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IX.
Der Abschied.

Der treue Knecht Schröpfel hatte Ulrich von Hohenberg, wie ihn Anton Wallner geheißen, wieder in das kleine Gemach zurückgeführt, in welchem er die acht Tage als Gefangener gelebt. Jetzt, da er ihn wieder unter seiner Obhut hatte, bedurfte es keiner weiteren Vorsichtsmaßregeln mehr, denn Schröpfel wußte, daß er sich verlassen konnte auf seine eigene Wachsamkeit, und daß der Gefangene ihm sicherlich nicht entkommen sollte. Er löste daher die Schnüre, mit welchen man ihn gebunden, und nahm das Tuch fort, mit welchem man ihn geknebelt hatte.

Wenn's Euch Vergnügen macht, sagte Schröpfel, so könnt Ihr jetzt Euern Mund gebrauchen und wieder auf Liesel Wallner schimpfen, die Euch heut zum zweiten Mal das Leben gerettet, und der Ihr's gelohnt habt als ein echter Baier, das heißt mit schwarzem Undank und Verrath. Aber ich rath' Euch, schimpft nit so laut, daß ich's draußen hör', denn ich bin nit so geduldig als das Liesel, und ich werd's nimmermehr leiden, daß Ihr's brave und beste Mädel in der ganzen Gegend so verlästert und so geringschätzig von ihr sprecht. Sie hat heut an Euch gehandelt als eine gute Christin und als ein tapfer Mädel, denn Ihr habt sie beschimpft, und sie hat's Euch nit blos verziehen, sondern sie hat Euch beschützt und Euch's Leben gerettet. Und jetzt, Herr, schimpft los, wenn Ihr nit anders könnt, aber ich sag's Euch noch einmal, nit zu laut, damit ich's nit hör'.

Und mit einem letzten drohenden Blick wandte Schröpfel sich ab und verließ das Gemach. Draußen setzte er sich auf den Binsenstuhl nieder, der diese ganzen acht Tage hindurch seine Stätte bei Tage und sein Lager bei Nacht gewesen war, und lehnte sein Auge an das mittelste Loch, daß er so vorsorglich sich in die Thür gebohrt hatte. Ganz deutlich konnte er durch dasselbe den Hauptmann sehen und beobachten. Er war auf den Sessel niedergesunken und hatte den Kopf in die Hand gestützt; die düstern Blicke hatte er zum Himmel emporgewandt, und ein seltsamer Ausdruck von Rührung und Schmerz sprach aus seinem Angesicht. Aber von der Erlaubniß, zu schelten und zu verwünschen, die ihm Schröpfel gegeben, schien er keinen Gebrauch machen zu wollen, denn er hatte die Lippen fest auf einander gepreßt und kein Laut kam über dieselben hervor.

Oder konnte Schröpfel vielleicht nur nichts hören, weil die Männer da drunten in der Gaststube gar so fröhlich jubelten und lachten, und gar so laute Reden hielten und so begeistert sprachen vom Tyrolerland, und mit den klirrenden Bechern anstießen auf den Kaiser, den Erzherzog Hannes, der's Tyrolerland jetzt wieder in Besitz genommen, und gesagt und verkündet hatte, daß er den Tyrolern ihre alte, freie Verfassung wieder geben wollte?

Wie lustig und guter Dinge die Alle da drunten nun sind, brummte Schröpfel. Könnt' auch da unten sein, hätt's wohl verdient, daß ich mir auch 'mal wieder 'n Bischen Bewegung macht' und 'ne vergnügte Stund' hätt'. Statt dessen muß ich hier sitzen mit trockenem Maul, und werd' sicherlich, wenn's noch lange so fort gehen sollt', mit meinem Binsenstuhl zusammenwachsen. Und das Alles um den schlechten, hochverrätherischen Baier, der kein Treu' und Glauben hat und unser schönes, braves Liesel so nichtswürdig verlästert und maltraitirt hat. Na, wenn ich's Mädel wär', ich nähm' ihn halt nit, den falschen Menschen, der sie schon zwei Mal verleugnet hat. – Hei, wie sie da jubeln und lustig sind, und ich bin nit dabei, und kein Mensch denkt an mich und kein Mensch giebt mir auch nur ein Tröpfel Wein, daß ich hier wenigstens auch eins trinken kann aufs Wohl vom Vaterland.

Aber diesmal hatte der Schröpfel sich doch geirrt, denn eben knarrt's auf der Treppe von flinken Schritten, die heraufkamen, und jetzt ward über dem Geländer der schöne, liebliche Kopf Elise Wallner's sichtbar, jetzt ihre ganze Gestalt, und nun stand sie oben auf dem Flur, dicht neben Schröpfel. In ihren Händen hielt sie einen Teller, darauf lag ein großes Stück schönen, von der Mutter selbst gebackenen Kuchens und daneben stand ein großes Glas mit schönem purpurrothem Wein.

Da, guter, getreuer Knecht, sagte sie mit ihrer sanften Stimme, indem sie ihm freundlich zunickte und ihm den Teller darreichte, da iß und trink, Schröpfel, und mich laß derweil' zu Deinem Gefangenen eintreten.

Was will die Jungfer von ihm? fragte Schröpfel düster.

Will mit ihm sprechen von unserm morgenden Hochzeitsfest, sagte Elise gelassen, und Du weißt ja, der Vater hat erlaubt, daß ich zu ihm eintreten und mit ihm sprechen darf.

Ja, er hat's erlaubt, und so darf ich's denn nit wehren, sonst thät ich's, murrte Schröpfel. Geht also hinein, aber bleibt nit zu lange, und wenn er wieder grob wird und Euch halt wieder schlecht macht, so bitt' ich Euch, ruft mich, und ich komm' 'rein und steh' Euch bei.

Ich dank' Dir, guter Schröpfel, sagte Elise, jetzt bitt' ich Dich aber, gieb die Thür frei!

Schröpfel zog seinen Binsenstuhl von der Thür fort, und ließ es geduldig geschehen, daß Elise sie öffnete und zu seinem Gefangenen eintretend, die Thür wieder hinter sich zumachte.

Ulrich von Hohenberg saß noch immer so, wie ihn Schröpfel gesehen hatte, an dem Tisch, den Kopf auf den Arm gestützt, nur hatte er sich jetzt die Hand über die Augen gelegt, und lange Seufzer kamen aus seiner Brust hervor.

Er achtete es nicht, daß die Thür sich öffnete und Jemand zu ihm eintrat, oder vielleicht glaubte er, es sei nur Schröpfel, und er wollte sich nicht weiter um ihn kümmern.

Elise stand an die Wand gelehnt, und schaute ihn an, lange, mit einem wunderbaren Ausdruck von Liebe und Schmerz; einen Moment legte sie ihre Hand auf ihre Brust, als wolle sie den Schrei zurückhalten, zu dem ihre Lippen sich schon geöffnet hatten, dann warf sie einen flehenden Blick zum Himmel empor, und gleichsam gestärkt von diesem stummen Anrufen Gottes, trat sie vor.

Herr Hauptmann Ulrich von Hohenberg, sagte sie mit ihrer süßen, melodischen Stimme.

