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Fünftes Kapitel.

Olympischer Kampf.

 

Wenn die Welt es dem Homer nachgesehen, daß er ein Epos gedichtet wegen einer solchen Bagatelle, wie der wegen einer Weiberschürze entbrannte trojanische Krieg eine war, so mag sie getrost auch unseren olympischen Kampf sich gefallen lassen, denn dieser hatte wenigstens ein Ziel, das des Ringens würdig war.

Es war eine prächtige Gesellschaft, die »zu meiner Zeit« um den »Tisch der öffentlichen Meinung« saß. Lauter junge Litteraten. Albert Pálffy, Karl Bérczy, Albert Pákh, Obernyik, Koloman Lißnyay, Alois Degré; – zuweilen, wenn ihn seine Angelegenheiten nach Pest führten – auch Michael Tompa, dann Josef Irinyi, der »Auslands«-Leitartikler, Daniel Emödy, Redakteur des »Inlands« beim »Pesti Hirlap«, Paul Királyi, Hauptmitarbeiter des »Jelenkor«, Gustav Lauka, der Repräsentant des grotesken Humors. Lauter »Namen«. Der bekannteste unter allen war aber derjenige Petöfis. Von ihm eingeführt, erhielt auch ich ein Plätzchen am »Tische der öffentlichen Meinung«. So hieß im »Café Pillwax« der neben der Kasse stehende lange Tisch.

»Das ist der richtige Franzose«. Mit diesen Worten stellte mich Petöfi der jugendlichen Gesellschaft vor. Das war in jener Zeit das höchste Lob. Alle nach Freiheit strebenden Nationen blickten nach Frankreich; von dort her erwartete man die Morgenröte eines neuen Zeitalters. Wir lasen französische Bücher; Lamartines »Geschichte der Girondisten« und Tocquevilles »Demokratie« waren unsere Bibel. Petöfi war ein Bérangeranbeter, ich erblickte in Viktor Hugo mein Ideal. Albert Pálffy war unser Eugène Sue, Degré unser Paul de Kock, Josef Irinyi unser Emile de Girardin, Albert Pákh unser Jules Janin. Und diese Schule hätte für die Adepten leicht gefährlich werden können, wenn nicht eine bisher noch ungepflegte Richtung, die Volkstümlichkeit der Litteratur, hinzugekommen wäre. Bisher war es die Aufgabe des ungarischen Schrifttums, in einem Stil zu schreiben, der sich von der Alltagssprache löblich unterscheidet. Unsere Gruppe aber lancierte die Idee, daß der ungarische Schriftsteller in der Poesie jene Wortfügung, jenen Gedankengang, jene Ausdrucksweise zur Geltung bringen müsse, die wir im Alltagsleben gebrauchen, ja selbst das Idealisch-Schöne, das Poetische müsse aus dem Volksleben heraus entwickelt werden.

Ein mächtiger Vorkämpfer dieser Richtung war Szigligeti, der mit seinem » Szökött katona« (Der Deserteur) das ungarische Volksschauspiel siegreich auf der ungarischen Bühne einführte. Auch er errang mit diesem Werke nicht den akademischen 100-Dukatenpreis; einem anderen Stücke, das den Titel »Der Abenteurer« führte, wurde der Preis zuerkannt. Das Stück ist durchgefallen, den Namen des Autors habe ich vergessen. Szigligeti kam nicht in unseren Zirkel; er war damals schon Vater von vier Kindern; sein Jüngstes hielt ich über das Taufbecken. Ich wohnte bei Szigligeti, seine Häuslichkeit war mir ein zweites Heim.

Zu unserer Gruppe muß ich auch Sigmund Czakó zählen, der auf unserer Bühne das moderne Drama mit einem sensationellen Erfolg einbürgerte; und endlich Anton Csengery, den Redakteur des »Pesti Hirlap«, der zwar selbst nichts Belletristisches schrieb, jedoch mit seiner hohen Bildung und seinen universellen litterarischen Kenntnissen einen sehr wohltätigen Einfluß auf unsere ganze Gruppe ausübte. Von den Älteren hielt ermunternd und aneifernd noch Vörösmarty und Bajza zu uns, besonders aber Ignaz Nagy, dessen ich mich heute noch mit sehr angenehmen Gefühlen erinnere. Nagy war der Verfasser der » Budapesti rejtelmek« (Geheimnisse von Budapest).

