Franz Pocci
Lustiges Komödienbüchlein
Franz Pocci

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Verwandlung.

Freie Gegend vor der Burg Hohenwart. Burgthor mit Mauern umgeben.

Ritter Theobald, geharnischt, tritt mit Reisigen ein. Ein Knappe mit einem Hüfthorn.

Theobald. Wohlan, hier bin ich nun, Recht zu üben über einen Frevler. Sollte Ulrich nicht auf den Zweikampf eingehen, zu welchem ich ihn fordere, so seid bereit auf das Schnellste meine Befehle zu vollziehen. Auf mein Zeichen sollen zwanzig Knechte vom Rücken her die Burg ansteigen. Pechfackeln werft in die große Scheune links drüben. Achtzehn Knechte greifen zur linken an, und ich an eurer Spitze will dieses Thor berennen. Die andern zwölf mögen sich vertheilen, um dort beizuspringen, wo Gefahr ist. Jetzt, Bodo, stoß in's Hüfthorn.

Knappe tritt gegen das Burgthor und stößt in's Hörn. Hornruf aus der Burg als Antwort; bald darauf erscheint der Thurmwart auf den Zinnen.

Thurmwart. Wer stößt in's Horn und ruft mich auf die Warte?

Theobald. Ich bin es: Ritter Theobald von der Falkenburg, deinen Herrn, Ritter Ulrich von der Wart schweren Unrechts anzuklagen, das er gegen die Hohenburgerin im Schilde führt.

Thurmwart. Ich muß die Botschaft meinem Herrn bringen, daß er euch darauf antworte. (verschwindet von der Zinne)

Theobald. Geh, geh! sag's deinem Herrn! Es drängt mich, dem Elenden seine Schmach in's Gesicht zu sagen. – Hört's: Sollte ich im Zweikampfe fallen, so thut dennoch was ich euch vorher befohlen habe. Steckt die Burg in Brand und rächt mich!

(Ritter Ulrich erscheint auf den Mauern.)

Ulrich. Hier bin ich, Falkenburger! Was willst du von mir?

Theobald. Der Wittib von Hohenburg will ich ihr gutes Recht verschaffen, die du auf schmähliche Art bedrängst und um ihr Eigenthum bringen willst.

Ulrich. Ich will nur, was mir gebührt.

Theobald. Nichts gebührt Dir von der Hohenburgerin Gut und Land. Zeuge war ich selbst, wie das Reichsgericht Dich zu Recht verwies und das Eigen der Hohenburgerin frei erklärt. Aber die Urkund davon ließest Du durch einen treulosen Diener der verlassenen Wittib vernichten oder stehlen. Das ist eines Ritters unwürdig. Wenn Du aber nicht ablassen willst von schmählichem Vorgehen in dem schlechten Handel,so mögest Du zuvor mit dem Schwert kämpfen in ritterlichem Zweikampf mit mir.

Ulrich. Laß Dein Schwert in der Scheide! Was immer Ulrich von der Wart thun will, das ist seine Sache. Was geht Dich der Handel an, den ich mit der Hohenburgerin hab?

Theobald. Darum geht's mich an, weil ein ehrlicher Ritter sich der armen Wittwen annehmen soll, um ihnen ihr gutes Recht zu verschaffen. Unter dem blauen Himmel da werf ich Dir den Handschuh hin und fordere Dich Ritter Ulrich von der Wart auf Leben und Tod zum Kampfe. (wirft den Handschuh hin.)

Ulrich. Ich hebe Deinen Handschuh nicht auf. Was soll ich um eitel Thorheit streiten; besser ist's, daß demnächst meine Knechte auf Hohenburg einkehren, wenn die stolze Frau Rosalind sich nicht fügen will.

Theobald. Elender! Schande ist's, daß Du den edlen Namen deiner Vorfahren tragst; du bist einem schlechten Wegelagerer gleich; einen Gaudieb muß ich dich schelten und zu viel Ehre hätte ich dir angethan, wenn dich mein Schwert berührt hätte. Du gehörst an den Galgen.

Ulrich. An deiner Predigt liegt mir wenig. Komm ein andersmal, wenn du willst. Ich gehe zum Mittagstrunk und laß mir's einstweilen munden. Gott befohlen! (verschwindet von der Mauer.)

Theobald. Gift in deinen Becher und Galle in deinen Imbiß! Auf, ihr Knechte, an'S Werk!

(Der Knappe stößt in's Horn.)

(Theobald führt die Reisigen gegen die Burg, welche zu brennen anfängt)


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