Fritz Reuter
Hanne Nüte un de lütte Pudel
Fritz Reuter

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11.

                Bi Sparlings is hüt Kindelbir.
Uns' Jochen steit in vullen Stat,
In brunen Snipel glatt un schir
Vör sine Husdör all parat.
Hei swenzelirt dor up un dal
Un fläut't sik wat un kickt denn mal
Nah Lotting in dat Finster rin,
Ob s' noch nich ball süll farig sin:
»Na, Lotting, spaud Di doch ok ball,
Du sallst mal seihn, sei kamen all.« –
»»Wat hest Du hüt denn für en Driwwel?««
Fohrt Lotting up: »»Stü'r Dinen Giwwel!
Ik möt mi irst dat Hor doch maken,
Un nahsten sall 'k noch Koffe kaken.«« –
Spatz seggt hüt nicks un swenzelt wedder los,
Doch wohrt nich lang', dunn kickt hei wedder rin:
»Na, Lotting, ik bün niglich blos,
Ob hei woll sülwsten hir ward sin?« –
»»Wer,«« fröggt sin Fru. – »Nu, hei,« seggt Spatz.
»Du weißt jo, Lotting, wen ik mein.
Ik will doch äwer'n Barg mal sein.« –
Doch wohrt nich lang', dunn kümmt hei t'rügg:
»Ne, Lotting, ne, noch kümmt hei nich;
Ruhrsparlingsch kümmt blot, uns' Kesin.« –
»»Ja woll,«« röppt Lott, »»de darw nich fehlen,
De möt de Irst jo ümmer sin,
Mi mit ehr Zaustern dod tau quälen.«« –
Ruhrsparlingsch kümmt. All in de Firn
Röppt s': »Wat 's't för Wirthschaft, Wirthschaft, Vedder!
Gotts! Kindelbir'n un Kindelbir'n!
In'n März tauirst un nu all wedder?
Na, dat mag 'k liden!
Un wer steit Vadder, Vedder? –
Täuw, ik kam rinne, Lotting, Lotting,
Ik smer Di Botting.
Wat hest, wat hest denn uptausniden?
Wat hest für Gäst
Up Dine Köst
Wer döfft?
Herr Paster Raw' is't bi mi west,
Un Wedhopp Köster,
Un bi de Gelgaus was't Herr Paster Krei
Un Köster Hester.
An den is wedder nu de Reih.« –
Doch Lotting hölt nich länger an:
»»Du weißt jo All'ns verdeuwelt wiß!
Wenn't för de Gelgaus gaud naug is,
Ik un min Jochen sünd nich Jedermann.
Bi uns, dor kümmt hei sülwst, min Kind,
Un wenn w' ok rike Lüd' nich sünd,
Hei weit, wat hei bi uns förfin'nt,
Hei acht't de Bildung, leiwes Kind.«« –
»Wat?« röppt de Plätertasch dor mang,
»De Kunsterjalrath sülwst in eigene Person?« –
»»Verrichtet selbst,«« seggt Spatz, »»die Action,
Un Kanter Hahn, der leitet den Gesang.
Un Vadder steit de Aderbor
Un Kiwitt un de Nachtigal.
Ik wull mi irsten ok en por
Von'n hogen Adel infentiren,
Wat Häwk un Wih un Uhl so wiren,
Doch Lotting meint: en anner Mal.
Un sei hett recht; de Nachtigal
Is utgesöcht 'ne Demokrätin.
