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Zweite Abteilung.
Kalifornien oder der Majordomo


Sechstes Kapitel.
Die Stadt der Engel

. Die Stadt der Engel oder »Pueblo de los Angeles« war einst eine der wichtigsten altkalifornischen Kolonien und Stapelplätze auf der ganzen Meeresküste. Obgleich eine gute Tagereise weit von ihrem Hafen entfernt, der den Namen »San Pedro« erhielt und außerdem die wenigsten Eigenschaften besitzt, die einem guten und von allen Seiten geschützten Hafen von Rechts wegen gebühren, wird Pueblo de los Angeles doch immer als Hafenstadt bezeichnet. Es läßt sich wenigstens nicht leugnen, daß die Masse und der Wert der Güter nicht gering waren, die einst zur Blütezeit des kalifornischen Missionswesens von ihr aus nach allen Weltgegenden hin verschifft wurden.

Wenn auch lange nicht mehr in so hohem Grade, so herrscht doch heute noch, namentlich zu gewissen Jahreszeiten, ein überaus reger Verkehr in dieser »Stadt der Engel«, und wird auch wohl so lange daselbst herrschen, als noch eine Rebe in der näheren oder weiteren Umgebung zur Blüte gelangt und ihre schwellenden Trauben den glühenden Sonnenstrahlen des Hochsommers zum Reifen entgegenhält.

Ja, der köstlichste Wein wird von dort aus auf Seereisen geschickt, um ihn, nachdem er lange genug von den Meereswogen hin und her geschüttelt wurde und vielleicht einige Male die Sonnenlinie passierte, als noch viel köstlicher, in San Franzisko zu erhöhten Preisen zu verkaufen.

Warum die Stadt einst von den sehr frommen Vätern gerade »die Stadt der Engel« getauft wurde, ist ihr jetzt freilich nicht mehr anzusehen, so triftig auch damals die Gründe für eine so wohlklingende Benennung gewesen sein mögen. Jedenfalls verdient sie den Namen heute nicht mehr.

Ohne Zweifel laufen auf den Straßen genug schöne, schwarzlockige, pausbäckige Kinder im Engelskostüm umher, die allenfalls für Engel gelten könnten, wenn sie nur etwas sauberer aussähen und von der Natur mit Flügeln begabt worden wären, dagegen hält die übrige Bevölkerung einen Vergleich mit den sagenhaften Bewohnern der himmlischen Regionen nicht aus.

Im Spätherbst des Jahres 1858, an einem wunderbar schönen Nachmittage, befand sich auf dem umfangreichen Marktplatz von Pueblo de los Angeles eine geräumige, zeltähnliche Bude. Diese war einfach aus einem mächtigen Streifen Segelleinwand hergestellt worden, der eine Anzahl hoher, im Kreise aufgepflanzter Pfähle mauerförmig umgab. Die einzige Bedachung bildete der blaue, seit vielen, vielen Monaten von keiner Regenwolke getrübte Himmel.

Und dennoch hätte man an jenem wunderbar schönen Nachmittage in Zweifel geraten können, ob sich nicht wirklich ein Engel nach Pueblo de los Angeles verirrt und seine Wohnung zwischen Wolken von Segeltuch aufgeschlagen habe. Wenn man sich nämlich auf die Südseite der geräumigen, zeltähnlichen Bude, mitten vor dem bühnenartigen Eingang aufstellte und seine Augen geradeaus richtete, so bemerkte man vor allen Dingen einen rot- und weißgeblümten kattunenen Vorhang, der die Aussicht in das geheimnisvolle Innere der Bude unbarmherzig versperrte, vor diesem blumen- und faltenreichen Hintergrunde aber einen leibhaftigen Engel in Gestalt eines zauberisch schönen jungen Mädchens von fünfzehn bis fünfundzwanzig Jahren.

Das wahre Alter annähernd zu erraten, hielt schwer, da weiße und rote Schminke der glatten Haut einen so sammetartigen Schimmer verlieh, wie er eigentlich nur bei Feen, Elfen und Engeln an der Tagesordnung sein soll. Worüber man aber beim ersten Anblick ganz außer Zweifel blieb, das war: daß die ganze Erscheinung ausnehmend schön sei.

Die durch ein Diadem von Flittergold zusammengehaltenen blauschwarzen Haare waren so anmutig gelockt, die großen dunklen Augen leuchteten in so leidenschaftlichem Feuer, die Wangen waren so rund, die roten Lippen so verführerisch aufgeworfen, die ganze Figur so üppig, so voll und dabei doch so schlank, und die Hände, wie auch die in rosenfarbigen Atlas gepreßten Füßchen so zierlich und klein, wie alles nicht vollendeter hätte gedacht werden können.