Er war damals schon körperlich gelähmt; nur selten mehr sah man ihn auf der Straße, von seiner Frau am Arm geführt. Er saß den ganzen Tag zu Hause an seinem Schreibtische und schrieb jene lebenswahren Skizzen aus dem Budapester kleinen Leben, die von einem so heiteren Gemüte Zeugnis ablegen. Ich sah ihn zum erstenmale, als er mir sagen ließ, daß er über die » Hétköznapok« mit mir zu sprechen habe. Er hatte ein verblüffendes Gesicht, mit dunkelroten Flecken bis zu der übermäßig hohen Stirn hinauf, deren Glatze von einer glatt frisierten schwarzen Perücke unterbrochen ward. Dazu eine unendlich große, rote Nase Der Groll zwischen Ignaz Nagy und Petöfi hatte folgende Ursache: Petöfi variierte in einem seiner Gedichte den Refrain:
»Ein mürrischer, ernster Mann ist Herr Hase,
Obgleich der Lenz ihm blüht auf der Nase.«
Diese Anspielung bezog Ignaz Nagy auf sich selbst.
, über welche erstaunt zu sein man nicht Zeit hatte, so sehr wurde man durch die schielenden Augen gebannt, deren eines uns starr anschaute, als ob es von Stein wäre. Seine Stimme glich der eines kranken Kindes und in dieser abschreckenden Hülle hauste die edelste Seele; in diesem gelähmten Körper der energischeste Charakter. Noch nie war aus einem fremden Antlitz ein gütigerer Blick auf mich gefallen, als aus diesen fischstarren Augen. Und diese kranke Stimme verkündete mir die erste Freudenbotschaft. Auf seine Empfehlung hin hatte Hartleben meinen ersten Roman in Verlag genommen und mir dafür ein Honorar von 360 Silbergulden bewilligt. Das war damals für mich ein großes Kapital. Ich hatte es fürder nicht mehr nötig, in einer Advokaturskanzlei für sechs Gulden monatlichen Lohn Akten zu kopieren.

Ignaz Nagys väterliche Sorgfalt für mich reichte übrigens noch weiter. Er empfahl mich bei Frankenburg als Theaterkritiker. Der Redakteur der » Eletképek« hatte eben damals seinen Theaterreferenten entlassen, weil dieser mit den Künstlern gar zu grausam umgesprungen war; daher war ihm ein neuer Mitarbeiter sehr willkommen. Als Salär erhielt ich einen Freisitz im Theater und monatlich zehn Gulden zugesagt. Allein schon in der ersten Woche ging da mein Dienst zu Ende. Um die Sünden meines Vorgängers gutzumachen, lobte ich sämtliche Künstler über den grünen Klee, wie meine Begeisterung es mir eben in die Feder diktierte; und ich kann sagen, daß ich aus purer Überzeugung so schrieb, wie ich schrieb. Ich sah damals zum erstenmal in meinem Leben ein Ballett und war fest überzeugt, daß ich dieser ausgezeichneten Dame, die mit einer so liberalen Offenheit ihre körperlichen Reize zur Schau stellte, zu tiefem Danke verpflichtet sei. Nun, da hatte ich denn von Frankenburg schöne Dinge zu hören. »Reizende Sylphide« schreiben Sie? Ach ja, sagen Sie lieber: ein »Storch«. Das ginge übrigens noch an; aber ich hatte die Lilla Szilágyi, welche die Rolle der Smike in den »Bettlern von London« spielte, maßlos gelobt und von ihr gesagt, sie sei ein »liebenswürdiges Pflänzchen«, dem eine glänzende Künstlerlaufbahn bevorstehe. »Lassen wir sie, wo sie ist,« sagte mir Frankenburg; »sie hat doch kein Herz.« »Wenn sie keins hat, so wird sie eins haben,« erwiderte ich. »Gut, gut, aus dir aber wird kein Kritiker.«

Und so kam ich wegen Lilla Szilágyi um meine Kritikercarriere. Und doch hatte ich Recht, denn es wurde eine berühmte Künstlerin, die Bulyovßky, aus ihr. Jetzt aber segne ich mein Schicksal, daß alles so gekommen. Wenn ich jetzt irgend ein berüchtigter Kritiker wäre! Brrr! ein fürchterlicher Gedanke!

