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Dreiundzwanzigstes Kapitel

Am 13. Juli abends 9 Uhr sehen sie sich in Kriegers Saal wieder. Genau, wie vor einem Jahr: die Arbeiter sind ausgeblieben, obgleich heute kein Streiktag ist.

Heute kann Herr Wagner keinen Vertagungsantrag stellen. Er hält einen Vortrag über die geschäftliche Entwicklung des letzten Jahres und bedauert den Verlust von nahezu 100 Mitgliedern. Dann gibt er über die Vermögensverhältnisse, die trotzdem nach wie vor ausgezeichnet sind, Auskunft und einen Überblick über die Inventur. Der Vorsteher bezeugt die Richtigkeit, die Kontrolle bestätigt sie.

Zum Schluß des ersten Punktes der Tagesordnung kommen eine Anzahl Mitglieder an den Vorstandstisch und machen von dem Recht der Einsicht Gebrauch. Nachher muß für die ausscheidenden Mitglieder der Kassenanteil bereitgestellt werden. Wagner hat ihn mit 25 Silbergroschen pro Kopf veranschlagt, die Ausscheidenden werden gebeten, anstatt des Geldes in bar Waren zu nehmen. Es sind Zweidrittel der Stimmen für die Entnahme in Waren. Er bedankt sich für die Einsicht; er sagt, es sei für die Fortführung des Geschäftes in diesen schweren Zeiten von großer Wichtigkeit, daß der Barbestand nicht so sehr angegriffen würde.

Nun erklärt der Schriftführer, es sei für ihn sowohl wie für den Schriftführer und Rendanten je eine Person zu wählen. Wenn er jedoch der Versammlung einen Vorschlag machen dürfe, so gäbe er die Anregung, diese drei Funktionen in einer zu vereinigen. Dadurch würde der Gang der Geschäftshandlungen keine Verzögerung erleiden. Die Versammlung möge Vorschläge machen.

Herr Wagner setzt sich. Es werden Namen gerufen, aber nicht von der Mehrheit aufgenommen oder bestätigt. Es dauert eine Viertelstunde, da steht Herr Bläske auf und bietet Herrn Wagner diese drei Funktionen in einem an. Die Versammlung verhält sich ungewöhnlich still. Herr Bläske bittet um Gegenvorschläge. Auch bei dieser Aufforderung kommt es zu keiner Einigung. Nun mehren sich die Stimmen für Herrn Wagner. Herr Bläske läßt abstimmen.

Da bringen einige Tische mit großem Stimmenaufwand einen Gegenkandidaten auf, Herrn Kolschbach. Bei der Abzählung ergibt sich jedoch die große Mehrheit für Wagner. Herr Wagner nimmt das Amt an. Um den schon vorliegenden Anträgen zur Verbilligung der Geschäftsführung entgegenzukommen, erbittet er sich von den durch Zusammenzählung ergebenen Entschädigungen nur ein Prozent. Nun bittet Herr Wagner um Vorschläge für den neuen Geschäftsführer.

Jeder weiß, es geht jetzt gegen Fritzsche, doch keiner weiß, wer diesen Posten übernehmen kann. Auf den ersten Antrag, der vorliegt, hat eine Gruppe den Drahtzieher, Herrn Koch, vorgeschlagen. Genau sechs Mann erheben sich. Der zweite Antrag lautet auf Herrn Zimmermann Thiele. Er unterliegt mit vier Stimmen gegen Koch. Ein dritter Vorschlag: Herr Knopfmacher Mandel. Er erhält 13 Stimmen. Der Antrag Nummer vier geht von Glubsch und Genossen aus: Wiederwahl des bisherigen Geschäftsführers.

Dagegen geht ein Entrüstungssturm durch die rechte Ecke des Saales, in der Mandel, Thiele, Koch und Genossen das Wort führen. Sie rufen einen neuen Namen:

»Herr Schneidermeister Ossen!«

Aus der Ecke um Glubsch herum kommen erregte Zwischenrufe:

»Krämerknecht! Liebediener! Verräter! Hat hier nichts zu suchen! Vorgeschobener Strohmann!«

Herr Wagner bittet um die Stimmzettel. 32 gefaltete Zettel gehen ein, davon sind 10 ungültig, weil der Name kreuzweise durchstrichen ist; auf zweien ist der Name bis zur Unleserlichkeit mit nassen Fingern ausgewischt.

Wagner nimmt die Zettel und spricht von den merkwürdigen, ungültigen Stimmzetteln. Er liest der Reihe nach, gibt die Ungültigen dem Kontrolleur zur Linken, die Gültigen nach rechts. Es kommen auf Schneidermeister Ossen 18 gültige Stimmen.

