Fritz Reuter
Hanne Nüte un de lütte Pudel
Fritz Reuter

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1.

    As't Sommer würd, un Frühjohr was,
Dunn drewen s' ehr Gössel in't gräune Gras,
Dunn sprungen de Gören
Ut Stuben un Dören
Un danzten herümmer in Sünnenschin,
Un't Freuen un't Lachen hadd gor kein En'n,
Un sprungen vör Lust un klappten de Hän'n:
»Kik, Fiken, kik, Pudel! des' säben sünd min.
Kik, Fiken, kik, Pudel! dit's uns' oll grag' Gant,
Un wohrt man jug' Gäus', hei's betsch, de oll Rekel;
Un hollt jug man linksch, un hollt jug tau Hand! –
Süh, nu geit't all los. – Entfahmtige Ekel!« –
Un sei stahn nu un slahn
Mit de barkenen Strük:
»Willst, Racker, woll glik!
Wat heww'n Di uns' Gäus' un uns' Gösseling dahn?« –

    So häuden sei runner nah gräune Wisch,
Wo de Frühjohrsdag
Hell dräwer lag
As en reines Laken up Gottes Disch.
De Disch steiht äwerst man noch arm;
Dor 's nicks von Sommerkost tau sein;
De Blaumen wagen knapp dat Bläun,
Un lockt de Sünn ok hell un warm,
Sei trugen All den Freden nich,
Versteken un verkrupen sich.
Dat hartlichst Tüg, dat Winterkurn,
Dat spitzt verdeuwelt fin de Uhr'n
Un horkt herute in de Welt,
Ob Rip ok woll un Snei noch föllt;
Dat Blatt, dat kümmt irst ganz bescheiden
Un kickt sik nah den Nachtfrost üm:
»Büst, Racker, hir noch wo herüm?
Irst gah din Weg', nahst will 'k mi breiden.«
Blag Oeschen dukt unner den Wepeldurn,
As wullt irst lur'n,
Ob't sik ok schickt,
Dat't fröhlich in de Welt rin kickt;
De Botterblaum, deip in de Bläder
Mit ehren Sünnenangesicht,
Kickt nah de Sünn, as wull sei fragen:
»Na, Swester, segg, kann ik't woll wagen?
Un krieg' w' nahgradens beter Weder?«
Un rechtsch un linksch un hin'n un vören,
Dor spaddelt dat Allens von Gören und Gören.
De springen un wöltern in't gräune Gras;
Dat ein, dat liggt langs, un dat anner verdwas;
Kein Mütz un kein Büx,
Kein Strümp un kein Stäwel,
Kein Rock un kein Nix,
Blot Beinen un Knäwel;
So spaddelt dat rümmer in'n Sünnenschin. –
Kann't jichtens up Irden woll beter sin? –

    Un in dit lust'ge Kinnerspill
Sitt affid Ein', woll just so froh,
Ehr junges Hart lacht ebenso;
De Annern springen, doch sei sitt still,
Ehr Mutting hett seggt, dat sei knütten süll.
Da is de lütt Pudel, lütt Fiken is't.
En smuckeres Dirning von drütten Johr
Hett Gottes Sünn meindag nich küßt;
De Strahl, de spelt in't kruse Hor
Un küßt de weike Back gesund,
Un küßt den roden frischen Mund
Un slickt sik dürch dat brune Og'
In dat unschüllig Hart herin;
Un as hei dor herümmer frog,
Wo't mit dat lütte Hart woll stünn,
Dunn was't so trulich, rein un still,
Un All'ns so woll, un All'ns so will,
Dunn seggt de Strahl: »Dit heww ik söcht!«
Un hett sik för ümmer in't Hart rin leggt. –

    Un üm ehr rümmer, dor danzt't un springt't –
Dat Knütten, dat Knütten will gor nich recht –
Denn kümmt lütt Dürten an un bringt
De schönsten Botterblaumenstengel:
»Mak mi 'ne Käd;« denn kümmt lütt Hanne,
De oll, lütt, dämlich Peiters Bengel,
Mit eine Hand vull Widen nah ehr 'ranne,
De sünd all von verleden Johr,
Un seggt: »Lütt Pudel, mak mi ok en por
So'n Fläuten, as Korl Westenfurten;
Un gahn kein Fläuten ut, denn mak mu Purten.« –
»»Du lütte Klas, de sünd jo drög!««
Un leggt de Knüttelsticken weg:
»»Möst ok so lang' min Gössel häuden.««
Un löppt fix nah de Bäk hentau
Und snitt dor Widen af tau Fläuten:
»»Nu kumm, lütt Jung', nu kik ok tau!
Süh, so ward't makt, so warden s' sneden.
Nahst möst du kloppen un möst beden:
          Pipen, Papen, Pasterjahn,
          Lat de widen Fläut afgahn,
          Lat s' ok nich verdarben,
          Lat s' recht lustig warden.
Süh so! Nu gah! Ik möt nu knütten.
Korlin, kumm her, un help den Lütten!«« –

