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An den geheimen Rath Klotz,

als er eine Geschichte des Cupido in einer seiner Schriften entworfen, und eine Geschichte der Hölle angekündigt hatte.

Dort, wo der May hernieder blickt,
In jenem Thale, das, entzückt,
Sich mit den ersten Blumen schmückt,
Sah ich ein Chor von Liebesgöttern
Vertieft in den Geschichten blättern,
Die eine Muse Dir erzählt:
Wie Grazien den Amor wiegten,
Und ihn durch manches Spiel vergnügten;
Wie er mit Psychen sich vermählt;
Wie seine gold'nen Waffen kriegten
Und über alle Götter siegten;
Wie, bey der Leyer Harmonie,
Den stärksten Löwen er bezwungen,
Und dann die Keule sich errungen,
Die bis zum Tartarus gedrungen.
Dieß, Freund, dieß alles lasen sie;
Da sprach ein Amor zu dem andern:
Uns will, der dieses schrieb, entflieh'n;
Des Pluto Reich will er durchwandern;
Allein wir selbst begleiten ihn.
Ixions Rad muß er nicht hören,
Ihn darf der Cerberus nicht stören,
Ihm rauschet nicht der Höllenfluß,
Nicht sehen wird ihn Tantalus,
Und nicht der müde Sisyphus.
Nur auf besonnten, stillen Höhen
Soll er mit Liebesgöttern gehen.
Im blühendem Elysium
Versammeln wir um ihn herum
Corinnen, Lesbien, Helenen,
Mit allen einst gepries'nen Schönen.
Umarmen soll ihn da Tibull;
Ein neues Lied singt ihm Catull.
Der dort in seines Mädchens Hand
Den muntern Sperling wiederfand.
Es sollen artige Satyren
Den besten Wein zur Hölle führen,
Und da, wo sonst kein Becher winkt,
Wo man nur Lethens Wasser trinkt,
Soll er, wir wollen ihn belauschen,
Sich mit Anakreon berauschen.


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