Friedrich von Raumer
Geschichte der Hohenstaufen und ihrer Zeit, Band 1
Friedrich von Raumer

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Fünftes Hauptstück.

Als die Nachricht von der Eroberung Edessas nach dem Abendlande kam, zeigte sich die allgemeinste Theilnahme: aber ohne die Wirksamkeit eines Mannes würde kein neuer Kreuzzug zu Stande gekommen seyn. Dieser Mann war Bernhard, Abt von ClairvauxÜber Bernhard von Clairvaux siehe vita di S. Bernardo, wo fast alle Quellen aufgenommen und mit tauglichen Anmerkungen begleitet sind, vor allem aber das Werk Neanders, an dem gründliche Gelehrsamkeit das erste, Unbefangenheit das größere, und die Darlegung einer, aus einem tiefen Gemüthe hervorgegangenen Ansicht, das größte Verdienst ist., geboren zu Fontaines in Burgund, vier Jahre vor dem ersten Kreuzzuge. Sein Vater Tecelin hatte den Ruhm eines wackeren und gottesfürchtigen Kriegers, seine Mutter Aloisia von Montbarry neigte sich ganz von weltlichen Dingen zu frommen Übungen und vereinigte in den letzten Jahren ihres Lebens die Thätigkeit einer Hausfrau mit den Pflichten einer Nonne. Schon in der Jugend zeichnete sich Bernhard aus durch Fleiß, Einfachheit, Stille, Nachdenken und Gehorsam, und beherrschte sich in den Jahren, wo mannigfaltige Lüste den Menschen sehr zu bedrängen pflegenBesonders widerstand Bernhard den Reizungen zur Unkeuschheit so, daß er, als einst ein schönes Mädchen zu ihm ins Bett kam, sich umdrehte und fortschlief. Man würde glauben, daß ihm dies Benehmen aus andern Gründen leicht geworden, stünde nicht das Zeugniß daneben, er sey oft zur Abkühlung seines Fleisches in den benachbarten sehr kalten See gesprungen. Guilielmi vita c. 2-4.  Corner 678.  Bromton 1042.  Helmold I, 59.  Landulph jun. c. 1.  Alberic. 313.  Wilh. Tyr. 901., so streng, daß die 522 inneren Kräfte in irgend einer Richtung Großes hervorbringen mußten. Zunächst wirkten seine Gesinnungen und sein Wort so mächtig, daß dreißig Genossen und Verwandte dem zweiundzwanzigjährigen Jüngling in das Kloster nach Citeaux folgten, und schon zwei Jahre nachher ward er Abt in dem, von ihm gegründeten ClairvauxLa Ferté ward gegründet 1113, Pontigny 1114, Clairvaux u. Morimond 1115. Hist. de Bourgogne I, 304.. Früher hieß diese wüste Einöde das Wermuthsthal, wahrscheinlich weil Räuber von da aus oft Reisende überfallen hatten; und auch jetzt kostete es Mühe und Ausdauer, der, zu ernster Betrachtung hier mächtig auffordernden Natur das abzugewinnen, was die mäßigsten Bedürfnisse des Menschen verlangen. Bernhards Vater und seine fünf Brüder wurden allmählich Mönche, und als ihn einst seine Schwester in zierlicher Kleidung und von mehren begleitet, besuchen wollte, sprach er sie erst nachdem sie reuig gelobt sich zu bessern und den Wandel ihrer Mutter nachzuahmen. Essen, Trinken, Kleidung und andere irdische Genüsse waren Bernhard gleichgültig; jeder Augenblick des Schlafes schien ihm ein Verlust am Leben, und wenn er auch mit Heiterkeit und Demuth an niedrigen Handarbeiten Theil nahm, so war doch das Lesen und Forschen in der Schrift seine Hauptbeschäftigung, und die Wälder und Fluren besuchte er nur, weil ihn der Geist Gottes da am lebendigsten und eindringlichsten ansprach. Dies beschauliche Leben schien ihm sein ursprünglich schwacher, durch die strengste LebensweiseGuil. Nang. chr. zu 1113.  Joh. Erem. 1416.  Ganfredi vita, c. 2-3.  Guilielm. c. 5-8. noch mehr erschöpfter Körper allein zu verstatten: aber zum Predigen war seine Stimme doch stark genug und er sprach und 523 schrieb jedem Stande und jedem Verhältnisse so angemessen, daß er nach allmählicher Ausbreitung seines Rufes, fast mit allen Ländern der Christenheit in Verbindung trat und daselbst wirksam ward. Und nicht bloß auf natürliche Weise, sondern auch durch Wunder aller Art! Nach den Erzählungen seiner Verehrer heilte er Kranke, Lahme, Blinde, Taube; er weissagte, erweckte Todte, oder errettete auch wohl durch das Zeichen des Kreuzes Hasen von den Hunden, Vögel von dem Habichte, lenkte beim Schreiben Regentropfen seitwärts vom Papiere u. dergl.Ganfred. III, c. 6, p. 243; IV, 1253 u. 1408. Herbert. de mirac. S. Petri Prioris Juliac. vita in Chiflet.  Bernhards Gebet half auch, daß die Königinn Eleonora schwanger ward, der aber später ganz andere Hülfsmittel zum Vorwurfe gemacht wurden! Freilich erscheinen diese Wunder oft nur wunderlich, es erscheint bedenklich, daß sie in zahlreicher Versammlung selten eingetreten seyn sollenNicht auf dem Reichstage in Speier; nec dignatur deus, ubi tantus concursus est multitudinis curiosae, revelare gloriam suam. Mabill. opp. S. Bern. VI, 1292. Unzählige Wundergeschichten, z. B. im Leben des heiligen Bertold bei Pez II, 100., daß sie oft den unbedeutendsten Mönchen nicht minder als Bernhard beigelegt werden; aber dennoch, und ob wir gleich weit entfernt sind uns einen schwächlichen Wunderglauben anzukünsteln, möchten wir diese Menge nach Tag und Ort genau verzeichneter Thatsachen, nicht schlechthin und ohne alle Ausnahmen als vorsätzlich ersonnene Lügen verwerfen.

Ein Wunder, das sich in dieser Zeit und am lautesten in Bernhards Leben und Wirken ausspricht, sollten jedoch alle mit Ehrfurcht erkennen. Er, ein armer ohnmächtiger hinfälliger Mönch, lenkte die Könige und die Päpste. Nicht bloß äußere Hoheit, nicht bloß die Kraft des Schwertes entschied; sondern die Kraft des inneren Menschen, der göttlichen Gesinnung, des heiligen Wortes, trat den Großen wie den Geringen allmächtig entgegenPhilotheus mon. 1426., und bewegte oder 524 beruhigte die ganze Welt: während in anderen Zeiten, bei weniger innerem Leben, oft nur das Scheinbare als wirklich galt, nur das Äußere Bedeutung erhielt, nur daran geglaubt und dafür gewirkt, beim Mangel aller ächten Begeisterung aber jedes andere nicht Handgreifliche, als nichtig verspottet und zurückgesetzt ward. Ungeachtet seiner Verehrung für den Stand des Mönches, war Bernhard doch mehr als ein Mönch, und verband auf eine seltene Weise die unermüdlichste Thätigkeit nach außen, mit der größten Zurückgezogenheit. Aber freilich litt die Darstellung seiner Gedanken oft durch die Lust an den, damals verehrten schlechten Redekünsteleien; der Lauf der Welt störte ihn bisweilen in der Betrachtung des Himmlischen, und dem Ziele vollkommener Heiligkeit konnte auch er sich nur nähern. Wenn er indeß bei aller Überzeugung, daß die Liebe das ewige, schöpferische, weltregierende Gesetz sey, dennoch im einzelnen hart und als Eiferer auftrat; so mögen wir bedenken, daß nach menschlicher Weise alles Gute einer höheren Verklärung bedarf und nur aus dem Kampfe hervorgeht. So kämpfte er gegen Anaklet und Abailard, so für den Kirchenglauben, die Kirchenzucht und den Kreuzzug: alles nicht ohne Irrthum, wohl aber ohne Menschenfurcht, nach seiner innersten, festesten Überzeugung.

Es schien aber die damalige Zeit der Unternehmung eines neuen Kreuzzuges nicht günstig zu seyn: denn König Konrad III war mehr als hinreichend mit den inneren Angelegenheiten Deutschlands beschäftigt; in England wüthete der Bürgerkrieg zwischen König Stephan und Mathilde, der Tochter König Heinrichs I; in Frankreich war Ludwig VII mit dem Grafen Theobald von Champagne, ja mit der ganzen Kirche zerfallen. {1142} Der König hatte nämlich den Stiftsherren in Bourges die Wahl ihres Bischofes freigestellt und aus unbekannten Gründen nur einen einzigen Mann, Namens Petrus, ausgeschlossen; allein dieser war ein Verwandter des päpstlichen Kanzlers Aimerich, und vielleicht mit um deswillen äußerte Innocenz II streng: »wenn irgend 525 {1142} jemand ohne Angabe gesetzlicher Ursachen ausgeschlossen werden dürfe, so habe die Kirchenfreiheit ein Ende, und man müsse den königlichen Knaben belehren und zügeln, damit er sich so Übeles nicht angewöhneGuil. Nang. zu 1142.  Otton. Fris. chr. VII, 21.  Flassan I, 101.  Robert. de Monte zu 1143–1144.  Radulph. a Diceto abbrev. chron. zu 1146..« Hierüber erzürnt schwur Ludwig, nie den wider seinen Willen erwählten Bischof anzuerkennen, und befehdete den Grafen von Champagne, welcher diesem eine Zuflucht bewilligt hatte. Innocenz aber belegte den König mit dem Banne, und wohin er nur kam, hörte der Gottesdienst auf, gleich als erscheine ein leiblich und geistig Verpesteter, bis ihn Cölestin II nach bezeigter Reue wieder in die Kirchengemeinschaft aufnahm.

Doch konnte diese Aussöhnung mit der Kirche, den König nicht ganz beruhigen: denn er machte sich Vorwürfe, daß bei seiner gewaltsamen Eroberung von Vitri, welches dem Grafen Theobald gehörte, 1300 Menschen innerhalb einer, in Brand gesteckten Kirche ums Leben gekommen waren, und oft erschien es ihm als Meineid, daß er, gegen seinen Schwur, in der Sache des Bischofes von Bourges nachgegeben habe. Bei solcher Stimmung waren schon Bernhards frühere Behauptungen von der Pflicht die morgenländischen Christen durch einen sündenvertilgenden Kreuzzug zu erretten, nicht ohne alle Wirkung auf ihn geblieben, und die, durch Gesandte mitgetheilten Trauernachrichten über den Verlust Edessas, brachten den König dahin, ungeachtet manches Widerspruches, den heiligen Abt förmlich zu befragen: wie ein solcher Zug am besten einzuleiten sey? So sehr dieses mit den Wünschen und Ansichten Bernhards übereinstimmteGaufred III, 4.  Wilh. Tyr. 901.  Otton. Fris. vita I, 38 sq.  Concil XII, 1575, 1630., wollte er doch nicht eitel, übereilt und aus eigener Macht in einer Sache von solcher Wichtigkeit absprechen, sondern wandte sich freudig an den 526 {1142} Papst Eugen III, welcher ihn auch sogleich bevollmächtigte das Kreuz zu predigen. Zugleich ermahnte der Papst den König und die Großen Frankreichs noch besonders in mehren Schreiben, und setzte endlich, zur Belohnung und Aufmunterung, im allgemeinen fest: »gegen den abwesenden Kreuzfahrer wird keine Klage erhoben, von ihm kein rückständiger Zins beigetrieben, keine Leistung verlangt welche aus gestellter Bürgschaft beruht. Wollen die Lehnsvettern oder der Lehnsherr zum Kreuzzuge kein Geld gegen Verpfändung der Besitzungen vorschießen, so dürfen diese, ohne Rücksicht auf Verfassung oder entgegenstehendes Herkommen, auch den Geistlichen überlassen werden. Weiber und Kinder nimmt die Kirche in besondere Obhut. Vergebung der Sünden ist der unfehlbare höchste Lohn für ein so frommes, gottgefälliges Unternehmen.«

