Friedrich von Raumer
Geschichte der Hohenstaufen und ihrer Zeit, Band 1
Friedrich von Raumer

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Zweites Hauptstück.

{1105 bis 1107} Nach Boemunds Entfernung sah sich Tankred von Feinden umringt, ohne Geld und ohne Mannschaft; aber eine gezwungene Anleihe half unmittelbar dem ersten und mittelbar dem zweiten Bedürfnisse ab: ferner, und dies war allerdings eben so wichtig, führte sein eigenes Beispiel zur Mäßigung im Frieden, wie zu muthiger Gegenwehr im Felde. So wurde Rodvan von Aleppo, welcher den scheinbar günstigen Augenblick benutzen wollte, dennoch von ihm geschlagenFulcher Carn. 408 setzt den Sieg über Rodvan auf den 27sten August 1105. Gesta expugn. Hier. 593 auf 1106., und Artasia, Apamea und mehre Städte erobert. Nicht geringere Fortschritte machte er gegen die GriechenRadulph. Cadom. 207.  Anna 276.  Abulfar. 245.. Denn Alexius hatte, aus Furcht vor Boemund, Kantakuzenos von Laodicea, und Monastras von Cilicien zurückberufen; und ihre Nachfolger Petzeas und Aspietes besaßen theils keine hinreichende Macht, theils ergab sich der letzte in Cilicien sorglos dem Trunk und allen Lüsten; während Tankred Armenier und Franken in Sold nahm, sie übte, Belagerungswerkzeuge errichtete und laut erklärte: er wolle die Länder wieder erobern, welche die Franken früher den Türken entrissen hätten und itzt von den Griechen mit Unrecht in Anspruch genommen würden. Auch gelang ihm seine Absicht, und wider Erwartung 447 bekam er bald die Oberhand über alle seine Feinde: man fürchtete sich vor ihm in Aleppo und viele Türken zahlten ihm ZinsSanut. 134.  Fulch. Carn. 422.  Die Pisaner unterstützten ihn und erhielten dafür manche Freiheiten.  Murat. aut. Ital. II, 905.  Zacharia excursus 195..

{1110} So günstig waren die Verhältnisse, als griechische Gesandten ankamen und dem, mit Boemund geschlossenen Frieden gemäß, die, auf dessen Todesfall festgesetzte, Übergabe von Antiochien, bei harter Strafe der Eidbrüchigkeit verlangten. Tankred, welcher sich durch jenen Frieden keineswegs für gebunden hielt, wies aber nicht bloß diese Anträge ganz zurück, sondern spottete auch der Oströmer und nannte sie die schwächsten und elendesten unter allen lebendigen GeschöpfenAnna Comn. 335.. Bei der Unmöglichkeit diese Worte und Thaten durch ein griechisches Heer zu bestrafen, wendeten sich die Gesandten an die übrigen christlichen Fürsten, deren Stimmung gegen Tankred von der Art war, daß man wohl hoffen konnte ihre Unterstützung für ansehnliche Geschenke zu gewinnen.

Sobald nämlich die Grafen Joscelin von Tellbascher und Balduin von Edessa, durch einen günstigen Wechsel der Umstände an den türkischen Höfen, aus der Gefangenschaft befreit warenFulcher Carn. ap. Duchesne 853., verlangten sie von Tankred die Zurückgabe ihrer Besitzungen und zogen, weil dieser, wie es scheint ohne genügende Rücksicht auf sein gegebenes Wort, die gerechte Forderung ablehnte, mit ihrer eigenen und einer türkischen Hülfsmacht wider sein, auch durch Türken verstärktes Heer aus. Erst nachdem viele Christen in einem blutigen Gefechte umgekommen waren, vergaß man des Eigennutzes und kehrte, sich aussöhnend, zur Gerechtigkeit zurück. Kaum aber war dieser Zwist beseitigt, als sich ein neuer entspann. Graf Raimund von Toulouse, der, wenn 448 {1110} auch nicht überall tadellos, doch mit dem geringsten äußeren Gewinn und der größten Aufopferung einheimischen Gutes in diesen Gegenden gekämpft, Tortosa erobert, Tripolis gegenüber eine Feste Namens Pilgerberg angelegt und die letzte Stadt hart bedrängt hatte, starb im Februar des Jahres 1105Abulfeda zu 1105.  Hist. hier. II, 606.  Alb. Acq. 337.  Fulcher Carn. 416.  Gesta expugna Hier. 591.  Wilh. Malm. 152.  Saxii Pontif. Arelat. 250., und Graf Wilhelm von Cerdagne, Raimunds Neffe, übernahm die Verwaltung der Besitzungen, bis Bertram, Raimunds Sohn, in diesen Gegenden ankommen würde. {1109} Erst vier Jahre nachher landete Bertram und forderte, daß Wilhelm ihm alle Besitzungen, daß Tankred ihm den Theil Antiochiens herausgäbe, welchen sein Vater bei der ersten Einnahme besetzt hatte. Beide widersprachen: weil weder das Eigenthumsrecht, noch das Erbrecht auf diese Weise feststände und mehrjährige Kämpfe, Aufopferungen und Erwerbungen berücksichtigt werden müßten. Aber alle Gründe, Gegengründe und Vergleichsvorschläge blieben vergeblich, und man war im Begriff offene Fehde zu erheben, als der König und Balduin von Edessa herzueilten und eine allgemeine Aussöhnung unter folgenden Bedingungen zu Stande brachten: Tankred giebt dem Grafen Balduin alles Vorenthaltene zurück und wird ein Lehnsmann des jerusalemischen Reiches, wofür ihn der König mit Kaypha, Tiberias und Nazareth belehnt. Graf Wilhelm behält Tortosa, Arka und die selbst gewonnenen Orte; alles Übrige kommt an Bertram. So schien jeder Streit zwischen den Anführern beseitigt; aber unter den Dienern der beiden Grafen entstanden Händel, und als Wilhelm herbei eilte um sie zu stillen, ward er von einem Pfeile durchbohrt. Nie ist der Thäter bekannt worden, nie hat sich Bertram ganz von dem Verdachte reinigen können, daß er seinem Verwandten diese Nachstellungen bereitet habeWilh. Tyr. 800.  Nach Alb. Acq. 360 mordete ein Waffenträger Wilhelm wegen einer geringen Beleidigung. Nach der Hist. hier. 2608 wurde er in der Nacht reitend, ungewiß von wem, erschossen. Auch die Zeit seines Todes steht nicht ganz fest..

449 {1109} Auf die öffentlichen Angelegenheiten hatte jedoch Wilhelms Tod weiter keine nachtheiligen Folgen; vielmehr konnten die, aus früherer Gefangenschaft befreiten, jetzt versöhnten FürstenDie kleinen Fehden zwischen Askalon und Joppe, Tiberias und Tyrus u. s. w. müssen hier übergangen werden.  W. Tyr. 796-798.  Hist. hier. II, 607.  Michaud II, 41.  Wilken II, 200., mit Hülfe pisanischer und genuesischer Flotten wiederum angreifend verfahren und Tripolis umlagern. Ebn Ammar hatte diese Stadt trefflich gegen den Grafen von Toulouse vertheidigt; anstatt aber die, ohnehin bedrängten Einwohner dafür zu begünstigen, legte ihnen der ägyptische Chalif große Steuern auf, bestrafte hart jedes Vergehen, und forderte Mädchen für sein Weiberhaus. Dies minderte allerdings die Begeisterung; doch war der Widerstand der Bürger noch immer löblich, und erst im Junius 1109 kam zwischen beiden Theilen ein Vertrag wegen der Übergabe zu Stande, welchen die Franken jedoch keineswegs pünktlich hielten, sondern bei der Besetzung manche Frevel begingen und eine große Büchersammlung gleichgültig verbrannten.

