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Dritter Theil.


In Bachhof.

»Duding! Duding! Stehen Sie auf!«

Adelheid rüttelte die junge Dame höchst energisch, aber es schien, als sei Duding auf keine Weise zu erwecken.

»Duding, wenn Sie nicht aufstehen, so gehe ich hinunter und lasse Sie schlafen, meinethalben bis morgen früh!«

»Ist der Kaffee schon fertig?« fragte Duding endlich noch völlig verschlafen.

Adelheid lachte hell auf.

»Ich weiß es nicht, aber er wird es gewiß gleich sein.«

In Folge dieser beruhigenden Nachricht war Duding im Begriffe, sogleich wieder einzuschlafen, aber Adelheid verhinderte es, indem sie ihr mit ihrer eigenen Locke die Wange kitzelte.

»Ach, lassen Sie das doch!« stöhnte die Gequälte.

»Duding, stehen Sie doch auf! Duding! Duding! Ihr Vetter ist angekommen.«

Im Augenblicke fuhr Duding vom Sopha empor, auf dem sie bisher gelegen.

»Wirklich?« fragte sie mißtrauisch.

Adelheid brach in ein unbändiges Gelächter aus. Sie lachte so lange, bis ihr die Thränen über die Wangen liefen, hüstelte dann ein wenig, hielt sich die Hand auf die Brust und lachte dann wieder. Duding machte ein sehr mißmuthiges Gesicht, schwieg aber und ordnete ihre Locken vor dem Spiegel.

»Seien Sie nicht böse, Herzchen,« rief Adelheid endlich und umschlang Duding mit beiden Armen; »aber was blieb mir übrig? Der Herr hat Sie mit einem so festen Schlafe gesegnet, daß es eben kein anderes Mittel giebt, um Sie zu erwecken, als das angewandte.«

Duding schwieg wieder, aber sie schien von dem Mittel nicht eben erbaut zu sein. Sie machte sich von Adelheid los und setzte sich an's Fenster.

»Seien Sie doch kein Kind, Duding,« sagte Adelheid, die nun ihrerseits den Platz vor dem Spiegel einnahm. »Wie können Sie den Scherz übelnehmen?«

»Sie wissen doch, daß mir solche Scherze nicht angenehm sind.«

»Das weiß ich wohl, mein Schatz,« sagte Adelheid scharf; »aber man muß eben mitunter auch etwas thun, was den Freunden nicht angenehm ist. Man ist das seinen Freunden schuldig. Ich konnte Sie doch nicht wirklich bis morgen früh schlafen lassen!«

Hier wurde das Zwiegespräch unterbrochen, indem Adolf, Dudings kleiner, zehnjähriger Bruder, ohne Weiteres in's Zimmer stürzte.

»Mama läßt fragen, ob Ihr denn Murmelthiere seid?« rief er und husch, war er wieder zur Thür hinaus.

Adelheid rief ihn zurück.

»Was giebt's?« fragte er zwischen Thür und Schwelle.

»Wer ist unten?« fragte Adelheid.

»Der Behrslappensche.«

Adelheid lachte. »Und wer noch?«

»Dann, dann – hm! Dann wird da wohl noch der Doctor sein.«

»Mach' kein dummes Zeug, Adolf, und antworte verständig. Ist da noch Jemand?«

»Mama und Papa.«

Damit lief er davon und Adelheid rief ihm vergeblich zu, noch einmal zurückzukehren.

»Wollen wir hinuntergehen?« fragte Adelheid.

Duding erhob sich und Beide gingen in's Nebenzimmer und von dort aus die Treppe hinab.

»Nun, und zürnen Sie noch?« fragte Adelheid, die voranging, und wandte sich halb um.

»Lassen wir's gut sein,« erwiderte Duding.

Schon während sie durch den Speisesaal gingen, schallte ihnen aus dem Kaminzimmer (in diesem pflegte man den Kaffee einzunehmen) lautes Gelächter entgegen.