Er zuckte zusammen, ließ die Hand von seinem Angesicht gleiten, und sprang auf.

Elise Wallner, sagte er befangen, athemlos.

Sie nickte nur mit dem Kopf, und heftete ihre klaren durchdringenden Blicke mit einem stolzen vorwurfsvollen Ausdruck auf sein Angesicht; er schlug vor diesem Blick die Augen nieder.

Als sie das sah, lächelte Elise, und mit schwebendem Schritt das Zimmer durchschreitend, trat sie an das Fenster.

Kommt hierher, Herr, sagte sie, und schaut dorthin. Was seht Ihr dort?

Ulrich trat zu ihr, und blickte hinaus. Ich sehe die Berge und die Spitzen der Gletscher, sagte er, und dort, wohin Euer Finger eben zeigt, dort seh' ich auch das Schloß meines Oheims.

Seht Ihr auch den Balcon, Herr Ulrich von Hohenberg? fragte sie mit leisem Hohn in der Stimme.

Ich sehe ihn, antwortete er fast schüchtern.

Sie aber sah ihn an mit klarem Blick, stolz und groß wie eine Königin.

Als wir uns das letzte Mal sahen, und zu einander sprachen, da standen wir dort auf dem Balcon, fuhr Elise fort. Wißt Ihr noch, was wir damals sprachen, Herr?

Elise, murmelte er, –

Ihr wißt es nicht mehr, unterbrach sie ihn, ich aber weiß es. Dort auf dem Balcon, da schwurt Ihr mir, daß Ihr mich unaussprechlich liebtet, und als ich Euch verlachte, da rieft Ihr Erd' und Himmel zum Zeugen auf Eurer Lieb'! Nun, Herr, Erd' und Himmel haben Euch Gelegenheit gegeben, Eure heiße Liebe zu Elise Wallner zu bethätigen. Habt Ihr die Gelegenheit benutzt?

Nein, sagte er leise, es ist wahr, ich habe an Euch hart und grausam gehandelt, ich hab' Euch bitteres Weh bereitet, ich –

Ich beklag' mich nicht, rief sie stolz. Ich sprech' gar nicht von mir, sondern von Euch. Ihr schwurt mir damals ewige Liebe, aber Ihr thatet es als ein lügnerischer Baier, und ich glaubt' Euch nicht, und wußt' es wohl, daß Ihr es nicht ehrlich meint. Drum verlacht' ich Euch, und sagt', die Bauerdirne paßte nicht für Euch, und wies Euch zurück mit all Euren Schwüren und Eurer heißen Lieb'.

Aber nachher, um mich zu bestrafen, daß ich es gewagt, Euch von Liebe zu sprechen, rief er ungestüm, nachher habt Ihr Euch den Anschein gegeben, als hättet Ihr an meine Liebesschwüre geglaubt, und obwohl Ihr mich vorher verhöhnt hattet, wolltet Ihr jetzt doch mein Weib werden.

Nein, sagte sie mit einem stammenden, verächtlichen Blick, nein, nachher wollt' ich Euch nur retten! Ihr habt Euch in Elise Wallner sehr geirrt, Herr Ulrich von Hohenberg! Ihr meintet, die Liesel Wallner würd's für ein großes Glück erachten, die Frau eines vornehmen Mannes zu sein, wenn er sie auch nur gezwungen genommen hat, Ihr meinet, sie würd' gar zufrieden sein, mit ihrem vornehmen Herrn, der sie nit mag, das Tyrolerland zu verlassen, und mit ihm dahin zu gehen in die große fremde Stadt München, wo die vornehmen Leute über's arme Tyrolermädel lachen und spotten würden. Nein, Herr, ich sag's Euch, Ihr habt Euch gar sehr geirrt in mir. Ich geb' gar nichts auf Euren vornehmen Namen, und Eure große Verwandtschaft; wenn ich heirathen werd', will ich mir einen Mann heirathen, der mich von Herzen liebt, und nicht ohne mich leben mag, und der mich ganz freiwillig und mit rechter Herzenslust nimmt. Aber in den Bergen müßt' er bleiben, und ein Tyroler Kind müßt' er sein, denn mein Herz hängt an den Bergen, und nimmer möcht' und könnt' ich sie verlassen, um in eine fremde große Stadt zu ziehen. Ihr seht also wohl, Herr Ulrich, daß mich's gar nicht als ein Glück anschaut, Euer Weib zu werden, und zudem, – hättet Ihr Euch zwingen lassen mich zu heirathen, hättet Ihr Euch nit geweigert es zu thun, so würd' ich Euch mein Lebtag verachtet haben als einen feigen ehrlosen Mann. Ich dank' Euch also, daß Ihr Euch tapfer widersetzt habt, denn es wär' mir leid gewesen, Euch verachten zu müssen; Ihr seid ja meiner Elza herzlieber Cousin, und ich hab' Euch selber immer gern gehabt.

Elise, rief er glühend, Elise, Ihr seid ein Engel voll Sanftmuth und Milde, und ich steh' tief beschämt und traurig vor Euch. Ihr sagt, Ihr habt mich immer gern gehabt, und ich hab's Euch vergolten mit Undank und Schmach! Oh, laßt mich Eure liebe Hand an meine Lippen drücken, laßt mich Euch danken für das, was Ihr für mich gethan habt!

Er wollte ihre Hand fassen, aber sie entzog sie ihm rasch.

Herr Ulrich, sagte sie, wir stehen nit mehr auf dem Balcon da drüben! Auch ist's nit nöthig, daß Ihr mir die Hand küßt. Das paßt sich wohl für die feinen Städterinnen, aber nicht für's Tyrolermädchen. Auch hab' ich Euch das Alles nit gesagt, um von Euch Lob und Bewunderung zu hören, sondern blos damit Ihr nicht denkt, ich sei ein ehrlos Mädel, welche sich selber so gering schätzt, daß sie mit Gewalt sich möcht' einen Mann einfangen. Nein, bei der heiligen Jungfrau, lieber – stürb' ich, lieber ließ ich mich unter einer Schneelawine begraben, eh' ich so ehrlos und so erbärmlich wär'. Aber es gab damals, als die Bauern Euch tödten wollten, kein ander Mittel Euch zu retten, als daß ich sagt', Ihr wär't mein Bräutigam, und darum sagt' ich's. Daß gestern aber die Trauung sein sollt', davon wußt' ich nichts, denn mein guter Vater hat's mir geheim gehalten, hat mir eine Ueberraschung bereiten wollen, weil er mir wirklich geglaubt hatte, daß ich Euch liebte. Hätt' ich's vorher gewußt, daß der Vater so etwas vorhätt', so würd' ich wohl ein Mittel gefunden haben, es zu hindern. Aber ich schwör' Euch, ich ahnte nichts davon! So bitt' ich Euch um Verzeihung, Herr, daß Ihr um mich habt eine so böse Stund' haben müssen.

