Carl May
Scepter und Hammer
Carl May

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Noch einige Minuten stand Manu-Remusat allein auf der Stelle, bis der Hufschlag der Thiere vollständig verklungen war, dann wandte er sich um, erst langsam und später immer eiliger zurückkehrend, aber nicht zu seinem Hause, denn dieses stand bereits vollständig leer, sondern an das Ufer des Flusses, wo man schon seiner wartete.

Wäre es Tag gewesen, so hätte man weit unterhalb des Kaffeehauses eine Dahabié schwimmen sehen, welcher eine zweite und eine dritte folgte. Sie alle waren möglichst geräuschlos vom Lande gestoßen und ließen sich ohne Segel einstweilen nur von den Wogen treiben. Die ersteren konnten nur dann erst aufgezogen werden, wenn man das Gebiet der Stadt verlassen hatte, und das war kein ganz ungefährliches Unternehmen, da das Fahrwasser des Niles wegen seiner alljährlichen Überschwemmungen so trügerisch ist, daß die Schiffer, wenn sie nicht durch die Noth oder irgendein unabweisbares Gebot gezwungen sind des Nachts zu fahren, gewöhnlich des Abends an das Ufer legen, um erst mit dem Beginne des Morgens weiterzufahren.

Der Sandal aber lag noch ebenso ruhig wie vorher. Manu-Remusat schlich sich vorsichtig auf ihn zu. Am Ufer lagerten zwischen allerlei Tau- und anderen Schiffswerk eine Anzahl von Männern, welche er sich unter seinen Untergebenen ausgewählt hatte; bei ihnen hielt Katombo.

»Wo ist Ayescha?« frug er diesen.

»Dort auf der Taurolle sitzt sie.«

»Werden wir sie wirklich in den Raum bringen, selbst wenn alles gelingt? Ich hätte sie doch auf einer Dahabié einschiffen sollen, wir konnten sie dann später an Bord nehmen.«

»Sie will sich auf keinen Augenblick von Dir und mir scheiden. Sie hat ein muthiges Herz und wird uns das Werk nicht erschweren. Hier ist die Strickleiter; befestige sie an das Tau, wenn Alle eingestiegen sind. Wenn Du sie straff anziehst, wird Ayescha leicht emporsteigen können. Jetzt aber will ich hinauf, denn es ist nicht weit von Mitternacht, und der Kaschef kann alle Augenblicke kommen.«

»Sei vorsichtig, mein Sohn, denn von Dir hängt das Gelingen unseres Werkes ab!«

Katombo trat in das Wasser und watete leise bis an die Seitenwand des Fahrzeuges. Hier hing ein Tau vom Bord herab. Er ergriff es und schwang sich empor. Die Fußspitzen an die Planken stemmend und sich fest am Seile haltend, schob er nur die Augen über Deck, um erst zu sehen, wo die Wächter waren. Sie saßen beim Scheine der Schiffslaterne hinten am Steuer und er erkannte aus den Bewegungen ihrer Arme, daß sie würfelten. Schnell schwang er sich an Bord und kroch vorsichtig zwischen den herumliegenden Leichen nach der Raumluke. Hier glitt er die Treppe hinab und trat zur Seitenwand, wo er eine Seitenluke öffnete, welche groß genug war, einen auch kräftigen Mann hindurchzulassen. Er hatte gewußt, daß im Raume, der jetzt keine nennenswerthe Ladung hatte, Taue genug lagen. Er ergriff eines derselben, befestigte es an dem Lukennagel und ließ es außen niedergleiten. Es wurde von den Männern bemerkt, welche sofort einer nach dem andern in das Wasser gingen, emporkletterten und sich hereinschwangen. Zuletzt befand sich nur noch Manu-Remusat mit Ayescha am Ufer. Der erstere ging in das Wasser, um die Strickleiter an das Tau zu befestigen; sie wurde emporgezogen. Nun ging er zurück und trug die Tochter herbei, welche sich auf die schwanken Sprossen stellte. Er faßte die Leiter und zog sie straff an, so daß das muthige Mädchen leichter emporsteigen konnte. Sie wurde von Katombo in Empfang genommen und in das Innere des Schiffes gezogen. Jetzt stieg Remusat nach und die Leiter wurde hereingenommen.

