Mirok Li
Iyagi
Mirok Li

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7. Der kranke Fuchs

Ein recht alter, kranker Fuchs sonnte sich an einem warmen Herbstnachmittag, als auch ein Tiger durch das benachbarte Laubwerk herraschelte. Was sollte der Fuchs tun – es war nun um ihn geschehen! Er konnte weder springen, noch sich gegen diesen kräftigen Tiger zur Wehr setzen. »Ich muß listig sein!« dachte der alte Fuchs, setzte sich gerade und würdevoll hin. Der Tiger kam und blieb vor dem Fuchs stehen. Es war ihm nicht ganz geheuer zumute, weil das kleine Tierchen gar nicht Miene machte zu fliehen. »Was?« rief der Fuchs, »du getraust dich, geraden Blickes in mein Gesicht zu schauen, ohne zuerst eine tiefe Verbeugung gemacht zu haben? Wenn du glaubst, daß ich ein gewöhnlicher Fuchs sei, wirst du für deine Frechheit was erleben! Ich bin der alte würdige Onkel des sagenhaften, starken Löwen, 48 dessen Namen du auch einmal gehört haben müßtest.« Als der Tiger ihm nicht recht glauben wollte, sagte der Fuchs weiter: »Wenn du es mir nicht glauben willst, kannst du das ja mit deinen eigenen Augen sehen, folge mir nur!«

Der Fuchs ging voran und der Tiger folgte ihm mißtrauisch nach. Es flohen nun freilich alle großen und kleinen Tiere schreiend und jammernd vor ihnen, weil sie einen Tiger herannahen sahen. Der Fuchs drehte sich aber zum Tiger um und sagte: »Siehst du nun, wie alle Geschöpfe der Welt mir den Weg frei machen?«

Der Tiger mußte es zugeben, schlich verschüchtert davon, und der Fuchs konnte wieder zu seinem alten Platz zurückkehren und sich weiter sonnen. 50


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