Diese Bestimmungen fanden allgemeinen Beifall: als nun aber, ebenfalls mit des Papstes Bewilligung, eine Abgabe erhoben werden sollte wogegen kein Stand, keine Würde, kein Geschlecht schützte; so entstand große Unzufriedenheit unter allen denen, welche das Kreuz nicht nehmen wollten, und das blieb doch immer die größere Zahl. Selbst reiche Klöster widersprachen der Entrichtung jener AbgabeMath. Paris 55.  Fragm. hist. Ludov. VII, 413-423.  Odo Diog. I.  Gesta Ludov. VII, 3.  Joh. Hagustald zu 1148.  Robert. de Monte zu 1146.  Chron. Normanniae zu 1145, p. 982.  Bernh. cp. 426.: allein ehe diese Stimmung sich festsetzen konnte, {1146} hatte Bernhard auf einer ungemein zahlreichen Versammlung in VezelayDiese Versammlung fand um Ostern 1146 statt., alle Gegenwärtigen so begeistert und fortgerissenDie Kanzel von welcher Bernhard gesprochen, wurde bis auf die Zeit der französischen Revolution, in der Kirche von Vezelay aufbewahrt. Michaud II, 126. Die hölzernen Gestelle brachen vom Andrang ein, doch nahm keiner Schaden. Senon chr. zu 1145. Es wurde daselbst eine Kirche gebaut (Bouquet XII, 120; XIII, 675) zu Ehren des heiligen Kreuzes., daß die, von ihm schon vorräthig mitgebrachten und nicht einzeln ausgetheilten, sondern in Masse 527 {1146} ausgestreuten Kreuze, keinesweges hinreichten; sondern er selbst sein Kleid zerschneiden mußte um den Andrang zu befriedigen! Der König nahm das Kreuz, seine Gemahlinn, sein Bruder, viele Grafen, Bischöfe und Edele. Damit aber Deutschland gleicher Eifer, wie Frankreich ergreifen möchte, ließ Bernhard Schreiben dahin ergehen folgendes InhaltsIm treuen Auszuge, siehe Otton. Fris. vita I, 41.  Bernh. ep. 363.:

»Ich spreche zu euch von der Sache Christi, in dem allein euer Heil ist. Die Erde erzitterte, als der Herr des Himmels sein Land verlieren sollte, wo er mehr als dreißig Jahre mit den Menschen wandelte; sein Land, das er durch Wunder erleuchtete, mit dem Tode weihte und wo die Blüte der ersten Auferstehung erschien. Aber durch unsere Sünden haben die Feinde des Kreuzes ihr Haupt erhoben, verwüsten das heilige Land und werden in die Stadt des Herren einbrechen um die Orte zu beflecken, wo das unbefleckte Lamm sein purpurnes Blut vergoß und wo unser Leben den Todesschlaf schlief. – Was wollt ihr beginnen, ihr tapferen Männer, ihr Diener des Kreuzes? Wollt ihr das Heiligthum den Hunden geben, und die Perlen den Säuen vorwerfen? Wollt ihr allen künftigen Geschlechtern untröstbaren Schmerz, unersetzlichen Schaden bereiten, und diesem Geschlecht unendliche Verwirrung und Schmach? Nicht weil die Macht des Herren geringer geworden ist, ruft er schwaches Gewürm zum Schutze seines Erbtheils auf, – denn sein Wort ist That und mehr denn zwölf Legionen Engel könnte er zu Hülfe senden –; sondern weil der Herr, euer Gott euch retten will, führt er die Gelegenheit herbei wo ihr seinen Dienst übernehmen könnt. Er erweckt den Schein, als ob es ihm mangele, während er nur euren Nöthen zu Hülfe kommt; er will als Schuldner gelten, während er 528 {1146} seine Krieger überschwenglich belohnt und ihnen Vergebung der Sünden und ewigen Ruhm ertheilt. Glückseliges Geschlecht, dem solche Gnade, ein solches Jubeljahr eröffnet wird! Laßt deshalb den Wahnsinn einheimischen Bruderkrieges fahren, denn darin liegt ewiges Verderben; hier aber bietet der Tod euch das wahre Leben!«

Ohne Bernhards Kraft zu besitzen und nur äußerlich religiöse Strenge zeigend, predigte ein Mönch Rudolf und bewegte in den Rheingegenden um Worms, Speier, Mainz und Köln, viele Tausende aus dem Volke zur Annahme des Kreuzes. Indem er aber, zweideutig in seinen Worten, auch die Juden als zu vertilgende Feinde der christlichen Lehre bezeichnete, entstand eine so grausame Verfolgung dieser Unglücklichen und ein so kühnes Übertreten aller bürgerlichen Gesetze, daß nur die kräftigen Worte des herbeigeeilten Bernhard und die Macht König Konrads, den Gehorsam und die Ordnung herstellen konnten. Dreifaches ward von dem Abte Rudolfen zum Vergehn angerechnet: die Anmaaßung zu predigen, die Verachtung der Bischöfe und die Billigung des MordesBernh. ep. 365.; doch bestand, vielleicht weil das Volk sich seiner annahm, die ganze Strafe des Mönches darin daß man ihn in sein Kloster zurückwies. So übereinstimmend aber auch mit Bernhard in Hinsicht der Judenverfolgung alle billigen Männer dachten, so schien es doch den Billigsten nicht zu hart, daß sie zum Vortheile der Pilger willkürlich besteuert wurdenPetri Vener. ep. IV, 36..

Seinerseits hatte König Konrad, eingedenk der Schwierigkeit des Unternehmens und der, in Deutschland ihm obliegenden Pflichten und Lasten, keine Neigung einen Kreuzzug anzutreten, und erwiederte in Frankfurt auf die ersten Anträge Bernhards: »er wolle sich vorher mit den Fürsten darüber berathen.« Hiedurch keinesweges abgeschreckt, sprach Bernhard auf dem Reichstag in Speier nur desto eifriger 529 {1146} zu den, in der Kirche versammelten Fürsten und PrälatenVita S. Bernh. VI, 1292.  Schedel 349., und stellte insbesondere dem Könige mit höchstem Nachdrucke vor: »er werde nicht im Stande seyn am jüngsten Tage nachzuweisen, daß er seine Pflicht erfüllt habe;« – worauf Konrad, tief erschüttert, die begeisterte Rede des heiligen Mannes unterbrach und laut ausrief: »ich erkenne den Willen und die Gnade Gottes, er soll mich nicht undankbar finden.« Mit ihm nahmen das Kreuz, Friedrich sein Neffe der nachmalige Kaiser, die Herzöge von Baiern, Lothringen, Österreich und Böhmen, die Markgrafen von Steyermark und Kärnthen, die Bischöfe von Bremen, Regensburg, Freisingen, Passau, Zeiz, so wie unzählige andere Geistliche und EdleAuch Mönche zogen mit. Petershus. chron. 383. Der Kardinal Dietwin, welcher den König gekrönt hatte, und der Kardinal Konrad, ein geborner Graf von Urach, nahmen Theil an dem Kreuzzuge. Cardella I, 107, 118.. Im Volke zeigte sich überall der höchste Eifer und Andrang, und in Speyer mußte Konrad den schwachen Bernhard auf seinen Armen aus der Kirche tragenAlberic. 314.  Corner 690.  Belg. chr. magn. 177.  Friedrich und Welf hatten in Nürnberg am 23sten April das Kreuz genommen. Chr. Saxo zu 1147. Boleslav IV von Polen nahm Theil; du Fresne ad Cinnam. 146.  Dandolo 282.  Mehre der Genannten empfingen das Kreuz erst auf einem zweiten Reichstage in Regensburg. Otton. Fris. vita I, 40. um ihn vom Erdrücken zu retten. Auch darin glaubte man Gottes Finger zu erkennen, daß sich so viel bußfertige Diebe und Räuber bei dem heiligen Unternehmen einfanden: aber freilich mochten die Rückfälle derselben in die alte Zügellosigkeit, später nicht selten zu unglücklichen Ereignissen mitwirken; und die mit Lanzen bewaffneten Weiber welche gleich den Männern im Zuge einherritten, erhöhten nicht die Zahl der Krieger, sondern der Verzehrer. {1147} An Gesetzen über gute Zucht und Ordnung ließ man es nicht fehlenOdo 27 und 50.: 530 allein, wenn auch dadurch das Mitnehmen der Hunde und Jagdvögel verhindert, wenn auch mancher größere, beim ersten Kreuzzuge begangene Fehler vermieden werden konnte, so blieb doch die Bewaffnung schlecht, und der Gehorsam gegen irdische Herren, erschien den Kämpfern Gottes nicht immer als erste Pflicht.

Nachdem Konrad noch manches mit den päpstlichen Gesandten verabredet, Haltung des Landfriedens vorgeschrieben und die Wahl seines Sohnes Heinrich zum Könige durchgesetzt hatte, sammelte sich das Heer mit dem Frühlinge des Jahres 1147Das Jahr 1147 war übrigens ein Hungerjahr, wie 1095. im südlichen Deutschland und eilte die Donau abwärts nach Ungern. Denn ungeachtet König Roger von Sicilien vorschlug, man möge übers Meer nach Palästina segeln, zog man doch wegen der großen Menschenmenge, den Landweg der ersten Wallbrüder vor. König Geisa von Ungern bewilligte freien Durchzug und zahlte sogar Geld, damit Konrad nicht einen, ihm gefährlichen Thronbewerber Boris unterstützeEngels Gesch. von Ungern I, 237., oder den lästigen Aufenthalt der Pilger verlängere. Noch größere Besorgnisse hegte der griechische Kaiser Emanuel. Schon einige Jahre früher entstand zwischen ihm und Konrad ein Streit, weil ein byzantischer Gesandter, Nicephorus äußerte: »der deutsche König herrsche in seines Herren ReicheIm Jahre 1143. Dumont corps dipl. I, Urk. 127.  Otton. Fris. chr. VII, 28..« Nicht mehr, versicherte Konrad, würde es ihn gekränkt haben, wenn sein eigener Sohn von dem Gesandten wäre erschlagen worden; – doch legte er durch zeitgemäße Nachgiebigkeit nicht allein diesen Zwist bei, sondern schloß auch ein Bündniß gegen die Normannen und vermählte Berta von Sulzbach, die Schwester seiner Gemahlinn mit dem Kaiser 531 {1147} Emanuel. Die Einfachheit, der Ernst und die allgemein gerühmten Tugenden der deutschen Fürstinn konnten aber den üppigen, zum Wechsel geneigten Kaiser nicht fesselnDoch schmerzte ihr Tod den Kaiser sehr. Nicet. III, c. 5, p. 75.; und noch weniger als ihm, erschien seinem Volke das Band der Verwandtschaft hinreichend zum Schutze gegen die Deutschen. Auch machte ein gleichzeitiger Angriff Rogers von Sicilien, die Griechen gegen alle abendländische Fürsten doppelt argwöhnisch, und sie hielten die Erlösung Palästinas für einen bloßen Vorwand, die Unterjochung ihres Reiches aber für den eigentlichen geheimen Zweck der Pilger. Nicht allein, – so meinte man –, kehrten die Gefahren des ersten Kreuzzuges wieder; sondern es wäre unterdeß bei den Franken auch zum irrigen Grundsatze geworden, daß die Griechen ihren Absichten immerdar feindlich seyn müßten. Wenn Kaiser Alexius nur mit der größten Mühe damals die einzelnen Fürsten zum Lehnseide bewogen habe, wie dürfe man der Hoffnung vertrauen, so viel mächtigere Könige zu lenken und zu gewinnen! Und doch schien dies, beim Mangel innerer Kraft zum Widerstande, durchaus nothwendig.

