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Herr von Nieß führte seine schöne Tischgenossin in die glänzenden Eßzirkel an eine Stelle, wohin das väterliche Ohr nicht langte. Der Eßsaal war die grüne Erde, mit einem von Laubzweigen durchbrochenen Stückchen Himmel dazu. Lustbeklommen überflog Theoda mit dem scheuen Auge die wallende Menge, in der weiblichen Hoffnung, ob doch nicht zufällig daraus der Gehoffte auffliege. Ihre Seele quälte, sehnte sich immer heftiger und immer unverständiger; ihr war, als müsse er überall gehen und sitzen. In diesen Frauen-Rausch hinein reichte nun der Edelmann den Brief, den Theudobach an ihn geschrieben. Mehr bedurfte ihre Seele nicht, um den Tisch-Trompeten leise nach zu schmettern, um das Erden-Leben für Sonnenstern-Leben zu halten und um außer sich zu sein.
Nun standen alle Rosenknospen als glühende Rosen aufgebrochen da. Sie drückte Nießens Hand im Feuer, und er freuete sich, daß er keinen andern Nebenbuhler hatte als sich selber. Die Neuigkeit lispelte sich bald von seiner zweiten Nachbarin die Tafel hinab. Er brachte deswegen, da er schon als Freund eines Groß-Autors Aufmerksamkeit gewann, mehre Sentenzen teils laut, teils gut gedreht hervor, weil leicht auszurechnen war, wie sie vollends umlaufen würden, wenn er mit dem Dichter in Eins zusammengeschmolzen. Die Tischlustbarkeit stieg zusehends. Das Brunnen-Essen ist, ungleich dem Brunnen-Trinken, die beste Brunnen-Belustigung und ohnehin froher als jedes andere; außer der Freiheit wirkt noch darin, daß man da keinen andern Arbeittisch kennt als den Eßtisch und keine Schmollwinkel als die Badewanne.