George Kennan
Zeltleben in Sibirien
George Kennan

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10. Kapitel.

Für eine indolente Natur ist es etwas außerordentlich Anziehendes, in einem Boote dahinzugleiten. Man genießt ohne die geringste Anstrengung die mannigfaltigste Abwechselung von Ereignissen und landschaftlichen Schönheiten. Ich glaube, es ist Gray, der gesagt hat, sein Begriff von Paradies sei: »Auf dem Sofa zu liegen und Romane von Marivaux und Crébillon zu lesen.« Hätte der Verfasser der Elegie sich auf dem offnen, mit frischem Heu und duftenden Blumen bestreuten Deck eines kamtschadalischen Bootes ausstrecken, zwischen schneebedeckten Bergen, im herbstlichen Farbenschmuck prangenden Wäldern und weiten wogenden Grassteppen auf einem breiten, ruhigen Strom dahingleiten können; hätte er den Vollmond über dem schneeigen Gipfel des Vulkans Kljutschew aufsteigen und den Fluß mit zitterndem Lichtstreifen überbrücken sehen; hätte er dem leisen melancholischen Gesang der Schiffer gelauscht, zu dem das Plätschern der Ruder den Takt schlug, er würde Marivaux und Crébillon über Bord geworfen und sich einen würdigeren Begriff von den Freuden des Paradieses gebildet haben.

Ich weiß, daß ich mich mit meiner Bewunderung der landschaftlichen Schönheiten Kamtschatkas dem Verdachte der Übertreibung aussetze, und daß meine Begeisterung erfahreneren Reisenden, die Italien und die 72 Alpen gesehen haben, ein belustigtes Lächeln entlocken wird. Und doch schildere ich die Dinge, wie sie mir erschienen, behaupte aber nicht, daß Leute, die mehr zu sehen und zu beobachten Gelegenheit gehabt, denselben tiefen Eindruck davon empfangen hätten. Um mich der Worte eines spanischen Schriftstellers, die ich irgendwo gelesen habe, zu bedienen: »Einen Menschen, der nie den Glanz der Sonne geschaut, kann keinen Tadel treffen, wenn er den Glanz des Mondes für unerreichbar hält, noch den, der nie den Mond erblickt, wenn er von der unvergleichlichen Helle des Morgensternes spricht.« Hätte ich schon eine Rheinreise gemacht, das Matterhorn erstiegen, oder bei Vollmond den Golf von Neapel bewundert gehabt, so wäre meine Beurteilung Kamtschatkas vielleicht eine gerechtere und weniger begeisterte gewesen; aber im Vergleich zu allem andern, das ich in meinem Leben gesehen, waren die Berglandschaften des südlichen und mittleren Kamtschatka geradezu prächtig.

Dank dem Kurier, der uns vorausgeeilt war, fanden wir zu Schoroma ein kamtschadalisches Floß zu unserer Aufnahme bereit. Es bestand aus drei großen, ausgehöhlten Booten, die auf drei Fuß Entfernung neben einander gestellt und mit Riemen aus Seehundsfellen an dicke, querlaufende Pfähle befestigt waren. Darüber legte sich ein zehn Fuß langer und zwölf Fuß breiter Boden, der an Bug und Hinterteil jedes Bootes Raum ließ für Männer mit Rudern, welche dies schwerfällige Fahrzeug in irgend einer unbekannten, aber ohne Zweifel befriedigenden Weise steuern und fortbewegen sollten. Auf der Plattform, die sechs Zoll dick mit frischem Grase bedeckt war, schlugen wir unser kleines Zelt auf und staffierten es mit Bärenfellen, Decken und Kissen zu einer behaglichen Kajüte heraus. Flinten und Revolver wurden abgeschnallt und an die Zeltpfähle aufgehängt, die schweren Reitstiefel mußten bequemerem Schuhwerk weichen; die Sättel wurden für späteren Gebrauch in irgend einem Winkel aufgehoben, kurz alles so behaglich und elegant eingerichtet, wie die Verhältnisse es zuließen.