Elise, sagte er traurig, Ihre Worte zerreißen mir das Herz. Oh, seien Sie nicht so sanft, nicht so großmüthig! Zürnen Sie mir, nennen Sie mich einen Verruchten, der in seiner Blindheit Ihren Edelmuth, Ihre heldenmüthige Selbstopferung nicht erkannt hat; nur nicht diese sanfte Güte, die mich zerschmettert, diese bezaubernde Milde die mich zu Boden schlägt. Sie haben an mir gehandelt, wie ein Engel, und ich an Ihnen, wie ein herzloser Barbar.

Ich vergeb's Euch von Herzen, und also könnt Ihr's Euch auch vergeben, sagte sie mit einem sanften Lächeln. Sprechen wir nit mehr von der Vergangenheit, sondern nur von der Zukunft. Ihr habt's gehört, was der Vater gesagt hat: »morgen früh ist Hochzeit oder Hinrichtung.«

Nun denn, morgen früh ist Hochzeit, rief Ulrich mit einem glühenden Blick auf das junge Mädchen, ja, morgen früh ist Hochzeit. Ich bitte Sie, Elise, erretten Sie morgen zum dritten Mal mein Leben, werden Sie mein Weib!

Das Leben will ich Euch retten, sagte sie, ihr Haupt stolz zurückwerfend, aber zum Glück ist's dazu nicht nöthig, daß ich Euer Weib werde! Blos um Euch zu erretten, bin ich hierher gekommen! Herr, Ihr müßt diese Nacht fliehen!

Fliehen, sagte er achselzuckend, fliehen, wenn Schröpfel vor meiner Thür wacht!

Still, sprecht leise, Herr, er könnt' Euch hören, und er darf nichts wissen. Neigt Euer Ohr näher zu mir, und nun hört: Geht heute Nacht früh in's Bett, aber schon vorher löscht Euer Licht aus, damit der Schröpfel nicht sieht. Ich hab's von der Mutter, daß sich der Knecht Löcher in die Thür gebohrt hat, und Euch immer beobachtet. Geht also früh zu Bett, aber schlaft nicht, und laßt Euer Fenster offen! Wenn's vom Kirchthurm zwei Uhr geschlagen hat, dann horcht auf jedes Geräusch, und seid bereit! So, weiter hab' ich Euch nun nichts zu sagen, und somit Gott befohlen.

Sie nickte ihm leicht zu und wandte sich nach der Thür hin.

Aber ich, Elise, ich habe Ihnen noch Vieles zu sagen, sagte Ulrich, sie zurückhaltend. Ich bitte Sie also, bleiben Sie noch! Hören Sie mich an!

Nein, Herr, es ist Zeit, daß ich geh', meine Mutter erwartet mich, erwiderte Elise, mit einem Blick stolzer Ruhe ihre Hand aus der seinen zurückziehend. Lebt wohl, und wenn Ihr beten könnt, so bittet Gott, daß er Euch diese Nacht beschütz'!

Sie öffnete hastig die Thür und schritt hinaus, und lächelte Schröpfel entgegen, der mit grollendem Blick sie ansah.

Sind sehr lang bei dem Baier geblieben, brummte er.

Und doch hast Du noch nit einmal Deinen Kuchen gegessen, und Dein Glas Wein geleert, sagte Elise lächelnd. Hast wieder durch's Loch in der Thür geschaut, nit wahr? So hast denn geseh'n, Schröpfel, daß wir als sittsame Liebesleut' bei einander gestanden haben.

Nix habe ich gesehen, rief Schröpfel ärgerlich, denn dicht an's Fenster hattet Ihr Euch gestellt, und um die Ecke kann ich nit schauen durch mein Kuckloch, und gehört hab' ich auch nichts, denn so leis habt Ihr gezwitschert, als wär't Ihr 'n paar Spatzen, die sich schon verstehen, wenn sie sich schnäbeln.

Pfui, Schröpfel, red' nit so unsinnig Zeug, rief Elise, und eine Purpurröthe übergoß ihr Gesicht und ihren Hals. Sei artig, Schröpfel, dann bring' ich Dir auch heut noch einmal eine Flasche Wein, und bitt' den Vater, daß Du zum Nachtessen hinunter kommen und die Nacht einmal auf Deiner Bodenkammer schlafen darfst.

Werd' mich wohl hüten, das zu thun, grollte Schröpfel. Steh' hier Schildwacht. und darf meinen Posten nit verlassen.

Kannst ja Dein Schilderhaus mitnehmen, sagte Elise, auf seinen Binsenstuhl deutend. Wenn der Soldat bei seinem Schilderhaus bleibt dann verläßt er seinen Posten nicht. Na, Gott befohlen, Schröpfel, heut' Abend wird die Schildwacht abgelöst! –

Und wie Elise gesagt hatte, so geschah es. Als es dunkelte, brachte sie Schröpfel die Nachricht, daß ihr Vater erlaubt habe, der treue Knecht dürfe heut am Abendtisch Theil nehmen und solle sich nachher auf seine Bodenkammer zur Ruh' begeben.

Na, und wer soll denn hier den Gefangenen bewachen? fragte Schröpfel.

Du selber! Schau, Du schließt die Thür zu und steckst den Schlüssel in Deine Tasche. Zum Ueberfluß kannst noch den schweren, großen Kasten da vor die Thür schieben, dann bist Du sicher, daß Dein Gefangener nit heraus kann, denn ich denk', seine Kammer hat nur diesen einen Ausgang?

Freilich, aber sie hat noch das Fenster!

Meinst, daß der bairische Herr heimlich Flügel hat und sie heut Nacht ausspannen wird, um zum Fenster 'nauszufliegen?

Es ist wahr, 'nausfliegen kann er nit, und 'nausspringen auch nit, denn dabei würd' er sich den Hals brechen. Aber bei alle dem wittere ich da einen Schelmenstreich! Ich weiß nit, was, aber's läuft nit gut ab. Ich werd' wenigstens den Hund von seiner Kett' losmachen, und der wird's freilich nit leiden, daß der Baier zum Fenster 'naussteigt. Zum Uebrigen fühl' ich, daß ich steif bin in allen meinen Gliedern und wohl 'mal ein Bissel Ruh' verdient hab'. Da's der Vater also haben will, so geh' ich 'nunter zum Nachtessen und such' hernach meine Bodenkammer. Wenn Etwas geschieht, so wasch' ich meine Händ' in Unschuld!

Wasch' immer zu, Schröpfel, aber komm' hinunter zum Abendbrod, rief Elise, leicht wie ein Vogel die Treppe hinunterspringend.

Schröpfel blickte ihr kopfschüttelnd nach, dann verschloß er die Thür, steckte den Schlüssel in seine Tasche und schob den schweren, eisenbeschlagenen Kasten vor die Thür.

Und eh' ich schlafen geh', werd' ich den Philax von der Kette losmachen, sagte er, sich selber zum Trost, als er langsam und steif die Treppe hinunter hinkte. –

Schröpfel hielt Wort. Müde und erschöpft, wie er war, wartete er dennoch, bis alle Bewohner des Hauses sich zur Ruhe begeben hatten und jedes Geräusch verstummt war. Dann schlurfte er hinaus auf den Hof und machte den großen, wegen seiner bösen Laune gefürchteten Hund von seiner Kette los. Philax winselte und bebte vor Freude und Glück über seine Freiheit, Schröpfel aber hielt ihn am Ohr fest und deutete mit der andern Hand empor zu dem vom Mond hell beleuchteten Fenster des Gefangenen.