{1110} Im nächsten Jahre eroberte man, nicht ohne ähnliche Frevel, Berytus, kam vertragsweise in den Besitz von Sidon und dachte an eine Belagerung von TyrusOliv. Schol. hist. reg. 1363.  Deguign. II, 256.  Abulf. zu 1105–1111.  Abulfar. 245.  Alb. Acq. 349, 356.  Vitriac. hist. hier. 1072.  Fulcher. Carn. 422.. Aber diese raschen und äußerst wichtigen Fortschritte an der syrischen Handelsküste, wurden itzt eine Zeit lang aus mehren Gründen gehemmt. Verhandlungen der griechischen Gesandten mit Balduin und Bertram führten zwar nicht zu einer offenen Fehde gegen Tankred, wohl aber bis zum Mißtrauen. Tyrus war fester als man glaubte, und 450 {1111} nachdem die Einwohner durch täuschende Friedensunterhandlungen die Belagerer sorglos und läßig gemacht, und dann in einer Nacht alle ihre Belagerungswerkzeuge niedergebrannt hatten, {1112} so konnte der König den Rückzug der Christen nach Akkon nicht verhindern, ja viele Pilger kehrten sogar nach Europa heim. Die Grafen von Edessa und Tellbascher waren mit der Beschützung ihrer eigenen Länder so beschäftigt, daß sie an der syrischen Küste nicht wirken konnten; endlich starben, zum Unglücke der Christen, Bertram von Tripolis und Tankred von Antiochien im Jahre 1112. Pontius, der minderjährige Sohn des ersten, übernahm dort selbst die Leitung der öffentlichen Angelegenheiten und heirathete, nach Tankreds eigenem Wunsche, dessen Wittwe; Roger, der Neffe Tankreds, verwaltete Antiochien bis zur Ankunft Boemunds IIAnna Comn. 339.. Gern hätte Alexius diesen Augenblick benutzt um seine Ansprüche geltend zu machen, aber Kriege mit Türken und Kumanen, mühselige Bekehrungen von Ketzern, und Furcht vor einer neuen pisanisch-genuesischen Flotte, welche die griechischen Küsten bedrohte, hielten ihn von Syrien zurück und er mußte froh seyn, daß Pontius den Lehnseid leistete und die Gelder und Kostbarkeiten herausgab, welche von den Griechen, im Fall eines Krieges gegen Antiochien, in Tripolis niedergelegt waren.

Mehr mußten die Franken von den Türken befürchten. Einige Häupter der letzten hatten sich zwar, durch die christliche Übermacht geschrecktAbulfeda zu 1110., zur Zahlung beträchtlicher Kriegssteuern verstanden; – so gab der Fürst von Hama jährlich 2000 Goldstücke, der von Schaizar 4000, Tyrus 7000, und Rodvan von Aleppo gar 30,000 –; aber nunmehr hörten nicht allein diese Zahlungen allmählich größtentheils auf, sondern es erfolgten auch heftige Angriffe. Die Askaloniten drangen im Jahre 1113 bis in die Gegend von Jerusalem, zerstörten einen Theil der Stephanskirche 451 {1113} vor der Stadt, und brannten die Saaten niederCorner 658.  Robert. de Monte und Anselm Gembl. zu 1113.  Alberic. 223.. Maudud, der in Mosul auf Dschekermisch gefolgt war, und Togthekin von Damaskus, lockten den König und den Grafen Roger von Antiochien bei dem Berge Thabor in einen Hinterhalt, siegten, verwüsteten das offene Land und kehrten erst zurück, als sich ein, zum Theil aus neu angekommenen Kreuzfahrern gebildetes Heer nahte. Doch würden sie auch wohl diese Macht gebrochen haben, wenn sich unter ihnen nicht innere VerwirrungAbulfeda 1113-1117.  Abulfar. 246.  Wilken II, 390.  Elmacin 297., weit ärger als unter den Franken, erzeugt und die Ansicht festgesetzt hätte: man könne und solle sich vielmehr der Christen gegen die verdrießliche Oberleitung der höchsten Sultane bedienen.

Bei Umständen solcher ArtAlb. Acq. 375.  Wilh. Tyr. 812.  Guil. Nangis chr. zu 1114. konnten die Christen mehre schützende Burgen erbauen, und alle Unternehmungen ihrer Feinde im Mittag und Morgen vereiteln; unabwendlich dagegen waren im Jahre 1114 zwei Übel anderer Art: die Verwüstungen der aus Arabien heranziehenden Heuschrecken, und ein Erdbeben, welches Syrien, Isaurien und besonders Cilicien trafFulcher Carn. 424.  Gaut. 442.  Es waren zwei Erdbeben. Hist. hier. II, 610., einen großen Theil Antiochiens und viele andere Städte zerstörte. Das Volk glaubte, seines schlechten Wandels wegen sey das Erdbeben eingetreten, und wollte nun den Wandel bessern, um des Erdbebens willen. Und in der That, es fehlte nicht an Ärgernissen und Anstößigkeiten größerer und kleinerer Art. Um zuvörderst der Geistlichen zu erwähnenOrder. Vital. 797., so hatte der Patriarch Johannes von Antiochien während Boemunds Gefangenschaft den Argwohn erregt, er wolle jene Stadt an die Griechen verrathen, und mußte sein Amt niederlegen; aber auch seinen 452 Nachfolger Bernard, einen Provenzalen, traf der Vorwurf, er sey geizig und hartherzig. Daimbert, der abgesetzte Patriarch von Jerusalem war mit Boemund nach Europa gesegelt und fand geneigtes Gehör am römischen Hofe. Dessen Beschuldigungen zu widerlegen, eilte auch sein Nachfolger Ebremar zum Papst und schien, als Daimbert im Junius 1107 zu Messina starb, völlig obgesiegt zu habenFulcher Carn. 419.  Gesta expugn. Hier. 591.  Miraei opera dipl. Vol V. p. 317, Urk. 34.  Alb. Acq. 358.  Ughelli Italia sacra III, 371.. Aber Arnulf kam itzt mit andern königlichen Abgeordneten nach Rom und führte gegen Ebremar so erhebliche Beschwerden mannigfacher Art, daß Gibelinus, der Erzbischof von Arles den Auftrag erhielt, in Palästina an Ort und Stelle alles zu prüfen und zu entscheiden. Des Königs Klagen über Ebremar waren denen nicht unähnlich, welche er über Daimbert geführt hatte: denn die Gründe lagen nicht in der Persönlichkeit des einen oder des anderen Patriarchen, sondern in dem Verhältnisse der geistlichen zur weltlichen Macht überhaupt. Wenn Ebremars Bemühungen die letzte auszudehnen, dem Erzbischofe von Arles natürlich, ja sogar verdienstlich erscheinen konnten; so lautete dagegen ein zweiter, besonders durch Arnulf laut verbreiteter, Vorwurf schlechthin beschimpfend: der Patriarch habe nämlich die, von Boemund übersandten und zum Theil für den König und das Heer bestimmten Gelder, unterschlagen. Vollständig mochte hierüber jedoch der Beweis nicht geführt seyn, da man Ebremarn das Bisthum Cäsarea gab und der päpstliche Gesandte dessen Entfernung vom Stuhle des Patriarchen darauf zu gründen schien: daß das unrechtmäßige Absetzen Daimberts keine Erledigung herbeigeführt habe, mithin die sich daran reihende Wahl nichtig gewesen sey.