Auf das Gesuch der Deutschen um freien Durchzug und Ankauf von LebensmittelnCinnamus I, 30-33.  Nicetas Chon. 41.  Pegav. chr. cont., gingen ihnen griechische Gesandte bis an die Gränzen Ungerns entgegen und stellten dem Könige und den Fürsten vor: »ein ungerechter Krieg sey für die Mächtigsten und Edelsten am sträflichsten, der Sieg ohne Ruhm und die Niederlage doppelt schmählich. Ob sie nun gleich keinesweges so böse Absichten vermutheten, möchten die Deutschen dennoch den Frieden beschwören, damit Übertretung des Eides doppelt strafbar, das Halten aber durch Freundschaftsdienste belohnt werde.« Konrad setzte den Gesandten hierauf die Gründe seines Kreuzzuges auseinander, und schwur mit den Herzögen und 532 {1147} Grafen ohne Widerrede; Emanuel dagegen ließ Schiffe zum Übersetzen über die Donau herbeischaffen und befahl die Pilger zu zählen. Es geschah bis 90,000; da verging den Zählenden die GeduldNach anderen Nachrichten erfolgte die Zählung erst beim Übersetzen nach Asien.. Der mühsame Weg von der Donau über die Berge bis Sardika, ward ohne Gewaltthat und friedlich zurückgelegt; allein kaum war das Heer in die fruchtbaren Ebenen um Dadika gelangt, so erhub sich vielfacher Streit. Wie konnte es auch anders seyn? Die Griechen wollten bei dem Verkaufe der Lebensmittel gewinnen, die Deutschen hingegen brauchten Gewalt, wenn der Preis zu hoch erschien, oder es ihnen (was bei sehr vielen armen Pilgern der Fall war) an Gelde fehlte. Zwar beschwerten sich die Griechen deshalb beim Könige; allein dieser entschuldigte sich mit der Gesetzlosigkeit der Menge, die er nicht zu zügeln im Stande sey. Und wahrlich, die Hungrigen brauchten kaum einer Entschuldigung, wären nur nicht über das Bedürfniß hinaus, Unbilden und Frevel mannigfacher Art begangen worden. Harte Bestrafung von einzelnen, woran es Konrad keineswegs fehlen ließ, konnte das Zutrauen und gute Vernehmen nicht wieder herstellen, und das griechische Heer welches den Deutschen itzt zur Seite zog und die vom Wege Abschweifenden zurückweisen und Raubzüge verhindern sollte, verfuhr im natürlich aufgeregten Zorne gegen die Ergriffenen sehr streng. So kam es schon bei Philippopolis zu einem offenen Gefechte, wozu vielleicht die Kunststücke eines Schlangenbeschwörers, der ohne böse Absicht die Deutschen erschreckte, die nächste Veranlassung gaben. Mit Hülfe des Bischofes von Philippopolis wurden jedoch die Streitigkeiten diesmal beigelegt, und die Deutschen zogen ruhig durch Adrianopel. In dieser Stadt mußte aber einer der edelsten deutschen Ritter – nach einigen ein Verwandter Konrads – wegen einer Krankheit mit seinen Gütern und Begleitern zurückbleiben. 533 {1147} Davon benachrichtigt verbanden sich einige frevelhafte griechische Söldner, zündeten in der Nacht des Kranken Wohnung an, verbrannten ihn mit den seinen und raubten das Gut. Doch nicht ohne Strafe: denn Herzog Friedrich kehrte sogleich mit Heeresmacht zurück, ließ einige ergriffene Schuldige aufknüpfen, verlangte die Herbeischaffung der verlorenen Güter, brannte das Kloster nieder zu welchem jenes Gebäude gehört hatte, und würde vielleicht in solcher Strenge noch fortgefahren seyn, wenn ihn nicht Prosuch, einer der angesehensten Beamten des griechischen Kaisers, beruhigt und vermocht hätte, die Schuld weniger Frevler nicht an den Unschuldigen zu rächen. Den niederen Pilgern schien jedoch nun alles gegen die Griechen erlaubt, und vergeblich blieben die Erinnerungen Emanuels an den geleisteten Eid, vergeblich seine natürliche und dem Hauptzwecke des Kreuzzuges nicht widersprechende Bitte: daß die Pilger bei Sestos nach Asien übersetzen und nicht gen Konstantinopel ziehen möchten. Sie erreichten die choirobachische Ebene unfern des Meeres, und lagerten sich zwischen den Flüssen Melas und Athyras um fröhlich am nächsten Tage das Fest der Geburt Marias zu feiernDen achten Sept. 1147.  Otton. Fris. cita I, 45.  Es war keine ganz ungewöhnliche Naturbegebenheit, und das Gleiche widerfuhr dem Sebastokrator Isaak Komnenus bei Lobitza in Mysien. Anna Comn. III, 75.. Gegen Morgen erscheinende Wolken erregten keine Besorgniß: plötzlich aber erhub sich ein ungeheurer Sturm, der Regen fiel in Strömen herab und die benachbarten Flüsse wuchsen zu einer so furchtbaren Höhe, daß die Zelte zusammenstürzten, viele des Schwimmens Unkundige ertranken und mancher Rettende vom Bedrängten in die Flut hinabgezogen ward. Unersetzlich für das weiter eilende Heer erschien der Verlust an Menschen, Gütern, Lastthieren und Vorräthen. Nur das Lager Herzog Friedrichs, welches man an einem höhern Orte aufgeschlagen hatte, blieb von den Fluten 534 {1147} verschont, und dahin gingen die Pilger am andern Morgen zur Feier jenes Festes: aber ihre Herzen waren, wie Otto von Freisingen erzählt, voll tiefes Schmerzes, während sie das: »Freut euch, ihr Christen!« sangen.

In diesem Unglücke sahen die Griechen eine Strafe der Wortbrüchigkeit; Emanuel hingegen bezeugte klüglich seine Theilnahme und lud den König zu einer Zusammenkunft ein. Sie kam nicht zu Stande, weil dieser verlangte, der Kaiser solle ihm bei Konstantinopel entgegenkommenArnold. Lubec. III, 10 und Wilh. Tyr. lassen sie zuletzt doch vor sich gehen, aber Otto Fris. schweigt.; eine solche Herablassung aber, ungeachtet der vielleicht daraus für das Reich hervorgehenden Vortheile, den Griechen zu unwürdig erschien. Trotz ihrem beharrlichen Widersprechen, zog itzt Konrad mit seiner ganzen Macht nach Konstantinopel, ging über den Fluß Bathyssus und lagerte in der Vorstadt Pera. Alle bewunderten die Höhe und Stärke der Mauern, die Tiefe der Gräben, die vielen Thürme, den großen Umfang der Stadt und die unvergleichliche Schönheit der Gegend; aber diese Bewunderung verhinderte keineswegs daß die herrlichen Umgebungen, nicht bloß aus Bedürfniß, sondern auch aus Übermuth furchtbar verwüstet wurden. Daran reihte sich ein Briefwechsel, und Konrad schrieb an Emanuel: »wer ein Ereigniß nur an und für sich, ohne Rücksicht auf Ursachen und Zweck betrachtet, wird weder verständig loben, noch mit Grunde tadeln können und in Gefahr kommen den Freund mit dem Feinde zu verwechseln; sobald nämlich jener etwa Urheber eines zufälligen Schadens, dieser aber eines zufälligen Vortheiles geworden ist. Wenn also bei der Überzahl unsers Heeres, von denen welche Neugier oder Bedürfniß vereinzelt, Frevel verübt werden; so halte uns nicht für den Urheber, sondern bedenke, daß es unmöglich ist jeder Ausschweifung der Menge vorzubeugen.« Emanuel, welcher diese Worte nicht für aufrichtig hielt, antwortete spöttisch: »obgleich uns auch 535 {1147} die Schwierigkeit nicht verborgen ist, die Menge zu lenken, so ergriffen wir doch bei eurem Eintritt in unser Reich solche Maaßregeln, daß euch keine Beleidigung und uns kein Vorwurf traf, Gastfreunde gemißhandelt zu haben. Da ihr aber als sehr scharfsinnige und erfahrene Männer gezeigt habt, daß dergleichen nicht den Anführern zur Last zu legen sey, so danken wir euch für diese Belehrung, bitten aber zu gleicher Zeit: ihr wollet keine Vereinzelten mehr umherschweifen lassen, weil es nicht unsere Schuld seyn wird, wenn sie von der Menge Gewalt leiden.« Dann fügte der Kaiser in Bezug auf ein glückliches Gefecht der Griechen gegen raublustige Deutsche, hinzu: »bedenke, daß ein ungezügeltes Pferd seinem Reiter mehr Schaden als Vortheil bringt, weshalb auch wir die Willkür unserer Soldaten zähmen sollten; aber du bist der Urheber dieser Verwirrungen. Eine geringe Zahl Griechen hat viele Deutsche besiegt und gezeigt, daß Eingeborne besser fechten als Fremde: desungeachtet bin ich bereit Ruhe und Ordnung herzustellen, wenn du das Gleiche versprichst.« Konrad antwortete hierauf nicht ausdrücklich, sondern verlangte Schiffe zum Übersetzen nach Asien, welche ihm auch nach Beseitigung einiger Schwierigkeiten bewilligt wurden.

Unterdessen war Bernhard von Clairvaux nach Frankreich zurückgekehrt und hatte auf einer Versammlung in Estampes von dem großen Erfolge seiner Bemühungen unter den Deutschen Bericht erstattet; er hatte vor aller Vereinzelung gewarnt, welche einst Petern von Amiens ins Verderben stürzteBernh. epist. 363, 256, 82, 87.  Moriniac. chr. 389.  Odo I. – Auch viele Engländer nahmen das Kreuz. Roger Hoved. 489.  Theodorich von Flandern ging mit und brachte von Balduin III Christi Blut als Geschenk zurück. Miraei op. dipl. I, 553., und auf eine Wahl tüchtiger Anführer gedrungen. Sogleich bot man ihm selbst diese Würde an; er lehnte sie aber ab, weil seine Gesundheit zu schwach sey und ihm alle Kenntniß vom Kriegswesen mangele. Ja 536 {1147} ungeachtet alles Eifers für den Kreuzzug, rieth er den Geistlichen und Äbten: streng zu prüfen, was ihr wahrer Beruf sey, und nicht übereilt ihre Gemeinen und ihre Klöster zu verlassen.

Um dieselbe Zeit, im Februar 1147 ernannte König Ludwig, mit Beistimmung aller Großen, den trefflichen Abt Suger von St. Denis und den Grafen von Nevers zu ReichsverwesernSuger weigerte sich diese Würde ohne päpstliche Genehmigung anzunehmen. Als Eugen nach Paris kam, sub obedientiae praecepto coegit. S. Dionys. chron. zu 1146 in Dachery spicil. II, 495. Lobende Charakteristik Sugers in Duchesne script. IV, 280 aus einem alten handschriftlichen Codex, und Wilhelmi vita Sugeri in Bouquet script. XII, 102., und stellte jenem, da dieser vorzog in ein Karthäuserkloster zu gehen, den Grafen von Vermandois und den Erzbischof von Rheims, jedoch mit geringeren Rechten zur Seite. Im Frühjahre 1147 kam Papst Eugenius III selbst nach Paris, bannte alle die Feindliches gegen Frankreich unternähmen, überreichte segnend dem Könige Kreuz und Pilgertasche und tröstete seine zurückbleibenden Verwandten. Ludwig aber, nachdem er alter Sitte gemäß, die Oriflamme vom Altare des heiligen Dionysius genommen und sich bei den heiligen Märtyrern beurlaubt hattea martyribus licentiam accepturus. Gesta Ludov. VII, 4., sammelte sein Heer um Pfingsten bei Metz und gab passende Gesetze, welche zwar beschworen, aber nicht immer und am wenigsten von den Geringern gehalten wurden. Denn schon beim Übersetzen über den Rhein entstand so heftiger Streit in Worms, daß mehre Pilger jähzornig einige Schiffer in den Strom warfen, die Bürger dagegen zu den Waffen griffen und, nach einem blutigen Gefechte, kaum von den Fürsten verhindert werden konnte, daß die ärmern Pilger die Stadt in Brand steckten. Dennoch wich die Besorgniß keineswegs von den Einwohnern, und um die gefährlichen Gäste desto eher los zu werden hemmten sie die Zufuhr, bis neue 537 {1147} Versprechungen und Bürgschaften eintraten. Über Würzburg, Regensburg, Passau und Belgrad erreichte Ludwig die griechische Gränze und hatte überall den Vortheil, daß er die Brücken und Schiffe der Deutschen vorfand; doch mußte man wegen der zahlreichen Wagen und des leicht sich verwirrenden GepäckesOdo II.  Radulph a Diceto abbrev. chron. zu 1146.  Mechain II, 140 behauptet, Ludwig oder vielmehr Eleonore, hätte auch einige troubadours mitgenommen., kürzere Tagereisen machen, bis viele Pferde umkamen und manches Entbehrliche zurückblieb. Noch größere Verwirrung, Mangel an Lebensmitteln und vielfacher Streit würde entstanden seyn, wenn die Franzosen gleichzeitig mit den Deutschen aufgebrochen wären.

