Franz Pocci
Lustiges Komödienbüchlein
Franz Pocci

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Verwandlung.

Hof der Burg des Riesen Lüpel.

Riese Lüpel (im übelsten Humor). So gibt es denn keine Ehrlichkeit mehr auf Erden! Ich glaubte, daß dieser elende Kerl von Gummielastico ein redlicher Mensch sei, allein auch in ihm habe ich mich getäuscht. Er war ein Schuft sondergleichen. Darum habe ich ihn auch erdrückt. Er hat nichts Anderes verdient. Und nun schwör' ich bei meinen edlen Ahnen, den Riesen Ecke und Fasolt, bei meiner Frau Tante Rütze und bei den Onkeln Asprian und Heime, die Prinzessin Rosalinde muß mein werden; allein sobald ich sie mir geraubt, werde ich sie auch erdrücken. Ich bin mit der ganzen Welt zerfallen; drum will ich meinen Riesenhumor an ihr auslassen! Und habe ich Rosalinde zermalmt, so will ich sie begraben und will ihr eine Todtenfeier halten. Meine Burg will ich anzünden, daß Alles in hellen Flammen aufgehe und bei dem Riesenfackelschein will ich diesen Ort der Erde verlassen und will zurückkehren in das Hünengebirg; aus den Felsen will ich mir eine Klause bauen auf dem höchsten Gipfel und will herabschauen auf die Erbärmlichkeit der Menschen und will hellauf lachen, daß es durch die Lüfte hinrollt wie Donner der Gewitter:

(es klopft am Thore.)

Wer wagt es an meinem Thor zu pochen?

Muzl (von Außen). Einer, der dir dienen will, wie's dir lieb ist.

Lüpel. Wieder Einer, der Lug und Trug im Sack hat.

Muzl (ist auf die Mauer gestiegen.) Den Menschen willst du nicht mehr trauen, so glaube an die Treue der Katze.

Lüpel. Das ist sonderbar! Die Menschen sind Schufte! vielleicht sind die Katzen ehrlich. Herab mit dir von der Mauer.

Muzl. Thust du mir nichts zu Leid?

Lüpel. Ich schwör's und sollte ich grimmig wie ein Löwe sein.

Muzl (lacht). Ha ha! Der Löwe gehört zu meinem Geschlechte, der würde wohl seines Gleichen nichts anthun. Und du – ein Löwe? ha ha!

Lüpel. Wie? du glaubst ich könnte kein Löwe sein? Ich der ich die Gewalt habe, mich in alle Gestalten zu verwandeln.

Muzl. Das möchte ich sehen. Du lügst Riese.

Lüpel. Der Riese Lüpel lügt nicht. Sieh her.

(verwandelt sich in einen Löwen.)

Muzl. Das hast du gut gemacht

(Lüpel brüllt wie ein Löwe)

Oho! brülle nicht so, ich fürchte dich. Aber sage: nun hast du dich in das mächtigste Thier der Erde verwandelt, das ziemt dem Riesen; aber könntest du dich auch in der Gestalt einer kleinen Maus zeigen?

(Lüpel brüllt.)

Die Gestalt des Löwen ist nicht überall brauchbar. Als solcher könntest du nicht zur schönen Prinzessin Rosalinde kommen, sie lief gleich davon; aber als ein niedliches Mäuschen könntest du durch jede Ritze der Mauer zu ihr gelangen. Warum ist dir das nicht schon einmal eingefallen? Werde eine Maus und ich will dir den besten Weg in das Gemach der Prinzessin zeigen.

(Lüpel brüllt und lacht, indem er sich in eine Maus verwandelt.)

Bravo! bravo! du bist wirklich ein gewaltiger Zauberer. Ich bin bereit dir zu dienen. Laß uns nun unsern Vertrag schließen.

(springt von der Mauer herab, packt die Maus und frißt sie.)

Furchtbarer Donnerschlag. Eine Stimme von oben spricht:

Der Zauber ist gelöst, vorbei der Strafe Zeit,
Nun sei fortan vom Katzenfell befreit.
Denn Stolz und Hochmuth hast du abgebüßt
In niedriger Gestalt. Nun sei gegrüßt
In menschlicher Person als Katzengold;
Das Schicksal hat vergeben - ist dir hold!

Donnerschlag. Muzl verwandelt sich in den Professor Katzengold.

Katzengold

Ich danke dir, gerechte, ew'ge Macht,
Daß ich befreit bin aus der thier'schen Nacht!
Das Katzenfell hat mich gejuckt und sehr gedrückt,
Die Menschenhaut nun wieder mich beglückt!
Von nun aber will ich allen Hochmuth hassen
Und mich nur mit Bescheidenheit befassen.

(Trompetenstoß von Außen)

Aha! das wird Casperl sein, der als Graf Carabas in sein Schloß einzieht. Die Maus ist verschluckt und der Riese nicht mehr zu fürchten!

Die Musik spielt einen feierlichen Marsch.

Das Thor des Schlosses öffnet sich und auf goldenem Wagen von weißen Rossen gezogen fährt Casperl mit Prinzessin Rosalinde feierlich ein. Die phantastische Ausschmückung des begleitenden Zuges bleibt dem Regisseur überlassen.

Der Vorhang fällt.


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