Um nun das ganze Bild noch verlockender, noch engelgleicher zu machen, umgab ein himmelblaues Atlasmieder den tadellosen Oberkörper, während ein Tüllröckchen mit reichem Silberbesatz kaum über die Knie reichte und die in fleischfarbige Trikots gehüllten, klassisch geformten Glieder mit den unbeschreiblich feinen Knöcheln der allgemeinen Bewunderung preisgab, und zwei prächtige, nicht mehr ganz neue Schwanenflügel außerdem noch die Schultern zierten.

Wie nun dieser leibhaftige Engel dastand und mit süßen Worten und noch süßerer Miene die vor der Bude versammelten Leute aufforderte, an die Kasse heranzutreten, einen halben Dollar zu bezahlen und die größten Künstler der Welt, die sich ganz außer dem Bereiche aller Konkurrenz befänden, in ihren Leistungen anzustaunen, da hätte man diese reizende mexikanische Tänzerin mit den Blicken verschlingen mögen, und wenn sie wirklich mitunter auf kurze Zeit aus den Augen gelassen wurde, so trug sie selber die Schuld ganz allein, indem sie bei ihrem Hin- und Herflattern die Aufmerksamkeit der schaulustigen Menge teilte und abwechselnd auf eine der drei Persönlichkeiten hinlenkte, die außer ihr noch die kleine Plattform belebten.

Diese drei Persönlichkeiten erschienen dem Publikum ziemlich gleich wichtig; hätte es sich aber mit Rücksicht auf ehrbares Äußere, auf selbstbewußte Haltung und philosophischen Ausdruck für eine derselben entscheiden sollen, so würde es jedenfalls dem Affen, der, auf einer Bank sitzend, fast die Mitte zwischen dem Herkules und dem Direktor hielt, den Vorzug vor den beiden letzteren gegeben haben.

Dieser Affe, ein ziemlich großes Tier, war nämlich in eine betreßte Generalsuniform gesteckt worden, trug auf seinem Haupte einen Federhut und an der Seite einen klirrenden Kindersäbel, wogegen seine Beine und Füße keine andere Bekleidung zeigten, als die ihm von der Natur verliehene.

Er kaute mit nachdenklicher Miene an einem Strohhalm, ließ seine gleichgültigen Blicke über die ihn angaffende Menge gleiten, beroch, wie ein alter Kenner, die ihm zugeworfenen noch brennenden Zigarrenenden, schaute den Direktor verächtlich an und wies dem Herkules gelegentlich die Zähne; wenn aber der Engel bei ihm vorüberschwebte, dann rieb er sich, gerade wie ein alter wohlwollender Herr, vergnügt die Hände, stieß einen kichernden Ton aus und betrachtete grinsend und mit leuchtenden Augen die schöne Gestalt von den Zehenspitzen bis zu dem Flitterkranz auf ihren schwarzen Locken.

Konnten der Engel und der Affe mit vollem Recht auf die Bezeichnung von »schönen Exemplaren« Anspruch machen, so war dies bei dem Herkules weniger der Fall, denn das einzige an ihm, was das Auge nicht unangenehm berührte, waren höchstens das scharlachfarbige Hemd, die weiten papageigrünen Beinkleider und der mit einigen Hahnenfedern geschmückte Matrosenhut.

Er sah sehr gelangweilt aus und scheute sich nicht, seine Stimmung durch oft wiederholtes Gähnen offen an den Tag zu legen, bei welcher Gelegenheit man stets deutlich bemerkte, daß ihm auf der linken Seite alle Backzähne fehlten. Überhaupt mußte die linke Seite des Herkules, mehr als seine rechte, Gefahren ausgesetzt gewesen sein, denn nicht allein mangelte ihm ein großer Teil seines linken Ohres, von dem nur noch ein kleiner Zipfel unter den buschigen orangegelben Haaren hervorlugte, sondern es schien auch die eingedrückte Nase durch einen Faustschlag von links nach rechts aus ihren Fugen getrieben worden zu sein, indem sie mit der breiten roten Spitze scharf nach dem rechten Ohre hinüberwies.

Dieser Herkules, dessen muskulöser Gliederbau eine ungewöhnliche Körperkraft verriet, und dessen klobige Fäuste an Größe dem Kopfe des weiblichen Engels fast gleichkamen, war auf dem großen Anschlagezettel dem Publikum als Sennor Rainaldo vorgeführt worden. Nicht unwahrscheinlich hatte er diesen Namen aus reiner Verehrung für den kühnen Räuberhauptmann Rinaldini gewählt, dessen Name und Geschichte ihren Weg auch nach dem grünen Irland, der Heimat seiner ersten Jugend, gefunden haben mochte. Man brauchte nämlich nur auf die wassergrauen Augen mit den weißen Wimpern und Brauen, auf den breiten Mund und den fuchsroten Bart zu schauen, um seine angeblich spanische Abkunft Lügen gestraft zu finden und dafür einen echten Irländer zu erkennen. –

Der Andrang der schaulustigen Menge schien dem bewunderten Herkules ebenso gleichgültig zu sein wie das Zähnefletschen des Affen.

