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XXIX.
Klara an Klairant.

Deinen Zettel durch den ausgewechselten Gefangenen Seite 126. habe ich richtig bekommen; aber sonst nicht eine Zeile. Adressire nicht mehr etwas für mich an das Bureau François, es hat aufgehört, seitdem Preußische Truppen hier liegen. Ach, Klairant, ich wäre hundertmal vor Unruhe und Sorge um dich gestorben, wenn wir nicht aus Pillon Nachrichten erhalten hätten, die auch deiner, als des Wärters an dem Sterbebette deines Oheims, erwähnten. Mein Brief ist also richtig angekommen, Klairant. Ich danke dir, mein treuer Geliebter, daß du meine Bitte erfüllt hast und wieder nach Chatillon gegangen bist.

Jezt, da ich dich ausser Gefahr weiß, les' ich deinen Brief noch hundertmal, und dein Heldenmuth gefällt mir wohl. Jezt wollte ich, du wärest aus zehn Schlachten als Sieger zurükgekehrt. Sieh, nun trete ich muthig an den Weg, den du mit deinen Waffenbrüdern aus der Schlacht zurükkommst, jauchze dir entgegen, und bringe dir den Lorbeer für deine Stirn; sogar eine kleine, schmerzlose Wunde kann ich ertragen. Ich seze mich zu dir, wische dir das Blut ab, verbinde dich, und lasse mir dabei deine Thaten erzählen. Gott Lob! liebster Klairant, daß du wieder in Chatillon bist. Sieh, jezt danke ich dir, daß du Soldat wurdest, weil du deine Klara liebtest. Ich lese jezt meiner Freundin, unsrer Wirthin, die Stellen vor, aus denen dein Muth, deine Tapferkeit so bestimmt hervorleuchtet; und du solltest nur sehen, wie stolz ich dabei bin. Ich habe ihr noch nicht gesagt, daß du schon wieder in Chatillon bist, und lasse mich auch nichts davon merken. Da bewundert sie denn meinen Muth und meine Standhaftigkeit. Alle die Stellen, bei denen ich sonst vor Angst bleich wurde, bei denen ich sonst zitterte, daß ich den Brief nicht halten konnte – alle die Stellen les ich ihr jezt mit lauter, fester Stimme vor.

Aber sie darf nur einmal sagen: »wenn er nun bliebe!« dann wird mir, ob ich dich gleich in Sicherheit weiß, doch so bange, daß ich gern die Wahrheit gestände, wenn ich mich nicht schämte. Ich halte es dann für Vermessenheit, mich so muthig zu stellen; ich bin abergläubisch furchtsam, und werde ihr am Ende noch gestehen, daß du in Sicherheit bist.

La Fayette'n, Klairant, habe ich jezt wieder ein wenig lieb, ob man ihn gleich hier noch mehr haßt, als Petion, Robespierre, Marat, und alle Andern. »Er wäre der rechte Mann,« sagte mein Vater neulich, »unser Unglük, unsere Erniedrigung ewig zu machen.« Ueberall höre ich seltsame Urtheile. Man läugnet nicht, man behauptet sogar, la Fayette habe den König retten wollen; und gerade das scheint den Haß gegen ihn noch stärker zu entflammen. Neulich sagte ein Emigrirter: »noch einige Marats, und wir siegen!«

La Fayette soll etwas Einnehmendes in seinem Wesen haben. Jezt kann ich ihn mir denken, mit welcher Miene er dich anhörte, mit welchem Tone er dir antwortete. Und doch, Klairant, bin ich nicht unzufrieden damit, daß er nicht der Schuzengel unserer Liebe seyn kann. Habe auch ich noch Haß gegen ihn in meiner Seele? oder will ich unser Glük nur dir, nicht gern einem Fremden, danken? Ich weiß es nicht.