Pass' wohl auf das Fenster, Philax, sagte er, bewach' es gut, und wenn Du was Verdächtiges siehst, so ruf' mich. Ich werd' nit so fest schlafen, daß ich Dein Bellen nit hören könnt'. Pass' auf, Philax.

Der Hund blickte, als verstände er den Befehl, zu dem Fenster empor, schaute dann Schröpfel mit seinen hellen, glänzenden Augen an und ließ ein drohendes Murren hören.

Gut, sagte Schröpfel, Du hast mich verstanden! Du wirst ihn bewachen und also kann ich schlafen gehen!

Er ließ das Ohr des Hundes los, der jetzt in großen Sätzen in dem Hof umhersprang, und hinkte in das Haus hinein. Nun hörte man ihn langsam die Bodentreppe hinaufschlurfen, die knarrende Thür seiner Kammer öffnen, und dann ward Alles still.

Die Nacht breitete ihren dunkeln Schleier über die Müden, die Schlafenden und die Weinenden, der Mond stand im goldenen Glanz droben am Himmel, und in seinem Strahl leuchteten die Schneespitzen der Berge, die hinter den Gebäuden des Hofes emporstiegen, in mattem Silberglanz.

Stunde nach Stunde verging und Alles blieb still, kein Ton unterbrach das heilige Schweigen der Nacht.

Stunde nach Stunde verging und auf dem Hofe regte sich nichts, und der große Hund saß, als habe er wirklich die Worte des Knechtes verstanden, mitten auf dem Hof und starrte unverwandten Blickes zu dem Fenster des Gefangenen empor.

Philax wachte, da Schröpfel schlafen gegangen war, Philax wachte und beobachtete. Und alle seine Sinne, seine Gedanken schienen sich zu concentriren auf dieses Fenster da oben, denn er regte sich nicht, er wehrte selbst den Fliegen nicht, die ihm um die Ohren summten, er war ganz Andacht, ganz Wachsamkeit. Auf einmal aber geschah ihm etwas Seltsames, etwas, was ihm noch nie zuvor bei seinem nächtlichen Wachtdienst geschehen war – ein wunderbarer, erquicklicher Duft rauschte auf den Flügeln des Nachwindes zu ihm her. Philax wandte seine Augen einen Moment von dem Fenster ab und ließ sie forschend über den Hof umherwandern. Nichts regte sich, aber dieser wunderbare Duft einer gebratenen Wurst blieb immer noch in der Luft, er schien sogar noch stärker, noch verführerischer zu werden, denn Philax spitzte seine Ohren, hob seine Nase mit behaglichem Schnaufen in die Luft empor, um den Duft einzuathmen, und stand auf. Wieder ließ er seine glänzenden Blicke im Hofe umherschweifen, dann näherte er sich einige Schritte dem Fenster, dort an der Seite des Hauses.

Dieses Fenster stand offen, und die scharfe Nase des Hundes sagte ihm, daß von dorther jene Düfte gekommen waren. Aber auf einmal blieb der Hund stehen, und, als erinnere er sich jetzt wieder des Befehls seines Herrn, blickte er scheu wieder empor zu dem Fenster da oben.

In diesem Moment rief eine leise, lockende Stimme: Philax! Hieher, Philax!

Der Hund besann sich nicht länger, er hatte die Stimme erkannt, die Stimme seiner Freundin und Spielgenossin Elise Wallner – mit zwei mächtigen Sätzen war er an dem Fenster, legte, sich aufrichtend, seine Vorderpfoten auf das Fensterbrett, und streckte seinen Kopf vorwärts, sehnsüchtig der duftenden Wurst harrend.

Komm, Philax, komm! flüsterte Elise und trat mit der Wurst in das Innere des Gemachs zurück. Komm, Philax, komm!

Die Verlockung war zu groß, Philax bedachte sich nicht länger, er that einen Schritt rückwärts und sprang dann mit einem gewaltigen Satz durch das Fenster in das Zimmer hinein.

Sofort ward das Fenster hinter ihm geschlossen, – der vierfüßige Wächter des Gefangenen war nun selber ein Gefangener!

Der Hof war jetzt leer. Oben in der Bodenkammer schlief Schröpfel den Schlaf des Gerechten, und drunten in der Speisekammer genoß Philax die Freuden des Gourmands.

Der Hof war jetzt leer. Aber nicht lange, da öffnete sich leise die Hausthür, und eine Menschengestalt trat auf den Hof. Einen Augenblick blieb sie an der Thür stehen, und man hörte leise flüsternde Stimmen.

Leb' wohl, herzliebes Mutterle, sagte die eine Stimme. Es ist jetzt an der Zeit, ich muß fort.

Der liebe Herrgott, und die heilige Jungfrau werden Dich beschützen, mein Liesel, flüsterte die andere Stimme, denn was Du thust ist recht und gut, und der Vater wird auch Vernunft annehmen, und es einsehen, daß Du recht gethan. Geh' denn, mein Liesel, und komm glücklich wieder heim.

Um acht Uhr in der Früh bin ich daheim, flüsterte Elise. Bis dahin laß Dir nichts merken, lieb Mutterle, sag' dem Vater, ich wollte bis zur Trauungsstund' allein sein in meinem Kämmerlein. Leb' wohl bis dahin!

Sie drückte der Mutter einen Kuß auf die Lippen, und schlüpfte dann auf den Hof. Die Hausthür ward leise geschlossen, drüben vom Kirchthurm verkündete der tönende Glockenschlag eben die zweite Stunde nach Mitternacht.

Geräuschlos schwebte Elise jetzt über den Hof nach der großen Leiter hin, die dort drüben an dem Stallgebäude lehnte. Mit kräftigen Armen hob sie dieselbe empor, trug sie über den Hof, und lehnte sie an das Wohnhaus, gerade an das offene Fenster des Gefangenen.

Nun prüfte sie, ob die Leiter fest stände, legte, damit sie nicht gleiten könne, ein paar Steine vor den Fuß derselben, und stieg dann behend und flink wie eine Katze die Leiter empor, im Arm ein Bündelchen tragend, während sie ein anderes drunten im Hof niedergelegt hatte.

Jetzt stand sie oben, an dem Fenster des Hauptmanns!

Wacht Ihr, Herr? fragte sie leise.

Ich wache, Elise, flüsterte eine Stimme innerhalb. Seit einer Stunde bin ich wach, und erwarte Sie.

Nehmt dies, Herr, sagte sie, das Packet in das Fenster hineinreichend. Es ist ein Anzug, den Ihr anziehen müßt. Das Sonntagskleid meines Vaters, denn die bairische Uniform dürft Ihr jetzt nit tragen. Müßt's Euch schon gefallen lassen, ein paar Tag' Euch als Tyroler zu verkleiden. So zieht Euch also rasch an, dann packt Eure Uniform zusammen, und wickelt sie in das Tuch, in welchem das Tyrolerkleid liegt. Aber macht rasch, und wenn Ihr fertig seid, so steigt die Leiter hinunter, und kommt auf den Hof, da erwart' ich Euch. Bringt auch Euer Packet mit der Uniform mit hinunter, und vor allen Dingen eilt Euch!