Der Erzbischof Gibelin wurde nunmehr selbst zum Patriarchen erwählt; nicht ohne Mitwirkung Arnulfs, welcher den, ursprünglich verständigen und tüchtigen, jetzt aber schon 453 sehr alten und hinfälligen Mann, zu leiten hoffte und seinen Tod voraussah. Als dieser im Jahre 1112 erfolgteWilh. Tyr. 805.  Concil. XII, 989. bestieg Arnulf, zeither der Mittelpunkt aller Unternehmungen gegen die Patriarchen, ihren Stuhl. Aber ungeachtet der Überlegenheit seiner Anlagen, waren doch seine Reden so lose, und seine Sitten so tadelnswerth, daß ein geistliches Gericht unter dem Vorsitze des, später vom Papste bevollmächtigten Berengar, auch ihn (eine neue Schmach für die morgenländische Kirche) absetzte. In Rom dagegen, wo man vielleicht weniger streng, oder weniger unterrichtet war; wo Schmeicheln und Heucheln vielleicht auf den gutmüthigen Papst Paschalis, Geschenke gewiß auf die Kardinäle wirkten; erhielt er von neuem eine Bestätigung und sogarDer Papst mußte später erklären, er habe keinen wohl begründeten Rechten zu nahe treten wollen. Pagi zu 1112. c. 6.  Concil. XII, 992, 997., zum Verdrusse des Patriarchen von Antiochien, die Ausdehnung des jerusalemischen Sprengels auf die neuen Erwerbungen. Dadurch wurde zwar die Zahl seiner Neider und Feinde eher vermehrt, als vermindert, aber die Chorherrn des heiligen Grabes lebten selbst nicht tadelfrei, und überhaupt wußte er allen bis an seinen Tod siegreich zu widerstehen.

Ärgernisse anderer Art gaben die Familienangelegenheiten des Königs. Er beschuldigte sein Weib, die armenische Fürstinn, der Untreue und brachte sie in ein Kloster; während der Patriarch Daimbert in Rom behaupteteBernard. thesaur. 736.  Cleß Gesch. von Wirtemb. II, 2, 124.: jene sey unschuldig und Balduin gehe nur damit um, eine reichere Frau zu nehmen. Und in der That schien seine Werbung um Adelasia, des Grafen Robert von Flandern Tochter, die Wittwe Roger Bursas, jener Beschuldigung großes Gewicht zu verleihen, bis die Königinn aus dem Kloster 454 {1112} entwich, und sich später in Konstantinopel zügellosen Ausschweifungen hingab. Nunmehr reichte Adelasia dem Könige im Jahre 1113 unter der Bedingung die Hand, daß er dem, mit ihr zu zeugenden Sohne, oder Rogern, ihrem Sohne erster Ehe das Reich hinterlasse. Ehrenvoll ward sie in Jerusalem aufgenommen, überbrachte großes Geld und Gut, und lebte drei Jahre, wie es schien, in zufriedener Ehe. Da überfiel den König in schwerer Krankheit die Besorgniß: daß er beim Leben seiner ersten Frau nicht die zweite hätte ehelichen sollen, und auch die kirchlichen Gesetze über die Verwandtschaftsgrade, verletzt seyn möchten. Gründe, von körperlichen Mängeln hergenommen, wurden wohl nur in der Stille berührtFulcher Carn. 427.  Alb. Acq. 377. dimisit, quia, ut ajunt, genitalia ejus cancri morbus excederat.  Alber. 223. Adelasia starb 1118.  Wilh. Malm. 146., und eine Versammlung der Geistlichkeit, unter dem Vorsitze des, vom Papste dazu bevollmächtigten Patriarchen, trennte aus jenen Gründen die Ehe. {1117} Die Fürstinn mußte in ihr Vaterland zurückkehren; Roger von Sicilien zürnte aber so sehr über diese Behandlung seiner nahen Verwandtinn, daß lange Zeit hindurch den Kreuzfahrern durch die normannischen Fürsten auch nicht die geringste Unterstützung zu Theil ward.

So wie Balduin, der König, vielleicht eine Heirath um des Brautschatzes willen einging, so wußte Balduin, der gleich arme Graf von Edessa, geschickt von seinem Schwiegervater Gabriel Geld beizutreiben. Er besuchte ihn in Meletenia, begleitet von zahlreicher Mannschaft. Abgeredeter Maaßen drang diese einst ins Zimmer und verlangte heftig, entweder die Auszahlung des rückständigen Soldes, oder das versprochene PfandWilh. Tyr. 802.  Vitriae hist. hier. 1090.. Auf Befragen, was denn dieses Pfand sey, erfuhr Gabriel: daß Balduin seinen, nach morgenländischer Sitte lang gewachsenen Bart, an die aufrührerischen Soldaten in der Hoffnung verpfändet habe, sie 455 leicht zu beruhigen und das wirkliche Abschneiden desselben zu umgehn. Während dieser Auseinandersetzung ward aber der Andrang der Soldaten immer stärker und der erstaunte Gabriel, welcher, nach den Ansichten morgenländischer Völker, die Verstümmelung des Bartes für die höchste Schande hielt und um keinen Preis zugeben wollte, daß sein Tochtermann mit kahlem Kinne umhergehe, zahlte zur Befriedigung der Soldaten 30,000 Michaeliter, jedoch unter der Bedingung, daß Balduin nie eine ähnliche Verpflichtung wiederum eingehe.

{1116} Die Freude über diesen gelungenen Streich, wurde bald durch eine in Edessa ausbrechende Hungersnoth getrübt. Roger von Antiochien sandte Getreide zur Unterstützung; aber Joscelin, ob er gleich seine Lehngüter Balduin zu verdanken hatte, und es ihm diesseit des Euphrats an Reichthümern und Vorräthen nicht fehlte, verweigerte aus scheinbarer Vorsicht jede Beihülfe, und seine Diener sagten spöttisch zu den Boten Balduins: ihr Herr möge nur sein Land an Joscelin verkaufen und dann getrost wieder nach Hause gehn. Hierüber zürnend, stellte sich Balduin als sey er schwer krank, und lockte den Grafen durch die Hoffnung einer leichten Erbschaft nach Edessa. Kaum aber war Joscelin in seiner Gewalt, so zwang er ihn durch harte Mittel zur Abtretung aller seiner Besitzungen, wofür ihn jedoch König Balduin, wenigstens einigermaaßen, durch die Überlassung von Tiberias entschädigte.