Nachlässig zurückgelehnt, saß er auf einem gebrechlichen Stuhl und blies den Dampf einer feinen Havannazigarre in dichten Wolken von sich, und nur dann kam einiges Leben in den vierschrötigen Burschen, wenn er die Hand nach einem Wassergefäß ausstreckte, das in seiner Nähe auf einem Tischchen stand, und einen recht tiefen Zug daraus nahm.

Das Gefäß sah unschuldig genug aus. Die Art aber, in der der Herkules nach jedem Trunk den struppigen Schnurrbart aussog und mit der Zunge schnalzte, und der Duft, der ihn in nicht unbedeutendem Umkreise umgab, ließ erraten, daß der Stoff in dem Gefäß stark genug sei, einem gewöhnlicheren Menschen als einem Herkules die Besinnung zu rauben oder ihn auch, wenn in zu nahe Berührung mit hellem Feuer gebracht, wie eine blaue Gasflamme brennen zu lassen.

Dem Herkules gegenüber, an einem Tischchen mit einer tiefen Schublade, die zur Aufnahme des Eintrittsgeldes bestimmt war, saß Sennor Teofilo Policarpo y Salazar, der Direktor der »weltberühmten Künstlergesellschaft, die, schon seit langen Jahren bestehend, die Ehre gehabt hatte, vor den meisten gekrönten Häuptern Europas Vorstellungen zu geben, und dort von allen Seiten mit Beweisen der größten Anerkennung und Bewunderung förmlich überschüttet worden war.« So lauteten wenigstens die gedruckten Anschlagezettel, aus denen sich außerdem noch ganz unten am Rande in kleiner Schrift die Anmerkung befand, daß der Direktor und Doktor Sennor Teofilo Policarpo y Salazar gegen angemessenes Honorar auch Privataudienzen unter Zusicherung der strengsten Diskretion erteile.

Die Jahre, die der edle Don zählte, und er konnte, nach seinem Äußeren zu schließen, das siebenundzwanzigste Jahr kaum erreicht haben, standen eigentlich im Widerspruch zu den Titeln, die er führte; ebenso wie seine schmachtenden dunkelblauen Augen, die sorgfältig gescheitelten hellbraunen Haare und das zierliche, schwarz gefärbte Schnurrbärtchen gegen eine südliche Abstammung zeugten. Dagegen ruhte auf seinen Zügen ein solcher Ausdruck von Selbstbewußtsein und aufgespeicherter Gelehrsamkeit, den zu erhöhen eine feine goldene Brille mit blauen Gläsern nicht wenig mit dazu beitrug, daß man das sonst jugendliche Aussehen kaum beachtete und den Herrn Doktor und Direktor auf den ersten Blick entweder für einen weisen, hochbegabten Mann oder für einen gefährlichen Betrüger hielt.

Bekleidet war er nach der Mode vornehmer und reicher Mexikaner mit einer beschnürten hellblauen Jacke und weiten zweifarbigen Calzoneros, die das Schlanke und Elegante seiner Figur noch besonders hervorhoben; und wie er so dasaß, mit graziös nachlässigem Wesen das ihm zufließende Geld einstrich und den Schaulustigen durch eine leichte verbindliche Handbewegung die als Tür dienende Öffnung in dem Vorhang zeigte, da waren gewiß wenige unter der Menge, die dem Sennor Teofilo Policarpo y Salazar auch nur einen bösen Gedanken zugetraut hätten. Wäre aber ein alter Stammgast von Miß Sally oder der »Leeren Magen-Schenke« in St. Louis plötzlich vor die Bude hingetreten, der würde, trotz der Veränderung in ihrer äußeren Erscheinung, in dem Herkules und dem Direktor auf den ersten Blick Finney und Toby Ring, die beiden Zwillinge, wiedererkannt haben, die einst, nachdem sie sich die Schätze ihrer Freundin, der Miß Sally, angeeignet hatten, in Kalifornien ein besseres Feld für ihren Unternehmungsgeist zu finden hofften. Auch manchem Goldgräber, der in den Spielhöllen von Sakramento sein sauer erworbenes Eigentum zurückgelassen, würde bei einem gelegentlichen Zusammentreffen eine überraschende Ähnlichkeit dieser beiden Persönlichkeiten mit den beiden Croupiers der verrufenen und später ermordeten »Sennora« aufgefallen sein.

Ja, der Irländer Finney und Toby Ring, sein unzertrennlicher Freund, hatten nach schneller Vergeudung der Schätze der »Sennora« die »seit langen Jahren berühmte« Künstlergesellschaft gegründet und in den ersten achtzehn Monaten ihres Bestehens mit Hilfe gleichgesinnter Mitglieder und Mitgliederinnen nicht nur erträgliche Geschäfte gemacht, sondern sogar mehr verdient, als sie zu einem ausschweifenden Lebenswandel unumgänglich notwendig gebrauchten.