»Sehr gut! Sehr gut! Ganz famos! Wahrhaftig! Das ist köstlich! Sehr gut! Natürlich!«

»Nun, hören Sie nur,« fuhr Lehmhofs dünne Stimme fort, »hören Sie doch nur. Ein andermal erzählte er uns, daß er einen Rehbock –«

Der Eintritt der jungen Damen unterbrach die Conversation für einen Augenblick.

Der Doctor machte ihnen eine Verbeugung, Herr von Lehmhof reichte beiden die fette Hand.

»Ihr Diener, Fräulein Eichenstamm!«

Adelheid lachte. »Sie erzählen wieder eine lustige Geschichte,« sagte sie.

»Oh! oh!« rief der Doctor, »eine ganz famose Geschichte! Eine höchst interessante Geschichte!«

»Nun, Duding, ein wenig geschlummert?« fragte der alte Schweinsberg zärtlich und streichelte die Hand der Tochter.

»Und gründlich,« meinte die Mutter.

Duding nickte ganz ernsthaft und präparirte sich, indem sie das Brod in dem Kaffee auflöste, einen dicken Brei, den sie dann mit dem Löffel langsam hervorholte und behaglich verspeiste. Lehmhof schmatzte nach seiner Gewohnheit mit den dicken Lippen und fuhr fort:

»Ich erzähle eben eine Geschichte vom seligen Z…schen. Also er erzählt uns, daß er einen Rehbock so geschossen habe, daß die Kugel – aber warten Sie – ich denke, es war eine Kugel! Oder war es ein Rehposten! Lebrecht, mein Sohn, war es eine Kugel oder ein Rehposten?«

»Ich denke, es war eine Kugel, Papa.«

»Ja, ja. Also, daß er einen Rehbock so geschossen habe, daß die Kugel diesem erst durch den rechten Hinterlauf und dann hinter's Gehör gegangen sei. Wir fangen natürlich Alle an zu lachen. ›Hör' einmal, Alterchen,‹ sagt der Neuhöf'sche, der auch dabei war – oder war er nicht dabei? Lebrecht, mein Sohn, war der Neuhöfsche dabei?«

»Ich denke, er war dabei, Papa.«

»Ja ja. Also – aber, wo war ich doch gleich geblieben?«

Der alte Schweinsberg lachte. »Frage den Lebrecht,« sagte er.

Lehmhof drohte ihm mit dem Finger. »Du bist ein Schalk,« erwiderte er.

»Sie wollten uns erzählen, was der Neuhöfsche gesagt habe,« bemerkte der Doctor.

»Ach, ganz richtig. Ich danke Ihnen. Also der Neuhöfsche sagt: ›Höre, Alterchen,‹ sagt er, ›das ist aber doch, bei Gott, zu toll aufgeschnitten!‹ ›Was?‹ ruft der Alte, ›ich aufgeschnitten? Da schlag doch Gott den Deibel todt? Das sagst Du mir! – Johann! Wie war es damals mit dem Rehbock?‹ – Nun können Sie sich denken, wie gespannt wir waren, was der Johann wohl diesmal vorbringen werde. Aber er wußte sich zu helfen. ›Als Herr Baron ihn schossen,‹ sagte er, ›kratzte er sich gerade hinten am Gehör‹ sagt er, ›und da ging die Kugel durch,‹ sagt er.«

Lehmhof und der Doctor brachen in ein überlautes Gelächter aus, die Andern blieben ganz ernsthaft.

»Nein – aber, bei Gott – ich kann nicht – begreifen –« pustete der Erstere, »wie man so unverschämt lügen kann. Und noch dazu ein alter Mann! Es ist mir ganz unverständlich! Lebrecht, mein Sohn, verstehst Du es?«

»Nein, Papa.«

»Nun, eben. Man kann so etwas gar nicht verstehen. Nun, natürlich, daß Jemand lügt, der in Verlegenheit ist, das ist verständlich; aber so ohne alle Veranlassung zu lügen, das ist einfach unbegreiflich. Man wird nicht von Jedermann erwarten können, daß er, ehe er etwas ausspricht, immer erst auf's Sorgfältigste prüft, ob seine Erzählung auch bis in's geringste Detail wahrheitsgemäß ist, das wird man nicht erwarten dürfen; aber daß man ohne allen Grund lügt, ist mir unbegreiflich.«

Während der Herr von Lehmhof so redete, hatten die Erwachsenen Blicke mit einander gewechselt, aus denen große Heiterkeit sprach, und die Kinder hatten sogar lustig aufgelacht, aber Lehmhof schien das nicht zu bemerken.