Diesen begleitete er auch wohl auf einem neuen, im Jahr 1118 mit ansehnlicher Macht unternommenen Zuge gen Ägypten. Schon war Farama, in der Nähe des alten Pelusium, erobert und zerstört, schon hoffte man bis zum ägyptischen Babylon vorzudringen, als eine schwere Krankheit den König ergriffWilh. Tyr. 817.  Alb. Acq. 378.  Ann. Saxo.  Anselm. Gembl.  Ursp. chr. zu 1118.  In Nilo natanti recruduit, quod ipsi fuerat, vulnus; sagt Abulfar. I, 48.  Er bekam von Nilfischen profluvium ventris. Dandolo 267.  Abulfeda III, 372.. Seine Begleiter erhuben große Klage, er aber sprach: »mäßigt eure Trauer und erinnert euch, daß nicht eines Menschen Kraft und Einsicht die Ereignisse lenkt. Wenn ihr einmüthig für das Rechte wirkt, 456 {1118} so werdet ihr im Glücke Freude haben, oder im Unglücke doch Beruhigung.« – Er starb, und seine Eingeweide wurden unfern Elarisch an einer Stelle beerdigt, die noch in weit späterer Zeit Balduins Salzwüste genannt wurde. Vorübergehende Moslemer haben nach des Ungläubigen Grabe Steine geworfen und so ihm allmählich, wider ihren Willen, eine Art von Denkmal aufgehäuft. Seine Gebeine begrub man am Palmsonntage des Jahres 1118 auf Golgatha, neben denen seines Bruders Gottfried, und rühmte in der ihm gesetzten Grabschrift seine Thaten, nicht ohne einen wehmüthigen Hinblick auf die Vergänglichkeit alles Irdischen      Rex Balduinus, Judas alter Machabaeus,
      Spes patriae, vigor ecclesiae, virtus utriusque,
      Quem formidabant, cui dona et tributa ferebant
      Cedar et Aegyptus, Dan ac homicida Damascus,
      Proh dolor, in modico hoc clauditur timulo!

Binos Reise 264.  le Bruyn II, 253.  Chateaubriand II, 228.  Die anderen Grabschriften waren schon am Ende des 16ten Jahrhunderts verwischt. Radziv. peregr. 56.
. Die Christen von allen Bekenntnissen und selbst die Saracenen welche ihn kannten, stimmten in diesen Klagen überein.

Den Grafen Balduin von Edessa traf die Nachricht von dem Tode des Königes, seines BlutsverwandtenUeber die Verwandtschaft Balduins von Burg mit Balduin., siehe Wilken II, 77 und Miraei op. dipl. Vol I, p. 268, Urk. 34.  Robert. de Monte und Ann. Hildesh. zu 1118., welche ihn nepos Balduini nennen., auf einer Pilgerreise nach Jerusalem, und an dem Tage des feierlichen Begräbnisses sah man jenen in die Stadt einziehen. Sogleich begannen die Berathungen über die Ernennung eines Nachfolgers, wobei einige behaupteten: man müsse dem Erbrechte des herrschenden Hauses keinen Eintrag 457 {1118} thun und beim Mangel an unmittelbaren Nachkommen, Eustathius, den Bruder Balduins I zum Throne berufen; worauf jedoch andere erwiederten: »die gefährliche Lage des Reiches erlaubt durchaus keine Zögerung, es muß sogleich ein König ernannt werden um das Ganze zu leiten und die Feinde zu schrecken.« Bei diesem Zwiespalte trat Joscelin von Tiberias auf und sprach: »dem Zufalle werde kein Einfluß verstattet. Der Graf von Edessa, gerecht, tapfer, löblich in jeder Beziehung, ist hier gegenwärtig; nie können wir in fernen Landen einen besseren Herrscher finden, und zudem ist er ein naher Verwandter des Verstorbenen.« – Niemand widersprach, Joscelin, früher Balduins FeindWilh. Tyr. 818.  Dandolo. 267.  Alberic. 232.  Bern. thesaur. 751., erschien als der unparteilichste Beurtheiler, der Patriarch Arnulf stimmte bei und so erfolgte auf die Wahl, am zweiten April 1118 die feierliche Salbung und Krönung Balduins II. – Joscelin, durch so entscheidenden Beistand dem Könige versöhnt, erhielt als erwartete oder ausbedungene Belohnung, die Grafschaft Edessa. Mittlerweile waren aber von der anderen Partei Bevollmächtigte abgesandt worden, um Eustathius die Krone anzubieten, und er folgte ihnen nach manchem Weigern bis Apulien. Hier erhielt er die Nachricht von Balduins Wahl, und aller Vorstellungen ungeachtet, daß diese rechtswidrig und zu vernichten sey, entsagte er seinen Ansprüchen. »Fern sey es von mir,« fügte er hinzu, »in dem Reiche Streit zu erregen, das meine Brüder und meine Glaubensgenossen mit Aufopferung ihres Lebens erwarben, und wo Christus sein Blut vergossen hat für den Frieden der Welt.« So kehrte er in seine Heimath zurück, größer durch das Ablehnen, als viele durch die Führung der Herrschaft.

Balduin, der neue König, war groß, blond, nicht von starkem Haarwuchs, ein trefflicher Reiter, mitleidig und fromm selbst im äußeren Benehmen, endlich, je nachdem es 458 {1118} die Umstände erheischten, so vorsichtig als tapfer. Zur Übung der letzten Eigenschaft fand sich bald Gelegenheit: denn obgleich manches zusammentraf, die Macht der Türken zu schwächen, so blieben sie den kleinen christlichen Staaten doch immer gefährlich.

Nach dem Tode des seldschukischen Sultans Muhamed, entstand Streit zwischen seinem Bruder Sangar und seinem Sohne Mahmud über die Würde des Großsultans; und aus den Ländern ostwärts des kaspischen Meeres, drangen manche Horden von Chazaren und Kaptschaken in die südlicheren GegendenAbulfeda zu 1117–1120.  Deguign. II, 260.. Während aber hiedurch die Macht der, tiefer in Asien liegenden Staaten theils gemindert wurde, theils eine andere Richtung erhielt, gab es Augenblicke, wo sich die Fürsten im vorderen Asien nur desto freier und stärker wähnten. Außerdem hatte sie Roger von Antiochien bald unvorsichtig bald übermüthig gereizt, und so verbanden sich nun wider ihn der Ortokide Ilgazi von AleppoDen ersten Ilgazi, Ortoks Sohn, hatten die Bewohner von Aleppo nach dem Tode Rodvans, seiner Söhne und des Freigelassenen Lulu, freiwillig zu ihrem Herren erwählt; auf gewaltsamere Weise war Togthekin, mit Zurücksetzung der Erben Dukaks, in den Besitz von Damaskus gekommen; Dobais endlich galt mit Recht für einen Unruhstifter, und fand dafür später die gebührende Strafe., Togthekin von Damaskus und Dobais der Emir der asaditischen Araber. Sogleich sandte Roger um Hülfe nach Jerusalem, Tripolis und Edessa; und schon waren die christlichen Fürsten im Jahre 1119 gen Antiochien aufgebrochen, als er von Artasia weiter vorrückte: ungeachtet des Widerspruchs aller Verständigen, und nur den eigennützigen Vorschlägen derer folgend, welche ihre Güter dadurch gegen Plünderung schützen wollten. Plötzlich sah er seine geringe MachtWilh. Tyr. 821 hat 70 Ritter und 3000 Fußgänger.  Gaut. 454 hat 700 Ritter.  Fulch. Carn. 429.  Hist. hier. II, 614.  Orderic. Vital. 825.  Wilh. Malm. 151 erzählt, Roger habe gefangen sein Schwert nur einem türkischen Fürsten einhändigen wollen; diesen aber, als er unbewaffnet nahte, ermordet, und sey darauf niedergehauen worden. in einem engen Thale bei Belath von den, 459 {1119} durch Kundschafter wohl unterrichteten Türken eingeschlossen, und nun fiel ihm und manchem Ritter, im Angedenken an ihren sündlichen Lebenswandel, doppelt der Muth. Der Bischof von Apamea hielt zwar eine kräftige Rede, es ward gebeichtet, gebetet. Besserung gelobt; allein selten geht aus einer einzelnen Aufregung wahre Tüchtigkeit hervor, und diesmal wirkten begeisterte Reden des Kadi Abulfahl mehr, als Worte der christlichen Priester. Die Türken siegten vollständig und Roger fiel, tapfer fechtend; doch hat sein Tod nicht die Fehler seines Lebens vergessen lassen: man nannte ihn tollkühn, geitzig, unmäßig, wollüstig und tadelte laut, daß er durch ungebührliche Mittel gesucht habe, seine schlechte Verwaltung von Antiochien zu verlängern. Die Türken nahmen Atsareb und Sardanah fast ohne Widerstand, und sandten ein Drittei ihrer Macht ab um Antiochien zu überrumpeln; zwei Drittel, um auf verschiedenen Straßen die Annäherung des Königes Balduin zu hindern. Aber die tüchtigen Anstalten des Patriarchen Bernhard vereitelten den Angriff auf Antiochien, und Balduin gelang es die, durch jene Theilungen geschwächten Türken, in einer hartnäckigen Schlacht bei Hab zu besiegen und den Ruhm der größten persönlichen Tapferkeit zu erwerben. Desto weniger Lob verdient die grausame Behandlung der Gefangenen, welche sich sowohl die Christen als die Türken erlaubten. Einige ließ Ilgazi verstümmeln, einige zum Ziele der Pfeile aufstellen, andere brachte er in der Trunkenheit selbst um; und wenn nicht in diesem Augenblicke ein prächtiges, ihm von Dobais geschenktes Pferd, seine Aufmerksamkeit angezogen hätte, möchten noch mehre ihren Untergang gefunden haben. Am folgenden Tage unterhandelte man, milder oder eigennütziger gesinnt, mit den noch lebenden Gefangenen über ihre Lösung.