Un süh, Kesin, wo lang' würd't duren,
Denn hadd s' sik mit de Fru Geheime-Räthin
Von Schuhut wegen n' Lanndag bi de Uhren.
Ne, wat tausamen hürt, dat hürt tausamen.
Ik bün süs sihr för adeliche Damen,
Doch unner Ümstän'n hett't sin Nücken,
Mit de Ort is slicht Kirschen plücken.««
»Je, äwerst,« seggt Kesin, »Vörnehmigkeit...« –
»»Vörnehmigkeit?«« röppt Spatz. »»Na dit wir nett!
Mi dücht, de Aderbor, de hett
Vörnehmigkeiten naug, so vel ik weit;
Un denn de Gaus – wat seggst von ehr?
Mi dücht, de hett sei doch von'n Besten.«« –
»De hett so vel,« röppt Lotting ut de Dör,
»So vel, dor kann Ein Swin mit mästen.«
Un as sei noch doräwer reden,
Kümmt Aderbor herannetreden
Un grüßt sei fein von baben dal.
Un Draußel kümmt un Nachtigal
Un Kukuk, Kiwitt, Fink un Stiglitzsch
Un Lewark, Wepstart, Swälk un Irditzsch
Un Rabhaun, Wachtel, Snartendart
Un Hester, Schacker, Specht un Sprein,
Kort, all de Vägel, witt un swart
Un roth un gel un blag un gräun.
Blot Gelgaus fehlt, de is nich beden,
Denn dat hett Lott abslut nich leden. –
Un as sei all in'n Kreis rüm sitten,
Dunn wis't denn Lott herüm ehr Lütten;
Un All'ns bekickt de säuten Gören.
Ruhrsparlingsch ward de Sak erklären
Un giwwt 'ne lütte Äwersicht
Von Lotting ehre annern Kinner,
Wovel sünd dod, wovel noch lewen;
Un Jochen trett nu in den Kreis herinner
Un up sin glücklich Angesicht
Steit grot un breit »Papa« upschrewen.
Un Stiglitz-Unkel un Lewark-Tanten
Un all de Gäst un de Bekannten,
De raupen all: »Wo ähnlich, Jochen!
Dat is Din Näs, dat sünd Din Ogen!«
Un Aderbor steit up den einen Bein –
Up de Ort kann hei beter seihn –
Un kickt de Näs' so langs: »Wahrhaftig, ja!
Ganz liksterwelt der Herr Papa!« –
Spatz will sik all vernemen laten
Un will as Vader sinen vullen Glanz
In fine Würd' vull Bildung faten,
Dunn kümmt de Wepstart uter Athen
Un grüßt irst zirlich mit den Swanz:
»Hei kümmt! – Paßt up! – Hei is glik hir!
Hei höllt wohrhaftig sülwst de Kindelbir!«
Un Allens stellt sik nu in Positur,
Un äwer'n Barg kümmt stramm un stur,
Schön rod un bläustrig antauseihn,
Den swarten Rock un den Tolor
Wat upgepust't, utwarts de Bein,
Demäudig fram un glatt dat Hor,
De Kunsterjalrath sülwst in eigene Person,
Den süs de Lüd' för Kuhnhahn schellen.
Linksch geit bi em de Gaus un ward vertellen
Von ehr Verdeinst üm inn're Mission
Un kickt denn af un an so fram tau Höcht,
Wat woll Hochwürden dortau seggt;
De is dormit denn sihr taufreden.