Nach einigen Tagen eröffnete sich mir übrigens ein neues Thätigkeitsgebiet. Paul Királyi forderte mich auf, bei seinem Blatte, dem »Jelenkor« als »Notizler« einzutreten. Als Salär bot er mir fünfunddreißig Gulden monatlich. Es versteht sich, daß ich mit beiden Händen zugriff. Tagesneuigkeiten zu schreiben war damals eine sehr dankbare Aufgabe. Das Blatt erschien dreimal wöchentlich. Heutzutage ereignen sich im Verlaufe von vierundzwanzig Stunden mehr Morde, Selbstmorde und Einbrüche, als damals in einem ganzen Jahre.

Ein »Tagesneuigkeitler« war denn auch ein gar angesehener Mann, wie folgendes Beispiel lehrt.

Ich wohnte, wie bereits erwähnt, bei Szigligeti. Wir mieteten im Sommer in einem ganz neuen Hause der Pfeifergasse eine Wohnung, wo ich mein eigenes Zimmer, mit einem Ausgang auf den Flur, hatte. Die anstoßende Wohnung stand noch leer; die Familie Szigligeti hauste über den Sommer im Stadtmeierhof zu Ofen. So wohnte ich denn ganz allein auf dem ersten Stockwerk des neuen Hauses, was mir gar sehr gefiel. Ich konnte da ganz ungestört arbeiten. Im Herbst kehrte die Familie Szigligeti zurück und auch in die anstoßende Wohnung zog die neue Mietpartei ein.

Mich trennte nur eine Thür von den Nachbarsleuten.

Gleich in der ersten Nacht erfuhr ich zu meinem Entsetzen, mit wem ich da unter einem Dache wohnte. Es war die Eigentümerin eines »Blumengartens«, die zugleich eine Tanzschule hielt. Welche Nachmittage! welche Nächte!

Das hielt ich nicht lange aus; ich bat Szigligeti, gegen diesen Unfug bei der Behörde energisch aufzutreten.

Szigligeti teilte meine Entrüstung und eilte sogleich zum Stadthauptmann, um dort Beschwerde zu führen.

»Herr! In meiner Nachbarschaft hat sich die Eigentümerin eines Blumengartens niedergelassen.«

»Mein Gott! auch die Blumen müssen irgendwo blühen.«

»Aber sie tanzen die ganze Nacht.«

»Damit schaden sie niemandem.«

»Aber nach dem Tanze ruhen sie aus.«

»Ganz natürlich.«

»Aber sie ruhen sehr geräuschvoll!«

Der Stadthauptmann nahm die Sache von der leichten Seite und meinte, er könne da nicht helfen; es sei schwer, sich da einzumengen; die Sache gehöre nicht zu seinem Wirkungskreise u. s. w., u. s. w.

Als aber Szigligeti mit der Bemerkung herausrückte: »Mein Zimmerherr, der Tagesneuigkeitler vom ›Jelenkor‹, kann wegen dieses Spektakels ganze Nächte nicht schlafen« – da fuhr der Stadthauptmann von seinem Sitze empor und setzte alle seine Kommissäre in Bewegung. Am folgenden Tage war der Blumengarten in ein anderes – Treibhaus versetzt.

Eine solche Macht war zu jener Zeit ein Tagesneuigkeitenredakteur.

Diese bildeten die Artillerie des Lagers und es gab deren drei im Feuer: Petöfi beim »Pesti Divatlap«, Albert Pákh bei »Pesti Hirlap« und ich beim »Jelenkor«.

Und wozu das Lager sollte, will ich auch erzählen.