460 {1119} In Antiochien ward itzt dem Könige Balduin die Herrschaft vom Patriarchen, den Edeln und dem Volke unter solchen Rechten übertragen, als ihm in Jerusalem zustanden. Dem gemäß belehnte er die Nachkommen und Verwandten der, in den Schlachten Gebliebenen, mit den erledigten Gütern, sorgte daß die Wittwen sich wieder verehelichen möchten, und versah alle festen Plätze mit Mannschaft, Waffen und Lebensmitteln. Damit endlich die freundschaftliche Verbindung zwischen beiden Staaten nicht bloß als Werk der Noth und als vorübergehend erscheine, verabredete man die Heirath der zweiten Tochter des Königes Elise, mit Boemund II.

{1120} Allgemeinere Mängel, die sich in den letzten Zeiten nur zu häufig in allen christlichen Staaten des Morgenlandes gezeigt hatten, sollten auf einer, unter dem Vorsitze des Königes und des Patriarchen im Jahre 1120 zu Neapolis in Samarien gehaltenen Versammlung, beseitigt werden. Man faßte hier strenge Beschlüsse über richtige Bezahlung des Zehnten, über Diebstahl, Raub, Ehebruch, Entlaufen der Mönche, Vielweiberei, Beischlaf mit saracenischen Sklaven und Sklavinnen, und über andere arge Sittenlosigkeiten. Allein diese Beschlüsse beweisen leider mehr, daß die Übel vorhanden waren, als daß sie abgestellt wurden, und in den stets beunruhigten, lose verknüpften Ländern, mit wechselnden, wunderlich gemischten Bewohnern, fanden friedliche Einrichtungen doppelte Schwierigkeit. Jerusalem, welches man in wilder Übereilung zerstört hatte, konnte seine frühere Bedeutung nicht wieder gewinnen, und selbst die wenigen Einwohner geriethen in Gefahr der HungersnothWilh. Tyr. 824.  Fulch. Carn. 430.  Hist. hier. II, 615.  Conc. XII, 1315., bis man, unter großen Widersprüchen, auch den Saracenen freien Handel mit Lebensmitteln zugestand, und Eingangszölle nebst andern Belästigungen aufhob.

461 Wäre Ilgazi nicht um diese Zeit mit unruhigen Unterthanen, anmaaßlichen NebenbuhlernVitriac. hist. hier. 1116.  Oliv. Schol. hist. reg. 1365.  Gaut. 464., ja mit seinen eigenen Söhnen in Streit gerathen, er hätte diese Verhältnisse und den Sieg über Roger gewiß nachdrücklicher benutzt. So aber wechselte unsicherer Friede und unbedeutender Krieg, bis er im Jahre 1122 starbAbulfeda 1119-1121.Cum egressione fimi ventris, Gazii sordidam per anum exisse animam fertur.  Gaut. 466.  Sanut. 158.. Seine Söhne Timurtasch und Suleiman, theilten mit ihrem Vetter Bedreddaulah das Erbe; der letzte ward aber von Balak, dem Enkel Ortoks aus Aleppo vertrieben.

Im Jahre 1122 besiegte dieser den Grafen Joscelin von Edessa und nahm ihn gefangen. Sogleich zog König Balduin zu Hülfe, drang mit seinem Heere bis über Tellbascher vor und freuete sich schon des großen Erfolges, als zu geringe Wachsamkeit ihn und die seinen ins Verderben stürzte: denn in nächtlichem Überfalle wurden sie geschlagen, der König gefangen und nach Chortbert, einer Festung jenseit des Euphrats, geführtDandolo 270.  Orderic. Vital. 825, der in einigem abweicht.. {1123} Alle Christen erschraken über ein so großes Unglück, doch versäumten die Fürsten und Prälaten nicht, diejenigen Maaßregeln zu ergreifen, welche zur Errettung des Ganzen nöthig erschienen. Sie ernannten auf einer Versammlung in Akkon Eustachius Grenier, den Grafen von Sidon und Cäsarea einstimmig zum Reichsverweser, und rüsteten sich eifrig gegen Balak, der Albara einnahm und Kafartak belagerte.

Unterdeß war der verschlagene Joscelin nicht müßig gewesen, sondern auf sein heimliches Anstiften drangen einige hundert Armenier und Turkomannen, als Kaufleute oder Gewerbtreibende verkleidet und mit versteckten Waffen, in die Burg ChortbertWilh. Tyr. 826 hat 50, Sanut. 158, 500 Armenier; Order. Vital. 826 sagt, Balduins Gemahlinn sey Urheberinn der List gewesen.  Fulch. Carn. 434.  Richardi Clun. chron. 1095., tödteten die, durch solche Überraschung 462 {1123} verzagt gewordene Besatzung und lösten dem Grafen und dem Könige die Fesseln. Dieser hoffte kühn die Burg bis zur Ankunft eines christlichen Heeres vertheidigen und als Eigenthum behaupten zu können, der vorsichtigere Joscelin entfloh dagegen in der Nacht mit einem einzigen Begleiter; nicht ohne Gefahr, denn die umherwohnenden Türken hatten von den Ereignissen Nachricht erhalten und die Eingänge und Ausgänge der Burg schon versperrt. Auch mußte Joscelin doppelt besorgt seyn, da Balak früher geträumt hatte, daß der Graf ihm die Augen aussteche, und dies dem Türken ein genügender Grund schien, seinen christlichen Gegner aus dem Wege zu räumen. Diesmal kam Joscelin glücklich bis an den Euphrat, schwamm, von zwei mit Luft angefüllten Schläuchen unterstützt, durch den Fluß, war aber davon so ermattet, daß er sich in den Gesträuchen verbergen und seinen Begleiter nach Lebensmitteln aussenden mußte. Mit einem Bauer kehrte dieser zurück, aber wie erschreckte den Grafen dessen Anrede: »willkommen, Joscelin!« Das Leugnen war vergebens, doch erkannte der Graf im weiteren Gespräche bald die treue Gesinnung des LandmannesNach Orderic. Vital. 826. ein Türke, der Christ geworden war., der schon früher in seinen Diensten gestanden hatte und sich bereit erklärte, ihn zu begleiten. Joscelin bestieg einen Esel, nahm des Bauern Kind auf den Arm, bemühte sich es freundlich zu erhalten und kam unerkannt in den Kleidern des Landmannes, den er reichlich belohnte, wunderbar errettet nach Tellbascher.