Sie ließ dem Hauptmann keine Zeit zur Antwort, sondern glitt flink und geräuschlos die Leiter wieder hinab. Wieder auf den Hof gelangt, nahm sie die Jagdtasche, die sie dort niedergelegt, hing sie sich über die Schulter, und schob den Stutzen unter ihren Arm. Dann setzte sie sich ruhig auf den großen Holzblock zur Seite der Leiter nieder, und blickte empor zum Mond, der mit hellem Schein ihr Antlitz, ihre ganze Gestalt beleuchtete. Ein wunderbarer Frieden lag auf ihrem Gesicht, nur um die purpurnen Lippen zuckte es zuweilen wie verhaltener Schmerz und in ihren großen dunkeln Augen glänzte etwas wie eine Thräne. Aber wie diese Thräne jetzt langsam über ihre Wange niederrann, schüttelte Elise sie mit einer unwilligen Kopfwendung fort, und fuhr sich rasch mit der Hand über die Augen.

Albernes Ding, sagte sie leise zu sich selbst, albernes Ding, wie kannst jetzt weinen? Mußt dein Herz tapfer in deine zwei Händ' nehmen, und es zusammen drücken, daß es nit schreit und nit zittert. Mußt dich steif machen und stolz, und mußt nimmer vergessen, was deine Ehr' erfordert, und was du deiner Freundin, der Elza, schuldig bist. Wein' also nit, sei ein tapferes Tyrolermädel. Morgen Nacht in deiner Kammer, da kannst ja weinen, da sieht dich Niemand, aber heut' nicht, nein, heut' bei Leibe nicht!

Sie schüttelte heftig ihr Haupt, und zwang sich zu lächeln, und blickte freundlich zu dem Mond empor. Gott grüß' Dich, goldener, flinker Wanderbursch, sagte sie, sollst heute mit uns gehen auf die Reise, und ich bitt' Dich, guter Gesell, schick' alle Wolken heim und bleib' so klar und hell, denn unser Weg ist gefährlich, und wenn Du uns nit hilfst, so könnten wir gar leicht in einen Abgrund stürzen, und – still, er kommt!

Sie stand auf und schaute zu dem Fenster empor, aus welchem so eben die Gestalt des Hauptmanns sich hinaus schwang, und auf der Leiter erschien.

Werft Euer Packet hinunter, Herr, ich fang's auf, flüsterte Elise.

Ich danke schön, kann's selber tragen, sagte Ulrich leise, und jetzt war er die Leiter schon hinunter, und stand auf dem Hof neben Elisen.

Jetzt kommt, sagte sie, tretet ganz leise auf, sprecht nicht, sondern geht still immer hinter mir her.

Sie ließ ihm gar keine Zeit zu einer Antwort, sondern ging über den Hof, öffnete die nur angelehnte Thür des kleinen Schuppens da drüben, durchschritt ihn rasch, und trat aus der entgegengesetzten Thür hinaus in den dahinter befindlichen Obstgarten. Neben der Thür des Schuppens blieb sie stehen, und als Ulrich sie überschritten hatte, verschloß sie dieselbe und steckte den Schlüssel in ihre Tasche.

Jetzt rasch vorwärts, Herr, flüsterte sie. Wir müssen drei Stunden rasch wandern. Habt immer Acht auf mich, und wohin ich schreite, dahin müßt Ihr mir folgen.

Ich will Ihnen folgen, Elise, sagte der Hauptmann lebhaft, Ihnen folgen, wohin Sie gehen. Sie sehen, ich habe grenzenloses Vertrauen zu Ihnen, denn ich frage nicht einmal, wohin Sie mich führen, und was Sie vorhaben. Ich lege mein Leben, meine Zukunft in Ihre Hände, und was Sie über mich beschlossen haben, das thue ich.

Es wird Euch zum Guten führen, sagte sie, leise mit dem Kopf nickend. Kommt nur jetzt!

Und mit dem raschen, sicheren Schritt, der den Bewohnern Tyrols eigen ist, ging sie vorwärts, durch den Garten hindurch, aus dem Pförtchen hinaus, und auf den schmalen Pfad, der durch das Thal hindurch führt, drüben zu den aufsteigenden Bergen hin.

Der Mond lag noch immer goldig hell über dem Thal, und beleuchtete die beiden Gestalten, die rasch, eine hinter der andern, dahin schritten, und warf ihre langen dunkeln Schatten zur Seite des Weges dahin.

Bei dem Schein des Mondes sah Ulrich von Hohenberg, daß Elise mit der Jagdtasche und dem Stutzen belastet war, er schritt daher rasch vorwärts, ihr zur Seite, und legte seine Hand auf ihren Arm.

Elise, sagte er lebhaft, ich bitte Sie, lassen Sie mich das Gewehr und die Tasche tragen, lassen Sie mich Ihre Last auf mich nehmen.

Sie sah ihn an mit einem seltsamen Blick. Es hat ein Jeder seine Last für sich selber zu tragen, sagte sie, Sie haben da die Ihre, ich habe die meine.

Aber was sollen die Waffen, Elise? Haben Sie Sich gegen mich gewaffnet?

Sie zuckte nur leicht die Achseln. Wenn ich Euch fürchtete, so würde ich Euch nit hinter mir gehen lassen. Aber eins habe ich Euch zu bitten; wollt Ihr mir erfüllen, was ich bitte?

Sprechen Sie, Elise, und was es auch sei, ich unterwerfe mich Ihrem Willen!

Nun denn, Herr, so thut mir den Gefallen, und sprecht nicht mit mir. Das Sprechen greift an und zerstreut die Gedanken. Wir haben aber einen weiten Marsch zu machen, müssen unsern Athem sparen, denn es geht steil zur Höh' hinauf, müssen auch hübsch aufmerksam sein auf unsern Weg, denn wir gehen die schmalen Bergpfade der Gemsjäger, und wenn wir einen Fehltritt thun, können wir leicht in einen Abgrund fallen. Drum bitt' ich Euch, Herr, sprecht nit mit mir, bis daß ich's Euch sag', und Euch anrede!

Ich gehorche, sagte Ulrich demüthig; geht mir voraus, ich folge Euch!

Sie nickte ihm zu, und schritt vorwärts durch das schmale Thal dahin. Jetzt begann der Weg aufwärts zu gehen, anfangs langsam, dann immer steiler, immer beschwerlicher, am Rande von Abgründen führte er vorüber, von Felsblock zu Felsblock, über die ein schmales Brett gelegt war, unter welchem eine schwarze Tiefe gähnte. Dann wieder ging es durch Gebüsch und Tannenwälder, oder an steiler Felswand hinan über Steingerölle, das bei jedem Schritt nachgab, und Massen von bröckelndem Gestein fortrollen machte. An einer solchen Stelle blieb Elise stehen, und zum ersten Mal jetzt unterbrach sie das Schweigen.