Der bei weitem größte Teil ihrer bedeutenden Einnahme mußte natürlich auf Rechnung der kleinen Randbemerkung auf den Anschlagezetteln geschrieben werden; denn sie stießen bei ihrem Umherziehen doch auf zahlreiche Menschen, die jene Anmerkung richtig zu deuten verstanden und sich die tätige Mithilfe der beiden Zwillinge zu diesem oder jenem Unternehmen erkauften.

Mit einem Wort, die Kunstvorstellungen bildeten nur die äußere Hülle des Wirkungskreises, in dem die Zwillinge sich vorzugsweise gern und mit vielem Erfolg bewegten, und zugleich eine Hülle, in der sie sich in ihrem besten Lichte zeigten. –

Die Vorstellung hatte mittlerweile ihren Anfang genommen, die Musik eines aus vier Blasinstrumenten, einer Pauke, an der zugleich zwei Becken und ein Triangel befestigt waren, und einer dumpfen Trommel bestehenden Orchesters, sowie auch das Lachen, das zeitweise aus dem Innern der Bude hervorschallte, verfehlten ihre Wirkung nicht auf die neugierige Versammlung außerhalb derselben, und mancher, der sich so lange noch vor der Ausgabe gescheut hatte, gelangte bei den lustigen Klängen zu einer endlichen Entscheidung und beeilte sich, ehe es ihm wieder leid wurde, hineinzukommen, wo seiner so herrliche Dinge warteten.

siehe Bildunterschrift

Der Engel, auf dem Zettel als Sennora Arabella aufgeführt, aus dessen kleinsten Bewegungen eine gewandte Tänzerin hervorleuchtete, flatterte unterdessen noch immer tändelnd zwischen dem Direktor und dem Herkules hin und her.

Der Engel, auf dem Zettel als Sennora Arabella aufgeführt, aus dessen kleinsten Bewegungen eine gewandte Tänzerin hervorleuchtete, flatterte unterdessen noch immer tändelnd zwischen dem Direktor und dem Herkules hin und her.

Ihre dämonisch leuchtenden Blicke hielt die Sennora Arabella dabei fortwährend auf das Publikum geheftet, und gewiß befand sich unter diesem kaum einer, dem nicht zumute war, als habe sie ihm vorzugsweise ihre Aufmerksamkeit zugewendet und ihm durch die Augen tief ins Herz schauen wollen.

Ein lauter Tusch, der plötzlich einen endlosen Jubel in der Bude begleitete, veranlaßte die Tänzerin, wie um die Neugierde der schaulustigen Menge noch zu stacheln, eine ihrer kühnsten Stellungen auszuführen. Sie trat nämlich vor den Direktor hin, so daß sich dieser etwa zwei Schritte weit hinter ihr befand, und nachdem sie sodann den rechten Fuß etwas rückwärts festgestellt hatte, mit der äußersten Spitze des linken Fußes dagegen die Bretter weit vor sich nur leise berührte, stützte sie die Hände, ihre schlanke Taille umspannend, auf die Hüften, worauf sie den Oberkörper so weit hinten überbog, daß ihr Kopf fast in gleiche Höhe mit dem Tischchen des Direktors gelangte, sie letzterem also gerade in die Augen zu schauen vermochte.

Ein förmliches Beifallsgebrüll folgte schnell dem allgemeinen »Ah!« der Verwunderung, und wieder bahnten sich einige handfeste Burschen, von dem Anblick berauscht, mittels der Ellenbogen ihren Weg durch das Gedränge, um sobald als möglich ihren halben Dollar an der Kasse zu überantworten.

Ehe sie aber noch auf der obersten Stufe festen Fuß faßten, hatte die Sennora, ohne ihre Stellung zu verändern, die Gelegenheit benutzt, ein kurzes Gespräch mit dem Direktor zu führen.

»Beschäftigung in Aussicht«, flüsterte sie heimlich, und die Blitze ihrer Augen schienen die blauen Gläser von des Direktors Brille zerschmettern zu wollen. »Beschäftigung in Aussicht! Ein junger Mann, links von hier aus und ganz außerhalb des Gedränges, wendet seine Augen kaum von dir. Vielleicht ein Spieler, ein unglücklich Liebender oder jemand, der um eine Erbschaft in Verlegenheit ist.«

»Rainaldo soll warten und erst am Ende der Vorstellung auftreten«, entgegnete der Direktor so verstohlen, daß sich seine Lippen kaum bewegten. »Zeige ihm den Vogel und laß ihn beobachten.«

Der Engel schnellte wie der Blitz empor, die Schaulustigen traten an die Kasse, und im nächsten Augenblick hatte Sennora Arabella den Raum zwischen dem Direktor und dem Herkules, auf den äußersten Zehenspitzen schwebend, durchmessen und vor diesem eine tiefe, überaus anmutige Verbeugung gemacht.