Die griechischen Gesandten, welche fast in jeder Stadt auftratenEin höflicher Brief Emanuels an Ludwig über günstige Aufnahme, Handel, Lebensmittel, steht in Martene thes. I, 399. Ein ähnlicher an den Papst, worin er verspricht für freundliche Aufnahme zu sorgen, aber auch ehrbares Betragen erwartet, Bouquet XV, 440., überhäuften den König mit so vielen Schmeicheleien, daß der Bischof von Langres, des Dollmetschens überdrüßig, sagte: »wiederholt nicht so oft das Gleiche über seine Weisheit, Majestät, Größe und Religion, er kennt sich und wir kennen ihn; was ihr aber eigentlich wollt, das tragt schnell und bündig vor!« Emanuel verlangte, der König und die Fürsten möchten beschwören: sie würden nichts von seinem Reiche in Besitz nehmen und ihm das von den Türken Eroberte überlassen. – Manchem Fürsten und Prälaten schien dies zur Verhütung weitern Streites nützlich, andere hingegen fragten widersprechend: warum man sich alles eigenen Erwerbes begeben wolle? Endlich ward beschlossen: die letzte Entscheidung solle hierüber unmittelbar zwischen den Herrschern erfolgen, und bis dahin versprach man wechselseitig freien Handel, Zufuhr von Lebensmitteln und geordneten Zug. Allein die Griechen schlossen sich, durch den übeln Vorgang der Deutschen erschreckt, 538 {1147} in die Städte und befestigten Orte ein, und trieben nur Verkehr von den Mauern herab; was aber den Bedürfnissen des Heeres nicht hinreichend abhalf, und woraus dann Raub und Plünderung entstand. Auch erschienen diese Vergehen den Kreuzfahrern nur als unbedeutend, ja sie glaubten sogar, man dürfe die ketzerischen Griechen ohne Sünde erschlagen; diese hingegen zeigten sich abwechselnd hochmüthig und kriechend, furchtsam und grausam, und meinten, ein falscher Eid zum Besten ihres Reiches sey ohne Bedenken erlaubt.

Diese Parteiansichten steigerten sich allmählich zu solcher Höhe, daß sogar vor dem Könige und den Fürsten feierlich die Frage untersucht ward: »ob man mit Roger von Sicilien, welcher die Griechen bekriegte, oder auch ohne Roger das Land erobern und Konstantinopel mit Gewalt einnehmen solle.« Die Bejahenden schalten auf die Abweichung der Griechen vom wahren Glauben, ihre Verwerfung des Papstes, das Einsetzen irrelehrender Bischöfe, den Angriff Emanuels auf Antiochien und seine Bündnisse mit den Türken; vor allem aber auf sein, jetzo zweideutiges, ja feindliches Benehmen. Es sey schimpflich, daß ein Irrgläubiger, der selbst dienen solle, einen Lehnseid von den Rittern verlange, und nie werde die Beherrschung und die Freiheit des gelobten Landes sicher seyn, so lange das, den Abendländern abgeneigte griechische Reich bestehe. Hierauf antworteten die anders Gesinnten: »über den Glauben der Griechen sey man nicht genau unterrichtet, und der Papst habe sich nicht über sie beschwert. Emanuels Krieg wider Antiochien müsse man freilich tadeln, aber er habe ihn doch nicht ohne allen Grund unternommen. Das Gelübde verbinde nur zum Kriege gegen die Heiden, mithin widerspreche ein Angriff auf Konstantinopel demselben, gehe über die Kräfte hinaus und gründe sich mehr auf Habsucht als auf ächte Beweggründe. Den Eid verlange Kaiser Emanuel nicht aus Anmaaßung, sondern aus Furcht, und er könne ohne Verletzung anderer Lehnspflichten um so mehr 539 {1147} geleistet werden, da es nothwendig erscheine sich in dem fremden Lande und unter so vielen Gefahren, Freunde zu erwerben. Wenn man hiedurch und durch das Zurückweisen eines Bündnisses mit Roger, das Vertrauen der Griechen gewinne, so werde man von ihrer alten Abneigung nichts mehr zu besorgen haben.«

Diesmal überwog die gerechtere Ansicht, und Ludwig ward vom Kaiser Emanuel in Konstantinopel ehrenvoll aufgenommen. Nur reichte man jenem bei der feierlichen Sitzung einen Sessel, welcher dem kaiserlichen Throne an Höhe nicht gleich kam; was den Griechen sehr wichtig, dem Könige aber gleichgültig erschien. Die Franzosen erstaunten über die Pracht der Hoffeste, die Mannigfaltigkeit der Speisen, die Menge der heiligen Denkmale und Reliquien, über die Feierlichkeit des Gottesdienstes, wo Männer und Verschnittene mehrstimmig mit allgemeinem Beifalle sangen, und der Anstand durchaus würdig, die Bewegungen durchaus angemessen erschienen.

Nach mannigfachen Verhandlungen leisteten die Fürsten den verlangten Eid und Ludwig versprach dem Kaiser: ihm kein Besitzthum zu nehmen oder feindlich gegen ihn zu verfahren. Nur wo es ganz an Lebensmitteln fehlen würde, dürfe man sich nicht beschweren, wenn Gewalt eintrete. Aber aller dieser Bündnisse und Versprechungen ungeachtet, zürnte Emanuel, daß die Franzosen ihn nicht gegen Roger unterstützen wollten; und diese zürnten, daß man sie nur unter gewissen Beschränkungen in die Hauptstadt aufnahm. Auch konnte alle Strenge Ludwigs die Zucht in seinem Heere nicht erhalten: sondern Diebstahl, Raub, Niederbrennen und Zerstören der Häuser und Gärten um Konstantinopel, nahm so furchtbar überhand, daß die gewaltsam Gesinnten nochmals auf ihren verworfenen Plan zurückkamen und er vielleicht wäre durchgesetzt worden, wenn sich nicht um diese Zeit Gerüchte von großen Siegen der Deutschen verbreitet, die Hoffnung auf Glück und reiche Beute erhöht und zum Übersetzen nach Asien gereizt hätten. Aber diese 540 {1147} Gerüchte mochten von den Griechen wohl vorsätzlich erfunden seynNach Odo 46 muß man annehmen, daß Emanuel Gerüchte von den Siegen der Deutschen verbreiten ließ um die Franzosen zum Übersetzen nach Asien zu bewegen. Cinnamus 36 dagegen erzählt, Ludwig habe schon früher von den Unfällen Nachricht gehabt und sey dadurch milder geworden. Doch stimmt dies nicht gut zu den übrigen Nachrichten. um die Franzosen auf eine gute Weise von Konstantinopel zu entfernen; in Wahrheit lagen die Dinge ganz anders.

Es war nämlich unter den Deutschen Streit entstanden, ob man den längern Weg längs der SeeküsteNach Odo de Diog. 32 zog der Bischof Otto von Freisingen mit einer Abtheilung dem Meere entlang; er aber schweigt darüber, wie fast über den ganzen Zug. Zum Theil wohl, weil er die Schuld der Unfälle größtentheils den Deutschen selbst beimißt., oder den kürzern gerade auf Ikonium einschlagen solle; und Konrads Kühnheit, die frohe Zuversicht der Pilger, vielleicht auch Emanuels Rath, entschieden für diesen: worauf die griechischen Führer einen starken Vorrath von Lebensmitteln mitzunehmen riethen, weil der Weg mehre Tage lang durch unfruchtbare Gegenden führe. Ihre Weisung ward befolgt, aber ungenügend: denn es fehlte den Kreuzfahrern in der Regel an Gelde zum Ankaufe, und wenn sie hingegen selbst etwas verkaufen wollten, bezahlte man es ihnen in falscher Münze. Die Bewohner der Städte schlossen ihre Thore und lieferten keine Lebensmittel, oder zogen auch wohl das Gold und Silber der Pilger die Mauern hinauf, ohne ihnen das Behandelte hinabzulassen; betrügerische Kaufleute endlich, mischten nicht selten Kalk unter das Mehl, woran manche starbenEs ist sehr schwer, aus den heftigen Anschuldigungen die Wahrheit auszufinden. Wenn Emanuel (Dand. 282) rieth, man solle den Weg nach Ikonium wählen, so mochte es seyn, um des dasigen Sultans Macht, die ihm stets am gefährlichsten wurde, zuerst zu brechen, aber Friedrich I schlug doch später aus eigenem Entschlusse denselben Weg ein. Ob Emanuel ferner die Türken zur Fehde gegen die Kreuzfahrer aufgefordert habe, erscheint in Rücksicht auf die Folgen wohl gleichgültig, da sie ohnedies feindlich verfahren mußten. Es ist nicht erwiesen, daß er alle die kleinen Betrügereien selbst anordnete, und unwahrscheinlich, daß er einen solchen Untergang wünschen konnte. Gewiß aber ging die Politik der Griechen (wie alle schlechte Politik) dahin, daß Kreuzfahrer und Türken sich wechselseitig schwächen möchten, damit die Herrschaft nachher an sie käme. Auch stimmt es nicht mit jenen allgemeinen Anklagen, daß sich Konrad nachher so freundschaftlich bei Emanuel aufhielt und in seinen Briefen nirgends Beschwerde über ihn führt. Vergleiche in den Fundgruben des Orients V, 391 v. Hammers gründliche Prüfung der hieher gehörigen Verhältnisse, und Funks Gemälde I, 348, welcher unsere Ansicht theilt.. Wären aber auch alle diese vorsätzlich 541 {1147} erzeugten Übelstände nicht eingetreten, so lagen doch in den auf keine Weise abzuändernden Verhältnissen, fast unüberwindliche Schwierigkeiten, für ein großes Heer in diesen Gegenden so schnell Lebensmittel herbeizuschaffen. Deshalb vergingen unter wachsenden Mühseligkeiten die Tage, binnen welchen das Heer Ikonium erreichen sollte; aber die Stadt zeigte sich nicht, und als der König nun zornig nach den Gründen dieses Verspätens fragte, erhielt er zur Antwort: man habe irrig gehofft, daß täglich ein größerer Weg zurückgelegt werden könne; nur noch drei Tage lang möge er sich gedulden. Aber am anderen Morgen waren die Führer entflohen, entweder aus Furcht, oder weil sie von den Türken gewonnen waren, oder weil Kaiser Emanuel diesen Verrath befohlen hatte. Das letzte glaubten alle Pilger, und wahrscheinlich hegte der Kaiser, dem Konrad ein festeres Bündniß und gemeinschaftliche Unternehmungen abgeschlagen hatte, den Wunsch: daß sich die unsichern christlichen Freunde und die offenbaren muhamedanischen Feinde wechselseitig aufreiben möchten. Dessenungeachtet sind aber gewiß nicht alle jene kleinen und schlechten Betrügereien von ihm unmittelbar ausgegangen: sie erklären sich genügend aus dem allgemeinen Charakter der Griechen, dem 542 {1147} bestehenden Hasse gegen die Franken, und daraus, daß in diesen asiatischen Landschaften, bei der Schwäche der Regierung, jeder that was ihm beliebte.