Wieder erheben Glubsch und seine Freunde wildes Protestgeschrei, Herr Wagner muß sie beschwichtigen. Er ruft den Schneidermeister auf, der ist nicht da. Weil er einmal gültig gewählt ist und niemand eine Entschuldigung von ihm vorbringen kann, entsteht eine peinliche Pause. Selbst die Gegner sind des Sieges nicht froh, da das Fernbleiben ohne Entschuldigung und Bescheid nicht von sehr großem Mute zeugt.

So schlägt Wagner vor, vier Leute zu wählen, welche Herrn Schneidermeister Ossen das Amt anbieten und ihn nach den Bedingungen fragen sollen, unter denen er das Amt anzunehmen gedenkt. Falls Schneidermeister Ossen nicht annehme, ist Herrn Mandel das Amt anzutragen. Auch damit ist die Versammlung einverstanden.

Nun werden sechs Mitglieder gebeten, das Protokoll zu unterschreiben. Von den Handwerkern melden sich nur zwei, die angerufenen Arbeiter lehnen ab. Es dauert über eine Stunde, bis sich die Männer stellen. Es sind die Handwerker Kuhnert und Kögel, die Arbeiter Raphan und Rauschenbach, der Maler Schneider und der gewesene Eisenhändler Riedewald.

Jetzt erwartet die Versammlung im Schlußwort eine große Rede des Herrn Wagner. Sie sieht, wie er sich Notizen auf ein Blatt macht, wie er seine Papiere zurechtlegt.

»Ehe ich diese General-Versammlung der Lebensmittelgenossenschaft schließe, bitte ich die verehrlichen Mitglieder, ihr Einverständnis mit der statutarischen Vorschrift zu erklären und die Gültigkeit des Verlaufs ausdrücklich zu bestätigen.«

Kein Wort mehr? Die Versammlung reckt die Köpfe und jeder wartet auf die Zustimmung des andern. Langsam erheben sich die neugewählten Vorstandsmitglieder, die Leute der Kommission, erhebt sich die rechte Ecke, wo die Handwerker sitzen.

Herr Wagner bestimmt den Weber Schneider zur Stimmzählung. Während dieser Tisch um Tisch abzählt, stehen im Hintergrunde immer noch einige Leute auf. Nun hofft Wagner noch, daß bei der Gegenprobe die Arbeiter-Opposition gegen die neue Richtung aufsteht und die Wahl für ungültig erklärt. Bei der Gegenprobe erheben sich 50 Arbeiter. 60 Stimmen sind für die Gültigkeit der Wahl, mit 10 Stimmen ist Glubsch unterlegen.

Fast unmerklich ist der alte Vorstand im Saal bei den Mitgliedern untergetaucht; die Neuen begeben sich an den Tisch, an dem Wagner allein übriggeblieben ist. Gelächter wird laut, unbekümmertes Geschwätz der Arbeiter.

Da zur Sache nichts mehr zu sagen ist, bittet Herr Wagner, seine Meinung aussprechen zu dürfen. Er wolle es aber nur dann tun, wenn alle einverstanden sind. Beifall der Versammlung. Er steht auf:

»Liebe Freunde! Mitglieder! Vor unsern Augen tut sich ein neues Geschäftsjahr auf, das ungeahnte Möglichkeiten in sich birgt. Mit wechselndem Glück hat unsere Genossenschaft ihr Ziel verfolgt, hat auf dem Weg in die Zukunft zeitweise wie auf einem Schlachtfelde kämpfen müssen. So friedlich und friedfertig, so wenig zu kriegerischem Kämpfen gerüstet, ist wohl nie eine Menschengruppe aufgebrochen, um sich zu wehren. Es handelt sich bei diesem Recht nicht bloß um ein moralisches, von Gott und der Natur gegebenes, nur mit dem Gefühl erfaßtes Recht, sondern auch um ein juristisches Recht, von dem jeder Bürger und Bettler in Eilenburg und der ganzen Welt selbstverständlich Gebrauch macht. Es ist das Recht auf die persönliche Verfügung über wohlerworbenes Eigentum, das Recht auf die ungezwungene Verwendung des rechtmäßig erarbeiteten Lohnes.

Werte Freunde, bedenkt! Kein Gesetz kann einem Bürger vorschreiben, wo und bei wem er sein geldliches Eigentum in Ware umsetzt oder verzehrt. Nur uns, den Mitgliedern der Genossenschaft wird es als ein Verbrechen angerechnet, wenn wir von diesem, durch Staatsgesetze verbürgten Recht Gebrauch machen. Hat je einer gehört, daß vom Staat verlangt wird, ein neues Gesetz zu erlassen, das den Kurt Meyer, den Hans Schulz oder Paul Schmidt zwingt, auf dem Marktplatz oder in der Töpfergasse sein Geld in Ware umzusetzen? Das hat noch niemand gehört, und wer diese Tatsache als Wahrheit aus einem fremden Staate erzählen würde, dem würde man sagen: ›In diesem Staate müssen die Leute verrückt sein!‹

Nun ist dieser einzigartige Fall geschehen, nicht in Honolulu oder Kamtschatka, sondern er ist bei uns in Eilenburg eingetreten. Für einen Menschen, dessen Denken nicht getrübt ist, ist das ein ganz sonderbarer Fall. Ich bin fest überzeugt, daß man später in anderen Gegenden von dieser Stadt und von diesem Streiche erzählen wird, wie von einem gewissen Schilda, über dessen Einwohner die Schild- oder Spießbürger heute mit Recht gelacht wird. Dieser traurige Ruhm ist der berühmten Industriestadt Eilenburg zugefallen.