Inzwischen hatte Balak durch Tauben, welche einige seiner Gemahlinnen in Chortbert stiegen ließen, von den Unfällen Nachricht erhalten und bot, nachdem er von Kafartak herzugeeilt war, dem Könige freien Abzug, wenn er die Burg und die Frauen zurückgäbe. Aber Balduin, welcher dem Versprechen zu wenig und seinen Kräften zu viel 463 {1123} vertraute, wies den Antrag zurück, und nun begann Balak die Belagerung mit höchstem Eifer. Leicht untergrub man den kreidigen Felsen, über welchem die Burg erbaut war, und löste ihn durch Feuer auf, welches man in neu gemachten Höhlungen entzündete. So stürzten nun die Thürme danieder, Balduin mußte sich zum zweiten Mal ergeben und wurde gefesselt nach Karra abgeführt. Noch schwereres Schicksal traf die Armenier, welche den ersten Verlust der Burg veranlaßt hatten: einige wurden geschunden, andere durchgesägt, noch andere den Knaben zum Ziel ihrer Pfeile hingestellt.

Als das, zum Theil durch Joscelins kräftige Mitwirkung versammelte, bis zum Euphrat vorgedrungene christliche Heer, Nachricht von diesen neuen Unfällen erhielt, kehrte es um und fügte nur bei Aleppo und auf dem linken Ufer des Jordans den Türken unbedeutenden Schaden zu. Dringendere Gefahren veranlaßten diese schnelle Rückkehr. Die Ägypter nämlich, welche den Augenblick der Herrnlosigkeit des jerusalemischen Reiches benutzen wollten, schlossen Joppe mit einer Flotte ein, schifften Soldaten aus, und wurden von Askalon her durch zahlreiche Mannschaft unterstützt. Fast nie waren die Christen in so großer Besorgniß gewesen. Sie hielten in Jerusalem einen Fasttag, selbst für Säuglinge und fürs Vieh, und an die Spitze von nur 3000 Wehrhaften, stellten sich der Patriarch mit dem heiligen Kreuze, der ehemalige Abt von Clugny mit der heiligen Lanze, und der Bischof von Bethlehem mit der Milch der heiligen JungfrauRobert. de Monte zu 1124.  Anselm. Gembl. zu 1123.  Fulch. Carn. 432, 434.  Hist. hier. II, 617.  Bern. thesaur. 756.  Alberic. 245.  Wilh. Tyr. 828.  Vinc. Bellov. 1069.. So durch die äußerste Noth aufgeregt und durch die Macht des Glaubens begeistert, siegten die Christen bei Azotum vollständig über die Ägypter und eroberten ihr Lager. Der Reichsverweser Eustachius Grenier, welcher sie angeführt hatte, starb indeß bald 464 {1123} nachher an einer Krankheit, und Wilhelm von Buris, Herr von Tiberias, ward sein Nachfolger.

Ungeachtet dieses Landsieges behaupteten die Ägypter, weil die Franken keine Schiffe besaßen, noch immer das Meer; wie erstaunten jene daher, als ihnen beim Anbruche des Tages unerwartet eine christliche Flotte in Schlachtordnung entgegensegelte! Eiligst ordneten auch sie sich, verloren jedoch in dem hartnäckigen Kampfe ihren Anführer und, dadurch muthloser geworden, vier Galeeren und fünf größere Schiffe. Nicht minder fielen zehn andere, mit Gewürzen, seidenen Zeugen und morgenländischen Waaren reich beladene türkische Kauffahrer den Siegern in die Hände, weil diese klüglich einen Theil ihrer Flotte sogleich nach Elarisch sandten und dort die Sicheren überraschten.

Es waren aber die Siegenden Venetianer, unter Anführung des Doge Dominiko Michaele. Gleich nach der Niederlage des Fürsten Roger von Antiochien hatte nämlich König Balduin dem Papste Kalixtus II von der mißlichen Lage der Dinge Nachricht gegebenDandolo 269.  Orderic. Vital. 829.  Auch an die Venetianer und andere italienische Fürsten mögen Balduins Gesandte gegangen seyn. Die Venetianer waren in einem Kriege mit den Griechen, wegen verweigerter Bestätigung ihrer Rechte, aber sie gaben die Belagerung von Korfu auf und segelten nach Syrien. Marini III, 46.  Le Bret Gesch. von Venedig I, 292., und dieser schickte hierauf eine geweihte Fahne nach Venedig und forderte zum Kreuzzuge auf. Die Weisungen des heiligen Vaters ehrend, und der Vortheile eingedenk, welche den Genuesern in Syrien zu Theil geworden, rüstete Venedig eine Flotte aus von vielen Frachtschiffen, vierzig Galeeren und acht und zwanzig größeren Fahrzeugen. In Cypern erhielten sie Nachricht von den Kämpfen bei Joppe, kamen, siegten, empfingen den Dank aller Christen und unterhandelten nunmehr gern mit dem Reichsverweser Wilhelm von Buris, dem Patriarchen und den anderen Großen über die 465 {1123} Bedingungen, unter welchen sie, zu ihrem und der morgenländischen Staaten Vortheil, länger am Kriege gegen die Saracenen Theil nehmen wollten. Endlich kam folgender Vertrag zu Stande:

»Die Venetianer erhalten in jeder, dem Könige oder seinen Baronen gehörigen Stadt, eigenthümlich und frei von Abgaben, eine Straße, eine Kirche, ein Bad und einen Backofen. Ihre Gerichtsbarkeit erstreckt sich über alle ihre Landsleute und alle Bewohner jener Straße. Klagen der Venetianer gegen einen Dritten gehen an die königlichen Gerichte, keineswegs aber die Klagen eines Dritten gegen einen Venetianer. Diese sind frei von allen Steuern an den König und an die Barone, von allen Eingangs- und Ausgangs-Zöllen, und nur wenn sie Pilger auf ihren Schiffen mitbringen, zahlen sie ein Drittel der gewöhnlichen Lasten. Die bisherigen Abgaben der Völker, mit welchen die Venetianer handeln, dürfen nicht erhöht werden. Der König hat weder ein Recht auf den Nachlaß der, ohne Testament verstorbenen Venetianer, noch auf die, an den Strand geworfenen Güter derselben. Kaufen jene von Fremden oder Einheimischen, so gelten die königlichen Maaße und Gewichte; handeln sie unter sich, oder verkaufen sie Waaren, so gelten ihre eigenen. Sie tragen verhältnißmäßig die Kosten der etwanigen Belagerung und künftigen Vertheidigung von Askalon oder Tyrus, erhalten aber auch ein Drittel von allem Gewonnenen, und wenn Tyrus eingenommen werden sollte, außerdem jährlich 300 ByzantinerNach Bern. thesaur. 758, 4000 Byzantiner. cf. Sanutus 159. Nach Dandolo 270 hätte man dem Dogen die Königswürde angeboten, dieser sie aber ausgeschlagen. Vergl. Le Brets Geschichte von Venedig I, 300.