»Jetzt Alle hinunter in den Ballastraum!« gebot Katombo. »Dorthin wird Niemand kommen, wenn das Schiff je untersucht werden sollte.«

Diesem Befehle wurde Folge geleistet, so daß nur die beiden Männer mit Ayescha zurückblieben. Diese Letztere wurde von Katombo in den Verschlag geführt, welchen er vorher für sich und Sobeïde hergerichtet hatte. Er verschloß die Kajütenthür mit dem Riegel und kehrte dann zu Manu-Remusat an die Luke zurück.

Sie hatten noch nicht lange an derselben gestanden, so bemerkten sie mehrere Gestalten, welche sich dem Ufer näherten.

»Sie kommen,« meinte Remusat. »Jetzt müssen wir uns zu Ayescha zurückziehen.«

Sie thaten dies und schoben, als sie in den Verschlag getreten waren, die losen Bretter vor.

Einige Sekunden später bemerkten sie an dem Geräusch, welches an der Schiffswand zu hören war, daß der Kaschef mit seinen Khawassen an Bord stieg, und nach einigen Minuten kamen mehrere Leute mit einem Lichte in den Raum hinab, um denselben zu untersuchen.

Was Katombo erwartet hatte, geschah, sie stiegen nicht hinab in den Ballastraum, sondern kehrten, ohne den Verschlag entdeckt zu haben, auf das Deck zurück. Nun hörte man Hölzer knarren und Seile und Taue rollen. Ein schwerer Schlag an den Bug bewies, daß der Anker aufgenommen wurde, der Sandal kam in langsame Bewegung. Er ging mit seinem Spriete landab, während der Stern am Ufer saß; als aber die Wasser seine Seite im spitzen Winkel fassen konnten, wandte er sich schneller; sie drängten sich mit stiller lautloser Kraft an Backbord, während sie am Steuerbord widerstrebend rauschten, bis der Stern sich vom Lande löste und das Fahrzeug den Wogen und dem Steuer nun vollständig gehorchte.

»Ob sie wohl segeln?« frug Manu-Remusat.

»Nein.«

»Wie willst Du das erkennen?«

»Der Sandal würde dann schneller gehen als das Wasser, und folglich müßte das letztere an seinem Holze rauschen; es läßt sich aber nicht das geringste Geräusch vernehmen, folglich treibt er mit der Fluth.«

»Du bist klüger geworden als Dein Lehrer, Katombo, und wenn Du so fort in den Büchern lernst, so wirst Du ein großer und berühmter Schiffer werden.«

»Die Bücher thun es nicht allein, man muß hinauf auf die hohe See, und da bin ich noch nicht gewesen.«

»Wir werden jetzt hinausgehen.«

»Mit welchem Schiffe?«

»Mit unserer "Djuhr-el-Djinne". Wir dürfen kein anderes Fahrzeug nehmen, weil Niemand unseren Aufenthalt erfahren soll.«

»Aber wird der Sandal auch seetüchtig sein?«

»Er würde es nicht sein, wenn er so flach auf den Bug gebaut wäre, wie andere Flußschiffe; Du aber hast ihn scharf auf den Kiel gesetzt und wenn wir Einiges im Takelwerk verändern, so können wir bei nicht gar zu bösem Wetter eine Fahrt von mehreren Tagen wagen.«

Jetzt verging eine längere Zeit; dann wurde nebenan die Kajüte geöffnet, und der Kaschef trat ein, begleitet von einem seiner Khawassen, welcher die Lampe anzündete. Er setzte sich auf eines der daliegenden Polster und meinte, mit einem behaglichen Gähnen die Beine unterschiebend:

»Hier werde ich bleiben bis es Tag ist. Kommt etwas Wichtiges vor, so ruft Ihr mich; jetzt aber holst Du mir meine Pfeife.«

Er lag mit dem Rücken gegen die Thür, welche ihn von den Lauschern trennte; der Khawaß entfernte sich; Katombo stieß Manu-Remusat an.

»Jetzt!« flüsterte er.