Sehen wir uns die Tatsache an: mit welchem Gelde arbeiten wir in unserer Genossenschaft? Mit eigenem, wohlverdientem Lohngeld.

Was tun wir damit? Kaufen wir vielleicht damit Bomben und Granaten ein, um damit Könige und Minister zu ermorden, oder Pulver und Blei, um verbrecherische Verschwörungen anzuzetteln?

Nein, wir kaufen mit unserm Lohngeld Lebensmittel ein, genau, wie das alle Menschen auf der Welt tun. So, dann wird man fragen, sind es vielleicht geschmuggelte oder gar gestohlene Lebensmittel, die da heimlich verkauft werden? Nein, es ist reelle Ware, gewachsen auf gutem, sächsischem Grund. Nun ja, wird jeder Nicht-Eilenburger fragen, warum soll es denn den Eilenburgern verboten sein, gerade an einem bestimmten Platz zu kaufen? Warum? Die Antwort: weil dort die Waren billiger sind. Und wiederum wird jeder Nicht-Eilenburger fragen: ›dann ist es selbstverständlich, daß die Schulze, Schmidt und Meyers dort beziehen, wo es am billigsten ist. Das tut doch jeder vernünftige Mensch!‹

Meine Freunde! Es ist hier in Eilenburg der Fall, daß von den ortsansässigen Kaufleuten nach einem Staatsgesetz gerufen worden ist, das uns das Recht auf unsre freie Verfügung über unser Geld nehmen soll. Es wird heute noch von Eilenburg nach Berlin die Hilfe der Legislatur angerufen! Dies ist der Tatbestand! Was sind nun die Umstände, was ist geschehen? Reden wir frei heraus!

Die Handwerker, die wirklich am Hungerknochen nagen, waren auch einst freie Leute in gutem Verdienst. Jetzt freilich sind sie arme Lohnarbeiter. Die Händler ...«

Zwischenruf:

»Laßt sie, wie wir, in die Fabriken gehen!«

»Die Händler wollen die Vereinigung zum gemeinsamen Bezug der Lebensmittel zerstören.

Sollten wir die Läden der Händler stürmen, die Einrichtungen zerschlagen, die Händler verjagen, um uns der Teuerung zu wehren?

Nein, wir schlossen uns zusammen, dachten uns diese unsichtbare Maschine Lebensmittelgenossenschaft aus und sahen, daß sie um 15 bis 30 Prozent billiger arbeitet, als der Handel es kann. Das haben wir erreicht, das haben wir geschafft.

Meine Freunde! Es wird den Händlern so wenig gelingen, die Genossenschaft zu zerstören, wie es unsern Vorfahren gelungen ist, den Siegeszug der Maschine aufzuhalten.

Mögen die Reichen und Gebildeten eingedenk sein, daß sich das Schicksal oft der Einfältigen und Einfachen, der Armen und Unbekannten bediente, um seine großen Pläne zu verwirklichen. Und so finde ich unsre Aufgabe darin, als ein Zeichen brüderlicher Hilfe im wilden Konkurrenzkampf dazustehn zur Wohlfahrt derer, die sie am meisten nötig haben. Möge die Genossenschaft wachsen, blühen und gedeihen!«

Zum ersten Male wagen sich die Stimmen und Hände der Gruppen hervor, die in gepreßter und erzwungener Gleichgültigkeit dieser Versammlung folgen. Wie auf einen Alarm hin bricht auch plötzlich der Beifall an den Tischen der Opposition aus. Wie um die große Verlegenheit mit Gedröhne und Geschrei von sich abzuwälzen, stimmen sie in die Rufe: »Hoch Fritzsche! Hoch Wagner!« ein. Mitten im Tumult beginnt der Abmarsch. Der Wirt steht mißvergnügt an der Tür; es ist wenig verzehrt worden.

Unten im Gasthaus erwarten viele Eilenburger wie unauffällig das Ergebnis der Versammlung. Trotz des unzweifelhaft errungenen Sieges können die neuen Leute nicht froh werden.

Fritzsche und die Seinen besprechen mit Wagner den Fortgang der Geschäfte.