Hier dürft Ihr nit hinter mir gehen, Herr, sagte sie, denn das Steingeröll würd' Euch nit vorwärts lassen. Kommt neben mich und gebt mir Eure Hand. Wir müssen mitsammen steigen.

Sofort war er an ihrer Seite, und nahm ihre Hand. Darf ich jetzt reden, Elise? fragte er.

Nein, sagte sie gebieterisch, wir haben keine Zeit zum Plaudern. Vorwärts!

Und sie schritten weiter, immer höher den Berg hinauf. Tief unter ihnen lag jetzt schon das Thal, und auch der Bergwald. Nur spärlich und verkrüppelt standen jetzt hier und dort noch die Bäume umher, und verschwanden endlich ganz. Droben am Himmel begann der Mond zu erbleichen, und doch ward es nicht dunkler, denn durch das fahle, kühle Dämmerlicht flog es zuweilen wie mit purpurnem Strahl dahin, die kleinen flatternden Wolken begannen sich zu röthen, die nebelbleichen Bergspitzen gewannen Leben und Farbe, und ein seltsames Flüstern und Rauschen zog durch die Luft dahin.

Sie hatten jetzt die Höhe erreicht, und der spitze Felskegel, auf dem sie standen, bot eine überraschend schöne Aussicht dar.

Hier sind wir zur Stelle, sagte Elise hochaufathmend, hier dürfen wir ausruhen!

Und darf ich jetzt sprechen, Elise? fragte Ulrich.

Nein, sagte sie, seht Ihr denn nicht, daß Gott jetzt spricht?

Und sie deutete hinüber nach dem Horizont, der dort am Ende des lieblichen Thals, das sich vor ihnen aufthat, in strahlendem Purpur erglühte. Dorthin schauend ließ sich Elise sacht auf ein Felsstück niedergleiten, und die Hände im Schooß gefaltet, blickte sie mit andächtigem Herzen hinüber auf das große Naturwunder, mit dem Gott jeden Morgen neu zu den Menschen spricht.

Nach lag tiefe Dämmerung da unten im Thal, aber hinter dem flachen, sanft gerundeten Berg da hinten leuchtete die flammende Purpurgluth, und sandte als Herolde der nahenden Majestät einzelne Purpurwolken über den tiefblauen Himmel hin. Jetzt flog es wie ein Rosenschimmer über die zackigen Gletscher des Venedigers und des Groß-Glockners dahin, die in stolzer Majestät im Osten und Westen hoch über den Bergen, die das Thal begrenzten, herüberschauten, und bis dahin ihre Häupter mit strahlenden Silberschleiern verhüllt hatten. Nun vor dem Anschauen der göttlichen Majestät der Sonne sanken ihre Schleier, ihre Häupter rötheten sich, erglühten immer höher, und hoben sich in flammender Pracht vom Himmel ab, zu dem sie so stolz emporstrebten. Ein Wiederschein ihrer Herrlichkeit senkte sich jetzt niederwärts auf die. bewaldeten Berge, begrüßte die Spitzen der Kirchthürme, die sich inmitten der Ortschaften drunten im Thal erhoben, zerstreute jetzt auch die Nebel, die noch auf dem Thal gelegen, und verwandelte das Wasser der rauschenden Isel, die in wunderbaren Krümmungen durch das Thal sich dahin schlängelte, in flüssiges Gold. Nun waren alle Nebel zerstreut, nun glänzte die ganze Natur in herrlicher Morgenschönheit. Gott hatte gesprochen: es werde Licht! und die Erde lag strahlend und lächelnd und in andachtsvollem Schauen da unter dem ersten Gluthenstrahl des Sonnenlichtes.

Und strahlend und lächelnd hatte Elise dem erhabenen Schauspiel zugesehen, und auch von ihrer Stirn waren die Schatten verschwunden, auch aus ihren Augen waren die Nebelschleier fortgeflattert.

Oh, wie schön ist die Welt, wie schön ist mein liebes Tyrol! rief sie innig. Seid gegrüßt, Ihr meine lieben Berge, die Ihr Wache haltet an unsern Grenzen, gegrüßt Groß-Glockner und Venediger! Ja, schaut nur hin über's Tyrolerland, Ihr könnt' jetzt Eure Freude d'ran haben! Der Feind ist nicht mehr drin im Land, und der letzte Baier, der noch drin geblieben, den bring' ich Euch oben, daß Ihr ihn hinausschicken sollt über die Grenz'! Herr, fuhr sie fort, langsam ihr von der Sonne beleuchtetes Antlitz nach dem jungen Mann umwendend, der nicht auf die Sonne, sondern nur auf ihr Gesicht geschaut hatte, Herr, hier nehmen wir Abschied. Bis hierher wollt' ich Euch bringen, bis hinauf auf dem Kalser Thörl. Nun steigt Ihr hinab nach dem Dorfe Kals, das da drunten liegt. Seht Ihr dort hinten, da schaut's mit seinen rothen Dächern hervor aus dem grünen Buschwerk. Da geht Ihr zum Wirthshaus, und gebt dem Wirth Lebrecht Panzl das Briefel hier. Er ist meiner Mutter Bruder, und sie hat ihm geschrieben, er sollt' Euch einen sichern Führer geben über das Pruschler Thörl und den Katzenstein nach Heiligenblut. In sieben Stunden seid Ihr drüben in Heiligenblut. Da sprechen die Leut' schon bairisch Deutsch, und Ihr werdet ihnen nit mehr auffallen mit Eurer bairischen Sprach', und werdet leicht einen Führer finden, der Euch weiter bringt, wohin Ihr wollt. Hier in der Jagdtasch' findet Ihr etwas zur Nahrung für den heutigen Tag, etwas Geld, Pulver und Blei. Nehmt, Herr, hier ist die Jagdtasch' und der Stutzen. Denn wenn Ihr die beiden Ding' nit habt, wird Niemand glauben, daß Ihr ein richtiger Tyroler seid. Nehmt also! Steckt Eure Kleider da in die Tasche, dann habt Ihr leichter zu tragen, hängt den Stutzen um, und dann Gott befohlen!

Und Sie meinen, Elise, daß ich im Stande wäre, alle diese Großmuth, diese Güte anzunehmen? fragte Ulrich heftig. Sie meinen, daß ich von Ihnen Brod, Geld, mehr als das, mein Leben, meine Ehre hinnehmen und mit kühlem Dank von hinnen gehen soll, nachdem ich Sie verleugnet, beschimpft und geschmäht habe in der Verzweiflung meiner gekränkten Soldatenehre? Nein, Elise, Sie haben sich in mir geirrt, ich gehe nicht, ich verlasse Sie nicht. Ich bin Ihnen hierher gefolgt, ich wollte sehen, wie weit Ihre Großmuth, Ihre edle Selbstopferung sich erheben könnte, aber jetzt kehre ich mit Ihnen zurück nach Windisch-Matrey. Ihr Vater hat die Männer, die mich gestern tödten wollten, zur Hochzeit geladen, sie erwarteten uns um neun Uhr in der Kirche zur Trauung, und sie sollen nicht vergeblich warten. Kommen Sie, Elise, lassen sie uns nach Windisch-Matrey zurückkehren, ich gebe Ihnen für alle Ihre Güte und Großmuth das Einzige, was ich geben kann, meinen Namen. Sie werden, Sie sollen mein Weib werden. Kommen Sie, Ihr Vater, Ihre Freunde erwarten uns in der Kirche, ich führe sie dahin, und zum Altar.