Die Deutschen befanden sich nunmehr in einer wüsten wasserlosen Einöde, ohne Nahrung für Menschen und Thiere, unkundig der Wege, ermattet von Anstrengungen. Je größer die Rathlosigkeit war, desto heftiger und widersprechender die Vorschläge zur Rettung. Einige wollten rasch vorrücken um bessere Gegenden zu erreichenCinnamus 35-36.  Nicetas Chon. 44, welcher Emanuel vorsätzlicher Feindschaft gegen die Pilger, des Falschmünzens u. s. w. beschuldigt. Gesta Ludov. VII, 6-7.  Bromton 1034.  Wibaldi ep. 180.  Odo Diog. 50.  Wilh. Tyr. 904.  Cassin. mon. zu 1147.  Monach. Weingart. 790., andere schnell zurückkehren, ohne noch mehr zu wagen; allein ehe hierüber ein wohlbegründeter Entschluß gefaßt werden konnte, zeigten sich neue Gefahren. Bisher hatten nämlich die Türken nur ihre vorsichtig befestigten Städte mit Sorgfalt verwahrt, und sonst die Kreuzfahrer in leichten Gefechten mehr gelockt als ihnen widerstanden: jetzt aber erschien Paramus, der Feldherr des Sultans Masud von Ikonium, an der Spitze eines, auf jede Weise verstärkten Heeres. Von allen Seiten umschwärmten leichtgerüstete Bogenschützen auf schnellen Pferden die Deutschen. Drangen diese nun schwer gerüstet, auf ermüdeten Streitrossen und ohne fernhin treffende Waffen vor, so half alle Tapferkeit nichts; weil jene leicht entwichen, rasch an anderer Stelle doppelt gefährlich einbrachen und Tod und Verderben unter den unbewaffneten und nur mit Stab und Pilgertasche versehenen Kreuzfahrern verbreiteten. Das Vorrücken gewährte keine Sicherheit, der Rückzug keinen Vortheil, und die ungeheure Ebene nützte nur den Feinden. Weder Wald, noch Berg, noch Fluß deckte oder sonderte die Pilger von den Türken, und nach mehren gleich schrecklichen Tagen entgingen von 70,000Cinnamus hat 90,000 ohne Bezeichnung, Wilh. Tyr. 70,000 loricati exceptis peditibus, parvulis, mulieribus et equitibus levis armaturae. - Contra christianem et contra castrensem disciplinam mala increverant. Guil. Neubrig. I, 20.  Die Armenier kauften manche christliche Gefangene frei. Petershus. chr. 384. 543 {1147} wehrhaften Kriegern, nur 7000 dem Tode; der Unbewaffneten, der Weiber und Kinder nicht einmal zu gedenkenDie Unfälle treffen auf die letzten Tage des Oktobers 1147.! Es war die Schlacht der Parther gegen den Krassus. Fragte man die wenigen Erretteten, wie es zugegangen sey? so gab jeder einen anderen Grund an. Zuletzt hatte die gränzenlose Verwirrung alles genaue Beobachten unmöglich gemacht; und wo das Unglück so jedes Maaß übersteigt, reicht auch keine einzelne Erklärung aus.

In der Gegend von Nicäa erhielt König Ludwig die erste Nachricht von den Unfällen der Deutschen durch Herzog Friedrich von Schwaben, und bald nachher erschien Konrad selbst zu dem verabredeten Gespräche. Die größte Theilnahme von Seiten der Franzosen, konnte das Unglück nicht ungeschehen machen; wohl aber glaubte Konrad ihnen nützlich zu werden, indem er offenherzig die Wahrheit und alle Versehen erzählte, welche man sich hatte zu Schulden kommen lassen. Um diese Versehen und die Wiederkehr ähnlicher Gefahren zu vermeiden, beschloß man: daß der Überrest des deutschen Heeres vereint mit dem französischen vorrücken, und statt des geraden Weges auf Ikonium, den, an Lebensmitteln hoffentlich reicheren, über Smyrna nach Ephesus einschlagen solle. Konrad aber verließ bald das Lager und begab sich nach Konstantinopel: entweder weil er krank war (welches seine eigenen Briefe bezeugen)Wibaldi ep. 180., oder aus Schaam daß er, der erste Fürst in der Christenheit, mit so ärmlicher Begleitung einer größeren Macht folgen solle. Auch viele geringere deutsche Pilger eilten, des Gelübdes uneingedenk, in ihre Heimath zurück: denn nach ihren Erfahrungen verzweifelten sie an einem glücklichen 544 {1147} Ausgange, und der Spott mancher auf Rossen einher stolzirenden Franzosen über die Ärmlichkeit hülfsbedürftiger Fußgänger, erschien ihnen unerträglich. Dazu kam die von beiden Seiten gleich große Habsucht, und daß die wechselseitige Unkunde der Sprachen täglich vielfachen Zwist verursachte. Kaiser Emanuel, dem eine Trennung der Deutschen von den Franzosen willkommen war, nahm Konrad ehrenvoll auf, versprach Rath und Beistand und suchte ihn durch Feste aller Art, Schauspiele, Wettrennen u. s. w. über sein Unglück zu zerstreuen.

Das große französische Heer, welches ohne die Fußgänger, Unbewaffneten, Weiber und Kinder, an 60,000 Geharnischte zählteOdo Diog. 27.  Chronogr. Saxo zu 1147.  Gesta Ludov. VII, 5. Wilh. Tyr. l. c.  Für die Richtigkeit der Zahlen kann niemand einstehn., zog unterdeß, jedoch nicht ohne Schwierigkeiten vorwärts: denn zwischen den vielen und abwechselnden Bergen und Thälern fehlte es an gebahnten Wegen und man verirrte sich um so leichter, da die Einwohner aus Furcht mit ihren Heerden die Dörfer verlassen und griechische Führer sich nicht eingefunden hatten. Auch in Ephesus waren keineswegs, wie man erwartete, Vorbereitungen zu einer günstigen Aufnahme getroffen; sondern viele Bewohner flüchteten sich mit ihren Gütern aufs Meer, und andere gedachten einer nachdrücklichen Vertheidigung der wohl verwahrten Stadt: welche indeß die Wallbrüder nicht umlagerten, sondern sich mit dem Anfange des Jahres 1148 zu den fruchtbaren Ufern des, mit Schwänen bedeckten, Mäander wandtenGesta Ludov. VII, 11.  Math. Paris 54.  Iperius 641.  Richard. Cluniac. 1100.. Hier stellten sich die Türken zuerst den Pilgern entgegen um den Übergang über den Strom zu hindern; aber diese fanden eine Fuhrt und zogen fröhlich durch Laodicea. – Gewöhnlich eilte ein Theil des christlichen Heeres voraus, erkundete die Wege, wählte die 545 {1148} Lagerstellen und drängte Angriffe zurück; der zweite Theil folgte dagegen zur Bedeckung der Unbewaffneten und des Gepäckes. So führten nun eines Tages die Grafen Gottfried von Raukon und Amadeus von Maurienne jene erste Abtheilung, und sollten, der getroffenen Abrede gemäß, das Lager auf dem Gipfel eines hohen Bergrückens nehmen, der Phrygien von Pamphylien trennt: allein die Tagereise schien ihnen zu kurz, der Platz zu unbequem und sie ließen sich deshalb verleiten, von der Höhe in das anlockende fruchtbare Thal hinabzuziehen. Die zweite Abtheilung des Heeres, welche hievon nicht benachrichtigt war, folgte nur langsam, weil es schien, man könne die Anhöhe vor dem Einbruche der Nacht leicht erreichen. Kaum aber bemerkten die Feinde, welche stets zur Seite zogen, diese Trennung des Heeres, als sie schnell den Berggipfel besetzten, und nicht bloß mit Pfeilen und aus der Ferne die Nachfolgenden angriffen, sondern jetzt auch in der Nähe und mit dem Schwerte. Lange war der Ausgang des heftigen Kampfes zweifelhaft; zuletzt erlagen die Christen, geschwächt der Zahl nach und behindert durch den Boden und das Gepäck. Unterdeß harrten die Vorangeeilten mit ängstlicher Sehnsucht ihrer ausbleibenden Genossen bis zum Abend: denn der schroffe Bergrücken verdeckte jede Aussicht und hatte den Ruf um Rettung nicht bis zu ihnen dringen lassen. Als endlich der König, welcher nach hartem persönlichen Kampfe den Feinden fast nur durch ein Wunder entkommen war, in tiefer Nacht mit geringer Begleitung erschien, da erhub sich unendlicher Jammer: der Vater vermißte den Sohn, der Bruder den Bruder, der Mann sein Weib, und nur wenige fanden sich wieder die in Höhlen oder Gebüsch versteckt gewesen; alle übrigen waren getödtet oder gefangenWahrscheinlich hätte den Grafen Raukon eine harte Strafe getroffen, wenn nicht der Oheim des Königes, Graf Amadeus, gleich schuldig gewesen wäre.. Seit diesem 546 {1148} Unfalle hielt man strenger auf Ordnung und Vorsicht; dennoch ward dem Überreste des Heeres kein milderes Schicksal zu Theil. Ohne sichere Kunde irrte es in den verwüsteten Gegenden umher und die HungersnothRobert. de Monte und Guil. Nang. zu 1148.  Odo 73., welche so stieg, daß Pferde- und Esels-Fleisch für Leckerbissen galten, wurde nun so verderblich, als früher der Kampf. Laut klagte man über Konrad, daß er diesen Weg vorgeschlagen habe; aber bei seinen Erfahrungen konnte er keinen andern Rath ertheilen, und das zwiefache Unglück beweise nur: wie unvorsichtig es war, daß man nicht für die Verpflegung sorgte, sondern sich allein auf das Glück und den Zufall und die Vorräthe der furchtsamen, oder verrätherischen, oder selbst Noth leidenden Bewohner verließ.

Endlich erreichte das Heer Attalea, eine Seestadt in Pamphylien; allein wie weithin dehnte sich noch der ungebahnte, von Feinden umlagerte Landweg bis Antiochien, und wie konnte man hoffen ihn auf ermatteten Pferden und bei fortdauerndem Mangel an Lebensmitteln zurückzulegen? Aus diesen Gründen geschah der Vorschlag: der König und die Edeln möchten nach Antiochien segeln. Jener fühlte aber sehr wohl, daß hiedurch, sofern man keine sichernden Vorkehrungen ergreife, die Hülflosigkeit der Zurückbleibenden sehr vergrößert werde. Deshalb vertheilte er das nur irgend entbehrliche Geld und GutSuger epist. 6, 22, 39, 57. Suger hatte fleißig Geld nachsenden müssen., und schloß mit den Griechen in Attalea einen Vertrag, daß sie alle Pilger ungefährdet zu Lande nach Antiochien geleiten sollten. Dies habe keine Schwierigkeit, sagten die Griechen, weil die Beistimmung der, in dieser Gegend herrschenden Türken zu dem Vertrage eingegangen sey: kaum aber war Ludwig abgesegelt, als jene behaupteten, sie könnten die Türken nicht zu einer freundschaftlichen Behandlung der Pilger zwingen, und nunmehr sahen sich diese der Willkür von beiden 547 {1148} preisgegeben. Man ließ sie nicht in die Stadt ein, sondern brachte Gesunde und Kranke an schlechten, unreinen Orten eng zusammen, wodurch sich die Übel furchtbar ausbreiteten; auch waren die Preise der Lebensmittel so unerschwinglich hoch, daß der Hunger manchen dahinraffte. Um diesen äußersten Bedrängnissen zu entgehen, einigten sich viele zur Fortsetzung der Wallfahrt; aber sie konnten nicht über die Berge und Ströme kommen und wurden mit großem Verluste von den Türken zurückgeschlagen. Diese neuen Unfälle und die wiederholten Bitten der hülfsbedürftigen Pilger, machten so wenig Eindruck auf die Griechen, daß sie vielmehr alles raubten was jene noch irgend besaßen, und sie mit Schlägen zu niedern Dienstleistungen zwangen; während selbst die Türken vom Mitleide ergriffen wurden, fränkische Münzen einwechselten und reichlich unter die Nothleidenden vertheilten. Da verloren die Wallbrüder den Glauben an ihre Glaubensgenossen und suchten, – welch unerwarteter Wechsel ihres Gelübdes! – in großer Zahl Rettung bei den Ungläubigen. Wenige nur sollen von Seleucia aus zu Schiffe nach Antiochien gekommen seynSanutus 166.  Odo 76.. Fast erscheint der plötzliche Untergang des deutschen Heeres als ein Glück, im Vergleich mit dieser Pein und langsamen Vernichtung durch alle nur denkbare leibliche und geistige Qualen. Doch genoß das Gemisch hartherziger und verderbter Einwohner in Attalea, das sich Griechen nannte, nicht lange die Früchte jenes habsüchtigen Verrathes: denn eine Pest, welche durch die Behandlung der Pilger erzeugt seyn mochte, raffte die meisten dahin, und die übrig gebliebenen strafte der griechische Kaiser um das gewonnene Gold und Silber, weil sie dem Könige von Frankreich ohne seinen Befehl Hülfe geleistet hätten.

