Fritz Reuter
Hanne Nüte un de lütte Pudel
Fritz Reuter

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23.

               De lütte Nachtigal hett sungen
Den Sommer in de Gorenheck,
Un männiglich is't ehr gelungen,
Dat's Fiken sung de Sorgen weg.
De Harwst de kümmt, de Treckeltid.
'T ward Tid, dat sei von dannen tüht:
»Adjüs!« seggt s' tau den Aderbor,
»Mi ward hir all tau kolt dat Johr.
Adjüs! Adjüs! Ik gah, ik gah,
Ik treck in't warme Afrika!« –
»»Adjüs ok, Vaddersch,«« röppt ehr Vadder,
»»Ik kam de negste Woch Di nah.
Denn hir is't ut mit Pogg un Adder,
Un ümmer Müs' för alle Dag',
Dor kriggt en Lüs' jo in de Mag'. –
Un wecke Tur nimmst Du ditmal?«« –
»Ik fleig den gräunen Rhein handel.« –
»»Na, täuw, ik kam ok an den Rhein,
Denn warden w' dor uns wedder sein.«« –
De Nachtigal flüggt in de Höh
Un segelt äwer Land un See;
Un as sei kümmt bet an den Rhein,
Dunn süht sei dor zwei Burßen tein,
En Murer un en Snider was't.
Sihr niglich is de lütte Gast,
Hürt also tau, wat de Gesellen
Up apen Landstrat sik vertellen.
»Hei is't nich west, ik will't beswören!«
Seggt irst de Ein, »hei het't nich dahn!
Tidlewens will 'k an alle Dören
Von Hus tau Hus rüm snurren gahn!« –
Wer het't nich dahn? Wat hett hei dahn? –
Lütt Nachtigal, de flüggt Twig tau Twig
Mit de Gesellschaft ümmer wider. –
»»Un wenn 'k noch einen Puckel krig!««
Röppt iwrig de lütt pucklig Snider,
»»Hei is't nich west! Uns' Hanner Snut,
Sach de woll as en Mürder ut?«« –
Herr Gott! von Hannern ward hir spraken,
Dat hei 'ne gruglich Daht verbraken.
Wo is dat mäglich? Kann dat sin? –
Dunn kümmt en Wagen antauführen,
En smuckes Wiwken sitt dorin:
Herr Je, dat's sin Fru Meisterin! –
Sei müggt jo ok de Red' woll hüren,
Sei höllt ehr Fuhrwark an un fröggt:
»Heww'n Ji von Jehann Snuten seggt?« –
Ein Wurt, dat giwwt denn nu dat anner,
Sei nödigt s' rup up ehren Wagen,
Un dörch Vertellen un dörch Fragen
Kümmt't rut, dat sei för unsern Hanner
All Drei sik will'n as Tügen mellen.
»Ne!« röppt de lütt Fru Meisterin,
»Wat ik ok in de Zeitung lesen,
Hei het't nich dahn, hei kann't nich wesen!
Hei was so tru, hei was so gaud!
Min Smäd, min Hus, min Geld, min Gaud,
Dat smit ik hen, dat will 'k verwedden;
Ik möt den Meckelburger redden!«
Un as s' de Strat entlanke führen,
Dunn warden sei en Singen hüren,
Dat süng de Nachtigal.
Dat was kein helle Frühjohrswis',
De Lust un Leiw verspreckt,
Dat was, as wenn en Wedderhall
Heräwer tönt so sacht un lis'
Un olle Tiden wackt:
»Fru Meisterin, Fru Meisterin,
Ik ret Jug utenanner.
Dat süll nich sin un künn nich sin!
Un von Di güng Din Hanner.
Un föllt't Di swor, un föllt't Di hart,
So hest Du't nu verwun'n.
Vöräwer güng de böse Stun'n,
Wo süs de Haß geburen ward;
De Minschenleiw tog in Di rin;
Drüm seg'n Di Gott, Fru Meistern,
Un seg'n Din gaudes Hart.«
Un nimmt sik up un süht den Sprein:
»Gu'n Abend, Matz, wat's hir geschein?«
Na, de vertellt, wat hei von Unkeln
Hett hürt un wat de Minschen munkeln. –
»Ik glöw,« antwurt't de Nachtigal,
»De Aderbor kümmt morgen all,
Denn möt wi mal mit Unkeln reden.«
»»Ne,«« seggt de Sprein, »»mit All un Jeden
Lett hei sik in't Gespräk nich in,
Hei hett en wunderlichen Sinn
Un führt oft gor tau snurrig Reden,
De von de Minschen hei hett lihrt;
Doch kumm mal mit! Ik weit sin Flag,
Dor sitt hei ümmer Dag för Dag,
'T is mäglich, dat hei Di anhürt.«« –
Sei reisen hen. Oll Unkel Sprein
Sitt still för sik as in den Drus'
In't Tüschenhüschen bi den Judenhus',
Un as hei de Gesellschaft sein,
Ward gnäglich hei tau Höchten kiken
Un will sik sacht von dannen sliken,
Doch redt sin Braudersähn em an
Mit fründlich Red' un Smeichelwürd,
Un as hei nu nich anners kann,
Bequemt sik denn dat olle Dirt
Un ward up sine Ort vertellen,
Dat de oll Fru tworst lewen ded,
Doch dat sei müßt för wirrig gellen.
Set set den langen, leiwen Dag
Un grawwelt rümmer up dat Flag,
Wo süs ehr halwe Ring hadd seten,
Den ehr de Mürder runner reten.
Un männigmal mengt hei dor twischen
So'n snurrig un so'n hastig Wurt:
»De wille Murd! De wille Murd!
Fluch! Dreimal Fluch den willen Mürder!«
Dat sülwst hei künn för wirrig gellen. –
Grad as de Oll dit deit vertellen,
Dunn ward de Murer un de Snider
Un uns' lütt, leiw Fru Meisterin
Bi Meister Wohlgemuthe sin.
Sei holl'n tausamen Rad un stahn
In'n Durweg bi de Smäd tausamen,
Dunn kümmt en Minsch dor antaugahn,
In Elend un in Noth verkamen.
Hei stümpert sacht heran un slickt
Dat Judenhus entlang un kickt
Sik ängstlich üm, ob em wer süht.
Dat is, as wenn't em ranne tüht,
As müßt hei wedder un wedder sein
Den Urt, wo mal de Daht geschein.
Un doch is't em, as wenn an desen Urt
En gruglich Wesen up em lurt,
Dat em nich laten künn.
Hei steit un stirt in't Finster rin.
»De wille Murd, de wille Murd!«
Röppt't ut dat Tüschenhus herut.
Dat is de Stimm, dat is de Lud,
De hei in jenne Nacht hett hürt!
Ja, ja, dat sünd de sülw'gen Würd,
De em verjagt,
As hei de gruglich Daht hett wagt!
Hei steit, as hadd de Slag em rührt,
Hei reckt de Hän'n wild vör sik hen:
»Lat los! lat los! Wat willst Du denn?
Ik namm Di nicks, ass dit allein!«
Dunn klirrt wat an dat Finster ran
Un klingt wat runner up de Stein.
»Nimm hen! Nimm hen! Mihr heww ik nich!«
Un tummelt von dat Finster t'rügg,
Un, willes Gräsen in't Gesicht,
Stört't hei entlang de stillen Straten;
Un achter em de Vagel schriggt:
»»Fluch! Dreimal Fluch den willen Mürder!«« – –
De Vier, de stahn ahn Luft un Athen,