Nachdem wir uns noch einige Stunden ausgeruht 73 hatten, und unser schweres Gepäck auf einem anderen ähnlichen Fahrzeug untergebracht worden, spazierten wir das sandige Ufer hinab, riefen der Menge, die sich uns zu Ehren versammelt hatte, Lebewohl zu und bewegten uns langsam in die Strömung, während die Kamtschadalen am Ufer mit Hüten und Tüchern schwenkten, bis eine Flußbiegung sie unseren Blicken entzog.

Die Scenerie des oberen Kamtschatka war während der ersten zwanzig Meilen verhältnismäßig zahm und uninteressant, da die Berge von dichtem Fichten-, Birken- und Lärchenwald, der sich bis an den Rand des Wassers zog, vollständig verdeckt waren. Wir streckten uns mit Behagen auf die weichen Bärenfelle in unserem Zelte aus, bewunderten die mannigfaltigen Tinten des herbstlich gefärbten Laubes, freuten uns, wenn eine plötzliche Biegung des Flusses uns eine neue Aussicht eröffnete, oder unser Herannahen einen großen kamtschadalischen Adler von einem hervorragenden Felsen oder ganze Schwärme schreiender Wasservögel aufscheuchte, welche in langen Linien flußabwärts flogen, bis wir sie aus den Augen verloren. Da die Schiffahrt auf dem oberen Kamtschatka bei Nacht wegen der starken Strömung und den vielen ins Wasser gefallenen Baumstämmen schwierig und gefährlich ist, hielten es unsere Schiffer für geboten, bei hereinbrechender Dunkelheit nicht weiter zu fahren; wir zogen also unsere Fahrzeuge ans Ufer, um das Aufgehen des Mondes abzuwarten.

Nachdem im Gebüsch eine halbkreisförmige Lichtung geschaffen und Feuer angemacht war, wurden Kessel mit Kartoffeln und Fisch zum Kochen aufgehängt, und wir alle versammelten uns um die lodernde Flamme, um zu rauchen, zu plaudern und amerikanische Lieder zu singen. Für ein civilisiertes Auge war die Scene außerordentlich wild und malerisch. Der dunkle, verlassene Fluß, der über die in sein Bett gestürzten Baumstämme melancholisch dahinrauschte, der dichte Urwald, der ob der Störung seiner Einsamkeit erstaunt im Winde flüsterte, das hoch auflodernde Lagerfeuer, das einen düster roten Schein auf das Wasser warf und den umgebenden Wald magisch 74 beleuchtete, die Gruppen phantastisch gekleideter Männer, die auf zottigen Bärenfellen nachlässig um die Glut ausgestreckt lagen, das war ein Bild des Pinsels eines Rembrandt würdig.

Nach dem Nachtessen schichteten wir am Ufer Treibholz auf und entzündeten ein großes Freudenfeuer, schleuderten Feuerbrände auf die flussaufwärts schwimmenden und in die Höhe springenden Lachse, und erschreckten die Enten, die durch das ungewöhnliche Geräusch und den Feuerschein aus ihrem Schlafe aufgestört wurden. Als von unserem Freudenfeuer nur noch ein glühender Kohlenhaufen übrig war, breiteten wir unsere Bärenfelle auf dem weichen Sand dicht am Uferrand aus, legten uns nieder und betrachteten die funkelnden Sterne, bis der Schlaf uns in Traum und Vergessenheit wiegte.