Am nächsten Abend treffen sich Brade, Stolle, Böhler, Vogel und Glubsch in der Töpfergasse. Stolle bittet Fritzsche, die Warenabgabe weiter zu führen, bis der neue Geschäftsführer sein Lokal in Ordnung hat. Als sie durchs Magazin gehen, streicht Fritzsche zärtlich über die vollen Säcke; er hält eine kleine Abschiedsrede an die Waage, die ihm so lange treu gedient hat. Frau Fritzsche bewirtet die Freunde. Während sie sich zusammensetzen, spricht Fritzsche von dem Branntwein, der samt dem Fäßchen, damals nach dem Verbot des Magistrats, aus dem Lokal entfernt wurde. Er geht in den Keller und findet nur das leere Tönnchen. Das ist eine arge Enttäuschung.

»Das Faß ist leer!« ruft er voll Zorn und tritt an die Böden und Dauben.

»Ja, es ist leer! Aber auf den Borden stehen Flaschen, verkorkt und versiegelt, – die kannst du nehmen!« ruft Frau Juliane herunter.

Sie müssen den Schnaps durch ein Sieb gießen, denn die Flaschen sind voller Stengel und Blätter. Sie trinken und verziehen die Gesichter. Frau Juliane lacht:

»Ich habe den Branntwein auf Kräuter gesetzt! Ihr habt zuerst den Wermut erwischt! Der ist zwar bitter, doch er stärkt den Magen und macht Appetit! Trinkt, Freunde! In einer andern Flasche steht der Schnaps auf Kalmuswurzeln, schmeckt ebenfalls bitter! Meerrettich heißt der dritte und er verscheucht die bösen Blähungen! Wollt ihr eine Herzstärkung, so geht nochmal hinunter und nehmt die letzten Flaschen: Wacholder und Anis! Trinkt und vergeßt die Sorgen!«

Sie trinken der Reihe nach von den bunten Schnäpsen, sie werden fröhlich und ausgelassen. Der Barbier Böhler singt sein Lied vom ausgedienten Soldaten; als er an die letzte Strophe kommt, legt er Fritzsche die Hand auf die Schulter und dirigiert mit der Pfeife in der Rechten:

»Und ist der Feldzug dann zu Ende,
Und der Soldat marschiert in sein Quartier,
Dann sieht er nichts, als Hunger und Elende,
Er hat kein Geld, kein Brot, nichts mehr!«

Nun singen alle den letzten Vers mit:

»Dann tut man den Soldat verfluchen.
Er soll sein Brot wohl auf dem Schlachtfeld suchen.
Ja, so ein Dank hat der Soldat,
Der für das Vaterland gestritten hat!«

Wagner kommt von Ossen und sagt, es würde noch bis August dauern, bis der neue Geschäftsführer sein Lokal in der Pfarrgasse eröffnen kann. Fritzsche hat nicht eher Ruhe, bis die Freunde die Inventur fertig haben. Es ist schon früher Morgen, ehe sie weggehen.

In den letzten Tagen des Juli kommen die Herren vom neuen Vorstand. Sie prüfen die Listen und vergleichen die Waren. Am 31. Juli ist Schluß: die Kolonialwaren werden eingepackt, in Kisten und Kasten verstaut, schon am frühen Morgen laden die Männer auf. Das kleine Straßenpublikum rennt hinter der Fuhre mit zur Pfarrgasse und fährt auf den leeren Wagen zurück. Da geschieht ein kleines Unglück: eine Korinthenkiste fällt und platzt; die Kinder stürzen über den süßen Inhalt hin, füllen die Taschen und erzählen es rund. Am Nachmittag ist die ganze Jugend versammelt. Am Abend steht das kleine Kindervolk vor dem Haus. Sie sehen zu, wie das große Schild abgenommen wird. Wie auf ein Kommando beginnen sie mit hellen Tönen ihr kleines Liedchen:

»Nun sitzt der August Fritzsche
In seiner leeren Klitsche,
Fort ist die Assion, –
das hat er nun davon!«

Fritzsche ist in den ersten Tagen seiner erzwungenen Muße richtig übermütig geworden. Frau Juliane freut sich, daß er seiner Arbeit nicht nachtrauert; doch bald muß sie einsehn, daß die Fröhlichkeit nicht echt ist. Eines Tages sagt er:

»Ich fang jetzt irgendwo anders an. Eilenburg ist nicht das ganze Deutschland. Ich geh nach Berlin, unter den Augen des Königs fang ich an, mitten unter Arbeitern. Oder wir ziehn zum Westen. Überall ist Hunger und Not. Was wir getan haben, war echt und gut, ist für das ganze Land gut. Gehn wir dahin, wo die Maschinen das Arbeitsvolk lebendig machen! Dort, wo das große Elend ist, ist auch Sehnsucht nach Besserem. Jetzt muß es durchgeführt werden. Jetzt muß der Staat eingreifen: er hat die Macht. Die Arbeitsarmee ist genau so wichtig wie die in der Kaserne. Damit das Vaterland sich großarbeiten kann, muß dem Arbeitssoldaten genau die Existenz gesichert sein wie dem Feldsoldaten. Erst, wenn der Kampf um das Allernotwendigste aufhört, dann kann der Arbeiter erst seine Arbeit für das Gemeinwohl tun!«

Frau Juliane stimmt ihm zu.