Der Herkules mußte die Absichten der Tänzerin erraten haben, denn er streckte ihr, ohne aufzustehen, die Hand mit einem unwilligen Grunzen entgegen, einem Ton, den der Affe, indem er den Strohhalm aus seinem Munde nahm und mechanisch aus der einen Hand in die andere gleiten ließ, zähnefletschend nachahmte.

Die Tänzerin stellte ihren kleinen Fuß in die dargebotene breite Faust; sobald sich aber die Finger um den Atlasschuh geschlossen hatten, schwang sie sich empor, so daß ihre ganze Last auf dem steifen Arm des Herkules ruhte. Sich dann mit der einen Hand leicht auf dessen Schulter stützend, neigte sie sich soweit vorn über, bis ihr Kopf hinter den orangegelben Haaren des Irländers verschwand.

»Bravo! Bravo!« jauchzte die Menge, ebensosehr über die Gewandtheit des Engels, wie über die Kraftprobe des Herkules entzückt.

Die Tänzerin aber hatte dem Herkules in aller Eile die nötigen Mitteilungen gemacht; denn als sie wieder, ähnlich einem Kautschukball, auf den Boden sprang, nickte sie dem Direktor wie ein ausgelassenes Kind zu, warf aus Dankbarkeit für den ihr gespendeten Beifall aufs verschwenderischste Küsse unter das Publikum, und mit einer tiefen, schulgerechten Verbeugung, die Hände über das himmelblaue Atlasmieder gekreuzt, glitt sie rückwärts durch die geöffneten Falten des geblümten Vorhanges.

Die Worte des Engels hatten den Herkules aus seiner Lethargie gerüttelt. Er nahm noch einen tiefen Zug aus dem verdächtig duftenden Wassergefäß, worauf er sich langsam erhob und mit dröhnenden Schritten gerade vor das Publikum hintrat.

»Ladies und Gentlemen, Sennoras und Sennors!« rief er in schlechtem, mit einzelnen spanischen Worten vermischtem Englisch aus. »Es müßte eine verdammt große Bude sein, die Euch alle auf einmal fassen sollte! Hm, der eine heute, der andere morgen, vor allen Dingen aber Platz für diejenigen, die schon heute sich einen Genuß zu verschaffen wünschen! Hm, da steht zum Beispiel ein Herr – geniert Euch nicht, Sennor, Don, Mister, Sir, oder was Ihr nur immer sein mögt!« schaltete er mit lauterer Stimme ein, als Ramiro, auf den er mit dem Finger gewiesen hatte, sich betroffen abwenden wollte; »nein, geniert Euch nicht, Sennor; Euer Geld ist nicht schlechter als das anderer Menschen, und dort ist die Kasse! Nur heran, Sennor; Ihr seht, man hat Euch einen Weg frei gemacht.«

Ramiro, der Arriero auf Sanchez' Rancho S. Möllhausen, »Der Flüchtling.«, blieb eine Weile unentschlossen, ob er der an ihn ergangenen Aufforderung Folge leisten solle oder nicht. Als aber der Menschenknäuel vor ihm sich öffnete und ihm einen Durchgang nach der Plattform frei machte, da zögerte er nicht länger. Schnell trat er an die Kasse heran, und indem er einen Dollar auf den Tisch warf, heftete er seine Augen fest auf die blauen Brillengläser des Direktors, und zugleich fragte er mit erzwungener gleichgültiger Miene: »Wird mich die letzte Ankündigung auf dem Zettel für das entschädigen, was ich an der Vorstellung versäumte?«

»Jedenfalls«, entgegnete der Direktor, und legte den Zeigefinger seiner rechten Hand auf die Schlußbemerkung eines vor ihm ausgebreiteten Programms. »Die Hauptsachen werden immer bis zuletzt aufgespart, und für das Beste ist die Zeit nicht begrenzt.«

»Gut«, versetzte Ramiro, dem Vorhang zuschreitend, »ich komme nur der Hauptsache wegen.«

»Nach der Vorstellung bin ich der Eurige«, murmelte Toby Ring vor sich hin, und im nächsten Augenblick war Ramiro in die überfüllte Arena getreten, wo ein phantastisch geschmückter Chinese ihm auf einen Wink des Engels einen Platz auf der kleinen Bühne selbst anwies, weil, wie der langzöpfige Sohn des himmlischen Reiches durch leichtverständliche Zeichen andeutete, alle Bänke bis auf den letzten Platz besetzt seien.