Gegen Mitternacht wurde ich durch niederströmenden Regen und das Rauschen der vom Winde bewegten Baumwipfel geweckt. Als ich aus meinen durchnäßten Decken kroch, machte ich die Entdeckung, daß der Major und Dodd das Zelt unter den Bäumen am Ufer aufgeschlagen und darin Schutz gesucht, während sie mich verräterischerweise im Regensturm zurückgelassen hatten, als sei es für mich einerlei, ob ich unter einem Zelt oder in einer Schmutzpfütze schliefe. Ich überlegte, ob ich mich rächen und das Zelt über ihren Köpfen niederreißen, oder in dasselbe eintreten sollte, und beschloß endlich, einstweilen vor dem Regen Schutz zu suchen und meine Rache auf eine passendere Zeit zu verschieben. Kaum war ich wieder eingeschlafen, als das nasse Zelttuch mir übers Gesicht gezogen und mir zugerufen wurde aufzustehen, es sei Zeit zur Abfahrt. Ich kroch unter dem zusammengefallenen Zelt hervor und schritt verdrießlich unserem Fahrzeug zu, indem ich erwog, was für Schabernack ich Dodd und dem Major spielen könnte, um ihre Missethaten wett zu machen. Es war ein Uhr des Morgens, kalt, regnerisch, unbehaglich – aber es wurde angenommen, der Mond sei aufgegangen und unser kamtschadalischer Schiffer behauptete, es sei hell genug zur Abfahrt. Ich glaubte es nicht, aber meine schläfrig 75 abgegebene Meinung kam beim Major nicht zur Geltung, mein Protest wurde nicht beachtet. In der Bitterkeit meines Herzens hoffte ich, wir würden wider einen Baumstamm stoßen, streckte mich ärgerlich auf das durchweichte Gras unseres Floßes und suchte im Schlaf Vergessenheit alles Elendes. Widrigen Windes wegen konnten wir das Zelt nicht aufrichten, und mußten uns, so gut es ging, mit Wachstuch zudecken und frieren.