Durch diesen, später vom Könige Balduin bestätigten Vertrag, ward den Venetianern nicht allein ein guter Theil des Grundvermögens eingeräumt; sondern auch, was ihnen noch wichtiger erschien, der Alleinhandel unter so 466 {1124} günstigen Bedingungen eröffnet, daß die dortigen Christen in großen Nachtheil versetzt und Ägypten um alle Handelsbedeutung gekommen wäre, wenn das jerusalemische Reich je Ruhe und Festigkeit erlangt, und der Landhandel sich auf gesicherten Karavanenstraßen erneut hätte. In diesem Augenblick aber mußten sich die, ohne abendländische Unterstützung ganz hülflosen Christen jeder Bedingung unterwerfen und konnten den, auf sie selber fallenden Kostenbeitrag zum Feldzuge, nur durch mühsame, von den Einzelnen eingeforderte Beiträge und durch Verpfändung der Kirchengeräthe herbeischaffen.

Ob nun aber Askalon oder Tyrus anzugreifen sey, darüber entstand der heftigste Streit. Für jenes stimmten die benachbarten Einwohner von Jerusalem, Rama und Joppe; für dieses die Bürger von Ptolemais, Sidon, Byblus und Tiberias: jeder dem eigenen Vortheile gemäß, und durch den natürlichen Wunsch geleitet, künftige Gefahren von sich abzulenken. Endlich mußte, nach dem Rathe des Doge Michael, das Loos entscheiden, und ein Knabe nahm aus zwei zusammengewickelten Blättern das eine vom Altar: es lautete gegen Tyrus!

Diese Stadt, berühmt seit uralter Zeit durch gemeinnützige Erfindungen, großen Handel, ihre Tochterstadt Karthago und einen heldenmüthigen Widerstand gegen mehre Eroberer, lag jetzt auf einer Insel, welche nur durch einen schmalen, leicht zu durchstechenden Damm mit dem festen Lande verbunden war. Zwiefache starke Mauern schützten die Seeseite, dreifache die, dem festen Lande zugekehrten Theile der Stadt. Den, gegen Mitternacht sich öffnenden Hafen, umschlossen jene Mauern ebenfalls und zwei Thürme beherrschten dessen Eingang. Doch ließen sich auch außerhalb dieses Hafens, da wo die Erdzunge an das feste Land stieß, Schiffe bergen, und nur der Nordwind konnte ihnen gefährlich werden. Hieher segelte die Flotte der Venetianer, und das Heer lagerte an dem Eingange des Dammes oder der Landzunge. Die Bürger der Stadt waren reich durch 467 {1124} ausgebreiteten Handel und den einträglichen Gewinn von einer fruchtbaren Landschaft; auch hatten sich die wohlhabendsten aus allen, von den Kreuzfahrern eroberten Seestädten, in der Überzeugung hieher geflüchtet, Tyrus sey nicht zu erobern. Zwei Drittel der Stadt gehörten dem Chalifen von Ägypten, ein Drittel hatte man Togthekin von Damaskus unter der Bedingung abgetreten, daß er bei einer einbrechenden Gefahr Hülfe leiste. Deshalb gingen itzt Eilboten wegen Unterstützung nach Ägypten und Damaskus, und bald darauf erscholl die frohe Botschaft: es nahe eine ägyptische Flotte, und Togthekin stehe bereits mit einem Heere bei Fiumara, nur vier Meilen von Tyrus. Unverzüglich segelten die Venetianer den Ägyptern entgegen, aber diese erschienen nicht; Ausfälle der Askaloniten zur Unterstützung der Belagerten, wurden leicht zurückgeschlagen; Wilhelm von Buris und Graf Pontius zogen endlich wider Togthekin, der jedoch nach Damaskus zurückkehrte: es sey nun, weil er den Kampf fürchtete, oder weil er überhaupt nicht geneigt war den Ägyptern mit Nachdruck beizustehen, oder weil manche Veränderungen in den türkischen Staaten, seine Gegenwart anderwärts nothwendig machten. Doch schickte er den Tyriern durch eine BotentaubeSanuto vite 489 und Navagiero 969 erzählen die Geschichte von den Tauben. einen Brief, worin er sie zur Ausdauer ermahnte und auf weitere Hülfe vertröstete: aber diese Taube fiel, durch Geschrei schüchtern gemacht, im christlichen Lager nieder, und man schrieb nun in Togthekins Namen den Tyriern: »er könne nicht helfen und sie sollten mit den Franken abschließen, so gut sie vermöchten. Auf diese Weise sahen sich die Tyrier unerwartet von allen verlassen; demungeachtet verloren sie den Muth nicht, sondern ihr Widerstand war so ausdauernd, daß die morgenländischen Christen wohl abgezogen wären, wenn die Venetianer ihnen nicht große Summen ausgezahlt und die Steuerruder ihrer Schiffe aufs feste Land gebracht 468 {1124} hättenLe Bret Gesch. von Venedig I, 304.  Die Christen suchten und fanden den Stein, wo Christus vor Tyrus gesessen, und bauten auf der Stelle eine Kirche.. Das letzte geschah zum Beweise, wie ungegründet der Verdacht sey, sie würden heimlich nach ihrer Vaterstadt zurücksegeln. Nur ein Wachtschiff blieb völlig gerüstet auf der Rhede, und zu diesem schwammen tyrische Jünglinge aus dem Hafen, kappten das Tau und brachten das Schiff glücklich in die Stadt. Andere Jünglinge übernahmen es die Belagerungswerkzeuge der Christen in Brand zu stecken; sie fanden den vorausgesehenen Tod, aber das um sich greifende Feuer ward nur mit Mühe gelöscht. Bei solchem Heldenmuthe, bei der starken Befestigung der Stadt, bei der unleugbar größeren Geschicklichkeit der Belagerten im Bau und in der Bedienung aller Kriegswerkzeuge, würde Tyrus noch lange widerstanden haben, wenn nicht daselbst eine Hungersnoth unabwendbar ausgebrochen wäre. Dies führte zu einem Vergleiche, vermöge dessen man den Bewohnern freien Abzug mit ihren beweglichen Gütern zugestand, ihnen aber auch verstattete in dem alten Besitze zu bleiben, wenn sie sich als treue Unterthanen den neuen Gesetzen unterwürfen. Als der geringere Haufe der Christen hienach vernahm, daß die Stadt nicht geplündert und zerstört werden sollte, entstand ein gewaltiger Aufruhr, den die Fürsten nur mit Mühe zu stillen vermochten. Im einunddreißigsten Jahre ägyptischer Herrschaft, nach fünfmonatlicher Belagerung, am 27sten Junius 1124 ward Tyrus erobertDie Geschichtschreiber haben den 27sten, 29sten, 30sten Junius, anderer gewiß falscher Abweichungen nicht zu gedenken. Wilh. Tyr. 840.  Abulfeda zu 1124.  Fulch. Carn. 439.  Bern. thesaur. 761.  Corner 668.  Vitriac. hist. hier. 1072.  Oliv. Schol. hist. reg. 1366.  Pagi zu 1124, c. 13.  Auf dem Rückwege verwüsteten die Venetianer, welche mit den Griechen in Fehde waren, mehre Inseln. Fulcher Carnot. in Duchesne 880.  Dandolo 271.  Erst 1127 ward ein Erzbischof von Tyrus ernannt, und der Patriarch Garmund zürnte sehr, daß dieser das Pallium in Rom holte. Hierosolym. chron. Baluz., und zwei Drittel für den König, ein Drittel aber für die Venetianer in Besitz genommen.

