Franz Pocci
Lustiges Komödienbüchlein
Franz Pocci

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Verwandlung.

Zimmer des Doctor Sassafras.

Casperl (tritt ein). Schlipperment! in dem Haus bleib ich nimmer. Seit der klapperdürre Kerl bei uns logirt, ist's nimmer zum aushalten. Wo den mein Herr aufgegabelt hat, das weiß der Guckuck. Vermuthlich ist's ein vornehmer Patient, den er in der Kur hat. Ich glaub der Kerl ist ein Narr, weil'n der Doctor gar nit aus dem Sessel raus laßt. Da klappert er aber und rasselt, daß Alles kracht im ganzen Haus. Ich darf gar nit in's Zimmerl nein, wo er logirt, und aushungern muß'n der Doctor auch; denn ich Hab noch kein' Bißen Essen zu ihm hineintragen. Nicht einmal eine Fleischbrüh darf ihm die Köchin geben. So was hab ich noch nit erlebt. Und mit mein' Herrn ist's auch vorbei, seit er so berühmt geworden, weil er alle Leut kurirt und wenn s' schon halbtodt sind. Er reißt s' raus, daß s' wieder kerngsund werd'n. Den macht noch der Hochmuth zum Narren. (Es erhebt sich ein Sturm.) Oho! das auch noch! Die Gwitter kann ich so nit leiden; denn das Einschlagen furcht' ich ungeheuer. (Donner und Blitz.) Hui! ist das wieder eine Metten. Ich wert gleich in's Bett schliefen und unter die Bettdecken. (es wird ganz dunkel) Auweh, auweh! Wenn nur der Herr Doctor z'Haus war! Auweh, auweh!

(läuft fort.)

Sassafras. (stürzt herein, einen Leuchter mit brennendem Licht in der Hand). Was für ein furchtbares Gewitter! Es ist als ob alle Teufel los wären. Eine Höllenangst ergreift mich und ich weiß nicht warum? Bin ich ein Kind geworden? Ich habe doch vor dem Teufel in Person nicht gezittert. Ich höre Geisterstimmen, die mein Inneres durchschauern (sinkt in die Kniee).

(Im Hintergrunde werden verschiedene Erscheinungen sichtbar. Geisterhafte Gestalten, welche sich auf den Tod und die Vergänglichkeit beziehen.)

Geisterchor.

Gelöst sind die Banden, er ist wieder frei,
Da eilen geschäftig die Diener herbei:
Die Uebel der Menschheit: die Sünden, der Krieg,
Die Pest und wer sonst ihm geholfen zum Sieg.
Er greift nach der Sense und mäht immer fort,
Durchwandert die Erde, vergißt keinen Ort;
Und wo er erscheinet, da schwindet das Licht;
Er herrscht auf der Welt bis zum letzten Gericht.

(Die Erscheinungen verschwinden)

Der Tod. (mit Sense und Sanduhr tritt ein)

Sassafras. (liegt besinnungslos auf dem Boden.)

Tod. Erwache aus deiner Ohnmacht, Ohnmächtiger! In deiner Thorheit wähntest du, ein Bündniß könne Bestand haben, das mit der Weltordnung im Widerspruch steht! Du elender Wurm hast es gewagt, diesem Weltgesetze Trotz zu bieten, dem auch der Satan mit all seiner höllischen Macht Nichts anhaben kann. Ich bin der Vermittler des Menschengeschlechtes, daß es eingehen könne aus irdischer Vergänglichkeit in das unvergängliche Leben – in die Ewigkeit.

Sassafras. (der sich allmählich wieder aufgerichtet hat.)

Ohne Tod kein Leben! Ich wußte es; allein der Stolz hat mich verblendet, der Eigennutz hat mich irregeführt!

Tod. Nun heißt es: Arzt heil dich selber!

Sassafras. Contra vim mortis non herbula crescit in hortis. Auch ich bin dir verfallen.

Tod. So! ist's– der Satan selbst hat euren Contract zerrissen; denn er war nicht im Stande sein Wort zu halten.

Sassafras. Also wäre ich gerettet?

Tod. Der Ewige, Allbarmherzige wird richten!

Sassafras. So führe mich vor seinen Richterstuhl! Auf dieses Leben verzichte ich!

Tod. Es sei!

(Umfaßt den Doctor und versinkt mit ihm)


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