Alle Häupter der christlichen Staaten in Syrien, welche die größte Hoffnung gehegt hatten ihre Gränzen mit Hülfe der Kreuzfahrer zu erweitern, sahen sich itzt in 548 {1148} ihren Erwartungen über deren Zahl und Macht getäuschtLudwig kam am 25sten März 1148 nach Antiochien.  Suger ep. 39.  Chiflet. genus S. Bern. praef. 5.; doch empfing zunächst Raimund von Antiochien den König von Frankreich mit großen Ehren, und glaubte daß er ihn mit Hülfe seiner Nichte, der Königinn Eleonore, leicht nach Gefallen lenken werde. Allein weder Worte noch Geschenke konnten Ludwig oder die Edeln zu einem Angriffe Cäsareas oder Aleppos bewegen, weil das Gelübde von ihnen zunächst die Pilgerung nach Jerusalem verlange. Hierüber erzürnte der, ohnehin höchst leidenschaftliche Fürst, und verband sich mit der Königinn gegen ihren Gemahl. Diese, ein junges leichtsinniges, die eheliche Treue wenig achtendes Weib, fand kein Behagen an der überkeuschen, mönchischen Lebensweise des, außerdem nicht ohne Grund eifersüchtigen KönigsEleonore sagte: monacho, non regi nupsisse, und Ludwig wollte bei keiner andern als seiner Frau schlafen, obgleich es ihm die Ärzte der Gesundheit wegen riethen. Doch war später nur von Verwandtschaftsgraden die Rede. Bromton 1035-1040.  Gesta Ludov. VII. 1, 15, 29.  Iperius 644.  Guil. Neubrig. I, 31.  Vincent. Bellov. 1141.  Wikes chr. zu 1152 sagt jedoch: ferventius aspirabat ad nuptias Henrici. – Wahrscheinlich hatte sie auch mit Bernard von Ventadour, einem Troubadour geringer Herkunft, fleischlichen Umgang. Ginguené I, 275. Sie lebte non tanquam regina, sed tanquam meretrix. Chron. d'Aimery du Peyrat in den Notices VII, 6., und dachte vielleicht schon damals an eine Scheidung, welche später ihre großen Besitzungen in die Wagschaale Englands gegen Frankreich legte. Jetzo verließ Ludwig, um allen Zwistigkeiten zu entgehen, mehr vorsichtig als königlich, Antiochien in der Nacht, und fand in Tripolis den Patriarchen Fulcher von Jerusalem, der ihn ermahnte nicht in diesen Gegenden länger zu verweilen, sondern sobald als möglich die heilige Stadt zu besuchen. Mittlerweile war auch Konrad auf griechischen Schiffen in Akkon gelandetNach einigen kam Konrad, nach andern Ludwig einige Tage früher an. Die Richtigkeit jener Annahme beweiset Wilken III, 232. Besonders feierlich war der Empfang Konrads. Wilh. Tyr. 908.  Bosov. annal. zu 1147. Erfurt. chr. S. Petrin.  Gesta Ludov. VII, 16 u. 17., und beide Könige erreichten fast zu 549 {1148} gleicher Zeit Jerusalem, wo Vornehme und Geringe, Weltliche und Geistliche sie mit der größten Feierlichkeit und Auszeichnung empfingen.

Nachdem sie die heiligen Orte mit Andacht und Gebet besucht hatten, wurden alle Fürsten und Edle zu einer Versammlung nach Akkon berufen, damit man überlege und beschließe, auf welche Weise die angekommenen Kreuzfahrer am besten für das Heil der Christenheit wirken möchten. Ihre Zahl und Bedeutung mehrte sich übrigens einigermaaßen dadurch, daß um diese Zeit Graf Alfons von ToulouseSanutus 167.  Graf Alfons starb bald nachher in Cäsarea, dem Gerüchte nach an Gift. Sein Sohn übernahm eine Burg vom Grafen von Tripolis, ward aber mit seiner Schwester von den Türken gefangen.  Gesta Ludov. VII, 16.  Robert. de Monte 1148. und der Venetianer Johannes Polano, nebst vielen Begleitern gelandet waren. Man beschloß, in Übereinstimmung mit dem Antrage der jerusalemischen Partei, nicht das entferntere, von dem mächtigen Nureddin beherrschte Aleppo, sondern Damaskus anzugreifen, wo Anar im Namen Mogireddin Abeks, eines Nachkommen von Togthekin herrschte.

Bei Tiberias sammelte sich alle Mannschaft im Junius des Jahres 1148Abulf. zu 1148. Andere haben irrig das Jahr 1147.  cf. Arnold. Lubec. VII, 10.  Chron.. Nortm. 983.  De la Roque voy. I, 241.  Vitriac. hist. hier. 1073.  Oliv. schol. hist. reg. 1374.  Chron. Saxo zu 1148., zog dann nach Paneas, über den Libanon und lagerte endlich bei Daria, einem Dorfe, von wo sich die ganze Gegend von Damaskus übersehen ließ. Die entferntern Umgebungen zeigten sich nun zwar öde und wasserlos, aber die Stadt selbst lag gesund und fruchtbar, und das Land, welches sich gen Mitternacht und Abend 550 {1148} nach dem Libanon hin allmählich erhob, war auf einige Meilen weit mit dichtem Gehölze bewachsen. Gegen Morgen sicherte der herzugeleitete, künstlich in mehre Arme getheilte Fluß Barrady, die doppelten, mit vielen trefflichen Thürmen besetzten Mauern, und bewässerte und befruchtete zugleich die reizenden Baum-, Lust- und Wein-Gärten, deren jeder von Gräben, Erdwällen und dichten Hecken eingeschlossen und mit Häusern und Thürmen versehen war. Alle diese Gärten, Häuser und Thürme hatten die Feinde besetzt und zwischen den Hecken führten nur enge, oft sich hin und her windende Feldwege zur StadtNoch jetzt finden sich diese Örtlichkeiten und Vertheidigungsmittel in der Gegend von Damaskus.  Ali Beys Reisen.  Bertuchs Samml. VIII, 486.  Der Barrady ist etwa dreißig Ellen breit und reißend.  Paulus Reisen I, 151.. Ungeachtet dieser mißlichen Umstände beschlossen die Christen anzugreifen, damit gleich anfangs durch ihre Kühnheit unter den Türken Furcht entstehe, ihnen selbst aber weder Nahrung, noch Wasser fehle. König Balduin und die seinen bildeten das erste Treffen, König Ludwig das zweite und König Konrad das dritte. Sobald aber jene in die engen Wege hineingezogen waren, fanden sie nicht allein Widerstand von vorn, sondern von allen Seiten. Aus den Gartenhäusern flog ein Regen von Pfeilen, und aus unmerkbaren Öffnungen der Erdmauern fuhren plötzlich Lanzen hervor und durchbohrten die Christen, welche nicht auszuweichen vermochten. Deshalb brachen diese seitwärts mit Gewalt in die Gärten ein und vertrieben die Türken: aber an der zweiten, an der dritten Besitzung erhob sich der Kampf auf gleich schwierige Weise von neuem; bis endlich für die Damascener die Gefahr entstand allmählich umgangen und von der Stadt abgeschnitten zu werden. Deshalb zogen sie sich zurück und die Christen drangen in der Hoffnung vor, bald an den Fluß zu gelangen um ihren heftigen Durst zu löschen: allein dessen Ufer waren mit Mannschaft und Wurfzeug so 551 {1148} stark besetzt, daß sie zweimal anstürmen mußten und zweimal zurückgeschlagen wurden. Mit Ungeduld bemerkten Konrad und die Deutschen diese Zögerung, eilten aus dem Nachzuge durch das zweite Treffen König Ludwigs hindurch und griffen, unter Zurücklassung der Pferde, die Feinde mit dem Schwerte in der Hand an. Ein gewaltiger Hieb König Konrads trennte einem Türken das Haupt und die linke Schulter vom RumpfeVielleicht nur erneuete Erzählung der That Gottfrieds von Bouillon an der Brücke von Antiochien., so daß die übrigen erstaunt flohen und der Fluß in die Gewalt der Christen kam.

In Damaskus nahm hierauf die Furcht überhand und alle Straßen, alle den Belagerern zugewandten Eingänge, wurden von den Bewohnern mühsam verrammelt um nach der anderen Seite entfliehen zu können, ehe die Christen im Fall eines Sturms diese Hindernisse überwänden. Weil sich aber die Pilger in der Nacht ruhig hielten und bloß die schönen Bäume in den Gärten niederhieben um ihr Lager zu befestigen, so wurden die Türken von neuem mit Muth und Zorn erfüllt. Sie griffen am folgenden Tage, den 26sten Julius nochmals an, und es war schon ein großer Gewinn, als sie in diesem zweiten Kampfe nichts verloren. Die Christen dagegen hörten, daß die Gegend ringsum vorsätzlich verwüstet sey, daß von allen Seiten türkische Hülfsvölker im Anzuge wären, und Saifeddin von Mosul, der Bruder des mächtigen Nureddin, ließ ihnen stolz befehlen: sie sollten die Belagerung von Damaskus unverzüglich aufheben.

Unter diesen Umständen stellten einige vor, – scheinbar ehrlich und wohl unterrichtet –: man solle das Lager auf die andere Seite der Stadt legen, weil der Fluß daselbst die Angriffe nicht verhindere, die Mauer aus schlechten Steinen weniger hoch ausgeführt und leicht zu übersteigen sey, weil endlich die Bewohner dadurch überrascht würden. Man folgte ihrem Rathe, bemerkte aber bald, wie unredlich und 552 {1148} unheilbringend er gewesen: denn es entstand unter den Christen Mangel an Wasser und Nahrung, während die Türken sich eiligst des Flusses und der Fruchtgärten wieder bemächtigten, jeden Zugang durch Bollwerke deckten und starke Besatzungen hineinlegten. Kein Mittel konnte diese übele Lage wieder verbessern, man mußte zuletzt die Belagerung aufheben, und ein dreifacher Bericht findet sich über die geheimen Gründe jener EreignisseEin Angriff Nureddins und Saifeddins in der Gegend von Edessa, schwächte gleichzeitig die Macht der Christen. Abulf. zu 1148, aber die Abendländer schweigen. Konrad sagt (Wibaldi epist. 127), es sey eingetreten traditio, a quibus minime cavimus. - Perfidia Jerusalemitorum et quorundam principum avaritia seducti, sine victoria continuere manus  Colon. chr. Pantal. 933.Dolo principum Palaestinorum obsidio removetur.  Dandolo 282.  Wilh. Tyr. 914.  Dapper I, 27. Doch erließ Ludwig Verfügungen zum Besten der Templer, aber vielleicht früher.  Hist. franc. script. IV, 513.  Sicardi chr. 598.Animantur Saraceni pecuniaria corruptione quorundam nostrorum.  Alberic. 319.  Reichersb. chr. zu 1147 beschuldigt auch Balduin, er habe Geld genommen. Siehe noch Michaud II, 477 und den, wie immer, alles erschöpfenden Wilken.:

Zufolge des ersten, wünschte der Graf Dietrich von Flandern, daß ihm Damaskus nach der Eroberung von den Königen zugesprochen würde, worüber aber die christlichen Fürsten in Syrien so zürnten, daß sie die Stadt lieber den Türken als dem Grafen gönnten: denn dieser habe in Europa schöne Besitzungen, und ihnen gebühre allein jeder Gewinn, weil sie gezwungen seyen das ganze Leben hindurch wider die Ungläubigen zu fechten.

Nach einer zweiten Erzählung, brachte der Fürst von Antiochien, aus Eigennutz und aus Haß gegen den König von Frankreich, einzelne Häupter zu dem Versprechen, die Belagerung mißlingen zu lassen.

Nach der dritten Darstellung endlich, suchten König Balduin, die Tempelherren und die Johanniter weit mehr einen augenblicklichen Geldgewinn als unsichere Landherrschaft: 553 {1148} denn diese würden sie nach dem Abzuge der Kreuzfahrer nicht behaupten können, wohl aber dauernde Ansprüche auf die Dankbarkeit der Türken erwerben, wenn sie dieselben in einem so gefährlichen Augenblicke begünstigten. Deshalb verlangten und erhielten die Templer, als Vorfechter der Christenheit die äußerste Stelle des Lagers, und schlossen hier mit Anar den Vertrag ab, für drei Gefäße voll Byzantiner das Aufheben der Belagerung zu bewirkenSo erzählt Gervasii chronic. 1365.
      Damascus obsessa luit, nam quasi capta fuit;
      Ni foret ob pretium res vendita proditione,
      Urbs peritura foret nostrisque dedisset honorem.
      Rex pro fraude dolet, signa reversa movet.
  Viterb. Panth. 462.
. Aber indem sie betrogen, wurden sie betrogen, und fanden hernach statt des Goldes nur Kupfermünze.