»Warum? Übereile Dich nicht!«

»Wir bekommen ihn nicht besser, und die Leute können es im Ballastraume nicht lange aushalten.«

Er ergriff den Riegel leise, schob ihn mit einem schnellen Rucke auf, zog die Thür herüber und hatte in demselben Augenblicke auch schon den Kaschef so bei der Kehle gepackt, daß dieser keinen Laut auszustoßen vermochte. Er zog ihn herein zu Remusat.

»Halte ihn, bis ich den Khawassen habe!«

Remusat griff zu, und Katombo trat in die Kajüte. Nur wenige Augenblicke später trat der Polizist herein, das Nargileh in der Hand. Er bemerkte sofort, wen er vor sich hatte, bekam aber keine Zeit zu entfliehen oder auch nur aufzuschreien, denn Katombo ergriff ihn rasch beim Halse und riß ihn herein, so daß er die Pfeife fallen ließ und die Hände weit auseinanderschlug.

In diesem Augenblicke ertönte hinter ihm ein lauter Schrei; er blickte sich überrascht um und sah im Scheine des Lichtes draußen im Verschlage eine Waffe blinken. Schnell entschlossen riß er seinen Dolch aus dem Gürtel und stieß ihn dem Khawassen in die Brust. Remusat hatte den Fehler begangen, seine Hand vom Halse des Kaschef zu nehmen, und dieser war dadurch zu Athem und zu der Kraft gekommen, seine Pistole zu ziehen. Er wollte schießen; Remusat ergriff ihn bei der Faust, konnte aber nicht verhindern, daß der Schuß losging. Glücklicher Weise schlug die Kugel, ohne Jemand zu treffen, in das Gebälk des Verschlages.

»Nieder mit ihm!« rief Katombo, welcher Ayescha zu Boden sinken sah. Eine Ohnmacht hatte sie ergriffen; er aber glaubte, daß sie von der Kugel getroffen worden sei, stürzte sich auf den Kaschef und stieß ihm den Dolch von hinten so kunstgerecht in das Herz, daß der Getroffene leblos zusammenbrach. Dann zog er die Kajütenthür zu und verriegelte sie von innen.

»Bist Du verwundet, Vater?«

»Nein,« antwortete Remusat.

»So eile nach dem Ballastraume und rufe die Leute. Ich halte hier die Kajüte, und Du gehst auf das Deck; es darf keiner entkommen!«

Manu-Remusat schob die Bretter des Verschlages zurück und kroch hinaus. Schon klopfte es laut und heftig an die Kajütenthür; Katombo aber kümmerte sich nicht darum, sondern bückte sich zu Ayescha nieder, um nach ihrer Wunde zu sehen.

»Hamdullillah, Preis sei Gott; sie ist nicht verwundet; sie ist nur ohnmächtig, und die Kugel ist hier in diesen Balken gedrungen!«

Jetzt stellte er sich hinter die Thür und zog seine beiden Doppelpistolen.

»Kaschef – Sihdi – Effendi – Effendina!« rief es draußen, und als keine Antwort ertönte, krachten kräftige Fußtritte gegen die Thür.

Da erscholl vom Verdecke herab ein lauter Ruf des Schreckes, und nun war es Zeit für Katombo. Er stieß die Thür auf, drei Männer standen auf der engen Treppe; der Hinterste wandte sich soeben um, um zu sehen, was droben am Decke vorgegangen sei. Zwei Schüsse krachten und noch einer, alle gut gezielt. Der kleine Raum füllte sich mit dichtem Pulverdampf. Katombo zog die Thür wieder in den Riegel und wandte sich nach dem Verschlage.

»Vater – Katombo!« hörte er Ayescha rufen.

Der Knall der Schüsse hatte sie aus der Ohnmacht geweckt.

»Hier, Ayescha!«

»Allah helfe uns! Was ist vorgegangen?«

»Wir siegen. Bleibe noch hier; ich komme gleich wieder!«

Er drang hinaus in den Raum, welcher leer war und eilte zur Treppe empor.

Oben leuchteten die Sterne wie vorher, und beim Scheine derselben konnte er sehen, wie Remusat einen Khawassen niederstieß, den letzten, welcher zu sehen war.

»Fertig?« frug er.

»Erst sieben. Wo sind die andern?«

»Todt, auf der Kajütentreppe.«

»Holt sie herauf!« gebot Remusat seinen Leuten.