»Ich halte die Lüge für ein Laster, das mit einem höheren sittlichen Standpunkte durchaus unvereinbar ist,« fuhr er fort. »Was meinst Du, Schweinsberg?«

»Ich bin ganz Deiner Meinung,« erwiderte der Angeredete.

Es lag in diesem Gespräche eigentlich nichts Komisches, weder in der Frage, noch in der Antwort; aber die ganze Gesellschaft brach in ein lustiges Gelächter aus. Nur die Hausfrau blieb ernst.

»Du mußt nicht solche Gesichter schneiden, Adolf,« sagte sie und winkte dem Knaben verweisend zu. »Du siehst, Alle lachen Dich aus.«

Der Knabe schien sich aus dem Verweise nicht viel zu machen.

»Hast Du den Hafer schon herein?« fragte der Hausherr.

»Ja wohl, längst.«

»Nun, wie ›längst‹ denn doch?«

»Warte, den 24sten, denke ich, brachten wir das letzte Fuder herein. Nicht wahr, Lebrecht? Ich denke, es war am 24sten, so gegen – gegen – 4 Uhr Nachmittags.«

»Ja wohl, Papa.«

»O, ich habe schon Hafer verkauft.«

»Wirklich?« rief der Doctor erstaunt.

»O ja wohl, eine nicht unbedeutende Partie.«

»Nun, wieviel war es denn doch?«

»Wieviel? Du fragst, wieviel es war? Nun – wart' einmal –«

Lehmhof sah auf seine kurzen, fetten Finger, benagte sie der Reihe nach und murmelte dabei halblaut: »Siebenzig, fünfzehn, hundertfünf, sechzig. – Es waren 1321 Lof 2 Garniz,« sagte er.

»Und wieviel hast Du bekommen?«

»Schlechte Preise, Brüderchen, schlechte Preise. 110, Brüderchen, ein Lumpengeld!«

»Potz Tausend,« rief Schweinsberg, »Du verkaufst Dein Getreide theuer. Ich bin froh, wenn ich 97 bekomme.«

»Nun ja! Nun ja! Es gab natürlich auch solche Preise, vor einigen Wochen. Ja wohl, aber sie haben sich gehoben.«

»Nun, dann mußt Du ja jetzt tüchtig bei Geld sein, Lehmhof?«

Lehmhof fuhr zurück. »Bei Geld!« rief er. »Wie soll man bei Geld sein, wenn man die Tonne Häringe mit 17 Rubel 21 Kopeken und die Tonne Salz mit 7 Rubel 3 Kopeken bezahlen muß! Ich bitte Dich, lieber Schweinsberg, wie soll man da bei Geld sein! Wie soll man überhaupt bei der verwünschten Knechtswirthschaft jemals bei Geld sein! Seit ich die Knechtswirthschaft bei mir eingeführt habe, besitze ich nie einen Kopeken Geld. Seit drei Monaten – warte, nein, das allerdings nicht – aber seit zwei Monaten habe ich buchstäblich keinen Kopeken gesehen. Die Leute fressen uns einfach auf. Für Schweinefleisch zahlt man jetzt – wieviel war es doch, Lebrecht, was die Grausen gezahlt hat?«

»19 Kopeken, Papa.«

»Nein, Lebrecht, so viel war es nicht. Wir wollen nicht übertreiben, Lebrecht, wir wollen uns streng an die Wahrheit halten. Es waren 18 Kopeken.«

»Aber wo kaufen Sie denn ein?« rief Frau von Schweinsberg. »Wir zahlen nie mehr als höchstens 15 Kopeken.«