Wahrscheinlich wirkten alle diese angegebenen Gründe wechselseitig und zu gleicher Zeit; und wenn auch der minder hervorgehobene, die Annäherung türkischer Heere, vielleicht der wichtigste war, so können die christlich-morgenländischen Fürsten demungeachtet nicht von aller Schuld freigesprochen werden. Dies geht auch daraus hervor, daß sie keineswegs einem, zu Joppe gefaßten Beschlusse gemäß, an dem festgesetzten Tage zur Belagerung von Askalon eintrafenDandolo 282.  Robert. de Monte 1148.; worauf Konrad und Ludwig, die sich zum zweiten Male verlassen sahen, in natürlicher Ungeduld nur an die Heimkehr dachten. Auch bedurfte Deutschland und Frankreich seiner Herrscher: denn als nach langem ängstlichen Zweifeln die Nachricht von den traurigen Ereignissen, obgleich noch gemindert, anlangte, hatte sowohl der Abt Suger als König Heinrich, Konrads Sohn und Stellvertreter, doppelte Mühe, innere und äußere Fehden zu vermeiden und die großen Lehnsmannen in Ordnung zu haltenFlassan I, 105.  Suger ep. 30-92.  Suger genoß übrigens des größten Ansehns, und Papst Eugen vertraute ihm die Leitung der päpstlichen Angelegenheiten; ep. 143. Die Templer und Johanniter hatten ihn (hier ehrlicher als in Asien) mit Geld unterstützt; ep. 58, 60..

554 {1148} Konrad segelte am achten September 1148 von Akkon nach Griechenland, und verweilte eine Zeitlang an den Gränzen Achaias bei dem Kaiser EmanuelDaher werden die Nachrichten von des Kaisers Verrathe, von neuem zweifelhaft.  Otton. Fris. vita I, 58.  Nach Cinnamus 38, 39versprach Konrad Italien als Morgengabe an seine Gemahlinn Berta oder Irene zu überlassen.; theils wegen seiner Gesundheit, theils, weil er sich mit ihm gegen Roger von Sicilien verbünden wollte. {1149} Herzog Friedrich sein Neffe eilte unterdessen durch Bulgarien und Ungern voran, nicht allein um in seinen eigenen Besitzungen manchen Unbilden zu steuern; sondern auch um die Verhältnisse des ganzen Reiches für Konrad zu erforschen, und vorläufig auf die Befolgung der wankenden Gesetze zu halten. Ihm folgte sein Oheim nach Pola in Histerreich, ging dann über Aquileja nach Salzburg und hielt um Pfingsten 1149 einen sehr besuchten Reichstag in RegensburgWibaldi ep. 162.  Viele Deutsche litten Schiffbruch auf der Rückreise.  Pegav. chron. cont. zu 1148.. Später als Konrad verließ Ludwig Palästina und ward unterwegs, weil er sich auf ein normannisches Schiff begeben hatte, von den Griechen gefangen, ohne Weigern jedoch befreit, sobald er sich zu erkennen gabDie Nachrichten stimmen nicht überein, ob Ludwig wirklich gefangen und von den Normannen mit Gewalt aus den Händen der Griechen befreit ward, oder ob diese vom Gefecht abließen, sobald sie die schnell aufgesteckte befreundete französische Flagge erblickten.  Bouquet XII, 116, 232.  Cinnamus 39.  Rob. de Monte zu 1149.  Dandolo 281.  Guil. Nang. zu 1150.  Suger sollte ihm entgegenkommen und Bericht erstatten, damit er wisse, wie er sich gegen jeden zu benehmen habe.  Suger ep. 94, 96.  Cassin. mon. a. h. a.  Die Könige kehrten zurück 1149. – Chron. mont. ser. 1150, Chron. Saxo, Romuald. chr. 192.. Er sprach den König Roger in Apulien, den Papst bei Tuskulum, und erreichte endlich zu allgemeiner Freude sein Reich.

555 {1149} So hatte denn dieser zweite Kreuzzug, begonnen von zweien Königen, unzähligen Rittern und wenigstens 180,000 Menschen, auch nicht den geringsten äußern Erfolg. Aus der Erzählung gehen schon die Gründe des Mißlingens hervor: zweideutiges, ja verrätherisches Benehmen der Griechen und der morgenländischen Christen, Mangel an Vorsicht, an Kenntniß der Gegenden und der türkischen Kriegsweise, endlich Übermuth und ZuchtlosigkeitÜber Unzucht mit Weibern klagt Vincent. Prag. zu 1148.. Aber jeder hätte sich gern von aller Schuld gereinigt, und sie ganz und ungetheilt den Gegnern zugeschoben. Der Eifer für die Kreuzzüge erkaltete indeß durch diese Erfahrungen, und der VorschlagHabitis per Franciam conventibus, annuente etiam papa Eugenio, ut abbas Clarevallis Hierosolymam ad alios provocandos mitteretur, grandis iterum sermo de profectione transmarina celebratur, sed per Cistertienses monachos totum cassatur.  Rob. de Monte zu 1150.  Auch Papst Eugen erließ Trostschreiben.  Concil. XII, 1578, 1596; XIII, 30.  Epist. Adv. ad Ludov. VII, 76.  Vertot I, 100.  Gaufredi vita Bernh. III, 4.  Alanus 20.  Wibaldi ep. 164.Potentes sunt, ut faciant mala, bonum autem facere nequeunt.  Bernh. ep. 288 und de consideratione sui. II, 1. sogleich ein neues Heer für Palästina zu sammeln, blieb nicht allein ohne allen Erfolg, sondern Tadel gegen die Heerführer, die römische Kirche und insbesondere gegen Bernhard von Clairvaux, wurde sogar laut und allgemein. Weil dieser in begeisterter Hoffnung und kühnem Vertrauen einen glücklichen Ausgang geweissagt hatte, so hieß er jetzt: ein falscher Prophet, ein trügerischer Wunderthäter, von dem die Christenheit ins Verderben gelockt worden. Bernhard aber, der wahrlich mehr Schmerz über die Ereignisse empfand als irgend einer von den Tadlern, entgegnete mit Muth und Demuth: »die Übereilungen der Fürsten und die schlechten Sitten der Kreuzfahrer haben das Unglück herbeigeführt, und ich maaßte mir, bloß den Weisungen des apostolischen Stuhles gehorsamend, nie an Gottes Rathschlüsse zu bestimmen, oder die Veränderlichkeit des Glückes zu 556 {1149} leugnen. Aber auch die Widerwärtigkeiten kommen von oben herab, und lieber will ich die Vorwürfe tragen, als daß Tadel und Hohn gegen Gott ausgesprochen werde.« – Eben so tröstete sich Otto, der gelehrte Bischof von Freisingen, welcher an dem Zuge Theil nahm und ihn beschrieb: »der Kreuzzug, sagte er, diente weder zur Erweiterung der Gränzen, noch zur Ergötzung für den Leib, aber doch vielleicht zum Heile vieler Seelen.« Diejenigen endlich, welche schon früher den neuen Steuern widersprochen hatten, behaupteten: ein Unternehmen das mit Beraubung der Armen und Kirchen begonnen habe, sey von Rechts wegen zu Schanden geworden.

Drei EreignisseWaverl. ann. zu 1147.  Heminf. I, 74., deren Erzählung wir itzt folgen lassen, stehn mit diesem großen Kreuzzuge in genauer Verbindung: erstens der Krieg Rogers von Sicilien gegen Afrika und gegen den griechischen Kaiser; zweitens die Unternehmungen vereinigter Wallbrüder gegen die Araber in Portugal; drittens die Feldzüge gegen die Slaven in Norddeutschland.

I. Hoffnung des Gewinnes und Haß gegen die Ungläubigen, trieben den König Roger zu Unternehmungen an der Nordküste von Afrika. Er eroberte zuvörderst Malta und die benachbarten Inseln, dann im Jahre 1146 auch TripolisAbulf. zu 1146–1148. III, 496.  Giannone XI, 7.  Meo annal. Novairi 28 in Gregor. collect., während die Bewohner sich stritten, ob sie einen Herrscher aus den Mohaden, oder aus den matruhischen Arabern erwählen sollten. Dem anfänglichen Blutvergießen folgte indeß bald Schonung und Ruhe; ja viele Bewohner siedelten sich, weil sie im nächsten Jahre von einer Hungersnoth bedrängt wurden, sogar in Sicilien an. {1147} Ihrem Beistande vertrauend rüstete Roger eine zweite, wohlbemannte Flotte und segelte nach Mahdia. Hassan, der Zeiride, welchem Widerstand vergeblich erschien, entfloh im 557 Jahre 1148 mit vielen Einwohnern und großen Kostbarkeiten; doch blieb den Christen, bei der leichten Eroberung dieser und anderer Städte, große Beute jeder Art. Klüglich verkündeten die Normannen auch hier, es solle niemand Gewalt geschehen; worauf fast alle Einwohner zurückkehrten, theils dem Worte glaubend, theils durch Hunger gezwungen. Ums Jahr 1152 herrschten die Normannen von Tripolis bis Tunis und von der Wüste al Garb (Mogreb) bis Kairvan, und Roger konnte ohne Übertreibung auf sein Schwert schreiben: mir dient der Apulier und der Kalabrese, der Sikuler und der AfrikanerApulus et Calaber, Siculus mihi servit et Afer.  Dand. 283.  Gregorio II, 232.  Abulfeda erzählt den zweiten Zug zu 1148. Nach app. ad Malat. eroberte Roger 1149 Afrika, nach Cassin. mon. 1146 Tripolis, 1153 Hippo regius..

Fast zu gleicher Zeit wagte er den Krieg gegen die Griechen. Noch vor der Thronbesteigung Kaiser Emanuels hatte nämlich Roger Gesandte nach Konstantinopel abgeschickt und für seinen Sohn um eine griechische Prinzessinn anhalten lassen. Ehe man sich aber hierüber erklärte, sollte Basilius Xerus die Lage Siciliens erkunden und möglichst vortheilhafte Bedingungen feststellen. Statt dessen gewann ihn Roger durch Geschenke und ließ sich unter mehren günstigen Punkten versprechen, daß er und der Kaiser sich künftig auf ganz gleiche Weise behandeln solltenΤο ἐν ἰσω μεγαλειον βασιλεα τε του λοιπου και Ρογεριον ἐσεσϑαι.  Cinnam. 41-43.  Romuald. II. chron. 184 sq.  Otton. Fris. vita I, 33.  Nicetas Chon. II, 49.. Emanuel verwarf diese Bedingung und ließ sogar die Gesandten Rogers gefangen setzen; worauf dieser, während die Griechen von den Kreuzfahrern geängstet wurden, Korfu eroberte und Theben, Korinth und Euböa ausplünderte. {1147} Nicht bloß Geld und Gut führte man hinweg, sondern auch Seidenweber, welche, wo nicht den ersten Grund zu diesem Gewerbe in Palermo legten, doch dasselbe erweiterten. Erst nachdem die Gefahr von den Kreuzfahrern beseitigt, ein 558 Angriff der Petschenegen abgeschlagen und mit dem wichtigen Venedig ein neues Bündniß geschlossen war, konnten die Griechen nachdrücklicher bei der Belagerung von Korfu auftreten. Roger aber beschränkte sich nicht ängstlich auf die Vertheidigung dieser Insel, sondern sandte eine Flotte in die östlichen Gegenden des Mittelmeeres, welche laut einigen Berichten, den König Ludwig von Frankreich aus den Händen der Griechen befreite, und dann kühn gerade nach Konstantinopel segelte. Wie erschraken die Griechen, als man drohend brennende, oder spöttisch mit silbernen und goldenen Spitzen versehene Pfeile in den kaiserlichen Palast schoß, Früchte in den kaiserlichen Gärten pflückteCinnamus erzählt dies wohl richtiger zu 1149, Nicetas zu 1155. Man vergleiche Dandolo 283. Wir haben die Erzählung der Belagerungen und Kriegsbegebenheiten sehr abkürzen müssen.  Robert. de Monte zu 1148 u. 1149., Loblieder auf Roger und Schandgesänge auf Emanuel absang: sie erholten sich erst von ihrer Bestürzung, als die Normannen, des Sieges froh, abgezogen waren, und nannten nun die Unternehmung einen ungeschickten Scherz und eine lächerliche Prahlerei. Ihrerseits vergaßen aber auch die Sieger der Vorsicht und trennten ihr Geschwader, worauf die eine Hälfte von den Griechen und Venetianern angegriffen und neunzehn Schiffe erobert wurdenLe Bret Gesch. v. Venedig I, 317.  Günther Ligur. I, 715.  Marin. III, 74 erzählt die Zwistigkeiten der Griechen und Venetianer bei Korfu.. Mit doppeltem Eifer betrieben die Griechen itzt die Belagerung von Korfu und gewannen die Stadt, weil der Besatzung die Lebensmittel ausgegangen waren; doch kam ein Friede erst zu Stande, nachdem sie sogar einige Orte in Apulien genommen, dann aber wieder verloren hatten.