»Doch bedenk, wir haben nicht bloß kein Geld, sondern auch noch die Hypothek stehn: 400 Taler!«

Entgeistert, als hätt' er nichts davon gewußt, stiert Fritzsche sie an.

»Die Eintragung! Ach ja! Nein, dann können wir nichts machen!«

Wagner geht nun nicht mehr am Mittag zu Fritzsche, sondern zu Ossen, der ihn überaus freundlich empfängt.

»Lieber Wagner!« sagt er einmal, »warum tust du so, als wenn wir uns erst heute kennengelernt hätten? Wir sind doch beide aus Hainichen, waren zusammen in der Schule, haben zusammen gegen die Zscherpliner an der alten Ziegelei Krieg geführt und erst unsre Heirat brachte uns auseinander. Jetzt bringt uns die Genossenschaft wieder zusammen. Wir zwei sind sogar der ganze Vorstand. Wir sollten Freunde sein! Der frühere Vorstand hat sich mit Bäcker und Bauer, mit Küper und Krämer, mit ganz Eilenburg verfeindet! Die Feindschaft kommt von den niedrigen Preisen, die Fritzsche eingeführt hat. Wir müssen die Preise heraufsetzen! Sonst kommen wir nicht durch. Die Händlerschaft hat nun mal kein anderes Ziel, als unsre Genossenschaft und mit ihr die niedrigen Preise auszurotten. Es gibt nur ein Mittel, mit Eilenburg im Frieden zu leben, und das ist: angemessene, erhöhte Lebensmittelpreise!«

Wagner ist im ersten Augenblick verblüfft, – dann sagt er:

»Gut! Erhöhen wir die Preise; doch dann zahlen wir das zuviel abgenommene Geld vierteljährlich wieder zurück.«

Ossen blättert unausgesetzt in seinen Listen. Wagner nimmt ihm die Listen fort und sagt hart:

»Meine Freunde, nicht bloß die vom Vorstand sagen, daß du mit Hilfe der von den Händlern beeinflußten Mitglieder gewählt bist.«

»Wagner!« Ossens Faust saust auf den Tisch: »Mißtraust du mir so?«

»Lieber Ossen, es liegt an dir, dies Mißtrauen verschwinden zu lassen! Es würde mich freuen, wenn es dir gelingt. Das mit den anständigen Preisen, – das heißt doch höhere, – hat Fritzsche auch schon vorgeschlagen. Er wollte jedem Mitglied ein Büchlein geben, in das jede Warenentnahme mit Tag und Datum eingetragen wird. Umständlich, aber gerecht; denn Fritzsche wollte, daß jedem Mitglied nach der Höhe seiner Entnahme das Zuvielgezahlte am Ende des Quartals zurückvergütet wird. Bis jetzt ist es so, daß jeder, gleichgültig, ob er viel oder wenig, für 10 Silbergroschen oder 10 Taler, eingeholt hat, den gleichen Anteil bekommt, – das ist ungerecht! Außerdem hält es die Mitglieder ab, alle Bedürfnisse bei uns zu decken. Wenn wir es so machen, wie Fritzsche es wollte, bekommen wir zuerst etwas wie einen gerechten Handel in Deutschland. Sag, Ossen! Ist so was dagewesen, solang die Welt besteht? Handel hieß doch immer: ›Nimm, was du kriegen kannst!‹ Habe ich recht oder nicht?«

Ossen hebt langsam die Augen zu Wagner und sagt:

»Damit verurteilst du auch uns Handwerker. Denn, auch wir handeln mit der Ware sowohl, wie mit der Arbeit. Wenn du mich und uns beschimpfen willst, kann ich mit dir nicht zusammenarbeiten. Mich dünkt, wir reden jetzt etwas weniger von der Gerechtigkeit und etwas mehr von den anständigen Preisen. Wir müssen die Preise erhöhen, damit sie gerecht werden. Denn, das ist kein gerechter Preis, der den ganzen Händlerstand bankrott macht. Die ungerechten Preise sind doch nur auf unserer Seite!«

Wagner hat schon die Hand an die Klinke gelegt und will gehen. Ossen stürzt hinter ihm her und sagt schnell:

»Aber, Wagner, mir war es doch bloß um den Frieden zu tun! Ich bin als Schneidermeister auch gegen den Handel. Es gibt ja jetzt Kleiderhändler, die lassen von ganz verarmten Teufeln, die nicht einmal das Geld zum Gesellenstück haben, nach der neuesten Fasson Anzüge zusammenpfuschen. In Leipzig sind schon die Preise für Meisterarbeit über die Hälfte herunter, alles Volk kauft in den Kleidermagazinen: Fertig für jedermann, wie Würste und Schinken, hängen die Anzüge an einer Stange. Hast du noch nichts davon gehört?«

»Nein! Ich war lange nicht da!« sagt Wagner.