Ich thu's nicht, rief sie stolz, denn so wahr ein Gott im Himmel ist, ich würd' vor dem Altar Nein sagen, ich würd' vor dem Altar Eure Hand verwerfen.

Nun wohl, so thun Sie das, sagte er sanft, ich habe diese Demüthigung verdient; ich bin es Ihnen wohl schuldig, daß Sie Sich an mir rächen können, daß ich Ihnen Genugthuung gebe!

Ich will mich nicht rächen, und ich verlange keine Genugthuung. Ich habe mir, und ich hab's meiner Elza geschworen, daß ich Euch retten will, und also thu' ich's. Geht nun, Herr, die Zeit verfliegt, und Ihr habt noch sieben Stunden zu wandern.

Nein, ich gehe nicht, rief Ulrich glühend, nein, ich kann nicht gehen, denn ich liebe Dich, Elise. Oh, ich habe Dich schon lange geliebt, aber mein stolzes Herz sträubte sich, es wollte sich nicht beugen, und dennoch wohnte die tiefste, die glühendste Liebe schon lange in ihm. Aber es wußte nichts von sich selber, es glaubte zuletzt selbst, daß es Dich hassen könnte, bis daß Dein Edelmuth, Deine Milde und Großmuth alle Nebel durchbrach, die mir mein eigen Herz verhüllten, und ich erkannte, daß ich Dich wahrhaft liebe. Oh, Elise, geliebtes Mädchen, wende Dich nicht von mir. Gieb mir Deine Hand, laß uns heimkehren, nimm meine Hand an, werde mein Weib. Was Dir der Stolz einst versagte, das erfleht jetzt die Liebe von Dir, nimm meine Hand, meinen Namen! Laß uns hinabsteigen in's Thal, und in die Kirche zur Trauung gehen.

Sie schüttelte langsam ihr Haupt. Ihr habt's gehört, sagte sie, ich würd' vor den Altar nein sagen! Wir gehören nit zu einander, und nichts haben wir zu schaffen mitsammen. Ihr seid ein vornehmer Herr, ich bin, wie Ihr mich oft im Zorn genannt habt, ich bin eine Bauerndirn', Ihr seid ein Baier, ich bin, Dank sei's dem lieben Gott, jetzt wieder eine Oesterreicherin. Wir passen nit zusammen, und ich denk' auch, es würd' Euch schlecht anstehen, wenn Ihr jetzt mit mir zum Altar trätet, und mich zum Weib nähmt. Denn Jedermann würd' doch denken, Ihr nähmt mich, um Euch das Leben zu retten, und Eure Ehre wär' beschimpft, nicht blos in Baiern, sondern auch hier bei uns. Die tapfern Männer würden Euch verachten, und Verachtung, – ich hab's gefühlt, als Ihr mich gestern so anschautet, Verachtung ist schlimmer als der Tod! Geht also, Herr, Eure Ehre erfordert es!

Nun denn, Du hast Recht, ich gehe, ich seh' es ein, daß ich jetzt nicht um Dich werben darf. Aber ich werde wiederkehren, wenn wieder Fried' im Lande ist, wenn all' diese Wirrnisse beendet sind. Versprich mir, Elise, daß Du mich erwarten, daß Du mich nicht vergessen willst? Denn ich schwör's ich kehre wieder und ich heirathe Dich, der ganzen Welt zum Trotz.

Ihr thut's nicht, sagte sie kopfschüttelnd, denn ich, ich nehm' Euch nicht! Ich lieb' Euch nicht!

Elise, rief er, ungestüm ihre Hand fassend und ihr tief in's Auge schauend, Du täuschest Dich, wie ich mich selber getäuscht habe! Ich habe Dich lange geliebt, ohne daß ich es wußte, und so, Kind, so liebst Du auch mich!

Nein, rief sie heftig, und tief erbleichend, nein, ich liebe Euch nicht!

Ja, Du liebst mich, sagte er innig. Ich habe es gefühlt und erkannt an dem Ton, mit welchem Du gestern vor mich hintretend, und mich mit Deinem Leibe beschützend, ausriefst: »wenn Ihr ihn tödtet, sollt Ihr auch mich tödten!« So spricht nicht das Erbarmen und das Mitleid, nur die Liebe hat solche Töne der Angst, der Verzweiflung und des Heldenmuthes. Das erkannte ich in jenem Moment, und an der seligen Wonne, die bei dieser Erkenntniß mein ganzes Innere durchströmte, ward ich endlich mir auch meiner eigenen Liebe bewußt, gestand ich mir, daß ich auf Erden nimmer ein anderes Weib lieben, nimmer ein anderes Weib zu meiner Gemahlin nehmen wolle, als Dich allein. Oh, Elise, sträuben wir Beide uns also nicht länger gegen das Glück und die Liebe. Möge die ganze Vergangenheit hinter uns hinabsinken. Die Zukunft sei unser, und mit ihr die Liebe, und das Glück!

Sie schüttelte langsam ihr Haupt. Hab't doch schlecht gelesen in meinem Herzen, sagte sie, es ist eine Schrift d'rin, die Ihr nit versteht, und was Ihr Euch heraus buchstabirt habt, ist falsch. Ich lieb' Euch nicht, und nie würd' ich einwilligen, Euer Weib zu werden, Sprecht also nicht mehr davon. Wir Zwei können niemals zu einander gehören, als Mann und Weib, aber wir können an einander gedenken als gute Freunde. Und so, Herr, will ich immer Eurer gedenken, und freuen wird's mich allezeit, wenn ich höre, daß es Euch gut geht. Aber nun laßt es genug sein, und geht! Ihr habt noch sieben Stunden zu wandern, ich muß um acht Uhr wieder drunten sein im Thal, damit ich die Männer nit vergebens warten lass'. Lass't uns also scheiden!

Nun wohl, seufzte Ulrich, Du willst es, wir scheiden also, aber nicht für immer. Ich schwör's bei Gott und bei meiner Liebe, ich kehre wieder, wenn der Krieg beendet, die Feindschaften der Völker geschlichtet sind. Ich kehre wieder, um Dich zu fragen, ob Du mein, meine Gemahlin sein, ob Du meine Liebe endlich glücklich machen willst. Still, widersprich mir nicht, sage auch nicht, daß Du mich nicht liebst! Ich hoffe auf die Zukunft, und wir werden ja sehen, ob sie mich beseligen oder verdammen will. So lebe denn wohl, Elise, und willst Du dem armen Wanderer, dem Du das Leben gerettet, dem Du Brod, Kleidung und Geld mitgegeben, willst Du ihm noch einen unverlierbaren Schatz, einen Talisman gegen alle Verführungen der Welt schenken, so gieb mir einen Kuß!