II. Die Einwohner am Niederrhein, am Ausflusse der Weser und in Flandern wählten, ihrer Lebensweise und örtlichen Lage angemessen, statt des so mühseligen Landzuges nach dem Morgenlande einen Seezug, vereinten sich in 559 {1147} England, und segelten dann in Begleitung mancher Britten nach den portugiesischen KüstenGuil. Nangis, Dodechin, Trivet, Chron. Saxo, Colon. chron. Alberic. zu 1147 u. 1148, Chron. Normanniae 983, Vitae Pontif. 438, Roger. Hoved. 489.  Nach einigen hatte Alfons die Kreuzfahrer berufen.  Pagi zu 1147, c. 20-24.. Im Jahre 1095, wo der erste Kreuzzug begann, hatte König Alfons VI von Kastilien seinem Tochtermanne Heinrich von Burgund das Land zwischen dem Minho und Duero überlassen, und dieser, so wie sein Sohn Alfons, vergrößerten ihr neues Reich durch Eroberungen von den Arabern. In diesem Augenblicke belagerte der letzte Lissabon und fürchtete sehr beim Erblicken der christlichen Flotte, es möge eine arabische seyn welche zum Entsatze herbeieile. Desto größer war seine Freude, als die Pilger, in der Meinung auch hier ihr Gelübde lösen zu dürfen, den König so nachdrücklich unterstützten, daß die Stadt, trotz des tapfersten Widerstandes, nach vier Monaten am 21sten Oktober 1147 erobert wurdeSiehe die umständlichen Nachrichten in Martene coll. ampl. I, 800.. Sie verblieb nebst allen Einwohnern den Portugiesen, wogegen die Kreuzfahrer das bewegliche Gut als Lohn empfingen. Manche siedelten sich in dem schönen, neu gewonnenen Lande an; die Zurückkehrenden aber wurden gerühmt, daß sie bei geringerer Macht und ohne vornehme Führer, durch Demuth und Vertrauen allein von allen Kreuzfahrern den Segen Gottes gefunden hätten.

III. Weit größere Vorbereitungen trafen die norddeutschen Fürsten zu einem Kreuzzuge gegen ihre nächsten ungläubigen Feinde, gegen die Slaven in Holstein, Mecklenburg und Pommern, welche seit der Zeit König Lothars allen Angriffen widerstanden hatten, obgleich innere Fehden ihre Macht schwächtenSiehe das fünfte Hauptstück des zweiten Buchs, S. 371.  Albert. Stad. zu 1147.  Chron. mont. sereni.  Auctar. Gemblac.  Helmold I, 55-61.  Lerbeke 499.  Corner 692.  Saxo Gramm. XIV, 398.. Der König von Slavien, Niklot, 560 {1147} welcher die schwere Gefahr herannahen sah, wollte sich enger mit dem Grafen Adolf von Holstein verbünden; aber ungeachtet der Erinnerung an die alte Freundschaft und den alten Bund, erhielt Niklot nur eine zweideutige Antwort, und beschloß hierauf lieber seinen Feinden zuvorzukommen als sich überraschen zu lassen. Deshalb erstürmte er Lübeck, verwüstete Wagrien und zerstörte die Ansiedelungen der herbeigezogenen Fremden, während er die alten Bewohner verschonte. Nur in Sösel, einem neuen Wohnorte der FriesenGraf Adolf von Holstein hatte in den verwüsteten Gegenden Anbauer aus Holland, Flandern und Westfalen angesiedelt. Helmold l. c. widerstanden wenige Hunderte, durch einen Priester befeuert, vielen Tausenden. Sobald nun diese Ereignisse in Sachsen und Westfalen bekannt wurden, beeilte man den Kreuzzug aufs äußerste und rückte in zwei Abtheilungen vor. Zu der einen gehörten die Bischöfe von Magdeburg, Halberstadt, Münster, Merseburg, Brandenburg, Havelberg, die Markgrafen Konrad von Meißen und Albrecht von Brandenburg, die Pfalzgrafen Friedrich von Sachsen und Hermann vom Rheine, viele Grafen und an 60,000 Kreuzträger; zur zweiten gehörten die Bischöfe von Bremen und Verden, die Herzöge Heinrich von Sachsen und Konrad von Zäringen, die dänischen Thronbewerber Kanut und Sueno und der Bruder des Königs von Polen.

Vor solcher Übermacht mußte sich Niklot zurückziehen: einige Gegenden wurden von den nachfolgenden Kreuzfahrern verwüstet und Malchow, der Sitz eines slavischen Haupttempels, erobert. Aber man fand das Land größtentheils unwegsam und morastig, die Einwohner zerstreut oder nicht aufzufinden und Demmin und Dubin, welche der König weislich allein befestigt hatte, widerstanden mit Nachdruck. Ferner nahmen einige deutsche Anführer GeldGerbert hist. nigrae Silvae I, 352. cf. Petershus. chron. 384.  Quidam ex Teutonicis accepta pecunia vendiderunt Dacos, coeptoque proelio se subtrahentes, multa millia Dacorum Sclavorum occiderung gladiis.  Alberic. zu 1150, p. 319. 561 {1147} und ließen es gern geschehen, daß die vereinzelten Dänen hart geschlagen, und bald darauf durch die rügische Flotte auch vom Meere verdrängt wurden. Dennoch blieben die Deutschen den Slaven überlegen; allein sie geriethen nunmehr theils unter sich selbst in Uneinigkeit, theils fanden es Herzog Heinrich und Markgraf Albrecht thöricht, ein Land von Fremden verwüsten zu lassen, das sie von sich abhängig und zinsbar machen wollten. Hauptsächlich auf ihren Betrieb schloß man daher einen Vertrag, laut welches die Slaven alle dänischen Gefangenen ausliefern und das Christenthum annehmen sollten: nach dem Abzuge der Kreuzfahrer wurde jedoch davon wenig oder nichts erfüllt, und so blieb auch dieser Nebenzweig der großen Unternehmung ohne die erwartete FruchtVon einem erfolglosen Zuge des Bischofs Heinrich von Mähren und mehrer sächsischer Bischöfe und Herren gegen Stettin, erzählt Vincent. Prag. zu 1147..

Vor dem Antritte des Kreuzzuges hatte Konrad seinen Sohn Heinrich zum Könige wählen und salben lassenOtton. Fris. vita I, 43, 55, 61.  Auctar. Gembl. zu 1147.  Alberic. 316.  Wibaldi epist. 20, 54, 65, 93, 99.  Staindel zu 1147.  Giulini V, 588. und sich beim Papste entschuldigt, daß er ihn darüber nicht zu Rathe gezogen; denn der heilige Geist habe alle dazu plötzlich aufgeregt. Eugen billigte die Wahl und unterstützte Heinrich in der Abwesenheit seines Vaters; doch konnten viele böse Fehden nicht unterdrückt werdenWibaldi epist. 313: arge Fehden und Räubereien in Lothringen. Afflig. auct. 1150: Fehde zwischen dem Bischof von Lüttich und dem Grafen von Namur und so viele ähnliche Fälle. und nach Konrads Rückkunft entstanden noch mehre und noch heftigere in verschiedenen Theilen des Reiches. Die wichtigste erhub Herzog Welf VI von Baiern gegen den König selbstUrsp. chr. 294.  Weingart. mon. 790-793.  Elwang. chr. Wibaldi ep. 184, 187, 188, 189, 233, 239.. Auf dem Kreuzzuge hatte ihn Konrad in allen Nöthen 562 unterstützt, und ihm einen Theil der Geschenke überlassen die er vom Kaiser Emanuel empfangen hatte; aber während des Zuges gen Damaskus erkrankte Welf, verzweifelte an einem glücklichen Ausgange und kehrte über Apulien zurück. Hier bewog ihn König Roger durch Geschenke und Versprechungen zum Abfalle von KonradRoger wußte, daß Konrad und Emanuel sich gegen ihn verbunden hatten, er sey utriusque partis imperii invasor. Und doch that er eigentlich nichts anderes, als was alle deutschen Stämme früher gethan hatten. Auch König Geisa von Ungern gab Geld an Welf.  Arenpeck de Guelf. 665.  Herm. Altahens. 660., und Schreiben ergingen in gleicher Absicht und nicht ohne allen Erfolg an die Herzöge von Sachsen und Zäringen. Vielleicht wünschte selbst Papst Eugenius Bewegungen dieser Art, indem er und die Frangipani fürchteten, daß der König bei seinem itzt bevorstehenden Römerzuge die Unabhängigkeit der Römer vom päpstlichen Stuhle, ihren dringenden Bitten gemäß, bestätigen werdeEugen hatte Kirchenversammlungen in Trier und Rheims gehalten, und war dann über Clairvaux nach Italien zurückgekehrt; in Rom konnte er aber zu keiner sicheren Herrschaft gelangen, und die Römer verklagten ihn bei Konrad, daß er Verbindungen gegen ihn mit Roger eingegangen sey.  Concil. XII, 1659.  Cassin. mon.  Chron. Fossae novae.  Robert. de Monte zu 1148–1151.  Alberic. 317-321.  Miraei op. dipl. I, 535, Urk. 48.  Wibaldi ep. 214, 225  1147 ging Guido da Caprona als Kardinalgesandter an Konrad III.  Memor. d'illustri Pisani II, 31.. Welf aber verlor im Jahre 1150 bei FlochbergEin Brief König Heinrichs an Kaiser Emanuel über den Sieg bei Flochberg, steht zu 1149 bei Camici Urk. I, 35.  Orig. guelf. II, 365, zwischen Nördlingen und Bopfingen, eine Schlacht gegen den jungen König Heinrich, und erhielt nur durch die Vermittelung Herzog Friedrichs von Schwaben günstige FriedensbedingungenKonrad war Friedrichs Oheim von väterlicher, Welf von mütterlicher Seite. Dieser erhielt Merdingen, einige andere zum Reichsgute gehörige Besitzungen und die Gefangenen.  Ursp. l. c.. Nunmehr wuchsen die 563 {1150} Hoffnungen, daß die Ordnung im Innern und der Einfluß auf Italien sich bald wieder finden werde, und so viele Kräfte, Bedürfnisse, Anregungen und Bestrebungen ließen große Thätigkeit und wichtige Begebenheiten voraussehen. Allein nicht die jetzt Lebenden waren dazu berufen: denn in schneller Folge starben die Häupter und Führer ihrer Zeit, die Könige Heinrich der jüngere, Konrad und Roger, der Papst Eugenius, der Abt Suger und Bernhard von ClairvauxHeinrich starb 1150, Konrad den 15ten Februar 1152, etwa 58 Jahr alt.  Tolner 301.  Bosov. ann.  Dodechin auct. inc. ap. Urst.
      Conradus honestus,
      Hostibus infestus,
      Sapiens, ad cuncta modestus:
      Quem satis imperium
      Laudat et omne solum.
  Viterb. panth. 460, cf. Falke cod. tradit in add. 906, begraben in Bamberg.  Colmann 342. Eugenius starb den 7ten Julius 1153 nach Chron. Fossae novae 870, den 8ten Julius nach Vitae pontif. 839.  Bern. epist. 440; sole octavam ferente diem.  Alberic. 323. siehe Pagi zu 1153, c. 2.  Suger starb 1152 den 13ten Januar S. Dionysii chron. in Dachery spicil. II, 495 und Msc. apud Duchesne IV, 280.  Bernhard starb den 20sten August 1153.  Baluz. misc. II, 235.  Elnonense et Clarimarisii chron.  Afflig. auct. Gaufred. IV, 3.  Robert. de Monte.  Im Jahre 1174 ward er heilig gesprochen, Alberic. 323, 357.  Roger starb den 28sten Februar 1154.  Cassin. mon. Giann. XI, 7, 236.  Chron. Cavense 925, Append. ad Malaterram, Chron Claravallense, Robert. de Monte, Alberic. 324.  Dagegen hat das Chron. Nortm. 989 irrig das Jahr 1153. Siehe Pagi zu 1154, c. 4.
. 564

 


 


 << zurück weiter >>