Die Beschreibung deiner kleinen Wirthschaft im Felde macht mir jezt viele Freude. Anfangs hat sie mir manche Thräne gekostet; jezt aber möchte ich um vieles nicht, daß du sie nicht geführt hättest. Nun weißt du doch, wie leicht es ist, sein Leben zu erhalten. Und brauchen wir jemals mehr? – Ich zeichne jezt wieder: dich in der Hütte im Walde, an der Tonne, auf der du an mich schreibst. O, ich arbeite mit rechter Freude daran, und ganze Tage. Da stüzest du den Kopf mit der einen Hand, hältst in der andern mein Bild, und hast die Augen in die Wolken gerichtet; an der Hütte steht deine Flinte, die mir so viele Angst gemacht hat. Mein Lehrer findet die Zeichnung gut.

Dein Billet, Klairant, ist in einer melancholischen Stimmung geschrieben. Mir gefällt der Verdruß darin gar nicht; denn ich sehe es ihm zu deutlich an, daß nicht die Trennung von mir, sondern die Bosheiten in Paris seine Quelle sind. Lieber Klairant, habe ich einen andern Kummer, als den, daß ich nicht bei dir bin? Ich lebe nur in dir; du aber, Klairant, theilst dich zwischen deine Geliebte und dein Vaterland: und es ist noch die Frage, wer von uns beiden deinen Blik öfter auf sich zieht! Denn, läugne es nur nicht, in das Gedränge der Ehrgeizigen, welche dir die Freiheit raubten, stössest du mich nur so von ungefähr mit hinein, um über Beide mit Einer Stimme klagen zu können. Da klagst du, daß man dir deine Geliebte verweigert, drohest, mit einem Sprunge deine Hoffnungen über das Grab hin zu retten, und nun fährst du fort – man denkt wie du nun deine Klara in den Gefilden der Ewigkeit wiedersehen wirst; nein, du fährst fort: »was ist denn die Freiheit, um die sie streiten?« Sollte man nicht glauben, daß du den Sprung eigentlich der Freiheit wegen wagen willst, und daß du mich nur so mitnimmst, weil man sich gern doppelt versorgt? – Dann size ich da wieder am Throne eines Bassa. Was hab' ich denn mit der Freiheit zu schaffen! und immer nur als die zweite Figur im Gemälde! Ich will mehr seyn, als das.

Das Ende hat mir gefallen, lieber Klairant. O, ich weiß sogleich, was für mich ist. Mein Herz schlägt dann so sanft, wenn ich lese, und mein Auge lächelt mit solchen lieblichen Empfindungen in den Thränen, die das Entzüken hervordrängt. – Da bin ich es einmal ganz, und allein; das versteh' ich. Ich begegne dir, wie eine Patriarchentochter, an einem Brunnen, den zwei Linden beschatten, führe dich von da in meines Vaters Hütte, werde deine Gattin, und wir wohnen unter dem Laubdache schöner Bäume, ein Paar glükliche Menschen. Sieh, da hast du an mich allein gedacht, Klairant. Ja, wie glüklich wollt' ich seyn, wenn wir so gelebt hätten, oder, besser, noch so leben könnten! Diese Vorstellung hast du aus meiner Seele gestohlen.

Ach, ich überlasse mich so gern dem Zuge dieser reizenden unschuldigen Vorstellungen, mag mir so gern einbilden, daß es so sei; aber der fürchterliche Anblik des Krieges, der sich täglich stärker vor meine Blike drängt, wekt mich immer aus diesen Träumen. Ich stand am Fenster, als die ersten Preußischen Regimenter über den Rhein kamen. Das ganze jenseitige Ufer war mit Menschen und Pferden bedekt. Die blizenden Waffen, das Lärmen der Musik, das Trommeln und die furchtbare, lautlose Ordnung der Regimenter wirkten mächtig auf mein Herz. Als sie einmarschirten, bewunderte unsere Herren den militärischen Geist der Preußen. Mir schien es furchtbar und schreklich, dieses starre Leben, diese einförmige Bewegung der großen Maschine. – So kamen nach und nach die viele Tausende von Preußen über den Rhein, und bezogen nicht weit von der Stadt ein Lager.