In kurzer Zeit lagen die Leichen auf dem Vorderdeck, und Ayescha ruhte, angegriffen von dem Geschehenen, unter demselben Zelte, unter welchem vor ihr Sobeïde sich befunden hatte. Jetzt wurden Steine aus dem Raume geholt, um die Todten zu versenken. Während dieser Arbeit leuchteten zu beiden Seiten des Stromes hinter dem Sandal helle Schilffeuer auf. Man hatte an den Ufern die Schüsse und das Geschrei des Kampfes vernommen; das stattliche Fahrzeug aber war mittlerweile mit dem Strome so weit fortgegangen, daß man es nicht mehr erblicken konnte. Endlich war die letzte Leiche den Fluthen übergeben, und nun galt es, die Spuren des Kampfes zu verwischen.

»Schöpft Wasser, Ihr Männer, und scheuert das Deck und die Kajüte,« gebot Remusat. »Am Morgen muß Alles blank sein wie zuvor; dann ziehen wir die Segel auf und holen die Dahabiés ein.«

Zwischen Bord und Masten tummelten sich nun die Schiffer; Manu-Remusat beaufsichtigte sie, und Katombo saß im Zelte bei Ayescha, um sie zu beruhigen und ihre Bangigkeit über die Folgen ihres heutigen Abenteuers zu verscheuchen. Sie lag an seinem Herzen und schlummerte endlich ein, eingewiegt von den süßen Worten, welche er nicht müde wurde ihr in das Ohr zu flüstern. Auch er war müde nach den anstrengenden Ereignissen der letzten Tage; er legte den Kopf an die Zeltwand und schloß die Augen; Der Schlaf umarmte ihn gerade so, wie er sein junges Weib in den Armen hielt.

Als er erwachte, blickte die Sonne bereits über die Höhen des Dschebel Nokkladam herüber. Er ließ den Kopf Ayeschas auf das Kissen gleiten und erhob sich.

Das blanke Deck zeigte nicht die geringste Spur des stattgefundenen Gefechtes, und an den Masten flatterten bereits die Segel, welche Manu-Remusat soeben aufnehmen ließ. Sie wurden straff gespannt; der Wind fing sich in ihnen, und bald war die Schnelligkeit des Sandals um mehr als das Doppelte vergrößert. Über den blitzenden Wassern kreuzten die Schwalben, jene Namensschwestern des Sandals, welche der Araber Djuhr-el-Djienne, Vögel des Paradieses nennt, weil die fromme Sage von ihnen erzählt, daß sie den Menschen nicht verlassen wollten, als dieser aus dem Paradiese getrieben wurde, sondern an dem flammenden Schwerte des Engels vorüberflogen, um den Ureltern des menschlichen Geschlechtes in die Verbannung zu folgen; im Schilfe schnäbelten sich die weißen Niltauben, die dem Eingeborenen heilig sind, ziemlich unbekümmert um die Krokodile, welche hier und da mit dem Aussehen von schlammüberzogenen Holzklötzen am Ufer oder irgend einer Sandbank lagen, und hoch droben in der Luft ließ der Geier bereits seinen schrillen Ruf vernehmen, während der schlanke Falke an ihm vorüberschoß, um ihm seine Beute abzujagen. An den Ufern wechselten Reis- mit anderen Feldern, eine grünende Pflanzung folgte der andern, und über ihnen allen ragten die schwanken, gefiederten Wedel der Palmen empor. Zuweilen sah man einen nackten Fellah in sein ärmliches Boot steigen, um Fische zu fangen, oder es trat ein Fellahmädchen an das Wasser, um den thönernen Krug zu füllen und ihn auf dem Kopfe heimzutragen und dabei einem bronzenen Bilde zu gleichen, dessen Formen der Künstler nicht schöner und plastischer darzustellen vermocht hätte. Dann fuhr man wieder an einem Felde vorüber, dessen Besitzer mit einem Joch Ochsen einen Holzpflug von demselben primitiven Baue regierte, wie die alten Egypter schon vor dreitausend Jahren sich desselben bedienten. Es war eine Scenerie, die jeden Fremden in ihrer streng individuellen Eigenthümlichkeit auf das Höchste interessiren mußte.