Ungefähr eine Stunde nach Tagesanbruch näherten wir uns der Niederlassung »Milkowa«, dem größten Dorf der Halbinsel. Der Regen hatte aufgehört, und das Gewölk brach sich, aber die Luft war noch kalt und unangenehm. Ein Kurier, der tags vorher von Schoroma in einem Boote abgesandt worden, hatte den Bewohnern unsere bevorstehende Ankunft gemeldet, und der Signalschuß, den wir an der letzten Flußbiegung abfeuerten, brachte die ganze Bevölkerung Hals über Kopf an das Ufer. Unser Empfang war geradezu eine Ovation. Die »Väter der Stadt«, wie Dodd sie nannte, zwanzig an der Zahl, waren in corpore auf dem Landungsplatze versammelt, verbeugten sich bis zur Erde, schwenkten ihre Hüte und schrieen: »zdrastuche«! Als wir noch fünfzig Meter vom Ufer entfernt waren, wurde aus einem Dutzend rostiger Steinschloßgewehre ein Salutschuß abgefeuert, der nicht ohne Gefahr für unser Leben war, und eine ganze Anzahl Eingeborene wateten durch das Wasser, um uns beim Aussteigen behilflich zu sein. Das Dorf lag in einiger Entfernung vom Flusse, und die Bewohner hielten zu unserer Beförderung Pferde bereit, die schlimmer aussahen, als alle, deren ich noch in Kamtschatka ansichtig geworden. Sie trugen hölzerne Sättel, die dem Giebel eines eckigen Hauses nachgebildet, ungefähr zwölf Zoll lange Steigbügel, die aus alten Riemenüberresten von Seehundsfellen zusammengestoppelt waren, Schwanzriemen aus Bärenhaut, und um die Nasen der Tiere hatte man Halfter von Walroßhaut geschlungen. Die Aufregung, welche herrschte, als wir uns anschickten aufzusteigen, war, glaube ich, ohnegleichen in den Annalen dieses friedlichen Dorfes. Ich weiß nicht, wie der 76 Major auf sein Pferd kam, aber ich weiß, daß ein Dutzend langhaarige Kamtschadalen ungeachtet unseres Widerstandes Hand an Dodd und mich legten, uns hin- und herzerrten, bis das Bemühen, irgend eines Teiles unserer unglücklichen Person habhaft zu werden, an den Kampf um die Leiche des Patroklus erinnerte, und uns schließlich triumphierend in atemlosem, erschöpftem Zustand in unsere Sättel hißten. Noch ein so gastfreundlicher Empfang würde uns für den Dienst der Russisch-Amerikanischen Telegraphengesellschaft für immer untauglich gemacht haben. Ich hatte nur gerade Zeit, einen flüchtigen Blick auf den Major zu werfen. Er sah aus wie eine Landratte, die rittlings auf dem Ende eines unter dem Winde liegenden Leesegelspiers eines Schnell-Kutters sitzt; der Ausdruck seines verzerrten Gesichtes war ein Gemisch von Schmerz, Belustigung und Erstaunen, der aber offenbar seinen widerstreitenden Gefühlen noch lange nicht gerecht wurde. Es war mir nicht möglich, ihn meiner sympathischen Teilnahme zu versichern, denn ein aufgeregter Eingeborener ergriff das Halfter meines Rosses, drei andere rangierten sich auf jede Seite, und ich wurde im Triumphe nach einem mir unbekannten Bestimmungsort entführt. Die unaussprechliche Lächerlichkeit unseres Aufzuges wurde mir in ihrem ganzen Umfange erst klar, als ich kurz vor dem Dorfe zurückblickte. Da thronten auf kamtschadalischen Kleppern der Major, Wuschin und Dodd mit ihren Knieen fast auf gleicher Höhe mit ihrem Kinn, nebenher trabten ein halbes Dutzend Eingeborene in excentrischen Kostümen, und eine ganze Prozession barhäuptiger Männer und Knaben führten den Nachtrab, indem sie mit scharfen Stöcken die armen Pferde zu vorübergehender Lebhaftigkeit anfeuerten. Ich dachte an einen römischen Triumphzug, in dem der Major, Dodd und ich die siegreichen Helden, die Kamtschadalen die Gefangenen spielten, die wir gezwungen, »unter dem Joch« durchzugehen und die nun unseren Einzug in die Siebenhügelstadt verherrlichten. Dodd meinte, er müsse seiner Einbildungskraft Gewalt anthun, sich uns bei dieser Gelegenheit als »siegreiche Helden« vorzustellen, 77 »heldenmütige Opfer« halte er für ebenso poetisch und der Situation entsprechender. Sein streng praktischer Verstand wollte von dieser phantastischen Idealisierung unseres Elendes nichts wissen. Die Aufregung nahm bei unserem Einzug in das Dorf eher zu, als ab. Unsere buntscheckige Eskorte gestikulierte, lief hin und her, schrie wie toll und erteilte unverständliche Befehle; an den Fenstern der Häuser erschienen und verschwanden Köpfe mit beunruhigender kaleidoskopischer Plötzlichkeit, und eine Unzahl von Hunden erschütterten die Luft mit einem wahrhaft höllischen Hunde-Jubelfest. Endlich machten wir vor einem großen einstöckigen Blockhause Halt; zwölf bis fünfzehn Eingeborene halfen uns aus dem Sattel. Sobald Dodd seiner verwirrten Geisteskräfte Herr werden konnte, frug er: »Was im Namen aller russischen Heiligen ist hier los? Sind alle die Menschen übergeschnappt?« Wuschin erhielt Befehl, den Starosta oder Stadtvorsteher rufen zu lassen, und einige Minuten später erschien der Würdenträger mit tiefen Bücklingen.

