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An zwey Täubchen

Ihr Täubchen, welche beyde
Mein Amor einst gepaart,
Als ihr, auf jener Weide,
Des Knaben beste Freude,
Das Spiel der Nymphen wart!
O grüßt, mit jedem Morgen,
Den frommen Dichter hier:
Euch zärtlich zu versorgen
Befahl Cythere mir.

Seh' ich, zu meinen Füßen,
Euch froh und sicher küssen,
Ihr Unschuldvollen ihr!
Dann denk' ich an Belinden;
Sie ließ in diesen Gründen
Mich auch die Liebe finden.
Allein, bedauert mich;
Weit glücklicher, als ich,
Seyd ihr, geliebte Täubchen,
Wenn ihr im Haine girrt,
Und das getreue Weibchen
Um seinen Gatten irrt.
Wie ruhig könnt ihr spielen,
Wie ruhig, dort im Kühlen,
In wollustreicher Nacht,
Wo keine Mutter wacht,
Wo neben eurem Bettchen
Bekränzte Freyheit lacht,
Und kein bewegtes Blättchen
Die Liebe schüchtern macht!
Hier, unter öden Bäumen,
Hier, auf verlass'ner Flur,
Von ihrem Kusse träumen,
Ihr Täubchen, darf ich nur:
Denn ach! Belinde fliehet
Das Thal, den Wasserfall,
Die Grotte selbst, und siehet
Verräther überall.

O glaubte nur Belinde,
Dem guten Götterkinde,
Der Liebe treuem Ruf,
Die sie, mit sanftem Herzen,
Zu Küssen und zu Scherzen,
Wie euch, ihr Täubchen, schuf!


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