    Un as de Fläuten sünd taurecht,
Dunn ward de schöne Lust irst echt:
Sei fläuten un tuten,
Lütt Krischan un Luten
Un Korl un Korlin,
As müßt't man so sin;
Un Jöching Kurt, de steit dorbi
Un kickt tum Heben bumbenfast
Un fidelt up en Ellernknast
De wunderschönste Melodi.
Un dörch dat Fläuten un Gedudel
Röppt Fiken em, de lütte Pudel:
»Kumm, Jöching, kumm! Wo sühst Du ut?«
Un wischt em af de lange Snut.
Un Fritz kümmt äwr'e Wisch tau lopen
Un höllt de beiden Hän'n tauhopen:
»Kik, Pudel, kik! Wat heww ik woll?« –
»»War hest?«« – »'Ne schöne Sparlings-Sei.«
»»Dat's woll 'ne jung'?«« – »Ne, dit's 'ne oll.« –
»»Wis mi mal her, dat deit ehr wei.«« –
»Ne, ne, ik lat mi nich bedreigen,
Gew ik sei Di, denn lettst Du s' fleigen.« –
»»Un deist Du't Fritz, denn deist Du recht,
Uns' Köster hett noch nilich seggt,
Dat wir 'ne Sün'n, en Dir tau quälen.««
»Dei hett mi hir nicks tau befehlen.« –
»»Un bringst Du uns tau Hus den Vagel,
Denn kriggst von Muttern düchtig Tagel.««
»Dei krig ik doch, dat's ganz egal.
Uns' Mutter kriggt mi däglich vör,
Irst in de Stuw, denn in den Dör
Un denn bi'n Fürhird noch einmal.« –
Mit einem springt de Pudel hell in En'n
Un röppt: »»De Wih!«« un klappt de Hän'n,
Un all't lütt Volk springt utenanner,
Korlin un Korl, Marik un Hanner,
Ein Jeder stört't nah sine Haud,
Un All'ns röppt mit: »De Wih! de Krei!«
Un Fritz, de Klas, grippt nah sin Raud
Un – heidi! geit de Sparlings-Sei.
Un – »Oh!« – un kickt den Vagel nah,
Kickt in de leddig Hand herin:
»Entfahmte Pudel, täuw! Ik slah... –
Ne, Fiken, ne, ik dau Di nicks,
Dat süll man 'n Anner wesen sin!« –

    Un Jeder hödd nu mit sin Gäus'
Un »Wile! wile!« geit dat ümmer,
Un möten s' mit de Raud herümmer,
Un All'ns is bald in olle Läus';
Un klüten s' runne von den Dümpel
Un häuden s' nüdlich up den Hümpel;
Un wat de Gausendamen sünd,
De sünd ok bald in Rau un Freden,
Sei recken äwer jedes Kind
Den langen Hals, as wull'n sei jeden
Von ehr lütt gel-gräun Volk mal tellen,
Dann up den linken Bein sik stellen
Un recken ut de rechte Flücht,
Un pliren rinne in dat Licht
Un ward'n inwendig up de Wihen schellen.
Doch de oll Gant, de gris-grag Gant,
De kümmt so licht noch nich tau Rau;
Den grisen Poll in hoge Kant,
De Flüchten lücht't den Hals vörut,
So trampst un zischt hei ümmertau,
Süht giftig as 'ne Adder ut
Un fohrt mit Trampsen un mit Zischen
Bi Weg' lang mang de Gören tüschen.
»Gör'n, wohrt jug!« röppt lütt Jöching Smidt,
»Korl, wohr di, Korl! De Racker bitt.« –

    Un as dat Beist sik so gebird't,
Dunn kümmt in vörnehm stolzen Gang
Den Fautstieg äw're Wisch entlang
En staatschen Mann; de Bäcker wir't,
De rike Bäcker an den Mark.
»Ja,« seggt Fritz Smidt, »dat is hei, Fik,
Wenn'n rup kümmt, wahnt hei rechtschen glik,
Dat is hei sülwst, de Bäcker an den Mark.«
Wo schregelt hei so staatschen doch
De Wisch entlang in witten Rock!
Wo lücht't sin lankingsch Büx von firn!
As wenn sin eigen Backeltrog
Up Stutenflechten güng spazir'n.
Un denn sin weikes, witt Gesicht,
Dat liggt so klunzig dräwer hen,
So pustig-warm, so breid, as wenn
So'n Weitendeig dat Raschen kriggt.
Un up den Deig, dor satt 'ne Mütz,
So bunting neiht mit Spitz an Spitz,
Mit säben Rillen un säben Timpen,
»Pottkauken« künn'n den Deckel schimpen. –