Wir haben es besehen, Klairant. Der Anblik ist herrlich: die langen Reihen von Zelten, und dazwischen, dahinter, davor, das bunte Gewimmel der Menschen in den seltsamsten Gruppen und Stellungen. Wahrlich, ich beneidete die Männer um dieses Leben der Natur. Freilich, wenn ich meine Blike wieder ganz vorn hinwarf, und die Menge von tödtlichen Waffen, von aufgepflanzten Kanonen sah: dann vergieng die Freude, welche der Anblik dieser wandelnden Stadt mir machte. Und dieses Heer zieht nach Frankreich, gegen meine Mitbürger, gegen Klairant! – Es ist Musterung gewesen. Ich sollte mit hinfahren, und schlug es aus. Nachher bereuete ich es doch, denn mein Vater und mein Bruder konnten nicht aufhören, von der Schönheit dieser Truppen zu reden, welche sogar die besten Französischen übertreffen sollen. Indeß so sehr man auch mit den Truppen zufrieden ist, so ist man es doch nicht ganz mit ihren Officieren. Es herrscht, sagt mir meine Mutter, zwischen ihnen und unsern Herren eine Kälte, die, bei der jezigen genauen Verbindung zwischen beiden, unerklärbar ist. Ich habe nur Einen Preußischen Officier einige Stunden bei dem hiesigen Gouverneur, General W**, wo wir zu Mittage aßen, gesehen. Ein artiger Mann, der sehr zurükhaltend, still, nicht vorlaut war. Man macht ihnen allen das zum Vorwurf, und schreibt es einer Nationalträgheit oder dem Phlegma zu. Ich kann nicht darüber urtheilen. Den, welchen ich sah, kleidete es wie Bescheidenheit; doch diese Tugend ist unsern jungen Herren abscheulich Mais cette vertu est la bête d'aversion des nos muscadins.. Mein Vater hat Erlaubniß bekommen, in Koblenz wohnen zu bleiben; die meisten andren Familien haben die Stadt verlassen. Ich sehe das nicht ungern, lieber Klairant. Mein Vater stand in Verbindungen, die sehr kostbar waren, für unsern Zustand vielleicht zu kostbar. Man wollte aus falscher Scham nicht gestehen, daß man arm geworden, und daß man für die Zukunft besorgt sei. So haben sich hier schon viele Familien zu Grunde gerichtet. Die Gräfin B*** machte Anfangs einen übermässigen Aufwand, und jezt lebt sie mit ihrer Familie von dem Verkauf ihrer Kleider. So geht es den Meisten. Jeder fängt an die Last eines mehrjährigen Lebens in der Fremde zu fühlen, und zumal hier, wo es so theuer ist, wie selbst nicht in Paris, ohne daß man, wie dort, den Vortheil hat, sich mit Ehren zurükziehen zu können l'avantage d'une rétraite honorable.. Alles wohnt in dem Kreise einer halben Stunde beisammen, und jeder bewacht den andern. Eine Schüssel, ein Ring, ein Domestik weniger; und die ganze Stadt weiß es. Daher geht der Aufwand fort, bis eine ganze Familie auf einmal in den Abgrund der Armuth versunken ist.

Du kannst leicht denken, mit welcher Liebe und welchem Zutrauen man die braven Truppen betrachtet, die das gefährliche Spiel gewinnen sollen. O, Klairant, ich zittre, wenn ich nur einmal ganz von weitem denke, daß es mißlingen könnte; und nach deinen Briefen scheinst du das nicht nur für möglich, sondern für wahrscheinlich zu halten. Klairant, was würde selbst aus uns werden, wenn es mißlänge! Ach, ich fürchte, auch wir haben unsre Hoffnungen mit auf das Kartenblatt gesezt, auf dem die Hoffnung aller Emigrirten steht!

