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Gotthold Ephraim Lessing
Fragmente und Fabeln
Inhalt

Inhalt

  • Gotthold Ephraim Lessing
  • Fragmente.
  • 2. Aus einem Gedichte an den Herrn Baron von Sp**
  • 3. Aus einem Gedichte über den jetzigen Geschmack in der Poesie
  • 4. Aus einem Gedichte an den Herrn M**
  • 5. An den Herrn Marpurg, über die Regeln der Wissenschaften zum Vergnügen, besonders der Poesie und Tonkunst
  • 6. Die Religion
  • 7. Poetische Anmerkungen zu dem Gedichte von H.
  • Fabeln und Erzählungen.
  • 2. Der Hamster und die Ameise
  • 3. Der Löwe und der Hase
  • 4. Der Esel und das Jagdpferd
  • 5. Zeus und das Pferd
  • 6. Der Affe und der Fuchs
  • 7. Die Nachtigall und der Pfau
  • 8. Der Wolf und der Schäfer
  • 9. Das Roß und der Stier
  • 10. Die Grille und die Nachtigall
  • 11. Die Nachtigall und der Habicht
  • 12. Der kriegerische Wolf
  • 13. Der Phönix
  • 14. Die Gans
  • 15. Die Eiche und das Schwein
  • 16. Die Wespen
  • 17. Die Sperlinge
  • 18. Der Strauß
  • 19. Der Sperling und der Strauß
  • 20. Die Hunde
  • 21. Der Fuchs und der Storch
  • 22. Die Eule und der Schatzgräber
  • 23. Die junge Schwalbe
  • 24. Merops
  • 25. Der Pelekan
  • 26. Der Löwe und der Tiger
  • 27. Der Stier und der Hirsch
  • 28. Der Esel und der Wolf
  • 29. Der Springer im Schache
  • 30. Aesopus und der Esel
  • Zweites Buch
  • 2. Herkules
  • 3. Der Knabe und die Schlange
  • 4. Der Wolf auf dem Todtenbette
  • 5. Der Stier und das Kalb
  • 6. Wie Pfauen und die Krähe
  • 7. Der Löwe mit dem Esel
  • 8. Der Esel mit dem Löwen
  • 9. Die blinde Henne
  • 10. Die Esel
  • 11. Das beschützte Lamm
  • 12. Jupiter und Apollo
  • 13. Die Wasserschlange
  • 14. Der Fuchs und die Larve
  • 15. Der Rabe und der Fuchs
  • 16. Der Geizige
  • 17. Der Rabe
  • 18. Zeus und das Schaf
  • 19. Der Fuchs und der Tiger
  • 20. Der Mann und der Hund
  • 21. Die Traube
  • 22. Der Fuchs
  • 23. Das Schaf
  • 24. Die Ziegen
  • 25. Der wilde Apfelbaum
  • 26. Der Hirsch und der Fuchs
  • 27. Der Dornstrauch
  • 28. Die Furien
  • 29. Tiresias
  • 30. Minerva
  • Drittes Buch
  • 2. Die Nachtigall und die Lerche
  • 3. Der Geist des Salomo
  • 4. Das Geschenk der Feien
  • 5. Das Schaf und die Schwalbe
  • 6. Der Rabe
  • Kapitel 75
  • 11. Der Bär und der Elephant
  • 12. Der Strauß
  • Kapitel 78
  • 15. Die Eiche
  • Kapitel 80
  • 23. Die Maus
  • 24. Die Schwalbe
  • 25. Der Adler
  • 26. Der junge und der alte Hirsch
  • 27. Der Pfau und der Hahn
  • 28. Der Hirsch
  • 29. Der Adler und der Luchs
  • 30. Der Schäfer und die Nachtigall
  • 31. Der Riese
  • 32. Der Falke
  • 33. Damon und Theodor
  • 34. Der Schäferstab
  • Viertes Buch
  • 2. Der Adler und die Eule
  • 3. Der Tanzbär
  • 4. Der Hirsch und der Fuchs
  • 5. Die Sonne
  • 6. Das Muster der Ehen
  • 7. Das Geheimniß
  • 8. Faustin
  • 9. Die eheliche Liebe
  • 10. Die Bäre
  • 11. Der Löwe und die Mücke
  • 12. Das Crucifix
  • 13. Der Eremit
  • 14. Die Grille
  • 15. Nix Bodenstrom
  • 16. Der Wunsch zu sterben
  • 17. Die kranke Pulcheria
  • 18. Die Nuß und die Katze
  • 19. Morydan
  • 20. Die Theilung
  • 21. Der über uns
Gotthold Ephraim Lessing

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3. Der Knabe und die Schlange

Fab. Aesop. 170. Phaedrus lib. IV. Fab. 18.

Ein Knabe spielte mit einer zahmen Schlange. Mein liebes Thierchen, sagte der Knabe, ich würde mich mit Dir so gemein nicht machen, wenn Dir das Gift nicht benommen wäre. Ihr Schlangen seid die boshaftesten, undankbarsten Geschöpfe! Ich habe es wol gelesen, wie es einem armen Landmann ging, der eine, vielleicht von Deinen Urältern, die er halb erfroren unter einer Hecke fand, mitleidig aufhob und sie in seinen erwärmenden Busen steckte. Kaum fühlte sich die Böse wieder, als sie ihren Wohlthäter biß; und der gute, freundliche Mann mußte sterben.

Ich erstaune, sagte die Schlange. Wie parteiisch Eure Geschichtsschreiber sein müssen! Die unsrigen erzählen diese Historie ganz anders. Dein freundlicher Mann glaubte, die Schlange sei wirklich erfroren, und weil es eine von den bunten Schlangen war, so steckte er sie zu sich, ihr zu Hause die schöne Haut abzustreifen. War das recht?

Ach, schweig nur! erwiderte der Knabe. Welcher Undankbare hätte sich nicht zu entschuldigen gewußt!

Recht, mein Sohn, fiel der Vater, der dieser Unterredung zugehört hatte, dem Knaben ins Wort. Aber gleichwol, wenn Du einmal von einem außerordentlichen Undanke hören solltest, so untersuche ja alle Umstände genau, bevor Du einen Menschen mit so einem abscheulichen Schandflecke brandmarken lässest. Wahre Wohlthäter haben selten Undankbare verpflichtet: ja, ich will zur Ehre der Menschen hoffen, – niemals. Aber die Wohlthäter mit kleinen, eigennützigen Absichten, die sind es werth, mein Sohn, daß sie Undank anstatt Erkenntlichkeit einwuchern.



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