Nach und nach belebte sich der Strom immer mehr, und kaum waren einige Stunden vergangen, so hatte der Sandal die drei Dahabiés überholt. Die Flußreise ging glücklich von statten, bis die "Djuhr-el-Djienne" wohlbehalten im Hafen von Bulakh vor Anker ging.

Hier wurden die Dahabiés erwartet und nach ihrer Ankunft sammt ihrem Inhalte sofort verkauft. Die Besatzung dieser drei Fahrzeuge wußte nicht, was während der ersten Nacht ihrer Reise auf dem Sandal passirt war, und konnte daher ohne alles Bedenken entlassen werden.

Anders war es mit der Bedienung des Sandals. Auf diese mußte Manu-Remusat Rücksicht nehmen. Er behielt sie bei sich und beschloß, sie sogar mit nach seiner einsamen Insel zu nehmen. Übrigens hätte er ja auch gar nicht anders gekonnt, da er ja Leute brauchte, um das Fahrzeug zu regieren. Vor dem Verkaufe der Dahabiés war Alles, was sie Nothwendiges für die Flüchtlinge an Bord führten, auf den Sandal gebracht worden, auf welchem man nun Kairo verließ, um nach Alexandrien zu gehen.

Auch hier kam die "Djuhr-el-Djienne" glücklich und unangefochten an, und sofort nahm Remusat die nöthigen Arbeiter an Bord, um die von ihm beabsichtigten Veränderungen an dem Fahrzeuge vorzunehmen.

Leider war gerade gegenwärtig keine günstige Zeit zum Auslaufen. Die Pforte stand im Kriege mit Norland, welches ein ansehnliches Geschwader in die türkischen Gewässer geschickt hatte. Einige Segel davon kreuzten draußen vor Alexandrien, und wenn es auch einmal einen Tag lange schien, als ob die Blokade aufgegeben worden sei, so waren sie am andern Morgen sicher wieder zu sehen.

Schon waren die Arbeiten auf dem Sandal ihrer Vollendung nahe, als Remusat mit Katombo auf dem Verdeck stand, um sich ihre Befürchtungen in Beziehung der Ausfahrt mitzutheilen. Länger zu bleiben war nicht rathsam; bei Nacht getraute sich wohl kaum ein Lootse aus dem Hafen, und wenn sie es wagten, am Tage die Anker zu lichten, so fielen sie mit Sicherheit in die Hände der feindlichen Kreuzer.

»Es ist besser, wir bleiben,« meinte Manu-Remusat. »Es wird sehr schwer halten, unsern Sandal zu erkennen; der Name ist fort und ein anderer an seiner Stelle, und wer die Takelung sieht wird meinen, ein kleines Schiff von der Sorte vor sich zu haben, welches die Franken Küstenklepper nennen.«

»Aber Dich und mich kann man erkennen, obgleich wir das Fahrzeug nicht verlassen und in keinen Serai und zu keinem Kawuadschi kommen. Wir werden gewiß einen Lootsen finden, der es versteht und wagt, uns des Nachts aus dem Hafen zu bringen.«

»Aber wir müssen der Küste folgen und werden also immerhin auf Kreuzer stoßen.«

»Der Küste? Nein, wir gehen in die offene See.«

»Bist Du sicher, die Schiffsbücher gut zu führen und alle Berechnungen richtig machen zu können?«

»Ich fürchte mich vor keinem Admiral,« lächelte Katombo.

»Dann könnten wir es wagen, obgleich ich Dich dazu nicht brauche; doch muß man alle Fälle in Berathung ziehen. Aber wer ist dort der Mann, welcher uns und unser Fahrzeug so sorgfältig in die Augen nimmt?«

»Welcher?«

»Der am Krahn, in der Kleidung eines Levantiners.«

»Ah der! Mir scheint, daß ihm der Anzug eines Mameluken besser stehen würde.«

»Eines Mameluken? Wirklich. Allah akbar, Gott ist groß, und meine Augen waren mit Blindheit geschlagen! Es ist derselbe Mameluk, welcher Omar- Bathu stets begleitete, wenn dieser mich besuchte. Sollte er hier sein um uns zu finden? Ich werde ihn rufen!«

»Thue es, wenn Du seiner Verschwiegenheit sicher bist!«

»Ich bin es. Es ist ein verschwiegener Mann und Omar-Bathu treu ergeben.«


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