»Brauchst auch nicht hin!« eifert Ossen, »in Eilenburg will der Kanitzky auch so eine Mordbude einrichten!«

»Warum sagst du Mordbude?« fragt Wagner.

»Ein einziger Kleiderhändler verkauft mehr, als zehn Meister arbeiten können! Die Handwerksmeister und Gesellen können Handelsware fabrizieren, im Akkord, wie wie ...«

»Wie gewöhnliche Arbeiter, von denen es hier Tausende gibt!« sagt Wagner.

»Also, verstehst du, Wagner, unter diesen Umständen kann ich den Handel nicht schätzen und schützen, sondern nur –«

»Bekämpfen!« entgegnet ihm Wagner, »wirklich, das solltest du tun! Aber, du hast zu viel Angst vor deinen ehemaligen Freunden und dann hoffst du noch immer, daß es mit den Genossenschaften nichts wird! Denn du glaubst, in ihnen die großen Verderber eures Standes zu sehn, – eure Verderber aber sind nicht die Genossenschaften, sondern der Handel! Ich hoffe, daß du das begreifst! Adieu!«

Als Wagner eines Sonntags mittags vom Kirchgang kommt, hört er schon an der Tür den Namen Ossen; er tritt ein und findet diesen mit seinem Schwager, dem Schuster aus Delitzsch. Wagner setzt sich zu ihnen. Ossen tut, als könne er die Rückvergütung nach dem Umsatz nicht begreifen. In Wagners Gegenwart kann er sich nicht länger dümmer stellen, als er ist. Jetzt weicht er seinem Schwager so aus:

»Ja! Ihr Schuster habt es gut! Ihr habt in Delitzsch die Rückvergütung gleich eingeführt! Wenn ich das so Knall und Fall in Eilenburg tue, reize ich nur die Bürgerschaft zum größten Widerstand gegen uns auf! Es ist bestimmt nicht im Interesse der Mitglieder. Du und auch Wagner können sich nicht vorstellen, wie erbost ganz Eilenburg auf die Genossenschaft ist: sie hat die Bürgerschaft in zwei Teile gespalten: Händler gegen Arbeiter! Schließlich kommt es noch zu Mord und Todschlag!«

Wagner sagt ärgerlich:

»Mord und Totschlag gehören nicht zur Praxis einer Genossenschaft.«

Auch der Schwager ist aufgeregt:

»Du scheinst deine Feinde besser zu kennen, wie unsre Freunde! Glaubst du wirklich, daß sie den Polizeisäbel selbst in die Hand nehmen?« Als Ossen nun radikal gegen den Handel redet, sieht sein Schwager plötzlich auf und sagt:

»Du bist ein Komödiant! Seit gestern abend läßt du mich über die Rückvergütung reden, tatest so, als verständest du sie nicht. Als Herr Wagner kommt, tust du, als wenn du schon lange darum wüßtest! Du willst mich verdummteufeln! Ich gehe! Mein Kollege Stolle hat mich zum Mittagessen eingeladen! Adieu, Schwager!«

Auch Ossen ist aufgestanden.

»Da fällt mir ein, ich habe Dora versprochen, zeitig zum Essen zu sein, ich kann ja gleich mitgehen! Auf Wiedersehen, Wagner, du kommst doch morgen, die neuen Listen einzusehen?«

Wagner bringt sie bis an die Tür und sieht ihnen nach. Langsam kommt er zurück zu seiner Frau.

»Nun, Lina, wer ist dir lieber von den beiden, – der dumme Schuster oder der kluge Schneider?«

Frau Lina eifert drauflos:

»Solch einen Anzug müßtest du haben! Und wenn du nicht in deinen Ansprüchen an die Genossenschaft so bescheiden wärst, so könntest du ihn dir gut leisten! Du bekommst für zwei Posten bloß ein Geld, für die doppelte Arbeit nur eine Entschädigung! Dem Ossen, wett ich, geht nichts ab. Der wahrt seinen Vorteil! Du bist und bleibst der Dumme!«

»Aber, liebe Frau, ich hab dich nicht nach seinem Anzug gefragt, ich meine: hat der Schuster aus Delitzsch nicht ehrliche Augen?«

»Selbstverständlich!« sagt Frau Wagner, »weil er vom Lande kommt; dafür ist sein Anzug so komisch. Was für ein feiner Kerl ist gegen ihn der Ossen! Ja, Kleider machen Leute!«

»Dann wär ich ja besser auch Schneider geworden! Pfarrer wollt ich werden! Als Rechtsverdreher muß ich mein Brot verdienen. Irgendwo muß man doch seine Gesinnung und sein gutes Gewissen zeigen dürfen!«

»Ha, ein schöner Anzug, neumodisch, macht mehr Effekt! Darüber unterhalten sich die Leute in der Öffentlichkeit. Du bist von Natur ein feiner Kerl, darum müßtest du auch einen feinen Anzug haben! Und mit dem Gewissen, da ist es wie mit den Unterkleidern. Da schaut nur die Waschfrau hin! Das wett ich doch, dem Schneider wird es immer gut gehen, besser als dem armen Fritzsche, der auch seinen Kopf für die armen Leute ins Loch gesteckt hat!«

»Soll ich nun auf seiten Fritzsches oder Ossens stehen?« fragt Wagner.