Es gab nämlich auch ein gegnerisches Lager. Dasselbe bestand aus den Redakteuren der »Pecsovicsblätter«. Hatten wir unsere Dichter, so hatten jene ihre Kritiker. In Stil, Gedankengang, Ethik, politischem Glaubensbekenntnis waren die Habitués der »Gyülde« (Ressource) das gerade Gegenteil von unserem Tisch »der öffentlichen Meinung«. Wir waren die Radikalen, die Demokraten, die Liberalen, die Neuerer, jene waren die Konservativen, die Feudalen, die Rückschrittler. Wir benützten die Sprache des Volkes zur Poesie, jene benützten die Salonsprache zur Grobheit. Sie hatten ein belletristisches Blatt, den »Honderü«, Redakteur desselben war Lázár Petricsevich-Horváth. Dieser war der Anführer des gegnerischen Lagers: ein genialer Bonvivant, seltsam in seiner äußeren Erscheinung, bucklig und zwerghaft, mit einem tief zwischen den Schultern sitzenden Kopfe, einem satyrhaften Gesichtsausdruck und langen Armen, die schier bis zu den Knieen reichten; mit diesem seltsamen Exterieur verband er das verführerische Aplomb eines perfekten Gentleman.

Er hatte einen scheinbaren Vorzug voraus, nämlich den, daß er die halbe Welt bereist hatte und von den Celebritäten der hohen Kreise und des Auslandes wie von seinen guten Kameraden reden durfte; er war im adeligen Kasino zu Hause, kannte den Turf, war in der Lage, die ehelichen Verbindungen, die es in den Magnatenfamilien gab, im vorhinein anzukündigen und teilte über die Mode sehr fachgemäße Artikel mit. Dabei bewohnte er ein elegantes Appartement, gab Matinees, wo die jeunesse dorée der Aristokratie mit den Berühmtheiten der Künstlerkreise in Berührung trat. Außerdem versammelte er um sich alle jene Halbtalente der Schriftstellerwelt, die nicht zur Geltung kommen konnten, die unter Ach und Krach ihre Reime schmieden, an ihren Reminiscenzen vegetieren und fremdem Glanze ein Strählchen für sich entlehnen; durchgefallene Dramenschriftsteller, die zu Kritikern versauert sind, Neider alles dessen, was ursprünglich ist; dazu noch ein importierter Didaskalienschreiber, ein Fremder, der seinem Namen ein »ffy« anfügte, um ihn so magyarisieren.

Das war ein Feldzug! Jedermann schien zu ahnen, daß dies der einleitende Krieg sei zwischen der alten und der neuen Welt, ein Krieg, der nur mit der völligen Vernichtung eines der beiden Gegner ein Ende nehmen werde.

Ein entscheidender Schlag für den Feind war ein Lustspiel Szigligetis, dessen Hauptfigur ein Pasquillenschreiber war, den Gabril Egressy in der Maske, in seiner Art zu reden, in seinen Gesten als vollständigen Lázár Petricsevich-Horváth auf die Bühne brachte. Das Stück hatte eine ungeheure Wirkung, das Publikum stampfte Beifall und Lázár Horváth selbst, der in einer Prosceniumsloge saß, streckte die beiden langen Arme hinaus, und klatschte der wohlgetroffenen Kopie Beifall. (Das Stück aber wurde am folgenden Tage verboten.)

Schließlich ward dieser Schriftstellerkampf mit einer solchen Erbitterung geführt, daß dem Lázár Horváth die ungarischen Ausdrücke ausgingen und er das »Pesti divatlap« samt seinem Redakteur und seinen Mitarbeitern mit folgendem, dem Adelung entlehnten klassischen Titel beehrte: »Ein Lumpengesindel von Gemeinheiten!«

Hierfür mußte nun Emerich Vahot, unser Redakteur, von dem des »Honderü« Genugthuung mit den Waffen fordern. Sie schlugen sich auf Pistolen und hielten sich dabei sehr tapfer. Vahot schoß zuerst und traf nicht, darauf sprach Lázár Horváth: »Du spottest mich einen Buckligen, ich könnte dir jetzt das Bein wegschießen und dich dann einen Lahmen spotten!« Nach diesen Worten schoß er seine Pistole in die Luft ab.

Weniger glatt verlief der Zweikampf zwischen Josef Irinyi und Vida, der die Polemik zwischen den liberalen und konservativen Blättern abschloß. Hier schoß Irinyi dem Vida den Arm durch.

Mit diesen Duellen war der ganze Feldzug zu Ende. Gleichwie im Privatleben der Streit ein Ende nehmen muß, der mit einem Zweikampf entschieden worden, muß auch in den Zeitungen das odiose Thema fallen gelassen werden. Die Redakteure reichten einander die Hände und versöhnten sich miteinander.