Ramiro blickte zu Anfang teilnahmlos auf das bunte Getreibe, das abwechselnd auf der Bühne und in dem kleinen Zirkus stattfand, je nachdem die Künstler das eine oder das andere als am geeignetsten für die Schaustellung ihrer Talente und Fähigkeiten wählten. Sobald aber Sennora Arabella wenige Schritte von ihm auf der Bühne erschien und, als ob sie sich zum Tanze habe rüsten wollen, ihren runden vollen Körper in die verschiedenartigsten und bezauberndsten Stellungen gleichsam hineinwiegte, und dabei ihr schönes Gesicht mit einem unbeschreiblichen kindlich unschuldigen Lächeln ihm zukehrte, ihre förmlich versengenden Blicke tief in die seinigen bohrte und lauter, wie mit wachsender Sehnsucht, die Kastagnetten schlug, da glitt ein kaum bemerkbares Lächeln der Zufriedenheit über seine finsteren Züge.

Der Tänzerin entging der Eindruck nicht, den sie auf Ramiro ausübte; war doch schon außerhalb der Bude ihre Aufmerksamkeit dadurch zuerst auf ihn hingelenkt worden. Sehr wohl aber fühlte sie heraus, daß es nicht des Mexikaners Leidenschaft für ihre Person war, was sie geweckt hatte, sondern daß verborgene Pläne und Absichten seiner Teilnahme zugrunde lagen, und daß es jetzt ihre Aufgabe sei, sein Vertrauen zu gewinnen und ihn sprechen zu machen.

Der Tanz war beendigt; Arabella zog sich in den zeltähnlichen Verschlag hinter der Bühne zurück, wohin sie der donnernde Applaus der Zuschauer begleitete. Von hier aus beobachtete sie Ramiro mit unverwandten Blicken. Ihre Vermutungen steigerten sich zur Gewißheit, als sie ihn so ganz unberührt von dem Beifallsgebrüll bleiben sah, das durch das nächste Auftreten des Chinesen geweckt wurde.

Ramiro war so sehr in seine Betrachtungen versunken, daß er heftig zusammenschrak, als Toby Ring, der sich ihm unbemerkt genähert hatte, ihn leise an der Schulter berührte und zugleich fragte, wie ihm die Leistungen des Chinesen gefielen. »Ein reiner Zufall hat mich mit diesem Künstler zusammengeführt«, fuhr er mit verbindlichem Lächeln fort; »ich entdeckte ihn auf dem Kai von San Franzisko. Er ist ausgezeichnet in seinen Leistungen, besitzt dabei die großen Vorzüge, daß er mit geringer Gage zufrieden ist und außer seinem Gaumen zerbrechenden Chinesisch keine andere Sprache versteht. Ich nenne ihn deshalb meinen lebendigen Automaten.«

»Sehr lobenswerte und oft sehr wichtige Eigenschaften«, versetzte Ramiro kalt.

»Für mich von ganz besonderer Wichtigkeit«, bekräftigte Toby, indem er ein genau berechnetes schlaues Lächeln über seine Züge gleiten ließ; »denn fast täglich melden sich Leute, denen in ihrem Verkehr mit mir vorzugsweise um Verschwiegenheit zu tun ist.«

Ramiro sah den Direktor bei diesen Worten scharf von der Seite an, als habe er plötzlich irgend einen Verdacht gegen ihn gefaßt. Toby Ring aber, der sich an seine Seite niedergelassen hatte, beobachtete mit einer undurchdringlichen Maske von Gleichgültigkeit den Chinesen.

»Ist die Sennora ebenfalls zu Zeiten ein lebendiger Automat, ich meine ein verschwiegenes Werkzeug in Euern Händen?« fragte Ramiro nach einigem Sinnen flüsternd.

»Es ist von den Bedingungen abhängig, unter denen sie gewonnen wird«, antwortete der Direktor im Geschäftston und schaute nach der Richtung hinüber, wo, wie er wußte, die Tänzerin auf der Lauer stand.

»Sie ist schön, sehr schön«, begann Ramiro wieder, »es kann ihr nicht schwer werden, die Aufmerksamkeit eines jeden jungen Mannes auf sich zu lenken und zu fesseln, sowie jede Geliebte zur Eifersucht zu reizen, und zwar zur begründeten.«

»Ich verstehe«, erwiderte Toby Ring, indem ein triumphierendes Lachen seine Lippen umspielte. »Ihr verlangt meine Beihilfe zu einem gewagten Unternehmen und seid willens, für das Gelingen derselben nicht unbedeutende Opfer zu bringen. Gut, Ihr seid vor die rechte Tür gekommen. Ich weiß aber, daß ich dabei Gefahr laufe; wir müssen daher Interesse und Gefahr so miteinander teilen und eine solche Verbindung eingehen, daß einer den andern nicht verraten kann, ohne sich selbst mit in Unannehmlichkeiten zu verwickeln.«

Ramiro war das Blut in die Wangen gestiegen. Er fühlte, daß er in die Gesellschaft verwegener Banditen geraten war; und der Gedanke, sich mit ihnen zu verbrüdern, machte ihn innerlich erbeben. Mit kaltem Blute hatte er einst in den Mordversuch an Robert Andree gewilligt oder vielmehr einen solchen mit El Muerte verabredet und sich dadurch moralisch an einem schwarzen Verbrechen beteiligt. Dagegen stiegen Bedenken in ihm auf, in unmittelbare Verbindung mit gemeinen Verbrechern zu treten.