Ich mag mich an nichts erinnern, mag nichts zusammen reimen, gehe den Gedanken an den Zustand meiner Eltern aus dem Wege, wenn sie sich mir aufdrängen, denn ich zittre dabei vor Angst. Neulich trat ich durch die Schlafstube von hinten leise in das Kabinet, das an unser Zimmer stößt. Ich sezte mich, und zeichnete ein wenig. Ein halblautes Gespräch meiner Eltern machte mich aufmerksam. Nein, nimmermehr! sagte mein Vater in ausserordentlicher Bewegung: lieber will ich ... – Meine Mutter fiel ein: »nun denn; ich kannte deine Delikatesse. Es ist geschehen; er ist verkauft!« – Wie? verkauft? ist es möglich? – »Sind nicht,« sagte meine Mutter (erinnere dich ihrer rührenden Stimme, wenn sie einem etwas Angenehmes sagen will) – »sind mir nicht diese beiden Thränen der Dankbarkeit in den Augen meines geliebten Mannes mehr werth, als alle Steine der Welt? Soll ich nicht lieber wollen, daß mein Sohn glüklich lebt, als einen unnüzen Schmuk alle Jahr einmal tragen?« – O Gott! rief mein Vater. Ich blikte, weil ich ein Geräusch hörte, durch die halboffne Thür. Mein Vater sank vor meiner Mutter auf die Kniee, und sie in seine Arme. Der Anblik war zu heilig. Mein ehrwürdiger Vater auf den Knieen! das konnte ich nicht sehen. Ich eilte zum Kabinet hinaus, durch das Schlafzimmer, und verbarg mich in einen Winkel des Gartenhauses. Seit diesem Augenblike bin ich nun so sparsam, so vorsichtig! Ich gebrauche tausend kleine Kunstgriffe, um ein leinenes oder baumwollenes Kleid den ganzen Tag über anzubehalten, weil ich die seidenen schonen will. Meine Mutter betrachte ich seitdem mit noch grösserer Ehrfurcht. Sie verkauft heimlich ihren Schmuk, um ihrem Manne eine bittere Stunde zu ersparen. Klairant, welche Eltern hab' ich! O, wie unaussprechlich glüklich würde ich seyn, wenn mein Vater mir und dir erlaubte, für ihn zu arbeiten! Wie gern wollt ich, um ihn zu ernähren, mir den Schlaf entziehen, wie gern Tagelang selbst deinen Anblik! Wie glüklich könnt' ich seyn, wenn mein Vater wüßte, was Liebe ist!

Ach, Klairant, das weiß er nicht. Seltsam: er ist ein gütiger Herr, ein Mann von Ehre, ein sanfter, mitleidiger Vater, ein zärtlicher Gatte, ein treuer Freund, ein guter Unterthan, ein anständiger Gesellschafter; aber – wie soll ich mich ausdrüken? – alles nur in gewisser Rüksicht. Die Ehre, das Verhältniß seines Standes, gilt ihm für einen Grundsaz. Er ist alles, was man von ihm verlangen kann; nur kein Mensch. Oft, wenn man ihn handeln sieht, sollte man glauben, sein Herz sei von Empfindung ergriffen. Er unterstüzt einen Armen mit Thätigkeit, mit zuvorkommender Feinheit; er hört das langweiligste, ja, das ekelhafteste Detail von einem Unglüklichen an, tröstet ihn, und hilft ihm mit Rath, mit Geld, mit seinem Ansehen. Man denkt, er wird, wenn der Arme weggeht, nicht aufhören davon zu reden; aber nein: nicht Mitleiden hat ihm die Hülfe abgelokt; sein Herz ist kalt geblieben. »Ich war es meinem Stande schuldig, ihm zu helfen!« sagt er ganz kalt. Ach, wenn ich diese Seite an dem Charakter meines Vaters bedenke, so gebe ich alle Hofnung auf, daß er je in unsere Verbindung einwilligen wird. Ich schwärme mit meiner Einbildungskraft in der ganzen Natur umher; suche die seltsamsten Begebenheiten aus, reihe sie zusammen, und frage mich: ob nicht Eine meinen Vater vermögen könnte, dir meine Hand zu geben. Doch ich finde keine. Rette meinem Bruder, rette mir, rette ihm selbst das Leben: er theilt sein Vermögen mit dir, verwendet seinen ganzen Einfluß für dich; er wird nie glauben, dankbar genug gewesen zu seyn: aber die Hand seiner Tochter? Unmöglich! – Höre ein Gespräch zwischen ihm und dem Parlamentsrathe, seinem Freunde, über die Aufhebung der Nonnenklöster. Ich saß, als es gehalten wurde, im Kabinet, und wurde nicht bemerkt.

