geföllt,
Uthollen möst Du doch! Wat meinst,
Wat würd'n de Lüd doräwer reden,
Wenn Du kemst ut den Deinst herut?
Du kümmst nich an bi All un Jeden.
Ne! Kik mal, Dirn, dor 's Hannen Snut –
De Ollsch, de was noch gistern hir
Un säd, wo hei in Arbeit wir;
Wor wull'n s' em gor nich laten tein –
Nu is hei buten an den Rhein –
Un wenn hei güng, wir't man von dessentwegen,
Dat hei up Fläg' mihr lihren künn.
Un, Dirn, so möst Di ok bedragen –
Na, kumm un lat dat Weinen sin! –
Uthollen möst! Dat segg ik Di.«
Dat was de Trost, den sei ehr gaw,
Un uns' lütt Fiken seggt adjü
Un geit mit sworen Harten af.
So kümmt sei nah de olle Wid,
Wo Hanner lag. Dor steit s' un süht
So trurig tau den Heben rup,
Dunn nimmt de Aderbor sik up
Un flüggt tau Höcht un flüggt so licht
Un swewt so fri dat Feld entlanken,
Un an sin lichte, rasche Flücht,
Dor hängen sik ehr swor Gedanken:

      Du kannst din Flüchten recken
      Fri äwer See un Land,
      Ach, wer mit di künn trecken
      Wid furt von Schimp un Schand!

      Hir unnen drücken Leiden
      Up't arme Hart so swor;
      Künn 'k doch min Flüchten breiden
      As du, leiw Aderbor!

      Wer sin unschüllig Leiwen
      Still wohrt in't deipe Hart,
      De möt gedüllig täuwen,
      Bet't mal eins beter ward.

      Ach, wer mit di künn wannern,
      Wer mit di trecken künn!
      Grüß dusendmal min Hannern!
      Sall an den Rhein jo sin.

      Ach, wer mit di künn wannern,
      Ach, wer mit di künn tein,
      Von einen Urt taum annern,
      Bet an den gräunen Rhein!


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