Doch der Schritt von dem einen zu dem andern existierte eigentlich nur in seiner Einbildung, und sich zu entscheiden, erforderte einen sehr kurzen Kampf.

Das Bild der schönen Tochter des reichen Rancheros trat vor seine Seele; er gedachte Roberts, der im Begriff stand, Inez zu gewinnen, wie er ihre Liebe schon längst besaß, und der bitterste Haß und der unversöhnlichste Rachedurst erfüllten seine Brust so sehr, daß er längere Zeit hindurch nicht zu antworten vermochte und stumm vor sich niederschaute.

Lauernd beobachtete Toby Ring durch seine blauen Brillengläser Ramiro. Der Chinese trat ab; Finney begab sich in die Arena und spielte mit einigen ausgehöhlten Zentnergewichten, als wären es ebensoviele Kürbisse gewesen.

Jetzt stieß Toby Ring seinen Nachbar leise an.

»Ich muß Euch verlassen«, flüsterte er ihm zu, indem er sich erhob, »ich muß Euch verlassen, um die Schlußgruppe in Szene zu setzen. Entscheidet Euch daher schnell, und seid Ihr gesonnen, meine Hilfe in Anspruch zu nehmen, dann kehrt bei Einbruch der Dunkelheit, wenn die Menge sich verlaufen hat, hierher zurück. Auch wenn Ihr nicht für ein gemeinschaftliches Unternehmen seid, sollt Ihr mir zu einem ausgesuchten Abendbrot willkommen sein.«

So sprechend zog er sich in den Verschlag zurück, wo die Tänzerin seiner mit Ungeduld harrte.

Mittlerweile hatte sich der vierschrötige Irländer breit hingestellt, die mächtigen Fäuste auf die Hüften gestützt, worauf der Chinese und der Harlekin zu beiden Seiten an ihm hinaufkletterten und sich aufrecht auf seine Schultern stellten, wobei sie die zusammenstoßenden Arme ineinander verschränkten.

Da stimmte die Musik einen geräuschvollen Tusch an, und geführt von dem Direktor, trat Arabella hinter dem Türvorhange des Verschlages hervor und gelangte mit drei schwebenden Schritten gerade vor die unbewegliche Menschenpyramide.

Wie sie nun so dastand und, nur mit zwei Fingern auf des Direktors Hand gestützt, die Bretter kaum noch mit der äußersten Spitze des einen Atlasschuhes zu berühren schien, wie sie dann, strahlend in ihrem schönsten verführerischsten Lächeln, das Publikum begrüßte, da hätte man sie in der Tat mit einem Engel vergleichen mögen, der gekommen war, um alles um sich her zu bezaubern.

Langsam wanderten ihre Augen im Kreise umher, und als sie endlich Ramiro erreichten, da erweiterten sich die glühenden Pupillen, und ein unheimlicher, sinnberauschender Blitz senkte sich in die Brust des überraschten Mexikaners.

Seine letzten Zweifel waren gelöst, denn als er sich fester und selbstbewußter aufrichtete, murmelte er vor sich hin: »Sie ist ein Dämon; durch sie muß es mir gelingen, oder der Majordomo birgt einen Stein statt des Herzens in seiner Brust«, und knirschend rieben sich seine Zähne aufeinander.

Die Tänzerin war unterdessen mit Hilfe des Direktors auf des Herkules vorgestreckte Hand gelangt, und dann dessen Kopf und demnächst die Hände des Chinesen und des Harlekins als Stufen benutzend, erreichte sie wie im Fluge die Schultern der beiden. Dort stellte sie sich fest, und nachdem sie sich überzeugt hatte, daß der Herkules das Gleichgewicht nicht verloren hatte und so unbeweglich wie eine Mauer stand, führte sie eine Reihe jener berechneten und verlockenden Bewegungen aus, die, obgleich widernatürlich, doch einen wohlgebildeten menschlichen Körper zuweilen in einer man möchte sagen unbegreiflichen Schönheit erscheinen lassen.

Es war dies die Schlußszene. Lauter ertönte die Musik, wilder entrangen sich die Beifallsrufe den heiseren Kehlen, und immer kühner wiegte sich die Tänzerin auf ihrem unsicheren Boden.

Da erschallten plötzlich Flüche, Lachen und einzelne Schreckenslaute unter dem Publikum, und ehe man noch die eigentliche Veranlassung der Störung erkannte, sprang der Affe auf die Bühne und von dort aus mit einem einzigen Satz auf den Kopf des Herkules. Seinen Rachen wagte er nicht zu öffnen, aus Furcht, den Strohhalm zu verlieren, den er quer hindurch gelegt hatte, aber seine Hände krallten sich in Finneys orangegelbe Haare und, angefeuert durch das Hohngelächter der ganzen Versammlung, zerrte und riß er an ihnen, als ob er kein einziges in dem breiten Schädel habe zurücklassen wollen.

