Franz Pocci
Lustiges Komödienbüchlein
Franz Pocci

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Verwandlung.

Ländliche Gegend Dorf im Hintergrund.

Casperl. Schlipperment! Jetzt dauert's mir aber schon a bißt z' lang. Ich soll der Gemahl der Prinzessin werden, wie mir der Muzl versprochen hat, und bin allerweil voller Hunger und Durst. Das paßt net z'sam, wie mir scheint. Aber, wenn ich angeheiratheter Prinz bin oder Prinzgemahl? Da wird's an anders Leben werden.

In der Früh schlaf ich so lang als mich's freut, denn das ist vornehm; nachher aufgstanden: goldene Pantoffel, ein rosenfarbener Schlafschrock, Kaffee und Schokolat mit 24 Eierweckeln und 12 paar Bratwürstln. Nacher geh' ich zur Prinzessin 'nübcr und wünsch ihr an guten Morgen. Hierauf werd' ich wieder geruhen ein paar Stundl zu ruhen bis zur Essenszeit. Alles was gut und theuer ist muß aufgetragen werden und a Tafelmusik muß ich auch haben. Sechs Trommler vom Leibregiment und eine Guitarre dazu. Nach'm Essen wieder Kaffee mit Eierweckeln und Brat-Würsteln und Käs – – Schlipperment da kommt der Muzl!

Muzl (stürzt herein). Alles geht gut, Casperl. Du mußt als Graf Carabas augenblicklich beim Herzog eine Aufwartung machen. Ich werd' gleich wieder einige Rebhühner und Kaninchen fangen, damit du sie dem Herzog offeriren kannst.

Casperl. Na – ich hab weiter keine Aengsten. So eine Aufwartung is kein Gspaß.

Muzl. Ei was! Es gibt nichts leichteres auf der Welt. Wenn dick der Herzog fragt, so sage nur immer »Ja« zu Allem und red' nur auch recht Viel von dir selbst; mach Etwas aus dir.

Casperl. Wenn ich aber nix bin, was kann ich aus mir machen?

Muzl. Da mach's nur wie andere Leute. – Ich habe auch dafür gesorgt, daß wenn der Herzog spazieren fahrt in dieser Gegend, die Bauern sagen, es sei Alles das Eigenthum des Grafen Carabas; und wenn sie's nicht sagten, würden sie alle vom Riesen Lüpel gefressen.

Casperl. (affectirt.) O Muzl! wölch ein Mensch bist du! oder eigentlich vor der Hand noch katzengestaltiges Wesen höherer Art! Ich möchte dich umarmigen, allein so lange noch dieses Thierfell deine schöne Söle umhüllt, grauset mir vor deinen Krallen.

Muzl. Schweig mit deinen Dummheiten und folge mir.

Duett.

Muzl.

Komm folge mir zu deinem Glück,
Dann löst sich bald auch mein Geschick.

Casperl.

Ich folge dir und bin bereit,
Gibt's nur was Gut's zu essen heut.

Muzl. Miau, Miau!

Casperl. Dem Glück ich trau!

Beide. Miau, Miau, Miau, Miau!

(Beide ab.)

(Es erhebt sich ein Sturm.)

Riese Lüpel stürzt herein.

Lüpel. Wo bleibt der Kerl mit der Antwort der Prinzessin? Ich verschmachte vor riesenhafter Sehnsucht. Das Bedürfnis; mich in den gemüthlichen Ehestand zu begeben, läßt mir keine Ruhe. Ich will eine Familie begründen; das edle Geschlecht der von Lüpel soll und darf nicht aussterben. Ich bin der letzte dieses Namens! Ich will eine Frau haben, ich will Kinder auf meinem Schooße wiegen! Ich will ein Familienleben haben, ich will Abends nicht mehr in's Caffeehaus gehen; kurz ich will im vollen Sinne des Wortes ein Familienvater werden!

Gummielastico (tritt auf). Erhabenster Riese! Großer Mann! – Sieh einen Unglücklichen vor dir. Alle meine Ueberredungskunst war vergeblich! Dein Brief wurde zurückgewiesen, wie die zarten Anträge, die er enthielt. Die große Idee deiner Erhabenheit konnte und wollte nicht begriffen werden! Ich bin in Verzweiflung!

Lüpel. Ha! Elender! dieß also die Dienste, die du mir geleistet hast! Dieß die Frucht meiner großartigen Unterstützungen, die ich dir heimlich zuftießen ließ? Dieß das Resultat deiner elenden Spionage? Du sollst deinen Lohn haben!

Gummielastico. Gnade, Gnade! es ist noch nicht alles verloren! Eine Entführung will ich vorbereiten.

Lüpel. Ha! was nützt mich eine Entführung, wenn mich die Entführte nicht mag? An dir wäre es gewesen, ihr Herz mir zuzuwenden. An deiner Beredsamkeit hat es gefehlt, an deiner diplomatischen Gewandtheit. Oder vielleicht hast du auch mich betrogen, wie den Herzog? Warte, Schuft! du sollst deiner Strafe nicht entgehen. Meine Riesenfaust wird dich zerknutschen, daß du deine menschliche Gestalt verlierst und eine ordinäre Gummielastikkugel wirst, wie man sie beim Drechsler Edel in der Weinstraße kauft!

Gummielastico. Gnade, Gnade!

Lüpel (packt ihn und reißt ihn hinaus). Keine Gnade – sondern nur Rache, Rache!

(ab mit Gummiclastico.)

(Man hört Gummielastico draußen schreien.)

Ein großer Gummielastikball hüpft herein und auf und ab; Lüpel spielt mit ihm.

Lüpel. So, Kerl! jetzt bist du in deiner wahren Gestalt! jetzt bist du mein Spielball.

Musik. Der Ball tanzt von Lüpel geworfen auf und ab.

Der Vorhang fällt.


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