Nein, Herr, ein treu Tyroler Mädel küßt nimmer einen andern Mann, als den, dessen Weib sie sein wird. Ihr seht also, daß ich Euch keinen Kuß geben kann! Geht also, Herr. Aber, habt Ihr mir keine Aufträge zu geben für Euren Oheim und die liebe Elza?

Grüße sie Beide, erzähle ihnen, daß ich Dich liebe, Elise, und daß Du mich verschmäht hast.

Das geht Niemanden etwas an, und nur wir Zwei und der liebe Herrgott sollen das wissen, kein anderer Mensch. Aber hört, Herr, gebt mir ein Andenken mit für Elza, es wird sie freuen.

Ich habe nichts zu geben, sagte er achselzuckend.

Sie deutete auf die purpurnen Alpenrosen hin, die zu ihren Füßen unter Gras und Moos blühten.

Pflückt von den Blumen da, und gebt sie mir, sagte sie, ich werde sie der Elza bringen, und ihr sagen, daß Ihr die Blumen für sie gepflückt.

Er kniete nieder, pflückte eine Hand voll Alpenrosen, und band sie mit einigen Gräsern zusammen. Ich wollt', sagte er, noch im Grase knieend, ich wollt', es wären Myrthen, die ich für Dich, Elise, für Dich, meine Braut, pflückte, und Du nähmst sie von mir, als das heilige Geschenk der Liebe. Da, hier ist das Bouquet für Elza, gieb es ihr mit meinen Grüßen.

Sie streckte die Hand aus, um es zu nehmen, aber Ulrich, statt es ihr zu geben, preßte das Bouquet an seine Lippen, und drückte einen glühenden Kuß auf die purpurnen Blüthen, dann erst reichte er es Elisen dar.

Jetzt, Elise, sagte er, jetzt nimm es. Du hast mir einen Kuß verweigert, aber meinen Kuß, den trägst Du nun mit Dir heim, den trägst Du brennend heiß mit Dir fort in Deiner Hand, die auch mein Herz mit sich heim trägt. Einst komm' ich wieder, um mir Dein Herz und meinen Kuß zu fordern! Lebe wohl! Du willst es, ich gehe also! Ich sage nicht, gedenke mein, aber ich kehre wieder, und dann werde ich fragen: hast Du mein gedacht? Willst Du mein Weib sein? Bis dahin, lebe wohl!

Er sah sie an mit einem langen Blick voll Zärtlichkeit und Liebe; sie mied es, diesem Blick zu begegnen, und als er das sah, flog ein Lächeln, hell wie Sonnenschein und Glück, durch seine Züge.

Geht, Herr, sagte sie leise, ihr Haupt zur Seite wendend.

Ich gehe, Elise, rief er. Lebe wohl!

Er faßte heftig ihre Hand, drückte, ehe sie's hindern konnte, einen glühenden Kuß auf dieselbe, ließ sie los, und wandte sich ab, um langsam den Bergrücken hinunter zu gehen.

Elise stand bewegungslos, wie gebannt, und schaute ihm nach, und folgte mit glühenden Augen seiner hohen edlen Gestalt, die umstrahlt von Sonnenglanz den Berg hinunter schwebte.

Auf einmal blieb Ulrich stehen, und wandte sich nach ihr um. Elise, rief er, hast Du mich gerufen? Soll ich zu Dir zurückkehren?

Sie schüttelte mit dem Kopf und machte eine heftige abwehrende Bewegung, aber sie sagte nichts, die Worte waren in ihrem Busen erstickt.

Er winkte ihr mit der Hand, und wandte sich wieder um, und schritt weiter den Berg hinab.

Elise schaute ihm nach, und immer bleicher ward ihr Gesicht, und immer schmerzlicher zuckten ihre Lippen. Einmal öffneten sie sich, als wollten sie ihn zurückrufen, mit einem Angstschrei der Liebe, aber Elise preßte gewaltsam ihre Hand sich auf den Mund, und drängte den Schrei zurück in ihr Herz, und starrte nieder zu der immer mehr entschwindenden Gestalt.

Schon war er den Berg halb hinunter, nun stand er am Rande des Waldes, und jetzt – ach, jetzt verschwand er im Dickicht des Waldes!

Mit einem lauten Schmerzensschrei sank Elise auf ihre Kniee nieder, und Thränen, lang zurückgehaltene heiße Thränen, stürzten, Bächen gleich, über ihre Wangen nieder. Sie hob die Arme, die gefallenen Hände zum Himmel empor, und mit bebenden Lippen flüsterte sie: beschütz' ihn, mein Gott, denn Du weißt es, wie unaussprechlich ich ihn liebe!

Lange lag sie so da auf ihren Knieen, weinend, betend, ringend mit ihrem Schmerz und mit ihrer Liebe. Aber dann auf einmal sprang sie empor, schüttelte die Thränen aus ihren Augen fort, und athmete hoch auf.

Ich darf und ich will nicht mehr weinen, sagte sie ganz laut und gebieterisch zu sich selber. Sie würden's sonst sehen, daß ich geweint hab', und Niemand darf das wissen! Ich muß hinuntersteigen, damit ich zu rechter Zeit wieder daheim bin, und dann will ich den Männern, und dem Vater sagen, daß der Ulrich nimmer mein Bräutigam gewesen, und daß ich nur so gesagt hab', um ihm's Leben zu retten. Sie werden mir verzeihen, daß ich ihn jetzt fortgebracht hab', wenn ich ihnen sag', daß ich ihn nimmer genommen und nimmer geliebt hätt', weil er ein Baier ist, daß ich ihn aber gerettet hätt', weil er meiner Elza naher Verwandter ist! – Und wenn ich das Alles den Männern gesagt und erklärt hab', dann werd' ich hingehen zu meiner Elza, und werd' ihr die Blumen bringen, und werd' ihr sagen, daß der Ulrich sie ihr schickt, und daß sein letztes Wort ein Liebesgruß für sie gewesen. Gott verzeih' mir diese Lüge! Aber Elza liebt ihn, es wird sie freuen! Sie wird den Strauß hier aufbewahren, bis zu ihrem Hochzeitstag, und sie wird's nicht merken, daß ich eine Blume davon für mich behalte. Das ist die Blume, die er geküßt hatt, die soll mein sein! Nicht wahr, Du lieber Gott, die darf ich nehmen, 's ist kein Diebstahl, wenn ich's thue?

Sie schaute mit einem flehenden Blick zum Himmel empor, dann zog sie leise eine der Blumen aus dem Strauß hervor, drückte sie an ihre Lippen, und verbarg sie an ihrem Busen.

Die will ich bewahren, so lang' ich lebe, rief sie. Gott hat vorher mein Herz gestählt, daß ich mich ihm versagen könnt', aber lieben werde ich ihn doch ewig und diese Blume ist mein Hochzeitsstrauß. Ich werde nimmer einen andern tragen!

Sie breitete ihre Arme nach der Gegend hin, wo Ulrich verschwunden war. Leb' wohl, Ulrich, leb' wohl, rief sie. Ich grüß' Dich viel tausend Mal, und mein Herz geht mit Dir!

Dann wandte sie sich um, und schritt hastig wieder den Bergsteig hinunter, den sie vorher mit Ulrich von Hohenberg gekommen war.


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