Nun folgte ein langes Zwiegespräch auf russisch zwischen dem Major und dem Starosta, das gelegentlich von Erklärungen in kamtschadalischer Sprache unterbrochen wurde, was gerade die Sache nicht klarer zu machen schien. Nach und nach besänftigten sich jedoch die strengen Züge des Majors, und schließlich brach er in so herzliches, ansteckendes Lachen aus, daß ich freudig einstimmte, obgleich ich gar nicht begriffen, um was es sich handelte. Sobald er nur einigermaßen seine Fassung wieder erlangt, stieß er hervor: »Die Eingeborenen haben Sie für den Kaiser gehalten«, und dann fing er von neuem an sich vor Lachen zu schütteln. Ich war ganz verblüfft, lächelte verlegen und wartete auf nähere Erklärung. Es scheint, daß der von Petropawlowsk abgesandte Kurier, der die Eingeborenen von unserem Kommen benachrichtigen sollte, einen Brief vom russischen Gouverneur bei sich trug, in welchem die Namen und Beschäftigungen der Mitglieder unserer Gesellschaft angegeben waren. Ich war darin als »Yagor Kennan, Telegraphist und Operator« aufgeführt. Es trug sich 78 nun zu, daß der Starosta von Milkowa sich der seltenen Fertigkeit erfreute, russische Schrift lesen zu können; der Brief war ihm also eingehändigt worden, um den Bewohnern des Dorfes den Inhalt desselben mitzuteilen. Über das unbekannte Wort »Telegraphist« hatte er sich vergeblich den Kopf zerbrochen, es stieg ihm auch nicht die leiseste Ahnung auf, was es bedeuten könnte. »Operator« jedoch, das klang schon bekannter: es war zwar nicht genau so buchstabiert, aber es sollte doch entschieden »Imperator«, »Kaiser«, heißen – und mit klopfendem Herzen ob dieser überraschenden Entdeckung und mit zu Berg stehenden Haaren, ob der Schwierigkeit seiner exegetischen Studien, eilte er davon, um die Nachricht zu verkünden, daß der Herrscher aller Reussen Kamtschatka besuchen und binnen drei Tagen in Milkowa eintreffen werde. Man stelle sich die Aufregung vor, die diese Kunde hervorrief! Wie konnte Milkowa am besten seine Loyalität, seine Bewunderung vor dem Oberhaupt der kaiserlichen Familie, dem rechten Arm der heiligen griechischen Kirche und dem mächtigen Monarchen von siebzig Millionen ergebener Seelen bezeugen? Der kamtschadalische Scharfsinn verzichtete auf die Beantwortung der Frage. Was konnte ein armes kamtschadalisches Dorf für die Bewirtung seines erhabenen Herrn aufbieten? Als die erste Aufregung sich gelegt hatte, wurde der Starosta eingehend wegen des Briefes befragt, der die Nachricht übermittelt hatte, und musste zugeben, daß nicht deutlich darin stünde, »Alexander Nikolaiwitsch, Imperator,« sondern »Yagor«, irgend etwas »Operator«, was der Hauptsache nach doch dasselbe sei, denn wenn es auch nicht den Kaiser selbst bedeute, so doch gewiß jemand von seinen nächsten Verwandten, der Anspruch auf gleiche Ehrfurcht hätte. Der Kurier war bereits wieder abgereist, ohne über den Rang der von ihm angekündigten Reisenden etwas haben verlauten zu lassen; er hatte nur erzählt, sie seien auf einem Schiff in Petropawlowsk angekommen, trügen prächtige Uniformen in Blau und Gold, und der Gouverneur und der Hafenkommandant hätten sie bewirtet. Die öffentliche Meinung 79 einigte sich schließlich dahin, daß Operator und Imperator etymologisch betrachtet, nahe verwandt seien, und daß der Mann mit diesem Titel ein hoher Würdenträger sein und zur kaiserlichen Familie in enger Beziehung stehen müsse. Unter diesem Eindruck hatten sie uns empfangen, und die armen Burschen hatten alles aufgeboten, um es an den geeigneten Ehrenbezeigungen und dem erforderlichen Respekt nicht fehlen zu lassen. Für uns war ja der Empfang eine harte Prüfung gewesen, aber derselbe hatte in unverkennbarer Weise die Loyalität der Bewohner Milkowas für die regierende Zarenfamilie dargethan.

Der Major unterrichtete den Starosta über unseren wirklichen Rang und unsere Beschäftigung, aber die Gastfreundschaft, die man uns erwies, war deshalb nicht weniger herzlich. Das Beste, was das Dorf aufzuweisen hatte, stand zu unserer Verfügung, und wir wurden mit einer Neugierde angestarrt, die bewies, daß fremde Reisende in Milkowa zu den größten Seltenheiten gehörten. Nachdem wir mit verschiedenen höchst merkwürdig zusammengesetzten Nationalgerichten Bekanntschaft gemacht, uns an Brot und Renntierfleisch wirklich gesättigt, kehrten wir in feierlichem Aufzug zum Landungsplatz zurück und traten unter dem Dröhnen von Salutschüssen unsere Weiterreise flußabwärts an. 80

 


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