469 {1124} Groß war hierüber die Freude der Christen und fast noch größer, als zwei Monate nachher König Balduin aus der Gefangenschaft zurückkehrte. Er hatte mehre Geißeln, und unter ihnen seine Tochter stellen und versprechen müssen, 100,000 Michaeliter zu bezahlen, sich nicht mit Dobais dem Asaditen zu verbünden und einige Schlösser an Timurtasch zu übergeben. Von den letzten beiden Punkten ließ er sich durch den Patriarchen entbinden, woraus jedoch eine grausam geführte Fehde entstandGuil. Nang. zu1124.  Orderic. Vital. 516.  Wilken II, 516., welche zwar dem Könige manche Beute brachte, aber Aksonkorn von Mosul den Besitz Aleppos verschaffte, weil Timurtasch, welcher nach Balaks Tode Herr der Stadt geworden war, die Einwohner keineswegs genügend wider die christlichen Angriffe vertheidigte.

Man hoffte, der, sich hieran reihende mehrjährige Raub- und Plünderungs-Krieg, werde eine größere Bedeutung gewinnen, als Boemund II im Jahre 1126 zehn Galeeren und zwölf, mit Waffen und anderen Gütern beladene Schiffe, aus Apulien herzuführte. Allein kaum war er vom Könige mit dem Fürstenthum Antiochien belehnt wordenBoemunds älterer Bruder Johann war in Apulien gestorben. Suger vita Ludov. VI. p. 288., so entstand auch schon Streit zwischen ihm und dem Grafen Joscelin von Edessa; wobei dieser, ungeachtet seiner bittern Erfahrungen, mit den Türken ein offenes Bündniß gegen seine Glaubensgenossen einging. Damals wurde der Graf laut getadelt, aber dies Beispiel fand später nur zu viele Nachfolger und man suchte, wie gesagt, oft mehr Hülfe in künstlichen Verbindungen mit natürlichen Feinden, als in der höchsten Einigkeit mit den natürlichen Freunden. Doch söhnte der König in diesem Augenblicke die Fürsten wieder aus und alle unternahmen einen Zug gen Damaskus, wo nach Togthekins Tode dessen Sohn Buzi herrschte. 470 {1129} Als aber die, mit dem Großrichter der Stadt, einem Assassinen, angesponnene Verrätherei entdeckt und vereitelt ward, als die Christen, vom Winter bedrängt, sich zerstreuten, raubten und plünderten, wurden sie von Buzi überfallen und besiegtAbulf. zu 1128.  Roger Hoved. 480..

Noch unglücklicher war Boemund, der bei einem Unternehmen in CilicienOrderic. Vital. 831.  Dandolo 274., wo die Türken ihn umringten und die Christen verließen, im Jahre 1131 erschlagen wurde. Seine Mutter hatte ihn in Tarent sorgfältig erziehen lassen, er war schön und freigebig, tapfer und leutselig, und gab die größten Hoffnungen, seinem Vater gleich zu werden.

Um dieselbe Zeit griff der Sultan von Ikonium eine Burg des Grafen von Edessa an, welcher bei Aleppo durch einen niederstürzenden Thurm schwer verwundet worden war und die verlorenen Kräfte nicht wieder erlangen konnte. Deshalb übertrug er seinem Sohne, gleiches Namens, den Oberbefehl: allein dieser weigerte sich die Feinde anzugreifen, weil ihre Zahl zu groß und die der Christen zu klein sey. Hierüber erzürnte Joscelin der Vater und ließ sich nunmehr selbst dem Heere in einer Sänfte vortragen, bis er vernahm, die Türken hätten sich schon zurückgezogenWilh. Tyr. 854.. Da hob der Greis seine Hände gen Himmel, dankte, daß er den Ungläubigen noch in höchster Schwachheit furchtbar sey, und starb während dieses Gebetes. Joscelin II, sein Nachfolger, war klein, untersetzt, pockennarbig, hatte hervortretende Augen, eine gebogene Nase und schwarzes Haar. Seine besseren Eigenschaften wurden durch Leichtsinn, übermäßige Neigung zum Trunke und zu den Weibern gemindert, und vergeblich hoffte Beatrix, seine edle und schöne Gemahlinn, ihn hierin zu zügeln.

Noch weniger als in Edessa wandten sich die Dinge in Antiochien zum Besseren. Boemunds II einzige Tochter 471 {1131} Konstanze, war ein Kind, und ihre Mutter Elise, König Balduins II Tochter, keineswegs geneigt einem anderen die Vormundschaft zu übergeben, oder für Konstanzen das Erbe zu bewahren; sondern vielmehr entschlossen, als Wittwe oder in zweiter Ehe selbst zu herrschen. Sie würde sich um dieses Zweckes willen sogar mit den Türken verbunden haben, wenn die Abgesandten nicht ihrem herzueilenden Vater in die Hände gefallen wären. Als Balduin vor den Thoren Antiochiens erschien, verweigerte ihm seine eigene Tochter hartnäckig die Aufnahme, bis verständige und besonnene Männer, ihre Unternehmungen verabscheuend, die Thore öffneten und die Fürstinn, welche sich in die Burg geflüchtet hatte, nach einer ernsten Belagerung zwangen, Laodicea und Gabaia als ein genügendes Witthum anzunehmen. Der König ließ seine Enkelinn Konstanze den Lehnseid schwören, übernahm die Vormundschaft und kehrte nach Jerusalem zurück. Hier ergriff ihn aber eine schwere Krankheit: er legte geistliche Kleidung der Stiftsherren des heiligen GrabesEr starb den 21sten August nach Wilh. Tyr. 850 und Oliv. Schol. hist. reg. 1370; den 22sten nach W. Tyr. 853; den 20sten nach Bern. thesaur. 764; den 15ten August nach Orderic. Vital. 374, 889.  Siehe noch Dandolo 278 und Pagi zu 1131, c. 19. an, empfahl das Reich seinem Schwiegersohne Fulko und seiner Tochter Melisenda, dem Patriarchen und allen Edelen des Reiches, und starb am 21sten August des Jahres 1131Drei Wochen nach Balduin I starb der Patriarch Arnulf; sein Nachfolger Garmund, ein Franzose, starb 1128. Dessen Nachfolger Stephan, ein Verwandter Balduins II, war starrsinnig und erneute die alten Ansprüche auf Joppe und Jerusalem. Sein Tod endete 1130 diesen Streit und Wilhelm, ein Flamländer, der beim Tode des Königes die Würde des Patriarchen bekleidete, zeigte sich weniger gelehrt und standhaft, aber milder und gemäßigter. W. Tyr. l. c.. 472

 


 


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