»Freunde sind Männersachen! Kleider sind Frauensachen! Fritzsche geht dich an!« sagt Frau Lina und deckt den Tisch.

Am 1. September rechnet Wagner den Anteil aus, den Ossen als Geschäftsführer bekommt. Im Quittungsbuch sieht er den ungelenk geschriebenen Namen Fritzsches, der bisher den Anteil bekam. Wagner denkt zum ersten Male über die Geldverhältnisse seines Freundes Fritzsche nach. Seit zwei Monaten hat er kein Einkommen mehr! Hat er einen Kredit aufgenommen? Sein Herz bekommt einen Stoß, daß es für einen Augenblick stillesteht. Er, Ossen, Vogel und Rudolph, sie alle haben im Trubel der Ereignisse vergessen, den Antrag wegen der Löschung von Fritzsches Kaution einzubringen. Diesen Antrag muß er, der Schriftführer, ja stellen, das hat er bis jetzt versäumt. Zu Haus angekommen, holt er noch vor dem Essen die Papiere heraus, liest nach und findet in dem Vertrag eine Klausel, an die er nicht mehr gedacht hat:

»Nach Vereinbarung soll der jedesmalige Vorsteher berechtigt sein, die Löschung zu bewirken, wenn zuvor der Magistrat attestiert, daß nach eingezogener Erkundigung der Herr N. N. Vorsteher ist.«

Also er, Wagner, und nicht mehr Vogel, ist der Vorsteher; also er, Wagner allein, kann und muß die Löschung bewirken. Sofort nach dem Essen schreibt Wagner den Antrag, nimmt die Papiere und geht zum Magistrat. Er ist der Hoffnung, daß er die Bescheinigung gleich mitnehmen kann. Der anwesende Polizeikommissar war ja bei seiner Wahl zugegen und er muß Herrn Wagner bestätigen, daß er in der Generalversammlung nicht geschlafen, sondern die Ohren gespitzt hat. Da kann es ihm nicht entgangen sein, daß Wagner gewählt worden ist und an Vogels Stelle getreten. Trotzdem bekommt er die Bescheinigung nicht.

Mißmutig geht er zu Fritzsche. Sie beschließen, gleich noch einen zweiten Antrag, diesmal von Fritzsche aus, zu stellen. Sofort setzt Wagner das Schriftstück auf und gibt es Fritzsche zur Unterschrift.

Wagner hat keine Ruhe mehr, er muß dem Freunde Geld besorgen, wenigstens einen Vorschuß auf die eingetragene Kaution. Darum geht er, ohne Fritzsche erst lange Bescheid zu sagen, zu Herrn Bürmann, dem Vorsitzenden des Darlehenskassenvereins und erzählt ihm die Sache mit dem Attest. Er bittet für Fritzsche um Darlehen von vorläufig 100 Talern, bis die Löschung der Kautionshypothek getätigt sei. Herr Bürmann kann natürlich nicht allein bestimmen, er muß erst den Vorstand fragen. Kaum ist Wagner von Bürmann zurück bringt ihm der Magistratsbote schon die Antwort auf seinen Brief. Sollte das schon das Attest sein?

In kurzen Worten fordert Herr Brunner ihn auf, dem Magistrat das Dokument zu senden, aus dem die Wahl hervorgeht. Gleich holt Wagner seine Akten heraus. Er nimmt das Wahlprotokoll. Richtig, hier steht es schwarz auf weiß: Einstimmiger Beschluß der Versammlung! Er schreibt das Protokoll erst einmal ab. Wenn er das Original hingibt, wird er es im Leben nicht mehr wiedersehen. Gibt er die Abschrift, so wird sie als nicht genügend verworfen. Also gibt er beides und bittet Herrn Hanisch, die Abschrift zu stempeln. Damit schickt er den Lehrjungen zum Magistrat.