                Un as sei beid so gahn tausam,
Let't ehr von vörn gefährlich fram.
Von achter mag't ehr so nich kleden,
Denn Kanter Hahn, de achter geit,
Süht, wo Fru Gaus mit't leiwe Achterdeil
Gefährlich affectiren deit,
Un wo de Kuhnhahn in sin fram Gefäul
Stolz Rad up Rad von achter sleit.
De Kanter Hahn, en Mann von Welterfohrung,
Seggt still tau sik: »Wat kümmert't mi?
De Spruch, de gelt: Mundus vult decipi.
Na, denn man tau! De Hauptsak bliwwt de Nohrung.«
Un dreit sik üm nah sin Mariken,
De folgt em mit sin föftein Küken:
»Du! Kopp hendal so as de Gaus!
De Lütten sälen porwis gahn
Un säl'n de Ogen nedder slahn;
Doch kam wi nahsten tau den Smauß,
Denn paßt up minen Wink genau;
Raup ik Jug, denn langt düchtig tau!« –

    Un as sei nu heranne kemen,
Dunn dinert' All'ns twei breid, zwei lang,
Un Spatz un sin leiw Lotting nemen
De fram Gesellschaft in Empfang.
De Kunsterjalrath makt nah allen Siden
En gottgefällig Kumpelment;
Blot Fink un Stiglitzsch kann hei nich recht liden,
Un deit, as wenn hei Nachtigal nich kennt;
Ok för de Draußel is tau stiw sin Nack,
Denn mit ehr Kirchengahn is't ok man swack.
Na, äwerst Gaus! – Wat för'n Gemäuth!
Wo raut ehr Blick so zuckersäut,
As Sünnenstahl ut Sommerwolk,
So halw verdeckt up dat verlurne Volk;
So'n Hümpel Sünner is ehr Leben!
Sei set't sik also preislich neben
De Nachtigal un Draußel dal
Un süfzt recht deip un süfzt noch mal.
Un Kanter Hahn? – Je, Kanter Hahn,
Hett just as Gaus un Kuhnhahn dahn;
Hei trett mit Fru un föftein Kinner
Sihr fram in de Gesellschaft rinner
Un kickt up de verlurnen Sünner
Mit't eine Og sihr streng un fast,
Mit't anner äwer plinkt de saubre Gast
Sin lütt Kesin, dat Rabhaun, tau:
»Kesining, sett Di hir bet ran,
Dat mit lütt Ort ankamen kann.«

    Un as sei All nu dal sünd nödigt
Un in en Kreis herümme seten,
Dunn höllt de Kuhnhahn denn sin Predigt;
Sin Text was ut de lütten Propheten,
Sihr stark verbrämt mit Chronikon.
Un as sei All gerührt dorvon,
Will Kuhnhahn denn de Namen weiten,
Woans de Gören sölen heiten.
Dat hadd nu Spatz sik lang' bedacht –
Sin Gören wiren fein getacht,
Hei wull nu ok, dat s' mit en feinen Namen
Süll'n ut de Döp herute kamen;
Hei antwurt't also frank un fri:
Wat sin drei Jungs hir deden sin,
Dor wünscht hei: Oskar, Arthur, Balduin,
Un för de Mätens: Olga, Melani.
»»Wat?«« fohrt de Kuhnhahn up un schull,
»»Herr, sünd Sei dull?
Wat? Bün ik unner Türken, Heiden?
Dor ward ik nich min Hand tau beiden!
De Nam', de nich in den Kalenner steit,
In den Kalenner nich von Adlers Arben,
De führt för ümmer in't Verdarben
Up Irden hir un in de Ewigkeit.«« –
Nu geit en Munkeln dörch de Reih'n;
»Ih, dat wir snurrig,« seggt de Ein.
»»Ih, dat wir würklich sonderbor,
Dat wir doch nahrschen!«« seggt de Anner.
Dunn tretten hervör de Aderbor
Un stellt sik up den einen Bein,
Un kickt de Näs' so langs – up de Ort kann 'e
Taum Besten sin Gedanken reih'n:
De Aderbor is Philosoph –
»Herr,« seggt hei, »die Philosophie...« –
»»Was?«« röppt de Kunsterjalrath grow,
»»Philosophie? Herr, schweigen Sie!««
Un de oll Gaus verkihrt ehr Ogen
So gruglich fram, erbärmlich kindlich:
»Philosophie! Herr Je! Wo sündlich!«
Ruhrsparlingsch un oll Hestersch slogen
De Hän'n sik äwer'n Kopp tausamen:
»»Herr Je! Wat sünd dat ok för Namen!««
Un wat was't En'n von dat Geschäft?
Wull Spatz sin Kinner hewwen döfft,
Denn müßt hei man de Segel striken,
Süs wir dat mit de Döp vörbi,
Un stats sin vörnehm Melani
Kreg hei en lüttes Ann'meriken,
Un stats den feinen Balduin
Würd't nu en lütten Krischan sin.


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