                     As wiren s' bannt up dese Stell.
»Das is hei!« röppt tauletzt de Snider,
»Dat is de olle Smädgesell!
De hett dat dahn, de ded de Daht!«
Sei gahn nu up de Strat nah buten,
Sei heww'n doch dor wat klingen hürt,
As klirrt wat an de Finsterruten.
Sei säuken rüm: »Up dit Flag wir't.«
Dunn bückt Fru Meisterin sik flink
Un richt't sik up un höllt tau Höcht de Hand:
»Kikt hir, kikt hir, en siden Band,
Un an den Band en halwen Ring!« –
Un niglich kickt de Nachtigal
Ut't Tüschenhüschen up ehr dal:
»»En halwen Ring? En halwen Ring?
Lütt Krischan hett jo just so'n Ding.
Wo dit woll möt? Wat dit woll heit?
Na, des' Dag' kümmt de Langebein,
De weit dor mäglich von Bescheid.
Adjüs ok Unkel! adjüs ok Sprein!««
Flüggt in den Busch: »»Na, Gott sein Dank!
Hir is kein Elend un kein Stank.
So'n Stadt is nich für Unserein.«« – –
De Woch dorup kümmt an den Rhein
De Swälk mit samt den Aderbor,
Un Nachtigal, de röppt sei an:
»»Dau! – – Nich so hastig, Vaddermann! –
Hir bün ik, hir! – Ik glöw noch gar,
Du willst ahn mi von dannen tein!««
Un seggt em nu, wat hir geschein,
Un wat vör't Judenhus passirt,
Un ward em nebenbi vertellen,
Dat sei den ollen Smädgesellen
De sülw'ge Nacht noch arretirt,
Un dat hei frech mit Leigen stred'
Un nicks nich an sik kamen let;
Dat Hanner ok noch ümmer set.
Un gistern Abend hadd de Sprein
Bi em noch dörch de Tralling sein,
Sin rode Klür wir ganz verblaßt,
Doch wir hei ruhig, still un fast.
Un ob hei wüßt, wat hir tau maken? –
»Je,« seggt de Oll, »dat sünd so'n Saken!
Sin Nod, de deit mi sihr bedräuwen,
Doch vör de Hand sei ik kein Hülp.
Ik kann bi em nich länger täuwen:
Kein Pogg hüppt mihr in Gras un Schülp,
Un ebenso is dat mit Di.
Doch täuw – de Swälk! – Swälk, kumm mal her!
Du brukst nich mit uns rüm tau ströpen,
Du hest 'ne prächtige Natur,
Du settst des Harwsts Di in dat Ruhr
Un kannst Di in en Dik versöpen,
Un is dat Frühjohr, wakst Du wedder up.
Nu mak Di up de Flüchten, nimm Di up
Un fleigt taurügg nah't Bäckerhus.
Mak Jochen minen schönsten Gruß,
Vertell em von den halwen Ring
Un segg, dat wir akkrat so'n Ding,
As lütt Krischäning hadd dor unnen
Bi Weg' lang in dat Mus'lock funnen.
Un segg: passirten dor Geschichten,
Künn hei sik nah des' Nahricht richten;
Un segg em, Swälk, ik let em seggen:
Hei süll de Hän'n in'n Schot nich leggen;
Hir würd denn woll oll Unkel Sprein
Un Meisk un Specht taum Rechten sein.«

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