»Sezen Sie den Fall,« sagte mein Vater, »ich hätte eine Tochter, deren Hand niemand verlangte?«

Niemand? Sie sezen da einen sonderbaren Fall, Herr Vicomte. Ein Mädchen wird immer einen Mann finden, dem sie, und der ihr gefällt, wenn nur die Eltern nicht zu viel verlangen.

»Ich verlange nichts, als einen ehrlichen Mann von meinem Stande. Und wenn sich der nicht findet?«

Nun so findet sich ein Mann, dessen Bedienung ...

»Nein; die Bedienung würde meine Enkel nicht adeln. Für diesen Fall, sage ich, sind Klöster nöthig.«

Und Sie wollten Ihre Tochter lieber in ein freudenloses Kloster vergraben, als ...

»Was kann ich machen? Bin ich allmächtig? Ich sorge für sie, wie ein Mann von Ehre.«

Und wenn Ihre Tochter liebte; wenn Sie voraussehen könnten, daß sie unglüklich seyn würde ...

»Kann ich es ändern? Ich sehe, daß meine Tochter krank ist, und gebrauche die gehörigen Mittel, bezahle den Arzt. Wird sie dadurch nicht geheilt, so ist es ein Unglük, aber nicht meine Schuld.«

Sonderbar! Sie können ja Ihre Tochter dem Manne geben, den sie liebt.

»Ich sage Ihnen: nein; das kann ich nicht, Es ist mir eben so unmöglich, als sie vom Tode zu retten, wenn die Krankheit ihren Körper zerstört hat. Ich würde ihr Unglük bedauern; aber sie müßte den Schleier nehmen, wenn nicht ein Mann von meinem Range sich um ihre Hand bewürbe. Einen dritten Fall giebt es nicht.«

So wurde das Gespräch eine Zeitlang fortgesezt. Meine Mutter, die meine Liebe im Sinne zu haben schien, mischte sich hinein; aber es half nichts. Mein Vater blieb ganz kalt und fest bei der Versicherung, daß er nie seine Einwilligung zu meinem Glüke geben würde. Sieh, Klairant, das sind unsre Hoffnungen! Das Gespräch machte mich zwar traurig; aber doch behielt eine bittere Empfindung in meiner Seele die Oberhand. Nun denn, sagte ich leise vor mir: wenn Ihre Tochter Ihnen nicht mehr ist, so mag sie noch weniger seyn! Ich will aufhören Ihren Namen zu führen, und nie mehr soll der Name du Plessis über meines Lippen kommen. Wenn Jemand mich fragt; wer war dein Vater? so will ich antworten: ich habe nie einen gehabt. Oder ich will sagen: er war ein ganz geringer Mann in Frankreich; ein Hirt, ein Tagelöhner. Ich will aufhören meines Vaters Tochter zu seyn, damit ich nicht länger unglüklich zu seyn brauche. Ja, ich rechne mit meinem Vater ab. Ich will ihm den Namen zurükgeben, der ihn so stolz macht, und an den mein Unglük gebunden ist. Klairant, von jezt an bin ich ganz dein. Meiner Mutter eine Thräne des Abschieds, so bald du kommst; und dann eile ich ohne Unruhe in deine Arme. Jezt muß selbst das zarteste Gewissen meine Vertheidigung übernehmen, und sagen: sie that recht! Unsere Rechnung ist abgethan, so bald ich seinen Namen nicht mehr habe; und so unterschreibe ich mich zum erstenmal, und nun mein ganzes Leben hindurch, Klara Klairant.

 

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