    De Bäcker schregelt langsam wider
Un dacht an wat un dacht an nicks,
Wupp! fohrt de Gant em in de Büx.
Wo schot de Schreck em dörch de Glider!
Hei stött mit Bein, hei stött mit Hacken,
Dat Beist deit ümmer faster packen,
Un all de Gäus', de kamen ran
Un snatern un schri'n
Üm den bossigen Mann
Un warden sik richten
Un weih'n mit de Flüchten,
Un de Gören, de lachen,
Wo de Bäcker an'n Mark sik af möt marachen.
Dat Got sik erbarm!
Wat is't för'n Heiden-Höllen-Larm! –

    Tauletzt denn ward hei los nu sin
Un fohrt voll Wuth up de Gören in;
De – hest Du't nich seih'n! –
De preschen vonein,
De Tüffeln herunne von ehre Bein,
Un flitschen dörch Hassel un Duren-Rämel
Un rönnen un stahn un lachen en Strämel
Un klappen de Tüffel tausam in de Hand
Un raupen denn ümmer: »De Gant! de Gant!«
Un ok de lütt Pudel leggt weg de Knütt
Un lacht ut vullen Harten mit.
De Bäcker von'n Mark, de ward dat gewohr,
Un as hei de Annern nich krigen kann,
Dunn towt hei ganz wüthig den Pudel an
Un ritt em tau Höcht in dat kruse Hor:
»Di hew ik nu, entfamte Dirn!«
Un all de Gören stahn von firn
Un rohren un schri'n:
»Dat lett Hei sin!«
Weck ward'n sik up dat Bidden leggen,
De annern, de willen't »uns' Mutter« seggen,
Un Hanne Peiters steckt all teigen Knäwel
In sine hübsche breide Kek
Un bröllt tau Höcht, woll oder äwel,
As wenn hei an dat Spitt all stek.
De lütte Pudel rohrt: »Hei lett mi gahn!
Ik hew Em nicks tau Lesen dahn.«
Je ja, je ja! De Bäcker halt all ut,
Bautz! fohrt en Slag em in de Snut,
Un as en swarten Tintenklecks,
De em was follen in de Lex,
Steit Hanne Nüte vör em tau,
De Smädjung': »»Lettst dat Kind in Rau,
Du Röwer, Du? Wat hett s' Di dahn?
Kannst Du nich Dine Straten gahn?««

    Un kikt ut't swarte Schortfell rute,
Dat slackrig üm de Bein em slog,
So trotzig, swart bet't Witt in't Og'.
Un alle de Gören, Krischan, Lute,
Korlin, Marik, de kamen ranne
Un stell'n sik seker achter em
Un: »Hau em düchtig, düchtig, Hanne!«
Un: »Kik den Kirl! Wat will hei denn?«
Un: »Will hir uns' lütt Fiken slahn?«
Un: »Blot de Gant hett em wat dahn.« –
So krein sei ut dat seker Nest. –
De Bäcker höllt't denn ok för't Best
Un söcht sik den Pottkauken up,
De was in't Gras em runne follen,
Un stülpt em up den Deig herup.
Un dreit sik üm, de Bäcker an den Mark:
»Täuw, ik kam hüt nah Dinen Ollen!
Ik will Di wisen, wat 'ne Hark.« –
»»Wat hei mi kann? Hei kann mi nicks,««
Seggt Hanne Nüte. – »Kik,« röppt Fritz,
»Wat hett hei für 'ne gele Büx!« –
»»Wat hett hei für 'ne timpig Mütz!««
Röppt Jochen Boldt. »»Hei Dummerjahn!
Un hei will uns' lütt Fiken slahn?«« –
Un Hanne Peiters treckt de Hand
Ut't Mul herut un röppt: »De Gant!« –
Un as de Bäcker sik ümdreit,
Dunn steckt hei wedder rin de Hand
Un bröllt, as wenn't üm't Leben geit. –

    Un Hanne Nüte strakt de Dirn:
»Lütt Pudel, dedst Di woll verfir'n?
Nu lat't man sin un ängst Di nich,
De Kirl, de kümmt nich wedder t'rügg. « –
Un't oll lütt Wörming kickt tau Höcht
Un fött sin swarte Hand un seggt:
»»Ach, Hanne, nu kriggst Du woll Släg'?»» –
»Ja, wenn hei nah den Ollen geit,
Denn glöw 'k, dat de mi schachten deit,
Doch äwerst, ne! Dit is kein Läg',
Hir steckt sik Mutter woll noch mang,
Dit ward en bloten Äwergang.
Bi Leigen un bi Filheit krig 'k dat Ledder
Blot vull. – Ne, Pudel, dit verblödd sik wedder.«
Un Hanne Nüte geit sin Weg',
De Pudel knüt't, de Gören spelen,
Un 's Abends, as kein Gösseln fehlen,
Hett All'ns sin Schick un sinen Däg'. –
Un bi de Nachtkost, dor vertellen s'
Un up den riken Bäcker schellen s',
Den riken Bäcker an den Mark,
Un laben den Pudel nah allen Kanten
Un Hanne Nüte'n sin Heldenwark
Un denn vör Allen den grisen Ganten.


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