»Nicht möglich!« rief Lehmhof, »nicht möglich! Sie werden mir zugeben, gnädige Frau, daß man bei der Knechtswirthschaft nicht bestehen kann, wenn man seine Leute einigermaßen gut hält. Ich gebe meinen Leuten nur fünfmal wöchentlich Fleisch, aber trotzdem essen sie mich rattenkahl. Man kann bei der Knechtswirthschaft nicht bestehen. Es ist ganz unmöglich. Wir werden eben Alle unsere Bündel schnüren und in's Elend wandern müssen und unsere Knechte werden sich an den Tisch setzen, den wir verließen. Ich prophezeihe, daß wir nach zehn Jahren noch werden zuzahlen müssen, um nur Jemand zu finden, der unsere Güter annimmt. So wird es kommen, Schweinsberg, das wirst Du sehen. Es thut mir leid, daß es so kommen wird, es thut mir um unserer lutherischen Landeskirche willen leid; aber wir werden es nicht hindern können. Man muß solche Dinge immer von einem höheren Standpunkte aus auffassen.«

»Ja wohl,« sagte der Doctor, »ja wohl. Die Landeskirche wird dadurch geschädigt. Natürlich.«

Lehmhof schmatzte behaglich. »Sie sind ein verständiger Mann, Doctor,« rief er. »Sie sehen so etwas ein. Sie haben keine Vorurtheile, nein, wahrhaftig nicht. Nun, Sie sind ein Bürgerlicher – Pardon, mein Lieber, daß ich Ihnen das sage; aber ich bin immer offen – also, Sie sind ein Bürgerlicher; aber Sie haben keine Vorurtheile und darum haben Sie große Erkenntniß. Ich wünschte, man könnte das immer auch von den Edelleuten sagen, Schweinsberg, aber man kann es nicht, es ist ganz unmöglich. Neulich bin ich mit dem Rothenhöfschen zusammen, Du weißt ja, der Mann steckt immer voll von Politik. Also er fragt mich, ob ich nicht auch der Meinung sei, daß der Güterbesitz freigegeben werden müsse. ›Das ist ein Zeichen der Zeit,‹ sage ich. ›Was?‹ fragt er. ›Daß der Hase auf die Fläche kommt, ohne gehetzt zu sein,‹ sag' ich. ›Was soll das heißen?‹ sagt er. ›Was ich sag', sag' ich.‹ Nun hättest Du ihn sehen sollen! Er entwickelte mir in längerer Rede, daß Ihr die Pflicht dazu hättet, unseren nicht adeligen Landsleuten die Möglichkeit zu gewähren, auch Grund und Boden zu erwerben; daß dieses das einzige Mittel sei, um die Eintracht zwischen den verschiedenen Ständen wieder herzustellen; daß Ihr es früher oder später doch würdet thun müssen und daß es daher weiser sei, es von sich aus zu thun, als sich dazu zwingen zu lassen.«

»Das ist gewiß auch ganz richtig,« unterbrach ihn die Hausfrau.

Der alte Schweinsberg nickte ihr zu, die jungen Mädchen flüsterten leise mit einander, der Doctor sah von Einem auf den Andern.

»Das kann nicht Ihr Ernst sein, gnädige Frau,« rief Lehmhof, »das kann unmöglich Ihr Ernst sein. Die Knechtswirthschaft und dann noch die Freigebung des Güterbesitzes! Wir werden Bettler, gnädige Frau, einfach Bettler. Ich glaube nicht, daß das Güterbesitzrecht je wird freigegeben werden. Ich traue unserem Adel dazu denn doch zu viel Vernunft zu. Es wäre unvernünftig, sehr unvernünftig. Wenn er dies jemals thäte, so würde er sich schwer gegen den Geist der Geschichte versündigen, so würde er gewissermaßen Geschichtsverrath üben und die Geschichte wäre berechtigt, ihm ein schmähliches Schabasch zuzurufen. Nein, unsere ganze Vergangenheit, die Natur unseres Landes selbst weisen uns darauf hin, daß der Adel allein das Land besitzen soll. Das ausschließliche Güterbesitzrecht hat sich bei uns organisch entwickelt, als das Product des ganzen ethischen Verlaufs unserer socialen Verhältnisse. Ich achte die Literaten hoch, ich stelle sie sehr hoch, so lange sie in der Stadt sind; aber wenn sie auf's Land gehen, d. h. als Gutsbesitzer, so hören sie eben auf, Literaten zu sein und verlieren jeden Anspruch auf Schonung. Den Literaten gehört die Stadt, dem Edelmanne das Land, so ist es immer gewesen und so muß es bleiben. Würde der Adel je darauf eingehen, daß auch Nichtedelleute Güter kaufen können, so sehe ich nicht ein, warum man das dann nicht auch unsern Bauern erlauben soll. Wir würden dann Bauern als Gutsbesitzer haben. Was meinst Du, Schweinsberg? Was?«