Zu seinem großen Erstaunen kommt dieser gleich mit der Antwort zurück, – Wagner muß es zweimal lesen, was der Bürgermeister ihm mitteilt: der Magistrat erklärt sich für nicht kompetent und verweist auf ein ordentliches Gericht. Mit dieser Antwort geht Wagner gleich zu Fritzsche, wirft ihm den Brief auf den Tisch und sagt verbittert:

»Da, seht mal, wie feige sich der Bürgermeister an der Entscheidung vorbeidrückt!« Fritzsche liest den Bescheid, schüttelt den Kopf:

»Verdammt! Herr Brunner will sich rächen! Er weiß, wenn ich keine neue Hypothek bekomme, kann ich die Buchbinderei nicht mehr aufnehmen! Wenn es nach ihm geht, soll ich die ganze Genossenschaft verklagen oder auf die 400 Taler verzichten. Pah! Er ist ja Herr Bürgermeister, der jeden Monat sein festes Einkommen hat! Das ist kein Recht, das ist Rache! Er weiß, daß ich ohne Kapital nichts anfangen kann!«

»Ruhig, langsam!« unterbricht ihn Wagner. »So leicht geb ich die Sache nicht verloren. Die Hypothek muß gelöscht werden. Und da es keinen andern Weg gibt, müßt Ihr die Genossenschaft verklagen!«

»Ich? Einen Prozeß gegen euch bei Gericht machen? Das ist ja zum Lachen! Ich die Genossenschaft verklagen! Ich? Mit Advokaten bei diesen Rechtsverdrehern Gerechtigkeit suchen? So verrückt bin ich denn doch nicht!«

»Aber, Fritzsche, Ihr müßt nicht alles gleich auf die Spitze treiben! Das Gesetz und dessen berufene Vertretung: das Gericht muß Euch beistehen!«

Da springt Fritzsche auf, ballt beide Fäuste vor Wagners Gesicht und schreit:

»Muß! Tut es aber nicht! Ich bin doch ein Störenfried und ein Schädling! Wer den Handel schädigt, ist ein Landesverräter! Den König darf man absetzen, aber den Handel nicht!«

»Lieber Fritzsche! Da seht Ihr zu schwarz. Vielleicht weiß Herr Brunner gar nicht, wie wichtig Euch diese Hypothek ist! Ich will einmal zu ihm gehen und mit ihm deutsch reden! Der Brunner ist doch kein Unmensch.

Fritzsche lacht höhnisch:

»Herr Brunner nicht, nein! Sie sind überhaupt alle so gute Menschen! Warum denn diese verfluchte Schweinerei! Übrigens habt Ihr Recht: man müßte den Brunner in einem Brief ganz persönlich um das Attest bitten. Ich will ihm, – und das ist das letzte, – einen anständigen Brief schreiben! Ha! Einen Bettelbrief!«

»Ich will Euch den Brief aufsetzen«, sagt Wagner, ehe er geht.

»Nein, ich mach es selbst heut noch! Wenn Ihr mir einen Gefallen tun wollt, so hört Euch bei Bürmann nochmal wegen des Darlehns um!«

Als Wagner gegangen ist, geht Fritzsche zu seiner Frau in die Küche. Sie fragt ihn gleich:

»Hattest du mit Herrn Wagner Streit?«

»Nein, Wagner kann nichts dafür! Die verdammten Rechtsverdreher haben mir die Hypothek so fest auf das Haus geschrieben, daß selbst Blücher mit einem Regiment Husaren sie nicht mehr herunterreitet. Da müßte der Alte Fritz schon mit dem Krückstock dreinschlagen!«

Frau Juliane geht, denn sie hört in der Küche ihr Kindchen weinen. Fritzsche setzt sich in die Stube und schreibt. Er arbeitet bis in die Nacht an diesem schwierigen Schriftstück. Am liebsten möchte er mit Stuhlbeinen und Ochsenziemern seine Meinung den Herrschaften auf die Leiber hauen; doch, er darf nicht auftrumpfen, noch dem Magistrat den leisesten Vorwurf machen. Er schreibt sich in eine versöhnliche Stimmung hinein. Die Frau wartet mit dem Abendessen. Als er fertig ist, geht er zu ihr in die Küche. Während des Essens denkt er immer an einen neuen Weg zu einem andern Kapital. Er sagt es zu seiner Frau und beschließt die Gedanken so:

»Wir werden die 400 Taler Kaution als Hypothek wohl niemals herunterbekommen. Die Gesetze sind alt, die Genossenschaft ist neu. Da stehen Magistrat, Kreisgericht, Katasteramt und ich, alter Esel, wir alle, vor einer neuen Tür, zu der es keinen Schlüssel gibt. Jeder hat Angst vor dem andern! Und eh sie das Rechte ausgemacht haben, leben wir alle nicht mehr! Wenn Herr Brunner es nicht ohne Gericht tut, so gibt es kein Geld und ohne Kapital ist es auch mit der Buchbinderei nichts mehr.«

»Lieber August!« sagt Frau Juliane, »wir haben bisher gegessen, wir werden auch fürderhin essen. Mache du dir nur keine Sorgen. Ich werde dich und die Kinder schon satt kriegen! Laß uns in unserer kleinen Familie treu zusammen halten!«


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