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Das Täubchen

In diesen dunkeln Hainen
Ging ich den losen Kleinen,
Die Köcher tragen, nach;
Hier, Chloe, hier im Grünen
War Amor unter ihnen;
Ich hörte, was er sprach.

O wenn in diesen Schlingen
Wir nun das Täubchen fingen,
Das mir die Mutter wies!
O lockt es, singt, ihr Brüder;
Ihr wißt, daß sich durch Lieder
Schon manches täuschen ließ.

»Komm, Täubchen, komm! den Wagen
Der Venus, sanft getragen
Vom Zephyr, sollst du zieh'n;
Sollst unter Blüthen wallen,
Wenn in des Adlers Krallen
Die Donnerkeile glüh'n.

Er muß den Zeus begleiten,
Und gegen Riesen streiten,
Und mit in's Treffen gehn;
Du kannst in kleinen Kriegen
Uns nur zur Seite fliegen,
Und überwinden sehn.

O komm! In wenig Tagen
Wirst du verlassen klagen,
Dein Liebling eilt von hier;
Getreuer sind die Gatten
In Paphos sicherm Schatten;
Kein Falke raubt sie dir.

Du sollst mit Amoretten
Dich auf den Gürtel betten,
Der unsre Göttinn ziert;
Geschmeichelt von Najaden,
Soll dich die Quelle baden,
Die Venus nur berührt.«

So sangen sie, die Brüder.
O süße Macht der Lieder!
O zauberischer Wahn!
Das Täubchen kömmt geflogen,
Setzt sich auf Amors Bogen,
Und sieht den Knaben an.


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