Die Folge hiervon war, daß Petöfi die Mitglieder des »Tisches der öffentlichen Meinung« um sich versammelte und eine Erklärung von ihnen unterfertigen ließ, in welcher sie sich sämtlich verpflichteten, in kein einziges der damals bestandenen Blätter auch nur eine Zeile zu schreiben, sondern ein eigenes Organ zu gründen und bei diesem thätig zu sein. Zehn Schriftsteller unterschrieben dieses Pronunciamento und daher stammte ihr Name: »Die Gesellschaft der Zehn.«

Dieser Streik war gefährlich für die belletristischen Blätter. Die Abstinenz der zehn fleißigsten Schriftsteller mußte das Zusammenschmelzen des lesenden Publikums zur Folge haben. Man konnte sie nicht mit den alten Schriftstellern ersetzen, denn diese versprachen nur, hielten aber nichts und schlugen ihre Dienste gar zu hoch an.

Doch auch wir Zehn waren zur Unthätigkeit verurteilt, denn die Statthalterei verweigerte die »Konzession« zu dem neuen Blatte. »Wo sollte man die Censoren für so viele Blätter hernehmen?« meinten die hohen Herren. An Protektion aber fehlte es uns vollends.

Endlich war Frankenburg der Weise, der die richtige Lösung des » et caprum et caules« fand. Er sagte uns: »Ihr braucht ein Blatt, ich brauche Mitglieder; hier ist mein Blatt, tretet bei diesem ein.«

Das Angebot wurde angenommen: die Zehn (mit Ausnahme Obernyiks, der zu Vahot ging) übernahmen die »Eletképek« und der Verleger Gustav Heckenast übertrug mir die Redaktion. Frankenburg ging nach Wien, wo er ein Amt in der ungarischen Hofkanzlei erhielt.

Ich war genau 21 Jahre alt, als ich selbständiger Redakteur ward. Heute noch nehme ich mit einem wonnigen Gefühl jene drei großen Bände zur Hand, welche die von mir redigierten »Eletképek« enthalten.

Welch eine Schatzkammer!

Hier finden sich Petöfis schönste Gedichte, hier die Werke des neuen litterarischen Sternes (nein, Sonne muß ich sagen), Johann Arany; Michael Tompa, Paul Gyulai, Karl Száß, Lévay, Albert Pàlffy, Lißnyai, Mentovich, Vasváry, Gabriel Papp, Ignaz Nagy, Helfy, Lauka, Degré, Johann Vajda, Andreas Tóth, Albert Pákh, Koloman Tóth, Dobsa, Roboz, Moriz Ludafi, Bozzai, Samarjai, Kulcsár, Julius Bulyovßky, Julie Szendrei, Sarolta: lauter jugendliches Feuer, überquellende Begeisterung, warme Empfindung, Poesie, Schwärmerei! Außerdem die besten von der alten Garde: Vörösmarty, Jósika, Frankenburg, Garai, Gabriel Egressy, Bernát Gazsi, Antunovics, Balthasar Adorján. Und ich selbst war auch da bei der Arbeit und wir hatten allezeit ein Losungswort: » Excelsior!«

Und alles, was heute nur mehr dämmernde Erinnerung ist, war damals leuchtende Hoffnung. Die Freiheit selbst, damals ein seltener Demant, ist heute schon der Kies, mit dem wir unsere Wege beschottern.

... Ich war nun keine Null mehr, ich war schon jemand und außerdem auch etwas. Ich hatte nämlich inzwischen die Advokatenprüfung gemacht und war nun diplomierter Landes- und Wechselgerichtsadvokat.

Mein Diplom war allerdings nur » laudabilis« und nicht » praeclarus«. Das mündliche Rigorosum bestand ich mit Glanz, aber in der »Skriptoristik« fand man, daß ich des ungarischen Stils nicht ausreichend mächtig sei.

Die Promulgierung meines Advokatendiploms in der Komitatskongregation war ein genug feierlicher Anlaß für mich, meine Heimatstadt zu besuchen.

Mit erhobenem Haupte konnte ich jetzt vor den glänzenden Meeraugen der schönen Fee erscheinen.


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