Finney bebte vor Wut und griff mit beiden Fäusten nach dem Affen, der aber schon wie der Wind davongeeilt war. Das erschütternde Hohngelächter der Zuschauer dagegen verwandelte sich in ein besorgtes Schweigen, als die Pyramide zu wanken begann und die Mitglieder derselben vergeblich nach irgend einem Halt haschten.

Alle außer dem Herkules hatten das Gleichgewicht verloren; und wäre es auch möglich gewesen, es wieder zu gewinnen, so würde die Tänzerin doch verschmäht haben, dies auf Kosten ihrer anmutigen, wohldurchdachten Stellungen zu tun.

Nur einen Augenblick schwankte sie wie unentschlossen, und sich dann zur rechten Seite neigend, durchschnitt sie im Fluge die Luft, so daß sie gerade vor Ramiro den Boden berührte und von diesem, der sie keine Sekunde aus den Augen verloren hatte, in seinen Armen aufgefangen wurde.

»Ich danke, Sennor!« rief sie mit entzückender Verlegenheit aus, indem sie sich von ihm losmachte, und nach einer dankenden Bewegung gegen die vor Bewunderung fast erstarrten Zuschauer verschwand sie wieder in dem Verschlage.

Kaum war sie aber nicht mehr sichtbar, so brach sich das Ergötzen der Leute über das Benehmen des Restes der Pyramide in erschütterndem Lachen und Toben Bahn.

Der Harlekin nämlich, sobald er die Tänzerin wohlbehalten auf den Brettern angekommen sah, brachte seinen buntfarbigen Körper durch einen Luftsprung, wobei er sich zum Überfluß noch einmal überschlug, in Sicherheit, während der bedächtigere Chinese an dem Herkules hinabzuklettern begann.

Dieser schien aber nicht geneigt, sich als Leiter benutzen zu lassen und sogar noch von einem Mitgliede des in Kalifornien so allgemein verachteten Volksstammes. Er bog sich kurz zur Seite, wodurch der arme Chinese höchst unsanft auf die Bretter zu liegen kam, und ehe dieser noch Zeit gewann, sich wieder aufzurichten, rollte er, von einem Fußtritt des Herkules getroffen, nach der andern Seite der Bühne hinüber.

»Goddam!« fluchte er, dem armen Geschöpf mit deutlich ausgeprägtem Widerwillen nachblickend, »denkst wohl ein Gentleman zu werden, weil du deine ungeschickten Klumpfüße auf die Schultern eines Gentleman gestellt hast?« Was der Irländer noch weiter sagen wollte, das erstarb in dem Hohngelächter der Zuschauer, die sich von ihren Plätzen erhoben und dem Ausgange zudrängten.

Der Chinese hatte die rohe Mißhandlung ohne zu murren hingenommen. Es blitzte in seinen kleinen geschlitzten Augen wohl etwas wie Zorn auf, im nächsten Moment hatte das gelbe Gesicht aber schon wieder seinen gewöhnlichen einfältigen, nichtssagenden Ausdruck angenommen. Unbekümmert um den Spott, der von allen Seiten auf ihn einregnete, kauerte er sich in einen Winkel nieder, worauf er ein Notizbuch nebst Pinsel und Tuschbehälter hervorzog und einige kurze Bemerkungen niederschrieb.

Es war schon eine lange Reihe von Beleidigungen, die er, um keine zu vergessen, sorgfältig eingetragen hatte, und für die er sich dereinst an dem Herkules zu rächen hoffte. –

Die Sterne funkelten, die Hähne krähten zum ersten Male und tiefe Ruhe herrschte noch in den Straßen von Pueblo de los Angelos. Da öffnete sich leise der geblümte Vorhang der Künstlerbude, und unterstützt von zwei dunklen Gestalten stieg eine dritte Person die beiden Stufen hinab, die von der kleinen Plattform auf den ebenen Boden des Marktplatzes führten. Unten angekommen, trennten sie sich von einander. Zwei verschwanden wie Schatten wieder hinter dem Vorhang; die dritte dagegen schwankte und taumelte der Hauptstraße zu, in der sich der bedeutendste Gasthof der Stadt befand.

Es war Ramiro, der eine lustige Nacht verlebt hatte. Sein Kopf wirbelte, und wie glühendes Blei kreiste das durch gefälschten Wein aufgeregte Blut in seinen Adern. Nur mit größter Anstrengung vermochte er die bestimmte Richtung zu verfolgen. In der Bude dagegen schien sich nach seinem Aufbruch die Fröhlichkeit verdoppelt zu haben.


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