»Literaten und Bauern dürften denn doch nicht in einem Athemzuge zu nennen sein,« meinte Adelheid und blickte Lehmhof zornig an.

»Natürlich nicht, mein Fräulein, natürlich nicht,« rief dieser, »sie haben natürlich ganz und gar nichts mit einander gemein und ich wollte durch mein Beispiel nur ausführen, wie abgeschmackt die Ansichten des Rothenhöfschen waren. Ich wollte nur sagen, daß ebensowenig wie es denkbar ist, daß unsere Bauern Güter kaufen, mir die Aufhebung des adeligen Güterbesitzrechtes möglich erscheint.«

»Höre doch, Eleonore, wie grob er gegen Dich ist,« sagte der alte Schweinsberg lachend zu seiner Frau.

Lehmhof wurde immer verwirrter.

»Durchaus nicht,« rief er, »durchaus nicht. Wie kannst Du so scherzen, Schweinsberg? Pfui, schäme Dich, Schweinsberg! Aber à propos, wißt Ihr schon, daß die Parkhöfsche Frau zurückkommt?«

»Wirklich?« riefen Schweinsberg und seine Frau wie aus einem Munde.

»Ja, sie müssen in diesen Tagen eintreffen. Der Sohn soll jetzt die Wirthschaft übernehmen. Nun, das wird auch hübsch werden!«

»Woher wissen Sie das?« fragte die Baronin.

»Der Smilten-Krüger hat es mir erzählt. Er war heute Morgen bei mir und da sagte er es mir. Nicht wahr, Lebrecht, es war doch der Smilten-Krüger?«

»Ja wohl, Papa.«

Adelheid blickte finster vor sich hin, Sie hätte gern eine Frage gethan, aber sie entschloß sich nicht dazu.

»So, also Horace kommt zurück? Charmant! Prächtig!« rief der Doctor.

»Wie? Horace? Kennen Sie den jungen Balteville?« fragte Lehmhof.

»O natürlich! Wir sind Schulkameraden. Natürlich kenne ich Balteville. Er ist ein charmanter, prächtiger, Mensch. O, eine Seele von Mensch.«

»So, also Sie kennen den jungen Mann,« sagte Lehmhof nachdenklich und sah vor sich nieder.

Der Umstand, daß der Doctor den jungen Balteville genau kannte, schien eine lange Gedankenreihe in ihm wachzurufen.

»Die Tochter muß ein schönes Mädchen geworden sein,« meinte Schweinsberg.

»Fräulein Madeleine? Gewiß. Ganz gewiß – sie ist gewiß sehr schön. Und sehr liebenswürdig; natürlich!«

Die Erwähnung der Familie Balteville schien in allen Anwesenden eine ernste Saite zu berühren, wenigstens trat eine lange Pause ein, während welcher Alle nachdenklich vor sich hinblickten und sehr ernste Gesichter machten. Lehmhof ließ seine Daumen um einander spielen und zwinkerte mit den Aeuglein, der Baron Schweinsberg schöpfte mit dem Löffel allerlei Gedanken aus der leeren Kaffeetasse, die Baronin ließ nach ihrer Gewohnheit den Zeigefinger ihrer hübschen, vollen Hand von oben nach unten über ihre Nase gleiten, während sie mit dem Daumen das Kinn stützte. Adelheid blickte finster in ihren Schooß, Duding schaute zum Fenster hinaus auf den Hofplatz, wo ein paar Hühnerhunde mit einander Hasch-hasch spielten, Lebrecht betrachtete aufmerksam seine Kniee und sah noch viel greisenhafter aus wie gewöhnlich.


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